FC Bayern lernt aus JHV-Eklat: Wortmeldungen dieses Mal vor Präsidiumswahl, doch Katar spaltet weiter

München - Der FC Bayern München hat am Samstagabend seine turnusmäßige Jahreshauptversammlung (JHV) abgehalten.

Am Samstagabend lud der FC Bayern München zur Jahreshauptversammlung in den Audi Dome.
Am Samstagabend lud der FC Bayern München zur Jahreshauptversammlung in den Audi Dome.  © Angelika Warmuth/dpa

Einleitend nutzte der Präsident des Vereins, Herbert Hainer (68), seine Eröffnungsrede, um sich für das Debakel aus dem vergangenen Jahr bei der JHV zu entschuldigen und räumte Fehler ein.

Damals hatte Hainer beim Streit-Thema "Katar" an einem bestimmten Punkt die Wortmeldungen abgewürgt, was für reichlich Protest der Mitglieder sorgte. Ehrenpräsident Uli Hoeneß (70) nannte es eine "der schlimmsten Veranstaltungen", die er je bei den Bayern erlebt hatte.

Als Folge des Eklats ging man daher dazu über, dieses Jahr die Mitglieder zur Causa Katar und dem Geschäftspartner "Qatar Airways" vor der Präsidiumswahl zu Wort kommen zu lassen. Was von den Mitgliedern auf breite Zustimmung traf.

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Der Bayern-Präsident warb dafür, dem Verein weiter dienen zu dürfen, bekannte sich zum Engagement für die Ukraine-Kriegsopfer und schickte eine Warnung in Richtung Wolfsburg. Deren Frauenmannschaft mache es sich an der Tabellenspitze zu bequem - das sollen die FC-Bayern-Damen bald ändern. Hainer wurde schließlich mit Applaus statt Buh-Rufen vom Podium verabschiedet.

Vorstands-Boss Oliver Kahn (53) schickte seinerseits eine Kampfansage an die Fußball-Bundesliga der Herren und stellte klar, dass man sich auch in diesem Jahr den Meistertitel krallen will: "Wir wollen diese unglaubliche Serie fortsetzen. Und damit müssen wir morgen gegen Freiburg anfangen." Die Zahl "Elf" sei schließlich eine besondere im Fußball.

Umstrukturierung der Champions League bringt Fans an ihre Grenzen

Gemeinsam für den FC Bayern: stellv. Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn, Präsident Herbert Hainer, 1. Vizepräsident Dieter Mayer und der 2. Vizepräsident Walter Mennekes (v.l.).
Gemeinsam für den FC Bayern: stellv. Vorstandsvorsitzender Jan-Christian Dreesen, Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn, Präsident Herbert Hainer, 1. Vizepräsident Dieter Mayer und der 2. Vizepräsident Walter Mennekes (v.l.).  © CHRISTOF STACHE / AFP

Gute Laune trotz trockenem Thema konnte Finanz-Boss Jan-Christian Dreesen (55) verbreiten: Finanziell steckte der Verein die jüngsten Krisen gut weg und steht heute - auch im Vergleich zu anderen europäischen Top-Clubs - sehr gut da und schreibt weiterhin schwarze Zahlen.

Dreesen sei aufgrund der Entwicklungen überzeugt, dass man zum Ende der Saison einen Umsatz von mindestens 770 Millionen Euro vermelden darf.

Feuchte Augen bekam er schließlich, als er sich zum Ende seiner letzten Rede als Vorstandsmitglied beim FC Bayern bei seinen Wegbegleitern für die letzten zehn Jahre bedanken wollte und ihn der Saal mit stehenden Ovationen unterbrach.

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Als die Fans zu Wort kamen, brachte eröffnend Fabian Stammberger als Sprecher für die Südkurve wohl die wichtigsten Punkte auf die Liste. Neben der Kritik an der Katar-Situation priorisierte er vor allem die Neustrukturierung der Champions League.

Die Fans hätten nicht unbegrenzt Finanzen und Urlaubstage zur Verfügung, um ihren Verein zu unterstützen. Viele müssten nach Jahren erstmals überlegen, welche Spiele in den Stadien sie noch begleiten könnten und welche nicht mehr möglich wären.

Streitthema "Katar" provoziert ständige Buh-Rufe

Zuspruch trotz Reibereien. Von 1395 Wahlberechtigten wählten 1092 Mitglieder Herbert Hainer erneut zum Präsidenten des FC Bayern München.
Zuspruch trotz Reibereien. Von 1395 Wahlberechtigten wählten 1092 Mitglieder Herbert Hainer erneut zum Präsidenten des FC Bayern München.  © Angelika Warmuth/dpa

Vor allem das Schlagwort "Katar" konnte kaum genannt werden, ohne dass es nicht Buh-Rufe und wütende Reaktionen von den Rängen gab.

Ein weiterer Sprecher kritisierte vor allem, dass der FC Bayern sich nicht öffentlich negativ zu der Situation in Katar äußern würde.

Ein Botschafter von Katar würde schließlich bereits damit "hausieren" gehen, dass die Münchner regelmäßig zum Trainieren kommen würden und nichts an Kritik käme.

Präsident Hainer betonte daraufhin: "Schweigen tun wir auf keinen Fall." Ob der umstrittene Sponsoring-Vertrag verlängert werde, konnte er noch nicht beantworten. Da müsse man viele Faktoren berücksichtigen, wenn es soweit sei.

Sehr schnell konnte dafür etwas ganz anderes abgesegnet werden. Ein Sprecher fragte nach, ob man die Tickets, auf denen "Südtribüne" steht, nicht offiziell auch in "Südkurve" umbenennen könne.

Die Südtribüne gäbe es schließlich eher bei einem Verein, der alle paar Jahre mal Vize-Meister wird, so der Seitenhieb in Richtung BVB. "Warum eigentlich nicht?", reagierte daraufhin Dreesen schmunzelnd. "Wir machen das."

Herbert Hainer bleibt - mit Dämpfer - Präsident beim FC Bayern München

An Vertrauen eingebüßt, aber immer noch genug Rückhalt: Herbert Hainer wurde mit 78,27 Prozent zum Vereins-Präsidenten wiedergewählt.
An Vertrauen eingebüßt, aber immer noch genug Rückhalt: Herbert Hainer wurde mit 78,27 Prozent zum Vereins-Präsidenten wiedergewählt.  © Angelika Warmuth/dpa

Bei der anschließenden Präsidiumswahl wählten die 1395 Stimmberechtigten im Audi Dome Herbert Hainer erneut zum Präsident des Vereins.

Mit 1092 Ja-Stimmen, 218 Nein-Stimmen und 85 Enthaltungen bleibt der Ex-Adidas-Chef weiterhin im Amt. "Vielen Dank für ihr Vertrauen. Ich werde sie nicht enttäuschen", so der 68-Jährige.

Dennoch bleibt ein bitterer Nachgeschmack: Im vergangenen Jahr erhielt er über 98 Prozent der Stimmen, dieses Mal waren es nur knapp über 78 Prozent.

Vize-Präsident bleibt weiterhin Dieter Mayer mit 1017 Ja-Stimmen, 307 Nein-Stimmen und 71 Enthaltungen. Sein Vertreter ist auch künftig Walter Mennekes mit 1165 Ja-Stimmen, 148 Nein-Stimmen und 82 Enthaltungen.

Im Anschluss konnten unter dem Programmpunkt "Verschiedenes" Fans weitere Anliegen vortragen. Besonders engagiert zeigte sich ein Sprecher, der die Nachwuchsarbeit bemängelte. Eigengewächse bekämen keine Möglichkeiten, es in die erste Mannschaft zu schaffen.

"Wo anders wären sie überall, aber nicht mehr in ihren Ämtern", so seine harten Abschlussworte in Richtung Bayern-Bosse.

Titelfoto: Angelika Warmuth/dpa

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