Pokal-Sensation! Freiburg wirft FC Bayern raus und beendet Tuchels Traum vom Triple
München - Der SC Freiburg hat die Allianz Arena erobert! Die Breisgauer haben im Viertelfinale des DFB-Pokals beim FC Bayern einen 2:1 (1:1)-Sieg eingefahren, stehen im Halbfinale. Es war der erste Erfolg in München - und was für einer!
Als sich am Dienstagabend zu später Stunde wohl alle schon auf eine Verlängerung eingestellt hatten, blockte Jamal Musiala einen Schuss von Nicolas Höfler im Strafraum mit der Hand. Schiedsrichter Harm Osmers zögerte nicht und zeigte auf den Punkt. Nervenaufreibende Augenblicke später gab es für Lucas Höler und Co. dann kein Halten mehr.
Der Stürmer hatte sich das Leder geschnappt, die Nerven behalten und dieses in der Nachspielzeit halblinks unter die Querlatte zum späten 2:1-Sieg für die Gäste in die Münchner Maschen bugsiert.
Es war der Höhepunkt einer überaus dramatischen Schlussphase und ein ganz besonderer Erfolg für die Gäste. Nach zuvor 23 Duellen zwischen beiden Teams in der Bundesliga war es der erste Sieg der Breisgauer nach insgesamt 20 Niederlagen und drei Remis in der bayerischen Landeshauptstadt - und das ausgerechnet im Pokal. Was für ein Märchen!
Dabei hatte es nach dem Premierenerfolg der Freiburger lange Zeit wahrlich nicht ausgesehen.
Denn die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel hatte vor 75.000 Fans das Kommando über Ball und Spiel übernommen, sich gegen den auf Kompaktheit bedachten Außenseiter in der ersten Viertelstunde so mehr als 70 Prozent Ballbesitz gesichert.
Wirklich gefährlich wurde es zunächst aber nicht. Freiburg machte den Roten, bei denen Joao Cancelo für Alphonso Davies in der Startelf stand, das Leben schwer. Ein erster Abschluss von Leroy Sané zischte links am Kasten vorbei (12. Minute). Wenig später machte es Dayot Upamecano dann besser - bezeichnenderweise nach einer Standardsituation!
FC Bayern geht durch Dayot Upamecano in Führung - Nicolas Höfler gleicht für SC Freiburg aus
Nach einem feinen Schnittstellenpass von Cancelo auf Sané konnte dessen Querpassversuch nur zur Ecke geklärt werden. Diese brachte Joshua Kimmich von links in den Sechzehner, in dem der Verteidiger sich gegen Johannes Eggestein mit viel Körper- und Armeinsatz durchsetzen und zur verdienten 1:0-Führung in die rechte Ecke einnicken konnte (20.).
Die anschließenden Proteste der Gäste verhallten. Osmers hatte kein strafwürdiges Foulspiel gesehen, auch sein Kollege, VAR Robert Schröder, griff sehr zum Unmut von Freiburg-Coach Christian Streich nicht ein. Zum Glück für die Bayern, welche sich bei einem Pfiff wohl nicht hätten beschweren dürfen!
Mit einer gehörigen Menge Wut im Bauch und dank einer kleinen Schwächephase der nun deutlich zu nachlässig agierenden Münchner, die bis dato rein nichts zugelassen hatten, lieferten die Breisgauer die Antwort anschließend einfach auf dem Rasen.
Ein Abwehrversuch von Upamecano landete im eigenen Sechzehner halbrechts bei Kingsley Coman. Der Franzose wollte völlig unbedrängt klären, tat dies allerdings viel zu halbherzig und vor allem genau in die Mitte des Feldes.
In dieser war Höfler zur Stelle, fackelte nicht lange und beförderte den Ball mit einem sehenswerten Dropkick aus knapp 25 Metern mit seinem schwachen Linken unhaltbar für Yann Sommer wuchtig halbhoch zum 1:1 neben den rechten Pfosten (27.).
Da Matthijs de Ligt auf der Gegenseite nach einer Kimmich-Ecke das Leder aus 13 Metern über die Latte hämmerte (31.) und Matthias Ginter kurz vor der Halbzeit gegen Thomas Müller nach einem Patzer von SCF-Keeper Mark Flekken, der den Ball in die Mitte abgewehrt hatte, vor der Linie klären konnte (45.), ging es mit dem Remis in die Kabinen.
FC Bayern bestimmt im DFB-Pokal gegen SC Freiburg die Partie - und fliegt dennoch im Viertelfinale raus
Ob sich Tuchel den zwar zugunsten seines Teams einseitigen, jedoch auch wenig chancenreichen Spielverlauf so vorgestellt hatte? Wohl eher nicht.
Denn auch im zweiten Durchgang hatten seine Spieler zwar mehr von der Partie, Freiburg hielt allerdings mit Wille und viel Geschick dagegen.
Im letzten Drittel gab es für Choupo-Moting und seine Kollegen deshalb kaum ein Durchkommen, dazu gesellten sich kleinere Ungenauigkeiten, die ebenso wenig förderlich waren. Und dennoch hätte es in der 62. Minute beinahe geklingelt - wieder nach einem ruhenden Ball des Rekordmeisters.
Ein Freistoß von Kimmich aus dem linken Halbfeld landete auf dem Kopf von Benjamin Pavard, der das Leder in Richtung Tor verlängerte. Flekken konnte nur zuschauen, wie die Kugel an die Latte knallte.
Die Bayern erhöhten sukzessive immer weiter den Druck. Die Einwechslungen von Serge Gnabry und Jamal Musiala sorgten zusätzlich für frischen Wind, wenngleich Geistesblitze auch weiter ausblieben.
Freiburg kam kaum aus der eigenen Hälfte, die Partie entwickelte sich zu einem Geduldsspiel ohne echte Highlights. Es schien dennoch nur eine Frage der Zeit, ehe die Bayern mit einem zweiten Tor den Einzug ins Halbfinale perfekt machen würden. Die beste Chance dafür hatte Gnabry, der mit seinem Abschluss aus spitzem Winkel das Gehäuse allerdings knapp verfehlte (88.).
Als Tuchel wohl schon über Veränderungen für die Verlängerung nachdachte, überschlugen sich die Ereignisse dann - mit dem Aus im Viertelfinale als Resultat. Der Traum vom Triple ist ausgeträumt, auf den Coach kommt viel Arbeit zu.
Statistik zum Spiel zwischen dem FC Bayern München und dem SC Freiburg im DFB-Pokal
Viertelfinale
FC Bayern München - SC Freiburg 1:2 (1:1)
Aufstellungen
FC Bayern München: Sommer - Pavard, Upamecano, de Ligt, Cancelo - Kimmich, Goretzka (79. Mané) - Sané, Müller, Coman (64. Gnabry) - Choupo-Moting (64. Musiala)
SC Freiburg: Flekken - Sildillia, Ginter, Gulde, Günter - Eggestein, Höfler - Doan, Höler, Grifo (68. Sallai) - Gregoritsch
Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
Zuschauer: 75.000 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Upamecano (20.), 1:1 Höfler (27.), 1:2 Höler (90.+5, Handelfmeter)
Gelbe Karten: Upamecano (1), Mané (1), Musiala (1), Pavard (1) / Gregoritsch (1), Sildillia (1)
Titelfoto: Christof STACHE/AFP