FC Bayern trifft auf Lazio: Tuchels endgültiges Aus - oder doch noch ein letztes Hurra?
München - Volle Arena, Flutlicht, Hymne der Champions League - das hat schon oft große Fußballabende in München ausgelöst. Doch können sich Thomas Tuchel (50) und die Stars des FC Bayern gegen Lazio Rom noch einmal verbünden?
Der Münchner Comeback-Plan gegen die Römer sieht wie folgt aus: Auf ihrer Lieblingsbühne finden Trainer Tuchel und die Mannschaft noch einmal zueinander, verbünden sich dabei für ein letztes, überragendes Ziel in ihrer Zusammenarbeit.
Ein frühes Aus in Europa am morgigen Dienstag - Anpfiff der Partie ist um 21 Uhr - würde die Saison der Roten endgültig vollends in Schutt und Asche legen. Und vermutlich Konsequenzen erfordern, dem Übungsleiter droht dabei das vorzeitige Aus!
Tuchel richtete wohl auch deshalb etwa 32 Stunden vor dem Spiel gegen Lazio einen für ihn durchaus ungewöhnlichen Hilferuf an die Fans. "Wir brauchen auf jeden Fall ein emotionalisiertes Stadion!"
Hilfe von außen scheint das letzte Mittel für den nächsten in München gescheiterten Coach sowie eine nur noch sporadisch Topleistungen liefernde Mannschaft, um das 0:1 aus dem Hinspiel doch noch umzubiegen und ins Viertelfinale vorzustoßen.
Abwehrspieler Matthijs de Ligt (24) beschrieb am heutigen Montag mit drastischen Worten die vertrackte Situation, in der sich die Roten befinden: "Wir sind alle zusammen in der Scheiße - und müssen auch zusammen da rauskommen."
Jamal Musiala vom FC Bayern vor Spiel gegen Rom: "Es ist richtig nervig, wie es gerade läuft"
Tuchel erweckte als zweiter Redner des Tages im Mediensaal der Allianz Arena nicht den Eindruck, als wenn in ihm noch ein großes Bayern-Feuer lodert.
Auch wenn der Trainer versicherte: "Es kann sich jeder sicher sein, dass es niemanden gibt, der mehr Ehrgeiz hat, das Spiel zu gewinnen als ich." Die gezeigte Körpersprache passte irgendwie nicht zu den sehr kämpferischen Worten des 50-Jährigen.
Und auf die Frage, ob er auch das Gefühl habe, dass ein Achtelfinal-Knockout zu neuen Überlegungen über seine zum Saisonende beschlossene Trennung führen könnte, antwortete er kühl: "Nicht von meiner Seite. Ich weiß, was wir vereinbart haben."
Tuchel lässt die Restlaufzeit in München über sich ergehen, auch wenn ihm das Scheitern zusetzt.
"Ich bin ein sehr schlechter Verlierer. Ich tue mich sehr schwer, mit Niederlagen umzugehen und nicht den Einfluss zu haben, den ich von mir selbst verlange. Es fällt mir gerade schwer, auf die schönen Seiten dieses Jobs zu blicken." Trotzdem glaubt er, "daran zu wachsen". "Es ist ein schönes Spiel, um wieder reinzukommen", sagte Verteidiger de Ligt durchaus hoffnungsvoll.
"Es ist richtig nervig, wie es gerade läuft", stöhnte derweil Nationalspieler Jamal Musiala (21) nach dem einmal mehr extrem enttäuschenden 2:2 beim SC Freiburg, das die Leverkusen-Jagd in der Bundesliga quasi zum Erliegen brachte.
FC Bayern gegen Lazio: Aus im Achtelfinale der Champions League würde in Saison-Gesamtbild passen
Tuchel mauerte bei Fragen zu seiner Startelf, in die Nationalspieler Leroy Sané (28) jetzt trotz seiner Knieschmerzen zurückkehren könnte, entweder für Thomas Müller oder Youngster Mathys Tel (18) - Verteidiger Dayot Upamecano (25) ist nach seiner folgenschweren Roten Karte in Italien gesperrt.
Tuchels Matchplan dreht sich um Geduld, um in 90 Minuten oder - wenn nötig - einer Verlängerung mit mindestens zwei Treffern Unterschied zu siegen.
"Geduld ja, wenn es darum geht, nicht frustriert zu werden und nicht den Plan und den Kopf zu verlieren. Geduld nein, wenn es nur darum geht, Ballbesitz zu generieren", erläuterte der Trainer deutlich. Die "große Überschrift" des Coaches zum Spiel lautet: "Wir haben keine Zeit zu verlieren."
Die Bayern müssen entsprechend richtig Dampf machen. "Wir brauchen einen Sieg mit zwei Toren Unterschied, eine Topleistung", sagte Tuchel. Und das gegen ein Lazio-Team um den Ex-Dortmunder Ciro Immobile (34), der im Hinspiel vom Elfmeterpunkt traf, das beileibe kein europäisches Fußballschwergewicht ist.
Ein Achtelfinal-Aus wäre fatal, auch wenn es sich ins Gesamtbild dieser Bayern-Saison fügen würde. Irgendwie durchtucheln bis zum Saisonende, dieser Plan der Bosse um den neuen Sportvorstand Max Eberl (50) wäre gescheitert. Eberls Aufgabe, einen Umbruch-Kader mit einem passenden Trainer zu bauen, würde noch mal größer und komplizierter. Denn nächste Saison muss in München alles besser werden: 2025 gibt's wieder ein "Finale dahoam".
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa