CL-Aus des FC Bayern gegen Manchester City: Tuchel hadert, Kahn greift an
München - Zweiter Titel weg! Thomas Tuchel (49) hat das Aus des FC Bayern in der Champions League gegen Manchester City geschönt, Oliver Kahn (53) entschlossen nach vorne geblickt. Der Boss glaubt an künftigen Erfolg mit dem Coach.
Tuchel saß noch immer vollgepumpt mit Adrenalin im großen Mediensaal der Allianz Arena und tat sich schwer, den Knockout seines FC Bayern gegen City als verdient und leistungsgerecht zu akzeptieren.
"Ich bin sehr zufrieden mit den beiden Spielen. Wir waren komplett auf Augenhöhe mit der im Moment besten Mannschaft in Europa", referierte der neue Trainer am Mittwochabend. Dabei sprachen die Ergebnisse eine andere Sprache: 0:3 in Manchester, 1:1 in München - in der Summe also 1:4 und raus.
Trotzdem befand Tuchel nach der Partie: "Wir hatten sie am Haken!" Aber die Bayern hatten im Viertelfinale der Champions League letztendlich einfach nicht die Form und nicht die Klasse, die nötig ist, um große Spiele für sich zu entscheiden.
Nach Erling Haalands (22) Führungstor reichte es lediglich zum Ausgleich durch einen verwandelten Handelfmeter von Joshua Kimmich (28). Zudem hatte der Stürmer vor der Pause einen Elfmeter verschossen, die Münchner so im Spiel gelassen.
Knallharte Kritik übte Tuchel am Schiedsrichter. Clement Turpin (40) gab er die "Note sechs". Der Franzose hatte ihn wegen Reklamierens auf die Tribüne verwiesen und auch im Spiel mit einige Entscheidungen für Fragezeichen gesorgt.
FC Bayern: Thomas Tuchel sieht nach CL-Aus großen Unterschied bei Selbstvertrauen und Form
Tuchel lehnte es dagegen ab, von "einem Klassenunterschied" seines Teams im Vergleich mit Pep Guardiolas (52) Mannschaft zu sprechen.
Er sprach stattdessen von einem Unterschied im Selbstvertrauen und der Form. "Für das, was wir zugelassen haben in beiden Spielen, sind wir brutal bestraft worden", sagte der 49-Jährige nach dem nun zweiten verspielten Titel nach dem DFB-Pokal.
Die Roten seien "nicht die schlechtere Mannschaft gewesen", meinte auch Kimmich. Er sprach an, was fehlte - und das war die Effektivität. "Wir brauchen die Führung, damit sie zu wackeln beginnen."
Von Vorstandschef der Münchner gab es diesmal keine laute Kritik an dem Team oder gar Vorwürfe.
"Es war insgesamt eine starke Leistung von der Mannschaft, insbesondere in der ersten Halbzeit. Wenn wir da in Führung gehen, wird es ganz eng für Manchester City", sagte Kahn. Auch er benannte die Chancenverwertung als zentrales Manko.
"Die Jungs haben alles reingeworfen. Jetzt hat es halt nicht gereicht", resümierte der 53-Jährige mit Blick auf das Spiel.
FC Bayern nimmt Meistertitel der Bundesliga ins Visier
Er verließ die Allianz Arena am späten Mittwoch entsprechend kämpferisch. "Wir werden in der nächsten Saison wieder angreifen", kündigte er an.
Den Trainerwechsel von Julian Nagelsmann (35) zu Tuchel mitten in der entscheidenden Saisonphase hält er allerdings weiterhin für die absolut richtige Entscheidung. "Wir sind total überzeugt, dass wir mit Thomas Tuchel früher oder später wieder dort sind, wo wir alle hinwollen, nämlich ganz nach oben - auch in Europa", sagte der Vorstandsvorsitzende.
Kahn und Tuchel richteten den Blick noch in der Nacht auf das einzige verbliebene Saisonziel.
"Jetzt gilt vor allem die Konzentration dem, was wir noch erreichen können, das ist die deutsche Meisterschaft", sagte Kahn. Der Serienmeister führt sechs Spieltage vor Saisonende mit zwei Punkten vor Borussia Dortmund. "Die Meisterschaft ist alles andere als in der Tasche", mahnte Tuchel deutlich.
Die nächste Aufgabe am Samstag (15.30 Uhr) bei seinem Ex-Klub 1. FSV Mainz 05 erhob er flugs zur "Charakterprobe".
Kahn erwartet den elften Meistertitel in Serie als Trostpflaster. Das Spiel gegen City habe ihm gezeigt, "zu was die Mannschaft fähig ist. Ich habe heute vieles gesehen, was wir jetzt auch in den letzten Spielen der Bundesliga brauchen werden, um diesen Titel zu holen." Die kommenden Wochen werden in München aber auch von Debatten geprägt sein, über den Kader, insbesondere einen neuen Mittelstürmer - und auch über das Handeln der Bayern-Vereinsführung.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa