Experte nimmt Boateng auseinander: "Zu langsam, Unsicherheit in der gesamten Abwehr!"
München - Ob die Verantwortlichen des FC Bayern München sich das nochmal zu Herzen nehmen? Seit Sonntag steht der ehemalige Abwehr-Boss Jérôme Boateng (35) wieder auf dem Trainingsgelände an der Säbener Straße, kann sich für einen Vertrag empfehlen.
Noch bevor die mögliche Tinte trocken ist, gibt es aber jede Menge Wirbel um den Weltmeister von 2014, der seit Sommer vereinslos war. Bei Olympique Lyon, wohin er 2021 nach seinem Aus in München gewechselt war, erhielt er keinen Vertrag mehr.
Und das war auch gut so, findet Hervé Penot, ein Journalist der französischen Sportzeitung L'Équipe: "Er war einfach nicht gut genug für die Trainer in Lyon. Er wär zu langsam, was für Unsicherheit in der gesamten Abwehr gesorgt hat. Laurent Blanc hat im vergangenen Januar sogar Dejan Lovren für die Innenverteidigung verpflichtet, weil er mit Boatengs Leistung nicht zufrieden war", sagte der Experte der Bild.
Nicht gerade das, was man über einen Mann hören möchte, der nicht nur die personellen Abwehr-Probleme des Rekordmeisters lösen soll.
Penot geht aber noch weiter: "Wenn Boateng nicht gerade wie die Fantasy-Figur Benjamin Button ist, die mit den Jahren immer jünger statt älter wird, würde ich es für einen Fehler der Bayern halten, ihn zu verpflichten."
Jérôme Boateng droht in neuem Verfahren womöglich sogar der Knast
Der 35-Jährige enttäuschte vor allem in seinem zweiten Jahr in der französischen Ligue 1, kam über eine Reservistenrolle nicht mehr hinaus.
Zwar attestiert Penot dem gebürtigen Berliner eine tadellose Einstellung im Training, doch leistungstechnisch habe es auch aufgrund zahlreicher Verletzungen einfach nicht mehr gereicht.
Nicht nur die sportlichen Gründe werden heiß diskutiert, sondern auch die privaten Ereignisse in Boatengs Leben in den vergangenen Jahren. Zahlreiche Fans finden es gar nicht gut, dass die Bayern den Innenverteidiger schützen.
Die Verantwortlichen ersticken die Diskussionen um die Gewalt-Vorwürfe gegen seine ehemalige Partnerin im Keim, sprechen von einem ausgesetzten Verfahren und der Unschuldsvermutung sowie von "Privatsache".
Dabei ist Boateng bereits zweifach verurteilt. Das letzte Urteil wurde aufgehoben, doch damit der Prozess auch an das vorherige Gericht zurückgegeben, das den Fall nun neu aufrollen soll. Dabei wurde aber nicht nur der Revision des Fußball-Stars stattgegeben, sondern auch der der Mutter seiner zwei Töchter und der Staatsanwaltschaft.
Wie die FAZ berichtet, droht Boateng in einem neuen Verfahren womöglich eine höhere Strafe als die aktuellen 1,2 Millionen Euro. Nach Ansicht der Nebenklage habe er eine Kühltasche beziehungsweise ein Windlicht nach ihr geworfen. Das würde einer gefährlichen Körperverletzung entsprechen und könnte mit mindestens sechs Monaten Freiheitsstrafe geahndet werden.
In vorhergehenden Urteilen wurde Boateng wegen einfacher Körperverletzung und Beleidigung verurteilt.
Titelfoto: FRANCK FIFE / AFP