Salihamidzic zu Nagelsmann-Aus beim FC Bayern München: "Alles fair abgelaufen"
München - Die Woche beim FC Bayern war turbulent: Julian Nagelsmann (35) musste seinen Posten überraschend räumen, Thomas Tuchel (49) hat die Nachfolge angetreten. Zeitpunkt sowie Art und Weise schlagen noch immer hohe Wellen.
"Wir hatten einen Top-Trainer und einen Top-Kader, doch die Leistungen waren ungenügend", erklärte Hasan Salihamidzic (46) im Sport1-"Doppelpass" am Sonntagmittag. Die Entscheidung sei aber dennoch schwierig gewesen - gerade auf emotionaler Ebene.
Der Sportvorstand betonte erneut, dass die Gründe für die Entlassung sportlicher Natur gewesen seien, die Leistungskurve und der mit jener verbundene Trend den Verantwortlichen keinerlei andere Wahl gelassen hätten. Über die Auslöser für die Probleme auf dem Platz herrscht aber offenbar keine Klarheit.
"Das ist ja gerade das Problem", schilderte der 46-Jährige. Wenn man gewusst hätte, woran es hapert, dann "hätten wir es sofort geändert". Die "ganzen Spieler" auszutauschen, sei natürlich keine Option.
Stefan Effenberg (54) kann das frühe Aus derweil verstehen. "Sie haben von den letzten zehn Spielen nur fünf gewonnen." Man könne nachvollziehen, dass "die Bayern diesen Schritt gegangen sind und sich von Nagelsmann getrennt haben", erklärte er.
Als Fehlverpflichtung sieht Salihamidzic, der Nagelsmann aus fachlicher Sicht wieder in höchsten Tönen lobte, den gebürtigen Landsberger trotz der Entlassung nicht an. "Die Entscheidung, Nagelsmann damals zu holen, würde ich nicht infrage stellen", sagte der Sportvorstand. Dieser habe eine "sensationelle Spielidee". Alle seien deshalb von dem "Projekt" überzeugt gewesen.
"Wir haben von der ersten bis zur letzten Sekunde Julian unterstützt", betonte er. "Aber bei Spielen wie gegen Leverkusen (1:2-Niederlage, Anm. d. Red.) muss man sagen, dass es nicht gut war." Dann werde "nochmal analysiert". Der Ausgang ist bekannt.
Sowohl Effenberg als auch Salihamidzic rechnen trotz des Scheiterns an der Säbener Straße mit einer großen Karriere des 35-Jährigen, dessen Alter gekoppelt mit einer mangelnden Erfahrung sicherlich eine Rolle gespielt haben dürfte.
FC Bayern München: Hasan Salihamidzic von Thomas Tuchel überzeugt
Gleiches gilt ebenso für Verfügbarkeit von Tuchel, der zuletzt den FC Chelsea trainiert und mit dem Klub aus London die Champions League gewonnen hatte. Die Entscheidung, Nagelsmann freizustellen, dürfte Oliver Kahn (53) und Co. angesichts einer solch qualifizierten Alternative leichter gefallen sein.
"Der Kreis der Trainer ist klein. Dadurch, dass jetzt auf dem Markt so einer war, haben wir den Schritt gewagt", räumte Salihamidzic entsprechend ein.
Während die Entscheidung für Tuchel als neuen Übungsleiter nachvollziehbar ist, schlägt die Art und Weise, wie Nagelsmann von seinem Aus erfahren hat, weiterhin hohe Wellen. Dieses wurde von einer unbekannten Person durchgestochen, weshalb es der 35-Jährige zunächst von der Presse erfuhr.
"Daran haben wir keine Schuld", stellte Salihamidzic klar. Alles sei so fair abgelaufen, wie es "in diesem Business" nur ginge. Zunächst habe man mit Tuchel verhandelt und nach dessen Zusage noch am Donnerstagabend bei Nagelsmann angerufen.
"Das geht nicht anders. Du musst erstmal die Zusage abwarten, dann rufst du den Trainer an", erklärte der 46-Jährige. Einen Mann wie Tuchel in lediglich zwei Tagen zu verpflichten, sei "auch nicht normal". "Es ist natürlich schlimm, dass alles vorher herauskommt. Da können wir uns allerdings nichts vorwerfen, weil wir den Prozess so eingehalten haben, wie es sich gehört."
Was bei einer Absage passiert wäre, ob Nagelsmann gar hätte bleiben dürfen, ließ sich Salihamidzic nicht entlocken.
Thomas Tuchel soll den FC Bayern München auch spielerisch wieder auf das richtige Niveau führen
Tuchel soll nun jedenfalls den Negativtrend, den die Chefetage ausgemacht hat, "brechen", den FC Bayern spielerisch wieder auf Kurs bringen. "Er hat die CL gewonnen, große Erfolge gefeiert", lobte Salihamidzic. Er kenne den 49-Jährigen bestens, dieser sei "ein guter Typ", mit einer fußballerischen Idee, die er jetzt auf die Mannschaft übertragen soll. "Wir sind gespannt auf ihn."
Los geht es für den Coach mit dem nationalen Kracher gegen Borussia Dortmund in der Bundesliga am kommenden Samstagabend (18.30 Uhr), es folgen zwei Duelle mit dem SC Freiburg im DFB-Pokal (4. April, 20.45 Uhr) sowie der Liga (8. April, 15.30 Uhr) und dann natürlich das Hinspiel in der Königsklasse gegen Manchester City (11. April, 21 Uhr).
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa