Abschied vom FC Bayern: Greift Lewandowski zum letzten Mittel?
München - Robert Lewandowski (33) will den FC Bayern München in diesem Sommer unbedingt verlassen. Letzte Zweifel dürften längst ausgeräumt sein, zu deutlich ist die Wortwahl des Stürmers. Greift der Pole bald zum äußersten Mittel?
Sollten Oliver Kahn (52), Herbert Hainer (67) und Hasan Salihamidzic (45) auch weiterhin bei ihrer unmissverständlich kommunizierten Haltung mit Blick auf einen Abschied des Polen bleiben und dessen Wechselwunsch einen Riegel vorschieben, scheint eine endgültige Eskalation unausweichlich.
Lewandowski, der dem Vernehmen nach zum FC Barcelona wechseln möchte, ist beim Meister noch bis zum Sommer 2023 vertraglich gebunden und somit auf ein Entgegenkommen angewiesen, wenn er die Säbener Straße vorzeitig verlassen will.
Der in der Öffentlichkeit ausgetragene Streit beider Seiten wird dafür allerdings eher wenig zuträglich sein. Zu den sportlichen und finanziellen Aspekten dürfte sich inzwischen auch der spürbare Wille gesellt haben, das eigene Gesicht zu wahren.
Auch ein Telefonat zwischen dem Stürmer und Salihamidzic, das der Sportvorstand im Gespräch mit der Bild-Zeitung bestätigt hat, scheint keine Annäherung gebracht zu haben. "Wir haben uns unter anderem auch über seine öffentlichen Äußerungen der vergangenen Tage unterhalten", sagte der 45-Jährige, der demnach erneut den Standpunkt des Klubs klar vermittelt habe.
Geändert habe sich an der Haltung nichts. Tiefergehend wollte sich Salihamidzic zu der Thematik nicht erklären. "Zu seinem Wechselwunsch haben sich Herbert Hainer, Oliver Kahn und ich mehrfach geäußert, deshalb möchte ich es dabei belassen."
Nach Sport1-Informationen blieb auch der Pole bei seiner Linie, soll sich für seine harten Worte der vergangenen Tage nicht entschuldigt haben. So hatte Lewandowski unter anderem erklärt, dass in seinem Inneren "etwas erloschen" sei, er "mehr Emotionen" in seinem Leben haben und seinen langjährigen Klub schlichtweg "nur noch verlassen" wolle.
Robert Lewandowski will den FC Bayern München verlassen: Kommt es in wenigen Wochen zum Streik?
Auch spielte er gegenüber OnetSport sehr gezielt mit dem für ihn nicht nachvollziehbaren Bestehen der Bayern auf seinen Vertrag, drehte dieses dabei ins Negative. "Welcher Spieler will dann noch zum FC Bayern kommen, wenn er weiß, dass ihm so etwas passieren könnte?", fragte Lewandowski, der sich selbst nicht als selbstsüchtig erachtet, sondern schlicht auf "loyales Verhalten und Respekt" poche.
Doch wie loyal und respektvoll wird der bestens für seine Dienste bezahlte Torschützenkönig in rund vier Wochen sein, wenn er an der Säbener Straße wieder auf dem Trainingsplatz stehen muss? Es ist eine grundlegende Frage, die viele Anhänger derzeit umtreiben dürfte - und sicherlich nicht die einzige.
Kann Lewandowski die Differenzen im Falle eines erzwungenen Verbleibs einfach abschütteln und ein weiteres Jahr die von ihm erwarteten Leistungen im Dress der Bayern abrufen? Wie handhabt Trainer Julian Nagelsmann (34) die Situation? Und wie ist es im Kreis der Mannschaft um sein Ansehen bestellt?
All das spielt aber nur eine Rolle, wenn in der Vorbereitung vonseiten des Stürmers nicht zum äußersten Mittel gegriffen wird und dieser versucht, sich wegzustreiken. Lewandowski hat sich über viele Jahre hinweg den Ruf als absoluter Vorzeigesportler erarbeitet. Skandale? Fehlanzeige! Alles in seinem Leben war und ist weiterhin auf seine sportlichen Leistungen ausgerichtet.
Die zahlreichen mit dem Rekordmeister erzielten Erfolge und Rekorde waren der Lohn für all die harte Arbeit - zwei Titel als Weltfußballer inklusive. Und dennoch scheint das absolute Worst-Case-Szenario eines Trainingsstreiks nach inzwischen acht Jahren in München keinesfalls mehr ausgeschlossen. Alles scheint sich in Anbetracht der Entwicklung auf eine Fragestellung herunterbrechen zu lassen: Wie weit wird Lewandowski im Fall der Fälle wirklich gehen?
Titelfoto: Swen Pförtner/dpa