Kommentar zum Harakiri-Kurs der SpVgg Unterhaching: "Unwürdiges Verhalten"
München - Am 7. Juni steigt das erste Aufstiegsspiel zur 3. Liga. Während Nordost-Vertreter Energie Cottbus bereits den Ticketverkauf gestartet hat, lässt die SpVgg Unterhaching weiterhin offen, ob sie überhaupt antritt. Es wäre längst Zeit gewesen, klare Kante zu bekennen, meint TAG24-Kommentator Lukas Schulze.
Der ein oder andere Haching-Fan und auch Cottbuser Verantwortliche dürfte am Sonntagabend mit Spannung "Blickpunkt Sport" im BR verfolgt haben. Gast war unter anderem Haching-Präsident Manfred Schwabl (57).
Und das sicherlich nicht primär aus dem Grund, um über die Meisterschaft und das Personalbeben beim großen FC Bayern München zu debattieren.
Nein, Thema der Stunde ist, ob es sich die SpVgg Unterhaching leisten kann oder will - allein das ist für Außenstehende schon Interpretationsfrage genug - in die 3. Liga aufzusteigen. Gesetzt den Fall, sie schlagen die Brandenburger.
Ursprünglich war für das Wochenende eine Erklärung der Hachinger angekündigt und passenderweise Manfred Schwabl geladen worden. Doch wer auf eine Positionierung des Regionalliga-Klubs am Sonntagabend hoffte, wurde bitterböse enttäuscht.
Schwabl wich wieder einmal der Frage aus. Spätestens jetzt sind Unverständnis und Kopfschütteln mehr als angebracht, ganz gleich, ob man Hachinger, Cottbuser oder Würzburger Sympathisant ist.
Denn die Zeit drängt: Zum Zeitpunkt der Ausstrahlung waren noch zehn Tage bis zum Aufstiegshinspiel in Cottbus auf der Uhr. Die Regularien sind klar: Verzichtet Haching im Erfolgsfall auf den Gang in die 3. Liga, würde Cottbus aufsteigen - und Konkurrent Würzburg in die Röhre gucken.
Manfred Schwabl weicht Frage nach Aufstiegsspielen aus: Taktisches Manöver oder finanzielle Gründe?
Nicht zuletzt die sportliche Fairness hätte es geboten, wenn man derartige Überlegungen jetzt abgeschlossen hätte. Und im Falle des gesenkten Daumens dies vor einem sportlichen Aufeinandertreffen dem Tabellenzweiten Würzburg mitgeteilt hätte. Doch so verwirkt unter Umständen die Regionalliga Bayern ihr Aufstiegsrecht.
Aber warum zögert Manfred Schwabl? Ist es ein taktisches Manöver, um den eh schon wütenden Cottbuser Widersacher Claus-Dieter Wollitz (57) endgültig auf die Palme zu bringen? Nicht ausgeschlossen.
Wahrscheinlicher ist diese Interpretation: Haching fehlt tatsächlich noch ein guter Batzen Geld, um in der 3. Liga wirtschaftlich zu bestehen. So hofft man offenbar auf einen vollen Hachinger Sportpark am 11. Juni im Rückspiel und dringend benötigte Einnahmen.
Zumal sich offenbar am Samstagnachmittag eine wichtige Zusatzeinnahme mir nichts, dir nichts verflüchtigt hat. Darauf deutete der Fall des früheren Hachinger Jugendspielers Karim Adeyemi (21) hin.
An dessen Wechsel von RB Salzburg zum BVB partizipierte die SpVgg schon vergangenen Sommer nicht unwesentlich - 6,75 Millionen Euro Weiterverkaufsbeteiligung stehen im Raum. Wäre Dortmund Meister geworden, hätte es also noch einen Nachschlag gegeben, wie Schwabl indirekt bestätigte.
Wahrscheinlich weiß einzig und allein der Haching-Patron selbst, ob für die SpVgg die 3. Liga möglich wäre. Im Sinne der sportlichen Fairness ist dieses Verhalten unwürdig.
Titelfoto: Bildmontage: PICTURE POINT / S. Sonntag