Machtkampf der Eintracht-Führung: "Spaltende Kommunikation" wird zum Problem
Frankfurt am Main - Nach den sportlichen Höhenflügen steckt Eintracht Frankfurt in einer Krise. Konflikte in der Führung, eine sportliche Negativserie und ein Rätselraten um Trainer Glasner trüben die Stimmung.
Auf der Führungsebene wird gestritten, sportlich läuft es nicht, die Zukunft von Trainer Oliver Glasner (48) und einigen Profis ist ungewiss. Von der Begeisterung über die großen Erfolge wie dem DFB-Pokalsieg 2018 und dem Europa-League-Gewinn 2022 ist bei Eintracht Frankfurt in diesen Tagen kaum noch etwas zu spüren. Der Machtkampf im Verein sorgt vielmehr für Mutmaßungen und Unruhe.
Ausgerechnet Präsident Peter Fischer (67), gegen den die Staatsanwaltschaft Frankfurt Ermittlungen wegen unerlaubten Drogenbesitzes am vergangenen Donnerstag eingestellt hat, soll wieder für Harmonie im Traditionsklub sorgen. "Beständigkeit und Verlässlichkeit haben in den vergangenen Jahren Eintracht Frankfurt ausgezeichnet", sagte der 67-Jährige, der sich zuletzt aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte.
"Es geht darum, im Sinne des Klubs, der Mitglieder und der Basis zu handeln und alles Mögliche zu tun, um den erfolgreichen Weg fortzuführen."
Im und um den Profi-Campus mit der Adresse "Im Herzen von Europa 1" liegen der Aufsichtsratsvorsitzende Philip Holzer (57) und Vorstandssprecher Axel Hellmann (51) seit längerer Zeit über Kreuz. Nach einer Aussprache der beiden am 15. März hatte Holzer öffentlich bekannt gemacht, dass er seinen Rücktritt angeboten hatte, um Hellmann im Verein zu halten. Hellmann habe dies aber abgelehnt.
Peter Fischer möchte bei Eintracht Frankfurts Führungszoff als Schlichter in Erscheinung treten
Der Visionär und Macher der Eintracht wird seit Wochen als neuer Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga gehandelt. Dieses Amt hat Hellmann gemeinsam mit dem Freiburger Oliver Leki (50) bis zum Saisonende interimsmäßig inne. Der achtköpfige Aufsichtsrat des Bundesligisten hatte zuletzt Holzer das Vertrauen ausgesprochen und zugleich versichert, Hellmann "als Vorstandssprecher unbedingt halten" zu wollen.
Der 51-Jährige muss nun entscheiden, ob er dem Lockruf der DFL folgt oder dem Eintracht-Friedensangebot mit dem Schlichter Fischer traut und bei den Hessen bleibt. "Eine spaltende Kommunikation ist schädlich", betonte der Eintracht-Präsident und kündigte ein Gespräch mit Holzer und Hellmann an, um "eine erfolgsorientierte Zukunft im Sinne von Eintracht Frankfurt zu ermöglichen".
Nach dem Aus im Achtelfinale der Champions League gegen die SSC Neapel und zuletzt vier Bundesligaspielen ohne Sieg und Glanz ist auch sportlich eine Mini-Krise entstanden - und das Fragezeichen hinter der Zukunft von Coach Glasner dicker geworden.
Der Österreicher besitzt zwar einen Vertrag bis zum Sommer 2024, liegt mit Sportvorstand Markus Krösche (42) aber nicht immer auf einer Wellenlänge.
SGE-Sportvorstand Markus Krösche äußert sich erneut hinsichtlich Verhältnis zu Trainer Oliver Glasner
Beide wehren sich jedoch vehement gegen Spekulationen über unüberbrückbare Differenzen. "Für mich ist völlig unverständlich, wie in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, dass Oliver und ich ein gestörtes Verhältnis hätten", sagte Krösche der "Bild" und versicherte: "Natürlich haben wir auch mal unterschiedliche Ansichten, aber das diskutieren wir immer im Sinne des Vereins. Wir sind nie aufeinander sauer."
Auch Glasner kann die Mutmaßungen über Abwanderungsgedanken und einem Zerwürfnis mit Krösche nicht nachvollziehen. "Ich habe 16, 17 Monate noch Vertrag und weiß nicht, warum alle so nervös sind", erklärte der 48-Jährige unlängst. Er habe niemandem gesagt, dass er den Klub verlassen wolle.
Über seinen Verbleib wird sicher auch die Kaderplanung für die nächste Saison entscheiden, da es hochkarätige Abgänge geben könnte. Daichi Kamada (26), Djibril Sow (26) und vor allem Stürmer-Senkrechtstarter Randal Kolo Muani (24) stehen bei anderen Vereinen hoch im Kurs.
Raum für Spekulationen über seine Situation bei der Eintracht gaben auch Glasners rätselhafte Aussagen nach dem Spiel beim 1. FC Union Berlin (0:2). "Ich bin heute sehr vorsichtig. Denn alles, was ich sage, kann und wird gegen mich verwendet werden. Deswegen ist es besser, heute den Mund zu halten", sagte der Trainer.
Titelfoto: Montage: Arne Dedert/dpa, Arne Dedert/dpa