Droht Eintracht Fan-Katastrophe? Ultras sprechen vom "letzten normalen" Heimspiel
Frankfurt am Main - Als "zum Würgen" deklarierten die Frankfurter Ultras das Vorgehen ihrer eigenen Mannschaft am gestrigen Samstagnachmittag öffentlich. Dabei verwiesen sie keineswegs auf die sportlich erneut maue Nullnummer gegen Union Berlin. Viel eher sieht sich die aktive Fanszene immer mehr mit ihrem Klub entzweit. Droht der Eintracht die Fan-Katastrophe?
Tatsächlich bezog sich ein entsprechendes Banner, welches während der Partie deutlich sichtbar an der Nordwestkurve prangte, auf die neu eingerichtete Hospitality-Bar "Zum Jürgen".
Für diese mussten etliche Dauerkarten, die mitunter schon seit Jahrzehnten in Besitz der jeweiligen Stadiongänger waren, weichen.
Kommuniziert wurde das im Vorfeld eher schlecht als recht, auch wenn die Bar bereits in den Stadionplanungen von 2005 vorgesehen war. Erst nachdem der Aufschrei öffentlich groß geworden war, trat man seitens der Eintracht in den Dialog, eine einvernehmliche Lösung wird angestrebt.
Doch eine absolute Vereinslegende wie Jürgen Grabowski (†77) zum Namensgeber einer neuen, möglichst lukrativen Einnahmequelle zu machen, ist nur ein Teil des angeknacksten Verhältnisses zwischen SGE und Ultras.
Ein Flugblatt, das am Spieltag im Stadion ausgehängt wurde, verwies unter anderem aufgrund der immer weiter voranschreitenden - und dabei durchaus immer absurder werdenden - Vermarktung mit Eintracht-Lachs, Pepsi-Shirts und Co. darauf, dass die für ihre gewaltige Stimmung gefeierte Nordwestkurve ab sofort einige Schritte zurück machen wird.
Nur Vermarktung schuld? Stadionverbote und Durchsuchungen als weiterer Faktor für Fan-Rückzug
Neben der für die Supporter fragwürdigen Art und Weise, wie "aktuell neue Business-Angebote 'direkt angrenzend an die Nordwestkurve' vermarktet werden, spielen auch ganz andere, vereinsfremde Faktoren eine klare Rolle für diesen Schritt.
Denn laut der Mitteilung kam es seitens des DFB im Nachgang an das Champions-League-Auswärtsspiel im März vergangenen Jahres sowie den Krawallen rund um das Heimspiel gegen den VfB Stuttgart im vergangenen November zu empfindlichen Stadionverboten - mitunter infolge von fragwürdig durchgeführten Hausdurchsuchungen - gegen wohl entscheidende Persönlichkeiten der Nordwestkurve.
Daher sei es gut möglich, "dass mal weniger Anstimmer da sind, dass eigentlich geplante Aktionen ausfallen müssen, dass es unstrukturierter wird".
Nichtsdestotrotz will man sich von Seiten der Ultras keineswegs unterkriegen lassen, auch wenn die Partie gegen Berlin als "das vorerst letzte halbwegs 'normale' Heimspiel" deklariert wurde.
Denn mit den pathetischen Abschlussworten "Eintracht Frankfurt wird siegen - Totgesagte leben länger" verwiesen die Ultras darauf, dass eine der beeindruckendsten Fanszenen der Bundesliga keineswegs vollends verschwinden wird.
Titelfoto: Arne Dedert/dpa