DFB-Pokalfinale: Eintracht Frankfurt soll mit "Raketen-Antrieb" nach Berlin fahren
Frankfurt am Main - Bundesligist Eintracht Frankfurt kann am kommenden Samstag im DFB-Pokalfinale in Berlin gegen RB Leipzig zum sechsten Mal die Trophäe holen. Mit einem Sieg würde es ein Upgrade in die Europa League geben.
"Oli the diver" skandierten die Fans von Eintracht Frankfurt nach dem 2:1-Sieg gegen den SC Freiburg. Doch Cheftrainer Oliver Glasner (48) wollte sich den zu seinem Markenzeichen gewordenen Rutsch bäuchlings mit dem gestreckten Körper für seine Abschiedsvorstellung im DFB-Pokalfinale aufheben.
"Wenn wir gewinnen, wird es ihn geben - und die Hose und das Leibchen gehen ins Eintracht-Museum", versprach er und betonte: "Wir sind noch nicht fertig und ich bin noch nicht fertig mit der Eintracht."
Ob der sechste Pokal-Triumph nach 1974, 1975, 1981, 1988 und 2018 gelingt oder nicht: Der 48 Jahre alte Österreicher muss Frankfurt verlassen. Aufgrund der negativen sportlichen Entwicklung und der "Gesamtdarstellung in der Rückrunde" hatte die Klubführung schon am 9. Mai die Trennung vom Coach verkündet.
Immerhin ergatterten die Hessen, die nach der Hinrunde noch den vierten Champions-League-Rang belegt hatten und in der Rückrunde fast völlig vom Erfolgskurs abkamen, mit dem finalen Erfolg gegen Freiburg noch einen europäischen Startplatz. Als Siebter spielen sie zumindest in der Conference League. Gelingt der Pokal-Triumph, gäbe es für die Eintracht ein Upgrade in die viel lukrativere Europa League.
"Ich habe mir immer gewünscht, dass Oliver Glasner durch das große Tor geht. Das ist schon erreicht", sagte Vorstandssprecher Axel Hellmann (51), nachdem zumindest die Ausfahrt nach Europa mit der Conference League "auf letzter Rille" gelungen sei.
Wohin es Glasner ziehen wird, ist offen. Ein Wechsel zu Borussia Mönchengladbach, wie ihn vor zwei Jahren sein Vorgänger und Landsmann Adi Hütter vollzog, ist bisher nur eine Spekulation.
Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann über RB Leipzig: "Sie sind richtig gut"
Bevor Neues zum Glasner-Nachfolger und zu Zu- sowie Abgängen im Kader verkündet wird, gelte es laut Hellmann, mit "voller Kraft und Wucht" auf das Pokalfinale zuzusteuern.
Der Last-Minute-Einzug in einen europäischen Wettbewerb sei nicht nur finanziell wichtig. "Stimmungsmäßig bringt uns das mit der Dramaturgie einen Raketen-Antrieb mit Blick auf Samstag", meinte der Vereinsboss. "Das wird ein Frankfurter Wochenende, ein Frankfurter Finale und am Ende einen Frankfurter Pokalsieg geben."
Die Hessen wissen aber auch, dass der Pokalverteidiger und Bundesliga-Dritte aus Leipzig ein starker Gegner ist. "Wir spielen nicht gegen Krethi und Plethi, sondern sie sind richtig gut", sagte Hellmann anerkennend. Doch: "Das waren die Bayern 2018 auch." Damals gewann die Eintracht das Finale als krasser Außenseiter mit 3:1. Unterstützung werden die Frankfurter durch rund 40.000 Fans im Olympiastadion haben, in das mehr als 74.000 Zuschauer passen.
"Emotionen allein werden aber gegen Leipzig nicht reichen", sagte Glasner. Der Sieg gegen Freiburg darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass bei der Generalprobe - abgesehen vom erfolgreichen Ende - keine Glanzleistung gezeigt wurde. "Das Spiel war lange schwierig. Wir sind in Rückstand geraten und haben uns schwergetan", befand Sportvorstand Markus Krösche (42). "Mit dieser Moral und Einstellung haben wir aber auch in Berlin eine Chance."
Ein Faustpfand dafür ist im Pokalfinale - und vielleicht darüber hinaus - Stürmer Randal Kolo Muani (24) mit seiner Treffsicherheit. Gegen Freiburg erzielte er sein 15. Saisontor und hätte fast noch die Torjägerkanone geholt. Mutmaßungen, dass der französische Senkrechtstarter und Vizeweltmeister doch nicht für 80 bis 120 Millionen Euro verkauft wird und noch eine Saison in Frankfurt dranhängen könnte, nährte Krösche.
"Er hat eine richtig gute Premierensaison mit so vielen Toren und Torvorbereitungen gespielt", befand er und fügte vielsagend hinzu: "Die Torjägerkanone kann er ja nächstes Jahr holen. Bei uns", sagte der 42-Jährige.
Titelfoto: Arne Dedert/dpa