Drei Investoren ziehen sich vom CFC zurück: Kommt jetzt der Neuanfang?
Chemnitz - "Chemnitz lockt" hieß vor bald 14 Jahren ein Schriftzug, den die Himmelblauen, damals trainiert von Kultcoach Gerd Schädlich (†69) auf der Brust trugen. Der Club lockt nach wie vor, wie die ersten Testspiele der Tiffert-Elf auf ihrer Tour über die Dörfer bewies.
"Wenn wir uns unseren Leuten in der Region präsentieren, will ich, dass wir volksnah sind. Eine Mannschaft zum Anfassen, die auch guten Fußball anbietet", umriss CFC-Coach Christian Tiffert (41) nach dem 14:1 in Wüstenbrand, was die Fans erwarten dürfen, wenn der Club kommt. Er holt die Leute emotional bei sich zu Hause ab, animiert sie, vom ersten Spieltag am 29. Juli gegen Jena an zur Gellertstraße zu pilgern.
In Wüstenbrand war es wieder so ein gefühltes Heimspiel. Bier, Bratwurst, Selfies mit den Spielern und Coach Tiffert. Für viele Fans das willkommene Kontrastprogramm zu den Querelen rund um die Fußball GmbH, in der selbst nach den Rücktritten von Präsidentin Romy Polster und Sportchef Marc Arnold (52) keine Ruhe einkehrt.
Mit Niles-Simmons-Hegenscheidt, der Nexus Beteiligungs GmbH und der Müller Gusstechnik ziehen sich drei Investoren zurück und veräußern ihre Anteile. NSH (ein Prozent Anteile), langjähriger Geldgeber und zwei Jahre als Trikotsponsor tätig, war durch Grit Hoffmann im Aufsichtsrat vertreten. Hoffmann legte ihre Prokura im Zuge des Vorstandsbebens Anfang Juni nieder.
Hinter Nexus steht das Investment von Udo Pfeiffer (drei Prozent), hinter Müller Gusstechnik, Aufsichtsratschef Knut Müller (ein Prozent). Alle drei werden dem Lager der mittlerweile zurückgetretenen Präsidentin Romy Polster zugerechnet, während das Gros der übrigen Gesellschafter um Aufklärung der Vorwürfe gegen Polster und Arnold bemüht waren.
Trotz Blick nach vorne wird die Aufarbeitung der Vergangenheit nicht vergessen
Ihre Anteile, in Summe fünf Prozent, erwirbt Mitgesellschafter Olaf Pönisch, der, gemeinsam mit seiner Frau, nun sieben von insgesamt 13 Prozent (ein Prozent entspricht 100.000 Euro Investitionsvolumen) der bislang veräußerten Anteile der Chemnitzer FC Fußball GmbH hält. Weitere Gesellschafter sind unter anderem der neue Geschäftsführer Uwe Hildebrand (zwei Prozent), aber auch die PC Verwaltungs GmbH (Polster Catering, ein Prozent).
Jürgen Thomas, Gesellschafter der Chemnitzer FC Fußball GmbH: "Wir haben immer betont, dass für uns eine detaillierte Aufarbeitung der zuletzt aufgekommenen Vorwürfe höchste Priorität hat. Nun haben wir die Möglichkeit, die Zukunft zu gestalten und die Vergangenheit kritisch aufzuarbeiten. Aufgrund dessen sind wir als Gesellschafter des Chemnitzer FC erfreut, den in den letzten Wochen eingeschlagenen Weg fortzusetzen, um den Club in eine erfolgreiche Zukunft zu begleiten."
Mit dem Kauf der Gesellschafteranteile wollen sie den Zusammenhalt der Gesellschafter innerhalb der GmbH stärken, so Thomas weiter: "Der Verein und die 1. Mannschaft stehen für uns an erster Stelle, sodass wir zukünftig keinerlei Raum für persönliche Befindlichkeiten bieten und Entscheidungen zum Wohl des Clubs treffen werden."
Der Fokus soll gemeinsam mit den Spielern, Mitarbeitern, Fans und Mitgliedern in Zukunft auf den Werten liegen. Dabei freut sich Jürgen Thomas besonders über den positiven Zuspruch der Mitglieder und Sponsoren in den letzten Tagen: "Himmelblau verpflichtet!"
Durch die neue Gesellschafterstruktur scheint der Weg für einen Neuanfang in der Spielbetriebs GmbH geebnet.
Titelfoto: Picture Point / Roger Petzsche