Weigels Wechsel von Lok Leipzig zu Chemie - und die brutalen Folgen: "Sie standen vor meiner Haustür!"

Leipzig - Ereignisreiche Monate im Leben des Julian Weigel (23)! Die Abwehrkante entschied sich im Sommer für einen Wechsel von Lok Leipzig zum Stadtrivalen BSG Chemie Leipzig. Mit Gegenwind hatte er gerechnet, doch es wurde weitaus heftiger, als er erwartet hat. Wie er heute darüber denkt und warum er sich in Leutzsch inzwischen extrem wohlfühlt, hat er im Interview verraten.

Julian Weigel (23) ist inzwischen voll bei der BSG Chemie Leipzig angekommen. Die Folgen seines Wechsels von Lok Leipzig hatte er allerdings unterschätzt.
Julian Weigel (23) ist inzwischen voll bei der BSG Chemie Leipzig angekommen. Die Folgen seines Wechsels von Lok Leipzig hatte er allerdings unterschätzt.  © Silvio Bürger

TAG24: Wir haben November, du bist jetzt fast ein halbes Jahr bei Chemie, hast beinahe jedes Spiel gemacht. Wie sieht dein Zwischenfazit bislang in Grün-Weiß aus? Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast?

Julian Weigel: Ja, es macht einfach unfassbar Spaß, hier zu spielen. Jede Partie ist gefühlt ein Highlight, das ist einfach nur geil. Der Trainer steht hinter mir - das war vorher nicht immer so. Die Einsatzzeiten stimmen auch. Es ist wirklich, wie ich es mir vorgestellt hatte.

TAG24: Du trägst den Spitznamen "Panzer" mit dir herum. Besonders wegen deiner forschen Art zu verteidigen?

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Weigel: Ja, das war noch zu Lok-Zeiten. Gleich beim ersten Training bin ich etwas unsanfter reingegangen. Ab dem Zeitpunkt war es mein Spitzname und der wurde natürlich übernommen. Aber das passt hier sehr gut. Der Fußball, der bei Chemie gespielt wird, ist anders als bei Lok. Hier ist mehr Zweikampf gefragt. Das liegt mir sehr gut.

TAG24: Aber du sitzt beim nächsten Spiel gegen den FSV Zwickau ja schon eine Gelb-Sperre ab?

Weigel: (lacht) Ja, aber ich bleibe bei meinem Spielstil. Ich würde sagen, ich hab es in letzter Zeit schon besser hinbekommen, mal etwas mehr mit Köpfchen zu lösen, als immer einfach nur reinzurammeln. Aber dieses Zweikampfspiel gehört halt zu mir.

Dass am "Panzer" nicht so leicht vorbeizukommen ist, hat Weigel in dieser Saison schon öfters unter Beweis gestellt.
Dass am "Panzer" nicht so leicht vorbeizukommen ist, hat Weigel in dieser Saison schon öfters unter Beweis gestellt.  © Picture Point / Gabor Krieg

Julian Weigel hat mit Lok Leipzig abgeschlossen

TAG24-Redakteur Michi Heymann hat Weigel im AKS mit Fragen gelöchert.
TAG24-Redakteur Michi Heymann hat Weigel im AKS mit Fragen gelöchert.  © Silvio Bürger

TAG24: Thema Ex-Verein: Ich kann mir vorstellen, dir war klar, was für ein heftiger Gegenwind kommen könnte, wenn du von Lok zu Chemie wechselst. Gab es Kritik, die du gar nicht vertragen hast?

Weigel: Ich hab es mir nicht so krass vorgestellt, wie es dann war. Dass so viele Nachrichten kommen würden - selbst heute noch. Damals, als es bekannt gegeben wurde, standen sogar Leute vor meiner Haustür. Auch beim Derby wurde ich von A bis Z beleidigt - aber da stehe ich drüber.

Die Chemie-Fans merken jedenfalls, dass ich mich in jeden Zweikampf reinwerfe, dass ich alles für den Verein gebe. Ich konzentriere mich jetzt nur noch auf Chemie, habe mit Lok abgeschlossen.

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TAG24: Aber was waren die Beweggründe dafür, ausgerechnet zum Stadtrivalen zu gehen?

Weigel: Na ja, man muss dazu sagen, dass mich Chemie schon länger auf dem Schirm hatte. Sogar noch, als ich bei Germania Halberstadt gespielt habe. Ich hatte mir während der letzten Saison noch keine großen Gedanken wegen eines Wechsels gemacht. Aber drei Spieltage vor dem Saisonende wurde mir gesagt, dass mein Vertrag nicht verlängert wird.

Und danach kam Miro (Anm. d. Red.: Miroslav Jagatic, Trainer von Chemie) auf mich zu, hat gesagt, dass wir mal telefonieren. Und ja, dann haben wir uns beim Bäcker getroffen. Dort hatten wir super Gespräche. Sie haben mir gesagt, sie stehen hinter mir, egal was passiert. Und da war mir klar: Ich muss das machen!

Vor einem halben Jahr lief Weigel noch in Blau-Gelb gegen seinen jetzigen Verein auf.
Vor einem halben Jahr lief Weigel noch in Blau-Gelb gegen seinen jetzigen Verein auf.  © Picture Point / Gabor Krieg

Pleite gegen Altglienicke ärgert Weigel besonders

TAG24: Zurück zu Chemie. Der Coach hat verraten, dass das Mindestziel bis zum Winter 20 Punkte in der Regionalliga sind. Ihr steht jetzt bei 19. Was ist für Chemie noch drin in dieser Saison?

Weigel: Wenn man die letzten zwei Spiele sieht, wenn das jetzt so weitergeht, sind wir irgendwann auf jeden Fall im oberen Mittelfeld. Da sehe ich uns auch. Aber in der Liga geht es schnell. Man muss auch nach unten schauen. Wir dürfen halt Spiele nicht so sinnlos verlieren. Zu Hause beim 0:3 gegen Altglienicke, das war ja bodenlos, was wir da gespielt haben. So was müssen wir halt abstellen. Wenn schon die Fans sagen, dass da keine Körpersprache war, das ärgert mich persönlich besonders.

Titelfoto: Silvio Bürger

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