"Scheiß Bombenleger!" Harter Rassismus-Vorwurf gegen Chemie-Spieler
Leipzig - Dass ein schnödes 0:0 dennoch groß thematisiert wird, zeigt nun ein Beispiel aus der Regionalliga Nordost. Im Nachgang der Partie der BSG Chemie Leipzig gegen den Berliner AK gibt es einen Rassismus-Vorwurf - der vom Beschuldigten aber sofort ausgeräumt wird.
Cihan Ucar (29) nämlich bezichtigt den Leipziger Marcel Hilßner (28), zu ihm "Halt die Fresse und kommentier' nicht alles, du scheiß Bombenleger" gesagt zu haben, wie er dem MDR bestätigte.
"Das geht gar nicht. Das heißt, er bezeichnet mich als Terrorist - nur wegen meinem Bart. Und er geht auf meinen Glaube zu", ergänzte der Mittelfeldspieler, der sich nach einjähriger Vereinslosigkeit im August dem krisengebeutelten Tabellenletzten anschloss.
Ucar: "Ich bin gebürtiger Berliner, bin in Deutschland groß geworden, zahle meine Steuern. Das hat mich wirklich sehr, sehr getroffen. Wenn ich jetzt hier sage 'Scheiß Jude', was passiert dann? In den Köpfen der Leute ist noch dieser Rassismus drin. Das ist traurig, dass das im 21. Jahrhundert noch so ist."
Der 29-Jährige habe Schiedsrichter Florian Lukawski (24) auf den angeblichen Vorfall aufmerksam gemacht. Der Unparteiische habe die Äußerung nicht gehört, wollte sie aber im Spielberichtsbogen vermerken.
Marcel Hilßner widerspricht Rassismus-Vorwurf: "War auf gar keinen Fall so"
Der beschuldigte Marcel Hilßner stellte sich nach Abpfiff ebenfalls im MDR-Interview. "Ich kann mich nur dazu äußern, dass es auf gar keinen Fall so war." Das Wortgefecht - seiner Aussage nach eines von vielen im Verlaufe der Partie - sei nur Trash-Talk gewesen. "Brauchst du 'nen Presseausweis, du bist die ganze Zeit am Babbeln", habe er Ucar gesagt.
"Als ich hier unterschrieben hab, wusste ich, was für Werte hier vertreten werden und damit identifiziere ich mich zu 100 Prozent. Ich habe nicht eine rassistische Faser an meinem ganzen Körper. Mein halber Freundeskreis ist nicht-deutschstämmig, ich verbringe jeden Tag mit denen Zeit."
Titelfoto: Leipzig Livereport