Chemie-Gaudi gegen Cottbus: Kirstein trifft 58 Sekunden nach Verlängerung!
Leipzig - Das sind dann wohl diese Geschichten, die nur der Fußball schreibt: Wenige Augenblicke nach Bekanntwerden seiner Vertragsverlängerung stand Florian Kirstein für seine BSG Chemie Leipzig auf dem Rasen - und traf nach nur 58 Sekunden gegen Energie Cottbus. Dass seine Torvorlage dann auch noch die Weichen zum 3:0-Heimsieg stellte, war die wahrhaftige "Kirsche" auf der Sahnetorte.


15 Minuten später ging es im mit Wasserwerfern gespickten im Alfred-Kunze-Sportpark los, weil die Cottbuser wegen des tödlichen Flixbus-Unfalls auf der A9 eine Umleitung in Kauf nehmen mussten und erst später in Leutzsch eintrafen.
Gerade einmal 58 Sekunden waren gespielt, als sich Kirstein auf halblinks zu einfach gegen Jonas Hildebrandt durchsetzte, den Energie-Kapitän hinter sich ließ und halbhoch ins lange Eck netzte - 1:0.
Ausgerechnet "Kirsche", dessen Vertragsverlängerung bis Sommer 2025 kurz vor dem Anpfiff öffentlich gemacht wurde und der "unfassbar stolz" sei, "ein weiteres Jahr das goldene C auf der Brust tragen zu dürfen". Er wolle "alles geben, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen". Damit fing er Mittwoch direkt mal eindrucksvoll an.
Und es war nicht die einzige Story, die sich um den 28-Jährigen rankte. Nachdem er mit einer Direktabnahme in Bethkes Arme scheiterte (7.), kam es nach einer Viertelstunde besser: Kirstein legte sich den Ball mit dem Kopf vor, sprintete in die Box, wo er die Kugel verlor. Allerdings schnappte sich Denis Jäpel das Leder und traf mit links flach ins rechte Eck - 2:0 (15.).



Cottbus-Coach Pele Wollitz flippt aus: "Spiel' den Ball nach vorne, man!"

Über den Auftritt seiner davor in zehn Pflichtspielen ungeschlagenen Jungs war Cottbus-Trainer Claus-Dieter "Pele" Wollitz verständlicherweise entrüstet, tanzte in seiner Coachingzone herum, schrie auf den Platz: "Spiel' den Ball nach vorne, man!" Weil sich teilweise Schiedsrichter Kai Kaltwaßer angesprochen fühlte, sah Wollitz Gelb - was ihn nur noch wütender machte.
36 Sekunden war die zweite Hälfte alt, als Wollitz wahrscheinlich endgültig eskaliert wäre: Von links kam die Hereingabe in den Cottbuser Strafraum an Freund und Feind vorbei, Jäpel setzte das Spielgerät aber freistehend in Rücklage über den Kasten (46.).
Nur fünf Minuten später sorgte ein - sehenswertes wie gefährliches und für den FCE schädliches - Feuerwerk im Energie-Block für eine Spielunterbrechung. Und dann wieder Wollitz on fire: "Bei uns gibst du immer Gelb, auf der anderen Seite nicht einmal", schrie es wieder von der Seitenlinie.
Es kam aber noch schlimmer für den Tabellendritten vor 4999 Zuschauern: Timo Mauer flankte butterweich in den Sechzehner, wo Surek den Ball an Bethke vorbei zum 3:0 reinspitzelte (77.) und den ersten BSG-Sieg gegen Cottbus überhaupt klarmachte.
Vier Tage nach dem 3:0 gegen Hertha BSC II war es der zweite klare Heimsieg für Chemie - und die höchste Saisonpleite für die Brandenburger, die weiter vier Punkte hinter Spitzenreiter Greifswald liegen.

Titelfoto: Picture Point/Gabor Krieg