Nur am Handy, keine Gespräche: Ex-BVB-Physio mit harter Kritik an neuer Spieler-Generation!
Dortmund - Er war stets am nächsten dran an den Spielern und kennt das Fußballgeschäft in- und auswendig: Der frühere BVB-Physiotherapeut Thomas Zetzmann (52) arbeitete 16 Jahre für Borussia Dortmund, bevor er den Verein aus privaten Gründen vor einem Jahr verließ.
Nun gab er ein großes Interview bei SPOX und Goal, in dem er von seiner Zeit bei der deutschen Nummer zwei berichtete.
Neben Anekdoten über Jürgen Klopp (55) und der Arbeit als Fußball-Therapeut beleuchtete Zetzmann vor allem den Wandel, den er im Verhalten der Fußballer über die Jahre bemerkt hat.
Und der hat es in sich: "Heute vertiefen sich alle in ihr Handy. Sich für den Menschen zu interessieren, steht nicht mehr im Vordergrund", bemängelte der Physiotherapeut.
Früher habe man mit den Spielern auch mal einen Kaffee oder ein Bier getrunken, doch das passiere nicht mehr.
"Wenn man nach der Sommerpause zurückkam und die Spieler fragte, wo sie ihren Urlaub verbracht haben, kam keine Gegenfrage. Da gibt es keinen Austausch mehr", erzählte Zetzmann im Interview. Darüber sei er traurig und es mache ihn nachdenklich.
Zwar mache er den Spielern "irgendwie" keinen Vorwurf, sagte der 52-Jährige: Sie seien "einfach so mit sich selbst und ihren Gedanken beschäftigt".
Doch die Enttäuschung über die Entwicklung trat deutlich zum Vorschein: "Das ist schlicht eine andere Generation. Ich habe das mit der Zeit beobachtet und hatte dann auch keine andere Erwartung mehr."
Urlaub abgesagt, um Marco Reus fit zu kriegen: Zetzmann über die Opfer im Profifußball
Deutlich machte er das am Beispiel Marco Reus (34): Zwölf Jahre lang habe er den Kapitän der Borussia intensiv betreut - "selbst bei ihm kam sehr wenig zurück".
Und das, obwohl Zetzmann selbst im Privatleben sehr viel zurückstecken musste, um dem Ex-Gladbacher die beste Behandlung zukommen zu lassen!
So schilderte er die Situation, wie er einen privaten Urlaub in der Winterpause der Saison '14/15 absagen musste, um den verletzten Reus auf eine Privatreise nach Florida zu begleiten - der BVB war damals in akuter Abstiegsnot.
Missen möchte er den Fußball aber trotz aller Kritik an der Veränderung nicht: Nach seinem Sabbatjahr kribbelt es Zetzmann wieder in den Fingern.
Konkrete Pläne für eine Rückkehr in den Profifußball hat er noch nicht: "Ich möchte aber wieder als Fußball-Therapeut arbeiten und bin dazu mit ein paar Vereinen im Austausch."
Titelfoto: Guido Kirchner/dpa