BVB trauert um vergebene Meisterschaft: "in der Hinrunde verspielt"
Dortmund - Einen Tag nach dem Fiasko um die Meisterschaft in der Bundesliga hat sich Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (63) gegenüber dem kicker zu Wort gemeldet.
Selten war die Chance auf eine Deutsche Meisterschaft größer als am Samstagnachmittag für Dortmund. Doch die Schwarz-Gelben verspielten vor eigenem Publikum gegen Mainz (2:2) ihre Pole Position und den sicher geglaubten Titel.
Nachdem am Samstag in den Köpfen der Spieler vor allem Leere und Fassungslosigkeit herrschten, versuchte sich BVB-Boss Watzke am Samstag in Erklärungsversuchen:
"Der eine oder andere Spieler ist mit dem Druck nicht so gut umgegangen, den das frühe Münchner Tor ausgelöst. Dazu kam der verschossene Strafstoß (19. Minute durch von Sébastien Haller, Anm. d. Red.) als Knackpunkt in einer insgesamt brutalen ersten Hälfte."
Doch auch Watzke kam nicht umhin, Einblick in das Seelenleben der Borussen zu geben: "Gestern hat es sich noch schlimmer angefühlt als das verlorene Champions-League-Finale 2013."
Bezeichnend war das Bild von BVB-Coach Edin Terzic (40), der seine Tränen nach Spielschluss vor der Südtribüne nicht verbergen konnte. Es dauerte 1,5 Stunden nach Abpfiff, bis die obligatorische Pressekonferenz starten konnte.
Auf dieser bekundete der langjährige BVB-Jugendtrainer: "Ich glaube, dass wir gespürt haben, dass nicht nur die ganze Mannschaft, sondern das ganze Stadion, die Stadt, daran geglaubt haben, dass wir hier gewinnen."
Borussia Dortmunds Boss Hans-Joachim Watzke lobt trotzdem Trainer Edin Terzic
Es kam anders. Erst Mitte der zweiten Halbzeit erwachte der BVB aus seinem Schockzustand, der Ausgleichstreffer von Niklas Süle (27) in der sechsten Minute der Nachspielzeit kam zu spät.
Die unfassbar enttäuschten Dortmunder Fans bewiesen indes Feingefühl und feierten ihren Coach lautstark mit Sprechchören. Auch Hans-Joachim Watzke sparte nicht mit Lob für den Coach, der seine erst richtige Spielzeit als Cheftrainer gleich hätte mit dem Titel krönen können.
"Edin Terzic hat in dieser Saison fantastische Arbeit geleistet, ich hätte es auch Sebastian Kehl (43, Anm. d. Red.) gegönnt in seinem ersten Jahr als Sportdirektor", äußerte Dortmunds starker Mann gegenüber dem kicker.
Um gleich nachzuschieben, dass die Ursachen für den in der Endabrechnung einen fehlenden Punkt weniger im Mainz-Spiel zu suchen wären:
"Die Mannschaft hat in der Rückrunde 40 Punkte geholt. Das ist ein meisterlicher Wert. Wir haben die Meisterschaft nicht gestern verspielt, sondern in der Hinrunde." In der Tat hatte die Borussen zum Ende des Jahres 2022 neun Zähler Rückstand auf Bayern München.
Aber Hans-Joachim Watzke wäre nicht seit 18 Jahren Chef der Dortmunder, wenn er nicht gleich die Marschrichtung für die kommenden Monate ausgegeben hätte: "Wir sind im Ruhrgebiet dazu verdammt, immer wieder aufzustehen."
Titelfoto: Bildmontage: Bernd Thissen/dp