Pleite in Bologna: Matthias Sammer zerlegt BVB in alle Einzelteile
Bologna (Italien) - Es wurde das Endspiel für Trainer Nuri Şahin (36) werden, der Coach von Borussia Dortmund flog nach der Pleite in Bologna raus. Sein Team zeigte nicht erst seit der enttäuschenden 1:2-Niederlage in der Champions League in Bologna am Dienstagabend Auflösungserscheinungen.
Kritik hagelt es von allen Seiten, nach einem bitteren Abend in Italien zerlegte ausgerechnet Matthias Sammer (57), Berater des Vereins, das Team und auch einige Verantwortliche in alle Einzelteile.
Als Experte bei Amazon Prime Video kam er im Gegensatz zur Elf auf dem Rasen am Mikrofon nach Abpfiff so richtig in Fahrt.
"Die Mannschaft ist körperlich und geistig in einer Nicht-Verfassung. Das muss man einfach sagen. Wenn Du das heute siehst, da ist die Grundlage nicht da", griff er nicht nur die Spieler, sondern auch gleich das gesamte Trainerteam an.
Seine Worte wurden von Satz zu Satz härter!
"Die Mannschaft kann nicht verteidigen, aber angreifen kann sie auch nicht. Wann war der letzte Torschuss? In der 17. Minute!? Es gibt keine klare Struktur, es fällt auseinander", machte der gebürtige Dresdner, der selbst 153 Mal für den BVB auf dem Rasen stand, mit dem Verein zweimal Deutscher Meister wurde und 1997 die Champions League gewann, deutlich.
"Wir sind hier nicht an einer Übermannschaft gescheitert", stellte der Europameister von 1996 heraus. Auf die Frage zur Zukunft Sahins wusste aber auch er (noch) keine Antwort. "Das hat der Klub in der Kabine für sich zu besprechen. Das läuft in Dortmund ganz sauber. Die besprechen sich gerade. Ich weiß nicht, was dabei rauskommt. Es ist eine schwierige Situation", meinte Sammer am Mikrofon.
BVB-Bosse handeln sofort und schmeißen Trainer Nuri Şahin raus
BVB-Boss Lars Ricken (48) kam in die Runde hinzu und machte dann in aller Deutlichkeit klar, dass am heutigen Mittwoch über das Schicksal Şahins beim BVB gerichtet wird.
"Wir werden morgen nach Hause fahren und uns dann in Ruhe zusammensetzen. Wir wollen nur das Beste für Borussia Dortmund. Dann werden wir besprechen, das das Beste für Borussia Dortmund ist und was die Lösungen sind, damit wir mal wieder in die Spur kommen", sagte der Geschäftsführer Sport.
Zuvor meinte er bezogen auf Şahin zwar, dass beide ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis pflegen würden, doch dass er bei seiner Aussage vor dem Frankfurt-Spiel bleibe, dass jetzt Ergebnisse kommen müssen.
Sein Versprechen hielt nicht lange, noch in der Nacht von Bologna setzten die Bosse Sahin vor die Tür.
Der BVB musste sich eingestehen, dass das Trainerprojekt Şahin kaum mehr zu retten war und dass auf sportlicher Ebene die eine oder andere Fehlentscheidung der Grund für die sportliche Misere ist.
Der Coach selbst fand klare Worte: "Wenn ich das Problem bin oder wenn ein Trainerwechsel all die Nebenkriegsschauplätze löst, dann ist das überhaupt kein Problem", sagte Şahin und fügte später an: "Es geht nicht um meine Person. Ich bin verantwortlich, natürlich weiß ich, wie das Geschäft läuft. Aber für mich ist nur wichtig, dass Borussia Dortmund wieder erfolgreich wird."
Seit Mittwoch ist er dafür nicht mehr zuständig. Als Nachfolger werden der ehemalige Coach von Manchester United, Erik ten Hag (54), sowie Roger Schmidt (57), der zuletzt Benfica Lissabon trainierte, gehandelt.
Erstmeldung um 7.38 Uhr, aktualisiert um 9.18 Uhr.
Titelfoto: IMAGO / DeFodi Images