Selbstaufgabe in Leverkusen: Bayer hakt Meistertitel ab und hadert mit Saisonverlauf

Von Claas Hennig

Hamburg/Leverkusen - Die Verantwortlichen und Spieler von Bayer Leverkusen gaben sich keinen Illusionen hin. Nach dem 1:1 beim Aufsteiger FC St. Pauli hakten sie die Titelverteidigung in der Fußball-Bundesliga mehr oder weniger klar ab.

Mit dem 1:1 beim FC St. Pauli haben Bayer Leverkusen und Trainer Xabi Alonso (43) wohl die letzte Chance auf die Titelverteidigung verspielt.  © Christian Charisius/dpa

Vier Spieltage vor dem Saisonende beträgt der Rückstand des Noch-Meisters auf den Tabellenführer FC Bayern München nun acht Punkte. Dazu kommt eine um 29 Treffer bessere Tordifferenz der Münchener.

Am deutlichsten wurde Torschütze Patrik Schick (29) beim Streamingdienst DAZN. "Wir müssen ehrlich sein: Die Chance ist weg", sagte der Tscheche, der mit seinem 18. Saisontor seine Mannschaft am Hamburger Millerntor in Führung gebracht hatte.

Auch sein Trainer blieb realistisch. "Klar, mathematisch ist es noch nicht vorbei", sagte Xabi Alonso (43). "Aber wir wissen, es sind nur noch wenig Chancen." Die Saison sei aber nicht vorbei, mahnte der Spanier an. "Wir müssen Profis bleiben, uns wie immer auf jedes Spiel vorbereiten."

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Die Partie gegen den FC St. Pauli war beinahe eine Kopie der vergangenen Spiele der Leverkusener. Wenig Energie und noch weniger Kreativität - vom rauschhaften Bayer-Fußball der vergangenen Saison mit dem Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal ist derzeit nichts zu sehen.

"In der vergangenen Saison haben wir solche Spiele gewonnen", ärgerte sich Kapitän und Torwart Lukas Hradecky (35). "Wir haben zu oft Unentschieden gespielt."

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Immerhin: Platz zwei ist Bayer 04 Leverkusen so gut wie sicher

Werkself-Sportchef Simon Rolfes (43) will sich die voraussichtliche Vize-Meisterschaft nicht madig reden lassen.  © Harry Langer/dpa

Zum selben Zeitpunkt der vergangenen Spielzeit hatten die Leverkusener 25 Siege und fünf Unentschieden geholt. Niederlagen gab es die gesamte Saison nicht. In diesem Jahr hat das Werksteam nach 30 Spieltagen 18 Siege, zehn Remis und zwei Niederlagen vorzuweisen.

"Wir haben zu häufig, auch wenn wir geführt haben, den Gegner wieder zurückkommen lassen und haben nicht das zweite Tor gemacht, um das Spiel zu entscheiden", meinte Sportchef Simon Rolfes (43).

In Hamburg versuchten die Leverkusener, sich damit zu trösten, den zweiten Platz so gut wie sicher zu haben. Denn der Vorsprung auf den Tabellendritten Eintracht Frankfurt beträgt zwölf Punkte, hinzu kommt die bessere Tordifferenz (+13).

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"Wenn man die letzten zehn Jahre nimmt, haben wir es nicht so häufig geschafft, Zweiter zu werden", sagte Rolfes. Stürmer Schick sah das ähnlich: "Zweiter Platz ist auch nicht schlecht. Wir müssen auf dem Boden sein. Die letzte Saison war unglaublich", sagte er.

Tabelle 1. Bundesliga

POS VEREIN Sp. +/- Pkt.
1 FC Bayern München 30 87:29 72
2 Bayer 04 Leverkusen 30 64:35 64
3 Eintracht Frankfurt 30 58:42 52
4 RB Leipzig 30 48:38 49
5 SC Freiburg 30 43:47 48
6 1. FSV Mainz 05 30 48:36 47
7 Borussia Dortmund 30 57:47 45
8 SV Werder Bremen 30 48:54 45
9 Borussia Mönchengladbach 30 48:46 44
10 FC Augsburg 30 33:40 43
11 VfB Stuttgart 30 56:50 41
12 VfL Wolfsburg 30 53:47 39
13 1. FC Union Berlin 30 30:44 35
14 FC St. Pauli 30 26:36 30
15 TSG 1899 Hoffenheim 30 38:55 30
16 1. FC Heidenheim 30 32:60 22
17 VfL Bochum 1848 30 29:62 20
18 Holstein Kiel 30 41:71 19

Die Tabelle der Bundesliga hat folgende Bedeutung: Wer am Ende der Saison auf Platz 1 steht, ist Deutscher Meister. Wer auf den Rängen 17 und 18 steht, steigt in die 2. Bundesliga ab. Der drittletzte Platz (Position 16) darf in der sogenannten Relegation um den Klassenerhalt spielen. Der Gegner ist der Drittplatzierte der 2. Bundesliga.

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