Union gefangen im Negativ-Strudel: "Unerklärlich und unfassbar dumm"
Von Kristina Puck
Berlin - Frust in Köpenick! 2:0 führte Union Berlin in Stuttgart, fuhr am Ende aber mit leeren Händen nach Hause, auch weil Keeper Frederik Rönnow (32) böse patzte. Unterstützung gibt es aus den eigenen Reihen. Ersatzkapitän Rani Khedira (30) nahm den Dänen nach dem nächsten Dämpfer demonstrativ in Schutz.
"Er hat uns in den letzten Jahren und speziell auch in dieser Saison unglaublich viele Tore gerettet. Von dem her kann sowas passieren", stellte der Mittelfeldspieler nach dem 2:3 (1:0) in der Fußball-Bundesliga beim VfB Stuttgart klar.
Ein eklatanter Fehlpass des Dänen beinahe in die Füße von Atakan Karazor hatte die Niederlage beim bitteren Unioner Ausflug ins Ländle besiegelt. Endlich erzielte der offensivschwache Hauptstadtklub wieder einmal zwei Tore - und verlor am Ende doch zum dritten Mal in Serie.
"Das wird ihn nicht zurückwerfen", prognostizierte Khedira. "Nächste Woche wird er wieder bereitstehen und uns dann wahrscheinlich wieder die Punkte retten." Der nächste Gegner heißt VfL Bochum, ein klarer Abstiegskandidat.
Dass die Köpenicker schon 16 Punkte haben, liegt vor allem an ihrem starken Saisonstart. Doch seit Wochen steckt der Champions-League-Teilnehmer der vergangenen Saison mittlerweile im Abwärtsstrudel. Sechs Liga-Spiele hat Union nicht mehr gewonnen. Mit dem Aus im DFB-Pokal schon in der zweiten Runde türmen sich die sieglosen Pflichtspiele auf sieben auf.
Seit dem 2:0 bei Aufsteiger Kiel im Oktober hatte die Elf nicht mehr zweimal getroffen. Doch selbst ein 2:0 reichte in Stuttgart nicht. "Es ist unerklärlich und unfassbar dumm auch von uns - muss man so sagen", schimpfte Khedira deutlich.
Bo Svensson frustriert und einsilbig
Dementsprechend genervt wirkte auch Union-Trainer Bo Svensson (45). Es seien doch viele gute Sachen dabei gewesen, was ihn denn am meisten ärgere, wurde der Coach gefragt. "Dass wir verloren haben", entgegnete er bei DAZN.
Was am besten gelungen sei? "Dass wir zwei Tore geschossen haben und 2:0 geführt haben", antwortete Svensson ebenso wortkarg. Ein wenig später offenbarte der dänische Trainer: "Es ist natürlich schwer zu schlucken, wenn du hier 2:0 führst und dann 3:2 verlierst."
Verteidiger Danilho Doekhi (26/37. Minute) hatte die Unioner überraschend in Führung gebracht. Dass VfB-Torhüter Alexander Nübel (28) dabei nicht gut aussah, durfte dem Hauptstadtklub egal sein. Als die Flanke von Robert Skov (28) dann offenbar an Khediras (48.) Kopf und an Nübel vorbei ins Tor rauschte, sahen die Berliner kurzzeitig wie die Sieger aus. Per Doppelpack leitete VfB-Joker Nick Woltemade (51./59.) vor Karazors Siegtreffer (69.) endgültig die Wende ein.
"Wir geben es komplett aus der Hand. Wir haben einfach nicht mehr so gut verteidigt nach dem 2:0", kritisierte Khedira. "Am Ende liegt die Schuld bei uns." Andras Schäfer unterstrich, das Positive mitnehmen zu wollen: "Wir haben im Allgemeinen ein wirklich gutes Spiel gemacht."
Am Ende geriet der Sport in den Hintergrund. Ein medizinischer Notfall im Gästeblock überschattete die Partie und trübte die Stimmung in den Fanlagern erheblich. Der betroffene Fan war am Samstagmorgen weiterhin im Krankenhaus. Weitere Angaben lagen zunächst nicht vor.
Der Anhänger der Berliner war zusammengebrochen und reanimiert worden. Dass alle gesund zurückkommen, sei das Wichtigste am Ende des Tages, so Khedira.
Titelfoto: Tom Weller/dpa