Union feiert Wahnsinns-Last-Minute-Klassenerhalt: Zingler lässt sich volllaufen
Berlin - Das Beste kommt zum Schluss! Dramatischer hätte das Saisonfinale für Union Berlin kaum laufen können: Elfmeter verschossen, trotzdem verdiente Führung, Schiri-Frust, Ausgleich, Nachspielzeit, nächster verschlossener Elfer, Abpraller, drin - grenzenloser Jubel.
Union bleibt damit auch das sechste Jahr in Folge in der Bundesliga - dank zweier Joker. Erst war Benedict Hollerbach (68. Minute) zur Stelle, dann brachte Janik Haberer (90.+2) nach dem Doan-Schock zum 1:1 (85.) die Alte Försterei zum Beben. Ausgerechnet der Ex-Freiburger versaute Christian Streich (58) in seinem letzten Spiel die Qualifikation für Europa.
Ihm sollte es egal sein. Auf den letzten Metern ist Union noch einmal der Relegation entgangen. "Wir werden heute Abend den ganzen Frust rauslassen, den wir über die Saison hatten, und total befreit das Ganze feiern", kündigte Hollerbach an. Die Kabinen-Party war da bereits im Gange.
Was nur wenige Minuten zuvor auf dem Rasen in ihm vorging, wollte er allerdings nicht verraten. In Hälfte eins scheiterte bereits Josip Juranovic (28) am glänzend aufgelegten Noah Atubolu (21), in der Nachspielzeit war es dann Kevin Volland (31). Sein Elfmeter lenkte der Gästekeeper noch an den Pfosten, Haberer aber stand goldrichtig.
"Es war auf jeden Fall das Krasseste, was ich je erlebt habe. Ich hätte es gerne ein bisschen ruhiger gehabt. Das ist so eine emotionale Achterbahnfahrt. Wahnsinn", so der Torjäger. "Mit dem Elfmeterschießen, da müssen wir nochmal gucken", sagte Interimstrainer Marco Grote mit einem Augenzwinkern.
Dirk Zingler kündigt an: "Jetzt werde ich mich erst mal volllaufen lassen"
Der Rest war einfach nur pure Ekstase in der Alten Försterei, sodass selbst der Präsident zum Feierbiest wurde.
"Jetzt werde ich mich erst mal volllaufen lassen mit meinen Freunden und meiner Familie und mit allen, die hier mitgewirkt haben", kündigte Dirk Zingler nach dem Last-Minute-Klassenerhalt am Sky-Mikrofon an. "Der Verein spielt seit über 100 Jahren Fußball in diesem Stadion. Das ist die Kraft dieser Region. Ich bin so glücklich, dass wir es den Menschen zurückgeben konnten."
Zufrieden mit der Saison kann und wird der Präsident aber auch nicht sein. Es gibt viel zu analysieren.
Drei Trainer hat es gebraucht, um den Total-Absturz von der Champions League in die 2. Liga zu verhindern. Viel zu selten präsentierte sich die Mannschaft - so wie gegen Freiburg - als eine echte Mannschaft. Hinzukommen Star-Einkäufe wie Volland oder Leonardo Bonucci (37), die nicht wirklich gezündet haben.
Wir haben eine schlechte Saison hinter uns. Wir haben drei Trainer schon fast verbraucht. Das spricht für keine Mannschaft, da bin ich auch selbstkritisch genug", sagte der erleichterte Kapitän Christopher Trimmel (37). "Der Verein wird die Saison jetzt richtig analysieren. Das Schöne ist im Fußball: Wenn man es trotzdem geschafft, kann man die Lehren daraus ziehen und weiter geht's."
Union Berlin feiert wieder einmal am letzten Spieltag
Erst einmal aber wurde gefeiert, denn wenn es etwas gibt, was Union besonders liegt, dann ist es ein Saisonfinale am letzten Spieltag. Vergangenes Jahr machten sie die Champions League klar, im Jahr davor die Europa League, 2021 die Conference League und nun den Klassenerhalt. Immer in der Alten Försterei.
Trimmel: "Das gehört zu uns. Ich weiß nicht, warum, aber es ist so. Deswegen freut es mich umso mehr, dass ich wieder einmal ein Teil davon war. Auch wenn es diesmal für den Kopf anstrengender war."
Titelfoto: JOHN MACDOUGALL / AFP