Union Berlin kann es noch: Ist das die Trendwende?
Berlin - Kitschiger hätte das Drehbuch kaum sein können. Zwölf Spiele lang gab es für Union Berlin nur auf die Mütze. Zwölf Spiele lang hängende Köpfe. Am Mittwochabend aber haben die Köpenicker die Niederlagen-Serie beim italienischen Meister Neapel (1:1) endlich stoppen können - dank David Datro Fofana (20).
In der 52. Minute flitzte die Chelsea-Leihgabe los, nahm den mitgelaufen Sheraldo Becker (28) mit. Der scheiterte zunächst noch am Keeper, doch Fofana stand goldrichtig und staubte ab!
Bei ihm passt tatsächlich das im Fußball gerne verwendete Vokabular "ausgerechnet"! Der 20-Jährige brachte sich mit seinem verweigerten Handschlag selbst ins Abseits, wurde daraufhin für eine Woche suspendiert. Ein Eklat, der zum Symbolbild dafür wurde, wie sehr bei Union die Nerven blank liegen.
Nun aber könnte er für die Trendwende gesorgt haben. Union zeigte über lange Strecken das, was sie in den Jahren zuvor so stark gemacht hat. Schwer zu bespielen und gerade im Umschaltspiel brandgefährlich.
Viel mehr als der Ausgleichstreffer und das Ausbleiben des erneuten Last-Minute-K.o wiegt aber die Erkenntnis: Union kann es noch. Endlich haben sie sich für ihre starke Leistung auch belohnt: "Es fühlt sich sehr gut an. Wir haben uns heute viel vorgenommen. Das ist natürlich ein schwieriges Spiel in diesem Hexenkessel", sagte ein erleichterter Kapitän Christopher Trimmel (36) am DAZN-Mikrofon. "Wir haben es angenommen und über 90 Minuten lang gekämpft."
Union Berlin kann noch den Einzug in die Europa League erreichen
In Halbzeit eins sah es noch so aus, als würde die Niederlagen-Serie auf 13 Spiele anwachsen. Das 0:1 durch Matteo Politano (30) war fast schon bezeichnend. Juranovic fälschte unglücklich ab, sodass die Kugel von seiner Brust ins Tor sprang.
Hinten legte sich Union den Ball mal wieder beinah selbst ins Netz und vorne fehlte das Quäntchen Glück. So hätte Juranovic - wenn auch unverdient - schon vor der Pause auf 1:1 stellen können, traf aber per Freistoß nur den Pfosten.
Nach dem Seitenwechsel aber flog den Hausherren ein eigener Eckball um die Ohren. Ein Befreiungsschlag landete bei Fofana, der den Turbo anzündete. Der Rest ist Geschichte!
Es ist ein historischer Treffer, sorgte das 1:1 für den ersten Punktgewinn in der Champions League in Unions Vereinsgeschichte überhaupt. Das Achtelfinale ist zwar bereits unerreichbar, nicht aber Platz drei und damit die Europa League.
Noch wichtiger aber wäre den Schwung nun auch in die Bundesliga mitzunehmen. Dort wartet der nächste dicke Brocken. Am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) müssen die Eisernen, die den Abstiegskampf ausgerufen haben, zu Bayer Leverkusen.
"Umso länger eine Negativ-Serie anhält, umso mehr schwindet das Selbstvertrauen. Das hat man schon gespürt. Wir haben viel miteinander gesprochen, haben auch versucht uns außerhalb vom Platz zu pushen. Das hat man heute gesehen und gespürt", so Trimmel. "Das kann hoffentlich für die nächsten Wochen Energie geben. Ich kenne den Fußball natürlich aber gut genug. Wir müssen jetzt ganz hart weiterarbeiten."
Titelfoto: Gregorio Borgia/AP/dpa