Union-Berlin-Blog: Union und Lichtenberg 47 mit gleich zwei Unterstützer-Spielen

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

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Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

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9. April: Echte Fußball-Freunde - Union und Lichtenberg 47 mit gleich zwei Unterstützer-Spielen

Union-Fans wollen dem Berliner Oberligisten Lichtenberg 47 aus einer Notlage helfen.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Schon zu DDR-Zeiten sah man nicht selten Fans vom 1. FC Union bei Lichtenberg 47. Und das lag nicht nur an der gemeinsamen Antipathie gegenüber der Stasi, die gleich nebenan vom Zoschke-Stadion, der Spielstätte der Lichtenberger, beheimatet war. Ich kann das beurteilen, bin ich doch schon als 7-jähriger mit meinem Opa zu 47 gepilgert. Das ich dann später sogar in der A-Jugend dort spielte, war nur konsequent. Und diese Fan-Freundschaft hat die Wendezeit überstanden. Und jetzt haben Vandalen bei den 47ern gehaust. Das kann aber der bei Union bestens bekannte Mathias Bunkus (ehemaliger Chefberichterstatter für den 1. FC Union) viel besser darlegen. Bunki ist jetzt im Ehrenamt bei 47 tätig. Hier sein Bericht.

Bunki: Es ist der Albtraum aller Menschen. Man kommt gemütlich nach Hause und findet seine eigenen vier Wände verwüstet vor nach einem Einbruch. Einem Sportverein geht es da nicht anders. Lichtenberg 47 ist das jetzt passiert. In der Nacht zu Montag hat sich Gesindel Zugang zu den Räumen der Geschäftsstelle verschafft, auf der Suche nach Wertvollem sinnlos marodiert und zudem wurde der Kleintransporter der ersten Mannschaft entwendet. Also das Auto, mit dem die Betreuer Einkäufe erledigen oder an Spieltagen mit der ganzen Ausrüstung als Vorhut in den Stadien der anderen Gastgeber aufdribbelt.

Hatten diese Diebe es nur auf die Tageseinnahmen abgesehen? Wenige Stunden zuvor hatten die 47er ja ihr Heimspiel gegen Hansa Rostock II bestritten. Das 1:2 gegen die Reserve der Kogge war schon ein herber Rückschlag im Kampf um den Aufstieg in die Regionalliga. Da kam das Ausgeraubt werden als zusätzlicher Faktor hinzu. Man kann mit Fug und Recht von einem Doppelschock sprechen.

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Derzeit laufen die Aufräumarbeiten. Und Lichtenberg 47 versucht, sich einen genauen Überblick zu verschaffen, was alles abhanden gekommen oder zerstört worden ist. Was in so kurzer Zeit nicht ganz einfach ist. Zumal ja auch die polizeilichen Ermittlungen erst einmal abgeschlossen sein müssen. Alles nicht vergnügungssteuerpflichtig!

Es ist ja nicht nur der materielle Schaden. Der allein beträgt schon mehrere Tausend Euro. Und es ist nicht alles durch eine Versicherung gedeckt. Man fühlt sich hinterher einfach unwohl, wenn der eigene Rückzugsraum nicht mehr sakrosankt ist. Man steht im wahrsten Sinne des Wortes vor einem Scherbenhaufen.

Zudem ist ja nicht nur der reibungslose Ablauf der Geschäftsstelle stark beeinträchtigt. Sondern auch die Oberliga-Mannschaft und andere Abteilungen haben mit den Auswirkungen zu kämpfen. Fußballschuhe wurden entwendet. Die Dinger sind ja nicht günstig und Oberligakicker haben keinen Millionen schweren Ausrüster, der so etwas nahtlos ersetzt! Die Ballpumpe ist futsch. Nur um mal ein paar kleine Beispiele zu nennen. Auch andere Gegenstände des täglichen Bedarfs fehlen derzeit und müssen entweder geliehen oder neu beschafft werden. Das alles kostet. Und Amateurvereine sind bekanntlich nicht auf Rosen gebettet.

Was uns als Lichtenberg 47 aber erfreut, ist die Welle der Solidarität, die über uns hereinbricht im Nachgang. Fans aus vielen anderen Klubs haben schon ihr Scherflein auf das Spendenkonto (SV Lichtenberg 47 e.V., IBAN: DE72 1005 0000 1783 9207 14
Verwendungszweck: "wirfür47") überwiesen. Auch das Bezirksamt Lichtenberg zeigt sich dieser Tage als kompetenter, unkomplizierter und hilfreicher Ansprechpartner für unseren Klub. Es zeigt sich, dass die Fußballwelt zusammenhält. Dafür an dieser Stelle mal unser Dank. Mathias Bunkus

Icke: Danke an Bunki an dieser Stelle. Es dauerte nur Minuten bei Union, als die ersten Überweisungen zu den 47ern getätigt wurden. Und das war noch nicht alles. Unioner wollen die 47er durch ihren Stadionbesuch unterstützen. Da man sich nicht klar einigen konnte, welches Spiel man dafür nimmt, wählte man gleich zwei Heimspiele der Lichtenberger dafür aus.

Am 17. April 2025 spielen die 47er um 19 Uhr unter Flutlicht gegen Optik Rathenow. Das ist die erste Variante für alle Unioner. Das zweite Unterstützerspiel findet am 26. April 2025 um 14 Uhr gegen Anker Wismar statt.

Tickets gibt es reichlich an den Tageskassen. Schließlich passen fast 10.000 Zuschauer in das Hans-Zoschke-Stadion - immerhin nach der Alten Försterei das zweitgrößte echte Fußball-Stadion in Berlin. Die Vereinsfarben müssen nicht getauscht werden. 47 ist genauso Rot-Weiß wie der 1. FC Union. Und so ganz nebenbei können wir auch dazu beitragen, dass die Lichtenberger doch noch in die Regionalliga aufsteigen. Der derzeitige 2. Platz in der Oberliga heißt aber auch ... 47 muss ab jetzt alles gewinnen. Lasst uns das anpacken Unioner! Eisern.

7. April: Wir mögen Sonntage - Heimsieg gegen Wolfsburg

Union Berlin jubelt über Benedict Hollerbachs (23, l.) Siegtor zum 1:0 gegen Wolfsburg.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Okay, machen wir uns nichts vor: es ist über weite Strecken kein besonders schönes Spiel, unser Tor fällt etwas aus dem Nichts und am Ende ist unser Sieg zwar verdient, wenn auch etwas glücklich.

Dafür aber umso wichtiger, denn unser erster Heimerfolg nach langen und zähen elf Wochen ist ein großer Schritt in Richtung Klassenerhalt, denn wir sind die einzige Mannschaft, die im letzten Tabellendrittel an diesem Wochenende drei Zähler einfahren kann.

Wir haben jetzt 33 Punkte (soviel wie in der letzten Saison nach 34 Spieltagen) und freundliche elf Punkte auf den Relegationsplatz, haben in der Rückrunde tatsächlich mehr Punkte eingefahren als Dortmund, die Rote Brause oder Frankfurt, die zehn Punkte aus den letzten vier Spielen (im gleichen Zeitraum schaffen das nur noch die Bayern) sind ebenso unerwartet wie großartig - von ziemlicher Verzweiflung bis relativer Entspannung in fünf Wochen.

Dabei macht das Spiel in der ersten halben Stunde Spaß, schon nach zwei Minuten köpft Querfeld an den linken Pfosten, Khedira kann den Abpraller nicht verwerten, nach gut zwanzig Minuten kommt Haberer aus dreizehn Metern frei zum Schuss, zwar platziert, aber zu drucklos, so dass Grabara parieren kann. Doch auch Wolfsburg kommt zu guten Chancen, durch Amoura und Wimmer, aber entweder wird am Tor vorbeigesemmelt oder Rönnow ist auf dem Posten.

Zum Ende der ersten Hälfte hören wir ein bisschen auf zu spielen, glücklicherweise können die Niedersachsen nicht allzuviel damit anfangen. Dann verletzt sich der fleißige Ilic (Knieprellung?), für ihn kommt Ljubicic und kurz vor der Pause klammert Wimmer nach einer Ecke eindeutig gegen Doekhi, ziemlich unverständlich, dass es da keinen Elfmeter gibt - hier versagen erst Schiri Osmers, dann der VAR.

In der zweiten Hälfte sind wir nach vorn eher übersichtlich unterwegs, doch auch der Gegner kann aus seiner optischen Überlegenheit kein Kapital schlagen und wenn doch, wie bei Kaminskis Chance nach 52 Minuten, kann unser Däne klären. Nach einer guten Stunde wirft dann Juranovic in Strafraumhöhe ein, der Ball wird prompt rausgeköpft, doch Haberer und Querfeld machen die Kugel wieder scharf, die Hollerbach vor die Füße fällt und der schiebt cool gegen einen überraschten Grabara, der nur noch den etwas hilflosen Kasper machen kann, ein. Auch das Tor wird überprüft, ob Querfeld gegen Wind zu sehr geschoben hat, doch das war zu wenig und so markiert Hollerbach seinen achten Treffer.

In der Folge gibt es ziemlich viel Gebolze, ständige Balleroberungen und Ballverluste und unsererseits schlecht ausgespielte Konter, bis in der 89. Minute die VW-Elf die große Chance zum Ausgleich hat: Wimmer setzt sich auf links ziemlich gut durch, geht zur Grundlinie und passt quer durch den Strafraum, doch am langen Pfosten ist Behrens einfach nicht in der Lage, die Kiste aus einem halben Meter zu treffen, vielleicht noch irritiert durch Roussillon.

Es kann aber auch sein, wie mein Freund Frank nach dem Abpfiff so vermutet, dass Behrens schlicht und ergreifend unser U-Boot in den Wolfsburger Reihen ist - auf jeden Fall haben wir da den Papst in der Tasche und auch die Nachspielzeit überstehen wir und nehmen so drei Punkte mit, nach einem Arbeitssieg gegen im Moment etwas unfähige Wolfsburger, erleichtert, weil wir mal nicht den Aufbaugegner geben und kämpferisch zwar alles reingeworfen haben, aber spielerisch doch eine ganze Menge offen bleibt.

Vielleicht hatte jemand wie Benes da durchaus weiterhelfen können, doch irgendwie mag Baumgart ihn wohl nicht, genauso wie Vogt - aber die Ergebnisse und natürlich auch die Leistung unserer Jungs geben dem Trainer momentan recht und das ist entscheidend - und nichts anderes. Dieser Sieg bestätigt und vergoldet unseren unfassbaren Zwischenspurt, noch ist nichts definitiv, doch genauso kann man selbstbewusst in die Endphase gehen, noch sechs Spiele sind zu gehen und die Vierzig-Punkte-Marke dürfte ein realistisches Ziel sein, ob mehr als der momentane dreizehnte Platz rausspringt ist zwar fraglich, doch der ganz große Stress dürfte sich heute verflüchtigt haben.

Sonntage scheinen uns also zu liegen, nichtsdestotrotz gilt jetzt: weitermachen, durchziehen - von fast durch bis ganz durch. Allen Unionern mit diesen drei Punkten im Rücken einen geschmeidigen Start in die Woche - eisern!

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5. April: Ruhnert bleibt und Wolfsburg kommt

Nach seiner gescheiterten Kandidatur für den Bundestag möchte Oliver Ruhnert (53) wieder im Profifußball arbeiten.  © Robert Michael/dpa

Unionfux: Oliver Ruhnert arbeitet wieder für Union, so war dieser Tage zu vernehmen, auch wenn das natürlich noch nicht mal an die mittelgroße Glocke gehängt wurde, so wie das in unserem Verein ja üblich ist. Horst Heldt ist sehr froh, dass der im Vorfeld der Bundestagswahl ruhende Vertrag des Chefscouts und Beraters nach der so knapp verfehlten Politikerkarriere wieder in Kraft ist, allerdings ist unklar (zumindest für die Außenstehenden), ob der Kontrakt bis zum Sommer gilt oder noch darüber hinaus. Viele hatten fest mit einer Demission von Ruhnert gerechnet, es gab Gerüchte, er könnte zu Schalke zurückkehren, insofern kommt diese Entwicklung schon etwas überraschend. Inwieweit Ruhnert zu alter Größe auflaufen kann, wird man sehen, unbestritten ist, dass die kommende Sommertransferperiode nicht wieder so katastrophal wie die letzten beiden ausfallen darf, sonst ist das vorläufige Ende unserer Bundesligazeit absehbar, will sagen: Oliver Ruhnert muss zeigen, dass er nicht nur vom Erfolg vergangener Tage zehrt und dass sein Scouting wieder mehr hervorbringen kann als Mikkel Kaufmann und Chris Bedia und solche teuren Flops wie etwa Kevin Volland in Zukunft vermieden werden, von der unglücklichen Handlungsweise im Fall Leweling mal ganz abgesehen.

Natürlich passieren Fehler und Fehleinschätzungen, kann man nur bedingt wissen, wie sich eine Spielerverpflichtung entwickelt, aber zwischenzeitlich waren es doch ein bisschen viele Missverständnisse, sowas ist auf Dauer von einem relativ kleinen Verein (zumindest was die Finanzen angeht) kaum zu kompensieren. Doch auch Horst Heldt hat fraglos noch ziemlich viel Luft nach oben, es kann bei beiden eigentlich nur besser werden - schlucken wir also unsere leichte Skepsis bis auf Weiteres runter, hoffen unbeirrt das Beste und sagen: Welcome back, Oliver!

Wenn am Sonntag der VfL Wolfsburg bei uns zu Gast ist, sollten wir zwei Dinge nicht vergessen: unsere Heimbilanz ist gegen die Gäste ziemlich positiv, zuletzt haben wir dreimal in Folge gewonnen (plus ein Sieg im DFB-Pokal) und davor zweimal Remis gespielt - und unser letzter Heimsieg war doch tatsächlich im Januar (und der vorletzte im Oktober!!), deswegen wär’s mal wirklich wieder Zeit, die Alte Försterei muss wieder zur Festung werden. Wenn wir den Schwung und die Geschlossenheit der letzten Spiele auf den Platz kriegen, müsste das auch gelingen, zumal Wolfsburg zuletzt in einem Leistungsloch gesteckt hat. Wir müssen ja nun nicht jedesmal den Aufbaugegner geben, oder? Auf Jeong muss man leider verzichten, er wurde unter der Woche am Knöchel operiert und dürfte uns in dieser Spielzeit nicht mehr zur Verfügung stehen, ich bin mal gespannt, ob und zu welchen Konditionen wir ihn fest verpflichten (dass wir die Kaufoption für sechs Millionen ziehen, ist eher unwahrscheinlich) oder ob er doch zurück nach Stuttgart muss. Auch der ehemalige Abwehrchef Vogt fällt weiterhin aus, aber es ist ohnehin nicht zu erwarten, dass Steffen Baumgart die zuletzt so stabile Dreierkette mit Doekhi, Leite und Querfeld auseinanderreißt. Interessant wird, wer Jeongs Platz einnimmt und wer in der Spitze startet, wahrscheinlich wären Hollerbach und Ilic, doch der Trainer ist ja gern mal für eine Überraschung gut.

Es soll ziemlich kühl werden am Sonntag, aber nicht nur deswegen sollte sich der VfL Wolfsburg warm anziehen. Wir bauen nämlich unsere positive Serie aus, der Lauf geht weiter - eisern!

3. April: Der Nächste bitte! Jetzt ist Wolfsburg dran

Die Unioner feiern ihren Sieg gegen den SC Freiburg.  © Harry Langer/dpa

Icke: Am kommenden Sonntag um 17.30 Uhr empfangen wir den VfL Wolfsburg. Nach den zwei absolut überraschenden Auswärtssiegen in Frankfurt und Freiburg, sowie dem Unentschieden gegen Bayern München können wir jetzt zeigen, wir haben uns von unserer Schwächephase erholt.

Zu den gesammelten sieben Punkten, die man allgemein für unmöglich hielt, können nun drei weitere kommen. Parallel haben Heidenheim und Bochum zwar auch Heimspiele, aber die Gegner heißen Leverkusen und Stuttgart. Hier sind jetzt auch nicht zwingend zwei Siege erwartbar. Sprich Union könnte zwar im Abstiegskampf noch nicht den Deckel drauf machen, aber mit eventuellen 33 Punkten wäre man sehr nah daran.

In der letzten Saison haben uns 33 Punkte und das bessere Torverhältnis am letzten Spieltag für den Bundesliga-Verbleib gereicht. Das erzeugt puren Optimismus in Köpenick. Genau wie die Tatsache, dass der 1. FC Union seit dem 1. April 2025 aktuell über 70.000 Mitglieder hat. Damit landen wir in der Statistik der Bundesliga auf Platz 6. Ehrenwert! Und was gibt's zu Wolfsburg zu sagen? Die letzten zehn Spiele bekleckerten sich die Autobauer nicht mit Ruhm. Zwei Siege schafften sie dabei. Drei Mal verloren sie und der Rest (fünf) waren Unentschieden. Für die Ansprüche dieses hochwertigen Kaders - zumindest finanziell … ist das viel zu wenig.

Hoffentlich bauen wir nicht wieder einen Gegner auf. Allerdings scheint Baume einen Schlüssel für den Union-Kader gefunden zu haben. Mit der wieder eingeführten Dreierkette und dem zur Folge drei auflaufenden Innenverteidigern schafft man Stabilität. Und vorn reichts in letzter Zeit sogar zu knappen Siegen gegen scheinbar übermächtige Gegner. Neben Querfeld, Doekhi, Leite, Rönnow und Khedira in der zentralen Abwehr blüht plötzlich Trimmel wieder auf. Und neben dem stabilen Angreifer Hollerbach (inzwischen zehn Torbeteiligungen) mausert sich gerade Ilic mit deinem dritten Tor im 9. Spiel zum Stammspieler.

Allerdings haben alle Statistiken einen Haken, sie zeigen nur eine Richtung an. Der nominelle Kaderwert der Wolfsburger liegt seit dem aktuellen Update bei über 251 Millionen Euro. Zum Vergleich, wir liegen derzeit bei 113 Millionen. Das heißt auch, die Qualität der einzelnen Spieler ist dort mehr als doppelt so hoch, als bei uns. Wir können Wolfsburg nur schlagen, wenn wir wieder an unser Limit gehen. Kämpfen, beißen und kratzen. Dazu hinten wenig Fehler produzieren und uns konzentrieren. Wenn dann vorn Hollerbach und Ilic noch zeigen, dass ihr Aufwärtstrend anhält, dann sind auch drei weitere Punkte für uns möglich. Auf Union lasst uns den Klassenerhalt (fast) sichern! Eisern.

31. März: So kann's gehen - Auswärtssieg in Freiburg

Die Spieler von Union Berlin feiern ihren Sieg mit den rund 2000 mitgereisten Fans.  © Harry Langer/dpa

Unionfux: Na bitte, wer sagt's denn? Wir fahren zur drittbesten Heimmannschaft der Liga - zudem seit sieben Spielen ungeschlagen - und sacken dort drei Punkte ein, knacken die wichtige Dreißig-Punkte-Marke und setzen unsere kleine Serie fort. Das Wichtigste und gut zu sehen: Die Truppe funktioniert zunehmend wieder, ob das nun an der wiedereingeführten Dreierkette liegt oder daran, dass Baumgarts Offensivhinweise endlich umgesetzt werden und die Effektivität zurück ist. 33 Prozent Ballbesitz in Frankfurt, dann 20 gegen die Bayern, in Freiburg sind's 28 - zwischenzeitlich wirkt es wie zu besten Urs-Zeiten. Die Ergebnisse sind knapp, aber die Gegner wissen irgendwie nicht, wie sie uns beikommen sollen und neuerdings machen uns selbst Rückstände nicht mehr allzu viel aus.

Unterm Strich haben wir in Freiburg sogar die besseren Chancen: Nach 14 Minuten kommt Ilic nach cooler Kombination über Skarke (der für den früh verletzten Jeong gekommen ist) und Hollerbach frei zum Schuss, aber zu harmlos. Ebenso Hollerbach nach 35 Minuten. Die beste Chance hat dann wiederum Skarke nach tollem weiten Pass von Leite, den er ziemlich gut annimmt, aber der Abschluss ist dann eine bessere Rückgabe und kein Problem für Atubolu - ich finde, den kann man schon mal machen.

Da steht es schon 1:1. Die Führung für die Gastgeber durch Höler (das Tor fällt etwas zu leicht, Grifos Hereingabe muss Höler, nachdem Trimmel knapp verpasst hat, nur noch am langen Pfosten über die Linie schubsen) wird nämlich, und das ist meines Erachtens der erste Knackpunkt, schon nach anderthalb Minuten durch Kedhira beantwortet. Und wie: Einen schwach abgewehrten Ball nimmt er aus siebzehn Metern mit Anlauf und Vollspann und jagt den Ball direkt ins linke Eck. Erst sein drittes Tor im 110. Punktspiel für uns, aber eminent wichtig, weil er nämlich den Freiburgern gleich wieder den Wind aus den Segeln nimmt - und so geht man auch in die Pause.

Unser Führungstor kurz nach dem Seitenwechsel ist dann vom Feinsten: Langer Abschlag von Rönnow, Trimmel verlängert auf Ilic, der spielt Skarke in den Lauf, der dann auf dem rechten Flügel zweimal hochschaut, butterweich flankt und Ilic, der mittlerweile hervorragend durchgelaufen ist, köpft mutterseelenallein nach bester Mittelstürmermanier aus fünf Metern ein - in zwölf Sekunden von Rönnow bis ins Tor, das kann man kaum besser machen. In der Folge spielt fast nur noch der geschockte Europapokalaspirant, doch viel springt (trotz insgesamt 34 Flanken) nicht dabei heraus, bis auf den zweiten Knackpunkt des Spiels: Nach einer Stunde spielt sich der eingewechselte Dinkci durch, Grifo kreuzt, klaut seinem Mitspieler quasi die Kugel und schießt völlig frei aufs Tor, aber Rönnow grätscht den Ball sensationell zur Ecke - fällt hier der Ausgleich, stehen wir möglicherweise am Ende ohne Punkte da. In der letzten halben Stunde verteidigen wir ansonsten fast alles kompromisslos weg, auch wenn nach vorn nicht mehr so richtig was geht, abgesehen von einem etwas kraftlosen Hollerbach-Schuss nach kräftezehrendem Solo und einem Kopfball von Ilic knapp neben das Tor.

Und eigentlich ist unsere beste Chance nach der Führung eine phantastische Balleroberung von Schäfer gegen Beste, die eine großartige Kontersituation versprochen hätte, nur sieht da der ansonsten gute Schiedsrichter Storks ein Foul und gibt Schäfer obendrein noch Gelb, eine absolute Fehlentscheidung und nicht mal schwer zu erkennen - zum Glück ohne Folgen für uns. So setzt Benes als letzte Aktion des Spiels einen Freistoß aus guter Position ans linke Außennetz - und dann ist der Auswärtssieg gesichert, der umso wichtiger ist, da Heidenheim überraschend in Wolfsburg gewinnt, denn so kommen wir auf einen relativ komfortablen Abstand von acht Punkten auf den Relegationsplatz.

So kann's weitergehen, das war eine über weite Strecken überzeugende Vorstellung, die Freiburger kriegen wohl mittlerweile 'ne Krise, wenn sie an uns denken, von mittlerweile zwölf Bundesligabegegnungen gewinnen wir insgesamt sechs (plus ein Pokalspiel), sie hingegen nur zwei. Nichtsdestotrotz hätte wohl niemand aus den letzten drei Spielen dieser "Tour de Brocken" mit sieben Punkten gerechnet, könnte doch auf einen prima Endspurt hinauslaufen, oder? Zum Schluss eine Verbeugung vorm Auswärtsmob (da gibt's eine Menge müder Augen am Montag …) und die Hoffnung, dass es Jeong nicht allzu schlimm erwischt hat. Eisern!

27. März: Die kleine Serie fortsetzen - Auf nach Freiburg!

Unioner Tim Skarke (28) ist am Ball.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: So, die ungeliebte (zumindest für mich) Länderspielpause ist vorbei und unsere Tour de Brocken geht weiter. Nach Frankfurt und den Bayern warten jetzt die Freiburger, die die bisherige Saison und den Abschied ihres ewigen Trainers Streich erstaunlich erfolgreich gemeistert haben.

Aber was haben wir in den vergangenen Spielen gelernt? Offenbar liegen uns gerade diese Mannschaften. Selbst das Spiel machen, Favoritenrolle können wir partout nicht. Beispiele, gerade aus der jüngeren Vergangenheit, gibt es leider zuhauf. Und es wird schon seit Jahren von verschiedenen Seiten angemahnt, dass wir dahingehend Abhilfe schaffen müssen, über den Kader und auch den Trainer, aber zuerst müssen wir diese Saison einigermaßen glimpflich zu Ende bringen.

Und da wäre es doch gut, wenn wir dazu aus Freiburg was mitnehmen, da ist auch kaum zu befürchten, dass wir in den ungeliebten Ballbesitzfussball reingedrückt werden. Personell kann im Wesentlichen aus dem Vollen geschöpft werden, lediglich Kemlein fehlt bis zum Ende der Spielzeit und Skov ist zwar auf einem guten Weg, braucht aber noch mindestens eine Woche. Gespannt darf man sein, ob Hollerbach in der Startelf steht oder wieder von der Bank kommt. Ebenso, wer vorn drin stehen wird, ob Ilic oder gar Ljubicic (oder muss der sich noch eingewöhnen?), spielt wieder Trimmel oder doch Rothe von Anfang an und wie defensiv wird unser Mittelfeld aufgestellt?

Klar ist jedoch, legen wir wieder so eine Leistung wie in den letzten drei Spielhälften hin, dann ist vieles möglich, wäre doch großartig und an der Zeit, wenn wir mal wieder ne positive Serie hinlegen könnten. Sieht man dann noch die Ansetzungen der Konkurrenz, so können wir am Sonntag einen gewaltigen Schritt Richtung (entspannten) Klassenerhalt tun - Na, wenn das keine Motivation ist?

Feuerzeugwurf, Teil drei: es war zu erwarten und ist aus meiner Sicht absolut richtig, wenngleich die Erfolgsaussichten wohl überschaubar sind - unser Verein zieht in der ebenso leidigen wie peinlichen Bochumangelegenheit tatsächlich vor das Ständige Schiedsgericht und lässt sich diesmal immerhin von der Kanzlei Lentze Stopper vertreten, die auf Sportrecht spezialisiert sind.

Man darf also gespannt sein, auf jeden Fall soll eine Entscheidung vor Saisonende gefällt werden und es wäre wirklich eine grauenvolle Schande, wenn es beim Fehlurteil bleibt und das in irgendeiner Weise ernsthafte Auswirkungen auf die Abschlusstabelle haben sollte. Das Klügste wäre es, wie schon mehrfach gesagt, man belässt es beim Unentschieden, dann ist faktisch niemand so wirklich benachteiligt worden. Denn auch ein Wiederholungsspiel, wie von Dirk Zingler vorgeschlagen, halte ich für verkehrt. Wir werden sehen, ob diesmal gesunder Menschenverstand die Sache lösen wird. Die Hoffnung, auch und zum Glück wider besseres Wissen, stirbt immer noch zuletzt.

Unter der Woche kamen Gerüchte auf, Schalke würde sich für die Dienste von Oliver Ruhnert interessieren, der ja nach der gescheiterten BSW-Expedition gerne wieder in seinen alten Job zurück will, aber bei uns wohl nicht weitermachen wird. Die weitgehend erfolgreiche Geschichte scheint doch auserzählt. Das scheinen beide Seiten mittlerweile zu wissen. An den naheliegenden Schalkegerüchten soll jedenfalls auch nichts dran sein, mal sehen, wo das Fastmitglied des Bundestages dann am Ende aufschlägt.

Wir freuen uns aber zunächst auf unsere Auswärtsfahrt in den Breisgau, wo wir, behaupte ich mal voller Optimismus, unsere kleine Erfolgsserie nahtlos fortsetzen werden. Auf geht’s!

24. März: Deutschland verdient im Final Four!

Tim Kleindienst (29, l.) und Joshua Kimmich (30) haben am Sonntagabend erneut eine sehr gute Leistung gegen Italien gebracht.  © Bernd Thissen/dpa

Icke: Was die Deutschen in der 1. Halbzeit für ein Feuerwerk abbrannten, war unglaublich und überforderte die Italiener sichtlich. Wir spielten schnell, genau und kreativ. Hinten sicher und nach vorn ging die Post ab. Das hatte man in dieser Form lange nicht von der deutschen Mannschaft gesehen. Herausragend das Tor Nr. 2 … die Italiener sind mit ihrer Lieblingsbeschäftigung auf dem Platz beschäftigt … diskutieren. Deutschland hat eine Ecke, der Balljunge reagiert blitzschnell, Kimmich sieht Musiala frei vor dem Tor und es klingelt wieder. Auf diesem Top-Niveau ist das eine unglaubliche Blamage. 3:0 mit Zauber-Fußball zur Halbzeit gegen Italien. Da kann doch nichts mehr schiefgehen …

Doch kann es. Plötzlich zeigten die Italiener Charakter. Kamen zurück und kämpften. Sie wollten sich nicht abschlachten lassen - was viele durchaus erwarteten. Es kam anders. Die Deutschen griffen nicht mehr so konsequent an. Ungenauigkeiten machten sich breit. Sie schafften sogar das Unentschieden zum 3:3. Kean mit seinem Doppelpack hatte dabei einen Löwenanteil. Auch wenn die deutsche Abwehr ihm dabei sehr behilflich war. Nach dem deutschen Hinspielsieg in Italien bedeutet das aber das sichere Weiterkommen in das Final Four.

So ein bisschen vercoachte sich dann Nagelsmann aber auch. Der große Knick im Mannschaftsgefüge kam, als er Goretzka, Rüdiger und Musiala vom Platz nahm. Andrich statt Groß als "6" gleich zu bringen, wäre klar die bessere Wahl gewesen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein zentrales Mittelfeld mit Andrich, Musiala und Goretzka deutlich stabiler gewesen wäre. Man muss auch nicht in jedem Spiel fünf Spieler wechseln. Manchmal bringt man damit auch das Mannschaftsgefüge durcheinander. Egal, die Deutschen haben eine der besten Halbzeiten der letzten Jahre zelebriert. Kimmich war an allen drei deutschen Toren (wieder!) beteiligt. Schon an den zwei Toren in Italien war er direkt beteiligt. Wahnsinn!

Nagelsmann stellte diesmal auf Dreierkette um und es funktionierte. Tah, Rüdiger und Schlotterbeck harmonierten miteinander. Im Mittelfeld spielte in der ersten Halbzeit eine Viererkette mit Kimmich, Stiller, Goretzka und Mittelstädt. Vorn griffen Sané, Kleindienst und Musiala an. Kleindienst schoss wieder ein Tor und spielte sehr auffällig. Wenn Füllkrug wieder kommt, wird er es schwer haben, an ihm vorbeizukommen. Und es wäre schön, wenn Nagelsmann auch wieder auf die Qualitäten von Andrich als Führungsspieler setzt. Die Mannschaft braucht seine Giftigkeit und Übersicht. Da reicht ein Stiller oder auch ein Groß nicht heran.

Die Schlüssel in diesem Spiel hießen Kimmich, Goretzka, Musiala und Kleindienst. Und auch wieder Tah und Rüdiger als "Bank" in der Abwehr. Auffällig war auch Adeyemi nach seiner Einwechslung. Er hatte zwar keine großen Szenen vor dem Tor, sein Einsatz und seine Sprints - das immerwährende zerren und beißen um den Ball - waren beispielhaft. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn die Deutschen auch in der zweiten Halbzeit ihr überragendes Spiel hätten fortsetzen können. Wir wissen aber jetzt, was möglich ist. Schön zu sehen, dass mit Schlotterbeck und Andrich wieder zwei ehemalige Unioner spielten. Mit Rüdiger ein weiterer Berliner und mit Kleindienst ein Brandenburger auf dem Platz standen. Mit dem Brandenburger Beier gäbe es sogar noch eine fünfte Variante. Das war nicht immer so in der Nationalmannschaft. Noch ein Wort zum Dortmunder Publikum: Das war ebenfalls eine klasse Leistung. Die Unterstützung der Deutschen für die Nationalmannschaft ist wieder da. Eisern!

21. März: Deutschland schlägt Italien auswärts und verdient!

Tim Kleindienst brachte die Wende.  © Federico Gambarini/dpa

Icke: Holla die Waldfee, wie cool war das denn? Nach einer ersten verteilten Halbzeit stellten wir in der Pause um, brachten den Brandenburger Kleindienst und mit ihm kam die Wende im Spiel. Bis dato führten die Italiener durch ihren Traumangriff in Minute 9 mit 1:0. Mit Kleindienst war Deutschland dann tonangebend. Wir hatten eigentlich mit Kleindienst von Beginn gerechnet, aber Nagelsmann wollte Burkhardt sehen. Ein Lapsus, den er aber noch rechtzeitig korrigierte. Und schon nach 2 Minuten traf der Brandenburger zum 1:1. In der 76.Minute erzielte Goretzka dann den Siegtreffer.

Die Deutschen kontrollierten in der zweiten Halbzeit das Spiel. Gefährlich waren die Italiener trotzdem. Mehrmals musste Baumann sein ganzes Können zeigen, um das Ergebnis so gestalten zu können. Auf deutscher Seite ragten eben Baumann und Goretzka heraus. Letzterer gab sein Comeback im Nationalteam und avancierte sofort zum Leader. Zwei weitere Torchancen hatte er auch noch.

Nagelsmann korrigierte aber auch noch unsere linke Abwehrseite zur Halbzeit. Brachte Ex-Unioner Nico Schlotterbeck. Auch das zeigte Wirkung. Die deutsche Seite war für die Italiener dann wieder verschlossen. Neben den herausragenden Baumann und Goretzka und eben auch Kleindienst, machten auch Kimmich, Tah und Rüdiger ein sehr gutes Spiel. Tah und Rüdiger fanden sich wieder als gutes Stopper-Duo und Kimmich steuerte beide Tor-Vorbereitungen bei.

Und selbst die Einwechslung eines weiteren ehemaligen Unioners … Robert Andrich zeigte noch Wirkung. Er war drin und gewann sofort entscheidende Zweikämpfe, die den Italienern bei ihrer Schluss-Offensive den Zahn zogen. Musiala war gut, aber nicht überragend. Musste er auch nicht und gut zu wissen, dass auch andere Spieler unser Spiel prägen können. Mit Amiri haben die Deutschen auch wieder eine weitere offensive Waffe, er machte insgesamt ein gutes Debüt.Wirtz, Füllkrug, Havertz und Ter Stegen fehlten und keiner bemerkte das.

Das weckt unsere Vorfreude auf das Rückspiel am Sonntag. Wer zweifelt jetzt noch wirklich am Weiterkommen der deutschen Mannschaft? Diese emotionsgeladenen Spiele gegen Italien sind immer wieder ein Leckerbissen für Fußball-Fans. Eisern.

20. März: Drei Punkte in Italien gewünscht

Julian Nagelsmann (37) will im Viertelfinalspiel der Nations League zwischen Italien und Deutschland Punkte holen.  © Luca Bruno/AP/dpa

Icke: Vor gar nicht allzu langer Zeit hatten wir auch noch Spieler, die zum Teil Länderspiele machten oder wenigstens zum Dunstkreis des erweiterten Kaders gehörten. Das scheint erst einmal vorbei zu sein. Die Bundesliga stoppt wieder, weil wir uns mit Italien messen. In zwei Spielen wird ein Weiterkommen ermittelt. Und es geht mitnichten um die goldene Ananas, sondern wir wollen die Nations-League gewinnen.

Einige Ausfälle haben wir zu verkraften. Nach dem Rücktritt von Neuer und der Verletzung von Ter Stegen – soll nun Baumann im Tor stehen. Meine Meinung: Ortega ist sicherlich nicht schlechter als Baumann und auch Nübel spielt aktuell eine gute Saison. Das ist jetzt für Nagelsmann so ein wenig wie Lotto spielen. Am schwersten wird Wirtz zu ersetzen sein. So hängen die außergewöhnlichen Dribblings und Pässe diesmal allein auf den Schultern von Musiala. In der Innenverteidigung scheinen Tah und Rüdiger wieder gesetzt zu sein. Rechts in der Abwehr gilt das Gleiche wohl für Kimmich. Auf links darf man Raum erwarten, eben weil wir das erste Spiel in Italien bestreiten und Raum defensiv wohl einen Tick stärker scheint, als Mittelstädt.

Im zentralen/defensiven Mittelfeld erwarte ich Andrich und Goretzka. Letzterer hat in den vergangenen Wochen leistungsmäßig ordentlich zugelegt. Aber auch Groß kommt hier in Frage. Wahrscheinlich entscheidet das letztendlich die spezifische Taktik von Nagelsmann. Nuancen werden hier maßgebend sein. Die Abteilung Attacke bildet sich bei Deutschland - seit Nagelsmann - aus drei offensiven Mittelfeldspielern und einem Center als echte 9. Kleindienst wird wohl hier die Nase knapp vor Burkhard und Undav haben. Undav wurde in der Nationalelf auch gerne als hängende Spitze aufgestellt. Glaube ich in einem Auswärtsspiel aber weniger.

Für das offensive Mittelfeld sind aktuell Adeyemi, Amiri und Musiala alle drei in bestechender Form. Einige Experten sehen dagegen Sane in der Startformation, ich eher nicht. Seine Leistungen waren nicht so grandios, dass er sich aufdrängt. Das war auch im Bayern-Kader schon so. Ob der Bundestrainer aber das Risiko, Amiri sofort zu bringen, eingeht, darf auch diskutiert werden. Eine Überraschung wäre es, wenn Leweling in der Startformation spielen würden. Eigentlich prädestiniert für überfallartige Konter, wäre es aber ein weiteres Risiko, welches Nagelsmann eingehen müsste.

Wir sehen, trotz etlicher Ausfälle haben wir einen auch in der Breite starken Kader und es darf auf Punkte gehofft werden. Auch in Italien. Spiele gegen Italien sind immer Klassiker. Zuletzt sah Deutschland gegen sie ganz gut aus. Wir erinnern uns aber auch noch an Balotelli, der uns schmerzlich einen einschenkte und für uns dann alle Messen gesungen waren. Ich möchte einen spielerisch überzeugenden Punktgewinn der Deutschen sehen. Ein überragender Musiala und eine aufmerksame Abwehr um Baumann, Tah, Rüdiger und Andrich könnten dabei sehr hilfreich sein. Ich vermute folgende Start-Aufstellung: Baumann - Kimmich, Tah, Rüdiger, Raum - Andrich, Goretzka - Adeyemi, Amiri, Musiala - Kleindienst. Eisern.

19. März: Ein Dutzend für den Käpt’n - Warum Christopher Trimmel bleiben muss

In der Saison 2014/15 wechselte Christopher Trimmel (38) zum 1. FC Union Berlin.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Das kam mehr als überraschend: nach der Heimniederlage gegen Kiel war beim besten Willen nicht mit so einer, obendrein gelungenen, Reaktion zu rechnen, vier Punkte gegen heimstarke (wie sie wenige Tage später eindrucksvoll gegen Ajax Amsterdam beweisen) Frankfurter und dann noch gegen die Bayern, die uns eigentlich so gar nicht auf die leichte Schulter genommen und uns über siebenundneunzig Minuten durchgehend beackert haben.

Woran das liegt? Es gibt mit Sicherheit viele Gründe, aber einer davon ist zweifellos Christopher Trimmel. Bei den frustrierenden Auftritten in Dortmund und gegen Kiel bleibt er auf der Bank, gegen Frankfurt und München steht er hingegen in der Startformation. Und trotz (oder wegen?) seines biblischen Alters von 38 Jahren und der möglicherweise (wieder mal) letzten Saison in unseren Farben kann der (fussballerisch gesehen) alte Mann uns immer noch besser machen, wenn man allein an die Monstergrätsche gegen Ekitike denkt, der die erneute Eintracht-Führung verhindert oder daran, dass die Bayern erst in Führung gehen können, nachdem der Käpt’n vom Feld ist, denn so ein wenig leidet danach die Ordnung - kein Zufall.

Es mag bessere Fussballer in unserem Aufgebot geben als Christopher Trimmel. Aber der geht stets voran, spielt mit vollem Einsatz, immer unter Strom, lauwarm oder halbherzig ist das nie, von etwaiger Lustlosigkeit ganz zu schweigen - so jemanden kannst du immer gebrauchen, weil er weiß, wie man eine Mannschaft führt, auf und neben dem Platz. Der quatscht in den Interviews nach dem Spiel keinen Blödsinn, sondern Klartext, keine Floskeln und auch im Erfolg kann er einen oder auch mehrere Finger in die Wunde legen - ein Vorzeigeprofi, seit vielen Jahren eine Konstante und sowas wie das Gesicht der Mannschaft und auch des Vereins, nicht umsonst Liebling der Fans, bei keinem schallt das obligatorische „Fussballgott“ lauter von den Rängen.

Gut, einen Kritikpunkt gibt es vielleicht: seine Standards sollten, wie früher, wieder eine Waffe sein, aber das trau ich ihm zu, dass er dahingehend noch mal zulegt. In Frankfurt jedenfalls hat er es gezeigt: die Ecke auf seinen Landsmann Leo Querfeld führt zum so wichtigen Ausgleich. Warum also sollte er nicht noch ein Jahr dranhängen, schon allein, weil in dieser Truppe keiner besser weiß als er, was Union heißt und irgendjemand muss es ja den Neuzugängen auch nahebringen, oder?

Dass es nicht immer durchgängig für neunzig Minuten reichen wird - okay. Doch so jemanden im Kader zu wissen, ist, in verschiedener Hinsicht, unmöglich ein Fehler und vielleicht kann er ja die Zeit schon nutzen, um den einen oder anderen Trainerlehrgang zu machen, denn das kann man sich nur allzugut vorstellen, dass dieser Fussballgott mal bei uns an der Seitenlinie stehen könnte, ich bin mit Sicherheit nicht der Einzige, dem diese Vorstellung gefällt. Und die Entscheidung zur Vertragsverlängerung ist ja eigentlich ziemlich leicht: man muss ihn einfach nur fragen, ob er sich’s noch zutraut, denn so reflektiert ist unser österreichisches Wunder unbedingt, um weder sich noch dem Verein in die Tasche zu schwindeln.

Ja, elf Jahre sind schon ein Brett, aber ein Dutzend wäre doch allemal drin, seit letzten Samstag bin ich mir da wieder ganz sicher. Und aus fussballromantischer Sicht sowieso. Na dann!

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