Union-Berlin-Blog: Doppelter Tiefpunkt - Vielleicht nicht mal ein Punkt gegen Bochum

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.
Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

Skandal-Schlussphase in Berlin: Feldspieler muss nach Feuerzeug-Wurf ins Tor!
1. FC Union Berlin Skandal-Schlussphase in Berlin: Feldspieler muss nach Feuerzeug-Wurf ins Tor!

Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

15. Dezember: Doppelter Tiefpunkt: Vielleicht nicht mal ein Punkt gegen Bochum

VfL-Torhüter Patrick Drewes (31) liegt nach einem Feuerzeugwurf am Boden.
VfL-Torhüter Patrick Drewes (31) liegt nach einem Feuerzeugwurf am Boden.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Was soll man dazu sagen? Ein doppelter Tiefpunkt, sowohl sportlich als auch das Fairplay betreffend.

Zunächst einmal das reine Spiel, das für mich eigentlich die logische Konsequenz der letzten Wochen ist: Da spielt man fast 80 Minuten gegen einen der momentan überschaubarsten Gegner der Liga im heimischen Stadion, gerät trotzdem in Rückstand, den man vor der Pause noch egalisieren kann und bis zur Halbzeit an der Führung arbeitet. Dann folgt allerdings eine zweite Hälfte, in der man zwar überlegen ist, aber kaum echte Torgefahr entwickelt, die wenigen Gelegenheiten nicht nutzen kann. Insgesamt hat der Bochumer Keeper nicht viel zu halten, im Gegenteil, Bochum hat sogar noch die eine oder andere Chance zu verzeichnen, die gerade noch geklärt werden kann. Es ist mir unbegreiflich, warum der Trainer die Pause offensichtlich nicht dazu nutzt, taktisch und schon da mit offensiven Einwechslungen so einzugreifen, dass die zahlenmäßige Überlegenheit und die größere individuelle Klasse in Tore umgemünzt werden kann. So kommen wir abermals über Ansätze nicht hinaus.

Nun ist es nicht so, dass sich so ein Spiel gegen einen abgeschlagenen Tabellenletzten, trotz Überzahl, so entwickeln kann, frag nach in Leverkusen (die holten, allerdings gegen elf Bochumer auch nur ein Unentschieden, sogar nach einer Zwei-Tore-Führung). Nur ist unsere offensive Unfähigkeit mittlerweile so manifest, dass man sich eigentlich nicht mehr so recht darüber wundert. Ein einigermaßen souveränes Spiel haben wir nun schon seit einem Jahr nicht bewundern können, wir gewinnen bestenfalls mit Mühe und knapp. Gegen Dortmund ist das sicherlich okay, doch sonst? Eigentlich hat im Grunde fast jede Mannschaft mal einen goldenen Tag, ein oder zwei Ausreißer nach oben, wir seltsamerweise schon lange nicht mehr. Eine Spielidee ist weiterhin nicht in Sicht, die anfänglichen Erfolge in dieser Saison verschaffen uns zwar Luft, aber waren offenbar nur ein Strohfeuer.

Druckspiel für Svensson: Endet Unions Sieglos-Serie gegen Bochum?
1. FC Union Berlin Druckspiel für Svensson: Endet Unions Sieglos-Serie gegen Bochum?

In der Winterpause muss nochmals alles auf den Prüfstand gestellt werden, muss personell nachgelegt werden, da wir mit Prtajin, Ilic, die erst gar nicht bundestauglich zu sein scheinen, des weiteren mit Jordan und auch Skarke sowie Vertessen einen glücklosen Ein-Tore-Sturm aufweisen, einzig Hollerbach kann, wenn auch limitiert, die gegnerischen Abwehrreihen erfolgreich stressen. Ob Volland nochmal entscheidend mitwirken kann, ist mehr als fraglich. Wobei man allerdings noch einwenden muss, dass unsere Stürmer einfach zu wenig mit Vorlagen gefüttert werden. Unser Mittelfeld besteht gefühlt aus lauter Sechsern, Benes wird nicht vertraut beziehungsweise konnte auch er erst in Ansätzen zeigen, dass (bzw. ob) er uns weiterhelfen kann. Und unsere einst so gefürchteten Standards sind auch weitgehend verschwunden. Ganz klar: Lösungen müssen her, denn das die ganze Angelegenheit wie durch ein Wunder aus dem Knick kommt, glaubt man nur mit extremer Blauäugigkeit.

Insofern steht auch, wohl oder übel, der Trainer zur Diskussion, denn der muss das Orchester zum Klingen bringen, eine Idee haben, wie er das Beste aus dem vorhandenen Kader rauskitzeln kann und seit Wochen klingt und kitzelt da einfach nicht genug. Ein Punkt gegen Bochum ist, zumal in der Alten Försterei, zu wenig. Doch vielleicht wird es ja noch nicht mal der, denn hier folgt Tiefpunkt Nummer zwei: in der Nachspielzeit wird der Bochumer Keeper von einem Feuerzeug getroffen, wie leicht oder wie heftig kann ich nicht beurteilen, aber das ist auch nebensächlich. Das Spiel steht kurz vor einem Abbruch, wird dann doch nach einer Ewigkeit zu Ende "gespielt", die Zeit läuft ohne weitere Aktion bis zum Abpfiff runter. Nichtsdestotrotz werden die Bochumer Protest einlegen, das ist ihr gutes Recht und nicht unüblich, und es sollte niemanden erstaunen, wenn der VfL sich über drei Punkte freuen kann, zugesprochen am berühmten Grünen Tisch. Was darüberhinaus noch an Strafen verhängt wird, darüber kann man derzeit nur spekulieren. Was irgendwelche Fans da reitet, wo man doch das Ende solcher Aktionen nun wirklich ahnen kann, weiß ich nicht. Der Täter ist angeblich schon festgestellt worden, immerhin.

Vor vielen Jahren ist schon mal ähnliches passiert. 1982 wurde beim Spiel gegen Vorwärts Frankfurt/Oder der gegnerische Keeper Kreutzer ebenfalls beworfen und verletzt, unter seinerzeit jedoch wesentlich skandalöseren Vorzeichen. Wir behielten den Punkt, mussten aber zweimal auf neutralem Boden antreten und die riesigen Fangzäune wurden installiert. Die Älteren unter uns werden sich erinnern wegen dieser beiden Tiefpunkte, unnötig wie zwei Kröpfe. Also ging man heute doppelt geschockt und frustriert aus dem Stadion. Es bleiben viele offene Fragen, so und so, auf die zeitnah gute Antworten gefunden werden müssen.

14. Dezember: Black Saturday in Köpenick

Union Berlin kämpft gegen VfL Bochum um den Ball.
Union Berlin kämpft gegen VfL Bochum um den Ball.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Wollen wir über das Spiel sprechen oder über den Wurf-Skandal? Oder auch über die schauspielerischen Fähigkeiten des Bochumer Torwarts? Wir versuchen einmal Alles.

1:1 hieß es am Ende dieses Bundesligaspiels. Es ging zu Ende mit einem Revival des Skandalspiels Deutschland gegen Österreichs, die einen Nicht-Angriffs-Pakt zelebrierten. Der Beginn dieses Spiels war ganz ordentlich. Unions erste Chance gab es gleich nach zehn Sekunden. Skarke leitete sie ein und verzog den Pass wiederum auf ihn. Nach elf Minuten Spielzeit ließ sich ein Bochumer zu einem wirklich bösen Foul gegen Schäfer hinreißen. Glatt Rot war natürlich die Konsequenz. Nun sollte doch alles laufen. Union zu Hause gegen den Tabellenletzten und noch in Überzahl. Was soll da noch schief gehen? Zumal wir von Anfang an (bis zum Schluss) eine Ballbesitzquote von fast 70 Prozent hatten. In Führung ging dann aber Bochum. Bereits in der 23. Minute. Zehn Minuten später gelang uns zwar der Ausgleich zum 1:1, mehr aber auch bis zum Halbzeitpfiff nicht.

Auch in der zweiten Halbzeit drückten wir die Bochumer mit unserem enormen Ballbesitz ein. Richtig große Chancen bekamen wir in der Mehrzahl trotzdem nicht. Das war brotlose Kunst. Zumal Bochum immer mal wieder gefährliche eigene Angriffe startete und wir uns nie sicher sein konnten. Viele Unioner hatten damit gerechnet, dass Trainer Bo endlich Benes von Anfang an (als Zehner) spielen lässt. Damit hätten wir wenigstens einen "Typ Spielmacher" gehabt. Benes wurde dann 22 Minuten vor dem offiziellen Ende eingewechselt. Viel zu spät, wie ich meine. Dafür brachte er bereits in der 56. Minute "Mittelstürmer" Jordan. Auch in seinem 13. Spiel (dieser Saison) traf er nicht. Warum nur, wusste ich das vorher und Bo nicht? Generell fiel uns spielerisch nicht viel ein. Wir hatten zwar den Ball, aber keine Ideen, wie wir uns Chancen erarbeiten können. Skov und Hollerbach waren noch die aktivsten Spieler bei uns.

Und dann kommt die 91. Minute. Bochums Torwart sieht Gelb für sein wiederholtes Zeitspiel. Sekunden danach will er dann doch einen Abstoß wagen und wird von einem geworfenen Feuerzeug gestreift. 13 Gramm wiegt so ein Ding. Er fasst sich an den Kopf, überlegt kurz und geht zu Boden. Hat aber noch die Kraft das Feuerzeug aufzuheben und es dem Schiri zu zeigen. Dann geht er wieder zu Boden. Ein lächerliches Schauspiel. Es folgen Behandlungen, Abtransport mit zwei ihn stützenden Helfern und schlussendlich lässt er sich ins Krankenhaus fahren. Da will uns jemand veräppeln! Das Spiel wurde natürlich für eine halbe Stunde unterbrochen. Laut Aussage ihres Geschäftsführers wollte Bochum einen Abbruch haben. Man überzeugte sie und sie spielten das Spiel (drei, vier Minuten) nach 30 Minuten Pause unter Protest weiter.

Natürlich hat das ein juristisches Nachspiel. Wir müssen nicht darüber reden, dass solche Würfe nichts beim Fußball zu suchen haben. Gott sei Dank hat man den dümmlichen Täter gefasst. Was der uns für einen Schaden zugefügt hat, ist ihm wohl noch gar nicht bewusst. Das wird er erst kapieren, wenn wir ihm unsere Schlussrechnung präsentieren. Das dürfte deftig werden. Die drei Punkte könnten nach Bochum gehen, eine enorme Geldstrafe könnte verhängt werden oder sogar der Ultra-Block (für ein oder mehrere Spiele) gesperrt werden. Auch ein Geisterspiel wäre nicht völlig ausgeschlossen. Egal was da kommt, alles das schadet uns, vor allem in der prekären Situation (das war jetzt das achte Spiel hintereinander ohne Sieg), in der wir uns aktuell befinden.

Auch schlimm, der festgesetzte Werfer war nicht der einzige Kriminelle. Etliche weitere Wurfgeschosse waren zu sehen. Getroffen hatte aber (zum Glück) nur der eine. Wer dort hinter unserem Zuckertor alles Jahreskarten hat, sollte ja (vom Verein) leicht festzustellen sein. Auch in diesem Spiel gab es auch wieder reichlich Fackeln (pro Fackel zahlt der Verein 1000 Euro Strafe) zu sehen. Und die kamen nicht aus der unorganisierten Szene. Vielleicht denkt Dirk doch einmal über seinen Kuschelkurs mit einer bestimmten Szene nach? Das könnte dem Gesamt-Verein viel Geld sparen. Eine weitere Frage, die sich stellt: Lassen wir alles so weiterlaufen oder reagieren wir als Verein? Gerade läuft unsere zweite Runde im Aktien-Verkauf. Die wird mit eigenen Investitionen (Werbungen) begleiten. Eine bessere sportliche Situation würde unsere Angebote erheblich unterstützen. So schadet sie uns. Es bleibt ein schwarzer Samstag für den 1. FC Union.

Nächsten Samstag spielen wir das letzte Punktspiel in diesem Jahr in Bremen. Eine Reaktion des Trainers und/oder der Mannschaft wäre toll. Um alles andere müssen wir uns intern und extern kümmern. Einige Dinge werden schmerzen. Andere müssen wir ändern! Eisern.

13. Dezember: Ohne Wenn und Aber!

Am Sonnabend spielt der 1.FC Union Berlin gegen den VfL Bochum.
Am Sonnabend spielt der 1.FC Union Berlin gegen den VfL Bochum.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Jetzt aber: am Sonnabend kommt der VfL Bochum in die Alte Försterei und nein, das wird nicht einfach, aber wenn wir gegen eine Mannschaft, die in dreizehn Spielen erst zwei Unentschieden erringen konnte, dabei auswärts noch ohne jeglichen Ertrag geblieben ist und zudem die schwächste Abwehr und den schwächsten Angriff stellt, nicht dreifach punkten - dann weiß ich auch nicht weiter, auch wenn mir natürlich klar ist, dass a) Bochum nicht unbedingt zu unseren Lieblingsgegnern gehört und b) wir ja traditionell gestrauchelten Kontrahenten gern wieder aufhelfen. Aber das können wir ja vielleicht diesmal außer Acht lassen.

Unbestritten ist es da von Vorteil, dass Abwehrchef Kevin Vogt wieder seinen Platz in der Innenverteidigung einnehmen kann und auch der wohl in der letzten Woche erkrankte Laszlo Benes trainiert wieder, er könnte zumindest eine Option für die letzten dreißig Minuten sein.

Wir sollten also diesmal gleich vom Anpfiff weg versuchen, das Spiel zu dominieren und das sollte sich auch in der Startaufstellung zeigen, deswegen bitte im Mittelfeld keine Ansammlung defensiv orientierter Spieler, die lieber Rönnow anspielen anstatt unsere Spitzen. Gut, wir werden höchstwahrscheinlich nicht mit einem Fingerschnips zu einer versierten Ballbesitzmannschaft, aber Bochum wird ohnehin uns das Spiel überlassen wollen, damit sollten wir also klarkommen und das Beste daraus machen - ich meine, gegen irgendwen müssen wir ja auch Favorit sein, oder?

Druck ist natürlich da, niemand kann so tun, als wäre das ein Spiel wie jedes andere, kein Wunder, unser letzter Sieg ist knapp acht Wochen her, nach dem, zugegeben auch mühseligen, Auswärtssieg in Kiel waren wir Vierter! Doch seitdem gab es lediglich zwei Heimunentschieden, die anfängliche Svensson-Euphorie ist mittlerweile einer gewissen Skepsis gewichen und auch der Trainer wirkt nicht mehr ganz so locker und gutgelaunt, so langsam gehen ihm auch die Erklärungen aus und von spielerischen Fortschritten ist kaum etwas zu sehen, wenngleich das letzte Auswärtsspiel dahingehend einige Lichtblicke bereithielt.

Sicher haben wir jetzt auch kein klassisches Endspiel vor der Brust, aber es könnte schon anzeigen, wohin die Reise der nächsten Monate geht - bewegen wir uns wieder zurück in das ziemlich breite Mittelfeld der Bundesliga oder müssen wir uns erstmal dem Abstiegskampf stellen. Hoffentlich kann unsere Mannschaft mit all diesen Gegebenheiten umgehen und hoffentlich verlassen wir morgen um halb sechs unser geliebtes Wohnzimmer mal wieder mit einem breiten Grinsen. Brauchen können wir das alle - und ich bin, trotz allem, ganz optimistisch, dass es auch genauso kommt - auf geht’s!

11. Dezember: Warum machen wir das mit dem Frauen-Fußball?

Das Frauen-Team von Union Berlin ist gut in die zweite Liga gestartet.
Das Frauen-Team von Union Berlin ist gut in die zweite Liga gestartet.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Icke: Ja, auch der 1. FC Union verstärkt seine Anstrengungen rund um den Frauen-Fußball enorm. Und warum genau machen wir das?

Zahlreiche Studien (Uni Würzburg, WHU-Studie und viele weitere) sagen alle gleichlautend, der Frauen-Fußball birgt ein großes Zukunfts-Potenzial. Bis zum Dreifachen sollen sich die Zahlen europaweit potenzieren. Und anders als bei den Männern, wollen wir diesmal keine 30 Jahre warten, um vorn dabei zu sein.

Und wenn wir so etwas anpacken, dann aber auch richtig. Es ist kein Zufall, dass unsere Investition in den Frauen-Fußball – parallel zum neuen Trainingszentrum Oberspree erfolgt. Geplant war ursprünglich ein neues Nachwuchs-Leistungszentrum, herausgekommen ist ein Mega-Moderner Kick-Tempel für unseren Nachwuchs und die Frauenabteilung.

Schon in der letzten Saison haben wir unsere Frauen-Mannschaft so verstärkt, dass sie zu dieser Saison in die 2. Frauen-Bundesliga aufsteigen konnte. Das klappte auch. Gleichzeitig haben wir auf Vollprofibedingungen umgestellt. Hier investieren wir auch keine kleinen Beträge.

Der Lohn, der sich schon nach zwölf Spielen dieser Saison herausstellt: Platz 2 in der 2.Bundesliga – knapp hinter Erstligaabsteiger Nürnberg. Zum letzten Punktspiel gegen Bochum (1:1) kamen imposante 5.500 Zuschauer. Zweitausend von ihnen hatten eine Jahres-Dauerkarte. Am 29.September 2024 brachen wir mit 6.181 Zuschauern sogar den Zweitliga-Rekord der Frauen-Bundesliga 2. Und das alles findet neuerdings auch in unserem Haupt-Stadion An der Alten Försterei statt. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht klein, dass wir in der kommenden Saison ein Frauen-Team in der 1.Bundesliga haben.

Das sind alles Investitionen in eine gute Zukunft für den 1.FC Union. Das Männer-Team spielt jetzt in der sechsten Saison (!) Nonstop in der 1. Bundesliga. So sich unsere Frauen jetzt parallel auch in der höchsten Spielklasse festsetzen, hat das positive Wechselwirkungen auf den Gesamt-Verein. Und nein, Image- und Bekanntheits-Verbesserungen lassen sich nicht in Heller und Pfennig dingfest machen. Sie sind aber trotzdem real und vorhanden. Und wir schlagen damit (zukünftig) zwei Fliegen mit einer Klappe. Ein Nachwuchsleistungszentrum müssen wir laut DFB haben. Das kostet bekanntermaßen (viel) Geld. So aber unser Profi-Frauen-Team in Zukunft mit zur Konsolidierung des Gesamt-Vereins beiträgt, verschaffen wir uns einen – wenn auch kleinen – Vorsprung auf andere Erstligisten, die das in dem Umfang noch nicht haben oder planen. Eisern.

8. Dezember: Pech und Pannen = Pleite

Unions Rani Khedira (30) ist unzufrieden mit dem Spiel gegen Stuttgart.
Unions Rani Khedira (30) ist unzufrieden mit dem Spiel gegen Stuttgart.  © Tom Weller/dpa

Unionfux: Spiele wie am Freitag gegen Stuttgart sind wie ein Albtraum, wie eine Strafe für ich weiß nicht was.

Nach Wochen der weitgehend torlosen Erfolglosigkeit führen wir durch einen Kopfball von Doekhi, nach feiner Vorarbeit durch Schäfer, wenn auch glücklich wegen eines Torwartfehlers. Nach der Pause, wieder etwas glücklich, durch eine immer länger werdende Flanke von Skov (Khedira ist nicht mehr dran), gleich das zweite Tor - und für einige Sekunden denkt man doch tatsächlich, dass das diesmal etwas werden könnte, denn solche Führungen geben wir eher selten aus der Hand, und dem Gegner ist bis hierhin nicht viel gelungen.

Und dann schlägt das Spiel beinahe komplett um, fressen wir innerhalb weniger Minuten zwei Tore, in die stehende Abwehr (eine echte Seltenheit!!) und kaum haben wir uns davon scheinbar erholt, kriegen wir als böse Krönung das blödeste Tor seit Luthe vor drei Jahren gegen Feyenoord ausrutschte. Ich bin ohnehin kein Freund dieser ewigen Spielerei über den Keeper und mir tut Frederik Rönnow gewaltig leid, dass ausgerechnet dem Zuverlässigsten sowas passiert. Und dann ist es noch nicht mal irgendein relativ bedeutungsloses Tor, sondern besiegelt die dritte Niederlage in Folge. Denn danach gibt es nur noch einen abgefälschten Lattentreffer von Jordan und eine Gelborgie eines etwas seltsamen Schiedsrichters (habe ich auch ganz selten erlebt) in der Nachspielzeit und das war’s.

Und ich kämpfe mit einem Schleudertrauma vom entsetzten Kopfschütteln. Sicher, da kommt schon viel zusammen, das Fehlen von Kevin Vogt (wegen einer Zahn-OP) macht sich bemerkbar, das schnelle Anschlusstor hat zudem den Stuttgartern genau die Dynamik verschafft, die es braucht, um solche Rückstände zu drehen. Aber dass diesmal Benes nicht mal mehr im Kader steht, das ist doch absurd. Und auch diesmal wartet Svensson (worauf nur??) über eine Viertelstunde nach dem Rückstand, bevor er offensiv alles auf eine Karte setzt: Erst in der 84. Minute kommen Prtajin und Vertessen sowie Juranovic und da rennt der Mannschaft logischerweise schnell die Zeit davon. Dass der Kontrahent jede Möglichkeit nimmt, um Zeit zu schinden, ist nun mal eine gängige, wenn auch unsportliche Praxis. Natürlich haben wir uns fünfzig Minuten lang ziemlich gut aus der Affäre gezogen und wir agieren auch nicht so zaghaft wie zuletzt, aber das reicht leider nicht, denn unterm Strich steht nun mal abermals eine knappe Niederlage.

Wenn wir anfangen, über gute Ansätze zu schwärmen und über das fehlende Spielglück zu hadern, dann verkennen wir, dass unser letzter Erfolg sieben Wochen zurückliegt und wir Stück für Stück nach hinten durchgereicht werden - auch, wenn der Abstand zum Relegationsplatz immer noch sechs Punkte beträgt. Von Europa jedenfalls spricht niemand mehr. Das Heimspiel gegen Bochum muss so etwas wie der Wendepunkt sein, auch wenn der VfL nicht zu unseren Lieblingsgegnern gehört. Nichtsdestotrotz muss gegen einen Bundesligisten, der aus dreizehn Spielen erst zwei Punkte geholt hat, ein Sieg her, egal wie. Überzeugend wäre natürlich schön, doch dazu sollte auch ein Umdenken beim Trainer und seinem Team einsetzen. Umso schneller kann man den Albtraum von Stuttgart abhaken und, viel wichtiger, in die Erfolgsspur zurückfinden. Zeit wird’s.

7. Dezember: Verbesserung nicht belohnt

Unioner Diogo Leite (25, l.) kämpft gegen Stuttgarts Ermedin Demirovic (26) um den Ball.
Unioner Diogo Leite (25, l.) kämpft gegen Stuttgarts Ermedin Demirovic (26) um den Ball.  © Tom Weller/dpa

Icke: Gestern mal wieder im "Paris, Rom, Erkner" gewesen und coole Unioner getroffen. Und wir rieben uns in Halbzeit eins die Augen, gleich mehrmals.

Die Mannschaft, die da herzerfrischenden und gefährlichen Angriffsfußball spielte, das war Union? Unglaublich und gutgelaunt gingen wir mit dem absolut verdienten 1:0 in die Halbzeit. Dann wurde die 2. Halbzeit angepfiffen und drei Minuten später führen wir 2:0 in Stuttgart. Beim ersten Mal traf Doekhi per Kopf und das zweite Tor schoss Skov, der diesmal die rechte Seite beackerte und mit zu unseren besten Spielern gehörte. Und die "alten Säcke" am Tisch können immer noch rasant schnell aufspringen, wenn Union Tore macht. Beste Stimmung vor Ort!

Nur es ging leider nicht so weiter. Zweimal Woltemade und Karazor verdarben uns den bislang schönen Abend. Dieser Woltemade fiel mir schon beim letzten Bremer Spiel bei uns in Köpenick auf. Ein baumlanger Kerl, der auch noch kicken kann. Und gestern machte er sein wahrscheinlich bestes Bundesligaspiel. Das dann auch noch Rönnow einen kapitalen Bock schoss, passt zum vermaledeiten Abend.

Wir hätten ein Unentschieden verdient gehabt. Die erste Halbzeit gehörte uns, die zweite Halbzeit Stuttgart. Und wir hatten so viele Tor-Chancen wie lange nicht mehr. Es nützte schlussendlich alles nichts mehr. Stuttgart schaffte es mit seinen vielen Schauspielern, die drei Punkte nach Hause zu bringen. Apropos Schauspieler… Gott sei Dank gibt es im TV - Wiederholungen und Zeitlupen. Was sich die Schwaben in diesem Spiel erlaubten, war einfach ungehörig. Ohne gegnerischen Kontakt schreiend zu Boden zu gehen und minutenlang auf dem Rasen zu verweilen, zeigt wieviel Angst die Schwaben vor uns hatten. Und genau das oder so ähnlich - gab es gleich im Dutzend. Liebe schwäbische Fußballer, lasst das Theater. Das macht den Fußball kaputt.

Hoffen wir, dass wir den Schwung aus der ersten Halbzeit mit in unser (nächstes) Bochum-Heimspiel mitnehmen können. Union muss auch mal wieder spielerisch überzeugen und das nicht nur eine Halbzeit lang. Skov rechts zu bringen war ein Volltreffer. Bitte das so lassen! Gestern saß ein Benes dafür nicht mal auf der Ersatzbank. So langsam aber sicher, gibt es wohl dafür keine Erklärungen mehr. Wir haben doch alle Augen im Kopf. Sehen auch was Union fehlt. Nicht das Bo irgendwann alleinig über seinen Sturkopf stolpert. Gegen Bochum müssen drei Punkte her. Eisern!

5. Dezember: In Stuttgart übern Schatten springen

Union Berlins Benedict Hollerbach (23, l.) und Tom Rothe (20) würden gegen Stuttgart gerne einmal wieder jubeln.
Union Berlins Benedict Hollerbach (23, l.) und Tom Rothe (20) würden gegen Stuttgart gerne einmal wieder jubeln.  © Andreas Gora

Unionfux: So, der für uns oft so schwierige Monat November ist endlich Geschichte, abermals unergiebig und wenig Freude verbreitend, unterm Strich bleibt ein Punkt und ein Tor. Und es liegt nur an unserem guten Auftakt, dass wir uns eine derartige Schwächephase leisten können.

Nun geht es in den Jahresendspurt, nur noch drei Spiele warten auf uns bis Weihnachten, auswärts in Stuttgart und in Bremen, zu Hause gegen Bochum, da muss das Mindestziel beim Erreichen der Zwanzig-Punkte-Grenze liegen.

Und deswegen wäre es gut, wenn noch vor der kurzen Winterpause von drei Wochen ein leichtes Umdenken bei Bo Svensson einsetzen würde, denn im Moment liegt unser Sicherheitsfussball komplett auf der Butterseite.

Wenn wir so in die letzten drei Spiele gehen, was wollen wir auf diese Art und Weise holen? Vielleicht einen Punkt, doch dazu dürfen wir keine Gegentore kriegen …

In den vergangenen Wochen fragte nicht nur ich mich oft: worauf wartet der Trainer eigentlich? Und zwar vor und während des jeweiligen Spiels. Ganz ohne Risiko geht es nun mal nicht, erst recht nicht nach einem Rückstand, wo man so bald wie möglich alles auf eine Karte setzen sollte.

Ich weiß einfach nicht, was Bo Svensson so hartnäckig gegen Laszlo Benes hat, aber wenn er den Jungen nicht mal nach einem Rückstand zu Hause bringt, um den überraschenden Pass zu spielen, der die gegnerische Abwehr unter Stress setzen kann - wann denn dann? Ich sehe bei uns leider keinen anderen Mittelfeldspieler, der wirklich offensiv denkt, außer vielleicht noch Jeong (für den es im Übrigen eine Kaufoption in Höhe von abenteuerlichen sechs bis sieben Millionen geben soll).

Nur, Svenssons Abneigung gegen den Slowaken ist mittlerweile nicht mehr rational zu erklären, sie übersteigt sogar seine seltsame Obsession für Jordan Siebatcheu (und das will was heißen!!). Und ja, ich komme mir in Sachen Benes vor wie eine tibetanische Gebetsmühle, aber die Ergebnisse des letzten Monats sprechen nun mal für sich und nicht für die Sturheit des Trainers. Und man kann nicht behaupten, dass diese Ergebnisse extrem unglücklich zustande gekommen wären, wenn man nicht gerade die ganz rosarote Brille aufhat. Wirklich unschlagbar allerdings war dabei lediglich der FC Bayern, die waren wirklich eine ganze Klasse besser, vielleicht auch anderthalb, dem Rest hat man es, mehr oder minder, doch etwas zu leicht gemacht.

Natürlich ist der kommende Kontrahent, der VfB Stuttgart, amtierender Vizemeister, ein schwerer Gegner - aber das Ziel kann wohl kaum eine möglichst knappe Niederlage sein, bei der man ganz ordentlich mitspielt, zumal der Gegner unter der Woche ein weiteres Spiel bestreiten musste (hätte zwar schwerer sein können, aber trotzdem).

Und so bleibt der Auftrag und die Hoffnung der jüngeren Vergangenheit nahezu gleich: Defensive ja, aber ein bisschen Fussball muss eben auch sein, zumindest streckenweise.

Und das ist keine persönliche Vorliebe meinerseits, sondern eine absolute Notwendigkeit. Diogo Leite dürfte wieder an Bord sein und, wie gesagt, ich würde endlich Benes eine Chance geben, wahrscheinlich für Kemlein, der etwas überspielt wirkt und den man doch nicht ganz so verheizen sollte.

Ein Erfolgserlebnis wäre sowohl für die Psyche als auch für die Tabelle wichtig, wir sollten in Stuttgart anfangen, dafür zu sorgen, dass wir im gesicherten Mittelfeld überwintern.

Und da wäre es gut, wenn Trainer als auch die Mannschaft über den einen oder anderen Schatten springen könnten, um aus Stuttgart was mitzunehmen. Ich habe nämlich weder Bock auf ein weiteres bescheidenes Spiel noch auf einer weiteren Runde auf der Gebetsmühle…

4. Dezember: Zeichen setzen!

Am kommenden Sonntag sind alle Union-Fans herzlich dazu eingeladen, etwas für den guten Zweck zu tun.
Am kommenden Sonntag sind alle Union-Fans herzlich dazu eingeladen, etwas für den guten Zweck zu tun.  © ODD ANDERSEN / AFP

Icke: Manchmal rückt das Sportliche in den Hintergrund. Sehr intensiv geschieht das bei Union, und ja, auch besonders in der Vorweihnachtszeit. Bei unserem Klub haben wir dafür eine Stiftung. "UNION VEREINT. Schulter an Schulter" … heißt dieser Verein und viele Aktivitäten laufen über ihn. Letzte Woche verteilten sich die Profis quer in der Stadt. Einige waren bei "Laib und Seele", und bei "EISERN statt EINSAM", andere in Schulen oder der Stadt-Mission. Seit einiger Zeit sammelt Union auch wieder Konserven und andere haltbare Lebensmittel, sowie warme Kleidung. Das geschieht inzwischen in guter Regelmäßigkeit jedes Jahr.

Kommenden Sonntag, am 8. Dezember 2024, können alle den kleinen Adventsmarkt von Union besuchen. Auf dem Parkplatz des Fan-Hauses (alter Lidl-Markt) findet er statt. Von 10 bis 14 Uhr steht der Markt zunächst Menschen zur Verfügung, die Hilfe zum Lebensunterhalt bekommen. Wer möchte, kann sich bereits im Vorfeld mit dem entsprechenden Nachweis im Fan-Haus anmelden, um einen entspannten Zugang zu erhalten (Lindenstr. 18-19, 12555 Berlin + Mo. 9-14 Uhr, Di. 9-17 Uhr). Von 14 bis 18 Uhr ist der Adventsmarkt für alle geöffnet. Der Eintrittspreis ist eine kleine Spende - in Form von haltbaren Lebensmitteln (Dosen, Trockenwaren), Windeln, Hygieneartikel oder ähnlichen Dingen des täglichen Bedarfs. Diese werden von "Laib und Seele" im Rahmen der regelmäßig am Dienstag stattfindenden Lebensmittelausgabe an Bedürftige verteilt.

Auf dem Union-Adventsmarkt wird es Stände mit gebrauchten und neuen Union-Artikeln, mit gebrauchten Spielzeugen und Büchern geben. Kuchen und Getränke laden zum Stöbern und Verweilen ein. Eine gute Idee für noch Ideenlose zu Weihnachten … gegen kleine Spenden noch das eine oder andere kleinere oder auch größere Geschenk zu besorgen. Etliche soziale Initiativen und Einrichtungen informieren über ihre Arbeit und sind für alle Interessierten nicht nur ansprechbar, sondern können auch helfen.

"EISERN statt EINSAM" ist eine Initiative der Stiftung "UNION VEREINT. Schulter an Schulter", des Wirtschaftsrates des 1. FC Union und des Fanklubs "Eiserner V.I.R.U.S.". Gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein "Laib und Seele" richten sie den Adventsmarkt aus. Es wäre wundervoll, wenn sehr, sehr viele Unioner das Projekt am Sonntag unterstützen und es mit einem schönen Spaziergang am 2. Advent verbinden. Das man so ganz nebenbei auch noch alte Schätzchen von Union entdecken kann oder für den Junior ein neues Union-Shirt findet, macht alles nur noch spannender. Wir sehen uns. Eisern!

30. November: "Alles oder nichts" unmodern?

Die Unioner hauten sich zwar bis zum Schluss in jeden Zweikampf, konnten aber keine echte Schlussoffensive entfachen.
Die Unioner hauten sich zwar bis zum Schluss in jeden Zweikampf, konnten aber keine echte Schlussoffensive entfachen.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Das "Normale" ist eingetreten. Leverkusen schlägt uns knapp mit 2:1. Einige sagen verdient, andere - wie ich - sahen zwei etwa gleich starke Mannschaften. Viele Möglichkeiten besaß Bayer nicht. Auch wenn natürlich die reine Spielanlage und die Ballbehandlung von Spielern wie Wirtz und Frimpong besonders sind. Trotzdem konnten wir diesmal - und das war neu gegenüber den vergangenen Spielen - phasenweise Druck entfalten. Unser Spiel begann katastrophal. In der 2. Minute schlafen wir noch, Leverkusen aber nicht. Frimpong trifft nachdem wir (nett) zuschauen, wie die Leverkusener uns regelrecht überfallen.

Danach waren wir - Gott sei Dank - nicht geschockt. Wir rappelten uns wieder auf und versuchten eigene Angriffe. Es war sichtbar, wir wollten einen Punktgewinn. Gereicht hat es schlussendlich nicht. Obwohl wir in der 30. Minute mit unserem besten Angriff den Ausgleich schafften. Hollerbach wirbelte sich (ganz stark) auf halblinks durch, ließ dabei mehrere Pillen-Facharbeiter stehen. Er passte nach innen. Dort wartete Jeong und schoss noch einem Leverkusener durch die Beine. Der Keeper war machtlos. Das Bayer am Ende gewann, lag auch daran, dass in der 2. Halbzeit Wirtz ins Spiel kam. Der war kaum auf dem Platz und schon bediente er Schick, der zum 2:1 traf. In den 3 bis 4 Sky-Einstellungen konnte man in der letzten Video-Sequenz vermuten, er habe den Ball mit dem Oberarm gespielt. Ganz sicher konnte man aber nicht sein. Warum gab es eigentlich keine Einstellung aus der Hinter-Tor-Kamera. Die hätte es deutlicher zeigen können. Wurde nicht gemacht.

In diesem Spiel ließ Bo Jordan auf der Bank und brachte Starke im Zentrum. Der ackerte und rannte, konnte aber auch keine Torgefahr erzeugen. Die schönste Aktion blieb unser Tor. Jeong war es später auch, der dann den einzigen gefährlichen Weitschuss abfeuerte. Warum machen wir das nicht öfter? Wer das Spiel aufmerksam sah - wir hätten mehrmals aus der Distanz einen Schuss versuchen können. Wenn Mitte der Woche einige Teams im DFB-Pokal antreten müssen und wir ja frei haben, so könnten wir das ja mal ein paar Stunden üben.

Trainer Bo war nach dem Spiel mit etlichen Details zufrieden, so äußerte er sich. Ich nicht! Warum? Die letzten zehn Minuten erwartete ich ein Feuerwerk. Bälle nach vorn, angreifen, volles Risiko … so habe ich Union Mitte der Siebziger kennengelernt. Wir waren, so es die DDR-Oberliga war, fast immer das unterlegende Team. Sehr oft fehlte uns kurz vor Schluss nur ein Tor. Da gab es dann immer das "alles oder nichts". Mehr als verlieren geht nicht und ob nun mit einem oder zwei Toren Differenz, ist dann auch egal. Wir machen das aber nicht mehr. Warum eigentlich? Die Szene, die mich daran erinnerte war die 85. Minute. Rönnow wollte von hinten aufbauen. Alle Unioner um unseren Strafraum herum waren in Manndeckung. Das kann ja letztendlich nur eine Trainer-Anordnung gewesen sein, denn normalerweise schnappt sich der Keeper instinktiv den Ball und jagt ihn so weit er kann in die gegnerische Hälfte. In der 88. Minute gab's eine ähnliche Szene noch einmal. Wir wollen ernsthaft zwei Minuten vor dem offiziellen Ende mit Kurzpassspiel von hinten aufbauen. Natürlich decken uns die Leverkusener schon am eigenen Strafraum. Sie wissen ja, wir müssen unser Risiko erhöhen. Im Endeffekt verlieren wir sogar den Ball. Dass die Körpersprache und die Dramatik bei diesen "Alles oder nichts"-Aktionen ein ganzes Stadion "anzündet" nutzen wir dabei leider nicht.

Die Tabelle (11. Platz) steht uns immer noch ganz gut. Die Wege nach oben sind kürzer, als die Wege nach unten. ABER … nächste Woche spielen wir in Stuttgart. Ob das jetzt zwingend einfacher wird, als das Spiel gegen Leverkusen, kann jeder selbst beurteilen.

Was hatte Rothe eigentlich in diesem Spiel? Er war teilweise lethargisch unterwegs. Seine Dynamik vergangener Spiele zeigte er gar nicht. Oder lag es am sehr starken Frimpong als seinem Gegenspieler? Ansonsten kann man Bo wenigstens insofern zustimmen, dass unsere Defensive nach wie vor - mit Ausnahme des ersten Tores - immer auf der Höhe war. Es deckte aber auch wieder auf, wir haben keinen torgefährlichen Stürmer und unser einziger Spieler mit Spielmacher-Qualitäten sitzt auf der Ersatzbank. Können wir die Kleinigkeiten, wie den Einbau von Benes in das Team und die Erinnerung an Schüsse aus der Distanz auch noch erledigen? Dann braucht uns Horst Heldt nur noch einen treffsicheren Mittelstürmer "besorgen". Ich nenne das "einen Plan haben". In Stuttgart wird für uns nicht viel zu holen sein, gegen Bochum möchte ich gern drei Punkte haben und das Spiel in Bremen wird wohl absolut spannend. Da könnte ein Remis möglich sein. Eisern!

29. November: Mit Mut und Offensive gegen Leverkusen

Gegen den amtierenden Meister Bayer Leverkusen würde die Union-Fans gern einmal wieder ein Tor bejubeln.
Gegen den amtierenden Meister Bayer Leverkusen würde die Union-Fans gern einmal wieder ein Tor bejubeln.  © Swen Pförtner/dpa

Unionfux: Auch, wenn unser letztes Tor doch tatsächlich schon über einen Monat her ist, möchte ich nicht ins allgemeine Krisengerede einstimmen, schon allein, weil es nicht viel bringt.

Dass unsere Mannschaft im kreativen und technischen Bereich Mängel hat, ist nun wirklich nicht neu und auch den großen Goalgetter hatten wir eher selten, zumindest in der Bundesliga. Am Ende fallen einem nur Kruse auf der einen und Awoniyi auf der anderen Seite ein, beide längst Geschichte.

Insofern ist der Plan des Trainers schon richtig, erstmal für eine funktionierende Defensive zu sorgen, das hat immerhin überdurchschnittlich geklappt. Doch auch, wenn die Defensive angeblich Meisterschaften gewinnt, ohne Offensive gewinnt man keine Spiele.

So langsam muss Bo Svensson auch offensive Lösungen anbieten, und dass Jordan nicht die Lösung ist, zumindest nicht im Moment, hat er nun wirklich in fast jedem Spiel bewiesen, wobei seine guten Momente nicht verborgen geblieben sind, unterm Strich jedoch nicht so wirklich ausreichen.

Und wie hat (vermutlich) Albert Einstein so treffend gesagt: "Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten". Deswegen sollte im kommenden Heimspiel gegen Leverkusen doch etwas mehr offensives Risiko gegangen werden, auch wenn der amtierende Meister nun wirklich kein leichter Gegner ist und sich im Aufwärtstrend befindet, aber wir sollten uns lieber an den mutmachenden Zeichen orientieren.

So ist der Kontrahent nicht mehr ganz das Monster der vergangenen Spielzeit ist, zudem musste Bayer unter der Woche in der Champions League ran, wobei RB Salzburg derzeit kein großer Gegner ist. Aber es ist eben doch ein Spiel mehr in den Beinen und nicht umsonst sind wir zu Hause ungeschlagen.

Personell kann auch aus dem Vollen geschöpft werden, selbst die angeschlagenen Leite, Skov und Kemlein sollen einsatzbereit sein, wie sehr, werden wir wohl erst am Sonnabend wissen. Ich werde ja nicht müde, Laszlo Benes vorzuschlagen, der schon gezeigt hat, dass der Angriff mit ihm besser funktionieren kann und vielleicht kann man Prtajin zumindest mal auf die Bank setzen - beide Spielertypen haben wir ja nicht so oft. Mag ja sein, dass Benes’ Lieblingsposition in unserem Spiel (zumindest bis jetzt) nicht existiert und dass wir in letzter Zeit ein ganz schlechtes Pflaster für Mittelstürmer sind, aber irgendwas muss man doch tun.

Auch der wiedergenesene Volland ist eigentlich ein Zielspieler (mit über 100 Erstligatoren), auch wenn er das, ausgerechnet bei uns, nicht so oft gezeigt hat. Sicher, so einfach wird es leider nicht sein, es liegt nicht nur an ein, zwei anderen Spielern, es liegt eben auch an der taktischen Ausrichtung und wesentlich mehr Präzision als zuletzt.

Aber wenn man gegen Leverkusen wiederum zu zaghaft ins Spiel geht - was soll dann dabei herauskommen? Eine knappe Niederlage kann ja nicht ein neuerliches Ziel sein, immerhin haben wir in der Alten Försterei eine kleine Serie zu verteidigen, oder? Nicht zuletzt haben wir gegen die Werkself (klingt irgendwie immer ein bisschen nach Chemie Buna Schkopau) daheim nie so schlecht ausgesehen, selbst im letzten Jahr benötigte der seinerzeitige Übermeister eine blöde Rote-Karte-Aktion von Gosens und einen naja-Elfmeter, um gegen uns zu gewinnen.

Schon klar, leicht wird es nicht, aber wann ist uns zuletzt mal was so richtig leicht gefallen? Pessimismus ist gerade nicht angebracht, nicht nur deswegen trau ich uns, im positiven Sinne, eine ganze Menge zu - damit der Monat November nicht ganz so traurig in Erinnerung bleibt. Sonnig wird’s jedenfalls und kalt - auf geht’s, drei Punkte sind zu verdienen!

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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