Union-Berlin-Blog: Habemus Hauptsponsor!

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

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Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

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14. Februar: Habemus Hauptsponsor!

Das Berliner Unternehmen HomeToGo wird für den Rest der Saison 2024/25 auf den Trikots der Spieler stehen.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Na, das hat ja gedauert, inkl. geheimnisvoller Ankündigung via Social Media in der letzten Woche: das Berliner Unternehmen HomeToGo wird für den Rest der Saison 2024/25 auf unserer Brust Platz nehmen. Damit ist unser Auftritt als einzige Mannschaft ohne Trikotsponsor im deutschen Profifussball vorerst beendet. Keine schlechte Wahl, aber das ist das Ergebnis monatelanger Bemühungen? Und das auch auch nur für die nächsten 13 Spiele?

Denn das ist der Wermutstropfen, HomeToGo, ein führender digitaler Marktplatz für Ferienunterkünfte, nimmt diese Position explizit nur bis zum Sommer ein und rückt dann ins zweite Glied, dann als Topsponsor und offizieller Reisepartner. Mit anderen Worten: die Suche geht eigentlich weiter, zur neuen Saison muss wieder eine Lösung her. Immerhin geht es ja um eine Größenordnung von fünf Millionen Euro plusminus.

Sicher, wahrscheinlich würde man auch ohne weiterleben, in der Vergangenheit lag die Summe ja auch noch wesentlich niedriger, gehörten wir schon in Liga Zwei diesbezüglich zu den eher kleineren Fischen. Trotzdem dürfte das Geld im Budget eben doch eine Rolle spielen, selbst der FC Barcelona, der ja lange auf einen zahlenden Brustsponsor verzichtete, hat schon lange einen. Ganz so einfach scheint die Suche definitiv nicht zu sein, obwohl unser Präsident im letzten Jahr was anderes verlauten ließ. Denn sonst nimmt man doch nicht eine Zwischenlösung, die dem Vernehmen nach auch lediglich eine Million Euro für das Privileg einer Bundesligabrust zahlt, um dann weiterzusuchen.

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Und tut dann noch so, als wäre das ganz genau der Plan gewesen. Nachdem Aroundtown wenigstens drei Jahre da war (aber auch früher als beabsichtigt runter vom Nicki ging), waren die Auftritte von Wefox, Paramount plus und jetzt HomeToGo also ziemlich kurzer Natur, aus unterschiedlichen Gründen. Wäre doch schön, wenn mal wieder jemand etwas länger vorbeischaut. Es sei denn, da steckt Kalkül dahinter, dass sich der Fan jedesmal einen neuen Trikotsatz gönnt, der Vollständigkeit halber. Oder sind wir als Werbepartner so unattraktiv?

Immerhin sind wir der größte Verein der populärsten deutschen Profisportart in der Hauptstadt, mit einem Image, das alles andere als 08/15 ist. Auch, wenn wir nicht jeden nehmen: da sollte doch was gehen. Gut, uns fehlt da leider der genaue und endgültige Einblick ins Waswannwiesowarum, deswegen machen wir jetzt das Beste draus, sagen unserem neuen Partner herzlich willkommen und geben zu, dass das Logo auf unseren Trikots ziemlich gut aussieht, vielleicht nicht so ikonisch wie der Paramount-Berg, aber echt gut.

Und weil Debüts bei uns neuerdings wirklich optimal laufen, sollte das eine nette Einweihungsparty morgen werden, Heimsieg inklusive!

12. Februar: Union wieder zurück in der Erfolgsspur? Ja, bitte!!

Ist das Spielsystem des neuen Trainers verinnerlicht worden? Das werden die nächsten Spiele des 1.FC Union Berlin zeigen.  © Uwe Anspach/dpa

Unionfux: Wenn man, fast aus dem Nichts, auswärts den höchsten Spieltagssieg in der Bundesliga herausschießt, seine geschossenen Tore dabei um erstaunliche 25% erhöht (dürfte fast einmalig sein an einem 21. Spieltag), auch noch drei Stürmer treffen (davon einer frisch verpflichtet und einer mit seinem erst dritten Pflichtspiel seit Saisonstart) und obendrein Chancen für ein paar Treffer mehr hat, dann geht unwillkürlich das große Rätselraten los: ist das jetzt der Auftakt zu mehr oder handelt es sich um eine Eintagsfliege, der schwachen Form des Gegners geschuldet?

Ist das Spielsystem des neuen Trainers endlich verinnerlicht worden, ist der Winterneuzugang ein Glücksgriff und die Leihe vom Sommer doch kein Flop? Nun, das werden die nächsten Spiele zeigen müssen, zu Hause gegen Gladbach, dann nach Dortmund und danach kommt Aufsteiger Kiel zu uns. Bestätigen wir unsere derzeitige Form, dann könnten wir schon Anfang März die 30-Punkte-Marke knacken - das wäre doch sehr entspannend für den Rest der Saison, auf großes Rumgezittere kann ich nämlich sehr gut verzichten, Spannung hin oder her.

Im Grunde wäre dafür eigentlich schon die Normalform der meisten Spieler ausreichend, die Qualität des Kaders ist ja vorhanden. Und so langsam kommen wir wieder in die Intensität, die uns auszeichnet und die der Schlüssel für unser Spiel ist, für lässiges Spiel und spielerische Dominanz ist unser Kader ohnehin nicht gemacht. Vielleicht haben dann diese Achterbahnfahrten und Durststrecken der jüngeren Vergangenheit endlich mal ein Ende und wir kriegen wieder positive Konstanz in unser Spiel und unsere Ausbeute.

Die Frage gegen Gladbach wird unter anderem sein, ob Hollerbach bis dahin seine Blessur aus dem elfmeterwürdigen Foul gegen Hoffenheim auskurieren kann, ob Ilic fit ist, ob Ljubicic vielleicht schon für die Startelf taugt (nicht vergessen, Marin: auch ein Heimdebüt ist ein Debüt!!) und ob Benes für Jeong spielt. Aber auch in der Abwehr ist noch einiges offen: kommt Vogt wieder zurück oder wird er ähnlich abgesägt wie Robin Knoche vor einem Jahr durch Bjelica? Kriegt im defensiven Mittelfeld Tousart eine Chance, mit anderen Worten: wer spielt neben Khedira? Eine Menge Fragen, die, zumindest zum Teil, am Samstag gegen halb sechs beantwortet sein werden.

Immerhin kommt mit Borussia Mönchengladbach so etwas wie ein Lieblingsgegner in die Alte Försterei, denn unsere Heimbilanz gegen die Fohlen steht bei beachtlichen vier Siegen und einem Unentschieden, ähnliche Bilanzen weisen wir bisher nur gegen Mainz und Freiburg auf. Auch, wenn Gladbach so gut dasteht wie lange nicht mehr, uns liegen ja eher die spielstärkeren Mannschaften, könnte also gut sein, dass wir dem Gegner das Spiel ein wenig überlassen und uns aufs Umschaltspiel verlegen. Unser Selbstbewusstsein müsste jedenfalls da sein und der ärgste Druck ein wenig verschwunden. Warum also nicht weiterhin optimistisch sein? Ich denke, wir bleiben erstmal konsequent auf der Erfolgsspur und die drei Punkte in der Alten Försterei, so.

Vielleicht ja schon mit neuem Hauptsponsor auf der Brust? Aus Neugier und am Rande mal ein kleines Update zu unseren Wintertransfers: Yannic Stein ist momentan Stammkeeper bei Babelsberg, Jordan hat sich in seinem ersten Spiel für Stade Reims eine Knieverletzung zugezogen, die ihn wohl einige Wochen kosten wird, Vertessen stand in der Startelf von Salzburg beim torlosen Unentschieden in Klagenfurt und, Achtung, Chris Bedia schießt doch tatsächlich zwei Tore beim 5:1-Heimsieg der Young Boys aus Bern gegen Sion, nachdem er wenige Tage zuvor gegen Yverdon schon getroffen hat, drei Tore in zwei Spielen ist wahrlich kein schlechter Einstand.

Vor allem dürfte es Interessenten auf den Plan rufen… Gibt’s da etwa ein ähnlich versöhnliches Ende wie bei Jordan? Zuerst freuen wir uns aber auf das hoffentlich unsererseits furiose Heimspiel gegen die Gladbacher, bei frostigen Temperaturen brennt die Hütte, das Ding ziehen wir!!

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9. Februar: Vier Tore in Hoffenheim - das stärkste Spiel der Saison

Bedeutet der Sieg gegen Hoffenheim für Union Berlin endlich den erhofften Befreiungsschlag?  © Uwe Ansbach/dpa

Unionfux: Gegen Leipzig holten wir tief Luft, in Hoffenheim atmen wir aus - und wie! Das vielleicht beste Spiel der Saison, auf jeden Fall mit Abstand das beste Auswärtsspiel, vier Tore gab es zuletzt im August 2023 und gar vier Stürmertore? Muss ewig her sein …

Auch beim Mitkonkurrenten sind wir, wie schon in der Vorwoche, vom ersten Moment an auf dem Platz, mit exakt der gleichen Startformation wie gegen das Konstrukt, die Ausnahme bildet der erkrankte Laszlo Benes (Magenprobleme), für ihn läuft Jeong auf.

Und wir erarbeiten uns Chance um Chance, während wir hinten kaum etwas zulassen und gehen in der 24. Minute folgerichtig in Führung: Hollerbach schickt Skov auf der linken Seite, dessen Hereingabe bringt Skarke aufs Tor, den Schuss kann der Hoffenheimer Keeper noch parieren, aber gegen den reaktionsschnellen Nachschuss von Hollerbach ist er machtlos.

Danach haben wir durch Prtajin und Hollerbach Möglichkeiten zum zweiten Tor, doch dann werden wir etwas zu passiv und so kommt es, kurz vor der Pause, im Anschluss an einen Eckball zum Knackpunkt des Spiels: Hoffenheim spielt den Konter mustergültig aus, Hlozek passt auf Kramaric und der ist vollkommen frei vor Rönnow, der aber den nicht ganz perfekten Lupfer des Torjägers cool entschärfen kann, genauso wie den Schuss aus der Drehung von Hlozek eine Minute darauf. So gehen wir, nicht nur für den Kopf extrem wichtig, mit der knappen Führung in die Halbzeit.

In der zweiten Hälfte geben wir die erste Viertelstunde ein bisschen zu sehr an die Hoffenheimer ab, die zum Glück nicht so viel damit anzufangen wissen und dann wechselt Baumgart Marin Ljubicic für Skarke ein, nachdem nach der Pause schon Tousart für den weitgehend unsichtbaren Haberer und Ilic für Prtajin gekommen sind. Und wir erinnern uns: Ljubicic hat sowohl bei Hajduk Split als auch beim LASK Linz jeweils bei seinem Debüt getroffen und warum sollte man so liebgewonnene Gewohnheiten fallen lassen?

Er ist gerade drei Minuten auf dem Feld, da fängt Jeong einen schlampigen Querpass vor dem Strafraum der Gastgeber ab und passt auf unseren Neuzugang, der blickig darauf achtet, nicht ins Abseits zu laufen und dann eiskalt unseren zweiten Treffer markiert. Und so langsam wird klar - das könnte heute was werden.

Und es wird: Tousart lässt nach Juranovic-Einwurf Toure alt aussehen und passt fast von der Grundlinie nach innen und dort gibt Ilic den perfekten Mittelstürmer, der schneller und entschlossener als sein Bewacher Chavez ist - Tor Nummer drei. Und das ist doch tatsächlich noch nicht alles: Trimmel schickt Ljubicic, der passt auf Hollerbach und der markiert von der Strafraumgrenze seinen ersten Doppelpack. Spiel endgültig entschieden, in der Nachspielzeit trifft noch der Hoffenheimer Bischof mit einem Freistoß den rechten Pfosten und Ljubicic hat ein wunderbares Auge für Jeong, der aber frei vor Luca Philipp nicht das fünfte Tor macht - irgendwie typisch für den Auftritt unseres Koreaners, der sehr viel Licht hat, aber auch seltsame Schatten.

Am Ende steht ein relativ souveräner Sieg (22 Torschüsse!) gegen ziemlich schwache Kraichgauer, mit viel Mut und Biss, guten Balleroberungen, den richtigen Einwechslungen, ein wenig Matchglück, Zielgenauigkeit und einem Traumdebüt von Marin Ljubicic (und auch Andre Ilic) - und dem ebenso vorsichtigen wie glücklichen Gefühl: wir können es noch, wir sind wieder da!

Ob es nun daran liegt, dass der Trainer so langsam seine Spielidee vermitteln kann und es schafft, die Mannschaft stark zureden und auch stark zu machen, dass Spieler wie Juranovic, Tousart, Prtajin oder Ilic, die ja schon fast abgeschrieben waren, ihre Chancen kriegen, jemand wie Khedira langsam wieder in Form kommt, Skov immer stärker wird, Rönnow zurück im Tor ist - das müssen die nächsten Spiele noch beweisen, ein Auswärtssieg, wie schön auch immer, macht noch keinen Klassenerhalt.

Aber unzweifelhaft machen wir einen wichtigen Schritt, holen wertvolle drei Punkte in einem Sechs-Punkte-Spiel, setzen darüberhinaus ein starkes Zeichen und uns weiter von der Abstiegszone ab, aber das Wichtigste ist das Wie - noch vor zwei Wochen fast undenkbar, kriegen wir zum zweiten Mal hintereinander unsere PS auf den Platz - endlich. Kurz genießen, daraus die richtigen Schlüsse ziehen und dann weiter so, denn dann könnte das ein goldener Februar werden! Auf geht's!

9. Februar: Was ist auf einmal mit Union los?

Union Beriin hat einen überraschend deutlichen Erfolg in Hoffenheim gefeiert.  © Uwe Anspach/dpa

Icke: Ein klarer und jederzeit ungefährdeter Sieg von Union bei der BSG Hoppenheim. Wow! Hätte das vorher einer getippt, so hätte man ihn mitleidig angeschaut. Aber die SAP'ler waren mit den 4 Toren noch gut bedient. Union hatte Chancen für gleich zwei Spiele. Und das auswärts!

Die Baumgartsche Offensive scheint ins Rollen zu kommen. Schon letzte Woche gegen das Geld-Team aus Leipzig hatte Union den Sieg verdient gehabt. Nun hat Baume (zu letzter Woche) nichts verändert (außer Jeong für den verletzten Benes) und es funktioniert wieder. Dazu Christian Beeck:“ Mit einfachem Fußball, wichtiger Intensität am Limit und geringerer Fehlerquote sehr seriös das Spiel gewonnenund die BSG SAP abgekocht“. Und ganz ehrlich, mit den 4 Toren waren die Sinsheimer noch gut bedient. Der Ex-Unioner Bülter meinte nach dem Spiel: „Ein Stück weit peinlich…“ und meinte damit das Hoppenheimer Fußball-Spiel. Ich würde es gern erweitern, im Stadion befanden sich am Anfang 20.000 Zuschauer. Davon 3.000 Berliner. 17.000 Hopp-Folger im wichtigen Abstiegskampf? Da gehen über 30.000 rein. Das ist peinlich, wirklich sehr peinlich! Undenkbar im Traditionsfußball wie in Schalke, Lautern oder auch bei unserem Nachbarn Hertha. Das künstliche Konstrukt des Milliardärs Hopp scheint Lücken in der Akzeptanz zu haben. Gut, dass man sich mit Geld allein doch nicht alles kaufen kann.

Aber zurück zum Fußball. Überragend bei Union war natürlich Hollerbach mit seinen zwei Toren. Aber auch sonst bemerkte man, er versuchte auch in anderen Szenen – seinen Kopf oben zu behalten. Jede Wette, da gab es ein Gespräch. Oder hatte der plötzliche Qualitätsfußball etwas mit Baume zu tun? Am Anfang des Spiels legte er seine Jacke ab und ließ das 85 Minuten so. Erst zum Abpfiff zog er wieder ein Jäckchen an. Dazu der Flämingunioner im Unionforum: „Wenn er mit freiem Oberkörper und rot-weißer Dreiecksbadehose im kommenden Heimspiel in seinem Trainerareal herumstapft, gewinnen wir gegen Gladbach zweistellig“. Union-Humor von seiner besten Seite!

Die jetzt zweimal erfolgreiche Viererkette bei Union wird wohl weiter bleiben. Baumgart ist damit ein Risiko eingegangen und hat gewonnen. Sie scheint zu funktionieren. Allerdings wird die Kette durch zwei defensiv orientierte Sechser unterstützt. Khedira die eigentliche 6 und Führungsspieler wird immer besser. Schließt Lücken, was kaum einer sieht, aber eben so unwahrscheinlich wichtig ist. In der ersten Halbzeit stand Haberer an seiner Seite, in der 2.Halbzeit Tousart. Der eben noch defensiver spielen kann. Und das war auch richtig so. Hoppenheim hätte ja auch ein Feuerwerk abbrennen können, konnten sie aber dann nicht. Auch weil unsere Stürmer endlich auch Stürmer waren. Neben dem überragendem Hollerbach – überzeugte auch der eingewechselte Ljubicic. Ein Tor selbst erzielt und ein weiteres vorbereitet … mehr geht nicht. Auch schön – mit Ilic traf ein weitererer eingewechselter Stürmer. Das gibt Selbstvertrauen für das nächste Bundesligaspiel gegen Gladbach. Ich glaube, die können sich warm anziehen. Eisern!

7. Februar: Gerne wie im letzten Jahr - auswärts bei der TSG Hoffenheim

Gegen Hoffenheim trifft Union Berlin am Samstag auf einen direkten Tabellennachbarn. (Archivbild)  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Am Samstag geht's gegen einen weiteren direkten Konkurrenten, wir müssen auswärts in Hoffenheim (beziehungsweise in Sinsheim) antreten. Dass das keine einfache Aufgabe wird, liegt in der Natur der Sache, außerdem an unserer seit Monaten andauernden Auswärtsschwäche (zuletzt holten wir Punkte in Kiel - im Oktober) und an unserer ausgeprägten Eigenschaft, kränkelnden Konkurrenten auf die Füße zu helfen.

Aber eins ist auch klar: neues Spiel, neues Glück, und Serien sind dazu da, gebrochen zu werden.

Sicher, Hoffenheim steht tatsächlich noch schlechter als wir da. Auch ihr Trainerwechsel brachte nicht die erhoffte Wende und ihre Heimbilanz ist eigentlich überschaubar, aber ähnlich wie bei uns haben sie einen Kader, der im Grunde zu wesentlich mehr imstande sein müsste. Und es ab und an auch zeigt, wie gegen Leipzig, als es ein durchaus spektakuläres 4:3 gab.

Doch wenn wir es schaffen, die Intensität unseres letzten Heimspiels annähernd auf den Platz zu bringen, sind wir wieder ein ernstzunehmender Gegner, der überall punkten kann. Sicher ist schon mal, dass Jordan nicht in der Startelf stehen wird (sorry, der musste sein - gestern bestritt er bereits sein erstes Pflichtspiel nach seinem überraschenden Wechsel für Reims, im Pokalspiel in Dünkirchen nach der Halbzeit eingewechselt, musste er zwanzig Minuten später schon wieder verletzt raus).

Allerdings wird sein Ersatz, unser einziger Neuzugang Marin Ljubicic, zwar im Kader stehen, soll aber bestenfalls die letzte halbe Stunde von der Bank kommen. Wenn man bedenkt, dass er sowohl in Kroatien als auch in Österreich bei seinem Debüt getroffen hat, nicht die schlechteste Option.

Kevin Vogt ist leider immer noch verletzt, ebenso wie Aljoscha Kemlein, ansonsten sind so ziemlich alle an Bord. Interessant wird also, ob der Trainer eine ähnlich offensive Aufstellung wie gegen Leipzig wählt, getreu dem alten Motto: never change a winning team. Obwohl: die Never-Change-Methode ist in Hamburg grauenhaft schiefgegangen …

Bleiben wir bei der Viererkette, obwohl Leo Querfeld nach seiner Gelbsperre wieder zurück ist? Und vorne? Hollerbach dürfte gesetzt sein, aber wer gibt den Sturmpartner: Skarke, Prtajin oder Ilic? Darf Benes wieder von Anfang an ran? Ganz klar - das Spiel ist eine ziemliche Wundertüte.

Dass es höchste Zeit wird, auswärts aus der Opferrolle wieder rauszukommen, ist unbestritten, dass die Mannschaft es kann, hat man unlängst gesehen. Also: hinten zu null und vorne einen reinmurmeln, so haben wir's jedenfalls im letzten Jahr gemacht, bitte wiederholen!

Ein Wiedersehen gibt es, etwas überraschend, mit Jakob Busk, den die Hoffenheimer bis zum Saisonende als zweiten Keeper verpflichtet haben.

Eins noch: nachdem ich mich mehrfach kritisch zur Hauptsponsorensuche geäußert habe, wollte ich es keinesfalls unterschlagen - der neue Hauptsponsor der Männermannschaft soll doch tatsächlich in der nächsten Woche verkündet werden, alle sind extrem gespannt, wer es denn nun wird, gerade nach diesem langen Anlauf. Bei den Frauen war man etwas schneller: die WISAG ist der Nachfolger für die insolvente Elaris AG.

6. Februar: Spielertransfers bei Union in der Betrachtung

Ob ein neuer Spieler dem 1.FC Union Berlin helfen wird, bleib abzuwarten.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Drei Minuten vor der Angst tat sich dann doch noch etwas. Marian Ljubicic kam aus Österreich. Der 22-jährige Kroate konnte sich zumindest in Österreich als Stammspieler und vorderster Stürmer etablieren. Ob er uns wirklich helfen kann, werden wir sehen.

Immerhin – eine Ablöse von mehr als 4 Millionen Euro steht im Raum. Nach unserer Serie von Transfer-Flops bei Mittelstürmern wäre es wunderbar, wenn ein Transfer mal sitzt. Dagegen schaffte Heldt mit dem Transfer von Jordan zu Stade Reims sein Meisterstück bei Union. Eine Ablöse von 4,5 Mio. Euro für den Torlos-Stürmer zu erhalten … ist schon fast unglaublich. Auch wenn Union für ihn in anderen Regionen unterwegs war. Mehr als 6 Mio. Euro bezahlte Union für Jordan. Was wohl Ex-Manager Ruhnert da geritten hat? Aber wir können letztendlich froh sein, überhaupt noch so viel für Jordan bekommen zu haben.

Gleichzeitig verkaufte Union Vertessen nach Salzburg. Immerhin eine Filiale des ungeliebten Brause-Herstellers. Auch Vertessen gab man mit Verlust ab. Was letztendlich Jürgen Klopp – als oberster sportlicher – Chef der klebrigen Brause in Vertessen sieht … ist verwunderlich. Leider gaben wir auch zwei wirklich talentierte Nachwuchs-Kicker ab. Und das sicherlich nicht ganz freiwillig. Weder Top-Torschütze Asanji, noch der baumlange Defensiv-Spezialist Zinner waren für Union zu halten. Beide waren Stützen unseres Junioren-Teams. Und beide hatten noch Kontrakte, zumindest für die laufende Saison.

Leider veröffentlicht Union keine Transfersummen. An der Stelle darf man aber sicher sein, dass Geld geflossen ist. Und sicherlich auch kein Kleingeld. Der Buschfunk, in Form von Unionern, die nicht als Klatsch-Basen bekannt sind, trommelt auch genau das. Asanji wechselte zu AC Mailand und Zinner nach Braga. Ja, wir sind als Club in einer Phase, die wirklich besser sein könnte. Und auch nicht wirklich dafür bekannt, Talente in der Bundesliga zu entwickeln.

Genau das muss sich Stück für Stück bei uns verbessern. Wir müssen in einigen Jahren Willens und in der Lage sein, unsere besten Talente selbst zu entwickeln. Hertha BSC kennt das ziemlich gut. Was haben die in den letzten Jahrzehnten für Spieler aus ihrer Jugend verloren. Wir wollen dem entgegensteuern. Auch mit dem neugebauten Nachwuchs-Center. Und solange nehmen wir wenigstens noch ein paar Taler ein.

Hoffen wir vor allem, dass wir mit Ljubicic endlich mal einen Volltreffer gelandet haben. Er ist noch jung und kann seine Anlagen noch verfeinern. Am Wochenende wird er wohl noch nicht spielen oder höchstens einen Kurzeinsatz erhalten. Da werden sich noch Ilic und/oder Prtajin beweisen müssen. Eisern.

4. Februar: Überschaubare Transferbilanz - Einer da, zwei weg

Kann der 1.FC Union Berlin gegen Hoffenheim am kommenden Samstag siegen?  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Vierunddreißig Tage dauerte dieses Wintertransferfenster und trotzdem musste anscheinend alles auf den vorletzten bis letzten Drücker abgewickelt werden, so dass am Ende fast Minuten zählten.

Der doch etwas überraschende Wechsel von Jordan in die alte Heimat, zu Stade Reims, ging im allerletzten Moment über die Bühne und profitierte davon, dass in Frankreich drei Stunden länger transferiert werden konnte.

Die Rede ist tatsächlich von viereinhalb bis fünf Millionen Euro Ablöse, ungefähr das, als man seinerzeit mit Mönchengladbach als Kaufoption vereinbart hatte (man hätte sich zum Schluss auch auf zweieinhalb Millionen eingelassen), unterm Strich bleibt es jedoch ein Verlustgeschäft und trotzdem kann man ziemlich froh sein, dass man den Null-Tore-Stürmer los ist, denn zuletzt unterhielt man sich nur noch über festgemachte Bälle und engagiertes Spiel, aber Torvorbereitungen oder gar Tore? Fehlanzeige und mehr und mehr unwahrscheinlich: zu langsam, schwache Antizipation, kein gutes Kopfballspiel, wo und wann sollte da der Knoten platzen?

Unmittelbar davor beendete der Verein ein anderes Missverständnis, nach einem Jahr wechselt Yorbe Vertessen zu RB Salzburg und auch hier gibt es ein kleines Minus, vier Millionen bekommen wir nun, vor einem Jahr waren es noch 4,75 Millionen, die wir an PSV Eindhoven überweisen mussten. Und hier schlagen schon eher zwei Herzen in meiner Brust, denn einerseits verlässt uns da jemand mit Potential, Geschwindigkeit, Schusstechnik und Raffinesse, die er aber andererseits viel zu selten gezeigt hat - nicht umsonst stand er in keinem seiner 32 Pflichtspiele volle neunzig Minuten auf dem Platz. Zuletzt schien er sich zudem mit Baumgart überworfen zu haben und so war die Flucht nach Österreich wohl der beste Ausweg für alle. In Erinnerung bleiben ein paar schöne Tore und seine perfekte Vorlage auf Aaronson in Hoffenheim, die uns unverhofft drei Punkte einbrachte, ohne die wir wahrscheinlich abgestiegen wären. Beiden viel Glück bei ihren neuen Vereinen!

Gekommen ist letztlich nur ein einziger neuer Spieler, der kroatische Mittelstürmer von LASK Linz, Marin Ljubicic, der uns immerhin viereinhalb Millionen (plus mögliche Boni) gekostet haben soll, klingt viel, sind aber durchaus gängige Tarife, wenn man bedenkt, dass zum Beispiel der AC Como zehn Millionen für Ache bezahlen wollte und Tottenham sechzig Millionen für Tel. Die bisherige Bilanz von 45 Toren in 145 Pflichtspielen ist nicht so schlecht für einen knapp 23jährigen, aber die kroatische SuperSport-Liga und die österreichische Bundesliga sind auch eher zweitklassig. Man kann also nur hoffen, dass unsere Scoutingabteilung diesmal etwas besser gearbeitet hat, denn wenn man all die Mittelstürmer bedenkt, die in den letzten anderthalb Jahren hier gescheitert sind: Fofana, Kaufmann, Bedia, Jordan, ja, bis hierher auch Volland, Ilic und Prtajin und in gewisser Weise ebenso Vertessen (alle zusammen kommen in diesem Zeitraum auf lediglich zehn Tore!!), dann kommt man schon ins Grübeln und fragt sich, was unsere Scouts alles in diesen Fussballern gesehen haben, die dann wenig bis gar nicht funktioniert haben.

Schon klar, dass es immer ein gewisses Risiko bei Verpflichtungen gibt, aber unsere Pechsträhne dahingehend ist schon bedenklich - und ich rede hier nur von den Mittelstürmern. Auf Dauer ist das kaum zu kompensieren. Hoffen wir also, dass Ljubicic keine ewige Eingewöhnungszeit braucht und etwas Bundesligatauglichkeit mitbringt, denn die Saison dauert nur noch vierzehn Spiele. Maximilian Philipp vom SC Freiburg sollte ja noch kommen, ist aber angeblich durch den Medizincheck gerauscht. Angesichts seiner fehlenden Spielpraxis (er hat in dieser Saison nur 15 Minuten Bundesliga und 78 Minuten Pokal aufzuweisen) wäre es aber auch fraglich gewesen, ob er uns sofort hätte weiterhelfen können.

Gleiches gilt für den hier sattsam bekannten Kevin Behrens, dessen Name kurzfristig durch die Luft schwirrte, aber auch das ist zum Glück nichts geworden, denn Behrens ist schon 34 und hat in den letzten zwölf Monaten in Wolfsburg kaum was gerissen, da fehlt einem die Phantasie, wie sich das hätte ändern sollen. Und so bleibt der Verkauf von Jordan irgendwie die einzige echte Überraschung, die ersehnte Verstärkung ist, zumindest quantitativ, ziemlich übersichtlich und wenn das alles ist, was Horst Heldt in den vierunddreißig Tagen zustande gebracht hat, so ist das nicht sonderlich viel und schon gar nicht kreativ. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass zwei Tore in fünf Spielen 2025 mit Abstand die lausigste Offensivbilanz der Liga darstellt, aber offensichtlich sieht man in unserer Chefetage trotzdem keine wirkliche Notwendigkeit, wenn man sieht, wieviel Zeit man sich in Sachen Transfers gelassen hat und dass letztlich nur ein Spieler uns (hoffentlich) verstärkt.

Der Berg kreist und gebiert dann ein Mäuslein: irgendwie passt das leider ins Bild der letzten anderthalb Jahre. Glücklicherweise hat ja das letzte Heimspiel etwas Mut gemacht, wenn man auf diesem Weg weitergeht, wird es auch mit dem Toreschießen wieder klappen! Und wer weiß, vielleicht schlägt ja Marin Ljubicic unfassbar ein, möglich ist es. Und Hoffnung und Optimismus gehört ja schon seit einiger Zeit zu unserem unverzichtbaren Rüstzeug…

2. Februar: Matthäus - "Union hätte den Sieg verdient gehabt"

Gegen den RB Leipzig reichte es für Union Berlin am Samstag nicht für einen Sieg.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Recht hat er, der Loddar. Wenn einer beim 0:0 gegen den Brause-Club den Sieg verdient gehabt hätte, dann wäre es Union gewesen.

Nach dem Lesen der Aufstellung rieb ich mir verwundert die Augen. Baume wagte wieder seine geliebte Viererkette und stellte die Mannschaft unwahrscheinlich offensiv auf – jedenfalls für Union-Verhältnisse. Dazu stellte der Trainer die bislang gemiedenen Benes und Prtajin in die Startelf. Ich hätte darauf gewettet, dass das niemals ein torloses Remis wird. Falsch gedacht.

Union hatte über 96 Minuten die charakterliche und kämpferische Einstellung zu diesem Spiel. Dazu mit 21 zu 6 – erheblich mehr Torschüsse vorzuweisen. Auch zwei Kilometer mehr Laufleistung hatten wir anzubieten. Die restlichen Daten waren mehr oder minder ausgeglichen.

War nun Union so gut oder Leipzig so schlecht? Wahrscheinlich beides. Da aber Leipzig der haushohe Favorit war, ist die Leistung von Union umso bemerkenswerter. Keiner hätte ihnen das zugetraut, schon gar nicht nach der Katastrophen-Leistung der vergangenen Woche.

Natürlich hat noch nicht alles geklappt. Aber es wurde gekämpft, Einsatz gezeigt und konzentriert gespielt. Lücken geschlossen und Union rannte mehr als Leipzig. Müssen wir auch. Sonst wären wir ohne Chance.

Zwei Dinge fielen ins Auge. Zum einen, die letzte einfache Passsicherheit ließ noch zu wünschen übrig. Würden wir im Strafraum des Gegners auch mal den Kopf heben, hätten wir das Spiel wahrscheinlich gewonnen. Und das zweite Augenscheinliche, mehrmals hatten wir gute Positionen für Schüsse aus zehn bis 20 Metern. Mehrere exquisite Chancen verpufften, weil wir nur halbhoch und ganz hoch können. Das kann man aber üben – flache Vollspann-Schüsse aus der Distanz.

Auf Platz 16 (Heidenheim) haben wir jetzt 7 Punkte Vorsprung. Wir stehen mit 21 Punken auf Platz 14. Zwischen Heidenheim und uns – liegt auf Platz 15 Hoffenheim. Interessanterweise spielen wir genau dort, und zwar in der nächsten Woche. Drei Punkte und ein Tor sind wir besser als die BSG SAP. Schön wäre es, wenn es dabei bliebe.

Wir hätten übrigens das Spiel ziemlich sicher gewonnen, hätten wir einen richtigen Torjäger an Bord. Angeblich soll das Marin Ljubicic werden. Kroatischer U21-Nationalspieler in Diensten der Österreicher vom LASK. Ich hoffe sehr, dass die kolportierten fünf Millionen Ablöse falsch sind. Denn die wären schlichtweg nicht angemessen.

Der zweite Neue wird wohl Maximilian Philipp werden. Der Berliner soll als offensiver Mittelfeldspieler unser Spiel organisieren. Er wechselte zweimal für je 20 Millionen den Verein. Und galt als ganz großes Talent. Seit 2021 stagnierte er aber und spielte immer seltener. Vielleicht blüht er in seiner Heimatstadt wieder auf? Wir werden wohl Montag oder Dienstag Vollzugsmeldungen hören. Eisern.

30. Januar: Erfolgsmeldungen bitte - und zwar schnell!

Der Effekt des Trainerwechsels bleibt so ziemlich aus, im Gegenteil: die Probleme scheinen noch zu wachsen.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: Noch ist nichts verloren, doch die Lage ist ernst. Von den vier Spielen im neuen Jahr verlieren wir drei, zumal gegen Mitbewerber (die im Übrigen sämtlich nicht gerade im Aufwind waren) und obendrein ohne sämtlichen Sang und Klang, der Gegner kann sich sogar Fehler leisten, kommt mit einer durchschnittlichen Leistung zu jeweils drei Punkten.

Bedenklich ist die fehlende Einstellung, wir lassen uns den Schneid abkaufen, ohne große Gegenwehr - liegen wir hinten, hat sich der Film fast immer, bestenfalls ist dann noch ein Unentschieden drin. Kein Witz: das letzte Mal ein Spiel gedreht haben wir vor beinahe zwei Jahren bei unserem nächsten Gegner und da lief's bei uns, die Älteren unter uns werden sich erinnern, noch ungleich besser.

Der Effekt des Trainerwechsels bleibt erschreckenderweise so ziemlich aus, im Gegenteil: die Probleme scheinen noch zu wachsen. Es wird ratlos rumprobiert, kaum etwas funktioniert, der Sieg gegen Mainz wirkt wie ein, zugegeben wertvoller, Ausrutscher, aber glanzvoll war der ja auch nicht so wirklich. Neuzugänge? Immer noch Fehlanzeige, dabei war lange vor der Öffnung des Wintertransferfensters klar, dass wir Verstärkung brauchen werden, speziell in der Offensive. Kann schon sein, dass Horst Heldt bis auf den letzten Drücker warten will, weil dann möglicherweise Leihen bzw. Deals drin sind, die jetzt noch undenkbar scheinen.

Leider ging das ja schon mal schief: Andrej Ilic, kurz vor Ultimo im Sommer aus Lille geliehen, ist ein Sinnbild unserer weitgehend gescheiterten Transferpolitik - entweder auf der Tribüne oder verletzt, die paar Minuten gegen Augsburg, auch, wenn sie nicht so schlecht aussahen - geschenkt. Dass bei uns seit Monaten ein komplett glückloser Jordan in der Startformation auftaucht, ist irgendwie ein immer schlechter werdender Running Gag, zeigt aber auch, wie sehr die Dinge im Argen liegen. Eigentlich ist bei uns offensiv nur Hollerbach ernstzunehmen, wenn der, warumauchimmer, ausfallen würde - was dann?

Natürlich: weitere Fehler bezüglich unseres Kaders können wir uns einfach nicht leisten, die möglichen neuen Spieler müssen sofort funktionieren, denn die Saison ist am Montag, wenn das Transferfenster schließt, auch nur noch vierzehn Spieltage lang. Wir können jeden Mann gebrauchen, der uns sofort besser macht, davon abgesehen wäre auch mal wichtig, dass wenigstens einige Spieler des aktuellen Kaders Normalform erreichen, ist ja eigentlich nicht so, dass wir keine Qualität bei uns haben - nur sehen würde man das gerne endlich und es wird Zeit!! Kann doch nicht sein, dass wir unsere Bundesligazugehörigkeit einfach so wegwerfen - bei aller Liebe: das ist absolut vermeidbar und auf ganzer Linie hausgemacht.

Über einen neuen Hauptsponsor gibt es weiterhin nur vage Gerüchte (der Hauptsponsor der Frauen ist pleite), die Verantwortlichen äußern sich natürlich nicht - irgendwie wirkt der ganze Verein immer mehr wie eine Baustelle. Und es kann ja nicht sein, dass gar keiner dafür kann und noch fataler, keiner ein Rezept hat, wie das geändert werden kann. Erfolgsmeldungen tun also zeitnah not, dieses Weltuntergangsgefühl muss gestoppt werden, egal wie. Christian Arbeit kann ja nicht jedes Mal ne große Rede vorm Anpfiff schwingen, sowas nutzt sich ohnehin ab.

Wenn Heldt jetzt nicht liefert, dann ist er leider nicht viel mehr als ein Frühstücksdirektor. Und wenn Baumgart nicht liefert, dann ist er schon nach fünf, sechs Spielen ein Flop. Schon klar: zaubern können beide nicht - sollten sie aber schleunigst lernen. Das Gute ist irgendwie: viel schlechter geht’s eigentlich nicht mehr. Und nein, das ist kein Trost, nur eine Tatsache.

26. Januar: 0:3 in St. Pauli ist peinlich

Gegen den FC St. Pauli hatte Union Berlin am Sonntag zu oft das Nachsehen.  © Christian Charisius/dpa

Icke: Oh oh, das war nichts. Hinten löchrig und vorn ideenlos. Der Trainer mit Aufstellungsfehlern (kein Benes von Beginn, wieder Jordan in Startaufstellung, Querfeld im Zentrum als Benjamin) und zu allem Überfluss patzt auch noch der sonst sichere Schwolow. Wie willst du da Punkte holen?

Durch den Alibi-Fußball ohne Biss von Jordan, ohne richtige Sprints und mit fehlender Körpersprache, spielen wir zudem permanent in Unterzahl. Ja, so deutlich muss man das mal sagen. Wenn er wenigstens mal ein Tor schießen würde, passiert aber auch nicht.

Bis zu den Einwechslungen verlassen wir uns einzig und allein auf Hollerbach. Der zerrt wenigstens noch an den Ketten, rennt, dribbelt und schießt. Aber heute ohne Fortuna.

Und ganz ehrlich und ohne ihm zu Nahe zu treten - wenn Hollerbach unsere einzige Offensiv-Antwort in der Bundesliga sein soll, dann werden wir wohl die Klasse wechseln. Dass unsere sportlichen Leiter Heldt, Baume, aber auch das Präsidium, genau das nicht sehen, ist kaum noch nachzuvollziehen. Unsere Qualität im Angriff ist mangelhaft!

Wieder reisten über 3000 Fans in den Norden. Das war das sechste Spiel in Folge, wo sie schlecht gelaunt wieder nach Hause fuhren. Die hätten es auch mal verdient.

Steffen Baumgart sprach direkt nach dem Spiel davon, dass ihm gewisse Tugenden, die Union sonst auszeichnen, gefehlt haben. Habe ich auch so gesehen und frage mich, warum? Die reinen Spieldaten (Laufleistungen, Zweikampf-Bilanzen, Chancen usw.) lassen kaum große Unterschiede erkennen. Und trotzdem war St. Pauli erkennbar spritziger, giftiger und gewann die entscheidenden Zweikämpfe, die dann zu den Toren führten. Da muss man nachfassen.

Vorige Woche gegen Mainz noch engagiert und in großen Teilen ohne Fehler ließen wir all das im Norden – gegen einen direkten Abstiegs-Wettbewerber – vermissen. Die Atmosphäre in Köpenick scheint unsere Mannschaft zu beflügeln, auf fremdem Boden lassen wir das völlig außen vor.

Unser nächster Gegner ist die BSG Markkleeberg. Wie soll das denn gehen? Mir wird Angst und Bange und ich bin nicht der einzige, der Bauchschmerzen hat. Beecke sagte mir gerade: "Wir können derzeit nur hoffen, dass die anderen Mannschaften hinter uns weiterhin keine Serie hinlegen. Wenn dieser Druck auch noch steigen würde, hätte ich wirklich ein sehr schlechtes Gefühl". Dem ist nichts hinzuzufügen.

Und trotzdem waren wir nicht völlig chancenlos. Die ersten 20 Minuten waren ausgeglichen. Und auch in den letzten 15 Minuten konnten wir Druck ausüben, allerdings war das ein Druck ohne richtige Torchancen. Die Zeit dazwischen dominierten die Hamburger. Mal mehr und mal weniger, sie hatten aber im Mittel-Spiel immer die Kontrolle.

Als erstes müssen nun endlich unser Präsidium und Horst Heldt aufwachen. Ein bis zwei neue Spieler für unsere Abteilung Attacke sind Pflicht. Und nein, einen vierten Spieler für die linke Außenbahn (Kostic ist als Gerücht in aller Munde) brauchen wir nicht! Einen Mittelstürmer und einen kreativen Mittelfeldspieler, bitte. Oder hängt das alles mit dem weiterhin fehlenden Hauptsponsor zusammen? Und uns fehlt das Geld? Wenn wir aber so eng auf Kante gestrickt sind, wie wollen wir da unser teures Stadion-Projekt in Angriff nehmen?

Zumal, spielen wir so weiter wie in Hamburg gesehen, droht uns die zweite Liga mit allen (auch finanziellen) Konsequenzen. Letztes Jahr konnten wir das am letzten Spieltag verhindern. Ob das noch ein zweites Mal in der Form gelingt, ist völlig offen. Hoffen wir, dass in der jetzt folgenden letzten Transferwoche etwas geschieht, und hoffen wir, dass wir endlich einen neuen Hauptsponsor präsentieren.

Und wenn noch jemand an der Ernsthaftigkeit der Situation zweifeln sollte, so zitiere ich gern unsere langjährigen (und klugen) Fans Micha und Willy (mit zusammen über 100 Jahren Union-Erfahrung) heute nach dem Spiel: "Das war das schlechteste Spiel der letzten acht Jahre von Union und grenzt an Arbeitsverweigerung".

Liebe Unioner an den exponierten Stellen, es müssen sich schnell Dinge ändern. Angesprochen ist alles. Jetzt gilt es, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Noch einmal haben wir nicht das gleiche Glück wie im letzten Jahr. Eisern!

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