Union-Berlin-Blog: Glanzloser Arbeitssieg in Greifswald: zweite Runde im Pokal erreicht

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.
Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

Für Union Berlin ist verlieren und blamieren im DFB-Pokal verboten
1. FC Union Berlin Für Union Berlin ist verlieren und blamieren im DFB-Pokal verboten

Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

17. August: Glanzloser Arbeitssieg in Greifswald: zweite Runde im Pokal erreicht

Neuzugang Leopold Querfeld (20, M.) kam gleich zu seinem Startelfdebüt.
Neuzugang Leopold Querfeld (20, M.) kam gleich zu seinem Startelfdebüt.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Der mit Spannung erwartete Pflichtspielauftakt in Greifswald: zwei beziehungsweise drei Neuzugänge stehen dann doch in der Startelf: Querfeld, der den angeblich angeschlagenen Leite ersetzt, Benes im Mittelfeld und ganz vorne der unfreiwillige Rückkehrer aus Mönchengladbach, Jordan.

Die erste Hälfte gestaltet sich vor fünftausend Zuschauern inklusive tausendfünfhundert Unionern, trotz überwiegendem Ballbesitz, als eher zäh - kein echter Torschuss unsererseits, sämtliche Bemühungen bleiben erstmal erfolglos. Lediglich ein ordentlicher Versuch von Benes nach einer halben Stunde und eine Chance von Doekhi nach Eckball kurz vor der Pause, ansonsten verteidigt Greifswald alles aufopferungsvoll weg - und hat sogar die besseren Chancen aufzuweisen, denn eigentlich muss der Regionalligist schon nach zwei Minuten führen: nach einem verunglückten Ausflug von Rönnow muss der Greifswalder Manske von der Strafraumgrenze eigentlich nur das leere Tor treffen, aber sein Schuss misslingt derart, dass er weit vor der Linie verhungert und unser Keeper den Ball aufnehmen kann. Und nach fünfundzwanzig Minuten kann Eglseder nach einer Ecke gefährlich aufs Tor köpfen, aber Freddy fischt die Kugel souverän weg, kann sie sogar festhalten.

Auch wenn sich vor der Pause unser Druck erhöht, es fehlt an genauen Flanken und Zuspielen, wobei man sagen muss, dass es oft auch an Platz fehlt, wenig Räume da sind, Greifswald verteidigt unermüdlich die Null und kleinere Fehler des Underdogs werden nicht bestraft. Ein Pokalfight, wie man ihn kennt und wohl auch erwarten musste, zumindest bis hierher. Die zweite Hälfte bringt zunächst nicht viel Neues, Union bemüht sich, hat mittlerweile neun Ecken zu verzeichnen, aber weiterhin keinen Schuss aufs Tor. Nach einer guten Stunde bringt Svensson dann Trimmel für Haberer und Vertessen für Schäfer. Und zwei Minuten später zahlt sich das tatsächlich aus: der Belgier spielt Doppelpass mit Hollerbach und haut dann den Ball unhaltbar für Jakubov hoch neben den linken Pfosten ins Tor - da ist endlich die Führung für den Favoriten, so kann’s gehen!

Braucht Union Berlin noch einen Stürmer? Dieser Knipser soll hoch im Kurs stehen
1. FC Union Berlin Braucht Union Berlin noch einen Stürmer? Dieser Knipser soll hoch im Kurs stehen

Unverständlicherweise überlassen wir dann den Greifswaldern etwas das Spiel und nach sechsundsiebzig Minuten kann sich Soufian Benyamina, der Bruder des langjährigen Uniontorjägers Karim Benyamina und auch schon seinerzeit bei uns im Nachwuchs unterwegs, clever gegen Doekhi durchsetzen - nur die Latte hält seinen satten Schuss aus der Drehung auf. Nach zweiundachtzig Minuten haben in einer einzigen Aktion nacheinander Skarke, Hollerbach und schließlich Tousart die Entscheidung auf dem Fuss, aber die Greifswalder hauen sich in jeden Schuss, kurz danach gerät Hollerbachs Schuss nach gutem Tousart-Zuspiel zu zentral. Bis zum Schluss geht es dann zwar hin und her, Vertessen muss einen möglichen schnellen Konter des Gegners auf Kosten einer Verwarnung verhindern, wir können die entstehenden Räume nicht nutzen - schlussendlich aber steht der doch verdiente Arbeitssieg unserer Jungs, wir sind erwartungsgemäß in der zweiten Pokalrunde.

Der Greifswalder FC hat sich teuer verkauft, bis zum Schluss nicht nachgelassen und wir haben zweimal fraglos Glück, dass der Gegner einmal zu unfähig ist und beim zweiten Mal eben die Latte im Wege steht. Von einer gelungenen Generalprobe zu sprechen wäre etwas viel, ein Tor reicht gerade so, bei über dreißig Torschüssen und Torschussversuchen und immerhin vierzehn Ecken keine überragende Ausbeute. Am Ende steht ein ganz schön mühsamer Pokalerfolg, inwieweit der als Beispiel für ein funktionierendes Spielsystem oder der momentanen Leistungsfähigkeit herhalten kann, ist fraglich.

Begeisterungsstürme kann er jedenfalls nicht auslösen und zur Beruhigung trägt er wohl auch nicht so richtig bei. Das Beste ist unterm Strich ein schönes Tor von Vertessen und dass die Einwechslungen von Tousart, Trimmel, Skarke, Kemlein und eben Vertessen schon was gebracht haben. Pflichtaufgabe erfüllt, Glückwunsch zum ersten echten Sieg an Svensson und die Mannschaft, es ist ein kleines Jubiläum: zum zehnten Mal überstehen wir die erste Runde des Pokals. Dass es in vielerlei Hinsicht noch was zu tun gibt, hatten die Verantwortlichen und Fans ja auch schon vorher geahnt…

16. August: Es klemmt an vielen Ecken!

Union-Manager Horst Heldt (54) muss sich noch um einige Kaderbaustellen kümmern.
Union-Manager Horst Heldt (54) muss sich noch um einige Kaderbaustellen kümmern.  © Thilo Schmuelgen/Reuters-Pool/dpa

Icke: Mit reichlich Vorschusslorbeeren ist er bei Union gestartet, Horst Heldt - neuer Manager bei Union. Nach der letztjährigen Katastrophen-Saison startete Heldt mit mehreren Aufgaben:

Die Kaderverkleinerung auf 26 Spieler (inklusive drei Keeper), das verkündete Horst Heldt Anfang Juli so selbst. Aktuell hat Union 29 Spieler im Kader.

Verbesserung der Torgefährlichkeit. Die schwächste Offensive der Bundesliga (nur die Absteiger waren noch schlechter) muss qualitativ verbessert werden. Das geschieht in erster Linie und am besten mit einem treffsicheren Knipser. Der 13-Tore-Stürmer Prtajin wurde von Wehen Wiesbaden für eine Million verpflichtet. Wohlgemerkt 13 Zweitliga-Tore. Dazu kamen die verliehenen Stürmer Skarke und Jordan von ihren Leihen zurück. Im Kader hat man noch Transferflop Bedia (was sich Ruhnert dabei dachte?), den verletzten Volland, sowie die Außenstürmer Hollerbach und Vertessen. Talent Preu ist Stürmer Nummer acht. Eine Menge Quantität. Qualität in Form von Toren ist eher weniger dabei. Mit Burcu wurde noch ein Talent geholt und gleich weiter verliehen. Einzig Kaufmann konnte mit großem Verlust verkauft werden. Die Fans wollten Kleindienst und Tzolis, aber die hat Union nicht bekommen. Drei Minuten vor der Angst versucht man es bei Archer und Ache. Ich vermute, auch das wird nichts werden. Gerade im Sturm haben wir auf der ganzen Linie versagt. Ein Einspielen der Mannschaft ist so nicht möglich. Selbst Leihen oder Verkäufe von z.B. Bedia erscheinen unmöglich.

Klärung des Verbleibs des Tafelsilbers: Gosens, Leite und Doekhi haben angeblich mehr als ein Dutzend Angebote solcher Vereine wie Real Madrid, AC Mailand, FC Turin, PSV Eindhoven, Bayer Leverkusen und vieler anderer Klubs. Außer einer Menge heißer Luft passiert allerdings nichts. Wobei besonders die Personalie Doekhi wichtig ist und eilt. Er hat nur noch ein Jahr Vertrag bei Union. Ihn im nächsten Sommer ablösefrei gehen lassen zu müssen, wäre ein kaufmännischer Offenbarungseid.

Das überbordende zentrale Mittelfeld hat man angepackt. Für Kral, Laidouni und Thorsby konnten Abnehmer gefunden werden. Der neue Trainer spielt aber ein ganz klares System mit einer "6" und einer "8". Und da haben wir mit drei defensiven Mittelfeldspielern (Khedira, Tousart, Kemlein) und drei Offensiven (Benes, Schäfer, Haberer) immer noch mindestens einen Spieler zu viel. Warum wir gerade hinter Noah Sadiki her sind wie der Teufel, ist daher schwer zu verstehen. Er ist in erster Linie ein zentraler Mittelfeldspieler. Sollte er als Alternative für den verletzten Juranovic gedacht sein, so sei angemerkt, dass Haberer dort schon sehr ordentlich performte.

Auch positiv anzumerken ist, dass wir uns mit Rothe und Querfeld zwei talentierte Qualitätsspieler an Land ziehen konnten. Und beide auch noch für vernünftige Ablösen. Spieler wie Stöger, Kevin Schlotterbeck, Tzolis, Kleindienst, Grüll und jetzt wohl auch noch Bernardo haben wir aus den unterschiedlichsten Gründen nicht bekommen. Da müssen wir uns nach den Gründen fragen.

Eine weitere Aufgabe - einen eingespielten Kader zum Punktspielauftakt beisammen zu haben - haben wir auch verpasst. Das war eigentlich die Hauptlehre aus der vorigen Saison. Da geschah Vieles kurz vor knapp. Und so geschieht es wahrscheinlich wieder. Ja natürlich, wir hatten die Europameisterschaft und die Olympischen Spiele, die alles zusätzlich erschwerten. Allerdings haben uns andere Vereine gezeigt, wie es trotzdem besser geht. Daran müssen wir uns orientieren und nicht Gründe aufzählen, warum etwas nicht funktionieren konnte. P.S.: Was macht eigentlich ein neuer Hauptsponsor?

15. August: Greifswald, Greifswald, wir fahren nach Greifswald!

Der alte und neue Union-Kapitän Christopher Trimmel (37) gibt die Richtung vor: Gegen den Regionalligisten Greifswalder FC darf es keine Blamage im DFB-Pokal geben.
Der alte und neue Union-Kapitän Christopher Trimmel (37) gibt die Richtung vor: Gegen den Regionalligisten Greifswalder FC darf es keine Blamage im DFB-Pokal geben.  © Jan-Philipp Strobel/dpa

Unionfux: So, jetzt wird’s einigermaßen ernst, das erste Pflichtspiel steht an, am Samstag sind wir beim Greifswalder FC in der ersten Runde des DFB-Pokals. Der Regionalligist ist eine eher lösbare Aufgabe, die Zeiten, in der wir in der ersten Runde rausgeflogen sind, bei Rot-Weiss Essen, in Halle, bei Viktoria Köln, sind schon eine ganze Weile her, die letzten neun Erstrundenbegegnungen konnten wir allesamt für uns entscheiden. Ich sehe die Bedeutung vielmehr in der Generalprobe, eine Woche darauf sind wir ja zum Bundesligaauftakt in Mainz. Man darf also gespannt sein, wie unsere Startelf aussieht, ob es überhaupt ein Neuzugang unter die ersten elf Spieler geschafft hat und ob die potentiellen Verkaufskandidaten im Kader stehen oder gar spielen …

Verschiedene Gerüchte um mögliche Neuzugänge stehen im Raum, so sollen wir für Stürmer Ragnar Ache vom Zweitligisten Kaiserslautern ein Angebot abgegeben haben (wurde aber angeblich sofort abgelehnt, obwohl marktgerecht bei dreienhalb Millionen), genauso wie für den defensiven Mittelfeldspieler Noah Sadiki von Union St. Gilloise, der als großes Talent in Belgien gilt. Außerdem sollen wir uns für den Mittelstürmer Cameron Archer von Aston Villa interessieren, zumindest per Leihe. Die Personalie Bernardo vom VfL Bochum dürfte sich nach einer größeren Verletzung des brasilianischen Verteidigers im Grunde erledigt haben. In den scheinbar unendlichen Gosens-Poker soll jetzt auch der Premier League-Verein Crystal Palace eingestiegen sein, wo Oliver Glasner Trainer ist - aber wenn Frau Gosens sich schon im großen Berlin nicht so recht wohlfühlt, wie soll es dann erst im noch größeren London werden?

Noch gibt es diesbezüglich zwei Wochen Spannung, inzwischen wird natürlich ein Verbleib von Gosens, Leite und Doekhi auch immer wahrscheinlicher. Was die Frage des neuen Trikotsponsors angeht, so sollen wir ein Angebot des bekannten Online-Portals "Kleinanzeigen" über immerhin fünf Millionen Euro abgelehnt haben, möglicherweise wegen der geringen Laufzeit von nur einem Jahr plus Option für ein weiteres. Also gehen wir auf jeden Fall in das erste Pflichtspiel der neuen Saison tatsächlich ohne Brustsponsor, sondern mit dem bekannten Berlinmotiv, auch ein Novum - wenn man mal von der ISP-Posse absieht, durch die wir in der Saison 2009/10, gerade aufgestiegen in die Zweite Liga, kurze Zeit ebenfalls eine freie Brust aufwiesen, bis "kfzteile24" einsprang, allerdings zu wesentlich ungünstigeren Konditionen. Der bis dato fehlende Sponsor sollte uns aber nicht daran hindern, die Angelegenheit in Greifswald, hoffentlich einigermaßen souverän, zu bewältigen.

11. August: Immer noch mehr Fragen als Antworten

Unions neuer Cheftrainer Bo Svensson (45, r.) gibt beim Trainingsauftakt der Saison 2024/2025 Anweisungen.
Unions neuer Cheftrainer Bo Svensson (45, r.) gibt beim Trainingsauftakt der Saison 2024/2025 Anweisungen.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: Irgendwie müssen wir ja froh sein, dass wir nächste Woche erst das Pokalspiel haben und es dann in zwei Wochen in Mainz richtig losgeht. Ohne den Greifswalder FC zu unterschätzen, der gerade zu Hause gegen Jena verloren hat: Das ist immer noch ein Regionalligist und damit eine überschaubare Aufgabe und kein wirklich ernsthafter Stresstest, jaja, ich weiß, der Pokal hat seine eigenen Gesetze, aber die Favoritenrolle müsste trotzdem klar sein.

Denn wir scheinen die zwei Wochen bis zum Start der Bundesliga auch dringend zu benötigen, da sind einfach zu viele offene Fragen: gehen Gosens, Doekhi und Leite noch, die mittlerweile seit Monaten als potenzielle Abgänge gelten und wo angeblich die Interessenten Schlange standen? Kommt eventuell Skarke dazu, der ja gegen San Sebastian der einzige Feldspieler war, der auf der Bank blieb, obwohl sich alle so begeistert über den Rückkehrer geäußert haben? Angeblich wollen wir zwei bis zweieinhalb Millionen für ihn haben, gar nicht mal so viel für jemanden im besten Fussballalter, der letzte Saison immerhin acht Tore für einen Absteiger machen konnte?

Zur Erinnerung: unser bester Schütze Gosens kam auf sechs. Und wer kommt noch? Der fromme Wunsch von Horst Heldt, nicht bis zum letzten Moment auf dem Transfermarkt zu agieren, wird wohl Wunsch bleiben müssen. Bis jetzt wurde auch noch kein einziger Neuzugang geliehen, Zufall oder klare Absicht? Kann die Mannschaft schon Svenssons System spielen oder ist sie dazu überhaupt in der Lage, d. h. haben wir die richtigen Spieler dafür? Die Testspiele sahen jetzt nicht so wahnsinnig gut aus, auch das Spiel gegen San Sebastian war bestenfalls als ordentlich einzustufen, wenngleich es natürlich viel besser als das Lyon-Desaster war, aber das ist ja auch keine Kunst.

Reicht die Qualität auf der Neun oder brauchen wir doch noch einen echten Goalgetter - oder vertrauen wir darauf, dass Jordan und Prtajin das schon irgendwie hinkriegen? Allzu viel haben wir von beiden noch nicht gesehen, was entscheidend die Nerven beruhigen könnte: Jordan ist zwar nicht mehr ganz so lethargisch, aber eben auch weit entfernt von explosiv und Prtajin muss erstmal zeigen, ob er erste Liga kann. Und Hoffnungsträger Benes, der so wichtige Spielmacher? Ist er im Moment ein echter Startelf-Kandidat?

Gegen die Spanier wurde er erst nach einer guten Stunde eingewechselt, hat das was zu sagen oder ist die Startelf gegen San Sebastian gar kein echter Fingerzeig? Dazu kommt noch ein ganz ansehnliches momentanes Lazarett - kurz gesagt: man weiß nicht so recht, woran man ist, traut sich noch nicht mal, Prognosen abzugeben. Es gibt jetzt keinen Grund zu übertriebenem Pessimismus, auch wenn uns allen die vergangene Saison mit all ihrem Grauen noch in den Knochen steckt. Doch die ganz große Aufbruchsstimmung ist auch schon verflogen, Wunderdinge sind bis jetzt ausgeblieben, was Kader und Spielweise angeht und ein bisschen Wunder wäre schon ganz gut, muss ja nicht gleich so viel wie letzten Sommer sein …

Dazu kommt obendrauf der weiterhin fehlende Hauptsponsor, aber angeblich gibt es ja auch da jede Menge Kandidaten, etwa wie bei Gosens, Leite und Doekhi? Beim 1. FC Union gibt es immer noch wesentlich mehr offene Fragen als wirkliche Antworten. Es bleibt und wird also spannend - hoffentlich auf die gute Art und Weise.

10. August: Generalprobe gelungen

Robin Gosens (30) fängt da an, wo er letzte Saison aufhörte,
Robin Gosens (30) fängt da an, wo er letzte Saison aufhörte,  © Andreas Gora/dpa

Icke: Der letzte Test gegen Real San Sebastian endete mit einem 1:1. Leistungsgerecht und mit guten weiteren Chancen auf beiden Seiten. Es war kein müder Freundschaftskick, das Spiel wurde intensiv geführt.

Nach dem Spiel äußerte sich Doekhi: "Wir haben uns defensiv verbessern können, standen insgesamt stabiler und das war heute wichtig für uns, sodass wir positiv auf den Saisonstart blicken können".

Auch der Trainer Bo Svensson war zufrieden: "Grundsätzlich war es ein positiver Test. Wir hatten eine Top-Mannschaft als Gegner und die Jungs haben vieles umgesetzt, was wir als Trainerteam sehen wollten. Wir haben uns gute Chancen herausgespielt und hinten nur wenige Gelegenheiten zugelassen. Diese Art zu spielen und das Auftreten unserer Mannschaft hat mir heute gut gefallen".

Gosens fängt da an, wo er letzte Saison aufhörte, er ist torgefährlich und erzielte die Führung für Union nach guter Vorarbeit von Hollerbach. Wenn keiner eine zweistellige Millionen-Ablöse für Gosens in die Hand nehmen möchte, dann bleibt er bei uns. Basta würde Gerhard Schröder sagen. Sicherlich kann Rothe auch die Außenbahn bespielen und Gosens den halblinken offensiven Part ausfüllen. Könnte sogar sein, dass das eine Erfolgsstory wird. Khedira, Trimmel, Juranovic und Volland fehlten verletzungsbedingt. Dafür zeigte wieder einmal Haberer, dass er mehr als nur ein Ersatz für die rechte Außenbahn ist. Rothe kam erst in Halbzeit zwei.

Herauszuheben war auch noch Siebatcheu. Wohl noch nie in einem Union-Trikot rannte er soviel in einem Spiel. Dabei gelangen ihm einige gute Aktionen. Der Europameister Oyarzabal sorgte dann 7 Minuten vor Schluss für den Ausgleich. Ex-Unioner Becker machte einigen Betrieb bei den Spaniern und freute sich sichtlich über die herzliche Begrüßung bei Union. Die Leihe von Kral zu Espanol Barcelona wurde nun auch offiziell bestätigt. Und wir warten weiter darauf, dass es nun weiter geht. Die Abwehr – so wie sie heute zusammen spielte – wird so sicherlich nicht die erste Halbserie bestreiten.

Und ein Top-Mittelstürmer würde uns immer noch gut zu Gesicht stehen. Nächstes Wochenende treten wir zur 1. Pokalrunde in Greifswald an. Eine Woche später beginnt für uns in Mainz die Bundesliga-Saison. Für die ersten Pflichtspiele werden wir den Kader noch nicht komplett haben. Hier haben wir Luft nach oben! Eisern.

7. August: Jetzt geht’s (wohl) los …

Union Berlin hat am Mittwoch Tom Rothe (19) als Neuzugang vorgestellt.
Union Berlin hat am Mittwoch Tom Rothe (19) als Neuzugang vorgestellt.  © Jan Woitas/dpa

Icke: Tom Rothe ist nach ziemlich langer Zeit mal wieder ein Lichtblick-Zugang bei Union. Der 19-jährige mit 1,93 Meter Gardemaß debütierte schon mit 17 in der Bundesliga und machte seine Sache gut. Union zahlt 5 Millionen an Dortmund und muss dafür eine Rückkaufoption in Kauf nehmen. Bei diesem Schnäppchenpreis (Marktwert 8 Millionen) ist das aber in Ordnung. Letztes Jahr überzeugte er in der 2. Liga mit vier Toren und zehn Vorlagen in 33 Punktspielen.

Diese Verpflichtung macht natürlich nur Sinn, wenn wir jetzt einen Gosens-Abnehmer gefunden haben. Werden wir wohl. Ergo sollte sein Abgang kurz bevor stehen. Immer noch in der Schwebe stehen Leite und Doekhi. Mit Bernardo wurde schon ein möglicher Leite-Nachfolger als fast sicherer Zugang gemeldet. Vollzogen ist er noch nicht. Dieser Tausch dürfte aber auch in den kommenden Wochen über die Bühne gehen.

Bei Doekhi hofft man ja immer noch auf eine Verlängerung. Passiert das nicht, so wären wir nicht klug beraten, ihn im nächsten Sommer ablösefrei ziehen zu lassen. Ergo wird hier auch noch etwas passieren. Ganz aus meinem Kopf gestrichen habe ich den Augsburger Uduokhai ja auch noch nicht. Er wäre für mich der perfekte Leite-Ersatz und auch noch ein Schnäppchen dazu. Wir werden es bald sehen.

Ganz offensichtlich verfolgt Union einen neuen Trend, eben auch junge gute Spieler zu verpflichten. Neben Rothe, wurde ja auch schon der 20-jährige Querfeld nach Köpenick geholt - immerhin österreichischer Nationalspieler. Ein neues heißes Gerücht ist Tapia aus Peru. Er ist 29 Jahre, 1,85 Meter groß und hat für Peru stolze 85 Länderspiele als Abräumer absolviert - ein Andrich-Typ. Das Beste an ihm, er ist ablösefrei und spielte auch viele Jahre in Spanien und Holland. Er sollte kein Risiko darstellen. Wenn der Anschein nicht trügt … erwarten uns mehrere interessante Tage. Eisern!

Offizielle Saisoneröffnung in der Alten Försterei: Klare Niederlage gegen Olympique Lyon

Robin Gosens (30) musste beim Spiel einen Schuss von der Linie köpfen.
Robin Gosens (30) musste beim Spiel einen Schuss von der Linie köpfen.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: Es ist schon ein sehr langer Fussballtag an der Alten Försterei, er beginnt bereits früh um halb zehn mit dem Youngster Cup, die B-Jugend verliert gegen Benfica, Basel und kann schlussendlich ein Unentschieden gegen Flamengo Rio de Janeiro rausholen.

Danach empfangen die Zweitligafrauen unseres Vereins den Erstligisten Werder Bremen - da gibt’s schon mal die erste Klatsche: mit 1:6 bekommen die erfolgsverwöhnten Mädchen ziemlich klar die Grenzen aufgezeigt, man sieht den Klassenunterschied, auch wenn die Niederlage doch etwas zu hoch ausfällt.

Dann folgen die Mannschaftsvorstellungen, die Frauen bekommen den Vortritt: Fussballgöttinnen, wohin man schaut. Bei der Präsentation unserer 1. Mannschaft bleiben die Überraschungen aus, weder plötzliche Neuzugänge tauchen auf noch hat ein neuer Hauptsponsor unterschrieben.

So bleibt die einzige Neuigkeit, dass sich Tymoteusz Puchacz am Freitag Richtung Kiel verabschiedet hat, damit ist das eher unglückliche Kapitel mit dem polnischen Nationalspieler nach drei Jahren und drei Leihen endlich geschlossen, eine Ablöse wird auch geflossen sein, die Vereine schweigen sich natürlich darüber aus, ich vermute aber, die Summe dürfte zwischen einer und anderthalb Millionen liegen, ingesamt ein leichter Verlust, wenn man bedenkt, dass wir seinerzeit zweieinhalb Millionen nach Poznan überwiesen haben.

Vor nur ungefähr zwölftausend Zuschauern, da machen sich die Ferien bemerkbar, wird dann schließlich das Spiel gegen Olympique Lyon angepfiffen. Zur Pause steht es torlos, wobei beide Mannschaften durchaus ihre Chancen haben: erst haut Juranovic einen Freistoß aufs französische Tor, bei dem sich Keeper Perri ganz schön strecken muss, dann köpft Vertessen eine Flanke unseres Kroaten an die Latte - auf der anderen Seite muss Gosens artistisch einen Schuss von der Linie köpfen, bauen die Olympiquen zeitweise einen ziemlichen Druck auf. Fazit der ersten Hälfte: im Großen und Ganzen nicht so schlecht, wenn auch ausbaufähig.

Zur Halbzeit wechselt Bo Svensson dann komplett durch - und in den zweiten fünfundvierzig Minuten kriegen wir prompt muntere vier Stück von Lyon eingeschenkt, das sieht schon abenteuerlich aus, wie leicht und unbedrängt die Franzosen ihre Treffer markieren dürfen: erst macht Maitland-Niles eine Flanke von links rein, dann darf Benrahma in aller Ruhe im Strafraum eine Flanke von rechts annehmen, sich den Ball zurechtlegen und ihn in die lange Ecke schweißen, danach rutscht ein langes Zuspiel des französischen Torwarts durch und Orban geht allein aufs Tor und macht ihn rein und schließlich verwertet der gleiche Spieler mühelos ein Zuspiel vom eingewechselten Baldè.

Okay, die Abwehr der zweiten Hälfte wird wahrscheinlich so nie in der Bundesliga zusammenspielen, aber die Lücken und Stellungsfehler sind schon ein starkes Stück, der wiedergenesene Alexander Schwolow kann einem leid tun. Zumal wir vorn nur noch wenig zustande kriegen, die beste Chance haut Prtajin nach schönem Zuspiel von Benes weit drüber, viel gefährlicher wird’s nicht, von einigen Ansätzen mal abgesehen.

Insgesamt gibt es also nicht allzuviel Positives über das Spiel zu sagen, vielleicht noch, dass unser neuer Spielmacher Laszlo Benes ein paarmal seine Fähigkeiten aufblitzen lässt, aber ansonsten ist unser Spiel nach der Pause schon ernüchternd. Klar, die Franzosen sind keine Laufkundschaft, immerhin Sechster der abgelaufenen Saison in der Ligue 1, da können einige schon Fussball spielen und unsere Jungs haben das zweite Trainingslager in den Beinen - aber in zwei bzw. drei Wochen geht es los, da sollte man schon etwas mehr erkennen können - und zwar im positiven Sinne. Aber, wie schon öfter betont, Testspiele sind Testspiele, da sollte man nichts überbewerten, weder in die eine noch in die andere Richtung.

Trotzdem: die Zuschauer haben reineweg nischt zum Jubeln, wenn man mal vom sehenswerten zwischenzeitlichen Ausgleich unserer Frauen absieht. Das ganz große Fest bleibt also aus und ich denke schon, dass sich im Kader noch einiges verändern sollte, sowohl aus wirtschaftlichen als auch sportlichen Erwägungen. Ein bisschen Geld könnten wir schon noch gebrauchen und ein bisschen Qualität auch noch, so ganz wird man den Eindruck jedenfalls nicht los, wenn man jetzt nicht der absolute Rundumoptimist ist.

Denn immerhin soll unsere kommende Spielzeit doch um einiges entspannter als die vergangene Saison verlaufen, nicht?

27. Juli: Unentschiedenes Torfestival gegen den schottischen Rekordmeister

Nach der EM ist vor Union: Am Samstag waren rund 1500 Schotten zu Gast in der Alten Försterei.
Nach der EM ist vor Union: Am Samstag waren rund 1500 Schotten zu Gast in der Alten Försterei.  © Marijan Murat/dpa

Unionfux: Eins wird von vornherein klar: die Lust auf Fussball ist wieder riesengroß - die Heimpremiere gegen die Rangers aus Glasgow findet vor ausverkauftem Haus in der Alten Försterei statt.

Und besonders die erste Hälfte hat es in sich, mit sechs Toren. Wir gehen früh in Führung, Janik Haberer nimmt eine Hollerbach-Flanke direkt und haut sie dem englischen Keeper der Schotten durch die Hosenträger. Die Rangers antworten durch Dessers, Diomede steckt stark auf den Belgier durch, der umdribbelt Gastkeeper Klaus und schiebt ein. Vertessen holt einen Elfmeter raus, den Jordan, nicht selbstverständlich, souverän verwandelt. Dann darf der Waliser unter den Schotten, Lawrence, zweimal zeigen, dass seine Schusstechnik nicht unbedingt schlechter als die von Haberer ist: Erst darf er ungestört einen Abpraller neben den linken Pfosten hauen, dann fackelt er nicht lange und knallt ein kluges Zuspiel in den Winkel. Das lässt Haberer nicht auf sich sitzen und verwandelt eine lange wie schöne Flanke von Gosens, wieder direkt mit der Innenseite, ins lange Eck.

Nach der Pause wird auf unserer Seite komplett durchgewechselt (Glasgow ist da etwas zurückhaltender, wechselt erst im Laufe der zweiten Hälfte sechsmal) unter anderem feiert Leo Querfeld sein Union-Debüt - und wir führen nach einer knappen Stunde wieder durch den jungen Preu, dessen Schuss von der Strafraumgrenze diagonal rechts einschlägt. Den Endstand zum 4:4 macht dann wiederum Dessers klar, der eine verunglückte Kopfballabwehr aufnimmt und unsere Abwehr inklusive Yannic Stein nicht allzu gut aussehen lässt. Erstaunlicherweise fällt in den letzten gut zwanzig Minuten kein Tor mehr, so bleibt es also unterm Strich beim gerechten Unentschieden, zu viel Ungenauigkeiten verhindern den Siegtreffer auf der einen wie auf der anderen Seite. Okay, bei den Schotten beginnt die Premier League schon in der kommenden Woche, die Rangers müssen nach Edinburgh zu den Hearts, sie sind also wesentlich weiter als wir in der Saisonvorbereitung. Bei uns fehlt doch sichtbar der Spielgestalter, denn der vielversprechende Laszlo Benes wird noch geschont und wird wohl erst am nächsten Samstag gegen Olympique Lyon zu sehen sein.

Und klar, bei vier Gegentoren kann es in der Abwehr nicht komplett gestimmt haben, aber an irgendwas muss im zweiten Trainingslager in Neuruppin ja auch noch gearbeitet werden. Es war eben erst das dritte Testspiel, ohne echte erste Elf etc. pp. So bleibt der Erkenntnisgewinn abermals übersichtlich, auch wenn Bo Svensson nicht unzufrieden ist und mit den guten und weniger guten Beobachtungen arbeiten kann. Und wir schauen stur auf die schöne Seite dieses Nachmittags, nämlich die großartige Atmosphäre und die vier Tore, besonders die ersten fünfundvierzig Minuten sind doch ziemlich kurzweilig. Fazit: Fussballfest mit kleinen Fehlern. Morgen geht's dann in die Ostprignitz, bis Freitag kommt dann schon der erste Feinschliff, bevor es dann, gleiche Stelle, gleiche Welle, am Samstag gegen die Franzosen geht, wobei es sich hier ja um ein Doppelevent handelt, denn unsere Frauen, frisch gebackene Zweitbundesligisten, testen ja vorher gegen Werder Bremen.

Kleines Gerücht am Rande: Wir sollen uns für den peruanischen Nationalspieler Renato Tapia interessieren, dessen Vertrag bei Celta Vigo ausgelaufen ist. Deswegen wäre der 29-jährige Defensivallrounder ablösefrei. Über zweihundert Einsätze in der Eredivisie und in La Liga sind jedenfalls eine Hausnummer. Tut mir leid, sehr viel Konkreteres gibt es derzeit leider nicht zu vermelden, außer dass wir uns wohl mit dem FC Turin über die Ablösemodalitäten angeblich einig sind, aber die Turiner noch nicht mit Robin Gosens, das könnte auch daran liegen, dass die Norditaliener in der kommenden Saison nicht international spielen werden. Irgendwas ist eben immer. Also warten wir weiter ab und hoffen auf das Ketchupflaschenprinzip: erst kommt kaum was - und dann aber! Wird sicher nicht einfach für Bo, denn ein drittes Trainingslager wird's wohl kaum geben, doch einfach kann ja fast jeder, oder?

25. Juli: Transferstau, Burcu und die Glasgow Rangers

Unions neuer Cheftrainer Bo Svensson gibt beim Trainingsauftakt für die Saison 2024/2025 klare Anweisungen.
Unions neuer Cheftrainer Bo Svensson gibt beim Trainingsauftakt für die Saison 2024/2025 klare Anweisungen.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: Seit vor knapp vier Wochen die Verpflichtung von Laszlo Benes vom HSV bekanntgegeben wurde, hat sich kaum was getan, weder auf der Zugangs- als auch auf der Abgangsseite. Woran liegt das?

Allgemein kommt der Transfermarkt in diesem Sommer spät in Schwung, das geht beinahe allen Vereinen so. Da helfen auch keine ewigen Gerüchte wie bei Leite, Doekhi oder Gosens, die ja schon seit Wochen bei den unterschiedlichsten Interessenten „im Gespräch“ sind - man schaut allenthalben, wie sich die Dinge entwickeln, jeder will sich verschiedene Optionen offenhalten, hofft auf Dominoeffekte, auf bessere Konditionen, so oder so.

Es erinnert unwillkürlich an den alten Wilhelm-Busch-Spruch: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Bess’res findet!“ Und wir sind eben Teil dieses Marktes und können kaum die Gesetze aushebeln.

Also könnte es durchaus noch eine ganze Weile dauern, bis der endgültige Kader steht, ob es uns nun in den sportlichen Kram passt oder auch nicht. Auf jeden Fall dürften wir erst weitere Neuzugänge vermelden, wenn etwas Platz im Aufgebot entstanden ist, ganz davon abgesehen, dass sich logischerweise dann auch finanzieller Spielraum ergibt.

Neuestes Gerücht: Alex Kral hat das Interesse von Deportivo Alaves geweckt, aber auch da dürfte er nur ein Name von vielen sein. Und wir interessieren uns angeblich für Tim Rothe von Borussia Dortmund, letzte Saison ausgeliehen an Kiel, wo der junge Verteidiger ziemlich aufgetrumpft hat, aber gerade deswegen wird Dortmund ihn nicht so einfach ziehen lassen… Wir werden sehen.

Einen Neuzugang gibt es dennoch, der 19-jährige türkische offensive Mittelfeldspieler und/oder Linksaußen Livan Burcu, immerhin ausgebildet bei Eintracht Frankfurt, hat bei uns unterschrieben, der in der abgelaufenen Spielzeit beim Drittligisten SV Sandhausen doch ziemlich Furore machen konnte, wir reichen ihn jedoch gleich weiter nach Magdeburg, zwecks Spielpraxis.

Das hat zwar schon Icke in seinem letzten Beitrag erwähnt, aber es gibt natürlich einen Grund, warum ich hier nochmal drauf eingehe, denn es gibt nun kritische Stimmen wegen dieses Transfers und der charakterlichen Eignung des Spielers: einerseits, weil Burcu in Sandhausen gekündigt hat, weil der Verein vergessen hat, ein Ablaufdatum im Vertrag zu vermerken und er somit unbefristet ist - das Arbeitsgericht sieht den Spieler übrigens deswegen im Recht. Und andererseits, weil Sandhausen sich mit Darmstadt 98 trotzdem auf einen Wechsel inkl. Ablöse in Höhe von 200.000 Euro einigt, der Vertrag ist unterschriftsreif, da überlegt es sich Burcu doch anders und unterschreibt bei uns.

Sieht für viele so aus, als hätte der Junge und sein Berater gleich zwei Vereine verarscht - aber ich sehe das etwas anders. Abgesehen davon, dass uns die Details ohnehin nicht bekannt sind - dass Sandhausen keinen korrekten Vertrag ausfertigen kann, ist nun mal Pech oder Dummheit oder beides, aber nicht für den Spieler, der sich diesen Umstand zunutze macht.

Und Darmstadt weiß ebenso, dass ein Kontrakt erst gilt, wenn er unterschrieben ist. Kommt ein besseres Angebot rein, ist es gar nicht so unüblich, dass der Spieler noch mal umschwenkt. Zweite Liga kann er auch in Magdeburg spielen und hat zusätzlich die Option, nächstes Jahr in unseren Erstligakader zu rutschen. Sieht vielleicht nicht so geschmeidig aus und ist ärgerlich für die Vereine, aber es ist korrekt und, ja, so ist das Geschäft. Und es ist ja nun wahrlich auch nicht immer so, dass die Clubs sich immer tadellos verhalten…

Robin Knoche hat vor einigen Tagen beim 1. FC Nürnberg unterschrieben, trotz anfänglicher Pläne, weiterhin erste Liga zu spielen - gut für Nürnberg und irgendwie auch für uns, ich hätte ungern in der kommenden Saison gegen ihn spielen wollen, von einer möglichen Pokalbegegnung mal abgesehen.

So, und am Samstag steigt das Heimspiel gegen die Glasgow Rangers, die Alte Försterei dürfte, angesichts eines solchen namhaften Kontrahenten, nahezu ausverkauft sein, deswegen ein Tipp für all diejenigen, die nicht dabeisein können: Sport1 überträgt die Begegnung ab 17 Uhr, ist ja immerhin auch was, auch wenn man nur dabei ist statt mittendrin. Und wir dürfen gespannt sein, welche Figur sowohl Neuzugänge als auch Leihrückkehrer machen - und nicht zuletzt ist es die Heimpremiere unseres neuen Trainerteams.

Es soll zwar zwischendurch regnen, aber nichtsdestotrotz: das wird ein Fest!

21. Juli: Baustellen, Gerüchte und eine glänzende Situation rund um Union

Der AC Turin ist an Unions Robin Gosens (30) interessiert.
Der AC Turin ist an Unions Robin Gosens (30) interessiert.  © Soeren Stache/dpa

Icke: Unsere Baustellen türmen sich. Der Stadionbau verzögert sich weiter. Die Infrastrukturen, die für die endgültige Baugenehmigung notwendig sind, stehen auch noch nicht fest. Davon sind wir abhängig. Bauämter sind eine wunderbare Oase der Ruhe. Dazu macht unser Kader weiterhin keine Anstalten, sich wesentlich zu verändern. Wir reden von verschlanken, aber es passiert kaum etwas.

Natürlich kommen andauernd Meldungen, zum Beispiel über bevorstehende Wechsel, nur dass es ist bisher nur Gerede ist.

Aktuell soll mal wieder der AC Turin sehr an Gosens interessiert sein. Wenn sie aber ihr altes Witz-Angebot von sieben Millionen nicht mindestens um 3,5 Millionen erhöhen, dann hat die Alte Försterei wieder etwas zu lachen.

Was denken sich diese Italiener eigentlich? Dass wir uns hier alle die Schuhe mittels einer Kneifzange anziehen? Dafür gibt es ein Wort: dummfrech.

Die dritte Holding-Line ist aktuell die Suche nach einem passenden Haupt-Sponsor. Dass wir uns dafür Zeit nehmen und nicht jeden nehmen wollen (schlechtestes Beispiel aktuell Rheinmetall in Dortmund), ist lobenswert. Aber wir wissen das ja nicht erst seit heute!

Trotz alledem, können wir sehr zufrieden sein. Wir spielen weiterhin in der ersten Liga. Finanziell geht es uns immer noch gut. Wir haben Stand jetzt einen vernünftigen Kader, der sicherlich noch verbessert wird. Und wir haben mit unseren Stadion-Plänen eine glänzende Perspektive vor Augen. Es gibt nicht sehr viele Bundesligisten, die zum einen wirklich unabhängig agieren können und zum anderen, neben dem eigenen Stadion, noch weitere Immobilien als ihr Eigentum betrachten können. Da gab es in der Vergangenheit eine ganze Reihe kluger Entscheidungen, von denen wir heute und in Zukunft profitieren werden.

Die einzige Neuigkeit im Kader heißt Livan Burcu. Der Türke, der auch einen deutschen Pass besitzt, kommt aus Sandhausen aus der dritten Liga. Er ist ein Außenstürmer und hat dort mit seinen 19 Jahren für reichlich Wirbel (13 Scorer-Punkte in 28 Drittligaspielen) gesorgt. Wirbel aber nicht nur wegen seiner guten Leistungen, sondern auch mit Vertrags-Quälereien. Seine starken sportlichen Leistungen wurden auch belohnt, indem er in die türkische U21 berufen wurde. Wir werden ihn in den nächsten zwölf Monaten nicht sehen, weil er gleich für ein Jahr zum Zweitligisten 1.FC Magdeburg verliehen wurde.

Mein Lieblingsspieler als Leite-Ersatz, Felix Uduokhai soll nach dem geplatzten Türkei-Wechsel nun ein Thema in Hoffenheim sein. Schauen wir mal. Die Gerüchteküche beim Thema Leite sagt, sein fast sicherer Wechsel zum AC Mailand ist nun durch ein wiederholtes aktuelles Interesse von Real Madrid gefährdet. Uns soll das Recht sein, dass sich diese beiden großen Vereine gegenseitig überbieten. Im Gespräch sind aktuell 18 Millionen für Leite!

Interessant ist auch die Personalie Ludovic Ajorque. Die fast Zwei-Meter-Latte aus Mainz sucht aktiv nach einem neuen Club. Mainz ist wohl auch damit einverstanden. In der Bundesliga war er in Mainz nur am Anfang sehr erfolgreich. Wer sich aber mal seine ganze Karriere anschaut, egal wo - bis auf Mainz - hatte er immer eine gute Torquote. Und wer das auch in der ersten Liga in Frankreich schafft, der kann nicht so schlecht sein. Unser neuer Trainer kennt ihn genau, vielleicht ist er auch bei uns (klammheimlich) ein Thema. In Bos' System passt er perfekt hinein, so wir mit zwei echten Außenstürmern agieren. Das ist nur ein Brainstorming, würde mir aber sehr gefallen.

Die Personalie Doekhi geht jetzt auch in seine Endphase. Nizza scheint wohl immer noch sehr interessiert zu sein. Allerdings öffnen sie Ihre Geld-Schatulle nicht so, wie es dem Marktwert des Spielers entspricht. Doekhi hat einen Marktwert von 17 Millionen. Natürlich steht er nur noch ein Jahr unter Vertrag. Aber genau deshalb müssen wir ihn auch nicht verschenken. Unter zehn Millionen (plus Weiterverkaufsbeteiligung) würde ich ihn nie und nimmer hergeben. Die beste Lösung wäre, wir gehen bis an unsere Schmerzgrenze und geben ihm einen frischen Fünf-Jahres-Vertrag! Eisern.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

Mehr zum Thema 1. FC Union Berlin: