Union-Berlin-Blog: Overath und Netzer sind wieder da – Gala-Fußball von Deutschland

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

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Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

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17. November: Overath und Netzer sind wieder da – Gala-Fußball von Deutschland

Jamal Musiala (21) jubelt über seinen Treffer zum 1:0.  © Tom Weller/dpa

Icke: Jahrzehnte galten gerade Overath und Netzer als Garanten für kreativen und schönen Fußball der Deutschen. Unser 3:1-Sieg 1972 in England (gegen England) ist nach Sport-Bild das größte (beste) deutsche Länderspiel aller Zeiten. Sicherlich auch der Bedeutung geschuldet. Und gerade bei diesem Spiel fehlte Overath verletzt. Kein Problem, Netzer dirigierte allein. Und Deutschland zeigte Zauber-Fußball.

Genau das zeigte sich am Samstagabend in Freiburg, dem Mekka der hohen deutschen Siege in ähnlicher Form. Man darf spätestens nach diesem Spiel Wirtz und Musiala als Nachfolger der beiden großen deutschen Spielmacher aus den Siebzigern ansehen. Was gerade diese beiden Kreativen zelebrierten, ließ einem mit der Zunge schnalzen. Das 7:0 gegen Bosnien-Herzegowina sprang dabei heraus. Und das Ergebnis hätte leicht auch zweistellig werden können.

Kommentator und selbst Welt-Fußballer Lothar Matthäus adelte die Qualifikation der Deutschen als Fußball-Gala. Gefragt nach dem Schlüssel zum Spiel, antwortete der Bundestrainer, für ihn sei das ziemlich perfekte Gegen-Pressing der deutschen Mannschaft entscheidend gewesen. Ich möchte das gern noch ergänzen und liege damit mit Matthäus auf einer Linie, auch das schnelle Umschalten auf Angriff, die schnellen Direkt-Kombinationen der Deutschen, als auch die absolut stabile Abwehrarbeit … waren Pfeiler des Spiels. Die Bosnier konnten einem teilweise leidtun, sie spielten gar nicht so schlecht, konnten aber gegen das perfekte deutsche Spiel nichts machen.

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Musiala eröffnete die Gala in der 2. Minute mit einem höchst anspruchsvollen Kopfball. Den so wohl nur noch Karl-Heinz Riedle gemacht (gekonnt) hätte. Kleindienst und Havertz legten jeweils nach. So stand es schon zur Halbzeit 3:0. Wirtz erhöhte gleich nach dem Halbzeit-Start auf 4:0. Dann wechselte Nagelsmann gleich 4-mal wild durch. Auch Wirtz und Musiala gönnte er eine Pause. Und gab es einen Bruch im deutschen Spiel? Nein! Die eingewechselten Gnabry und Sane fügten sich glänzend ein. Henrichs, Sane und Kleindienst sorgten dann für klare Verhältnisse – auch im Ergebnis.

Wir haben uns damit (als Tabellenführer) für das Viertelfinale der Nations League qualifiziert. Auch in den kommenden Spielen müssen wir in dieser Form keinen Gegner fürchten. Eher schon umgekehrt. Alte deutsche Tugenden, wie eine stabile Abwehrarbeit und Fleiß auf dem Platz – sind zurückgekehrt. Dazugekommen ist ein schnelles Angriffsspiel, dass durch Einfälle und Kreativität glänzt. Und noch einen Gewinner gab es gestern Abend. Ex-Unioner Robert Andrich … er füllte seine "neue" Rolle gestern perfekt aus. Sind wir im aufbauenden Ballbesitz, so lässt er sich zurückfallen und dirigiert unser Spiel von hinten heraus. In der defensiven Grundhaltung agierte Groß als alleinige Sechs und Andrich schließt die Lücken zwischen Tah und Rüdiger, wenn sie an den Seiten aushelfen mussten. Ziemlich klug organisiert von Nagelsmann. So hat er bei "Bedarf" doch seine 3-er-Kette hinten. Fußball-Deutschland macht wieder Spaß. Bitte mehr davon! Eisern.

14. November: Was macht eigentlich Urs Fischer?

Urs Fischer (58) stand bei Union Berlin über fünf Jahre an der Seitenlinie.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Heute vor einem Jahr passiert das eigentlich Undenkbare: Urs Fischer einigt sich mit Dirk Zingler darauf, nach fast fünfeinhalb Jahren seinen Posten zu Verfügung zu stellen - der erfolgreichste Trainer, den wir je hatten, ist Geschichte. Umso erstaunlicher, da er als amtierender „Trainer des Jahres“ demissioniert, der nur wenige Monate vorher die Champions League klargemacht hat, nach einem sensationellen vierten Platz, in einer Saison, in der wir immerhin siebenmal Tabellenführer der Bundesliga sind und, als einzige Mannschaft der großen fünf Ligen, zu Hause ungeschlagen bleiben - wir sind scheinbar angekommen an der Spitze, nachdem es schon in den Jahren zuvor kontinuierlich nach oben geht. Zusätzlich wird in der Sommerpause groß eingekauft und wir verlieren zudem keinen Stammspieler, in der laufenden Saison sind wir nach zwei Spieltagen an der Spitze der Tabelle, alles läuft scheinbar wie geschmiert, nur der Himmel scheint das Limit.

Doch dann beginnen unglaubliche drei Monate des Grauens, folgt Niederlage auf Niederlage, bis schließlich der Schweizer, ausgelaugt und ratlos, nach dem elften Spieltag und als nunmehr Schlusslicht des Tableaus, aufgibt. Auch in der Rückschau ist das alles nicht so recht zu begreifen, sicher findet man Gründe, aber das alles ist doch keine Antwort darauf, wie man dermaßen den Faden verlieren kann und ihn kaum noch wiederfindet. Doch das wirkliche Warum wird wohl nie erschöpfend herausgefunden werden. Immerhin: der Abstieg wird, wenn auch denkbar knapp, vermieden. Aber erst unter dem dritten Trainer nach Fischer, Bo Svensson, haben wir uns wieder gefangen, sind zu Hause ungeschlagen und müssten, mit etwas Glück, sogar drei bis fünf Punkte mehr haben. Gleichwohl bleibt Urs Fischer eine Ikone bei unserem Verein, sowohl der Trainer als auch der Mensch.

Allerdings ist er zwölf Monate nach seinem mehr als unglücklichen Abschied immer noch ohne neuen Vertrag. Dabei wird und soll es Angebote gegeben haben. Viele sahen ihn bereits als Nati-Trainer, aber der amtierende Trainer Murat Yakin flog dann doch nicht raus und steht gegenwärtig nicht wirklich zur Diskussion. Den ganz großen Vereinen wird seine defensive Herangehensweise schwer mit den großen Zielen vereinbar sein, der VfL Bochum oder Schalke 04 sind wiederum dem Zürcher nicht attraktiv genug.

Beides kann man nachvollziehen. Der so schlecht in die diesjährige Spielzeit gestartete Schweizer Serienmeister der letzten Jahre Young Boys Bern hatte Fischer auf dem Zettel und angefragt, in vielerlei Hinsicht eine gute Idee, aber Urs Fischer will unbedingt zurück in die Bundesliga und sagt deswegen ab. Wäre Gerardo Seoane, pikanterweise ein Schweizer, bei Borussia Mönchengladbach rausgeflogen, dann könnte Fischer schon längst wieder zurück sein, aber ausgerechnet wir machen einen Strich durch diese Rechnung und gestatten der Borussia in letzter Minute das Siegtor gegen uns und retten so Seoanes Job - mittlerweile hat sich Gladbach auch wieder stabilisiert.

Hoffenheim ist aktuell ohne Trainer und durchaus eine interessante Option, nicht zuletzt, weil der Heimweg doch wesentlich kürzer als aus Berlin ist, aber da macht sich der neue Sportdirektor Schicker stark für den momentan sehr erfolgreichen Trainer seines Ex-Vereins Sturm Graz, Christian Ilzer. Kurzer Einschub zum Thema "Neuer Sportdirektor": zwei Ex-Unioner sind gerade dazu berufen worden, Stephan Fürstner bei Greuther Fürth und Christian Gentner beim VfB Stuttgart.

Es heißt also weiter warten für Urs Fischer, auf die wenigen Gelegenheiten, die sich in der Bundesliga ergeben. Ein neues Engagement in der Liga wäre für uns ein zweischneidiges Schwert: obwohl ihm wohl alle Erfolg wünschen, würde man ihn doch eher ungern auf der Bank des Gegners sitzen sehen, andererseits würde er unser Budget entlasten, denn noch steht er bei uns auf der Payroll.

Gleichwohl bleibt Urs Fischer eine Ikone unseres Vereins, unbestritten und vollkommen zu Recht, sowohl der Trainer als auch der Mensch und er steht für die erfolgreichste Zeit, zumindest bis hierher, des 1. FC Union Berlin. Und sicher ist dieses Jubiläum eigentlich keins, dass es zu feiern gilt, ganz und gar nicht, trotzdem gehen von hier jetzt herzliche Grüße und die besten Wünsche nach Zürich, denn schlussendlich: we miss you, Urs.

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11. November: Dickes Programm bis Weihnachten

Die Kicker von Union-Berlin haben sich mit einem torlosen Unentschieden von ihren Fans in die Länderspielpause verabschiedet.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Aktuell haben wir wieder eine Nationalmannschaftspause. Aber dann geht's bis Weihnachten noch einmal in die "Vollen". Am 23. November treten wir in Wolfsburg an. Danach haben wir am 30. November ein Heimspiel gegen Leverkusen. Um dann am 6. Dezember in Stuttgart vorstellig zu werden. Am 14. Dezember empfangen wir Bochum und das letzte Pflichtspiel ist am 21. Dezember in Bremen. Mit Bochum und Leverkusen haben wir also noch zwei Heimspiele, dafür aber mit Wolfsburg, Stuttgart und Bremen drei Auswärtsspiele. Wenn es gut läuft rechne ich mit zwei bis drei Auswärtspunkten und drei Heimpunkten. Wir hätten dann zu Weihnachten 21 bis 22 Punkte. Und das wäre auch völlig akzeptabel für einen neuen Trainer und ein neues (Defensiv-) System.

Die Frage ist aber wohl, spielen wir in der 2. Halbserie das gleiche System? Also mit drei Innenverteidigern plus zwei echten defensiven Mittelfeldspielern. Am letzten Freitagabend neutralisierten sich Union und Freiburg gegenseitig. Eben weil beide Mannschaften starke Abwehrverbunde haben. Und trotzdem gab es einen Unterschied. Freiburg setzte (mit Osterhage und Eggestein) im Zentrum seines Mittelfeldes zwei Spieler ein, die eher im zentralen Mittelfeld, als im defensiven Mittelfeld zu Hause sind. Also vom Papier her mehr für den Spielaufbau leisten können. Dazu setzte Freiburg nur zwei Innenverteidiger ein und komplettierte die Viererkette mit zwei Außenverteidigern. Die hatten wir mit Trimmel und Skov noch zusätzlich zu den drei Manndeckern. Alle sieben defensiven Spieler bei Union erfüllten nach hinten auch ihre Aufgaben. Sogar sehr gut.

Allerdings geht das auf Kosten unserer Offensive. Da kam sehr wenig. Überraschendes … sogar sehr wenig. Hollerbach, und das sahen wir sehr häufig, dribbelt sich immer wieder fest. Auch weil auf ihm eine große Verantwortung für die Abteilung Attacke liegt. Und "Kopf oben" ist auch nicht seine große Stärke. Aber er versucht es wenigstens immer wieder. Gegen Freiburg sahen wir dann auch deutlich, dass man Vertessen - und noch augenscheinlicher Jeong - sehr leicht aus dem Spiel nehmen kann. Jeong spielte ziemlich viele ungefährliche Alibi- und Quer-Pässe. Und Vertessen fehlen einfach die Anspiel-Stationen. Wir kamen ja kaum einmal in den Freiburger Strafraum. Ein Benes auf der "8" neben Khedira oder Kemlein als alleinige "6" könnte unserem Spiel deutlich guttun. Von seinen 231 Pflichtspielen im Männerbereich lief Benes 113 Mal als "8er" auf. Dabei gelangen ihm 25 Tore und 32 Tor-Vorbereitungen. Ein sehr starker Wert (für diese Position)! Wir müssen uns wohl an diese "Waffe" erinnern, die wir sogar im Kader haben. Und dass der Einsatz eines zentralen Mittelfeldspielers nicht zu Lasten der defensiven Qualität geht (bzw. gehen muss), zeigte uns Freiburg eindrucksvoll.

Auch an diesem Freitagabend standen unsere neuen Stürmer Prtajin und Ilic wieder nicht einmal im Kader. Hier muss im Winter eine Lösung her. Genauso wie für den Chancenlosen Preu. Die nächste Frage ist, bekommt Roussillon noch einmal eine Chance? Oder haben Rothe und Skov da jetzt langfristig die Nase vorn? Ähnliches gilt für unser zentrales Mittelfeld. Ein bis zwei Spieler sind da immer noch zu viel im großen Kader. Ich denke, Bo hat das längst erkannt. Möchte aber bis Weihnachten aus Stabilitätsgründen so wie bisher weitermachen. Dann kann er die zweite Stufe zünden, eine echte "8" für die zweite "6" einbauen. Horst Heldt könnte ihn mit einem wirklich guten Stürmer im Winter zusätzlich helfen. Nun aber gönnen wir uns die Länderspielpause. Eisern.

9. November: Mäßige Offensive plus Rönnow = 0:0 gegen Freiburg

Unions Keeper Frederik Rönnow (32) pariert den Strafstoß von Freiburgs Vincenzo Grifo (31).  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Machen wir uns nichts vor: So ein 0:0 macht selten Spaß, zumal zu Hause, vielleicht gegen einen übermächtigen Gegner, aber nicht gegen Teams auf Augenhöhe und das ist der SC Freiburg schon.

Doch schon in Hälfte eins gibt es nicht viel auf unserer offensiven Habenseite: ein Schuss von Jeong kurz nach Beginn und eine Chance durch Leite nach Ecke von Skov kurz vor der Pause. Der Rest kommt wegen Ungenauigkeiten und falschen Entscheidungen über Ansätze nicht hinaus.

Das sieht bei Freiburg schon anders aus, denn nach einem Trikotzupfer von Khedira an Dinkci gibt es Elfmeter, den der Freiburger zwar ein wenig schindet, aber gleichwohl kann man den geben.

Glücklicherweise packt Grifo die Arroganz, mit einem Schritt Anlauf will er Rönnow foppen, aber der ist blitzschnell links unten und pariert seinen zweiten Elfmeter in der noch jungen Spielzeit und auch der gar nicht so schlechte Nachschuss von Günter geht gottlob am Tor vorbei. Und eine Viertelstunde später setzt Adamu einen Pass von rechts nur haarscharf neben den Kasten - so gesehen sind wir mit dem torlosen Unentschieden zur Pause ganz zufrieden.

Die zweite Hälfte läuft besser, wir sind aktiver und Freiburg taucht seltener vor unserem Tor auf, nichtsdestotrotz bleiben die wirklich guten Gelegenheiten aus, nur einmal muss Atubolu alles zeigen: bei einem schönen Gewaltschuss aus zwanzig Metern von Trimmel aufs lange Eck. Es ist das alte Lied: offensiv kommt einfach zu wenig von uns, insofern habe ich kaum verstanden, dass Svensson eher spät und dann defensiv wechselt und dass natürlich Jordan eine weitere Chance erhält (und sie nicht nutzen kann), während ein ausgewiesen guter und kreativer Fussballer wie Laszlo Benes hingegen auf der Bank bleibt, obwohl ein Ideengeber und weiterer Standardschütze eigentlich vonnöten gewesen wäre (und es ist natürlich auch ein dementsprechendes Signal an die Mannschaft).

Sicher, Benes konnte in Bielefeld seine Startelfchance nicht nutzen, aber das konnte dort eigentlich gar keiner, deswegen ist das kein Argument. Vielmehr erhärtet sich der Verdacht, dass der Trainer mit diesem Spielertypen nichts anfangen kann bzw. will. Die Ausrede "passt nicht ins System" ist mir allerdings zu billig. Gut, Benes kann nicht die einzige Antwort sein, aber all zu viele Alternativen zu ihm haben wir nun mal nicht, das ist auch gegen die Breisgauer unübersehbar. Unterm Strich bleibt unser Spiel an diesem Abend zu zaghaft und zu unpräzise, da hätte schon das offensive Glück und/oder der Zufall weiterhelfen müssen, denn von uns aus wird es eigentlich zu selten zwingend. Auch die langen Bälle nach vorn sind kein Mittel, wenn sie so gut wie nie ankommen.

Eine wirkliche Idee sehe ich bis hierher bei der Behebung des zweitschlechtesten Angriffs der Bundesliga nicht, außer: weiter wie gehabt, wird schon irgendwie. Sicher, wir stehen noch gut da, kein Grund zur Panik - nur wenn man in den letzten vier Spielen lediglich einmal trifft, dann ist das keine gute Tendenz. Aber vielleicht wollte der Trainer ja wenigstens das Unentschieden retten? Nun, das gelingt.

Es gibt zwar noch einige Schüsse unsererseits aufs Freiburger Tor, die auch ganz gut aussehen (Vertessen, Kemlein, Haberer), die ein ordentlicher Bundesligakeeper aber durchaus parieren kann. Die weitaus dickere Möglichkeit ergibt sich hingegen noch für die Gäste, knapp zehn Minuten vor Schluss kommt der eingewechselte Höler aus wenigen Metern zentral vorm Tor an den Ball, aber auch er findet in Rönnow seinen Meister - das muss eigentlich ein sicheres Tor sein. Kurze Zeit später unterläuft unserem Dänen sein einziger Fehler, er verschätzt sich (kommt eigentlich so gut wie nie vor!) und Lienhart könnte ins leer Tor köpfen, setzt die Kugel aber drüber. Fast hätte sich also bewahrheitet: wenn du nicht gewinnen willst, verlierst du am Ende.

Möglicherweise hilft die (ungeliebte) abermalige Länderspielpause, um dem offensiven Problem auf die Spur zu kommen. Ein weitgehend defensiv denkendes Mittelfeld ist jedenfalls nicht die Lösung, es sei denn, du musst Beton anrühren. Doch um Spiele zu gewinnen, muss offensiv einfach mehr passieren, sonst ist viel mehr als ein Unentschieden selten drin, ein 0:0, wie eben gestern gegen den SC Freiburg.

6. November: Frederik Rönnow hört auf - zum Glück nur bei der Nationalelf…

Frederik Rönnow (32) hat seine Nationalmannschaftskarriere beendet.  © Hendrik Schmidt/dpa

Unionfux: Ein Nationalspieler weniger: Frederik Rönnow hat seine Nationalmannschaftskarriere beendet, nach über achteinhalb Jahren, in denen er zehnmal im Tor der Dänen stand, aber immerhin satte siebenundsiebzig Mal auf der Ersatzbank Platz nehmen musste, an Kasper Schmeichel, dem Sohn des ebenfalls berühmten Peter Schmeichel, war und ist einfach kein Vorbeikommen, obwohl Schmeichel mittlerweile auch schon achtunddreißig ist.

Verständlich, dass man da müde werden kann, bei aller Liebe für die Nationalelf. Bernd Leno hat ja letztens auch keine Lust gehabt, ein weiteres Mal als dritter Keeper bei der deutschen Nationalmannschaft dabei zu sein, irgendwann ist logischerweise gut und gerade mit fortgeschrittenem Alter denkt man daran, sich die Kräfte gewinnbringender einzuteilen - und dazu hat sich also unser Däne jetzt, wenn auch etwas überraschend, entschieden.

Freddy ereilt somit das Schicksal so vieler guter Torhüter, die hinter einer dauerhaft gesetzten Nummer eins versauern, obwohl sie bestimmt gleichstark sind, die Liste ist lang. Oder sie kriegen nicht einmal eine echte Chance: ein Wolfgang Matthies beispielsweise ist selbst in seinen besten Zeiten nie auch nur in die Nähe der Nationalelf gekommen (abgesehen von vier Einsätzen in der relativ bedeutungslosen B-Nationalmannschaft), obwohl er es verdient gehabt hätte - wie zur gleichen Zeit so einige andere auch.

Es ist aber auch äußerst unüblich, auf der Position des Keepers viel zu wechseln, egal ob Nationalelf oder Verein, in den meisten Fällen gibt es eine klare Hierarchie und wo nicht, ist das noch selten gut ausgegangen - auch bei uns gab ja es diese Zeiten, wo munter gewechselt wurde: ob zwischen Beuckert und Wulnikowski oder auch zwischen Glinker und Höttecke oder auch Mesenhöler und Haas, wo mal der eine, mal der andere spielte - wirklich funktioniert hat das eigentlich nie. Gerecht ist das nicht immer, aber jeder, der zwischen den Pfosten steht, weiß ja, worauf er sich da einlässt, Enttäuschungen inklusive.

Natürlich ist Rönnows Nationalelfdemission letztlich gut für uns, denn so kann sich unsere unumstrittene Nummer eins ganz auf den Verein konzentrieren. Denn auch in Sachen Verein hat es ja insgesamt lange genug gedauert, bis er nach seinem Wechsel in die Bundesliga 2018 Stammtorhüter wurde, schon in Frankfurt kehrte kurz nach seiner Verpflichtung Legende Kevin Trapp etwas überraschend von Paris St. Germain zurück und war dann natürlich wieder gesetzt und auf Schalke war es auch alles andere als einfach und endete obendrein mit dem Abstieg.

Ja, und selbst bei uns musste er fast eine ganze Spielzeit hinter Andreas Luthe zurückstehen - eigentlich ein Skandal, denn Rönnow ist in beinahe jeder Hinsicht der viel bessere Keeper (sorry, Andy), das muss ihn schon ganz schön gewurmt haben, aber Freddy ist alles andere als ein Stinkstiefel und ein Profi par excellence dazu.

Aber das zeigt: Geduld hat er nun wirklich lange genug bewiesen und beweisen müssen. Und bei uns ist er nun endlich am Ziel, hat zwar etwas gedauert, aber manches Glück kommt besser spät als nie. Wenn’s nach mir geht, so macht Rönnow eben bei uns den Schmeichel und ist in sechs Jahren noch unsere Nummer eins - auch wenn’s einem ein bisschen leid tut für Alex Schwolow…

5. November: Gewinnen wir ohne Sturm gegen Freiburg?

Union-Stürmer Jordan Siebatcheu (28) - hier im Duell mit dem Mainzer Torhüter Robin Zentner (30) - gelang in der laufenden Saison noch kein Treffer.  © Torsten Silz/dpa

Icke: Freitagabend (8.November) - 20.30 Uhr – Flutlichtspiel in Berlin-Köpenick. Natürlich ausverkauft und genau die Atmosphäre, die der 1.FC Union braucht, um ein gutes Spiel zu machen und Punkte zu holen.

Der Gegner ist der SC Freiburg. Ein Platz in der Tabelle (6.) vor uns und ein Punkt mehr auf dem Konto. Verlieren wir, so reißen wir ein Loch und sind erst mal vier Punkte zurück, gewinnen wir aber, so schieben wir uns mindestens auf Platz 6 vor. Und haben ein Zwei-Punkte-Polster.

Freiburg, Leverkusen und Dortmund sind übrigens vor uns alle mit gleicher Punktzahl platziert. Und Sie müssen ihre Spiele auch erst einmal gewinnen. Leverkusen tritt in Bochum an. Das hört sich einfach an.

Aber Vorsicht – zum einen haben die Pillendreher aktuell keine überragende Form, zum anderen hat Bochum mit Hecking gerade einen alten Fuchs als Trainer verpflichtet. Bochum ist daher taktisch und emotional eine Wundertüte. Und der BVB muss auch Auswärts in Mainz antreten. Da kann viel passieren. Und selbst der Tabellendritte Frankfurt fährt mit seinen 17 Punkten nach Stuttgart. Da kann man leicht verlieren.

Was will ich damit sagen? Gewinnen Dortmund und Leverkusen (Remis reicht uns) nicht und verliert die Eintracht in Stuttgart – so sind wir automatisch Tabellendritter und wissen gar nicht warum. Vorausgesetzt natürlich, wir gewinnen unser Heimspiel gegen die Breisgauer.

Da waren jetzt viele "Wenns" im Text. Und genau das ist aktuell das Schöne. Selbst wenn wir nicht gewinnen, passiert … gar nichts. Wir würden in der Tabellenmitte bleiben. Der Anreiz aber auf drei Punkte ist enorm und verführerisch. Bisher haben wir mit Svensson noch kein Spiel zu Hause verloren. Vieles spricht auch dafür, dass das so bleibt. Unsere Defensive steht in dieser Saison. Die Einstellung sollte am Freitagabend auch wieder stimmig sein. Kein Regen, Plus-Grade und Flutlicht runden die äußeren guten Bedingungen ab.

Wenn da nur nicht unser harmloser Sturm wäre. Neun Tore in neun Spielen sind einfach zu wenig. Die besten Schützen sind Hollerbach und Verteidiger Rothe mit je zwei Toren. Bei den Assists ist es noch verrückter. Sieben Spieler haben sich je eine Torvorbereitung gutzuschreiben. Das zeigt noch einmal das Problem deutlich. Wir haben weder einen zielsicheren Stürmer, noch einen verlässlichen Vorbereiter.

Was Svensson an Jordan findet, der in dieser Saison in der Bundesliga noch kein Tor schaffte und von dem man (fast) nie einen Sprint oder einen gefährlichen Kopfball sieht, bleibt sein Geheimnis. Daten wie gewonnene Zweikämpfe (44 Prozent), gewonnene Kopfbälle (46 Prozent), erfolgreiche Dribblings (43 Prozent) oder die Top-Geschwindigkeit (30,6 Kilometer pro Stunde) sind eher in der zweiten Hälfte aller Bundesligaspieler zu finden.

Und warum wir im Sommer/Spätsommer gleich zwei neue Mittelstürmer verpflichten, die dann beide konstant nicht einmal zum Gesamt-Kader gehören, das darf man schon einmal hinterfragen. Bei der Art nordkoreanischer Kommunikationspolitik bei Union, bekommt man aber auch auf diese Frage keine ausreichende (glaubhafte) Antwort. Da darf man nur hoffen, dass Neu-Manager Horst Heldt seine zweite gute Tat (nach der Doekhi-Verlängerung) bei Union schafft und wir im Winter nach langer langer Zeit einen Mittelstürmer präsentieren, der auch das Tor trifft.

Da könnte es sich gut treffen, dass Becker in Spanien seinen Stammplatz verloren hat und wohl unzufrieden ist. Zumal das kleine Real aus Sociedad gerade darüber nachdenkt, in der Winterpause einen neuen Stürmer zu verpflichten. Becker verdient in Spanien auch "nur" 1,25 Millionen im Jahr. Eine Größenordnung, die wir auch können. Becker ist kein Mittelstürmer, war aber bei uns der wichtigste Spieler in der Offensive. Ihn konntest Du schicken und er hat selbst die ungenauen Bälle gesichert.

Das fehlt uns sehr. Genauso wie ein treffsicherer und kopfballstarker Mittelstürmer. Gern erwähne ich noch einmal, dass Tobias Lauritsen in Holland nur noch eine Vertragslänge von sieben Monaten hat. Er ist kein Wunderstürmer, aber einer der über Jahre regelmäßig trifft. Becker und Lauritsen könnten sich (auf dem Platz) dann auf holländisch verständigen. Wir hatten definitiv schon schlechtere Ideen!

So … nun aber geht's gegen Freiburg. Ein - wie immer - unangenehmer Gegner, der aber (im Gegensatz zu den Bayern) zu schlagen ist. So ein bisschen hat das Team auch wieder etwas gut zu machen. Damit ist eher weniger die (eingeplante) Niederlage in München gemeint, sondern das Pflichtspiel zuvor. In Bielefeld aus dem Pokal rausfliegen – kann passieren. Aber bitte nicht so. Eisern gegen Freiburg!

3. November: Nicht zu ändern: Chancenlos bei den Bayern

Auswärts gegen Bayern München hatte Union Berlin oft das Nachsehen.  © Sven Hoppe/dpa

Unionfux: Die letzten sieben Tage waren nicht gerade ein Vergnügen für den 1. FC Union: erst der nicht gegebene Siegtreffer in der Nachspielzeit letzten Sonntag gegen Frankfurt, dann ein komplett unzureichender Pokalauftritt inklusive Ausscheiden beim Drittligisten Bielefeld und schließlich ein weitgehend chancenloses Auswärtsspiel bei den Bayern. Wobei das zu befürchten war, so gut, wie die Münchner derzeit drauf sind.

Von der ersten Minute an nimmt der Gegner das Spiel überaus ernst, ist drückend und in allen Belangen überlegen, ein Ballbesitz von knapp achtzig und eine Passquote von über neunzig Prozent sagen schon alles aus.

Nach einer Viertelstunde beweist Hollerbach leider die alte Weisheit, dass verteidigende Stürmer selten eine gute Sache sind: er foult etwas ungeschickt Olise, obendrein auch ganz knapp auf der Strafraumlinie, deswegen gibt es Elfmeter, den Kane souverän verwandelt, auch wenn Rönnow die richtige Ecke ahnt.

Dann hat Jordan nach einer guten halben Stunde nach einem unverhofften Abwehrfehler die beste und einzige Chance des Spiels, doch Neuer kratzt seinen Schuss aus zehn Metern gerade so über die Latte, da schrammen wir doch sehr knapp am zwischenzeitlichen Ausgleich vorbei.

Stattdessen können die Bayern kurz vor der Pause ein zweites Mal zuschlagen: über Davies und Kane kommt der Ball zu Coman, der unserem Keeper von links aus spitzem Winkel keine Abwehrmöglichkeit lässt. In der zweiten Hälfte sind gerade mal fünf Minuten absolviert, da macht Kane den dritten Bayerntreffer und steht dabei ganz knapp nicht im Abseits. Das lässt Schlimmes erahnen, doch obwohl die Münchner auch danach nicht lockerlassen, bleibt es glücklicherweise dabei, ein gewohnt starker Rönnow und eine weitgehend konzentrierte und engagierte Abwehr lassen nicht mehr zu.

Nach vorne geht dagegen so gut wie nichts, trotz immerhin vier Ecken und tapferen Bemühens, es bleibt lediglich bei hier und da ganz netten Ansätzen, fehlende Präzision macht es der gegnerischen Abwehr zu einfach, dazu kommen augenfällige Geschwindigkeitsnachteile.

Nichtsdestotrotz bleibt nicht allzu viel zu kritisieren, denn wenn die Bayern, zumal zu Hause, so engagiert abliefern, ist dort für kaum einen Verein auf der Welt etwas zu holen, das mag ein gewisser Trost sein. Spaß hat das trotzdem so gar nicht gemacht, zu krass ist der Niveauunterschied. Auf die Dauer deprimiert das doch etwas, irgendwie kann man es nur über sich ergehen lassen.

Auch wenn es, wie gesagt, ein paarmal knapp zu unseren Ungunsten ausgeht, verdient ist der Sieg der Münchner ohne jeden Zweifel. Ja, unterm Strich läuft es eigentlich noch glimpflich ab, die richtige Klatsche bleibt aus - wir verlieren zwar klar, aber werden letztlich nicht auseinandergenommen.

Also gleich abhaken und auf die nächsten Aufgaben konzentrieren - und dass Horst Heldt weiter dringend nach einem echten Mittelstürmer fahnden muss, war eigentlich auch vor dem heutigen Spiel klar, mittlerweile gibt es nur noch eine Mannschaft in der Liga, die seltener getroffen hat als wir. Dass die etatmäßigen Mittelstürmer Jordan, Prtajin und Ilic noch eine entscheidende Rolle spielen könnten, dazu fehlt nicht nur mir einfach die Phantasie.

31. Oktober: Schlechtestes Saisonspiel in Bielefeld

Bei Union war die Stimmung nach der Partie gegen Bielefeld im Keller.  © Swen Pförtner/dpa

Icke: Das war nichts. Gar nichts. Arminia Bielefeld gewinnt völlig verdient mit 2:0 gegen uns. Wir machen alles falsch, was man falsch machen kann. Das fängt mit der Einstellung an, geht weiter über die Trainer-Aufstellung und endet irgendwo bei der Effizienz.

Bo Svensson überrascht viele damit, dass er Jordan wieder in der Startaufstellung bringt. Unseren Null-Tore-Mittelstürmer. Das blieb auch so. Natürlich hatte er wieder eine gute Tor-Chance. Es bleibt dabei, in zehn (!) Pflichtspielen schießt er kein Tor und schafft gerade ein Assist. Seine Zweikampfquote (60 Prozent) und vor allem auch seine Lufthoheit (62 Prozent) glänzen (in Bielefeld) auch nicht wirklich.

Auch die Außenspieler wechselte Bo, ging auch schief, wie alles andere an dem Tag. Auch den Wechsel von Kemlein auf Schäfer konnte man noch nachvollziehen. Und genau hierbei hatten wir auch gleich noch Pech. Schäfer sieht den Bielefelder Wörl nicht, passt zu ihm und der bedankt sich mit einem Heber über Rönnow aus 35 Metern. 1:0.

Wir brauchten einen Moment, um uns zu erholen. Die letzten 20 Minuten der ersten Halbzeit waren dann unsere Zeit. Zweimal Holz kann man als Pech bezeichnen oder aber auch als fehlende Effizienz.

Zur Halbzeit musste Bo etwas ändern und brachte für den eher defensiven Schäfer einen neuen Defensiven. Kemlein kam. Nur war das die richtige Entscheidung? Aus der Sicht einiger Unioner gab es zwei Möglichkeiten. Entweder Bo stellt auf Viererkette um und gewinnt dadurch einen offensiven Spieler. Oder aber er zieht Benes auf die „8“ als zentralen Mittelfeldspieler. Das spielt er auch so in seiner Nationalmannschaft. So hätten wir einen zusätzlichen Mann für den Spielaufbau gehabt.

Der zweite Neue war Skarke für Vertessen. Der hat seine Stärken im Sprint. Ist robust, aber mitnichten ist er als feiner Techniker bekannt. Genau die aber braucht man – wie zu erwarten war – man 71 Prozent Ballbesitz hat und der Gegner leidenschaftlich die Räume eng macht. Einen Konterspieler wie Skarke zu bringen, war einfach ein Fehler.

Hollerbach wäre als unser bester Stürmer angebracht gewesen. Der kam aber erst 17 Minuten vor Schluss. Auch der ballsichere und schussstarke Volland konnte zwölf Minuten vor dem Ende nichts mehr ausrichten. Übrigens mit der Einwechslung von Volland für Vogt löste Bo die 3er- bzw. 5er Kette auf und stellte endlich auf 4er Kette um. Zu spät. Weil es seit der 71. Minute bereits 2:0 für Bielefeld stand. Wieder war es ein grober eigener Fehler von uns, diesmal von Leite. Der Sack war damit zu. Weil Bielefeld leidenschaftlich kämpfte. Und wir keinen Match-Plan hatten. Dazu unsere Fehler-Quote unverständlich hoch war, nicht nur bei den beiden Toren.

Chancen hatten wir genug. Nur nutzten wir sie nicht. Wahrscheinlich haben wir die Bielefelder im Hinterkopf auch unterschätzt. Das die in einem Flutlicht-Abend-Heimspiel ein Feuerwerk auf dem Platz abbrennen können, weiß man eigentlich. Das "Feuerwerk" brannten dann unsere Ultras auf den Traversen ab. Das sah sehr schön aus, kostet uns aber wieder ein dickes Strafgeld. Es ist übrigens (als Vereinsmitglied) auch mein Geld, dass ihr da sprichwörtlich verbrennt. Vielen Dank.

Warum gestern nicht Schwolow im Tor stehen durfte, darf man auch fragen. Natürlich war das für den Ausgang des Spiels nicht relevant. Ebenso hätte ich Querfeld in der Abwehr erwartet. Er braucht auch einmal ein Spiel über 90 Minuten. Sonst verliert er seinen Platz in der österreichischen Nationalmannschaft. Und wie gut junge Spieler sich entwickeln können, wenn man sie lässt, zeigen die Beispiele Rothe und Kemlein.

Ein gebrauchter Abend. Die Mannschaft war schlecht, der Trainer hat sich vercoacht. Die Ultras sorgen für weitere Strafgelder für Union. Geht’s noch schlechter? Kaum! Das nächste Pflichtspiel beim FC Bayern wird dann wieder einfacher. Eben weil wir dann wieder der Außenseiter sind. Anscheinend können wir aktuell nur diese Rolle. Einziger Lichtblick an diesem Abend war Abwehr-Chef Vogt. Seine Pässe für den Spielaufbau sind einfach eine Augenweide. Dazu defensiv sicher wie immer. Eisern

30. Oktober: Ein bisschen Experimentierfreude bitte - Union muss auf die Alm

Union trifft am heutigen Mittwoch auf Arminia Bielefeld.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Der diesjährige DFB-Pokal wird wohl eher arm an ganz großen Überraschungen bleiben, gestern scheidet mit den Offenbacher Kickers schon der letzte Regionalligist aus, heute sind lediglich noch zwei Drittligisten dabei: Dresden empfängt Darmstadt 98 und Arminia Bielefeld den 1. FC Union Berlin, zumindest auf dem Papier wartet auf uns also einer der leichtesten Gegner der zweiten Runde.

Natürlich wird man den Teufel tun und den Kontrahenten unterschätzen, zumal auf der Alm, die für uns eigentlich fast immer ein schwieriges Pflaster war: In dreizehn Auswärtsspielen in Liga 1 und 2 konnten wir nur einmal dort gewinnen und zwar genau gestern vor vierzehn Jahren, nach Treffern von Dominic Peitz und Karim Benyamina. Unvergessen außerdem das Spiel im Februar 2018, als Steven Skrzybski in allerletzter Sekunde das Siegtor erzielte, der Schiedsrichter aber mitten in der Aktion das Spiel beendete und wir uns mit einem Unentschieden abfinden mussten - unfassbar.

Doch ich finde, bei aller Wertschätzung des Gegners, das Pokalspiel in Bielefeld ist eine ziemlich gute Möglichkeit, einigen Spielern etwas Spielpraxis zu verschaffen, sich zu zeigen und das nicht in einem Freundschaftsspiel auf einem Nebenplatz, sondern unter Wettkampfbedingungen. Außerdem könnte man ein paar Jungs aus der Stammformation ja eine Pause gönnen. Gelegenheit also besonders für die Phantome Prtajin und Ilic zu zeigen, dass sie zumindest eine Alternative auf der Mittelstürmerposition sein können, denn wenn sie gegen einen Drittligisten nicht aufgeboten werden, dann weiß ich auch nicht mehr, dann kann man wohl einen endgültigen Haken hinter die beiden Verpflichtungen machen.

Möglich auch, dass Kevin Volland ein paar Minuten bekommt, starten hingegen könnten Leo Querfeld oder Jerome Roussillon - und auf jeden Fall hat der zweite Keeper Alexander Schwolow einen Einsatz verdient, wann, wenn nicht jetzt? Und wahrscheinlich werden wir das Spiel machen müssen, was ja nicht gerade unsere Kernkompetenz ist, also würde das unbedingt für Laszlo Benes und Rob Skov sprechen. Mal sehen, wie weit Bo Svensson ins Risiko geht, wobei ja jeder der genannten Spieler in der Lage sein sollte, Bundesliga zu spielen, erst recht also bei einem Drittligamannschaft, Pokal und seine eigenen Gesetze hin oder her.

Auf jeden Fall sollten wir weiterkommen und nach Möglichkeit in der regulären Spielzeit, das sollte unser Anspruch sein, denn am Samstag steht eines der heftigsten Spiele der Saison an: Wir müssen nach München zu den Bayern. But first things first: Spannend wird es schon heute Abend, das wird ein ziemliches Stück Arbeit und besonders gespannt bin ich tatsächlich auf die Aufstellung…

28. Oktober: Ein Punkt gegen Frankfurt ist eigentlich zu wenig

Union Berlin spielte am Sonntag in der Alten Försterei gegen Eintracht Frankfurt 1:1.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Ach, es ist zum Heulen, ein hauchdünnes (und eigentlich passives?) Abseits von Trimmel verhindert den wunderschönen Siegtreffer in der Nachspielzeit, stark vorbereitet von Benes und eiskalt und clever abgeschlossen von Skarke, dass wir letztlich verdient drei Punkte gegen Eintracht Frankfurt einfahren - aber der Reihe nach: In der ersten Hälfte ist Frankfurt uns ziemlich überlegen. Wir kommen nur zu wenigen Chancen, die beste durch Rothe nach 35 Minuten, der eigentlich der Ausgleich sein muss. Nach guter Vorarbeit von Hollerbach setzt aber der Youngster den Ball aus sechs Metern nur drüber.

Da führen die Frankfurter schon, Götze hat nach einer Ecke von ungeschickter Verteidigung profitiert und am langen Pfosten den Ball nur noch einschieben müssen. Und auch sonst läuft der Ball beim Gast wesentlich besser, während bei uns zu viel Ungenauigkeiten und Fehlpässe ein wirkungsvolles Offensivspiel verhindern (Pass, ein wenig wirkt es, als hätten wir ein Auswärtsspiel). Es gelingt uns einfach nicht, auch nur kurzzeitig Dominanz aufzubauen. Wir müssen eigentlich froh sein, dass die Eintracht daraus nicht mehr macht.

Nach der Pause sieht das vollkommen anders aus, nämlich genau umgekehrt - Frankfurt sieht kaum einen Stich, während wir unermüdlich nach vorne arbeiten und hinten kaum was anbrennen lassen, der hochgelobte Marmoush verschwindet völlig in der Versenkung. Es sind gerade fünf Minuten gespielt, da zieht Trimmel aus achtzehn Metern ab, der linke Innenpfosten rettet für den Frankfurter Keeper. Aber dann: nach einem Freistoß für die Gäste nach gut einer Stunde erobert der gerade eingewechselte Skov großartig den Ball, treibt ihn nach vorne und spielt einen klasse Ball auf die einzige Option Hollerbach, der Trapp gekonnt überlupft. Sofort geht die Fahne des Linienrichters hoch, aber das vermeintliche Abseits ist dann doch, auch hier ganz knapp, keins.

Und wir machen weiter, drücken, dann ist Frankfurt nur noch zu zehnt, denn Theate sieht die Gelb-Rote Karte - und am Schluss belohnen wir uns, leider nur beinahe. Keine Frage, das sind zwei verlorene Punkte, denn einerseits fehlt uns in mehreren Situationen das Quäntchen Glück und andererseits verschenken wir die ersten fünfundvierzig Minuten, in denen wir bestenfalls mitspielen.

Außerdem ist für mich unverständlich, wie der Trainer nach einer guten Stunde den abermals wirkungslosen Jordan bringt, den ungleich besseren und effektiveren Benes aber erst kurz vor Ultimo, denn seine spielerische Klasse hätte uns schon weiterhelfen können. Unser Mittelfeld kann Ballsicherheit und Ideen unbedingt gebrauchen, Khedira, Kemlein und dann auch Schäfer sind zwar kämpferisch stark, aber die Offensive ist nur bedingt ihr Fachbereich. Benes hat sowohl das Auge als auch die Fähigkeiten, die Stürmer entsprechend einzusetzen oder gar selbst zum Abschluss zu kommen. Insofern wäre es schön, wenn Svensson seine Abneigung gegen Spielmacher doch überwinden könnte.

Und mal sehen, wann wir das Prinzip der so unterschiedlichen Spielhälften aufgeben, denn dass wir so viel mehr können, haben wir nach dem Seitenwechsel überaus eindrucksvoll gezeigt. Einmal hilft uns also der VAR, einmal nicht, damit kann man nur schwer leben und muss es doch.

Nichtsdestotrotz stehen wir mit unseren fünfzehn Punkten ziemlich gut da und ich habe das Gefühl, wir werden noch besser, darauf können wir uns freuen, genauso wie über die schon fast sensationelle Vertragsverlängerung von Danilho Doekhi, der ja nach dieser Saison ablösefrei gewesen wäre. Mit Sicherheit wird es im neuen Vertrag eine Ausstiegsklausel geben, aber trotzdem ist das eine großartige Sache, denn der Niederländer ist ein so wichtiger Baustein der Abwehr, die die zweitwenigsten Tore in der bisherigen Saison zugelassen hat - und das ist auch notwendig, denn die andere Seite der Medaille ist: Nur zwei Vereine haben weniger Tore als wir geschossen, und zwar die Kellerkinder St. Pauli und Bochum. Nicht auszudenken, wenn unser Angriff erstmal nachzieht. Und auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Benes und auch Skov könnten da wichtige Schlüssel sein…

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