Union-Berlin-Blog: Offizielle Vorstellung von Svensson und Heldt - und ein inoffizieller Neuzugang

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.
Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

Union Berlin: Rätselraten um Robin Gosens geht weiter
1. FC Union Berlin Union Berlin: Rätselraten um Robin Gosens geht weiter

Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

26. Juni: Offizielle Vorstellung von Svensson und Heldt - und ein inoffizieller Neuzugang

Horst Heldt (54, l.) und Bo Svensson (44) nahmen an der Pressekonferenz im Stadion An der Alten Försterei teil.
Horst Heldt (54, l.) und Bo Svensson (44) nahmen an der Pressekonferenz im Stadion An der Alten Försterei teil.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Pressekonferenzen sind so eine Sache: Meist erfährt man nicht viel, außer einer Menge offiziell klingender Sprüche und oft wiederholter Floskeln, mal ganz geschickt und mal weniger, wirklich interessante Informationen sind eher selten. Es ist, als hätten PK’s eine Art Teflonummantelung. So ist es auch, in weiten Teilen, heute bei der Vorstellung von Trainer Bo Svensson und Manager/Geschäftsführer Sport Horst Heldt beim 1. FC Union.

Alle freuen sich, da zu sein, und es wird sich gefreut, dass sie da sind. Dabei macht Horst Heldt eine relativ entspannte und humorvolle Figur, Bo Svensson wirkt etwas angespannter. Nun ist Deutsch, das er gleichwohl ausgezeichnet beherrscht, auch nicht seine Muttersprache. Aber nach kurzer Zeit wird auch der Däne etwas lockerer. Sympathisch ist sie auf jeden Fall, unsere neue sportliche Führung, das wirkt alles andere als fremd oder deplaciert - Könnte schon mal passen.

Ansonsten wird eben gesagt, was so gesagt wird: An Bewährtem will man festhalten, aber auch Neues einbringen, natürlich. Es gibt kein Saisonziel außer des Klassenerhalts, natürlich. Es wird noch Veränderungen im Kader geben - so schnell wie möglich, natürlich. Die interessante Info dazu kommt, etwas überraschend, von den anwesenden Reportern. Es wird nämlich nach der Verpflichtung des slowakischen Nationalspielers Laszlo Benes vom HSV gefragt, doch Heldt bleibt ganz cool: Ja, das ist ein ziemlich interessanter Spieler, aber mehr gibt es dazu im Moment nicht zu vermelden.

Union Berlin: Dann stellen die Eisernen Svensson und Heldt vor
1. FC Union Berlin Union Berlin: Dann stellen die Eisernen Svensson und Heldt vor

Die Presse ist da seit wenigen Stunden anderer Meinung, der Transfer soll angeblich durch sein, per Ausstiegsklausel kann der offensive 26-jährige Mittelfeldspieler die Hamburger verlassen, dem Vernehmen nach für drei Millionen Euro. In der abgelaufenen Spielzeit ist der Linksfuß der beste Spieler in Reihen des ehemaligen Bundesligadinos und notorischen Nichtaufsteigers, dreizehn Tore und zwölf Vorlagen sind zweifellos eine Hausnummer, dazu kann der technisch starke Spieler offenbar Standards.

Andererseits ist er etwas langsam und nicht besonders laufstark, arbeitet zudem nur ungern nach hinten - Okay, das erinnert einen damit unwillkürlich an Max Kruse und der hat ja hier bekanntlich geliefert. Es ist der dritte Anlauf von Benes in der Bundesliga, nach Erfahrungen in Mönchengladbach und Augsburg, wäre doch großartig, wenn's diesmal der Durchbruch in der ersten Liga wird und wir unseren so sehnlich gewünschten Zehner haben, der unser Angriffsspiel ankurbelt und überdies selbst noch trifft.

Ansonsten wird nochmal klar, dass sich Bo Svensson seine eigenen Leute mitbringt: Mit Co-Trainer Babak Keyhanfar hat er schon früher zusammengearbeitet, sein Landsmann Kristoffer Wichmann kommt vom Zweitligisten Kolding IF und wird ebenfalls Co-Trainer, währenddessen Tijan Nije, sein langjähriger Videoanalyst, den Trainerstab vervollständigt, lediglich Michael Gspurning wird auch in der kommenden Saison unsere Keeper trainieren. Marco Grote und Marie-Louise Eta sind wieder verantwortlich für die U19, Sebastian Bönig betreut die Leihspieler und der bisherige Chefanalyst Adrian Wittmann nimmt eine Auszeit - Ja, und dass Oliver Ruhnert sich auf den Posten des Chefscouts zurückzieht, ist ja schon länger bekannt.

Eine Menge frischer Wind also, das scheint auch beabsichtigt, bleibt zu hoffen, dass er uns in die richtigen Richtungen weht und uns ähnlich kontinuierlich erhalten bleibt (und so erfolgreich ist!) wie das legendäre Gespann Urs Fischer/Oliver Ruhnert. Mehr gibt es in der guten Dreiviertelstunde beim besten Willen nicht zu erfahren, es wird ständig freundlich ausgewichen, so verrät Bo Svensson zwar, dass er doch tatsächlich Dänemark bei der Europameisterschaft die Daumen drückt und auch, dass er schon eine Wohnung in Berlin hat, aber nicht, wo und auch nicht, wer mit ihm dort einzieht. Und Dirk Zingler unterstreicht nochmal unsere DNA, und wie wichtig es ist, dass man bei allen Gesprächen ein gutes Gefühl und ähnliche Auffassungen hat - und, oh Wunder, die hat man.

Also alles wunderbar bis hierher, alles Weitere zeigen ohnehin erst die kommenden Monate. Wie gesagt: Pressekonferenzen sind so eine Sache - quod erat demonstrandum.

24. Juni: Mit Glück und Unermüdlichkeit die Schweiz niedergerungen

Nach der Ausgleich kurz vor Schluss gegen die Schweiz kannte der Jubel beim deutschen Team kein Halten mehr.
Nach der Ausgleich kurz vor Schluss gegen die Schweiz kannte der Jubel beim deutschen Team kein Halten mehr.  © Christian Charisius/dpa

Icke: Mit einer ordentlichen Portion Glück schaffte Deutschland den späten Ausgleich gegen die Schweiz und geht nun als Tabellenführer in die nächste Runde.

Füllkrug erzielte das 1:1 in der 92. Minute mit einem wirklichen mustergültigen Kopfball. Überhaupt hatte man den Eindruck, Füllkrug war nach seiner Einwechslung in der 76. Minute der torgefährlichere Mann – neben Havertz.

Neuer hielt mehrmals ganz hervorragend, seine beste Leistung musste er in der 88. Minute erbringen, als er einen Xhaka-Schuss abwehrte. Diese zwei waren unsere Match-Winner. Eine stabile Leistung konnte auch im dritten Spiel Musiala zeigen. Er entwickelt sich immer mehr zur gefährlichsten deutschen Offensivkraft.

Ansonsten waren die 94 Minuten eine komplizierte Angelegenheit für die deutsche Mannschaft. Die Schweiz hatte unser System hervorragend analysiert und griff sehr früh an. Das schmeckte den Deutschen überhaupt nicht. Zwar erreichten wir ein optisches Übergewicht und hatten mit 66 Prozent wesentlich mehr Ballbesitz, aber bei den wirklich großen Chancen gab es ein Remis. Manche Fachleute sprachen sogar davon, dass die Chancen der Schweizer größer und gefährlicher waren. Ich sah das ausgeglichen. Die Quote von 18:4 der Torschüsse für die Deutschen sagt da dann doch weniger aus. Brandgefährlich waren die Schweizer zu jeder Zeit.

Beide Teams erzielten noch je ein Tor, was allerdings jeweils vom VAR kassiert wurde. Unser "Fast-Tor" erzielte Ex-Unioner Robert Andrich mit einem wirklich schönen Schuss links oben ins Tordreieck. Der VAR und der Schiedsrichter sahen aber Sekunden davor ein Foul von Musiala. Eine typische Situation der Marke "kann man pfeifen, muss man aber nicht". Ein englischer Schiri hätte wohl nur müde gelächelt.

Allerdings, wenn man das Foul von Musiala gibt und daraufhin das Tor aberkennt, dann muss man parallel auch zwingend das Klammern gegen Beier in der 70. Minute pfeifen. Widmer umfasst ihn von hinten, derart intensiv, dass der Abschluss von Beier nicht gelingen konnte. Er wäre sonst im Strafraum zu einer guten Abschluss-Situation gekommen.

Die klare Linie fehlte ziemlich eindeutig vom italienischen Schiedsrichter Orsato. Mal war er großzügig, dann wieder kleinlich. Gut, dass das sein letztes Spiel vor seinem Karriere-Ende war. Nicht, dass aber der Eindruck entsteht, der Schiri war schuld, warum Deutschland so viele Probleme bekam.

Nee, die Deutschen machten sich das Leben selbst schwer. Immer und immer wieder geschahen Abspielfehler und ungenaue Zuspiele, die man in den beiden anderen Spielen nicht sah. Etliche Male wurden Angriffe, die im Ansatz gut aussahen, so mit dem letzten Pass zerstört. Natürlich waren die Schweizer in ihrer Zweikampfführung auch bärenstark. 44 Prozent ihrer Zweikämpfe konnten die Schweizer gewinnen.

Wenn man das Spiel – so wie Nagelsmann es machte – positiv bewerten möchte, so kann man auch sagen, die deutsche Mannschaft hat nie aufgegeben. Und wurde dafür ganz spät noch belohnt. Das wäre genauso richtig.

In der zweiten Halbzeit wagte Nagelsmann sehr viel. Mit Beier, Sane und Füllkrug brachte er drei neue Stürmer. Natürlich musste er dazu auch taktisch umstellen. Und ja, mir wurde Himmel-Angst, weil ich vermutete, dass Deutschland dann in Konter läuft. Aber es ging alles noch einmal gut. Und vielleicht ist es auch einmal gut, dass die Mannschaft eine Spiel-Situation erlebt, wo sie unter Druck gerät.

Im Achtelfinale werden wir mindestens einen neuen Innenverteidiger sehen. Tah ist durch seine zweite gelbe Karte für ein Spiel gesperrt. Dafür bekam Nico Schlotterback noch eine halbe Stunde Spielzeit. Rüdiger, unser anderer Innenverteidiger, war im Gegensatz zu den anderen zwei Spielen – nicht wie gewohnt sattelfest. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Nagelsmann mit Anton und Schlotterback zwei neue Innenverteidiger beruft. Schauen wir mal. Auch Füllkrug klopft immer lauter an die Tür zur Startelf. Eisern.

20. Juni: Ist Deutschland jetzt der Turnier-Favorit?

Deutschlands Jamal Musiala (21, r.) feiert neben Vorbereiter Ilkay Gündogan (33) sein Tor zum 1:0 gegen Ungarn.
Deutschlands Jamal Musiala (21, r.) feiert neben Vorbereiter Ilkay Gündogan (33) sein Tor zum 1:0 gegen Ungarn.  © Tom Weller/dpa

Icke: Wo steht die deutsche Fußball-Nationalmannschaft? Nach den Siegen gegen Schottland und gegen Ungarn sind wir schon für das Achtelfinale qualifiziert. Am Sonntag um 21 Uhr geht es gegen die Schweiz "nur" noch um Platz 1.

Aber sind Schottland und Ungarn der richtige Gradmesser? Gegen die Schotten zeigten die Deutschen ein überragendes Spiel. Im letzten Spiel gegen Ungarn hatten wir schon sehr viel mehr "Arbeit". Neuer musste mehrmals eingreifen. Und bis zur 70. Minute war das Spiel offen. Die Ungarn kreierten immer wieder Chancen.

Trotzdem war der Sieg gegen die Ungarn verdient. Musiala schaffte es auch im zweiten Spiel hintereinander überragend zu agieren. Seine Dribblings beschäftigten die gegnerische Abwehr ein und das andere Mal. Und ja, er traf wieder ins Tor.

Das deutsche Duo Kroos und Musiala spielt wirklich auf einem Top-Level. Obwohl sich Kroos diesmal überraschend einige Abspielfehler leistete, leitete er doch immer wieder deutsche Angriffe mit einfachen und genialen Pässen ein. Und beide Spieler sind sich auch für die Abwehrarbeit nicht zu schade. Das ist wohl das absolut Entscheidende und macht sie so wertvoll für die deutsche Mannschaft.

Diesmal gegen Ungarn spielten auch Neuer und Gündogan eine große Rolle. Neuer weil er mehrmals Tore verhinderte und Gündogan, weil er selbst traf und ein weiteres Tor vorbereitete. Und auch Wirtz bleibt ein Stabilisator. Hat er den Ball, so kommt meist etwas Vernünftiges dabei heraus.

Auch noch stark spielte Tah. Seine Bewegungen sehen oft behäbig aus, aber er rettet oft bewegungs- und gedankenschnell. Nicht nur einmal in diesem Spiel. Das ist eine Basis, an der sich die ganze Mannschaft, inklusive der "Bank" aufrichten kann.

Auch der Kick gegen die Schweizer wird uns noch nicht endgültig den Leistungsstand des deutschen Teams klar machen. Aber dann kommen die richtigen Gegner. Hoffen wir einmal, dass wir auf Frankreich, Italien oder Spanien erst sehr spät treffen. Chancenlos sind wir aber auch gegen die europäischen Größen nicht. Vor einem Kroos, Musiala, Tah oder Neuer haben auch die anderen einen großen Respekt. Das zumindest – haben wir uns in den letzten Monaten (wieder) erarbeitet.

Granit Xhaka ist der Taktgeber im Team der Schweiz (wie auch in Leverkusen). Man kann auch sagen, Xhaka ist der Kroos der Schweizer. Kobel im Tor und Akanji in der Innenverteidigung sind absolute Größen. Beide mit internationalen Marktwerten zwischen 40 und 45 Millionen bewertet. Shaqiri bestritt zuletzt fünf von sechs Spielen und erzielte dabei drei Tore. Auf ihn sollten wir ein ganz besonderes Auge richten.

Unser Andras Schäfer spielte gegen Deutschland wieder von Beginn an. Er ist allerdings nicht in Top-Form. Nebenmann Nagy war klar stärker und wirkungsvoller. Auch bei den Kroaten spielte diesmal Juranovic von Beginn an. Auch er fiel nicht sonderlich auf. Das sind wohl alles noch Auswirkungen der verkorksten Union-Saison.

Egal, drücken wir Deutschland am Sonntag alle Daumen und freuen uns, dass der Weg weiter geht. Und vielleicht schaffen wir ja wirklich den Weg in das Finale. Dann ist alles möglich. Auch gegen Frankreich, Italien, Spanien oder England. Eisern!

19. Juni: Der vergessliche Robin Gosens

Robin Gosens (29) ist der Rekordeinkauf von Union, gilt nach nur einer Saison aber wieder als Verkaufskandidat.
Robin Gosens (29) ist der Rekordeinkauf von Union, gilt nach nur einer Saison aber wieder als Verkaufskandidat.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Als vor einem Monat der Schlusspfiff des 34. Spieltages ertönt, sinken die Spieler des 1. FC Union erleichtert zu Boden: der Klassenerhalt ist tatsächlich noch geschafft, inkl. Herzinfarkt und Zähneklappern, in letzter Sekunde sorgt Janik Haberer für das Happy End - kein Zufall, denn er ist der einzige Spieler außer Volland und Atubolu, der sich wirklich auf den Ball konzentriert, körperlich und geistig anwesend bleibt, deswegen gelingt der so wichtige Nachschuss, danke und Respekt, kann man gar nicht oft genug erwähnen, deswegen mach ich’s hier nochmal.

Und alle freuen sich, ausnahmslos, selbst die Spieler, die schon wissen oder zumindest ahnen, dass sie in der nächsten Saison woanders spielen werden, aus den unterschiedlichsten Gründen. Denn eins ist doch klar - einen Abstieg will niemand so gern in der Vita zu stehen haben, das sieht nicht gut aus und fühlt sich blöd an. Einige vergießen sogar ein paar Tränen, wie auch Robin Gosens. Na klar, das wäre ja, nach der Nichtnominierung für die Europameisterschaft, der nächste Super-GAU: da spielt man seine erste Bundesligaspielzeit, ist der Rekordeinkauf des Vorjahresvierten und am Ende steht ein Abstieg? Wie will man das denn jemandem erklären?

Okay, man ist zwar der Toptorschütze der Mannschaft, aber leider nicht der Topspieler, die Leistung bleibt oft erschreckend überschaubar, Einzelheiten erspare ich uns allen - will aber natürlich gern zugeben, dass hier und da schon mal seine unbestrittene Klasse aufblitzt, zumeist aber nur in der Offensive, denn obwohl Gosens unter der Bezeichnung Linksverteidiger firmiert, so ist seine Defensivleistung einfach zu abenteuerlich, möglicherweise hat er ja zwischenzeitlich vergessen, was Verteidigung bedeutet?

Okay, seien wir fair, kann schon sein, dass man in einer funktionierenden Unionmannschaft wesentlich besser ausgesehen hätte (gleiches gilt beispielsweise für Bonucci, Volland, Kral…), aber der Bundestrainer hat wohl recht - ihm fliegt seine Saison mit Union um die Ohren. Und an der Nichtfunktion ist er ja auch nicht ganz unschuldig. Nun könnte man sich ja schütteln und sagen: hey, ich hab hier einen Fünfjahresvertrag unterschrieben, vier Gelegenheiten, es wesentlich besser zu machen und es allen zu zeigen. Okay, nächstes Jahr kein europäischer Wettbewerb, aber das kann ja bei einer Mannschaft wie Union auch nicht so erstaunlich sein, das heißt: drin ist es offensichtlich, aber keineswegs Teil des Pflichtprogramms - dazu reichen die vorhandenen Möglichkeiten doch nicht so ganz aus.

Aber Robin Gosens scheint so einiges mehr vergessen zu haben: eben die Zielsetzung des Vereins und was fünf Jahre so bedeuten. Gut, bei einer kolportierten Ablöse von 13 Millionen muss man natürlich langfristig unterschreiben, das will der Verein, damit unter Umständen einiges von der Investition wieder zurückkommt. Und daran arbeiten gerade alle Beteiligten, denn Robin will eigentlich nur noch weg, wahrscheinlich ist er selbst über das deutsche Wetter enttäuscht, auch das hatte er anscheinend anders in Erinnerung.

Interessenten gibt es wohl genug für ihn, sein Ruf in Italien ist immer noch gut: zum Beispiel den FC Bologna, der gerade sein lustiges Angebot von neulich (Leihe plus Kaufoption für sieben Millionen) überarbeitet, mit Lazio Rom sollte ja angeblich sogar schon alles klar sein, möglich, dass der Trainerwechsel dazwischengefunkt hat - und nun interessiert sich Benfica Lissabon, Champions League wird gespielt und warm ist es auch. Und wir wissen ja: Rom oder Lissabon, Hauptsache Italien (Entschuldigung, der musste sein)!!

Na schön, vielleicht kommt am Ende gar das eingesetzte Geld wieder herein, ein Großverdiener ist von der Payroll und alle sind es, mehr oder minder, zufrieden. Ich hätte gern gesehen, wie Gosens sich hier weiter entwickelt, ich dachte, der passt doch gut zu uns, er schien so reflektiert und bescheiden, aber der Junge ist eben doch mehr Ich-AG, als man gemeinhin angenommen und gehofft hat, wir haben das ja schon ein paarmal durch - und eigentlich wissen wir das ja auch - ach, aber die verdammte Fussballromantik in unseren Fanherzen ist einfach nicht totzukriegen!

Zur Zeit kommentiert Gosens bei der EM für MagentaTV, da ist er nach dem Spiel Schweiz gegen Ungarn sehr beeindruckt, dass die ungarischen Fans ihre Mannschaft trotz der Niederlage feiern, sowas hätte er noch nicht erlebt: hallo? Vielleicht nach den wirklich vielen Niederlagen in der Alten Försterei? Doch das Gedächtnis des Robin Gosens scheint ja wirklich nicht das beste zu sein…

18. Juni: Das Sommermärchen 2.0 und die zähen neuen Union-Transfers

Die deutsche Nationalmannschaft bereitet sich auf das Spiel gegen Ungarn vor.
Die deutsche Nationalmannschaft bereitet sich auf das Spiel gegen Ungarn vor.  © Federico Gambarini/dpa

Icke: Am Mittwoch um 18 Uhr beginnt der zweite Teil der Wiederholungsgeschichte "Deutschland ein Sommermärchen". Deutschland trifft auf Ungarn.

Dem Papier und auch der Form nach - eine klare Sache für die Deutschen. Und genau darin liegt das Problem, wenn man im ersten Spiel so klar überzeugen konnte. Und umgekehrt, die Ungarn im ersten Spiel enttäuschten.

Allerdings, rufen wir die gleiche Leistung ab wie gegen die Schotten und spielen wir unbeirrt so konzentriert weiter, dann sollte am Ende wieder ein klarer Sieg für uns Deutsche herausspringen. Wird Nagelsmann Änderungen vornehmen? Warum sollte er? Ändere niemals eine erfolgreiche Mannschaft ist eine alte Fußball-Weisheit.

Wir sehen täglich mehr Fahnen in den Straßen und – wie früher – mehr Autospiegel-Überzieher. Klingt ein wenig kitschig, aber warum eigentlich nicht? Wir Deutschen möchten auch mal Themen zum freuen haben. Politik und Wirtschaft liefert keine positiven Schlagzeilen. Ergo muss der Fußball herhalten.

Und was gibt es Neues beim 1. FC Wundervoll? Ein Backup-Mittelstürmer ist da, ein Verteidiger-Talent aus dem Ösiland ebenso. Die ganz großen Verpflichtungen – mit Leitwolf-Funktion fehlen bisher. Die Gerüchte um Kleindienst und Tzolis halten sich hartnäckig. Ohne allerdings Erkenntnisgewinne zu beinhalten. Mein Wunsch wäre Kevin Schlotterbeck als Ersatz für Leite. Um Gosens "prügeln" sich auch gerade mehrere große europäische Vereine. Das erste Witzangebot von Bologna (ein Jahr Leihe plus Kaufoption) hat Union natürlich nicht ernst genommen und abgelehnt. Ebenso hat wohl Doekhi gute Angebote. Die drei allein würden knapp 40 Millionen in unsere Kassen spülen.

Ich könnte mir auch ganz prima den Belgrader Mittelstürmer Petkovic vorstellen. 29 Jahre alt und 1,93 Meter groß. Hat bereits 39 Länderspiele gemacht und ist bezahlbar (nur noch ein Jahr Vertrag). Er trifft seit vielen Jahren regelmäßig. Auch Puchacz möchte wohl nicht zurückkehren. Für ihn wäre wohl der Bochumer Bernardo ein glänzender Ersatz. Der hätte gleich den Vorteil, dass er auch als Backup von Kevin Schlotterbeck agieren könnte.

Ansonsten dringt, wie so oft nichts aus dem Club an die Öffentlichkeit. Dass wir aber auch noch keine Abgänge zu verzeichnen haben (außer denen, die schon länger feststehen), ist kein wirklich gutes Zeichen. Bedia und Kaufmann werden es schwer haben. Verkaufen oder verleihen … wäre wohl sinnvoll. Und bei Volland wissen wir überhaupt nichts, kein einziges Wort dringt nach außen. Unser Überangebot im zentralen Mittelfeld sollte ebenso bearbeitet werden. Das wird sogar größer, weil Kemlein aus seiner Leihe zurückkehrt.

Ich hoffe, wir haben aus der letzten Saison gelernt und warten nicht bis kurz vor Ultimo.Aus der A-Jugend dürfen wir auf Rodtnick (Tor), Prosche (RV), Ogbemudia (IV) und Asanji (MS) gespannt sein. Allesamt Nachwuchs-Nationalspieler und hochtalentiert. Das Talent für die Bundesliga bringen sie alle mit. Auch Ciobanu und Wiehe darf man einen weiteren Leistungssprung zutrauen. Talente gibt es AdAF. Sie müssen auch nur mal Chancen bekommen. Es sei es drum, sie auch mal nur für zehn Minuten einzuwechseln.

Nun aber drücken wir Deutschland am Mittwoch um 18 Uhr die Daumen. Genauso wie Union bei den Transferentscheidungen. Eisern!

15. Juni: Musiala, der mit den Schotten tanzt

Jamal Musiala (21, r.) freut sich über sein Tor zum 2:0 gegen die Schotten.
Jamal Musiala (21, r.) freut sich über sein Tor zum 2:0 gegen die Schotten.  © Matthias Schrader/AP

Icke: Er wurde zum Spieler des Spiels gewählt. Nicht nur weil er ein Tor schoss, sondern weil er immer wieder "den Tanz" mit den Schotten suchte. Ein Dribbling folgte auf das Nächste. Ganz coole Leistung. Aber das 5:1 drückt es schon aus, das ganze Team hat hervorragend funktioniert. Selbst das schottische Ehren-Tor mussten die Deutschen machen, weil diese gar keine Chancen bekamen.

Nach zehn Minuten führten wir mit 1:0, nach 20 Minuten mit 2:0 und zur Halbzeit hieß es 3:0 und die Schotten waren einer weniger. Zu Recht, bei diesem Foul hatte Gündogan großes Glück, dass er sich nichts brach. Wirtz und Musiala zauberten und suchten immer wieder die 1:1-Situation. Kroos dirigierte mit feinen Pässen. Und unsere Abwehr-Monster Tah, Rüdiger und Andrich ließen nichts anbrennen. Andrich fing sich bei einer seiner Aktionen eine gelbe Karte ein und Nagelsmann ließ ihn zur Halbzeit und zur Sicherheit draußen. Bei diesem Spielstand konnten wir uns das erlauben. Neuer hat wahrscheinlich selten in seiner Karriere so wenig Arbeit gehabt.

Und dann trafen auch noch die Joker. Füllkrug und Can, beide frisch reingekommen, trafen mit schönen Schüssen. Auch Sane machte nach seiner Einwechslung viel "Ballett". Auch wenn ihm noch nicht alles gelang. Schön auch, dass die drei jüngsten Spieler, Wirtz, Musiala und Havertz, alle trafen. Das gibt ordentlich Selbstvertrauen. Auch die "zweite Reihe" konnte überzeugen. Das ist bei einem Turnier besonders wichtig. Natürlich machten die Schotten einen Riesenfehler in ihrer taktischen Ausrichtung und hatten auch nicht ihren besten Tag.

Den großen Fehler allerdings machte der schottische Trainer. Die Schotten griffen die Deutschen viel zu spät an. Und wenn technisch hervorragende Spieler wie Kroos, Wirtz und Musiala einmal ins Laufen kommen und Räume haben, dann wird es für jeden Gegner schwer. Und genau so kam es. So extrem, dass die Schotten nicht einmal auf das deutsche Tor schossen. Kimmich und Mittelstädt hielten sich offensiv ein wenig zurück. Sicherlich eine Nagelsmann-Order, um nicht überrascht zu werden. Trotzdem hatten beide auch gute offensive Szenen.

Alles in allem war das ein glänzender deutscher Auftakt, der uns Mut und Appetit auf die nächsten Spiele macht. Eisern.

14. Juni: Gebt den Deutschen wieder Spaß!

Bayern-Star Jamal Musiala (21) soll auch bei der EM wieder für Furore sorgen.
Bayern-Star Jamal Musiala (21) soll auch bei der EM wieder für Furore sorgen.  © Christian Charisius/dpa

Icke: Warum macht die EM 2024 auch Unionern Spaß? Weil wir mit Rönnow (Dänemark), Schäfer (Ungarn) und Juranovic (Kroatien) erstmals erstmals drei Spieler bei einem großen Turnier dabei haben. Kral (Tschechien), Leite (Portugal), Trimmel (Österreich) und Gosens (Deutschland) haben es (teilweise knapp) nicht in ihre Länder-Kader geschafft. Dann wären es sogar sieben Spieler gewesen. Das zeigt aber auch, Union hat sich in dieser abgelaufenen Saison unter Wert verkauft. Die Qualität an Einzelspielern ist vorhanden. Nur als Mannschaft haben sie nicht funktioniert.

Mit Laidouni (Tunesien), Volland (Deutschland), Roussilon (Guadeloupe), Aaronson (USA) und Bedia (Elfenbeinküste) gehören ja noch weitere Nationalspieler oder wie im Fall Bedia – zum Kader gehörende Spieler - dazu. Auch Knoche saß schon auf der deutschen Auswechselbank (allerdings ohne Einsatz) und Vogt gehörte längere Zeit zu den Blickfeld-Spielern. 14 Nationalspieler oder solche, die knapp daran kratz(t)en und wir spielen so eine vermaledeite Saison.

Zurück zur Europameisterschaft in Deutschland. Yep da sah ich schon an den Supermarktkassen ein paar Jungs – so um die zehn, elf Jahre alt – die sich mit Fahnen und anderen Deutschland-Utensilien ausstatteten. Gott sei Dank, Deutschland ist doch noch nicht verloren. Da kommen neue Generationen nach, die sich für unsere Nationalmannschaft interessieren. Jetzt muss das deutsche Team nur noch liefern. Dann haben wir endlich mal wieder Spaß … nach 2006 und 2014. Es wäre dem deutschen Team zuzutrauen. Gerade Wirtz und Musiala darf man viel zutrauen. Und sie haben noch etliche Reserven in ihren jungen Jahren.

Und weitere Dinge sind auch positiv und erwähnenswert. Zum einen die Rückholung von Kroos gibt der deutschen Mannschaft enorme Sicherheit. Nicht nur fußballerisch, sondern auch mental. Und Andrich als Security-Mann neben Kroos gehört auch zu den positiven Überraschungen. Ebenso wichtig war es auch, dass Nagelsmann mit Tah und Rüdiger endlich mal wieder ein Pärchen für die Innenverteidigung gefunden hat, die die alte Tradition an erstklassigen "deutschen Vorstopper" fortführen. Beide sind robust, sicher und aufmerksam.

Schottland heißt unser Gegner heute um 21 Uhr. Ja ja … die Schotten sind unangenehm, sie haben einen Taktik-Fuchs als Trainer. Sie langen hart zu, ihre Fans sind das Nonplusultra. Das haben wir überall alles schon lesen können. Interessiert mich das? Nein! Als Heimmannschaft mit den klar besseren Spielern müssen wir Schottland schlagen. Und mit dieser breiten Brust haben wir den Platz zu betreten. Ich erwarte keine Harakiri-Offensive der deutschen Mannschaft, aber ein offensiv gut organisiertes Spiel. Gebt den Deutschen wieder Spaß, sie haben es verdient! Eisern.

13. Juni: Zwei hochinteressante Neuzugänge für den 1. FC Union

Läuft Leopold Querfeld (20, r.) bald für Union Berlin auf?
Läuft Leopold Querfeld (20, r.) bald für Union Berlin auf?  © Matthias Schrader/AP

Unionfux: So, jetzt kommt doch etwas überraschend Bewegung in den Unionkader der kommenden Saison: Ivan Prtajin vom Zweitligaabsteiger SV Wehen hat bei uns für angeblich drei Jahre unterschrieben und kostet per Ausstiegsklausel eine Million Euro.

Erst schoß der Kroate mit fünfzehn Treffern die Wiesbadener zum Aufstieg (gemeinsam mit Benedict Hollerbach), jetzt reichten seine dreizehn Tore und zwei Vorlagen nicht, um den Klassenerhalt zu sichern, die Relegation ging gegen Jahn Regensburg verloren.

Klar, dass sich so einige Vereine für den Jungen interessierten, von Kaiserslautern über Hertha bis hin zum Bundesliganeuling Kiel, jetzt haben wir wohl das Rennen gemacht. Der große und bullige Mittelstürmer hat in gewisser Weise Parallelen zu Kevin Behrens - denn er ist mittlerweile schon 28 und seine Erstligaerfahrungen beschränken sich im Wesentlichen auf 19 Spiele in Sloweniens höchster Liga für Olimpia Ljubljana, ansonsten war er eher in den zweiten Ligen der Schweiz, in Holland und Kroatien unterwegs. Also ein ziemlich später Einstieg in den fussballerischen Leistungsgipfel - das kann funktionieren, muss aber nicht.

Als Backup halte ich das für ne prima Idee, von ihm allerdings die Lösung für unsere Offensivprobleme zu erwarten, doch für etwas verwegen. Aber wer weiß? Eine ziemliche Wundertüte - andererseits meines Erachtens jedoch nicht schlechter als z. B. ein Robert Glatzel, der zwar mehr Tore gemacht hat, aber eben auch in einer Spitzenmannschaft der Zweiten Liga, dem ehemaligen Dino HSV. Insofern ...

Das ganze Gegenteil ist der zweite Neuzugang, der Österreicher Leopold Querfeld. Der Innenverteidiger von Rapid Wien ist zwar erst 20 Jahre alt, hat aber schon 54 Spiele für die Hütteldorfer auf dem Buckel und die meisten davon als Stammspieler. Und er ist bereits Nationalspieler und zählt zum EM-Aufgebot. Das könnte ein absoluter Volltreffer sein, zudem hat der Shootingstar noch seine Zukunft vor sich und er kostet lediglich zweieinhalb Millionen Euro, auch hier greift eine Klausel. Sportlich und wirtschaftlich ein ziemlicher Coup, da müsste schon sehr viel schiefgehen, damit das nicht hinhaut.

Eins ist klar: ein wenig Eingewöhnungszeit werden beide Transfers bestimmt brauchen, die Geduld muss man schon aufbringen, aber interessant wird das auf jeden Fall. Derweil erweitert sich der Interessentenkreis für Diogo Leite, jetzt sollen verschiedene Vereine der Serie A den Portugiesen verpflichten wollen, allen voran der AC Milan. Im Raum stehen erstmal stattliche achtzehn Millionen, nicht schlecht, wir werden sehen, wieviel es denn tatsächlich wird.

Serie A, zweiter Teil: der FC Bologna will angeblich Robin Gosens leihen mit einer Kaufoption in Höhe von sieben Millionen - netter Scherz aus der Emilia Romagna, auch wenn das lediglich ein erstes Angebot ist. Das kann sich noch ein bisschen hinziehen, die Gerüchteküche wird da schon ein nettes Weilchen vor sich hinköcheln. Lassen wir uns überraschen und freuen wir uns unterdessen über unsere beiden Neuzugänge, mal sehen, wie der junge Österreicher sich bei der EM machen wird …

10. Juni: Unions Frauen machen Spaß!

Die Frauen von Union Berlin haben im Kampf um die 2. Bundesliga mächtig vorgelegt.
Die Frauen von Union Berlin haben im Kampf um die 2. Bundesliga mächtig vorgelegt.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Icke: Was für ein Ergebnis! 8:0 gewinnen die Frauen im Relegationsspiel zur 2. Frauen-Bundesliga gegen die Hamburger Frauen von Henstedt-Ulzburg. Damit lege ich mich fest: Die Frauen von Union spielen ab der kommenden Saison in der 2. Bundesliga. Und es wird gar kein Hehl daraus gemacht, wir wollen auch mit der Frauenmannschaft in die 1. Bundesliga.

Das zweite WOW wurde mit der Zuschauerzahl geliefert. Über 18.000 (fast ausschließlich) Unioner pilgerten ins Stadion, die die Frauenmannschaft in dem so wichtigen Spiel unterstützen wollten. Sieht man auch nicht alle Tage. Das Rückspiel sollte nur noch eine Formalie werden. Was den Männern fehlt haben die Frauen. Ähm … ich meine Goalgetter! Sarah Abu Sabbah traf 41 Mal. Das ist Kane-Niveau. Aber auch Dina Orschmann traf 27 Mal und Lisa Heiseler machte 23 Tore. Das Torverhältnis von 145:5 (!) sagt eigentlich schon alles aus.

Wer in 22 Spielen nur fünf Gegentreffer bekommt, der muss hinten "Bombe" stehen. Und 145 eigene Treffer bedeuten 6,6 Tore pro Spiel. Das sind alles Rekordmarken. Natürlich hat das einen Hintergrund und ist mitnichten ein glücklicher Zufall. Union hat vor dieser Saison Geld in die Hand genommen und auf Profi-Bedingungen bei den Frauen umgestellt. Parallel wurde jetzt das neue Trainingszentrum fertig gestellt, wo die Frauen exzellente Bedingungen vorfinden. Und ja, wie im richtigen Leben, da wo es schön ist und wo auch fair bezahlt wird, da finden sich dann automatisch starke Spielerinnen ein. So auch bei Union. Es ist ebenso ein erklärtes Ziel, das die 2. Bundesliga nächstes Jahr wieder gewechselt werden soll. Nämlich nach oben.

Die Aufstellung: Wagner – K. Orschmann (74. Rurack), Niesler, Frank – Sakar (74. Reissner), Blaschka, Moraitou (74. Görsdorf), Heiseler, Metzker – Abu Sabbah (84. Trojahn), D. Orschmann (84. Scheel). Für die verletzte Marie Becker spielte Athanasia Moraitou. Im Vergleich zum letzten Punktspiel lief Fatma Sakar anstelle von Latoya Bach auf. Alles Namen, die wir uns merken können. Sie werden auch in der 2. Bundesliga eine starke Rolle spielen. Zumal der 1. FC Union auch für das Frauen-Team Verstärkungen angekündigt hat. Eisern!

8. Juni: Still ruht der See: wenig los bei Union vor der EM

Josip Juranovic ist mit Kroatien bei der EM dabei.
Josip Juranovic ist mit Kroatien bei der EM dabei.  © Tom Weller/dpa

Unionfux: Ja, momentan passiert nicht allzuviel, zumindest sichtbar, beim 1. FC Union (Union Berlin will ich mir gar nicht erst angewöhnen, das klingt für mich immer wie der CDU-Bezirksverband o. ä.), die Spieler und und die meisten Verantwortlichen sind ausgeflogen. Ab 11. Juni kann man seine Dauerkarte verlängern, so man eine hat, das freut das Fanherz, ganz besonders, da man weiter Bundesligist ist - na, und sonst?

Diogo Leite ist von aufmerksamen Fans in Madrid gesichtet worden - einfach nur mal in die spanische Metropole, warum denn nicht, man hat ja schließlich Urlaub - oder macht Real doch ernst, an unserem Portugiesen wird ja schon eine Weile unaufgeregtes Interesse bekundet, trotz seiner eher durchwachsenen Saison, na gut, wenn der derzeitige Überverein Europas bereit ist, fünfzehn bis zwanzig Millionen auf den Tisch der Alten Försterei zu legen, dann wäre das doch einigermaßen zufriedenstellend und würde für alle Seiten neue Möglichkeiten bieten. Auch für den bis dato an Kaiserslautern ausgeliehenen Tymo Puchacz wird sich angeblich heiß interessiert, unter anderem aus Augsburg, aber da empfiehlt es sich doch, die EM abzuwarten, so schlau wird Horst Heldt allemal sein. Auch wenn Puchacz nicht allererste Wahl bei den Polen ist, so wird er doch seine Einsätze bekommen. Und wer weiß, vielleicht will ihn am Ende Bo Svensson ja auch unbedingt behalten?

Der Unioner der vergangenen Spielzeit, Frederik Rönnow, hat unter der Woche neunzig Minuten für Dänemark im Tor gestanden, in seinem zehnten Länderspiel wurden die Schweden in Kopenhagen mit 2:1 geschlagen und Freddy hat mit einigen guten Paraden dazu beitragen können. Im Turnier dürfte trotzdem Schmeichel jun. im Kasten Dänemarks stehen und Rönnow das Schicksal so vieler guter Keeper erleiden, nämlich trotz allen Potentials der zweite Mann sein zu müssen, frag nur mal nach bei ter Stegen oder gar bei Potti Matthies, der nie A-Nationalspieler wurde, gehört wohl irgendwie zum Berufsbild… Trotzdem - durchhalten, Freddy, Schmeichel ist nämlich auch schon 37, deine Zeit kommt also noch! Josip Juranovic hingegen scheint bei Kroatien gesetzt zu sein, mal sehen, ob man da den Juranovic sieht, der er bei uns im letzten Jahr zu selten war, auch das wäre in mehrfacher Hinsicht wünschenswert.

Alex Kral hat leider letztlich den Sprung in den tschechischen Kader verpasst, das kann eigentlich ebensowenig überraschen wie die Abwesenheit von Robin Gosens im deutschen Aufgebot. Trotzdem war die Nichtnominierung nach Aussage von Gosens einer der schlimmsten Tage seines Lebens. Ich denke, da hat der gute Robin noch nicht allzuviel Schlechtes in seinem Leben erfahren müssen… Be-nei-dens-wert!! Gleichwohl - enttäuscht kann man ja schon sein. Aber, und das kann ihm doch auch nicht ganz entgangen sein, Gosens war eben auch zu selten unwiderstehlich in seiner ersten Bundesligasaison. Mal sehen, ob überhaupt noch welche dazukommen, das Lazio Rom-Gerücht hält sich hartnäckig.

Mich wird die EM (und somit auch die deutsche Nationalmannschaft) ja eher am Rande interessieren, aber wenn ich dazu komme, werde ich natürlich hier und da mal hinsehen und da logischerweise speziell auf unsere nominierten Unioner - und ansonsten lauere ich weiter auf gute bis sehr gute Nachrichten, die unseren Verein betreffen. Kleine Notiz am Rande: der vor über zwanzig Jahren mal anderthalb Saisons bei uns spielende (und das ziemlich gut) Cristian Fiel hat in Nürnberg hingeschmissen und ist seit dieser Woche neuer Trainer beim Zweitligisten Hertha BSC. Da kann man doch in Zukunft mal einen Blick mehr nach Charlottenburg riskieren…

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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