Union-Berlin-Blog: Drei Hände für ein Hallelujah! Union siegt verdient in Frankfurt

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.
Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

Dieser Satz lässt aufhorchen: Baumgart bei Union schon angezählt?
1. FC Union Berlin Dieser Satz lässt aufhorchen: Baumgart bei Union schon angezählt?

Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

10. März: Drei Hände für ein Hallelujah! Union siegt verdient in Frankfurt

Frederik Rönnow hat Union Berlin den Sieg in der Nachspielzeit mit einem gehaltenen Strafstoß gerettet.
Frederik Rönnow hat Union Berlin den Sieg in der Nachspielzeit mit einem gehaltenen Strafstoß gerettet.  © Arne Dedert/dpa

Unionfux: Ich glaube wieder an den Fußballgott! Und - was noch wichtiger ist: an diese Mannschaft, die mit Leidenschaft und Können endlich wieder gezeigt hat, dass sie doch bundesligatauglich ist, wenn sie ihre Stärken auf den Platz bringt!

Dabei lässt sich das Spiel in Frankfurt so an wie befürchtet: Schon nach zwölf Minuten grätscht Leo Querfeld einen relativ harmlosen Schuss von Kristensen zu Batshuayi, der völlig frei und mühelos die erste Chance der Partie versenkt. In der Folge ist Frankfurt leicht überlegen und mit viel Ballbesitz, aber die großen Möglichkeiten bleiben aus, leider jedoch auch bei uns. Lediglich Ilic hat nach neunzehn Minuten eine vielversprechende Aktion, die aber leider knapp am Tor vorbei geht und da ist vielleicht noch Skarkes Schuss zwei Minuten später, den Trapp aber locker hält.

Zur Pause bleibt es also bei der knappen Eintrachtführung und wir sind nicht unbedingt schlecht, aber so reicht das auf keinen Fall, wir sind bemüht, engagiert und vorhanden, aber oft auch zu zaghaft und zu ungenau.

Union Berlin mit Big Point im Abstiegskampf, aber eine Sache stinkt Baumgart gewaltig
1. FC Union Berlin Union Berlin mit Big Point im Abstiegskampf, aber eine Sache stinkt Baumgart gewaltig

Umso überraschender ist unser Wandel in der zweiten Hälfte, plötzlich sind wir offensiv präsent und arbeiten uns auch mehrere gute Gelegenheiten heraus: Schon in der fünfzigsten Minute wird Khedira vom starken Trimmel freigespielt und übersieht leider den frei stehenden Skarke - da wäre allemal mehr drin gewesen. Doch es geht weiter: Khedira haut den Ball nochmal per Aufsetzer übers Tor, Haberer auf Ilic, zur Ecke geblockt. Und die schlägt der Käpt'n wunderbar lang auf Querfeld, der in der Luft steht und lehrbuchmässig neben den linken Pfosten köpft - die österreichische Coproduktion bringt den Ausgleich!

Die Frankfurter versuchen sofort zu antworten, Götze chippt auf Larsson und der schießt aus spitzem Winkel gottlob knapp drüber. Dann wird der eingewechselte Ekitike geschickt, zieht in den Strafraum, aber wird in letzter Sekunde durch eine Monstergrätsche von Trimmel gestoppt. Doch die Situation ist noch nicht bereinigt, denn Sekunden später trifft Kristensen aus vierzehn Metern den Außenpfosten. Kurz darauf zielt Juranovic nach feiner Einzelleistung nur leicht übers Tor, Leite fehlt wiederum nicht viel nach einer weiteren Ecke.

Doch dann schlägt Khedira den Ball nach einem Einwurf weit nach vorn, Jeong, gerade sieben Minuten auf dem Platz, spekuliert nach schwacher Abwehr der gegnerischen Innenverteidigung richtig, zieht aufs Tor, kann entweder rechts auf Ilic oder links auf Rothe spielen, aber zirkelt stattdessen den Ball von der Strafraumgrenze, unhaltbar für Trapp, genau neben den linken Pfosten, ein blitzsauberes Tor - und wir haben nach zwei Jahren mal wieder ein Spiel gedreht! Und es kommt scheinbar noch besser: Wir erobern den Ball vorm eigenen Strafraum, Schäfer schickt Hollerbach, der spielt Jeong auf rechts an, sprintet durch und grätscht die präzise Flanke des Koreaners unhaltbar rein, die Eintracht-Spieler können nur zuschauen - verdammt lange her, dass wir so perfekt und unwiderstehlich gekontert haben! Doch kurz darauf die Ernüchterung: Schäfer ist der Ball an die Hand gesprungen - Treffer aberkannt. Kann man nachvollziehen, insbesondere, da unser Ungar die Kugel dadurch auch erst unter Kontrolle bekommen hat. Also doch kein Deckel drauf, Frankfurt drückt weiter und in der Nachspielzeit gibt es doch tatsächlich Strafstoß für die Eintracht und auch der ist leider berechtigt: Doekhi spielt im Luftduell mit Wahi den Ball deutlich mit der Hand.

Ein Albtraum: Vermiest uns die Doppelhand der letzten Minuten die so wichtigen und vor allem verdienten drei Punkte? Doch, wie schon gesagt, es gibt doch einen Fußballgott - und ich weiß auch, wie der heißt: Frederik Rönnow! Ironischerweise seinerzeit aus Frankfurt weggeschickt, hält dieser dänische Teufelskerl gegen Ekitike seinen dritten Elfmeter in dieser Saison, quasi die dritte und letzte Hand dieses Spiels, ein würdiger Schlusspunkt unter einem irren Finale. Er rettet uns zwei extrem wertvolle Punkte und - was beinahe noch wichtiger ist: Er hält die Belohnung für eine erstaunliche Steigerung nach der Pause fest, das ist von möglicherweise elementarer Bedeutung für die Psyche einer Mannschaft, die in dieser Spielzeit seit über vier Monaten nach so etwas wie Stabilität und Konstanz sucht und zuletzt zwei heftige Ohrfeigen verdauen musste. Da kommt ein solches Erfolgserlebnis gerade recht, die Freude der Jungs war auch unübersehbar. Und nicht zuletzt verhindert dieser Sieg ein weiteres Abrutschen in kritische Zonen.

Es kann schon sein, dass die frühe und allzu leichte Führung dem Gegner suggeriert hat, dass das Ganze eine simpel zu lösende Pflichtaufgabe wird und wir diese Arroganz für uns genutzt haben, möglicherweise hat auch das Spiel in Amsterdam die Frankfurter spürbar Kraft gekostet, aber nichtsdestotrotz macht unsere Leistung, die Leidenschaft und auch die Effektivität nach der Pause wieder Mut für den Endspurt dieser Saison.

Erwarten konnte man diesen Erfolg bei der heimstarken Eintracht nicht gerade, erst recht nicht nach den letzten Spielen - umso erleichterter ist das gemeinsame Aufseufzen der Uniongemeinde. Darauf kann man aufbauen, so soll, so muss es weitergehen!! Last but not least: Ein abermals beeindruckender Support, so tief im Westen, kommt alle gut nach Hause!

7. März: Du hast keine Chance - nutze sie! Wir müssen auswärts in Frankfurt ran

Im Hinspiel teilten sich Union und Frankfurt die Punkte, nachdem ein Treffer von Tim Skarke (2.v.l.) nach Ansicht der Videobilder zurückgenommen worden war.
Im Hinspiel teilten sich Union und Frankfurt die Punkte, nachdem ein Treffer von Tim Skarke (2.v.l.) nach Ansicht der Videobilder zurückgenommen worden war.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: So, jetzt sind es nur noch zehn Spiele, die Aufgaben werden nicht leichter und die Durchhalteparolen sind durch die Erfahrungen der letzten anderthalb Jahre längst abgenutzt. Die Hoffnung auf Besserung ist natürlich da, schon allein, weil es schwer ist, noch weniger abzuliefern, nur macht die Summe der Baustellen schon Angst.

Derzeit klappt doch sehr wenig, weder macht der Trainer den Eindruck, einen Plan B in der Tasche zu haben noch macht die Mannschaft den Eindruck, wenigstens zwischenzeitlich wieder zu funktionieren. Nicht nur gegen Kiel konnte man sich des Eindrucks kaum erwehren, die Jungs hätten noch nie zusammengespielt, kaum ein Spieler hat Normalform aufzuweisen, dabei müsste eigentlich so langsam der eine oder andere gar über sich hinauswachsen, wenn wir diese Spielklasse nicht sang- und klanglos verlassen wollen.

Der ganze Verein wirkt irgendwie, als hätte er einen Burn-out. Und ganz ehrlich: So gut wie Horst Heldt hätte Micha Parensen allemal abgeschnitten, auch die Verpflichtung des Sportdirektors war ein Flop. Selbst Dirk Zingler spricht schon von einem möglichen Abstieg und dass wir in den letzten Jahren viel zu gut gewesen wären, uns quasi selbst überholt hätten.

Ja, das ist zweifellos so, jedoch hat wohl niemand ernsthaft geglaubt, dauerhaft international zu spielen. Doch hätte man die Erfolge dieser Jahre und die damit errungenen Mittel einigermaßen klug genutzt, dann wären wir höchstwahrscheinlich derzeit in sicherem Fahrwasser des Tabellenmittelfelds und würden nicht den dritten Trainer seit November 2023 haben, der obendrein der erfolgloseste Übungsleiter des Trios Bjelica/Svensson/Baumgart ist, wenn man mal den Punkteschnitt sieht und die Spielweise leider auch, so ehrlich muss man nun mal sein. Es wäre also eine ziemliche Überraschung, wenn wir bei den heimstarken Frankfurtern was holen würden, andererseits wäre ja mal nach so vielen negativen Überraschungen 'ne positive dran (schon rein statistisch), oder? Zudem musste die Eintracht ja gestern bei Ajax Amsterdam (ach ja, Ajax …) ran und konnte dort einen beachtenswerten knappen 2:1-Sieg festmachen, trotzdem sicher kein Vorteil, wenn man zusätzliche neunzig Minuten in den Beinen hat, aber zu viel sollte man sich davon auch nicht erhoffen.

Also heißt das Motto: Du hast keine Chance - nutze sie! Vielleicht tatsächlich mal mit Kevin Vogt und Laszlo Benes in der Anfangsformation und sogar einem Fußballgott namens Trimmel und einer Taktik, die die Eintracht ins Grübeln und nicht ins Grinsen bringt. Klar ist jedenfalls, dass sich beinahe jeder Spieler unseres Kaders steigern muss, mit Ausnahme von Freddy Rönnow, denn so desolat und unpräzise wie zuletzt ist man im Grunde nur ein besserer Sparringspartner. Ob Steffen Baumgart es schafft, genügend Schalter umzulegen? Wir hoffen es. Noch ist es nicht zu spät, die Luft allerdings wird zügig dünner, auch und unbedingt für den Trainer. Denn er muss endlich mal beweisen, wozu er gut ist. Ansonsten kann man auch mich an die Seitenlinie stellen, ich habe vielleicht nicht mehr Ahnung, bin aber im Notfall unterhaltsamer. Nichtsdestotrotz: erstaunt uns am Main und erspart mir das T-Shirt im kühlen Märzwetter …

3. März: Das war absolut unverständlich und ganz großer Mist

Holstein Kiel schlägt den 1.FC Union Berlin im eigenen Stadion mit 1:0.
Holstein Kiel schlägt den 1.FC Union Berlin im eigenen Stadion mit 1:0.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Die ganze Bundesliga spielt für uns. Bochum, Heidenheim und auch St. Pauli verlieren ihre Spiele am Samstag. Wir haben dann am Sonntag die große Chance uns im Spiel gegen den damals (noch) Tabellenletzten mit einem Sieg abzusetzen und was passiert wirklich? Holstein Kiel, die noch nie (!) ein Bundesligaspiel Auswärts gewannen … schlägt uns im eigenen Stadion mit 1:0.

Unverständlich deshalb, weil wohl nicht alle verstanden hatten, wie wichtig das gewesen wäre und großer Mist, weil die Nordlichter auch noch völlig verdient gegen uns gewonnen haben.

Ein paar Dinge machte Baumgart am Anfang richtig. Er kehrte wieder zur stabileren Dreierkette zurück. Die Mannschaft kann es aktuell gar nicht anders. Auch bekam Ljubicic endlich seine Startelf-Chance. Schlecht war, statt Benes spielte mit Tousart wieder einmal ein zweiter Zerstörer im zentralen Mittelfeld. Warum? Das war schon das falsche Zeichen an die Mannschaft!

Und dann legten wir los. Die ersten 10 Minuten waren (wie auch so oft) gar nicht so schlecht. Unsere Angriffsbemühungen waren sichtbar. Zwingende Chancen hatten wir nicht, trotzdem war Tempo erkennbar. Die restlichen 85 Minuten waren dann grausam. Keine Tempo-Angriffe und keine erkennbare Spiel-Idee. Es ist wirklich nicht übertrieben. Kiel hatte einen Plan und zog den erfolgreich durch. Sie verdichteten ihr Zentrum im eigenen Drittel und immer wann möglich schwärmten sie mit 4, 5 Spielern los und setzten eigene Angriffe. In der 43. Minute schließen die Kieler dann ihren besten Angriff ab und gehen in Führung. Absolut verdient. Zumal wir es in einem Heimspiel gegen den Tabellenletzten nicht einmal schafften – mehr Ballbesitz und damit die Spielhoheit zu erreichen. 50:50 verteilte sich dieser über das ganze Spiel.

Bei den gewonnenen Zweikämpfen lagen die Kieler mit 51% sogar vorn. Da nützten uns unsere 11 Eckbälle (Kiel nur 3) gar nichts, weil wir keinen Plan dabeihatten und eben auch keine Spieler, die Ecken verwandeln können. Ein Trauerspiel, was einem den Sonntag so richtig vermieste. Eine Einblende von Dirk Zingler in der 2.Halbzeit sagte alles über das Spiel aus. Er stand auf, sein schon versteinertes Gesicht sagte schon alles aus und dann drehte er sich um, er konnte nicht mehr hinsehen.

Das war auch mein Gemütszustand. Man konnte es einfach nicht begreifen, was da auf dem Platz geschah. Relativ zügig bekam ich vom alten Stadionsprecher Andre Rolle gleich nach dem Spiel ein emotionales Statement. Tiefe Enttäuschung und Unverständnis kam darin zum Ausdruck. Das gute an der Situation, „Rolle“ geht’s gesundheitlich wieder besser. Gott sei Dank! Leider tut die Mannschaft nichts zur Genesung dazu.

Und nun spielen wir kommende Woche in Frankfurt, danach besucht uns Bayern München. Punkten wir da? Eher nicht, schon gar nicht mit dieser Leistung. Dann folgt das Auswärtsspiel in Freiburg. Da ist wohl auch nichts zu holen. Wo wollen wir eigentlich noch punkten? Auf Grund eines noch immer vorhandenen Punktes-Polsters haben wohl noch nicht alle Spieler begriffen, wie sich die aktuelle Lage darstellt. Wir stecken wieder bis über beide Ohren fest im Abstiegskampf.

Und Gnade uns Gott, wenn wir jetzt noch (wie wohl nicht vermeidbar) drei Mal hintereinander verlieren. Dann kannst du die Psyche der Union-Spieler am Boden suchen. Ich erwarte, dass es jetzt im Forsthaus auch mal etwas lauter wird. Eisern.

2. März: Schlimme Bankrotterklärung gegen den Tabellenletzten: Heimniederlage gegen Kiel

Harte Landung: Unions Laszlo Benes rutscht tiefer in den Abstiegskampf.
Harte Landung: Unions Laszlo Benes rutscht tiefer in den Abstiegskampf.  © Andreas Gora/dpa

Wenn man einem Unwissenden nahebringen wollte, was eine Bankrotterklärung ist, so wäre das Heimspiel gegen die auswärts sieglosen Kieler ein überaus passendes Beispiel, doch wem will man zumuten, sich dieses Schulhofgekick noch mal anzusehen? Denn es funktioniert so gut wie nichts an diesem Nachmittag, zu keinem Zeitpunkt existiert so etwas wie Zugriff auf das Spiel, taktisch ist wenig zu erkennen, die Laufwege stimmen nicht, ungenaue Ideenlosigkeit am laufenden Band. Kein Schuss aus der zweiten Reihe, kein Freistoß in gefährlicher Position, kein gewonnener Kopfball im Strafraum, kaum ein anständiger Spielzug.

Dass die Kieler zu allem Überfluss kurz vor der Pause das Siegtor machen, kommt erschwerend obendrauf, denn auch der Umgang mit einem Rückstand überfordert unsere Jungs nach wie vor in erschreckendem Ausmaß: nach der Pause geht es so weiter wie davor, auch die (zu späten) Einwechslungen bringen nichts, die neu hinzugekommenen Spieler passen sich dem unfassbar niedrigen Niveau sofort an. Das einzig Gute: man muss kaum einer vergebenen Chance nachtrauern, denn es gibt sie nicht so recht.

Da nutzen auch erstaunliche 38 Flanken nichts (davon keine taugliche!) oder immerhin elf Ecken. Eine Passquote von 67 Prozent ist trauriger Ausdruck einer desolaten Mannschaftsleistung, kein Häuptling ist in Sicht, nur hilflose Indianer, die in dieser Form gegen keine Mannschaft der Liga eine Chance hat, es sei denn, sie ist noch indisponierter, aber darauf kann man wohl kaum hoffen. Dass Schiedsrichter Reichel nicht seinen besten Tag hat, ist lediglich eine Randnotiz, dass der Gegner am Schluss jede Gelegenheit zum Zeitschinden nutzt, auch.

Nach lediglich sieben Punkten aus neun Spielen, davon etliche gegen Mannschaften aus dem untersten Tabellendrittel (und eigentlich war keiner der Niederlagen unglücklich, sondern verdient), kommt man nicht umhin zu erkennen, dass der Trainerwechsel von Svensson auf Baumgart nicht so wirklich was gebracht hat. Inwiefern er diese Nichtleistung zu verantworten hat - schwer zu sagen, auf jeden Fall nicht allein. Doch er hat niemanden besser machen oder wenigstens an seine Normalform führen können, er gibt der Truppe offensichtlich kaum etwas an die Hand, was einer funktionierenden Taktik gleichkommen würde, geschweige denn irgendeine Stabilität, die Aufstellung beinhaltet beinahe immer Fragezeichen und auch der große Motivator und Anzünder ist er leider nicht, da sind wir wohl einem Mythos aufgesessen.

Was also kann er denn? Ich habe keine Ahnung. Es gab nicht wenige Stimmen, die bei seiner fussballromantischen Verpflichtung genau das prophezeit haben, was wir jetzt sehen. Ist seine einzige Qualifikation denn wirklich, dass er vor über zwanzig Jahren mal zwei Saisons lang ein überaus beliebter und auch ganz guter Spieler war? Ich weiß: heftige Worte. Nur wenn das so weitergeht, wird unsere Bundesligazugehörigkeit unnötig und fahrlässig verspielt. Seit längerer Zeit jagt eine personelle Fehlentscheidung die nächste, fast alle Patronen sind verschossen. Alte Stärken sind verschwunden, nur Schwächen sind hinzugekommen, selbst die Festung Alte Försterei ist längst keine mehr.

Ob ein erneuter Trainerwechsel irgendetwas bringen würde, ja, das ist mehr als fraglich. Doch irgendwas muss passieren, wir sitzen unübersehbar auf dem komplett falschen Dampfer, so rauschen wir mit Schwung in die Zweite Liga und ich muss wohl keinem erzählen, dass das einer veritablen Katastrophe gleichkäme. Die nächsten Gegner sind nämlich noch ein ganz anderes Kaliber als die (zugegebenermaßen) cleveren Kieler. Die höchste Bundesligaklatsche in Dortmund in der letzten Woche hat mich nicht annähernd so schockiert wie das heutige Spiel.

Optimismus tut fraglos not, aber noch viel mehr ein funktionierender Plan, denn ohne Plan (und unter Urs Fischer hatten wir einen, zumindest sehr lange Zeit) können nur Mannschaften überleben, wo die individuelle Klasse überaus hoch ist. Und den kann im Moment niemand ernsthaft erkennen und Folklore bringt, das sollten wir gelernt haben, keine Punkte. Die Hoffnung, dass, aus unerklärlichen Gründen, alles schon irgendwie in Ordnung kommt, die ist heute ein empfindliches Stück kleiner geworden

28. Februar: Traurig, wenn auch zu erwarten: Die zweite Instanz ist nicht klüger als die erste

In Anwesenheit von Präsident Dirk Zingler (60, 2.v.l.) hat das DFB-Bundesgericht den Einspruch von Union Berlin abgewiesen.
In Anwesenheit von Präsident Dirk Zingler (60, 2.v.l.) hat das DFB-Bundesgericht den Einspruch von Union Berlin abgewiesen.  © Thomas Frey/dpa

Unionfux: Mag schon sein, dass es zu erwarten war: Auch die nächste Instanz, das DFB-Bundesgericht, hat das Skandalspiel (in mehrfacher Hinsicht) vom 14. Dezember letzten Jahres für Bochum und gegen Union entschieden, d. h. das Spiel, welches bekanntlich 1:1 ausging, wird mit 2:0 für den Gast gewertet. Auch die Einsprüche von St. Pauli und Kiel haben dabei nichts gebracht, nun kann man nur noch hoffen, dass diese sportlich und moralisch höchst fragwürdige Entscheidung keine echten sportlichen Konsequenzen nach sich zieht, also über Auf- und Abstieg auf diese Art entschieden wird.

Damit wir uns nicht missverstehen: Natürlich war dieser blöde Feuerzeugwurf falsch und muss bewertet werden, aber dieses offensichtlich üble Schmierentheater des VfL Bochum derart zu belohnen, trotz all dieser Bilder aus verschiedensten Perspektiven und dem absurden Ablauf des Ganzen - und überdies vollkommen außer Acht zu lassen, dass den Verein im Grunde ja keinerlei Schuld trifft, da er den Vorfall unmöglich verhindern konnte, zudem zu behaupten, dass das Spiel ja im Grunde abgebrochen wurde, ungeachtet der Entscheidung mit Augenmaß des Schiedsrichters Petersen - meine Herren, sitzen da ein paar gewaltige Amateure (und das ist noch nett gesagt) in diesen Gerichten. Und man kommt nicht ganz umhin, das Unparteiische dieser Gremien dann doch massiv anzuzweifeln.

Ganz davon abgesehen, wie solche Dinge in Zukunft behandelt werden sollten, hier ist ein Urteil mit Tragweite gefällt worden, das hoffentlich kurzfristig nichts auslösen wird, mittel- und langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit. Ich denke schon, dass unser Verein eine weitere Instanz anrufen wird bis hin zu einem Ordentlichen Gericht, mal sehen, ob das was bringt.

Für mich ist das Ganze letztlich nicht verwunderlich, auch wenn man, vielleicht auch wider besseres Wissen, auf so etwas wie eine salomonische Entscheidung hofft. Oft genug hat dieser Verband gezeigt, wie überfordert er mit komplizierteren Vorgängen ist, die der moderne Profifussball so mit sich bringt, heute ist leider ein weiterer Beweis dazugekommen. Man kann und will gar nicht mehr hinsehen, ganz zu schweigen davon, irgendwas davon noch ernst zu nehmen.

28. Februar: Das Union-Sonntags-Spiel gegen Kiel wird richtungsweisend

Neuzugang Marin Ljubičić (23, r.) würde gegen Holstein Kiel gern von Beginn an auflaufen.
Neuzugang Marin Ljubičić (23, r.) würde gegen Holstein Kiel gern von Beginn an auflaufen.  © Uwe Ansbach/dpa

Icke: Am Sonntag um 15.30 Uhr spielt Union gegen Holstein Kiel. Gegenüber den Norddeutschen haben wir ein Polster von elf Punkten, plus dem (immer noch) wesentlich besserem Torverhältnis. Schlagen wir Kiel, so haben wir sie wohl endgültig abgehängt. 14 Punkte plus X wären kaum noch aufholbar.

Wenn da nur nicht so viele Fragen bei uns offen wären. Haben wir unsere Klatsche in Dortmund aus den Köpfen herausbekommen? Ist Baume weiterhin stur und lässt wieder eine Viererkette auflaufen? Spielt endlich Benes auf der "8", den gefühlt 80 Prozent aller Unioner in der Startformation sehen wollen?

Das gleiche gilt für Mittelstürmer Ljubicic. Aktuell kannst Du Dich mit gefühlt jedem Unioner unterhalten, alle wollen ihn von Beginn an spielen sehen. Was Baume hier für Probleme hat, verwundert doch sehr. Die Hoffnung stirbt allerdings zuletzt.

Hoffen wir, dass die wirklich stärkste Union-Mannschaft aufläuft und wir wenigstens gegen Holstein Kiel einen überzeugenden Sieg einfahren. Es wird mal wieder Zeit!

Interessant ist es zu sehen, dass immer mal wieder die Diskussion über den Gladbacher Florian Neuhaus bei Union aufflammt. Der zehnfache deutsche A-Nationalspieler war schon mehrfach so gut wie weg. Erst war das Gerücht um Bochum kurz vor der Vollendung, dann war der Wechsel zu Besiktas nur noch eine Formsache, aber nö … Er ist immer noch in Gladbach. Inzwischen ist BMG wohl bereit, ihn für eine Ablöse knapp unter drei Millionen Euro ziehen zu lassen.

Die Ablöse war wohl bei ihm noch nie das Problem. Eher sein Gehalt. In Gladbach verdient er angeblich 4 Millionen pro Jahr und das noch bis zum Sommer 2027. Wer hierfür eine Lösung findet, der bekommt ihn wohl auch. Ehemals hatte Neuhaus einen Marktwert von 38 Millionen Euro und galt als der kommende Star auf dem Bökelberg. Inzwischen ist er auf 3,5 Millionen gesunken. Seinen Stammplatz hat er auch verloren. Und trotzdem deutet er immer mal wieder an, was er eigentlich alles kann.

Für Union würde er wohl passen wie kaum ein anderer Spieler. Und mit 27 Jahren ist er auch noch nicht zu alt. Mit Kruse zum Beispiel hatten wir eine gute Erfahrung gemacht, ihn zu verpflichten. Die Leistungskurven waren ähnlich. Ich würde diesen Wechsel sehr befürworten. Wir hätten dann mit Kemlein, Benes und Neuhaus endlich mal wieder ein spielerisch begabtes Trio im Mittelfeld. Ob Schäfer seine Formkurve noch einmal nach oben bekommt, müssen wir abwarten.

Jetzt aber zählen am Wochenende nur drei Punkte gegen Kiel. Alles andere zählt gerade nicht. Und Baume braucht ein überzeugendes Erfolgserlebnis für die Mannschaft. Auch und vor allem, um weiter in Ruhe arbeiten zu können. Nach Kiel müssen wir in Frankfurt antreten. Danach besucht uns Bayern München. Im dritten Spiel nach Kiel fahren wir nach Freiburg.

Ergo, wenn es ganz blöd läuft, holen wir danach Null Punkte aus den drei Spielen. Eisern gegen Kiel.

25. Februar: Klatsche? Schnee von gestern - jetzt kommt Kiel

Union Berlins Andras Schäfer (25) reagiert nach einem Foul an Dortmunds Maximilian Beier (22).
Union Berlins Andras Schäfer (25) reagiert nach einem Foul an Dortmunds Maximilian Beier (22).  © Fabian Strauch/dpa

Unionfux: 0:6 gegen Dortmund - schon heftig, so eine Klatsche, die heftigste in unserer Bundesligazeit, das macht weder Spaß noch Mut, aber sollte jetzt auch nicht zu großen Depressionen hinreißen, Werder Bremen beispielsweise hat in Freiburg auch fünf Stück bekommen und Frankfurt vier bei den Bayern, sowas passiert, wenn spielstarke Mannschaften ins Rollen kommen. Klar, die letzte Viertelstunde mit allein vier Treffern sieht extrem doof aus, doch im Grunde hält sich der Schaden in Grenzen, verloren hätten wir dort auch, wenn in Minute 75 abgepfiffen worden wäre und wer hätte sich schon über eine 0:2-Niederlage aufgeregt? Zumal die Mitbewerber auch verloren oder zumindest nicht gewonnen haben, ist gar nicht so viel passiert, außer eine Delle im Torverhältnis und vielleicht ein deutlicher Weckruf zur rechten Zeit. Und dass wir natürlich unserer Lieblingsbeschäftigung als Aufbaugegner nachgekommen sind …

Nun muss man im Fußball ja mit Niederlagen klarkommen, gleichwohl sollte daraus man natürlich die eine oder andere Lehre ziehen, sowohl Mannschaft als auch der Trainer, der weiterhin auf der Suche nach Taktik, Personal und Stabilität scheint und bei dem man zugegebenermaßen nicht selten rätselt, was er sich so denkt und wie er auf diese und jene Entscheidung kommt, insbesondere, wenn die nicht greifen. Die Reaktion auf den letzten Samstag muss eigentlich ein Hybrid aus dem berühmten "Mund abputzen" und 180-Grad-Drehung sein, einerseits sollte man das letzte Spiel schnell vergessen, andererseits kann es ein stures "Weiter so" auch nicht geben.

Ein Heimspiel gegen den Aufsteiger und Tabellenletzten Holstein Kiel kann da gerade recht kommen, um sich wieder zu fangen und auf die eine oder andere Stärke zurück zu besinnen - dazu gehört auch die Rückkehr zur Dreierkette (für die Viererkette kann man ja dann nach erfolgtem Klassenerhalt sorgen, sowohl personell als auch taktisch), den Einsatz von Vogt, Benes und Ljubicic in der Startelf (und nicht erst ab der siebzigsten Minute oder so), denn das erhöht unsere Stabilität hinten, sorgt für so dringend benötigte Kreativität aus dem Mittelfeld und Vollstreckerqualitäten in der Offensive - und logischerweise ein konzentriertes und selbstbewusstes Auftreten, das auch nach einem Heimspiel in der Festung Alten Försterei aussieht. Sagt sich natürlich alles leicht, schon klar, das wird kein leichtes Spiel, aber das wird es kaum jemals in der Bundesliga, das sollten wir doch nach fast sechs Jahren wissen, es sei denn, der Gegner erwischt einen extrem schlechten Tag, so wie wir in Dortmund.

Ja, es hat schon ein bisschen was von einem Endspiel, denn mit Blick auf den Spielplan sind drei Heimpunkte gegen Kiel fest eingepreist, sollte das auch schiefgehen, dann gehen Steffen Baumgart schon die Argumente aus, muss sein Einstand als missglückt angesehen werden und die Frage, ob das mit Union und der Ikone tatsächlich so passt, wird zwangsläufig gestellt werden und diesmal fernab jeder Romantik. Aber ich bin optimistisch und ein erklärter Feind des Rumunkens, deswegen sage ich einen ziemlich klaren Sieg voraus. Nicht dabei, zumindest auf dem Feld, ist auf alle Fälle unser Eigengewächs Kemlein, der erst zur neuen Saison wieder am Start sein kann, seine Fußverletzung machte doch eine Operation notwendig und die ist zwar erfolgreich verlaufen, aber der Heilungsprozess braucht offenbar seine Zeit. Gute Besserung, Aljoscha!! Und noch eine Personalie: nachdem Oliver Ruhnerts Karriere als Bundestagsabgeordneter für das BSW denkbar knapp an 0,028 Prozentpunkten gescheitert ist, würde er, laut eigener Aussage, wieder gern in den Fußball zurückkehren und sein Vertrag mit uns ruht ja nur. Wie man das finden kann und soll, darüber reden wir allerdings erst, nachdem Entscheidungen gefallen sind, ob er zurückkommt und wenn ja, als was, denn über ungelegte Eier wird schon viel zu oft debattiert.

Zunächst gilt sowieso die ganze Konzentration dem Spiel am Sonntag, das Wetter soll schon mal ganz gut werden, es wird Zeit, dass wir mal wieder mit einem breiten Grinsen home to go (oder so ähnlich) marschieren…

24. Februar: Unions Mittelstürmer Odyssee

Marin Ljubicic (22, l.) schiesst an Hoffenheims Torwart Luca Philipp (24) vorbei das Tor zum 0:2. (
Marin Ljubicic (22, l.) schiesst an Hoffenheims Torwart Luca Philipp (24) vorbei das Tor zum 0:2. (  © Uwe Anspach/dpa

Icke: Im Sommer 2021 waren wir letztmalig auf dem Stürmer-Transfermarkt wirklich erfolgreich. Wir holten Awoniyi aus Liverpool fest und dazu auch noch Behrens. Kruse und Becker waren schon da. Was für eine wundervolle Offensive hatten wir mit Becker, Awoniyi, Kruse und Behrens im Jahr 2021!

Seit unserem Erstliga-Aufstieg 2019 haben wir folgende Stürmer verpflichtet: Ljubicic 4,5 Mio., Prtajin 1,0 Mio., Ilic (zur Leihe), Vertessen 4,75 Mio., Volland 4,0 Mio., Kaufmann 2,7 Mio., Bedia 2,0 Mio., Hollerbach 2,0 Mio., Fofana (zur Leihe), Sanogo (aus der eigenen A-Jugend), Jordan 6,0 Mio., Leweling 4,0 Mio., Skarke (ablösefrei), Burcu 0,3 Mio., Preu (aus der eigenen A-Jugend), Michel 2,5 Mio., Dajaku 1,5 Mio., Endo 0,9 Mio., Öztunali (ablösefrei), Bülter 1,5 Mio., Musa (zur Leihe), Kruse (ablösefrei), Teuchert (ablösefrei), Pohjanpalo (zur Leihe), Maciejewski (aus der eigenen A-Jugend), Ujah 2,0 Mio., Ingvartsen 1,5 Mio., Abdullahi 0,5 Mio., Becker (ablösefrei).

29 (!) Stürmer in 6 Jahren. Das macht rein statistisch: (fast) 5 neue Stürmer pro Saison/Jahr. Ich glaube, das ist uns selbst – so – gar nicht bewusst. Ein großes Missverhältnis in Planung und Transfers. Wenn - wie 2021 – wirkliche Volltreffer dabei sind, wird alles positiv übertüncht. So es dann nicht mehr läuft, schlägt es doppelt tief ein. Was haben wir gerade in der jüngsten Vergangenheit alles mit Stürmern versucht? Viel Geld ausgegeben für Mittelmaß oder noch weniger. Und es hört nicht auf. Da verpflichten wir (vor etwas mehr als) 4 Wochen für 4,5 Millionen einen neuen Mittelstürmer (Ljubicic), der dann in drei Spielen nur von der Bank kommt. Und das, obwohl er bei seinem ersten Kurzeinsatz in Hoffenheim mit seiner ersten Ballberührung ein Tor machte und gleich noch ein zweites Tor vorbereitete. Verstehe nur ich das nicht? Wir geben wirklich für einen Reserve-Spieler 4,5 Mio. Euro aus? Oder wussten wir das alles nicht vorher? Nein, das ist in den letzten Jahren und aktuell ganz besonders … schlecht gescoutet und noch schlechter verpflichtet. Auf der Mittelstürmer-Position wohlgemerkt. Das Prinzip heißt (hieß): Masse vor Klasse. Es wird schon etwas Gutes dabei sein. Und ja, genau das ging so in den ersten zwei Bundesliga-Jahren auch auf. Unser oben schon bezeichneter Sturm mit Becker, Behrens, Awoniyi und Kruse war ein einmaliger Glücksfall. So muss man das wohl aus der Perspektive von 2025 sehen.

Und danach? Hatten wir immer noch gute Verpflichtungen. Zum Beispiel Leweling. Wir erkannten aber seine Fähigkeiten nicht. Gaben ihm zu wenig Spielzeit. Stuttgart freut sich über unsere (sorry) Dummheit. Sein Marktwert als deutscher Nationalspieler liegt aktuell bei 20 Millionen. Tendenz steigend. Bei uns war er nicht einmal Stammspieler. Hollerbach ist aktuell auch ein Aktiv-Posten. Allerdings nicht mehr von der Qualität eines Becker, Kruse oder Awoniyi. Mit Vertessen haben wir einen Stürmer mit Verlust im diesjährigen Winter verkauft. Die Frage sei gestattet, warum eigentlich? Die Idee mit Volland hätte – nach unseren guten Erfahrungen mit Max Kruse klappen können. Hat sie aber nicht. Und daran sind wir selbst auch nicht ganz schuldlos. Wenn er nicht oder viel zu wenig spielt, kann er auch nicht treffen. Burcu haben wir im letzten Sommer auch geholt und ihn gleich nach Magdeburg verliehen. Das war klug. Dort blüht er aktuell so richtig auf, trifft und spielt mit Magdeburg um den Aufstieg zur Bundesliga. Er könnte ein Volltreffer in der Zukunft werden.

Was wirklich auffällt? Gerade in der letzten Zeit geben wir zu viel Geld für zu wenig Qualität aus. Bedia, Jordan, Ilic, Ljubicic, Prtajin und Kaufmann wurden für über 16 Millionen geholt. Keiner konnte wirklich überzeugen oder hat mit Toren geglänzt.

Schauen wir uns die Stürmer-Finanzen einmal in ihrer Gesamtheit an. Über 42 Millionen Euro gaben wir in der ersten Bundesliga für Stürmer-Ablösen aus. Knapp 44 Millionen Einnahmen haben wir auf der Habenseite zu verzeichnen. Das sind Ablösen und Leihgebühren zusammengefasst. Wenigstens hier haben wir keine Defizite zu verzeichnen. Wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dass Awoniyi mit seinen 20,5 Millionen Ablöse ganz allein ca. die Hälfte aller Einnahmen verbuchte. Hätten wir diesen Glücksgriff nicht dabeigehabt, sähe die Bilanz wesentlich schlechter aus. So wie aktuell "gefühlt".

Was können wir daraus für Schlüsse ziehen? Wir müssen unser Verpflichtungs-System ändern. Mehr Klasse als Masse. So wie in der letzten Zeit geht das nicht mehr lange gut. Wir blasen unser Geld in die Welt hinaus. Millionen-Investitionen in viele durchschnittliche Mittelstürmer haben uns – gerade in der jüngsten Zeit – in arge Bedrängnis gebracht. Und im Nachwuchs? Da lassen wir gerade einen Asanji nach Mailand ziehen. Die Frage sei gestattet, waren wir echt ohne eine Chance, mit ihm einen Profi-Vertrag abzuschließen? Oder haben wir zu lange gewartet? Oder sah er in Mailand bessere Entwicklungs-Chancen für sich? Wenn wir diese Fragen beantworten, können wir vielleicht für unsere Zukunft Dinge verbessern. Aktuell haben wir wieder zwei neue Juwelen in A- und B-Jugend. Gray und Engel haben beide exzellente Tor-Quoten. Beide stehen noch nicht so im Fokus. Weil Sie noch keine Nachwuchs-Länderspiele absolviert haben. Jetzt die Gespräche über ihre Zukunft zu führen … ist mitnichten zu früh. Sonst kommen wieder irgendwelche Engländer oder Italiener und machen Nägel mit Köpfen. Ich möchte, dass wir als Erster den Hammer dazu in der Hand haben. Eisern.

23. Februar: Einfach nur peinlich

Nach der Schmach stellten sich die Union-Stars den Fans.
Nach der Schmach stellten sich die Union-Stars den Fans.  © Fabian Strauch/dpa

Icke: Krachend gescheitert. Peinliche Vorstellung. Das 0:6 in Dortmund war eine der schlimmsten Vorstellungen von Union und die höchste Niederlage in der Bundesliga, die es je gab. Die knapp 4.000 Unioner, die in Dortmund waren, können einem nur leidtun. Gibt es auch mal wieder ein Wochenende mit guter Laune für Unioner? Im Unionforum brennt die Luft, da wird inzwischen Tacheles geredet. Mal wieder und so langsam ist das nicht mehr lustig, sind wir der Top-Aufbaugegner für wackelnde Bundesliga-Clubs. In der Mathematik würde man „w.z.b.w.“ darunter setzen … was zu beweisen war …

Dazu auch Christian Beeck: "Sie waren stets bemüht … mit so vielen Fehlern". Und auch Leite bekam sein Fett weg … "Wenn du so einen Abwehrspieler wie Leite hast, dann wird`s auch schwierig". Ich sehe das genauso. Und ergänze darum, dass die Fehler-Quote mit der Aufstellung begann. Das sich die Mannschaft mit einer Viererkette nicht wohlfühlt … ist bekannt. Man konnte es dann auch sehen, zumindest ganz klar … in der 2.Halbzeit. Warum dann der wiederum blasse Ilic spielte und nicht 4,5 Mio.-Neu-Einkauf Ljubicic, bleibt Baumes Geheimnis. Zumal Ljubicic bisher nicht enttäuschte. Ilic ein weiteres Mal. Jeong blieb ebenso blass. Ein Stratege wie Benes musste dafür erst einmal wieder auf der Bank Platz nehmen. Das versteht kein Mensch! Behält Baume seine Sturheit, die sehr an Vorgänger Bo erinnert, so bekommen wir doch noch akute Probleme mit dem Abstieg.

Zum Spiel: In der 1.Halbzeit schenkten uns die Dortmunder nur zwei Tore ein. Das erste war gleich ein Eigentor von Leite, wo man sich fragen musste, warum er da überhaupt ran geht. Und wenn dann doch, bitte mit Konzentration. Das zweite Tor war genauso so eine Graupe und geht auch auf Leite. Der zieht bei einem Kopfball seinen Kopf zurück. Wahrscheinlich hatte er (im Hinterkopf) Angst, ein zweites Eigentor zu fabrizieren. Guirassy sagte Danke und machte das erste von seinen insgesamt vier Toren. Trotzdem war unser Spiel in der ersten Halbzeit noch halbwegs in Ordnung. Natürlich merkte man die Unsicherheit der Mannschaft, bloß keinen weiteren Fehler zu machen. Und ja, dass lag auch am falschen System. Ein dritter Innenverteidiger hätte der ganzen Mannschaft gutgetan.

Aber im Gegensatz zu letzter Woche, wo Baumgart zur Halbzeit das System korrigierte, sah er beim BVB dafür keinen Grund. Im Ergebnis bekamen wir dann noch vier Stück. Nach vorn gelang uns rein gar nichts. Jeong und Ilic waren Totalausfälle. Hollerbach ruckte immer mal wieder an, ihm gelang aber auch kaum Nennenswertes (eine Chance hatte er). Juranovic als rechter Verteidiger wusste wenigstens nach vorn noch ab und an zu überzeugen. Bis zu seinem Aussetzer, als er im eigenen Strafraum den Ball hatte. Und statt diesen einfach nach vorn zu spielen, fängt er an zu fummeln und verliert die Kugel …es klingelte wieder bei uns.

Rothe auf links war auch überfordert. Er machte keine Kardinalfehler, seine Unsicherheit merkte man trotzdem. Doekhi ließ sich dann auch noch von den Fehler-Ketten anstecken und so nahm das Drama seinen Lauf. Wir wurden regelrecht abgeschlachtet und waren mit "nur" sechs Toren noch gut bedient. Der einzige Spieler mit Normalform war Keeper Rönnow. Er hielt was zu halten war.

Lieber Steffen Baumgart, eine alte Fußball-Regel heißt, stabilisiere als Erstes die Abwehr. Mache das bitte ab der nächsten Woche. Lass die Experimente während der Saison. Das geht sonst weiterhin schief. Oder möchtest Du im übernächsten Spiel in Frankfurt acht Dinger eingeschenkt bekommen? Und bringe bitte Benes auf der "8" und Neu-Einkauf Ljubicic auf der "9". Bei beiden wissen wir, dass sie es zumindest theoretisch können. Klare Kante, wie es die Mannschaft kann und verlässliche Spieler im Stamm. Das heißt drei Innenverteidiger, eine Viererkette in der Mitte mit einer 6 und einer 8 (sowie zwei Außenbahnspielern) und vorn Starke, Ljubicic und Hollerbach. Das scheinen aktuell die besten Alternativen zu sein, zumindest nach den Leistungen, die sie uns auf dem Platz zeigen (und nichts Anderes zählt!). Zeig uns bitte, dass Du hinsichtlich Deiner Vorstellungen vom Fußball doch kein sturer Bock bist! Eisern.

21. Februar: 1 Tag vor dem Spiel - BVB zerlegt sich selbst?

Steffen Baumgart (53) gestikuliert.
Steffen Baumgart (53) gestikuliert.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Oh oh, wenn der sonst so ruhige Roman Weidenfeller (453 Spiele für den BVB!) aus der Haut fährt, dann ist da etwas. Heute berichtet die "ruhr24", wie Weidenfeller - Can angreift. Ihm missfiel vor allem, Cans Spruch zum Lissabon-Spiel, nur das Nötigste zum Weiterkommen gemacht zu haben. Weidenfeller: "Heute hat man gemerkt, dass der Funke nicht übergesprungen ist". Und mit Blick auf das Spiel gegen Union legte er nach: "Das Nötigste wird dem BVB dann wohl nicht reichen." Für beide Clubs geht es um mehr als nur diese 3 Punkte. Union könnte sich mit einem Dreier schon weit von der Abstiegszone entfernen. Der BVB dagegen muss für das internationale Geschäft der kommenden Saison immerhin 6 Punkte Rückstand aufholen. Kein Dreier für die Dortmunder hieße schon fast … das Ende des internationalen Fußballs für 1 Jahr in Dortmund. Was das für den Millionärs-Kader heißt, kann sich jeder denken. Das genau ist der Hintergrund für die Weidenfeller-Kritik an Can. Die Keeper-Legende denkt einfach mal ein Stück weiter, als der Verteidiger.

Für Union kann das nur gut sein. Vorausgesetzt, bei uns stimmt alles. Bis auf Kemlein und Skov sind alle Spieler einsatzfähig. Bisher haben wir in Dortmund nichts gerissen. In 5 Spiele stehen 5 Niederlagen für uns zu Buche. Zeit, das zu ändern! Wir brauchen nach Baumgart (Pressekonferenz vor dem Spiel) sehr viel Mut. Dazu und das ist meine Meinung, eine Dreierkette, aggressives Pressing und ein halbwegs sauberes Passspiel. Kevin Vogt steht wieder im Kader, wohl aber (nach seiner Verletzung) nicht in der Startelf. Für 20 Minuten zum Ende hin, könnte es aber reichen. Ein Vogt ist für uns einfach unverzichtbar. Irgendwie herrscht so eine positiv-komische Stimmung. Da könnte etwas gehen. Samstag um 18.30 Uhr beginnt das Top-Spiel. 2 Stunden später wissen wir es genau. 3900 Unioner begleiten uns nach NRW. Es hätten locker mehr sein können. Würde man sich auch einmal Gedanken um die vorhandene bzw. nicht vorhandene Infrastruktur bzw. die Anstoßzeiten machen. Die letzten Züge Dortmund-Berlin sind aufgrund dieser Anstoßzeit für Berliner kaum zu schaffen. Da fragt man sich wirklich, wer plant so etwas? Das wirklich kleine Problem könnten wahrscheinlich die meisten 12-Jährigen lösen. Wir aber sind schon kribblig und merken, da kommt etwas Cooles auf uns zu. Eisern.

Titelfoto: Arne Dedert/dpa

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