Union-Berlin-Blog: Das war absolut unverständlich und ganz großer Mist

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.
Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

Union Berlin: Mitten im Abstiegskampf warten Hammer-Wochen
1. FC Union Berlin Union Berlin: Mitten im Abstiegskampf warten Hammer-Wochen

Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

3. März: Das war absolut unverständlich und ganz großer Mist

Holstein Kiel schlägt den 1.FC Union Berlin im eigenen Stadion mit 1:0.
Holstein Kiel schlägt den 1.FC Union Berlin im eigenen Stadion mit 1:0.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Die ganze Bundesliga spielt für uns. Bochum, Heidenheim und auch St. Pauli verlieren ihre Spiele am Samstag. Wir haben dann am Sonntag die große Chance uns im Spiel gegen den damals (noch) Tabellenletzten mit einem Sieg abzusetzen und was passiert wirklich? Holstein Kiel, die noch nie (!) ein Bundesligaspiel Auswärts gewannen … schlägt uns im eigenen Stadion mit 1:0.

Unverständlich deshalb, weil wohl nicht alle verstanden hatten, wie wichtig das gewesen wäre und großer Mist, weil die Nordlichter auch noch völlig verdient gegen uns gewonnen haben.

Ein paar Dinge machte Baumgart am Anfang richtig. Er kehrte wieder zur stabileren Dreierkette zurück. Die Mannschaft kann es aktuell gar nicht anders. Auch bekam Ljubicic endlich seine Startelf-Chance. Schlecht war, statt Benes spielte mit Tousart wieder einmal ein zweiter Zerstörer im zentralen Mittelfeld. Warum? Das war schon das falsche Zeichen an die Mannschaft!

Union Berlin vor wegweisendem Spiel gegen Kiel: "Favoritenrolle gilt nicht"
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Und dann legten wir los. Die ersten 10 Minuten waren (wie auch so oft) gar nicht so schlecht. Unsere Angriffsbemühungen waren sichtbar. Zwingende Chancen hatten wir nicht, trotzdem war Tempo erkennbar. Die restlichen 85 Minuten waren dann grausam. Keine Tempo-Angriffe und keine erkennbare Spiel-Idee. Es ist wirklich nicht übertrieben. Kiel hatte einen Plan und zog den erfolgreich durch. Sie verdichteten ihr Zentrum im eigenen Drittel und immer wann möglich schwärmten sie mit 4, 5 Spielern los und setzten eigene Angriffe. In der 43. Minute schließen die Kieler dann ihren besten Angriff ab und gehen in Führung. Absolut verdient. Zumal wir es in einem Heimspiel gegen den Tabellenletzten nicht einmal schafften – mehr Ballbesitz und damit die Spielhoheit zu erreichen. 50:50 verteilte sich dieser über das ganze Spiel.

Bei den gewonnenen Zweikämpfen lagen die Kieler mit 51% sogar vorn. Da nützten uns unsere 11 Eckbälle (Kiel nur 3) gar nichts, weil wir keinen Plan dabeihatten und eben auch keine Spieler, die Ecken verwandeln können. Ein Trauerspiel, was einem den Sonntag so richtig vermieste. Eine Einblende von Dirk Zingler in der 2.Halbzeit sagte alles über das Spiel aus. Er stand auf, sein schon versteinertes Gesicht sagte schon alles aus und dann drehte er sich um, er konnte nicht mehr hinsehen.

Das war auch mein Gemütszustand. Man konnte es einfach nicht begreifen, was da auf dem Platz geschah. Relativ zügig bekam ich vom alten Stadionsprecher Andre Rolle gleich nach dem Spiel ein emotionales Statement. Tiefe Enttäuschung und Unverständnis kam darin zum Ausdruck. Das gute an der Situation, „Rolle“ geht’s gesundheitlich wieder besser. Gott sei Dank! Leider tut die Mannschaft nichts zur Genesung dazu.

Und nun spielen wir kommende Woche in Frankfurt, danach besucht uns Bayern München. Punkten wir da? Eher nicht, schon gar nicht mit dieser Leistung. Dann folgt das Auswärtsspiel in Freiburg. Da ist wohl auch nichts zu holen. Wo wollen wir eigentlich noch punkten? Auf Grund eines noch immer vorhandenen Punktes-Polsters haben wohl noch nicht alle Spieler begriffen, wie sich die aktuelle Lage darstellt. Wir stecken wieder bis über beide Ohren fest im Abstiegskampf.

Und Gnade uns Gott, wenn wir jetzt noch (wie wohl nicht vermeidbar) drei Mal hintereinander verlieren. Dann kannst du die Psyche der Union-Spieler am Boden suchen. Ich erwarte, dass es jetzt im Forsthaus auch mal etwas lauter wird. Eisern.

2. März: Schlimme Bankrotterklärung gegen den Tabellenletzten: Heimniederlage gegen Kiel

Harte Landung: Unions Laszlo Benes rutscht tiefer in den Abstiegskampf.
Harte Landung: Unions Laszlo Benes rutscht tiefer in den Abstiegskampf.  © Andreas Gora/dpa

Wenn man einem Unwissenden nahebringen wollte, was eine Bankrotterklärung ist, so wäre das Heimspiel gegen die auswärts sieglosen Kieler ein überaus passendes Beispiel, doch wem will man zumuten, sich dieses Schulhofgekick noch mal anzusehen? Denn es funktioniert so gut wie nichts an diesem Nachmittag, zu keinem Zeitpunkt existiert so etwas wie Zugriff auf das Spiel, taktisch ist wenig zu erkennen, die Laufwege stimmen nicht, ungenaue Ideenlosigkeit am laufenden Band. Kein Schuss aus der zweiten Reihe, kein Freistoß in gefährlicher Position, kein gewonnener Kopfball im Strafraum, kaum ein anständiger Spielzug.

Dass die Kieler zu allem Überfluss kurz vor der Pause das Siegtor machen, kommt erschwerend obendrauf, denn auch der Umgang mit einem Rückstand überfordert unsere Jungs nach wie vor in erschreckendem Ausmaß: nach der Pause geht es so weiter wie davor, auch die (zu späten) Einwechslungen bringen nichts, die neu hinzugekommenen Spieler passen sich dem unfassbar niedrigen Niveau sofort an. Das einzig Gute: man muss kaum einer vergebenen Chance nachtrauern, denn es gibt sie nicht so recht.

Da nutzen auch erstaunliche 38 Flanken nichts (davon keine taugliche!) oder immerhin elf Ecken. Eine Passquote von 67 Prozent ist trauriger Ausdruck einer desolaten Mannschaftsleistung, kein Häuptling ist in Sicht, nur hilflose Indianer, die in dieser Form gegen keine Mannschaft der Liga eine Chance hat, es sei denn, sie ist noch indisponierter, aber darauf kann man wohl kaum hoffen. Dass Schiedsrichter Reichel nicht seinen besten Tag hat, ist lediglich eine Randnotiz, dass der Gegner am Schluss jede Gelegenheit zum Zeitschinden nutzt, auch.

Nach lediglich sieben Punkten aus neun Spielen, davon etliche gegen Mannschaften aus dem untersten Tabellendrittel (und eigentlich war keiner der Niederlagen unglücklich, sondern verdient), kommt man nicht umhin zu erkennen, dass der Trainerwechsel von Svensson auf Baumgart nicht so wirklich was gebracht hat. Inwiefern er diese Nichtleistung zu verantworten hat - schwer zu sagen, auf jeden Fall nicht allein. Doch er hat niemanden besser machen oder wenigstens an seine Normalform führen können, er gibt der Truppe offensichtlich kaum etwas an die Hand, was einer funktionierenden Taktik gleichkommen würde, geschweige denn irgendeine Stabilität, die Aufstellung beinhaltet beinahe immer Fragezeichen und auch der große Motivator und Anzünder ist er leider nicht, da sind wir wohl einem Mythos aufgesessen.

Was also kann er denn? Ich habe keine Ahnung. Es gab nicht wenige Stimmen, die bei seiner fussballromantischen Verpflichtung genau das prophezeit haben, was wir jetzt sehen. Ist seine einzige Qualifikation denn wirklich, dass er vor über zwanzig Jahren mal zwei Saisons lang ein überaus beliebter und auch ganz guter Spieler war? Ich weiß: heftige Worte. Nur wenn das so weitergeht, wird unsere Bundesligazugehörigkeit unnötig und fahrlässig verspielt. Seit längerer Zeit jagt eine personelle Fehlentscheidung die nächste, fast alle Patronen sind verschossen. Alte Stärken sind verschwunden, nur Schwächen sind hinzugekommen, selbst die Festung Alte Försterei ist längst keine mehr.

Ob ein erneuter Trainerwechsel irgendetwas bringen würde, ja, das ist mehr als fraglich. Doch irgendwas muss passieren, wir sitzen unübersehbar auf dem komplett falschen Dampfer, so rauschen wir mit Schwung in die Zweite Liga und ich muss wohl keinem erzählen, dass das einer veritablen Katastrophe gleichkäme. Die nächsten Gegner sind nämlich noch ein ganz anderes Kaliber als die (zugegebenermaßen) cleveren Kieler. Die höchste Bundesligaklatsche in Dortmund in der letzten Woche hat mich nicht annähernd so schockiert wie das heutige Spiel.

Optimismus tut fraglos not, aber noch viel mehr ein funktionierender Plan, denn ohne Plan (und unter Urs Fischer hatten wir einen, zumindest sehr lange Zeit) können nur Mannschaften überleben, wo die individuelle Klasse überaus hoch ist. Und den kann im Moment niemand ernsthaft erkennen und Folklore bringt, das sollten wir gelernt haben, keine Punkte. Die Hoffnung, dass, aus unerklärlichen Gründen, alles schon irgendwie in Ordnung kommt, die ist heute ein empfindliches Stück kleiner geworden

28. Februar: Traurig, wenn auch zu erwarten: Die zweite Instanz ist nicht klüger als die erste

In Anwesenheit von Präsident Dirk Zingler (60, 2.v.l.) hat das DFB-Bundesgericht den Einspruch von Union Berlin abgewiesen.
In Anwesenheit von Präsident Dirk Zingler (60, 2.v.l.) hat das DFB-Bundesgericht den Einspruch von Union Berlin abgewiesen.  © Thomas Frey/dpa

Unionfux: Mag schon sein, dass es zu erwarten war: Auch die nächste Instanz, das DFB-Bundesgericht, hat das Skandalspiel (in mehrfacher Hinsicht) vom 14. Dezember letzten Jahres für Bochum und gegen Union entschieden, d. h. das Spiel, welches bekanntlich 1:1 ausging, wird mit 2:0 für den Gast gewertet. Auch die Einsprüche von St. Pauli und Kiel haben dabei nichts gebracht, nun kann man nur noch hoffen, dass diese sportlich und moralisch höchst fragwürdige Entscheidung keine echten sportlichen Konsequenzen nach sich zieht, also über Auf- und Abstieg auf diese Art entschieden wird.

Damit wir uns nicht missverstehen: Natürlich war dieser blöde Feuerzeugwurf falsch und muss bewertet werden, aber dieses offensichtlich üble Schmierentheater des VfL Bochum derart zu belohnen, trotz all dieser Bilder aus verschiedensten Perspektiven und dem absurden Ablauf des Ganzen - und überdies vollkommen außer Acht zu lassen, dass den Verein im Grunde ja keinerlei Schuld trifft, da er den Vorfall unmöglich verhindern konnte, zudem zu behaupten, dass das Spiel ja im Grunde abgebrochen wurde, ungeachtet der Entscheidung mit Augenmaß des Schiedsrichters Petersen - meine Herren, sitzen da ein paar gewaltige Amateure (und das ist noch nett gesagt) in diesen Gerichten. Und man kommt nicht ganz umhin, das Unparteiische dieser Gremien dann doch massiv anzuzweifeln.

Ganz davon abgesehen, wie solche Dinge in Zukunft behandelt werden sollten, hier ist ein Urteil mit Tragweite gefällt worden, das hoffentlich kurzfristig nichts auslösen wird, mittel- und langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit. Ich denke schon, dass unser Verein eine weitere Instanz anrufen wird bis hin zu einem Ordentlichen Gericht, mal sehen, ob das was bringt.

Für mich ist das Ganze letztlich nicht verwunderlich, auch wenn man, vielleicht auch wider besseres Wissen, auf so etwas wie eine salomonische Entscheidung hofft. Oft genug hat dieser Verband gezeigt, wie überfordert er mit komplizierteren Vorgängen ist, die der moderne Profifussball so mit sich bringt, heute ist leider ein weiterer Beweis dazugekommen. Man kann und will gar nicht mehr hinsehen, ganz zu schweigen davon, irgendwas davon noch ernst zu nehmen.

28. Februar: Das Union-Sonntags-Spiel gegen Kiel wird richtungsweisend

Neuzugang Marin Ljubičić (23, r.) würde gegen Holstein Kiel gern von Beginn an auflaufen.
Neuzugang Marin Ljubičić (23, r.) würde gegen Holstein Kiel gern von Beginn an auflaufen.  © Uwe Ansbach/dpa

Icke: Am Sonntag um 15.30 Uhr spielt Union gegen Holstein Kiel. Gegenüber den Norddeutschen haben wir ein Polster von elf Punkten, plus dem (immer noch) wesentlich besserem Torverhältnis. Schlagen wir Kiel, so haben wir sie wohl endgültig abgehängt. 14 Punkte plus X wären kaum noch aufholbar.

Wenn da nur nicht so viele Fragen bei uns offen wären. Haben wir unsere Klatsche in Dortmund aus den Köpfen herausbekommen? Ist Baume weiterhin stur und lässt wieder eine Viererkette auflaufen? Spielt endlich Benes auf der "8", den gefühlt 80 Prozent aller Unioner in der Startformation sehen wollen?

Das gleiche gilt für Mittelstürmer Ljubicic. Aktuell kannst Du Dich mit gefühlt jedem Unioner unterhalten, alle wollen ihn von Beginn an spielen sehen. Was Baume hier für Probleme hat, verwundert doch sehr. Die Hoffnung stirbt allerdings zuletzt.

Hoffen wir, dass die wirklich stärkste Union-Mannschaft aufläuft und wir wenigstens gegen Holstein Kiel einen überzeugenden Sieg einfahren. Es wird mal wieder Zeit!

Interessant ist es zu sehen, dass immer mal wieder die Diskussion über den Gladbacher Florian Neuhaus bei Union aufflammt. Der zehnfache deutsche A-Nationalspieler war schon mehrfach so gut wie weg. Erst war das Gerücht um Bochum kurz vor der Vollendung, dann war der Wechsel zu Besiktas nur noch eine Formsache, aber nö … Er ist immer noch in Gladbach. Inzwischen ist BMG wohl bereit, ihn für eine Ablöse knapp unter drei Millionen Euro ziehen zu lassen.

Die Ablöse war wohl bei ihm noch nie das Problem. Eher sein Gehalt. In Gladbach verdient er angeblich 4 Millionen pro Jahr und das noch bis zum Sommer 2027. Wer hierfür eine Lösung findet, der bekommt ihn wohl auch. Ehemals hatte Neuhaus einen Marktwert von 38 Millionen Euro und galt als der kommende Star auf dem Bökelberg. Inzwischen ist er auf 3,5 Millionen gesunken. Seinen Stammplatz hat er auch verloren. Und trotzdem deutet er immer mal wieder an, was er eigentlich alles kann.

Für Union würde er wohl passen wie kaum ein anderer Spieler. Und mit 27 Jahren ist er auch noch nicht zu alt. Mit Kruse zum Beispiel hatten wir eine gute Erfahrung gemacht, ihn zu verpflichten. Die Leistungskurven waren ähnlich. Ich würde diesen Wechsel sehr befürworten. Wir hätten dann mit Kemlein, Benes und Neuhaus endlich mal wieder ein spielerisch begabtes Trio im Mittelfeld. Ob Schäfer seine Formkurve noch einmal nach oben bekommt, müssen wir abwarten.

Jetzt aber zählen am Wochenende nur drei Punkte gegen Kiel. Alles andere zählt gerade nicht. Und Baume braucht ein überzeugendes Erfolgserlebnis für die Mannschaft. Auch und vor allem, um weiter in Ruhe arbeiten zu können. Nach Kiel müssen wir in Frankfurt antreten. Danach besucht uns Bayern München. Im dritten Spiel nach Kiel fahren wir nach Freiburg.

Ergo, wenn es ganz blöd läuft, holen wir danach Null Punkte aus den drei Spielen. Eisern gegen Kiel.

25. Februar: Klatsche? Schnee von gestern - jetzt kommt Kiel

Union Berlins Andras Schäfer (25) reagiert nach einem Foul an Dortmunds Maximilian Beier (22).
Union Berlins Andras Schäfer (25) reagiert nach einem Foul an Dortmunds Maximilian Beier (22).  © Fabian Strauch/dpa

Unionfux: 0:6 gegen Dortmund - schon heftig, so eine Klatsche, die heftigste in unserer Bundesligazeit, das macht weder Spaß noch Mut, aber sollte jetzt auch nicht zu großen Depressionen hinreißen, Werder Bremen beispielsweise hat in Freiburg auch fünf Stück bekommen und Frankfurt vier bei den Bayern, sowas passiert, wenn spielstarke Mannschaften ins Rollen kommen. Klar, die letzte Viertelstunde mit allein vier Treffern sieht extrem doof aus, doch im Grunde hält sich der Schaden in Grenzen, verloren hätten wir dort auch, wenn in Minute 75 abgepfiffen worden wäre und wer hätte sich schon über eine 0:2-Niederlage aufgeregt? Zumal die Mitbewerber auch verloren oder zumindest nicht gewonnen haben, ist gar nicht so viel passiert, außer eine Delle im Torverhältnis und vielleicht ein deutlicher Weckruf zur rechten Zeit. Und dass wir natürlich unserer Lieblingsbeschäftigung als Aufbaugegner nachgekommen sind …

Nun muss man im Fußball ja mit Niederlagen klarkommen, gleichwohl sollte daraus man natürlich die eine oder andere Lehre ziehen, sowohl Mannschaft als auch der Trainer, der weiterhin auf der Suche nach Taktik, Personal und Stabilität scheint und bei dem man zugegebenermaßen nicht selten rätselt, was er sich so denkt und wie er auf diese und jene Entscheidung kommt, insbesondere, wenn die nicht greifen. Die Reaktion auf den letzten Samstag muss eigentlich ein Hybrid aus dem berühmten "Mund abputzen" und 180-Grad-Drehung sein, einerseits sollte man das letzte Spiel schnell vergessen, andererseits kann es ein stures "Weiter so" auch nicht geben.

Ein Heimspiel gegen den Aufsteiger und Tabellenletzten Holstein Kiel kann da gerade recht kommen, um sich wieder zu fangen und auf die eine oder andere Stärke zurück zu besinnen - dazu gehört auch die Rückkehr zur Dreierkette (für die Viererkette kann man ja dann nach erfolgtem Klassenerhalt sorgen, sowohl personell als auch taktisch), den Einsatz von Vogt, Benes und Ljubicic in der Startelf (und nicht erst ab der siebzigsten Minute oder so), denn das erhöht unsere Stabilität hinten, sorgt für so dringend benötigte Kreativität aus dem Mittelfeld und Vollstreckerqualitäten in der Offensive - und logischerweise ein konzentriertes und selbstbewusstes Auftreten, das auch nach einem Heimspiel in der Festung Alten Försterei aussieht. Sagt sich natürlich alles leicht, schon klar, das wird kein leichtes Spiel, aber das wird es kaum jemals in der Bundesliga, das sollten wir doch nach fast sechs Jahren wissen, es sei denn, der Gegner erwischt einen extrem schlechten Tag, so wie wir in Dortmund.

Ja, es hat schon ein bisschen was von einem Endspiel, denn mit Blick auf den Spielplan sind drei Heimpunkte gegen Kiel fest eingepreist, sollte das auch schiefgehen, dann gehen Steffen Baumgart schon die Argumente aus, muss sein Einstand als missglückt angesehen werden und die Frage, ob das mit Union und der Ikone tatsächlich so passt, wird zwangsläufig gestellt werden und diesmal fernab jeder Romantik. Aber ich bin optimistisch und ein erklärter Feind des Rumunkens, deswegen sage ich einen ziemlich klaren Sieg voraus. Nicht dabei, zumindest auf dem Feld, ist auf alle Fälle unser Eigengewächs Kemlein, der erst zur neuen Saison wieder am Start sein kann, seine Fußverletzung machte doch eine Operation notwendig und die ist zwar erfolgreich verlaufen, aber der Heilungsprozess braucht offenbar seine Zeit. Gute Besserung, Aljoscha!! Und noch eine Personalie: nachdem Oliver Ruhnerts Karriere als Bundestagsabgeordneter für das BSW denkbar knapp an 0,028 Prozentpunkten gescheitert ist, würde er, laut eigener Aussage, wieder gern in den Fußball zurückkehren und sein Vertrag mit uns ruht ja nur. Wie man das finden kann und soll, darüber reden wir allerdings erst, nachdem Entscheidungen gefallen sind, ob er zurückkommt und wenn ja, als was, denn über ungelegte Eier wird schon viel zu oft debattiert.

Zunächst gilt sowieso die ganze Konzentration dem Spiel am Sonntag, das Wetter soll schon mal ganz gut werden, es wird Zeit, dass wir mal wieder mit einem breiten Grinsen home to go (oder so ähnlich) marschieren…

24. Februar: Unions Mittelstürmer Odyssee

Marin Ljubicic (22, l.) schiesst an Hoffenheims Torwart Luca Philipp (24) vorbei das Tor zum 0:2. (
Marin Ljubicic (22, l.) schiesst an Hoffenheims Torwart Luca Philipp (24) vorbei das Tor zum 0:2. (  © Uwe Anspach/dpa

Icke: Im Sommer 2021 waren wir letztmalig auf dem Stürmer-Transfermarkt wirklich erfolgreich. Wir holten Awoniyi aus Liverpool fest und dazu auch noch Behrens. Kruse und Becker waren schon da. Was für eine wundervolle Offensive hatten wir mit Becker, Awoniyi, Kruse und Behrens im Jahr 2021!

Seit unserem Erstliga-Aufstieg 2019 haben wir folgende Stürmer verpflichtet: Ljubicic 4,5 Mio., Prtajin 1,0 Mio., Ilic (zur Leihe), Vertessen 4,75 Mio., Volland 4,0 Mio., Kaufmann 2,7 Mio., Bedia 2,0 Mio., Hollerbach 2,0 Mio., Fofana (zur Leihe), Sanogo (aus der eigenen A-Jugend), Jordan 6,0 Mio., Leweling 4,0 Mio., Skarke (ablösefrei), Burcu 0,3 Mio., Preu (aus der eigenen A-Jugend), Michel 2,5 Mio., Dajaku 1,5 Mio., Endo 0,9 Mio., Öztunali (ablösefrei), Bülter 1,5 Mio., Musa (zur Leihe), Kruse (ablösefrei), Teuchert (ablösefrei), Pohjanpalo (zur Leihe), Maciejewski (aus der eigenen A-Jugend), Ujah 2,0 Mio., Ingvartsen 1,5 Mio., Abdullahi 0,5 Mio., Becker (ablösefrei).

29 (!) Stürmer in 6 Jahren. Das macht rein statistisch: (fast) 5 neue Stürmer pro Saison/Jahr. Ich glaube, das ist uns selbst – so – gar nicht bewusst. Ein großes Missverhältnis in Planung und Transfers. Wenn - wie 2021 – wirkliche Volltreffer dabei sind, wird alles positiv übertüncht. So es dann nicht mehr läuft, schlägt es doppelt tief ein. Was haben wir gerade in der jüngsten Vergangenheit alles mit Stürmern versucht? Viel Geld ausgegeben für Mittelmaß oder noch weniger. Und es hört nicht auf. Da verpflichten wir (vor etwas mehr als) 4 Wochen für 4,5 Millionen einen neuen Mittelstürmer (Ljubicic), der dann in drei Spielen nur von der Bank kommt. Und das, obwohl er bei seinem ersten Kurzeinsatz in Hoffenheim mit seiner ersten Ballberührung ein Tor machte und gleich noch ein zweites Tor vorbereitete. Verstehe nur ich das nicht? Wir geben wirklich für einen Reserve-Spieler 4,5 Mio. Euro aus? Oder wussten wir das alles nicht vorher? Nein, das ist in den letzten Jahren und aktuell ganz besonders … schlecht gescoutet und noch schlechter verpflichtet. Auf der Mittelstürmer-Position wohlgemerkt. Das Prinzip heißt (hieß): Masse vor Klasse. Es wird schon etwas Gutes dabei sein. Und ja, genau das ging so in den ersten zwei Bundesliga-Jahren auch auf. Unser oben schon bezeichneter Sturm mit Becker, Behrens, Awoniyi und Kruse war ein einmaliger Glücksfall. So muss man das wohl aus der Perspektive von 2025 sehen.

Und danach? Hatten wir immer noch gute Verpflichtungen. Zum Beispiel Leweling. Wir erkannten aber seine Fähigkeiten nicht. Gaben ihm zu wenig Spielzeit. Stuttgart freut sich über unsere (sorry) Dummheit. Sein Marktwert als deutscher Nationalspieler liegt aktuell bei 20 Millionen. Tendenz steigend. Bei uns war er nicht einmal Stammspieler. Hollerbach ist aktuell auch ein Aktiv-Posten. Allerdings nicht mehr von der Qualität eines Becker, Kruse oder Awoniyi. Mit Vertessen haben wir einen Stürmer mit Verlust im diesjährigen Winter verkauft. Die Frage sei gestattet, warum eigentlich? Die Idee mit Volland hätte – nach unseren guten Erfahrungen mit Max Kruse klappen können. Hat sie aber nicht. Und daran sind wir selbst auch nicht ganz schuldlos. Wenn er nicht oder viel zu wenig spielt, kann er auch nicht treffen. Burcu haben wir im letzten Sommer auch geholt und ihn gleich nach Magdeburg verliehen. Das war klug. Dort blüht er aktuell so richtig auf, trifft und spielt mit Magdeburg um den Aufstieg zur Bundesliga. Er könnte ein Volltreffer in der Zukunft werden.

Was wirklich auffällt? Gerade in der letzten Zeit geben wir zu viel Geld für zu wenig Qualität aus. Bedia, Jordan, Ilic, Ljubicic, Prtajin und Kaufmann wurden für über 16 Millionen geholt. Keiner konnte wirklich überzeugen oder hat mit Toren geglänzt.

Schauen wir uns die Stürmer-Finanzen einmal in ihrer Gesamtheit an. Über 42 Millionen Euro gaben wir in der ersten Bundesliga für Stürmer-Ablösen aus. Knapp 44 Millionen Einnahmen haben wir auf der Habenseite zu verzeichnen. Das sind Ablösen und Leihgebühren zusammengefasst. Wenigstens hier haben wir keine Defizite zu verzeichnen. Wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dass Awoniyi mit seinen 20,5 Millionen Ablöse ganz allein ca. die Hälfte aller Einnahmen verbuchte. Hätten wir diesen Glücksgriff nicht dabeigehabt, sähe die Bilanz wesentlich schlechter aus. So wie aktuell "gefühlt".

Was können wir daraus für Schlüsse ziehen? Wir müssen unser Verpflichtungs-System ändern. Mehr Klasse als Masse. So wie in der letzten Zeit geht das nicht mehr lange gut. Wir blasen unser Geld in die Welt hinaus. Millionen-Investitionen in viele durchschnittliche Mittelstürmer haben uns – gerade in der jüngsten Zeit – in arge Bedrängnis gebracht. Und im Nachwuchs? Da lassen wir gerade einen Asanji nach Mailand ziehen. Die Frage sei gestattet, waren wir echt ohne eine Chance, mit ihm einen Profi-Vertrag abzuschließen? Oder haben wir zu lange gewartet? Oder sah er in Mailand bessere Entwicklungs-Chancen für sich? Wenn wir diese Fragen beantworten, können wir vielleicht für unsere Zukunft Dinge verbessern. Aktuell haben wir wieder zwei neue Juwelen in A- und B-Jugend. Gray und Engel haben beide exzellente Tor-Quoten. Beide stehen noch nicht so im Fokus. Weil Sie noch keine Nachwuchs-Länderspiele absolviert haben. Jetzt die Gespräche über ihre Zukunft zu führen … ist mitnichten zu früh. Sonst kommen wieder irgendwelche Engländer oder Italiener und machen Nägel mit Köpfen. Ich möchte, dass wir als Erster den Hammer dazu in der Hand haben. Eisern.

23. Februar: Einfach nur peinlich

Nach der Schmach stellten sich die Union-Stars den Fans.
Nach der Schmach stellten sich die Union-Stars den Fans.  © Fabian Strauch/dpa

Icke: Krachend gescheitert. Peinliche Vorstellung. Das 0:6 in Dortmund war eine der schlimmsten Vorstellungen von Union und die höchste Niederlage in der Bundesliga, die es je gab. Die knapp 4.000 Unioner, die in Dortmund waren, können einem nur leidtun. Gibt es auch mal wieder ein Wochenende mit guter Laune für Unioner? Im Unionforum brennt die Luft, da wird inzwischen Tacheles geredet. Mal wieder und so langsam ist das nicht mehr lustig, sind wir der Top-Aufbaugegner für wackelnde Bundesliga-Clubs. In der Mathematik würde man „w.z.b.w.“ darunter setzen … was zu beweisen war …

Dazu auch Christian Beeck: "Sie waren stets bemüht … mit so vielen Fehlern". Und auch Leite bekam sein Fett weg … "Wenn du so einen Abwehrspieler wie Leite hast, dann wird`s auch schwierig". Ich sehe das genauso. Und ergänze darum, dass die Fehler-Quote mit der Aufstellung begann. Das sich die Mannschaft mit einer Viererkette nicht wohlfühlt … ist bekannt. Man konnte es dann auch sehen, zumindest ganz klar … in der 2.Halbzeit. Warum dann der wiederum blasse Ilic spielte und nicht 4,5 Mio.-Neu-Einkauf Ljubicic, bleibt Baumes Geheimnis. Zumal Ljubicic bisher nicht enttäuschte. Ilic ein weiteres Mal. Jeong blieb ebenso blass. Ein Stratege wie Benes musste dafür erst einmal wieder auf der Bank Platz nehmen. Das versteht kein Mensch! Behält Baume seine Sturheit, die sehr an Vorgänger Bo erinnert, so bekommen wir doch noch akute Probleme mit dem Abstieg.

Zum Spiel: In der 1.Halbzeit schenkten uns die Dortmunder nur zwei Tore ein. Das erste war gleich ein Eigentor von Leite, wo man sich fragen musste, warum er da überhaupt ran geht. Und wenn dann doch, bitte mit Konzentration. Das zweite Tor war genauso so eine Graupe und geht auch auf Leite. Der zieht bei einem Kopfball seinen Kopf zurück. Wahrscheinlich hatte er (im Hinterkopf) Angst, ein zweites Eigentor zu fabrizieren. Guirassy sagte Danke und machte das erste von seinen insgesamt vier Toren. Trotzdem war unser Spiel in der ersten Halbzeit noch halbwegs in Ordnung. Natürlich merkte man die Unsicherheit der Mannschaft, bloß keinen weiteren Fehler zu machen. Und ja, dass lag auch am falschen System. Ein dritter Innenverteidiger hätte der ganzen Mannschaft gutgetan.

Aber im Gegensatz zu letzter Woche, wo Baumgart zur Halbzeit das System korrigierte, sah er beim BVB dafür keinen Grund. Im Ergebnis bekamen wir dann noch vier Stück. Nach vorn gelang uns rein gar nichts. Jeong und Ilic waren Totalausfälle. Hollerbach ruckte immer mal wieder an, ihm gelang aber auch kaum Nennenswertes (eine Chance hatte er). Juranovic als rechter Verteidiger wusste wenigstens nach vorn noch ab und an zu überzeugen. Bis zu seinem Aussetzer, als er im eigenen Strafraum den Ball hatte. Und statt diesen einfach nach vorn zu spielen, fängt er an zu fummeln und verliert die Kugel …es klingelte wieder bei uns.

Rothe auf links war auch überfordert. Er machte keine Kardinalfehler, seine Unsicherheit merkte man trotzdem. Doekhi ließ sich dann auch noch von den Fehler-Ketten anstecken und so nahm das Drama seinen Lauf. Wir wurden regelrecht abgeschlachtet und waren mit "nur" sechs Toren noch gut bedient. Der einzige Spieler mit Normalform war Keeper Rönnow. Er hielt was zu halten war.

Lieber Steffen Baumgart, eine alte Fußball-Regel heißt, stabilisiere als Erstes die Abwehr. Mache das bitte ab der nächsten Woche. Lass die Experimente während der Saison. Das geht sonst weiterhin schief. Oder möchtest Du im übernächsten Spiel in Frankfurt acht Dinger eingeschenkt bekommen? Und bringe bitte Benes auf der "8" und Neu-Einkauf Ljubicic auf der "9". Bei beiden wissen wir, dass sie es zumindest theoretisch können. Klare Kante, wie es die Mannschaft kann und verlässliche Spieler im Stamm. Das heißt drei Innenverteidiger, eine Viererkette in der Mitte mit einer 6 und einer 8 (sowie zwei Außenbahnspielern) und vorn Starke, Ljubicic und Hollerbach. Das scheinen aktuell die besten Alternativen zu sein, zumindest nach den Leistungen, die sie uns auf dem Platz zeigen (und nichts Anderes zählt!). Zeig uns bitte, dass Du hinsichtlich Deiner Vorstellungen vom Fußball doch kein sturer Bock bist! Eisern.

21. Februar: 1 Tag vor dem Spiel - BVB zerlegt sich selbst?

Steffen Baumgart (53) gestikuliert.
Steffen Baumgart (53) gestikuliert.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Oh oh, wenn der sonst so ruhige Roman Weidenfeller (453 Spiele für den BVB!) aus der Haut fährt, dann ist da etwas. Heute berichtet die "ruhr24", wie Weidenfeller - Can angreift. Ihm missfiel vor allem, Cans Spruch zum Lissabon-Spiel, nur das Nötigste zum Weiterkommen gemacht zu haben. Weidenfeller: "Heute hat man gemerkt, dass der Funke nicht übergesprungen ist". Und mit Blick auf das Spiel gegen Union legte er nach: "Das Nötigste wird dem BVB dann wohl nicht reichen." Für beide Clubs geht es um mehr als nur diese 3 Punkte. Union könnte sich mit einem Dreier schon weit von der Abstiegszone entfernen. Der BVB dagegen muss für das internationale Geschäft der kommenden Saison immerhin 6 Punkte Rückstand aufholen. Kein Dreier für die Dortmunder hieße schon fast … das Ende des internationalen Fußballs für 1 Jahr in Dortmund. Was das für den Millionärs-Kader heißt, kann sich jeder denken. Das genau ist der Hintergrund für die Weidenfeller-Kritik an Can. Die Keeper-Legende denkt einfach mal ein Stück weiter, als der Verteidiger.

Für Union kann das nur gut sein. Vorausgesetzt, bei uns stimmt alles. Bis auf Kemlein und Skov sind alle Spieler einsatzfähig. Bisher haben wir in Dortmund nichts gerissen. In 5 Spiele stehen 5 Niederlagen für uns zu Buche. Zeit, das zu ändern! Wir brauchen nach Baumgart (Pressekonferenz vor dem Spiel) sehr viel Mut. Dazu und das ist meine Meinung, eine Dreierkette, aggressives Pressing und ein halbwegs sauberes Passspiel. Kevin Vogt steht wieder im Kader, wohl aber (nach seiner Verletzung) nicht in der Startelf. Für 20 Minuten zum Ende hin, könnte es aber reichen. Ein Vogt ist für uns einfach unverzichtbar. Irgendwie herrscht so eine positiv-komische Stimmung. Da könnte etwas gehen. Samstag um 18.30 Uhr beginnt das Top-Spiel. 2 Stunden später wissen wir es genau. 3900 Unioner begleiten uns nach NRW. Es hätten locker mehr sein können. Würde man sich auch einmal Gedanken um die vorhandene bzw. nicht vorhandene Infrastruktur bzw. die Anstoßzeiten machen. Die letzten Züge Dortmund-Berlin sind aufgrund dieser Anstoßzeit für Berliner kaum zu schaffen. Da fragt man sich wirklich, wer plant so etwas? Das wirklich kleine Problem könnten wahrscheinlich die meisten 12-Jährigen lösen. Wir aber sind schon kribblig und merken, da kommt etwas Cooles auf uns zu. Eisern.

20. Februar: Ihr holt hier nicht gegen uns die 3 Punkte

Steffen Baumgart (53) von Union Berlin betritt das Stadion.
Steffen Baumgart (53) von Union Berlin betritt das Stadion.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Können wir in Dortmund etwas mitnehmen? Sprich Punkte? Normalerweise eher nicht. Dazu sind beide Teams qualitativ zu weit auseinander. Und der Heimvorteil ist in Dortmund auch noch ein Extra-Pfund, mit dem gerechnet werden muss. Hoffentlich sind wir nicht wieder (wie leider so oft) der Aufbaugegner für ein gestraucheltes Team. Und ja, die Gelb-Schwarzen straucheln gerade. Die letzten zwei Bundesligaspiele verloren die Schwarz-Gelben gegen Stuttgart und Bochum. Zwischen dem 10.1. und 21.1.2025 hatten sie schon einmal so eine Phase, wo sie vier Spiele hintereinander verloren (Leverkusen, Kiel, Frankfurt, Bologna). Genau das ist auch der Grund, warum sie mit Niko Kovac wieder einen neuen Trainer haben.

Der Berliner Kovac soll es nun richten und gegen uns die Positiv-Wende beim BVB einleiten. Wir möchten dagegen, möglichst sogar drei Punkte … mitnehmen. Wie schaffen wir das? Der BVB ist anfällig, wenn man wie Bochum zum Beispiel – extrem dagegenhält. Auch in ihrer Viererkette findet man aktuell gute Lücken. Neueinkauf Svensson als linker Verteidiger soll diese auch mit schließen. Kovac setzt aktuell auf das Duo Can/N.Schlotterbeck. Beide sind uns gut bekannt. Nico, weil er bei uns spielte und Can sowieso, er ist ja Nationalspieler. Beide haben aber nicht nur Stärken. Nico wird gern offensiv und hinterlässt auch mal eine Lücke. Und bei Can heißt es Hopp oder Top. An einem guten Tag ist er der alles entscheidende Spieler. Umgedreht hat er aber auch sehr schlechte Tage – immer mal wieder … dabei. Und den rechten Verteidiger bei Dortmund kennen wir am besten – Ryerson. Viele Jahre machte er uns Spaß, bevor er zum Geld-verdienen nach NRW wechselte. Er ist auch nicht in der Glanzform seines Lebens. Das alles hat Kovac auch schon erkannt und setzt in den letzten Spielen auf das Duo Sabitzer/Groß auf den defensiven Schaltknöpfen. Auch die beiden Spieler sind nicht in der Form ihres Lebens, haben aber Eigenschaften, wie Kampfstärke und Ballsicherheit, die uns zu schaffen machen könnten. Und jeder der zwei – kann zu jeder Zeit – einen sogenannten "tödlichen Pass" spielen. Das macht mir die größten Sorgen. Dafür sind wir nämlich sehr anfällig, sofern sich Baume wieder die Viererkette bei Union traut. Ich hoffe es nicht.

Das letzte (grauenhafte) Union-Spiel hat es eigentlich ganz offen zu Tage treten lassen, unsere Spieler agieren nur in ihrer geliebten Dreierkette sicher und selbstbewusst. Die erste Habzeit mit Viererkette war eine Katastrophe, nach der Umstellung zur Halbzeit auf drei Innenverteidiger … wurde es sichtbar besser. Inwieweit Vogt nach seiner Verletzung schon wieder ist, wissen wir nicht. Aber auch sein Einsatz könnte uns gut helfen, etwas Zählbares mitzunehmen. Ansonsten werden wieder Querfeld/Doekhi/Leite unseren Block bilden. Auf links wird der Dortmunder Rothe wohl den angeschlagenen Skov ersetzen. Khedira und Rönnow sind gesetzt. Und wer neben Hollerbach unsere Abteilung Attacke vervollständigt – ist ebenso offen wie, wer auf der zweiten "6" Platz nimmt. Hoffentlich hat Baume mal den Mut dort Benes einzusetzen. Das könnte helfen. Genau für solche Spiele ist der Stratege prädestiniert. Ich würde gern neben Hollerbach – Skarke und Ljubicic sehen. Skarke weil er ein Konterspieler ist und von Ljubicic erwarte ich Torgefahr und eine ungemeine Motivation. Der elfte Mann bei uns wäre der rechte Verteidiger und in einem Spiel in Dortmund kann das nur Trimmel sein. Andere Auswärtsspiele in Dortmund in den letzten Jahren waren wesentlich hoffnungsloser. So wir kampfbereit und selbstbewusst dort auftreten, haben wir eine gar nicht so kleine Chance, die BVB-Unsicherheit auszunutzen. Lasst es uns anpacken!

15. Februar: Zuviel "nicht" - Heimpleite gegen Gladbach

Für Rani Khedira (l) und Tom Rothe war gegen Gladbach nichts zu holen.
Für Rani Khedira (l) und Tom Rothe war gegen Gladbach nichts zu holen.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Ach, es macht keinen rechten Spaß: Anstatt unsere starke Leistung von letzter Woche zu untermauern, verlieren wir unser Heimspiel gegen Mönchengladbach, im Wesentlichen aufgrund einer erschreckend schwachen ersten Hälfte, in der wir keine echte Torchance zu verzeichnen haben, dafür hinten anderthalb Geschenke verteilen. Schon das erste Tor der Gäste fällt zu leicht, der zweite Gegentreffer hingegen ist eine abwehrtechnische Frechheit, so simpel darf sich unsere Abwehr nicht aushebeln lassen.

Und eigentlich sind wir mit dem Zwischenresultat noch ganz gut bedient, zweimal Rönnow und die Latte verhindern Schlimmeres. Sicher ist Gladbach stärker als Hoffenheim, doch das ist einfach zu wenig, was wir bis zur Pause anbieten - wie sagt mein Freund Lars so treffend: Aus der Kobra der Vorwoche ist eine Blindschleiche geworden.

In der Tat, wir haben außer Ideenlosigkeit auch kaum Biss, kaum etwas funktioniert, offensiv wird nur Stückwerk angeboten. Kein Wunder, dass sich der gegnerische Keeper bei einer harmlosen Aktion verletzt. Der arme Nicolas ist offenbar kalt, zieht sich eine Muskelverletzung zu und muss ausgewechselt werden, genauso wie auf unserer Seite Skov.

Erstaunt muss ich feststellen, dass Baumgart zur Pause lediglich die Viererkette zur Fünferkette umstellt, Querfeld kommt für Skarke. Nichtsdestotrotz kommen wir nach 55 Minuten zur ersten echten Torgelegenheit: Jeong auf Hollerbach, aber dessen Schuss ist zu unplatziert und kann geklärt werden. Wenige Minuten später schubst im Strafraum Kleindienst den eingewechselten Rothe, der gute Schiedsrichter Jablonski gibt erst Ecke und auf Intervention des VAR überzeugt er sich am Monitor und gibt Elfmeter, den Ilic cool verwandelt.

Unmittelbar darauf kommt Benes für den unsichtbaren Haberer und Prtajin für den Torschützen, für mich etwas unverständlich, da nicht Marin Ljubicic zu bringen, der spielerisch einfach deutlich mehr als der Ex-Wiesbadener zu bieten hat. In der Folge kommen wir zu einigen Möglichkeiten, doch es fehlt die zwingende Aktion, der genaue Pass, die präzise Flanke, der letzte Punch.

Kämpferisch, läuferisch ist das ohne Tadel, nur fallen eben so keine Tore, höchstens durch Zufall. Stattdessen kann wieder Kleindienst alles für die Borussia klarmachen, scheitert aber am coolen Rönnow. Und erst fünf Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit bringt Baumgart Ljubicic, eigentlich zu spät, ich weiß nicht, worauf er da gewartet hat. Es kommt zwar noch zur großen Schlussgelegenheit in der vogelwilden Nachspielzeit, aber uns fehlt heute am Ende die Präzision und das Glück.

Verspielt aber wird der mögliche Punktgewinn in der ersten Hälfte, in der man in alte Muster zurückfällt und es dem Kontrahenten sehr leicht macht, das Spiel auf seine Seite zu ziehen. Das kann dann in der zweifellos besseren zweiten Spielhälfte nicht mehr repariert werden, dazu fällt die Steigerung nicht groß genug aus, dazu bleibt auch Baumgarts Reaktion in punkto Einwechslungen zu zaghaft. Woran es liegt, dass wir abermals zu Hause nicht so recht aus dem Knick kommen - schwer zu sagen. Natürlich auch an Gladbach, die spielerisch reifer wirken, aber wenn man ein Spiel so ganz ohne Gelbe Karte übersteht, so ist das zwar sehr fair, aber leider auch zu brav.

Und die spielerische Komponente kann nicht allein von einem Licht-und-Schatten-Jeong geschultert werden, da nützen dann auch drei Stürmer wenig - aber das wissen wir ja auch schon länger. Wir sind also noch nicht übern Berg, der Bock nicht wirklich umgestoßen, die Hoffnung hat sich vorerst nicht erfüllt. Schade, aber was hilft’s? Es gibt also noch viel zu tun für Baumgart und die Mannschaft, damit es wieder dauerhaft aufwärts geht.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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