Union-Berlin-Blog: Trainer Bo Svensson freigestellt - richtig oder falsch?
Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.
Die Autoren:
Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.
Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.
Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.
27. Dezember: Trainer Bo Svensson freigestellt - richtig oder falsch?
Unionfux: Nach dem ernüchternden 1:4 in Bremen, und natürlich den Ergebnissen zuvor, war die große Frage der letzten Tage: bleibt Bo Svensson Union-Trainer oder nutzt man die kurze Weihnachtspause für einen Schnitt?
Der Trend war jedenfalls beängstigend und auch davor sah man richtig guten Fußball nur jeweils eine Hälfte, nie das ganze Spiel. Anfangs stimmten ja noch die Ergebnisse, doch im November und Dezember war es nur noch ein einziges Trauerspiel.
Bestenfalls das torlose Heimunentschieden gegen den SC Freiburg war noch im Rahmen, der Rest war, so deutlich muss man das sagen, weitgehend Absteigerfußball. Zuletzt war auch von der hochgelobten Abwehr nicht mehr all zu viel zu sehen, im Angriff hatten wir ja von Anfang an ein Problem. Doch vorne dünne und hinten schlecht - wohin soll das führen? Das hatten wir doch alles schon mal …
Zudem hatte man vermehrt den Eindruck, die Mannschaft ist nicht richtig eingestellt, Spieler wie Benes wurden links liegen gelassen, von Prtajin und Ilic gar nicht erst zu reden, während Jordan, ungeachtet seiner Ungefahr, immer wieder eine Chance bekam. Und es wurde auch träge auf die jeweiligen Rückstände reagiert: anstatt alles auf eine Karte zu setzen, wartete der Däne auf ichweißnichtwas - bis kurz vor Schluß. Insgesamt verfestigte sich das Gefühl: es passt nicht, zu unflexibel, zu stur schien der Trainer an seinem Konzept festhalten zu wollen, auch wenn man in den ersten Wochen einen anderen Eindruck hatte.
Warum auch nicht? Bo Svensson ist ein unbestritten extrem sympathischer Typ, jung, scheinbar unkompliziert und direkt, der sich schnell zu Hause fühlte und offensichtlich genau derjenige war, auf den man seit der Legende Urs Fischer gewartet hatte, ja, er war sogar der erklärte Wunschtrainer. Siebzehn Pflichtspiele (fünfzehn Punkt- und zwei Pokalspiele) sind nun wahrlich nicht viel, selbst die Episode Bjelica hatte ein paar mehr. Was ist das nun - ein panischer Schnellschuss oder der notwendige Schnitt?
Ich denke, es ist richtig, jetzt diese Entscheidung zu treffen und nicht bis, sagen wir mal, Mitte Februar zu warten, wenn die Karre womöglich noch tiefer im Dreck steckt und der jeweilige Nachfolger eine noch größere Hypothek übernehmen muss - schwer genug ist es schon jetzt.
Natürlich fragt man sich, wer jetzt kommt: Namen wie Gisdol, Breitenreiter und Baumgart fallen selbstverständlich, sogar die Namen Kovac, Labbadia und Roger Schmidt sind schon genannt worden, vielleicht wird es auch wieder ein No-Name wie Nenad Bjelica, aber daran glaube ich weniger. Jetzt wird jemand mit Bundesligaerfahrung gebraucht, jemand, der praktisch sofort funktioniert.
Wahrscheinlich werden schon seit einigen Tagen fleißig Kontakte geknüpft, immerhin bleibt nur noch eine knappe Woche Zeit, beim Trainingsauftakt am zweiten Januar sollte der neue Trainer schon auf dem Platz stehen, denn gerade der erste Monat hat es mit vier Partien, davon drei gegen unmittelbare Konkurrenz, wahrlich in sich. Da entscheidet sich unter Umständen schon, wie der Rest der Saison aussehen könnte.
Vielleicht ist dann auch zusätzlich die eine oder andere zusätzliche Kaderentscheidung gefallen, denn auch da sollte an einigen Stellschrauben (Mittelstürmer, Innenverteidiger, eventuell ein Spielmacher, wenn man denn grundsätzlich nicht mehr an Benes glaubt) gedreht werden. Jetzt kann Horst Heldt mal zeigen, was er so kann, auch wenn die Wintertransfers erfahrungsgemäß zu den schwierigeren zählen. Dass es jedoch geht, bewies man im letzten Winter mit der Verpflichtung des mittlerweile unverzichtbaren Kevin Vogt.
Spannende Tage also, hoffen wir, dass wir den Effekt des Neustarts auch auf dem Platz sehen, wenngleich keine absoluten Wunderdinge zu erwarten sind. Klar ist, wir brauchen sowohl auf der Trainerbank als auch im Kader mal wieder ein paar Glücksgriffe! Wenn ich allein an unseren "Mittelstürmerfriedhof" denke: Fofana, Kaufmann, Bedia, jetzt Prtajin, Ilic, in gewisser Weise auch Jordan, Skarke und Volland - das ist schon beispiellos. Es kann also nur besser werden und das muss es auch.
Nichtsdestotrotz danke an Bo und sein Team für die geleistete Arbeit - es hat nicht sollen sein. Für unseren Verein jedoch war der Schritt fast unumgänglich, wenn auch im siebten Jahr in der Alten Försterei Bundesliga gespielt werden soll.
23. Dezember: Haben wir die Spieler für ein anderes System, zum Beispiel für ein 4-2-3-1?
Icke: JA! Unser Kader ist so breit und so gut, dass wir wahrscheinlich jedes andere System interpretieren könnten. Ich gehe fest davon aus, dass Heldt bereits einen neuen Mittelstürmer für uns ausgesucht hat. Der wäre für jedes System notwendig. Es könnte Ache sein. Dafür müssten wir wohl rund fünf Millionen Euro auf den Tisch legen und einen Leihstürmer zusätzlich abgeben. Auch Lauritsen halte ich für eine gute Lösung.
In einer Viererkette könnten bei uns Doekhi (Trimmel, Querfeld) – Vogt – Leite (Doekhi) – Rothe (Leite, Querfeld) agieren. Sechs gute Innenverteidiger für vier Positionen ist genau richtig. Dahinter kann Ogbemudia den etablierten Spielern Dampf machen. Juranovic und Roussilon kämen theoretisch auch noch in Frage, sie haben aber gegen die sieben oben genannten klare Größennachteile. Und die spielen in einer Viererkette schon eine Rolle. So Trimmel seine Laufbahn im Sommer beenden sollte, könnte ihn Skov ersetzen. Der ist mit 1,86 Meter auch entsprechend kopfballstark.
Auch im defensiven Mittelfeld haben wir keine Besetzungssorgen. Khedira als rein defensiver Spieler wäre wohl gesetzt. Dazu hätten wir noch Kemlein, Schäfer und Tousart. Jeder mit seinen Stärken und Schwächen. Vier Spieler für zwei Positionen – perfekt. Für eine offensive 3er-Reihe sind wir ebenfalls gut aufgestellt. Hollerbach, Benes und Vertessen könnten die erste Reihe bilden. Skarke, Volland und Jeong wären eine prima zweite Reihe, wo der eine oder andere jederzeit auch im Stamm spielen könnte. Haberer und Preu würden wohl das Nachsehen haben. Verpflichten wir den ausgeliehenen Jeong nicht, so würde wohl Haberer seinen Platz ab Sommer einnehmen. Vorn als Center brauchen wir einen neuen Spieler. Vieles deutet auf Ache hin. Eventuell holen wir auch Ache und Lauritsen. Einen dritten Mittelstürmerplatz könnte aus der A-Jugend Asanji einnehmen. Der wäre parallel auch noch in der A-Jugend spielberechtigt. Prtajin, Ilic und Jordan würden dann nicht mehr passen.
Die erste Elf von Union könnte dann so aussehen: Rönnow – Doekhi, Vogt, Leite, Rothe (Querfeld) – Khedira, Kemlein (Schäfer) – Hollerbach, Benes, Vertessen – Ache (Lauritsen). Die Elf dahinter: Schwolow (Wisbereit) – Skov, Trimmel, Querfeld, Ogbemudia – Tousart, Schäfer – Skarke, Volland, Jeong (Haberer) – Lauritsen (Ajani). Nicht berücksichtigt wären Juranovic, Roussillon, Prtajin, Ilic, Jordan, Preu, Stein und Carl, für die man Lösungen finden müsste. Den dritten Keeper aus der A-Jugend zu deklarieren, mach auch Sinn. Jedenfalls wenn man an die Spielpraxis denkt. Mit Burcu kommt sogar ein sehr talentierter Spieler im Sommer aus der Leihe zurück.
Für weitere verliehene Spieler wie Gosens, Kral, Bedia, Jaeckel und Grill müssen (aus den verschiedensten Gründen) ebenso Lösungen gefunden werden. Juranovic, Roussillon, Prtajin, Jordan, Preu, Stein, Carl, Gosens (Gehalt!), Kral, Bedia, Jaeckel, und Grill hätten es wohl schwer, zu den ersten "Zwanzig" zu gehören. Bei Gosens hätte das einfach nur finanzielle Gründe. Neben ein bis zwei neuen und vor allem guten Center-Stürmern hat Horst Held – und das ist klar ersichtlich – vor allem eine Aufgabe in den nächsten circa sieben Monaten – unseren Kader kleiner zu gestalten.
Mit Engel (16, Mittelstürmer), Prosche (17, Rechter Verteidiger) und Welsand (16, Keeper) scharren auch schon die nächsten – sehr jungen und sehr große Talente mit ihren Hufen. Auch sie gilt es im Blick zu haben und ihnen Chancen offen zu halten. Es sieht demnach gar nicht sooo schlecht bei Union aus. Wir haben alle Möglichkeiten und müssen nur einige Stellschrauben (neu) bedienen. Das kann auch mit Bo geschehen, dazu muss er sich aber taktisch öffnen. Unser Spieler-Kader ist eher zu groß. Qualitativ aber bis auf die vorderste Spitze gut aufgestellt. Frohe Weihnachten! Eisern.
21. Dezember: Schluss mit unserer Schönrederei!
Icke: Den Eindruck könnte man haben: Wir reden uns so einiges schön. Und ich meine nicht nur das Spiel in Bremen, das uns in die Winterpause schickt. Völlig verdient und wir waren ohne jegliche Chance.
Auch das Ergebnis von 1:4 ist in dieser Höhe angemessen. Schon nach einer guten Viertelstunde lagen wir mit 0:2 hinten. Individuelle Fehler und fehlende Schnelligkeit waren die Ursachen. Mit der fehlenden Schnelligkeit meine ich aber nicht nur die 'körperliche', sondern auch die gedankliche Schnelligkeit.
Ja okay, Vogt fehlte im Zentrum. Aber wie kommen wir auf die Idee, einen 21-jährigen Wechselspieler ins Zentrum der Abwehr zu stellen. Querfeld war mit dieser Rolle sichtbar überfordert. Dazu kommt, dass er mit gemessenen 28,13 Kilometern pro Stunde unser langsamster Feld-Spieler ist. Das konnte nicht gut gehen.
Doekhi hatte ihn (Vogt) schon einmal ordentlich vertreten. Noch besser wäre wahrscheinlich Khedira gewesen. Der hat die nötige Ruhe und Erfahrung und er ist Vize-Kapitän. Eben eine anerkannte Spieler-Persönlichkeit. Mit Kemlein hätten wir auch einen guten Vertreter für die '6' gehabt. Das 3:1 erzielten die Bremer übrigens noch kurz vor der Halbzeit. In der 23. Minute hatte Schäfer nach Vorarbeit von Rothe den Anschluss-Treffer erzielt.
Zur Halbzeit korrigierte Bo einiges. Brachte Juranovic für Trimmel. Und Skarke für Skov. Skarke brachte etwas mehr Tempo und Körperlichkeit in unsere Aktionen. Ändern konnte er aber auch nichts mehr. 20 Minuten vor dem Ende wurde bei uns das zentrale Mittelfeld ausgetauscht. Khedira und Schäfer gingen und Kemlein und Tousart kamen. Wenn ich mit zwei Toren hinten liege und nur noch ein Wunder hilft, wechsle ich dann zwei defensive Mittelfeldspieler ein? Zumal wir mit Prtijan (er kam dann später) und Volland noch zwei Stürmer auf der Bank haben? Das gut zu erklären, dürfte nicht einfach sein.
Über das Spiel gibt es aus Union-Sicht nichts Positives zu berichten. Kurz vor Schluss erzielte Werder dann noch das verdiente 4:1. Schwolow, der diesmal für Rönnow im Tor stand, war an der Niederlage völlig schuldlos. Was beim Ansehen dieses Spiels noch ins Auge fiel - in vielen Situationen waren die Bremer schlicht zu schnell für uns. Auch auf dieses Detail müssen wir bei zukünftigen Verpflichtungen achten. Schnelligkeit entscheidet Spiele.
Aber wer dachte, das sind schon alle schlechten Nachrichten, der irrte. Vorige Woche hatten wir nach dem Feuerzugwurf fast einen Spielabbruch verschuldet. Das da noch ein Nachspiel kommt, wissen alle. Außer vielleicht unsere Union-Ultras. Die kamen doch allen Ernstes auf die glorreiche Idee, kurz nach dem Anpfiff zur zweiten Halbzeit das komplette Stadion minutenlang in Rauch zu hüllen. Und ja, Raketen waren akustisch auch zu hören, sehen konnte man durch den Rauch der Fackeln ja nichts. Das ist ausgesprochen klug, weil wenn wir schon eine Strafzahlung in (wahrscheinlich) sechsstelliger Höhe für das Feuerzeug erhalten, dann fallen die paar zehntausend Euros für Fackeln und Böller auch nicht mehr auf.
Kann man da noch einen draufsetzen? Ja, das geht, eine kleine Abordnung unserer so cleveren Ultras eilte nach dem Spiel in den Innenraum. Unser "Vorsänger A." und noch zwei Hände voll anderer Rot-Weißer Ultras maßten sich an, unserer Mannschaft eine Ansage zu machen. Bei allen Emotionen, das steht ihnen nicht zu. Zumal man sich heute mit den Pyro-Aktionen – nach einem Fast-Spiel-Abbruch – noch dümmer anstellte, als es die Mannschaft tat.
Wie das nun alles weiter geht? Nein, auf einem Abstiegsplatz stehen wir noch nicht. Aber auch nur, weil sich andere Mannschaften noch dümmer anstellen als wir. Wir stehen wieder im Abstiegskampf. Aktuell hat unser Verein gerade einen Aktienverkauf gestartet. Das, was die Mannschaft sportlich liefert, der Feuerzeugwurf und die Fackel-Aktionen der Ultras, sind – vor allem in ihrer Gesamtheit – dazu nicht wirklich förderlich. Teilweise erschreckend dumm.
Wir geben aktuell kein gutes Bild in der Öffentlichkeit ab. Alles das, was wir selbst im November/Dezember dieses Jahres – und auch darüber haben wir berichtet – Positives im Umfeld gestaltet haben, rückt durch den Mist in den Hintergrund. Das ist nicht mehr zu akzeptieren.
Und ich hoffe nicht, dass Dirk Zingler - wir kennen uns und dadurch darf ich ihn auch direkt ansprechen – nicht wieder alle Zahlungen kommentarlos durchwinkt und bezahlt. Das betrifft den Feuerzeugwerfer und auch die extra-dummen Pyros in Bremen. Es ist das Geld unseres Vereins und nicht das Geld der Ultras! Ich schätze unseren Präsidenten sehr und halte ihn für einen einmaligen Glücksfall für unseren Verein. Nur seine Milde für jeden Bock, den die Ultras fabrizieren, verstehe ich immer seltener.
Nun kann in diesem Jahr nur noch einer für gute Nachrichten sorgen und ich hoffe Horst Heldt hat die meisten seiner Winter-Transfers schon eingetütet. Das wir auch hier etwas machen müssen, steht außer Frage.
So man sich vor Heiligabend nicht mehr sieht - allen Menschen ein frohes Weihnachtsfest und allen Opfern in Magdeburg und ihren Familien mein aufrichtiges Mitgefühl. Eisern.
20. Dezember: Auswärts in Bremen: Krise bitte beenden!
Unionfux: Ja, es ist momentan schwierig als Unioner, wieder mal, und auch das Schreiben darüber wird nicht gerade leichter - denn wir sind seit etlichen Wochen ohne Sieg und man kann sich vor dem letzten Spiel in diesem Jahr bei Werder Bremen immer nur gebetsmühlenartig wiederholen: mehr Mut und Präzision in der Offensive, spielerisches Potential der Mannschaft ausschöpfen und bitte nicht nur über fünfundvierzig Minuten ordentlich auftreten, sondern auch gern mal über die volle Spielzeit. Und natürlich sehen die Statements von Trainer und Mannschaft weiterhin so aus wie in den vergangenen Wochen.
Vielleicht gehen wir etwas versöhnt in die kurze Winterpause, noch ist das bescheidene Ziel von zwanzig Punkten ja machbar (und verdient hätten wir’s weiß Gott!!), oder aber wir nehmen die gerunzelte Stirn mit in den Januar. Klar ist, dass auch ein möglicher Sieg nicht alle offenen Fragen beantworten kann, aber er wäre doch ein Anfang.
Dass er für die allgemeine Stimmung in der Mannschaft und für uns alle ziemlich wichtig ist, dürfte wohl auch auf der Hand liegen. Dass wir ohne unseren gesperrten Abwehrchef Kevin Vogt antreten müssen, macht die Sache nicht gerade leichter - andererseits wäre eine Gelbsperre sowieso demnächst gekommen, überraschend ist dieser Ausfall nicht und besser gleich als später. Wahrscheinlich wird Leo Querfeld ihn ersetzen, diesmal hoffentlich mit mehr Fortune als in Stuttgart.
Und leider ist Werder im Moment ziemlich gut drauf, nach unserem letzten Sieg in Kiel lagen wir drei Punkte vor ihnen, jetzt sind wir fünf Punkte hinter dem kommenden Gegner. Gut für uns ist hingegen die relative Heimschwäche der Grün-Weißen, die zu Hause erst einmal gewinnen konnten, magere sechs Punkte stehen sechzehn stolzen Auswärtszählern gegenüber, nur die Bayern sind in der Fremde besser. Vielleicht ist es, so gesehen, auch ganz gut, dass wir dieses so überaus anstrengende Jahr 2024 auswärts beschließen müssen/dürfen/können.
Das alles weiß Bo Svensson auch, nicht nur ich bin gespannt, wie er personell und taktisch reagieren wird. Hat er eine erkennbare Idee und kann er die der Mannschaft vermitteln? Wie kann er neue Impulse setzen, stehen eventuell Spieler auf dem Platz, die schon lange (aus unterschiedlichen Gründen) keine Rolle mehr gespielt haben wie Roussillon, Tousart, Prtajin, Juranovic oder Volland? Und reagiert er diesmal schneller in punkto Einwechslungen? Den Namen Benes traue ich mich schon gar nicht mehr zu erwähnen… Wir werden es sehen, es ist mittlerweile nahezu unmöglich geworden, irgendwas vorauszuahnen.
Doch auch, wenn uns momentan etwas der Glaube abhandengekommen sein mag und wir gerade nicht wissen, woher wir die Hoffnung auf einen Leistungssprung nach vorne hernehmen sollen, so ist doch, wie schon mehrfach erwähnt, der Optimismus ein notwendiger und fester Bestandteil des Rüstzeugs eines jeden Unioners, bei vielen über die Jahre gestählt und verfeinert.
Vielleicht passiert ja ein kleines Weihnachtswunder und wir gewinnen im Weserstadion, ist ja nicht so, dass uns das nicht schon mehrfach gelungen wäre, ja, eigentlich haben wir überhaupt erst einmal dort verloren, aber schon dreimal gewonnen. Also, Kopf hoch und breite Brust für’s Auswärtsmatch in Bremen, Krise bitte beenden und zeigen, dass wir’s noch und wieder draufhaben!!
17. Dezember: Watt'n nu Union?
Acht Pflicht-Spiele ohne Sieg. Dabei sind 5 Niederlagen und 3 Unentschieden. Eine gute Bilanz sieht anders aus. Nächsten Samstag in Bremen – am letzten Spieltag 2024 – erwarten nur Super-Optimisten einen Berliner Sieg. Realistisch betrachtet … sollten wir uns (wie verrückt) über einen Punkt freuen, so er gelingt. Ich habe da noch so meine Zweifel. Das Team ist verunsichert. Der Trainer bleibt bei seinem stoischen Defensiv-Konzept. Und Jordan kann anscheinend weitere 50 Spiele für Union bestreiten, ohne jemals ein Tor zu erzielen. Die große Chance gegen Bochum … Benes in einem Heimspiel gegen einen schwachen Gegner auf die 10 zu stellen und den Versuch zu wagen, spätestens aber nach dem Platzverweis (oder auch zur Halbzeit) diese Einwechslung vorzunehmen … haben wir verpasst.
Unabhängig davon, was das Sportgericht nun für das vergangene Spiel entscheidet, müssen wir uns nicht wundern, dass wir wieder eine Trainer-Diskussion haben. Haben wir, wenn wir in die Fußball-Foren dieser Republik schauen. Warum Union-Trainer Bo Svensson nichts ändert, wird sein Geheimnis bleiben. Eine ähnliche, wenn nicht noch schlimmere Situation, hatte vor Jahresfrist die deutsche Nationalmannschaft. Über die wurde - mangels Leistung - nur noch mitleidig gelächelt. So weit sind wir noch nicht, etwas ändern müssen wir aber ebenso. Wir machen es aber nicht.
Was hat denn der DFB an Maßnahmen getätigt, um das deutsche Vorzeigeteam wieder in positive Fahrwasser zu bringen? Einen jungen Trainer verpflichtet, der trotzdem kein heuriger Hase war. Und der Mut auch zu unpopulären Entscheidungen hat. Ihm darüber hinaus mit Völler einen Sympathieträger als Manager beiseitegestellt. Die aber wohl entscheidendste Maßnahme kam vom neuen Trainer direkt. Er verordnete der deutschen Mannschaft ein einfaches und jedem bekanntes System. Das 4-2-3-1 wird in jeder deutschen Akademie gelehrt. Jeder Spieler kennt es und weiß, wie er sich wo zu verhalten hat.
Defensiv haben wir keinerlei Probleme unser Bo-System erfolgreich zu gestalten. Offensiv aber schon. Der Trainer sprach vor kurzem und auch erstmals unsere mangelnde Kader-Qualität an. Ist das so? Zumindest nach unserem Gehalts-Budget für den Gesamt-Kader nicht. Und auch sonst möchte ich hier widersprechen. Mit 29 Spielern ist unser Profi-Kader eher zu groß, als zu klein. Unsere 122-Millionen Kaderwert rangieren bei Platz 11 in der Bundesliga. In der Punkte-Tabelle der Bundesliga finden wir uns aktuell auf Platz 12 wieder. Das passt doch. Das Einzige, wo man dem Trainer Recht geben muss … ist die Qualität unserer Stürmer. Das „scheint“ nicht zu passen. Genau einschätzen können wir es aber nicht. Weil eben gleich zwei neue Stürmer (die war zu Saison-Start gekauft haben) so gut wie nie eingesetzt werden. Dazu der lange verletzte Volland auch Rückschläge zu verzeichnen hatte. Das wir an dieser Stelle allerdings prinzipiell zu defensiv spielen und Spieler mit kreativen Fähigkeiten (Benes) gar keine richtigen Chancen bekommen (jedenfalls nicht auf ihren starken Positionen) … lässt sich auch nicht wegdiskutieren.
Genau darum haben wir wieder eine Diskussion um unseren Trainer. Was macht eigentlich der andere Bo in Mainz anders? Nicht viel! Aber aktuell sehr erfolgreich. Was der gerade vollzogene Sieg gegen die Bayern belegt. Auch in Mainz wird ein System mit drei Innenverteidigern gespielt. Und ebenso gibt es (wie bei uns) zwei zentrale Mittelfeldspieler. Der entscheidende Unterschied ist aber, der Mainzer Bo traut sich – auch gegen die Bayern – auf der „8“ einen Spielmacher (Amiri) auflaufen zu lassen. Dazu hat er natürlich noch das Glück … mit Burkhardt einen gefährlichen Stürmer zu haben. Das war aber nicht immer so. Dieser war lange verletzt und wurde mit diesem Trainer zusammen – immer besser. Ja, auch das ist eine Aufgabe des Trainers, Spieler besser zu machen. Ich erinnere an (vor allem) Andrich und Nico Schlotterbeck. Die haben ihr Form-Hoch bei Union nutzen und konservieren können. Selbst ein Behrens hatte es bin in die Nationalmannschaft geschafft. Das war alles kein Zufall, Urs Fischer konnte Spieler besser machen, Bo Svensson muss das – bei uns – erst noch beweisen. Dabei hat er gute Voraussetzungen dafür. Unsere Abwehr zu stabilisieren, das ist ihm gelungen. Und selbst, wenn in Bremen ein Vogt fehlt, steht mit Querfeld gleich der nächste österreichische Nationalspieler bereit, der defensiv eine gute Rolle spielen kann.
Allerdings muss sich Bo Svensson gut überlegen, wer bei uns den Spielaufbau in Bremen übernehmen soll. Vogt fehlt. Schafft es unser Bo über seinen eigenen Schatten zu springen und Benes auf die „8“ zu stellen? Wenn er das zum wiederholten Male verweigert, dann sehe ich für das letzte Auswärtsspiel schwarz. So viele - im Spielaufbau gute Spieler – haben wir nicht. Fällt Vogt aus und sitzt Benes (wieder) auf der Bank, wüsste ich nicht, wer das nachhaltig übernehmen könnte.
Die Beispiele mit der deutschen Nationalmannschaft und dem Mainzer Landsmann und Namensvetter sind nicht als Gebrauchsanleitung zu verstehen. Wir müssen nur Dinge korrigieren, die sehr offensichtlich bei uns falsch laufen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Welchen Weg unser Bo nun wählt, sei ihm überlassen. Ändert er aber nach wie vor gar nichts und hält weiter an nicht sonderlich erfolgreichen Dingen fest, so muss er sich Fragen gefallen lassen und notfalls die Konsequenzen tragen. So wie im richtigen Leben. Eisern.
15. Dezember: Doppelter Tiefpunkt: Vielleicht nicht mal ein Punkt gegen Bochum
Unionfux: Was soll man dazu sagen? Ein doppelter Tiefpunkt, sowohl sportlich als auch das Fairplay betreffend.
Zunächst einmal das reine Spiel, das für mich eigentlich die logische Konsequenz der letzten Wochen ist: Da spielt man fast 80 Minuten gegen einen der momentan überschaubarsten Gegner der Liga im heimischen Stadion, gerät trotzdem in Rückstand, den man vor der Pause noch egalisieren kann und bis zur Halbzeit an der Führung arbeitet. Dann folgt allerdings eine zweite Hälfte, in der man zwar überlegen ist, aber kaum echte Torgefahr entwickelt, die wenigen Gelegenheiten nicht nutzen kann. Insgesamt hat der Bochumer Keeper nicht viel zu halten, im Gegenteil, Bochum hat sogar noch die eine oder andere Chance zu verzeichnen, die gerade noch geklärt werden kann. Es ist mir unbegreiflich, warum der Trainer die Pause offensichtlich nicht dazu nutzt, taktisch und schon da mit offensiven Einwechslungen so einzugreifen, dass die zahlenmäßige Überlegenheit und die größere individuelle Klasse in Tore umgemünzt werden kann. So kommen wir abermals über Ansätze nicht hinaus.
Nun ist es nicht so, dass sich so ein Spiel gegen einen abgeschlagenen Tabellenletzten, trotz Überzahl, so entwickeln kann, frag nach in Leverkusen (die holten, allerdings gegen elf Bochumer auch nur ein Unentschieden, sogar nach einer Zwei-Tore-Führung). Nur ist unsere offensive Unfähigkeit mittlerweile so manifest, dass man sich eigentlich nicht mehr so recht darüber wundert. Ein einigermaßen souveränes Spiel haben wir nun schon seit einem Jahr nicht bewundern können, wir gewinnen bestenfalls mit Mühe und knapp. Gegen Dortmund ist das sicherlich okay, doch sonst? Eigentlich hat im Grunde fast jede Mannschaft mal einen goldenen Tag, ein oder zwei Ausreißer nach oben, wir seltsamerweise schon lange nicht mehr. Eine Spielidee ist weiterhin nicht in Sicht, die anfänglichen Erfolge in dieser Saison verschaffen uns zwar Luft, aber waren offenbar nur ein Strohfeuer.
In der Winterpause muss nochmals alles auf den Prüfstand gestellt werden, muss personell nachgelegt werden, da wir mit Prtajin, Ilic, die erst gar nicht bundestauglich zu sein scheinen, des weiteren mit Jordan und auch Skarke sowie Vertessen einen glücklosen Ein-Tore-Sturm aufweisen, einzig Hollerbach kann, wenn auch limitiert, die gegnerischen Abwehrreihen erfolgreich stressen. Ob Volland nochmal entscheidend mitwirken kann, ist mehr als fraglich. Wobei man allerdings noch einwenden muss, dass unsere Stürmer einfach zu wenig mit Vorlagen gefüttert werden. Unser Mittelfeld besteht gefühlt aus lauter Sechsern, Benes wird nicht vertraut beziehungsweise konnte auch er erst in Ansätzen zeigen, dass (bzw. ob) er uns weiterhelfen kann. Und unsere einst so gefürchteten Standards sind auch weitgehend verschwunden. Ganz klar: Lösungen müssen her, denn das die ganze Angelegenheit wie durch ein Wunder aus dem Knick kommt, glaubt man nur mit extremer Blauäugigkeit.
Insofern steht auch, wohl oder übel, der Trainer zur Diskussion, denn der muss das Orchester zum Klingen bringen, eine Idee haben, wie er das Beste aus dem vorhandenen Kader rauskitzeln kann und seit Wochen klingt und kitzelt da einfach nicht genug. Ein Punkt gegen Bochum ist, zumal in der Alten Försterei, zu wenig. Doch vielleicht wird es ja noch nicht mal der, denn hier folgt Tiefpunkt Nummer zwei: in der Nachspielzeit wird der Bochumer Keeper von einem Feuerzeug getroffen, wie leicht oder wie heftig kann ich nicht beurteilen, aber das ist auch nebensächlich. Das Spiel steht kurz vor einem Abbruch, wird dann doch nach einer Ewigkeit zu Ende "gespielt", die Zeit läuft ohne weitere Aktion bis zum Abpfiff runter. Nichtsdestotrotz werden die Bochumer Protest einlegen, das ist ihr gutes Recht und nicht unüblich, und es sollte niemanden erstaunen, wenn der VfL sich über drei Punkte freuen kann, zugesprochen am berühmten Grünen Tisch. Was darüberhinaus noch an Strafen verhängt wird, darüber kann man derzeit nur spekulieren. Was irgendwelche Fans da reitet, wo man doch das Ende solcher Aktionen nun wirklich ahnen kann, weiß ich nicht. Der Täter ist angeblich schon festgestellt worden, immerhin.
Vor vielen Jahren ist schon mal ähnliches passiert. 1982 wurde beim Spiel gegen Vorwärts Frankfurt/Oder der gegnerische Keeper Kreutzer ebenfalls beworfen und verletzt, unter seinerzeit jedoch wesentlich skandalöseren Vorzeichen. Wir behielten den Punkt, mussten aber zweimal auf neutralem Boden antreten und die riesigen Fangzäune wurden installiert. Die Älteren unter uns werden sich erinnern wegen dieser beiden Tiefpunkte, unnötig wie zwei Kröpfe. Also ging man heute doppelt geschockt und frustriert aus dem Stadion. Es bleiben viele offene Fragen, so und so, auf die zeitnah gute Antworten gefunden werden müssen.
14. Dezember: Black Saturday in Köpenick
Icke: Wollen wir über das Spiel sprechen oder über den Wurf-Skandal? Oder auch über die schauspielerischen Fähigkeiten des Bochumer Torwarts? Wir versuchen einmal Alles.
1:1 hieß es am Ende dieses Bundesligaspiels. Es ging zu Ende mit einem Revival des Skandalspiels Deutschland gegen Österreichs, die einen Nicht-Angriffs-Pakt zelebrierten. Der Beginn dieses Spiels war ganz ordentlich. Unions erste Chance gab es gleich nach zehn Sekunden. Skarke leitete sie ein und verzog den Pass wiederum auf ihn. Nach elf Minuten Spielzeit ließ sich ein Bochumer zu einem wirklich bösen Foul gegen Schäfer hinreißen. Glatt Rot war natürlich die Konsequenz. Nun sollte doch alles laufen. Union zu Hause gegen den Tabellenletzten und noch in Überzahl. Was soll da noch schief gehen? Zumal wir von Anfang an (bis zum Schluss) eine Ballbesitzquote von fast 70 Prozent hatten. In Führung ging dann aber Bochum. Bereits in der 23. Minute. Zehn Minuten später gelang uns zwar der Ausgleich zum 1:1, mehr aber auch bis zum Halbzeitpfiff nicht.
Auch in der zweiten Halbzeit drückten wir die Bochumer mit unserem enormen Ballbesitz ein. Richtig große Chancen bekamen wir in der Mehrzahl trotzdem nicht. Das war brotlose Kunst. Zumal Bochum immer mal wieder gefährliche eigene Angriffe startete und wir uns nie sicher sein konnten. Viele Unioner hatten damit gerechnet, dass Trainer Bo endlich Benes von Anfang an (als Zehner) spielen lässt. Damit hätten wir wenigstens einen "Typ Spielmacher" gehabt. Benes wurde dann 22 Minuten vor dem offiziellen Ende eingewechselt. Viel zu spät, wie ich meine. Dafür brachte er bereits in der 56. Minute "Mittelstürmer" Jordan. Auch in seinem 13. Spiel (dieser Saison) traf er nicht. Warum nur, wusste ich das vorher und Bo nicht? Generell fiel uns spielerisch nicht viel ein. Wir hatten zwar den Ball, aber keine Ideen, wie wir uns Chancen erarbeiten können. Skov und Hollerbach waren noch die aktivsten Spieler bei uns.
Und dann kommt die 91. Minute. Bochums Torwart sieht Gelb für sein wiederholtes Zeitspiel. Sekunden danach will er dann doch einen Abstoß wagen und wird von einem geworfenen Feuerzeug gestreift. 13 Gramm wiegt so ein Ding. Er fasst sich an den Kopf, überlegt kurz und geht zu Boden. Hat aber noch die Kraft das Feuerzeug aufzuheben und es dem Schiri zu zeigen. Dann geht er wieder zu Boden. Ein lächerliches Schauspiel. Es folgen Behandlungen, Abtransport mit zwei ihn stützenden Helfern und schlussendlich lässt er sich ins Krankenhaus fahren. Da will uns jemand veräppeln! Das Spiel wurde natürlich für eine halbe Stunde unterbrochen. Laut Aussage ihres Geschäftsführers wollte Bochum einen Abbruch haben. Man überzeugte sie und sie spielten das Spiel (drei, vier Minuten) nach 30 Minuten Pause unter Protest weiter.
Natürlich hat das ein juristisches Nachspiel. Wir müssen nicht darüber reden, dass solche Würfe nichts beim Fußball zu suchen haben. Gott sei Dank hat man den dümmlichen Täter gefasst. Was der uns für einen Schaden zugefügt hat, ist ihm wohl noch gar nicht bewusst. Das wird er erst kapieren, wenn wir ihm unsere Schlussrechnung präsentieren. Das dürfte deftig werden. Die drei Punkte könnten nach Bochum gehen, eine enorme Geldstrafe könnte verhängt werden oder sogar der Ultra-Block (für ein oder mehrere Spiele) gesperrt werden. Auch ein Geisterspiel wäre nicht völlig ausgeschlossen. Egal was da kommt, alles das schadet uns, vor allem in der prekären Situation (das war jetzt das achte Spiel hintereinander ohne Sieg), in der wir uns aktuell befinden.
Auch schlimm, der festgesetzte Werfer war nicht der einzige Kriminelle. Etliche weitere Wurfgeschosse waren zu sehen. Getroffen hatte aber (zum Glück) nur der eine. Wer dort hinter unserem Zuckertor alles Jahreskarten hat, sollte ja (vom Verein) leicht festzustellen sein. Auch in diesem Spiel gab es auch wieder reichlich Fackeln (pro Fackel zahlt der Verein 1000 Euro Strafe) zu sehen. Und die kamen nicht aus der unorganisierten Szene. Vielleicht denkt Dirk doch einmal über seinen Kuschelkurs mit einer bestimmten Szene nach? Das könnte dem Gesamt-Verein viel Geld sparen. Eine weitere Frage, die sich stellt: Lassen wir alles so weiterlaufen oder reagieren wir als Verein? Gerade läuft unsere zweite Runde im Aktien-Verkauf. Die wird mit eigenen Investitionen (Werbungen) begleiten. Eine bessere sportliche Situation würde unsere Angebote erheblich unterstützen. So schadet sie uns. Es bleibt ein schwarzer Samstag für den 1. FC Union.
Nächsten Samstag spielen wir das letzte Punktspiel in diesem Jahr in Bremen. Eine Reaktion des Trainers und/oder der Mannschaft wäre toll. Um alles andere müssen wir uns intern und extern kümmern. Einige Dinge werden schmerzen. Andere müssen wir ändern! Eisern.
13. Dezember: Ohne Wenn und Aber!
Unionfux: Jetzt aber: am Sonnabend kommt der VfL Bochum in die Alte Försterei und nein, das wird nicht einfach, aber wenn wir gegen eine Mannschaft, die in dreizehn Spielen erst zwei Unentschieden erringen konnte, dabei auswärts noch ohne jeglichen Ertrag geblieben ist und zudem die schwächste Abwehr und den schwächsten Angriff stellt, nicht dreifach punkten - dann weiß ich auch nicht weiter, auch wenn mir natürlich klar ist, dass a) Bochum nicht unbedingt zu unseren Lieblingsgegnern gehört und b) wir ja traditionell gestrauchelten Kontrahenten gern wieder aufhelfen. Aber das können wir ja vielleicht diesmal außer Acht lassen.
Unbestritten ist es da von Vorteil, dass Abwehrchef Kevin Vogt wieder seinen Platz in der Innenverteidigung einnehmen kann und auch der wohl in der letzten Woche erkrankte Laszlo Benes trainiert wieder, er könnte zumindest eine Option für die letzten dreißig Minuten sein.
Wir sollten also diesmal gleich vom Anpfiff weg versuchen, das Spiel zu dominieren und das sollte sich auch in der Startaufstellung zeigen, deswegen bitte im Mittelfeld keine Ansammlung defensiv orientierter Spieler, die lieber Rönnow anspielen anstatt unsere Spitzen. Gut, wir werden höchstwahrscheinlich nicht mit einem Fingerschnips zu einer versierten Ballbesitzmannschaft, aber Bochum wird ohnehin uns das Spiel überlassen wollen, damit sollten wir also klarkommen und das Beste daraus machen - ich meine, gegen irgendwen müssen wir ja auch Favorit sein, oder?
Druck ist natürlich da, niemand kann so tun, als wäre das ein Spiel wie jedes andere, kein Wunder, unser letzter Sieg ist knapp acht Wochen her, nach dem, zugegeben auch mühseligen, Auswärtssieg in Kiel waren wir Vierter! Doch seitdem gab es lediglich zwei Heimunentschieden, die anfängliche Svensson-Euphorie ist mittlerweile einer gewissen Skepsis gewichen und auch der Trainer wirkt nicht mehr ganz so locker und gutgelaunt, so langsam gehen ihm auch die Erklärungen aus und von spielerischen Fortschritten ist kaum etwas zu sehen, wenngleich das letzte Auswärtsspiel dahingehend einige Lichtblicke bereithielt.
Sicher haben wir jetzt auch kein klassisches Endspiel vor der Brust, aber es könnte schon anzeigen, wohin die Reise der nächsten Monate geht - bewegen wir uns wieder zurück in das ziemlich breite Mittelfeld der Bundesliga oder müssen wir uns erstmal dem Abstiegskampf stellen. Hoffentlich kann unsere Mannschaft mit all diesen Gegebenheiten umgehen und hoffentlich verlassen wir morgen um halb sechs unser geliebtes Wohnzimmer mal wieder mit einem breiten Grinsen. Brauchen können wir das alle - und ich bin, trotz allem, ganz optimistisch, dass es auch genauso kommt - auf geht’s!
11. Dezember: Warum machen wir das mit dem Frauen-Fußball?
Icke: Ja, auch der 1. FC Union verstärkt seine Anstrengungen rund um den Frauen-Fußball enorm. Und warum genau machen wir das?
Zahlreiche Studien (Uni Würzburg, WHU-Studie und viele weitere) sagen alle gleichlautend, der Frauen-Fußball birgt ein großes Zukunfts-Potenzial. Bis zum Dreifachen sollen sich die Zahlen europaweit potenzieren. Und anders als bei den Männern, wollen wir diesmal keine 30 Jahre warten, um vorn dabei zu sein.
Und wenn wir so etwas anpacken, dann aber auch richtig. Es ist kein Zufall, dass unsere Investition in den Frauen-Fußball – parallel zum neuen Trainingszentrum Oberspree erfolgt. Geplant war ursprünglich ein neues Nachwuchs-Leistungszentrum, herausgekommen ist ein Mega-Moderner Kick-Tempel für unseren Nachwuchs und die Frauenabteilung.
Schon in der letzten Saison haben wir unsere Frauen-Mannschaft so verstärkt, dass sie zu dieser Saison in die 2. Frauen-Bundesliga aufsteigen konnte. Das klappte auch. Gleichzeitig haben wir auf Vollprofibedingungen umgestellt. Hier investieren wir auch keine kleinen Beträge.
Der Lohn, der sich schon nach zwölf Spielen dieser Saison herausstellt: Platz 2 in der 2.Bundesliga – knapp hinter Erstligaabsteiger Nürnberg. Zum letzten Punktspiel gegen Bochum (1:1) kamen imposante 5.500 Zuschauer. Zweitausend von ihnen hatten eine Jahres-Dauerkarte. Am 29.September 2024 brachen wir mit 6.181 Zuschauern sogar den Zweitliga-Rekord der Frauen-Bundesliga 2. Und das alles findet neuerdings auch in unserem Haupt-Stadion An der Alten Försterei statt. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht klein, dass wir in der kommenden Saison ein Frauen-Team in der 1.Bundesliga haben.
Das sind alles Investitionen in eine gute Zukunft für den 1.FC Union. Das Männer-Team spielt jetzt in der sechsten Saison (!) Nonstop in der 1. Bundesliga. So sich unsere Frauen jetzt parallel auch in der höchsten Spielklasse festsetzen, hat das positive Wechselwirkungen auf den Gesamt-Verein. Und nein, Image- und Bekanntheits-Verbesserungen lassen sich nicht in Heller und Pfennig dingfest machen. Sie sind aber trotzdem real und vorhanden. Und wir schlagen damit (zukünftig) zwei Fliegen mit einer Klappe. Ein Nachwuchsleistungszentrum müssen wir laut DFB haben. Das kostet bekanntermaßen (viel) Geld. So aber unser Profi-Frauen-Team in Zukunft mit zur Konsolidierung des Gesamt-Vereins beiträgt, verschaffen wir uns einen – wenn auch kleinen – Vorsprung auf andere Erstligisten, die das in dem Umfang noch nicht haben oder planen. Eisern.
8. Dezember: Pech und Pannen = Pleite
Unionfux: Spiele wie am Freitag gegen Stuttgart sind wie ein Albtraum, wie eine Strafe für ich weiß nicht was.
Nach Wochen der weitgehend torlosen Erfolglosigkeit führen wir durch einen Kopfball von Doekhi, nach feiner Vorarbeit durch Schäfer, wenn auch glücklich wegen eines Torwartfehlers. Nach der Pause, wieder etwas glücklich, durch eine immer länger werdende Flanke von Skov (Khedira ist nicht mehr dran), gleich das zweite Tor - und für einige Sekunden denkt man doch tatsächlich, dass das diesmal etwas werden könnte, denn solche Führungen geben wir eher selten aus der Hand, und dem Gegner ist bis hierhin nicht viel gelungen.
Und dann schlägt das Spiel beinahe komplett um, fressen wir innerhalb weniger Minuten zwei Tore, in die stehende Abwehr (eine echte Seltenheit!!) und kaum haben wir uns davon scheinbar erholt, kriegen wir als böse Krönung das blödeste Tor seit Luthe vor drei Jahren gegen Feyenoord ausrutschte. Ich bin ohnehin kein Freund dieser ewigen Spielerei über den Keeper und mir tut Frederik Rönnow gewaltig leid, dass ausgerechnet dem Zuverlässigsten sowas passiert. Und dann ist es noch nicht mal irgendein relativ bedeutungsloses Tor, sondern besiegelt die dritte Niederlage in Folge. Denn danach gibt es nur noch einen abgefälschten Lattentreffer von Jordan und eine Gelborgie eines etwas seltsamen Schiedsrichters (habe ich auch ganz selten erlebt) in der Nachspielzeit und das war’s.
Und ich kämpfe mit einem Schleudertrauma vom entsetzten Kopfschütteln. Sicher, da kommt schon viel zusammen, das Fehlen von Kevin Vogt (wegen einer Zahn-OP) macht sich bemerkbar, das schnelle Anschlusstor hat zudem den Stuttgartern genau die Dynamik verschafft, die es braucht, um solche Rückstände zu drehen. Aber dass diesmal Benes nicht mal mehr im Kader steht, das ist doch absurd. Und auch diesmal wartet Svensson (worauf nur??) über eine Viertelstunde nach dem Rückstand, bevor er offensiv alles auf eine Karte setzt: Erst in der 84. Minute kommen Prtajin und Vertessen sowie Juranovic und da rennt der Mannschaft logischerweise schnell die Zeit davon. Dass der Kontrahent jede Möglichkeit nimmt, um Zeit zu schinden, ist nun mal eine gängige, wenn auch unsportliche Praxis. Natürlich haben wir uns fünfzig Minuten lang ziemlich gut aus der Affäre gezogen und wir agieren auch nicht so zaghaft wie zuletzt, aber das reicht leider nicht, denn unterm Strich steht nun mal abermals eine knappe Niederlage.
Wenn wir anfangen, über gute Ansätze zu schwärmen und über das fehlende Spielglück zu hadern, dann verkennen wir, dass unser letzter Erfolg sieben Wochen zurückliegt und wir Stück für Stück nach hinten durchgereicht werden - auch, wenn der Abstand zum Relegationsplatz immer noch sechs Punkte beträgt. Von Europa jedenfalls spricht niemand mehr. Das Heimspiel gegen Bochum muss so etwas wie der Wendepunkt sein, auch wenn der VfL nicht zu unseren Lieblingsgegnern gehört. Nichtsdestotrotz muss gegen einen Bundesligisten, der aus dreizehn Spielen erst zwei Punkte geholt hat, ein Sieg her, egal wie. Überzeugend wäre natürlich schön, doch dazu sollte auch ein Umdenken beim Trainer und seinem Team einsetzen. Umso schneller kann man den Albtraum von Stuttgart abhaken und, viel wichtiger, in die Erfolgsspur zurückfinden. Zeit wird’s.
7. Dezember: Verbesserung nicht belohnt
Icke: Gestern mal wieder im "Paris, Rom, Erkner" gewesen und coole Unioner getroffen. Und wir rieben uns in Halbzeit eins die Augen, gleich mehrmals.
Die Mannschaft, die da herzerfrischenden und gefährlichen Angriffsfußball spielte, das war Union? Unglaublich und gutgelaunt gingen wir mit dem absolut verdienten 1:0 in die Halbzeit. Dann wurde die 2. Halbzeit angepfiffen und drei Minuten später führen wir 2:0 in Stuttgart. Beim ersten Mal traf Doekhi per Kopf und das zweite Tor schoss Skov, der diesmal die rechte Seite beackerte und mit zu unseren besten Spielern gehörte. Und die "alten Säcke" am Tisch können immer noch rasant schnell aufspringen, wenn Union Tore macht. Beste Stimmung vor Ort!
Nur es ging leider nicht so weiter. Zweimal Woltemade und Karazor verdarben uns den bislang schönen Abend. Dieser Woltemade fiel mir schon beim letzten Bremer Spiel bei uns in Köpenick auf. Ein baumlanger Kerl, der auch noch kicken kann. Und gestern machte er sein wahrscheinlich bestes Bundesligaspiel. Das dann auch noch Rönnow einen kapitalen Bock schoss, passt zum vermaledeiten Abend.
Wir hätten ein Unentschieden verdient gehabt. Die erste Halbzeit gehörte uns, die zweite Halbzeit Stuttgart. Und wir hatten so viele Tor-Chancen wie lange nicht mehr. Es nützte schlussendlich alles nichts mehr. Stuttgart schaffte es mit seinen vielen Schauspielern, die drei Punkte nach Hause zu bringen. Apropos Schauspieler… Gott sei Dank gibt es im TV - Wiederholungen und Zeitlupen. Was sich die Schwaben in diesem Spiel erlaubten, war einfach ungehörig. Ohne gegnerischen Kontakt schreiend zu Boden zu gehen und minutenlang auf dem Rasen zu verweilen, zeigt wieviel Angst die Schwaben vor uns hatten. Und genau das oder so ähnlich - gab es gleich im Dutzend. Liebe schwäbische Fußballer, lasst das Theater. Das macht den Fußball kaputt.
Hoffen wir, dass wir den Schwung aus der ersten Halbzeit mit in unser (nächstes) Bochum-Heimspiel mitnehmen können. Union muss auch mal wieder spielerisch überzeugen und das nicht nur eine Halbzeit lang. Skov rechts zu bringen war ein Volltreffer. Bitte das so lassen! Gestern saß ein Benes dafür nicht mal auf der Ersatzbank. So langsam aber sicher, gibt es wohl dafür keine Erklärungen mehr. Wir haben doch alle Augen im Kopf. Sehen auch was Union fehlt. Nicht das Bo irgendwann alleinig über seinen Sturkopf stolpert. Gegen Bochum müssen drei Punkte her. Eisern!
5. Dezember: In Stuttgart übern Schatten springen
Unionfux: So, der für uns oft so schwierige Monat November ist endlich Geschichte, abermals unergiebig und wenig Freude verbreitend, unterm Strich bleibt ein Punkt und ein Tor. Und es liegt nur an unserem guten Auftakt, dass wir uns eine derartige Schwächephase leisten können.
Nun geht es in den Jahresendspurt, nur noch drei Spiele warten auf uns bis Weihnachten, auswärts in Stuttgart und in Bremen, zu Hause gegen Bochum, da muss das Mindestziel beim Erreichen der Zwanzig-Punkte-Grenze liegen.
Und deswegen wäre es gut, wenn noch vor der kurzen Winterpause von drei Wochen ein leichtes Umdenken bei Bo Svensson einsetzen würde, denn im Moment liegt unser Sicherheitsfussball komplett auf der Butterseite.
Wenn wir so in die letzten drei Spiele gehen, was wollen wir auf diese Art und Weise holen? Vielleicht einen Punkt, doch dazu dürfen wir keine Gegentore kriegen …
In den vergangenen Wochen fragte nicht nur ich mich oft: worauf wartet der Trainer eigentlich? Und zwar vor und während des jeweiligen Spiels. Ganz ohne Risiko geht es nun mal nicht, erst recht nicht nach einem Rückstand, wo man so bald wie möglich alles auf eine Karte setzen sollte.
Ich weiß einfach nicht, was Bo Svensson so hartnäckig gegen Laszlo Benes hat, aber wenn er den Jungen nicht mal nach einem Rückstand zu Hause bringt, um den überraschenden Pass zu spielen, der die gegnerische Abwehr unter Stress setzen kann - wann denn dann? Ich sehe bei uns leider keinen anderen Mittelfeldspieler, der wirklich offensiv denkt, außer vielleicht noch Jeong (für den es im Übrigen eine Kaufoption in Höhe von abenteuerlichen sechs bis sieben Millionen geben soll).
Nur, Svenssons Abneigung gegen den Slowaken ist mittlerweile nicht mehr rational zu erklären, sie übersteigt sogar seine seltsame Obsession für Jordan Siebatcheu (und das will was heißen!!). Und ja, ich komme mir in Sachen Benes vor wie eine tibetanische Gebetsmühle, aber die Ergebnisse des letzten Monats sprechen nun mal für sich und nicht für die Sturheit des Trainers. Und man kann nicht behaupten, dass diese Ergebnisse extrem unglücklich zustande gekommen wären, wenn man nicht gerade die ganz rosarote Brille aufhat. Wirklich unschlagbar allerdings war dabei lediglich der FC Bayern, die waren wirklich eine ganze Klasse besser, vielleicht auch anderthalb, dem Rest hat man es, mehr oder minder, doch etwas zu leicht gemacht.
Natürlich ist der kommende Kontrahent, der VfB Stuttgart, amtierender Vizemeister, ein schwerer Gegner - aber das Ziel kann wohl kaum eine möglichst knappe Niederlage sein, bei der man ganz ordentlich mitspielt, zumal der Gegner unter der Woche ein weiteres Spiel bestreiten musste (hätte zwar schwerer sein können, aber trotzdem).
Und so bleibt der Auftrag und die Hoffnung der jüngeren Vergangenheit nahezu gleich: Defensive ja, aber ein bisschen Fussball muss eben auch sein, zumindest streckenweise.
Und das ist keine persönliche Vorliebe meinerseits, sondern eine absolute Notwendigkeit. Diogo Leite dürfte wieder an Bord sein und, wie gesagt, ich würde endlich Benes eine Chance geben, wahrscheinlich für Kemlein, der etwas überspielt wirkt und den man doch nicht ganz so verheizen sollte.
Ein Erfolgserlebnis wäre sowohl für die Psyche als auch für die Tabelle wichtig, wir sollten in Stuttgart anfangen, dafür zu sorgen, dass wir im gesicherten Mittelfeld überwintern.
Und da wäre es gut, wenn Trainer als auch die Mannschaft über den einen oder anderen Schatten springen könnten, um aus Stuttgart was mitzunehmen. Ich habe nämlich weder Bock auf ein weiteres bescheidenes Spiel noch auf einer weiteren Runde auf der Gebetsmühle…
4. Dezember: Zeichen setzen!
Icke: Manchmal rückt das Sportliche in den Hintergrund. Sehr intensiv geschieht das bei Union, und ja, auch besonders in der Vorweihnachtszeit. Bei unserem Klub haben wir dafür eine Stiftung. "UNION VEREINT. Schulter an Schulter" … heißt dieser Verein und viele Aktivitäten laufen über ihn. Letzte Woche verteilten sich die Profis quer in der Stadt. Einige waren bei "Laib und Seele", und bei "EISERN statt EINSAM", andere in Schulen oder der Stadt-Mission. Seit einiger Zeit sammelt Union auch wieder Konserven und andere haltbare Lebensmittel, sowie warme Kleidung. Das geschieht inzwischen in guter Regelmäßigkeit jedes Jahr.
Kommenden Sonntag, am 8. Dezember 2024, können alle den kleinen Adventsmarkt von Union besuchen. Auf dem Parkplatz des Fan-Hauses (alter Lidl-Markt) findet er statt. Von 10 bis 14 Uhr steht der Markt zunächst Menschen zur Verfügung, die Hilfe zum Lebensunterhalt bekommen. Wer möchte, kann sich bereits im Vorfeld mit dem entsprechenden Nachweis im Fan-Haus anmelden, um einen entspannten Zugang zu erhalten (Lindenstr. 18-19, 12555 Berlin + Mo. 9-14 Uhr, Di. 9-17 Uhr). Von 14 bis 18 Uhr ist der Adventsmarkt für alle geöffnet. Der Eintrittspreis ist eine kleine Spende - in Form von haltbaren Lebensmitteln (Dosen, Trockenwaren), Windeln, Hygieneartikel oder ähnlichen Dingen des täglichen Bedarfs. Diese werden von "Laib und Seele" im Rahmen der regelmäßig am Dienstag stattfindenden Lebensmittelausgabe an Bedürftige verteilt.
Auf dem Union-Adventsmarkt wird es Stände mit gebrauchten und neuen Union-Artikeln, mit gebrauchten Spielzeugen und Büchern geben. Kuchen und Getränke laden zum Stöbern und Verweilen ein. Eine gute Idee für noch Ideenlose zu Weihnachten … gegen kleine Spenden noch das eine oder andere kleinere oder auch größere Geschenk zu besorgen. Etliche soziale Initiativen und Einrichtungen informieren über ihre Arbeit und sind für alle Interessierten nicht nur ansprechbar, sondern können auch helfen.
"EISERN statt EINSAM" ist eine Initiative der Stiftung "UNION VEREINT. Schulter an Schulter", des Wirtschaftsrates des 1. FC Union und des Fanklubs "Eiserner V.I.R.U.S.". Gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein "Laib und Seele" richten sie den Adventsmarkt aus. Es wäre wundervoll, wenn sehr, sehr viele Unioner das Projekt am Sonntag unterstützen und es mit einem schönen Spaziergang am 2. Advent verbinden. Das man so ganz nebenbei auch noch alte Schätzchen von Union entdecken kann oder für den Junior ein neues Union-Shirt findet, macht alles nur noch spannender. Wir sehen uns. Eisern!
30. November: "Alles oder nichts" unmodern?
Icke: Das "Normale" ist eingetreten. Leverkusen schlägt uns knapp mit 2:1. Einige sagen verdient, andere - wie ich - sahen zwei etwa gleich starke Mannschaften. Viele Möglichkeiten besaß Bayer nicht. Auch wenn natürlich die reine Spielanlage und die Ballbehandlung von Spielern wie Wirtz und Frimpong besonders sind. Trotzdem konnten wir diesmal - und das war neu gegenüber den vergangenen Spielen - phasenweise Druck entfalten. Unser Spiel begann katastrophal. In der 2. Minute schlafen wir noch, Leverkusen aber nicht. Frimpong trifft nachdem wir (nett) zuschauen, wie die Leverkusener uns regelrecht überfallen.
Danach waren wir - Gott sei Dank - nicht geschockt. Wir rappelten uns wieder auf und versuchten eigene Angriffe. Es war sichtbar, wir wollten einen Punktgewinn. Gereicht hat es schlussendlich nicht. Obwohl wir in der 30. Minute mit unserem besten Angriff den Ausgleich schafften. Hollerbach wirbelte sich (ganz stark) auf halblinks durch, ließ dabei mehrere Pillen-Facharbeiter stehen. Er passte nach innen. Dort wartete Jeong und schoss noch einem Leverkusener durch die Beine. Der Keeper war machtlos. Das Bayer am Ende gewann, lag auch daran, dass in der 2. Halbzeit Wirtz ins Spiel kam. Der war kaum auf dem Platz und schon bediente er Schick, der zum 2:1 traf. In den 3 bis 4 Sky-Einstellungen konnte man in der letzten Video-Sequenz vermuten, er habe den Ball mit dem Oberarm gespielt. Ganz sicher konnte man aber nicht sein. Warum gab es eigentlich keine Einstellung aus der Hinter-Tor-Kamera. Die hätte es deutlicher zeigen können. Wurde nicht gemacht.
In diesem Spiel ließ Bo Jordan auf der Bank und brachte Starke im Zentrum. Der ackerte und rannte, konnte aber auch keine Torgefahr erzeugen. Die schönste Aktion blieb unser Tor. Jeong war es später auch, der dann den einzigen gefährlichen Weitschuss abfeuerte. Warum machen wir das nicht öfter? Wer das Spiel aufmerksam sah - wir hätten mehrmals aus der Distanz einen Schuss versuchen können. Wenn Mitte der Woche einige Teams im DFB-Pokal antreten müssen und wir ja frei haben, so könnten wir das ja mal ein paar Stunden üben.
Trainer Bo war nach dem Spiel mit etlichen Details zufrieden, so äußerte er sich. Ich nicht! Warum? Die letzten zehn Minuten erwartete ich ein Feuerwerk. Bälle nach vorn, angreifen, volles Risiko … so habe ich Union Mitte der Siebziger kennengelernt. Wir waren, so es die DDR-Oberliga war, fast immer das unterlegende Team. Sehr oft fehlte uns kurz vor Schluss nur ein Tor. Da gab es dann immer das "alles oder nichts". Mehr als verlieren geht nicht und ob nun mit einem oder zwei Toren Differenz, ist dann auch egal. Wir machen das aber nicht mehr. Warum eigentlich? Die Szene, die mich daran erinnerte war die 85. Minute. Rönnow wollte von hinten aufbauen. Alle Unioner um unseren Strafraum herum waren in Manndeckung. Das kann ja letztendlich nur eine Trainer-Anordnung gewesen sein, denn normalerweise schnappt sich der Keeper instinktiv den Ball und jagt ihn so weit er kann in die gegnerische Hälfte. In der 88. Minute gab's eine ähnliche Szene noch einmal. Wir wollen ernsthaft zwei Minuten vor dem offiziellen Ende mit Kurzpassspiel von hinten aufbauen. Natürlich decken uns die Leverkusener schon am eigenen Strafraum. Sie wissen ja, wir müssen unser Risiko erhöhen. Im Endeffekt verlieren wir sogar den Ball. Dass die Körpersprache und die Dramatik bei diesen "Alles oder nichts"-Aktionen ein ganzes Stadion "anzündet" nutzen wir dabei leider nicht.
Die Tabelle (11. Platz) steht uns immer noch ganz gut. Die Wege nach oben sind kürzer, als die Wege nach unten. ABER … nächste Woche spielen wir in Stuttgart. Ob das jetzt zwingend einfacher wird, als das Spiel gegen Leverkusen, kann jeder selbst beurteilen.
Was hatte Rothe eigentlich in diesem Spiel? Er war teilweise lethargisch unterwegs. Seine Dynamik vergangener Spiele zeigte er gar nicht. Oder lag es am sehr starken Frimpong als seinem Gegenspieler? Ansonsten kann man Bo wenigstens insofern zustimmen, dass unsere Defensive nach wie vor - mit Ausnahme des ersten Tores - immer auf der Höhe war. Es deckte aber auch wieder auf, wir haben keinen torgefährlichen Stürmer und unser einziger Spieler mit Spielmacher-Qualitäten sitzt auf der Ersatzbank. Können wir die Kleinigkeiten, wie den Einbau von Benes in das Team und die Erinnerung an Schüsse aus der Distanz auch noch erledigen? Dann braucht uns Horst Heldt nur noch einen treffsicheren Mittelstürmer "besorgen". Ich nenne das "einen Plan haben". In Stuttgart wird für uns nicht viel zu holen sein, gegen Bochum möchte ich gern drei Punkte haben und das Spiel in Bremen wird wohl absolut spannend. Da könnte ein Remis möglich sein. Eisern!
29. November: Mit Mut und Offensive gegen Leverkusen
Unionfux: Auch, wenn unser letztes Tor doch tatsächlich schon über einen Monat her ist, möchte ich nicht ins allgemeine Krisengerede einstimmen, schon allein, weil es nicht viel bringt.
Dass unsere Mannschaft im kreativen und technischen Bereich Mängel hat, ist nun wirklich nicht neu und auch den großen Goalgetter hatten wir eher selten, zumindest in der Bundesliga. Am Ende fallen einem nur Kruse auf der einen und Awoniyi auf der anderen Seite ein, beide längst Geschichte.
Insofern ist der Plan des Trainers schon richtig, erstmal für eine funktionierende Defensive zu sorgen, das hat immerhin überdurchschnittlich geklappt. Doch auch, wenn die Defensive angeblich Meisterschaften gewinnt, ohne Offensive gewinnt man keine Spiele.
So langsam muss Bo Svensson auch offensive Lösungen anbieten, und dass Jordan nicht die Lösung ist, zumindest nicht im Moment, hat er nun wirklich in fast jedem Spiel bewiesen, wobei seine guten Momente nicht verborgen geblieben sind, unterm Strich jedoch nicht so wirklich ausreichen.
Und wie hat (vermutlich) Albert Einstein so treffend gesagt: "Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten". Deswegen sollte im kommenden Heimspiel gegen Leverkusen doch etwas mehr offensives Risiko gegangen werden, auch wenn der amtierende Meister nun wirklich kein leichter Gegner ist und sich im Aufwärtstrend befindet, aber wir sollten uns lieber an den mutmachenden Zeichen orientieren.
So ist der Kontrahent nicht mehr ganz das Monster der vergangenen Spielzeit ist, zudem musste Bayer unter der Woche in der Champions League ran, wobei RB Salzburg derzeit kein großer Gegner ist. Aber es ist eben doch ein Spiel mehr in den Beinen und nicht umsonst sind wir zu Hause ungeschlagen.
Personell kann auch aus dem Vollen geschöpft werden, selbst die angeschlagenen Leite, Skov und Kemlein sollen einsatzbereit sein, wie sehr, werden wir wohl erst am Sonnabend wissen. Ich werde ja nicht müde, Laszlo Benes vorzuschlagen, der schon gezeigt hat, dass der Angriff mit ihm besser funktionieren kann und vielleicht kann man Prtajin zumindest mal auf die Bank setzen - beide Spielertypen haben wir ja nicht so oft. Mag ja sein, dass Benes’ Lieblingsposition in unserem Spiel (zumindest bis jetzt) nicht existiert und dass wir in letzter Zeit ein ganz schlechtes Pflaster für Mittelstürmer sind, aber irgendwas muss man doch tun.
Auch der wiedergenesene Volland ist eigentlich ein Zielspieler (mit über 100 Erstligatoren), auch wenn er das, ausgerechnet bei uns, nicht so oft gezeigt hat. Sicher, so einfach wird es leider nicht sein, es liegt nicht nur an ein, zwei anderen Spielern, es liegt eben auch an der taktischen Ausrichtung und wesentlich mehr Präzision als zuletzt.
Aber wenn man gegen Leverkusen wiederum zu zaghaft ins Spiel geht - was soll dann dabei herauskommen? Eine knappe Niederlage kann ja nicht ein neuerliches Ziel sein, immerhin haben wir in der Alten Försterei eine kleine Serie zu verteidigen, oder? Nicht zuletzt haben wir gegen die Werkself (klingt irgendwie immer ein bisschen nach Chemie Buna Schkopau) daheim nie so schlecht ausgesehen, selbst im letzten Jahr benötigte der seinerzeitige Übermeister eine blöde Rote-Karte-Aktion von Gosens und einen naja-Elfmeter, um gegen uns zu gewinnen.
Schon klar, leicht wird es nicht, aber wann ist uns zuletzt mal was so richtig leicht gefallen? Pessimismus ist gerade nicht angebracht, nicht nur deswegen trau ich uns, im positiven Sinne, eine ganze Menge zu - damit der Monat November nicht ganz so traurig in Erinnerung bleibt. Sonnig wird’s jedenfalls und kalt - auf geht’s, drei Punkte sind zu verdienen!
24. November: Ab sofort greift Union (bitte auch) an!
Icke: Was ist los beim 1. FC Wundervoll? Man könnte meinen, alles ist schick. Für unsere jungen Leser: "Wir sind aktuell fein mit allem, genau". Platz acht in der Tabelle, 16 Punkte nach elf Spielen. Ein neuer Trainer, der uns so organisierte, dass wir in elf Spielen erst neun Gegentore bekamen. Finanziell gehen wir wieder in Richtung Eigenkapitalerhöhung. Das Stadionprojekt rückt näher und die neuen Aktien werden wohl eine Menge "Schotter" in unsere Vereins-Schatulle spülen. Unser letzter Haushalt war - trotz der Katastrophen-Saison - ausgeglichen und der Verein erwirtschaftete sogar ein kleines Plus. Die Welt könnte so schön sein, wenn es nicht auch Schattenseiten gäbe.
Wir spielen einen Rumpel-Fußball, wie lange nicht mehr. Der negative Höhepunkt war das Spiel in Wolfsburg. Gerade in der ersten Halbzeit lieferten wir einen Offenbarungseid ab. Die taktische Aufstellung - mit nur drei offensiven Spielern - war schon sehr defensiv ausgerichtet. Wenn dann aber die drei "Offensiven" auch absolut nicht zueinander passen und mindestens zwei der drei dann auch noch mehr defensive Aufgaben zu erledigen hatten, als es ihre eigentliche Position vorsieht, dann kommt so etwas dabei heraus. Aber nun Butter bei "die Fische" … Haberer spielte nominell Rechtsaußen. War aber zusammen mit Trimmel überwiegend damit beschäftigt unsere rechte Seite zu sichern. Von seiner ursprünglichen Position war kaum etwas wahrzunehmen. Als Mittelstürmer spielte - wie so oft - Jordan. Er machte, dass muss man zugeben, eins seiner besten Spiele im Union-Trikot, leitete gut Bälle weiter und kämpfe nach hinten. Seinen Hauptjob allerdings - den des Mittelstürmers - erfüllte er nicht. Eine Chance hatte er. Eine gute sogar, wäre er mit dem Kopf an den Ball gekommen, er schaffte es aber nur mit der Schulter. Elf Spiele mit null Toren und einer einzigen Torvorlage sind einfach schlecht für einen Mittelstürmer. Einzig Vertessen versuchte mehrmals anzuziehen. Er musste sich allerdings meist seine Bälle an der Mittellinie selber holen und allein davondribbeln. Das hatte von vornherein keine Aussicht auf Erfolg.
Zur Halbzeit reagierte Bo, brachte mit Rothe für Skov mehr Angriffslust auf links. Warum er aber Hollerbach für Vertessen brachte, bleibt wohl sein Geheimnis. Er nahm Vertessen (statt Haberer) raus. Fazit der Änderungen, wir schafften es ab und an, uns zu befreien. Ein kreatives Angriffsspiel sieht aber anders aus. Haberer spielte weiterhin zu 50 Prozent rechter Verteidiger. In der 71. Minute fiel dann unsere Mauer. Wolfsburg ging in Führung und alle dachten, nun kommt sofort Benes rein. Falsch gedacht, es dauerte noch ganze elf Minuten, bis Benes den Rasen betreten durfte. Warum eigentlich? Auf was hatten wir gewartet? Nein, Benes konnte das Spiel nicht mehr drehen, aber man konnte sehen, dass er sofort von der Mannschaft gesucht wurde. Warum verzichten wir freiwillig und ohne Not auf so eine Fußball-Persönlichkeit, die auch, und das sah man deutlich, innerhalb des Mannschaftsgefüges anerkannt ist?
Können wir bitte beginnend ab sofort (d.h. ab Leverkusen) unseren qualitativ (immer noch) guten Kader in der Offensive nutzen? Das würde heißen, Rothe auf links von Beginn an. Volland und Benes auf die halboffensiven Positionen und Vertessen und Hollerbach dürfen vorn wirbeln. Skarke wäre dann der erste (offensive) Einwechsler. Vielleicht probiert Bo auch mal Volland als Mittelstürmer. Das hat er schließlich (viele Jahre) sehr erfolgreich (80 Tore!) in der Bundesliga gezeigt. Jordan, Jeong, sowie Haberer und Schäfer auf offensiven Positionen konnten wir jetzt genug "bewundern" - leider erfolglos. Schäfer ist nach seiner Verletzung leider noch nicht wieder in der Form, in der er uns helfen könnte. Und Haberer ist auch kein schlechter Spieler, aber aktuell zeigt er nur als rechter Verteidiger ansprechende Leistungen. Jeong kam über gute Ansätze nicht hinaus. Er spielt kreativ nicht konstant und seine Fehler-Quote ist ab und an grausam. Und über die Tor-Quote von Jordan haben andere schon genug geschrieben. Bitte lasst uns etwas Neues probieren, da das "Alte" offensichtlich nicht funktioniert. Meinetwegen sogar mit unserem U-19-Nationalspieler Asanji. Manchmal habe ich den Eindruck, er spielt nicht, weil wir glauben, er ist schon weg (Juventus?). Aber was passiert denn, wenn er plötzlich auch in der Bundesliga trifft? Ohne einen Versuch werden wir es nie erfahren. Sonst freut sich ab nächsten Sommer nur Juventus Turin.
Übrigens klopft in unserer B-Jugend schon das nächste Mega-Mittelstürmer-Talent an unsere Pforten: Oskar Engel, gerade einmal 16 Jahre alt. Arbeitspapier in dieser Saison: 14 Spiele, 18 Tore und drei Torvorlagen. Den hat noch nicht einmal der DFB auf dem Schirm. Lange werden sie unseren Serien-Knipser allerdings nicht (mehr) ignorieren können. Detlef Helms hatte 1977 - mit 16 Jahren - auch drei Oberligaspiele für Union absolviert. Ich war dabei. Warum nicht auch Engel? Hier müssen wir keine Angst mehr vor "Delegierungen" haben. Das funktioniert heute höchstens noch umgekehrt. Habt Mut liebe Union-Trainer. Fans und Spieler werden es Euch danken! Eisern.
23. November: Niederlage in Wolfsburg - offensiv zu wenig
Unionfux: Schon die Aufstellung deutet es bereits an (und es war zu befürchten), es geht heute mehr ums Verteidigen als ums Angreifen: Haberer und Jordan beginnen für Jeong und Hollerbach. Und so finden wir eine Stunde auch offensiv kaum statt, halten jedoch das 0:0, lassen insgesamt sehr wenig zu. Einmal aber doch: Nach siebzig Minuten ist die Mitte etwas zu offen und Baku hat nicht allzu viel Mühe, das Tor aus zehn Metern zu machen, nachdem wir vorher nicht richtig klären können, Rönnow ist ohne Abwehrmöglichkeit. Direkt danach hat Jordan, nach zwei Schüssen von Kemlein rund um die 60. Minute, die beste Chance für uns, aber der Wolfsburger Keeper kratzt den Ball aus dem Dreiangel.
Trotzdem lässt sich Svensson noch weitere gut zehn Minuten Zeit (ich weiß nicht so recht, worauf er da eigentlich wartet), bevor er Benes endlich bringt (ich will nun wirklich nicht immer auf Benes rumreiten, aber wer hat sonst noch eine offensive Idee und auch die Mittel, sie umzusetzen?) - und wir haben tatsächlich so etwas wie eine Schlussoffensive, endlich entsteht so etwas wie Druck auf den Gegner, leider ohne Ertrag. Trimmel bringt zwar Flanke um Flanke, findet aber keinen Mitspieler, wie auch die Standardsituationen allesamt von Wolfsburg geklärt werden können. Direkt vor dem Abpfiff muss Grabara noch einmal alles aufbieten, um Benes' Schuss von der Strafraumgrenze zu entschärfen. So bleibt es also bei der knappen Niederlage, schlussendlich reicht Wolfsburg tatsächlich eine wirklich gute Chance, um das Spiel für sich zu entscheiden, von einem guten Freistoß von Arnold in der Nachspielzeit mal abgesehen, den Rönnow aber parieren kann.
Unübersehbar, unser Angriffsproblem bleibt bestehen, in den letzten vier Pflichtspielen sind wir ohne Torerfolg und auch sonst offensiv weitgehend harmlos. Bei einem Auswärtsspiel bei den Bayern kann man das ja noch akzeptieren, aber wenn man offensiv so zaghaft bei einer Mannschaft antritt, die in der Liga bis jetzt ohne Heimerfolg war, dann ist das für mich schwer zu verstehen. Wir machen wieder mal nicht den Eindruck, ein Spiel gewinnen zu wollen, sondern hoffen auf unsere weitgehend tadellose Abwehr, nur - ein Gegentor kann trotzdem immer passieren und dann ist der Plan, einen Punkt durch ein torloses Unentschieden mitnehmen zu wollen, nun mal dahin. Ja, wir verteidigen gut, sind aber auch ziemlich leicht zu verteidigen, wirklich gefährlich werden wir kaum: Hinten sind wir Bundesligaspitze, vorne hingegen das ganze Gegenteil.
Dabei kann man kaum alles an den Stürmern festmachen, es ist ja nicht so, dass wir ständig Hundertprozentige versemmeln, es kommen einfach zu wenig verwertbare Bälle. Jordan beispielsweise hat heute gut geackert (auch, wenn er Baku vor dem Gegentreffer einfach ziehen lässt), doch er, Vertessen und Hollerbach müssen sich fast jede Gelegenheit selbst erarbeiten, in Abschlusspositionen kommen alle drei doch sehr selten, weil auch der spielerische Gedanke oft zu kurz kommt. Wolfsburg hat diesmal mitnichten den Papst in der Tasche, es genügt eine durchschnittliche Leistung, die drei Punkte einzufahren - und einen Grabara, der zweimal gut eingreift und es bleibt dabei: Die Autostadt ist bis dato kein gutes Pflaster für uns. Wir hätten schon etwas Glück haben müssen, um dort wenigstens einen Punkt mitzunehmen. Von einem Sieg sind wir jedenfalls ziemlich weit entfernt und eine Stunde lang fällt es schwer, unserem Spiel zuzusehen, weil es nämlich kaum stattfindet. Und gut zehn Minuten Schlussoffensive sind dann am Ende doch zu wenig.
Unsere berühmte Stabilität in der Verteidigung hat Svensson gottlob wieder zurückgebracht (in diesem Zusammenhang: Daumen drücken, dass sich Leite, der schon nach wenigen Minuten ausgewechselt werden musste, nicht allzu sehr verletzt hat), unser Angriff ist hingegen in einigen Spielen nicht so wirklich bundesligatauglich, weil er offenbar nur auf dem Prinzip Hoffnung beruht. Da muss der Trainer sich was einfallen lassen, so wie Horst Heldt in der Winterpause, denn das kann so auf Dauer nicht funktionieren - auch, wenn wir im Moment noch ganz gut dastehen, zumindest in der Tabelle. Aber so wenig Treffer nach elf Spieltagen - das hatten wir zuletzt in der Saison 1988/89 und das ist nun wirklich lange her …
22. November: Wolfsburg, Graz und der Bundestag
Unionfux: Länderspielpause vorbei - Jahresendspurt eingeleitet. Und gleich wartet auf uns eine Wundertüte: wir müssen zum VfL Wolfsburg. Die wirklich starken Wolfsburger gibt’s eigentlich schon seit ein paar Jahren nicht mehr, so ein wenig zehren sie von alten Zeiten, zudem sind sie in dieser Spielzeit noch ohne Heimsieg, andererseits haben wir dort noch nie gewonnen, ein magerer Punkt aus fünf Begegnungen ist nicht gerade furchteinflößend und wir sind ja nicht gerade die Auswärtsmonster.
Doch sollten wir als Tabellensechster zum Zwölften denn voller Angst fahren? Der bisherige Saisonverlauf sollte uns schon Selbstbewusstsein verschaffen und, natürlich, es wird auch dort auf unsere offensiven Möglichkeiten hinauslaufen, wir sollten nicht unbedingt auf ein torloses Unentschieden hoffen, sowas geht selten gut.
Kadertechnisch sind fast alle Möglichkeiten dazu gegeben, lediglich Tom Rothe ist nach seiner Verletzung noch nicht bei hundert Prozent und Ilic ist angeschlagen, aber das dürfte eher nicht ins Gewicht fallen. Auch Prtajin wird wohl kaum im Aufgebot stehen, an ihm sollen mittlerweile mehrere Zweitligisten und sogar St. Pauli interessiert sein, er dürfte uns also im Winter verlassen, wahrscheinlich leihweise.
Das Spiel in Wolfsburg werden wir voraussichtlich eher dem Gastgeber überlassen und dann auf die Umschaltmomente warten, aber ganz so passiv wie z. B. in Gladbach sollten wir dann doch nicht auftreten, drei Pflichtspiele ohne eigenes Tor sollten nun wirklich reichen. Mehr Kreativität könnte eine Lösung sein, hoffentlich ist da Trainer Bo Svensson nicht zu zaghaft und setzt auf ein überwiegend defensives Mittelfeld. Auf jeden Fall schwer, was zu prognostizieren, es ist, wie gesagt, eine ziemliche Wundertüte, aber ich tippe mal ganz unbescheiden auf drei Auswärtspunkte. Auf geht’s!!
Und sonst so? Oliver Ruhnert hat sich gerade auf einen neuen beruflichen Weg begeben: er wird der Berliner Spitzenkandidat des BSW und aller Wahrscheinlichkeit nach zukünftiges Mitglied des Bundestages und lässt deswegen ab Januar seinen Vertrag mit uns ruhen. Ich denke nicht, dass er, eine erfolgreiche Wahl vorausgesetzt, nochmal ins Fussballgeschäft einsteigt.
Damit endet eine Ära für uns, der Name Ruhnert war doch engstens mit den Erfolgen der letzten Jahre verknüpft, auch wenn man konstatieren muss, dass dem Macher in letzter Zeit ein wenig das goldene Händchen abhandengekommen ist, vielleicht auch verständlich und normal - niemand kann immer richtig liegen und unbestritten gab es unterm Strich doch wesentlich mehr Licht als Schatten. An anderer Stelle werden wir nochmal genauer auf die Zeit Ruhnerts in unserem Verein eingehen, bis dahin: ein großes eisernes Dankeschön für deine Arbeit, Oliver, und alles Gute! Sein, zumindest ursprünglich, designierter Nachfolger, Michael Parensen, ist seit gestern am vorläufigen Ziel der Wünsche, er ist Sportdirektor.
Zwar nicht beim 1. FC Union, sondern bei Sturm Graz, aber immerhin - die Österreicher spielen Champions League und sind auf dem besten Wege, die Meisterschaft des Vorjahres zu wiederholen. Nicht die schlechteste Adresse für einen Fast-Neuling also. Das geht sich aus, Micha, viel Glück in der Steiermark!
21. November: Mittelstürmer-Winter-Neuzugänge bei Union?
Icke: Lancieren wir unsere eigenen Fake-News? Oder wer kommt auf diese genialen Ideen, wer uns zur Winterpause alles neu 'beglücken' soll? Eigentlich wissen alle fußballgebildeten Menschen Bescheid, wir benötigen einen treffsicheren Mittelstürmer.
Und wer wird uns (Stand heute) alles angedichtet? Jens Castrop (zentraler Mittelfeldspieler), Taha Altikardes (Innenverteidiger), Daniel Elfadli (defensiver Mittelfeldspieler), Leon Goretzka (zentraler Mittelfeldspieler), Reiss Nelson (Rechtsaußen), Terry Yegbe (Innenverteidiger).
In der Schule hieße es damit – Thema verfehlt. Nicht wenige meinen, Heldt habe etwas 'Vernünftiges' vorbereitet. Keine kleine oder mittelmäßige Lösung. Das war auch Thema beim Beecke/Kruse-Podcast beim RBB. Hoffen wir, dass sie recht behalten. Den siebenundzwanzigsten Mittelmaßmittelstürmer für ein bis zwei Millionen, der nicht mal auf der Ersatzbank sitzen darf, den brauchen wir nicht wirklich.
Nun, an Tel aus München glaubt in Wirklichkeit keiner. Auch wenn immer mal wieder einer darüber berichtet. Und realistisch betrachtet, wenn Kane einmal ausfällt, so brauchen die Bayern ihn selbst. Und das auf drei verschiedenen Hochzeiten. Eine Ausnahme muss man allerdings einräumen. Seit einigen Tagen wird getuschelt, dass der Leipziger Sesko in das Blickfeld der Bayern geriet. Das würde die Situation für Tel ändern. Auch der 70-Millionen-Mittelstürmer Gyökeres ist bei den Bayern im Gespräch.
Ein wenig Sorge bereitet mir das offizielle Gerücht um Lukeba (auch Leipzig). Der wird augenscheinlich von Real Madrid beäugt. Hoffentlich erinnern die sich nicht an uns und Leite.
Aber wieder zurück zu den Mittelstürmern. Ex-Super-Talent Pepi soll vom BVB umworben werden. Und Mikael Uhre ist bei Bochum und Bremen im Gespräch. Der 18-jährige griechische Mittelstürmer Tzimas aus Saloniki (aktuell an den 1.FC Nürnberg ausgeliehen) wäre einer für uns. Da aber sein Vertrag bis 2028 läuft, wäre er kein Schnäppchen mehr. Darmstadt holte vor der Saison den Schweden Lidberg für eine Million zu sich. Ein Volltreffer! Er soll das Interesse von Hoffenheim geweckt haben. Aber sicher nicht nur von ihnen! Viel mehr wirkliche Gerüchte um die Bundesliga und um Mittelstürmer-Zugänge gibt es aktuell nicht.
Oder haben sich Kaiserslautern und Union hinter den Kulissen längst bei Ache geeinigt? Mit Prtajin und/oder Ilic hätten wir den Betzenbergern auch gleich Lösungsmöglichkeiten für ihre 'Lücke' anzubieten. Ich halte das für absolut denkbar. Und Ache macht – trotz seiner Sommer-Verletzung – dort weiter, wo er letzte Saison aufhörte. Er schießt weiter Tore. Aktuell hat er in 10 Spielen schon wieder sieben Mal getroffen. Und dass trotz zweier Kurzeit-Einsätze, wo er eigentlich noch in der Aufbauphase war. Ich halte Ache für die wahrscheinlichste Lösung. Eisern!
20. November: Deutsche B-Elf mit 1:1 gegen Ungarn
Icke: Mit einem nicht ganz neuen und wieder umstrittenen Elfmeter in Minute 97 (!) holte Ungarn noch einen Punkt gegen die deutsche B-Elf. Nagelsmann ließ nur Kimmich und Andrich auf dem Feld. Alle anderen Spieler waren neu. Das zeigt auch, wie wichtig Ex-Unioner Andrich für die defensive Stabilität der deutschen Mannschaft geworden ist.
Apropos Ex-Unioner … Gosens wurde eingewechselt. Nico Schlotterbeck stand in der Anfangsformation. Auf Seite der Ungarn spielte natürlich Schäfer von Beginn an und machte ein gutes Spiel. Langsam aber sicher kommen auch Hardliner bei Union nicht mehr drumherum – deutsche Spiele anzuschauen. Vier Spieler auf dem Feld mit direkten oder ehemaligen Union-Bezug ist schon eine Hausnummer.
Die Umstellungen sah man allerdings. Deutschland hatte zwar 71 Prozent Ballbesitz, aber ihren Strafraum schlossen die Ungarn für die Deutschen. Wir kamen sehr selten durch. Ungarn spielte fleißig und versuchte immer wieder den eigenen Angriff anzukurbeln. So hatte Schäfer in der ersten Halbzeit auch die große Chance den Deutschen ein Tor einzuschenken. Das war knapp. Die Quote der gewonnen Zweikämpfe lag bei 59 Prozent. Das zeigt aber auch, dass die fehlenden 41 Prozent die Ungarn gewannen.
Nach einer Stunde wollte Nagelsmann das Spiel dann doch gewinnen. Er brachte unser Zauber-Duo Musiala und Wirtz. Und prompt gelang uns das 1:0 durch Startelf-Debütant Felix Nmecha. Der übrigens – neben Andrich – ein gutes Spiel machte. Um es kurz zu sagen, das deutsche Angriffsspiel wurde präziser, das 2:0 gelang aber nicht mehr. Dafür bekamen die Ungarn – wie schon gesagt – in der 97. Minute einen ähnlichen Elfmeter, wie wir ihn gegen Spanien bei der EM – nicht erhielten. Es würde dem Fußball sehr gut zu Gesicht stehen, gäbe es bei diesem Thema einmal klare und vor allem einheitliche Regeln.
Auf der linken Außenbahn spielte diesmal Henrichs. Das ist die eher defensive deutsche Variante. Raum war verletzt und so wurde Gosens eingewechselt. Mittelstädt hatte gegen Bosnien gespielt. Schaue ich mir diese Situation an, so rückt eine Berufung von unserem Tom Rothe näher. Mit Gosens scheint er sich schon jetzt auf einer Qualitätsstufe zu befinden. Und ist dabei wesentlich jünger. Eine Nominierung von Rothe für die deutsche A-Nationalmannschaft im kommenden Frühjahr würde wohl keinen mehr überraschen. Das wäre dann der nächste Spieler mit direktem Union-Bezug in der Nationalmannschaft. Der letzte aktive Union-Spieler mit einem Einsatz war übrigens Kevin Behrens vor rund einem Jahr - im Oktober 2023 gegen Mexiko. Eisern!
17. November: Overath und Netzer sind wieder da – Gala-Fußball von Deutschland
Icke: Jahrzehnte galten gerade Overath und Netzer als Garanten für kreativen und schönen Fußball der Deutschen. Unser 3:1-Sieg 1972 in England (gegen England) ist nach Sport-Bild das größte (beste) deutsche Länderspiel aller Zeiten. Sicherlich auch der Bedeutung geschuldet. Und gerade bei diesem Spiel fehlte Overath verletzt. Kein Problem, Netzer dirigierte allein. Und Deutschland zeigte Zauber-Fußball.
Genau das zeigte sich am Samstagabend in Freiburg, dem Mekka der hohen deutschen Siege in ähnlicher Form. Man darf spätestens nach diesem Spiel Wirtz und Musiala als Nachfolger der beiden großen deutschen Spielmacher aus den Siebzigern ansehen. Was gerade diese beiden Kreativen zelebrierten, ließ einem mit der Zunge schnalzen. Das 7:0 gegen Bosnien-Herzegowina sprang dabei heraus. Und das Ergebnis hätte leicht auch zweistellig werden können.
Kommentator und selbst Welt-Fußballer Lothar Matthäus adelte die Qualifikation der Deutschen als Fußball-Gala. Gefragt nach dem Schlüssel zum Spiel, antwortete der Bundestrainer, für ihn sei das ziemlich perfekte Gegen-Pressing der deutschen Mannschaft entscheidend gewesen. Ich möchte das gern noch ergänzen und liege damit mit Matthäus auf einer Linie, auch das schnelle Umschalten auf Angriff, die schnellen Direkt-Kombinationen der Deutschen, als auch die absolut stabile Abwehrarbeit … waren Pfeiler des Spiels. Die Bosnier konnten einem teilweise leidtun, sie spielten gar nicht so schlecht, konnten aber gegen das perfekte deutsche Spiel nichts machen.
Musiala eröffnete die Gala in der 2. Minute mit einem höchst anspruchsvollen Kopfball. Den so wohl nur noch Karl-Heinz Riedle gemacht (gekonnt) hätte. Kleindienst und Havertz legten jeweils nach. So stand es schon zur Halbzeit 3:0. Wirtz erhöhte gleich nach dem Halbzeit-Start auf 4:0. Dann wechselte Nagelsmann gleich 4-mal wild durch. Auch Wirtz und Musiala gönnte er eine Pause. Und gab es einen Bruch im deutschen Spiel? Nein! Die eingewechselten Gnabry und Sane fügten sich glänzend ein. Henrichs, Sane und Kleindienst sorgten dann für klare Verhältnisse – auch im Ergebnis.
Wir haben uns damit (als Tabellenführer) für das Viertelfinale der Nations League qualifiziert. Auch in den kommenden Spielen müssen wir in dieser Form keinen Gegner fürchten. Eher schon umgekehrt. Alte deutsche Tugenden, wie eine stabile Abwehrarbeit und Fleiß auf dem Platz – sind zurückgekehrt. Dazugekommen ist ein schnelles Angriffsspiel, dass durch Einfälle und Kreativität glänzt. Und noch einen Gewinner gab es gestern Abend. Ex-Unioner Robert Andrich … er füllte seine "neue" Rolle gestern perfekt aus. Sind wir im aufbauenden Ballbesitz, so lässt er sich zurückfallen und dirigiert unser Spiel von hinten heraus. In der defensiven Grundhaltung agierte Groß als alleinige Sechs und Andrich schließt die Lücken zwischen Tah und Rüdiger, wenn sie an den Seiten aushelfen mussten. Ziemlich klug organisiert von Nagelsmann. So hat er bei "Bedarf" doch seine 3-er-Kette hinten. Fußball-Deutschland macht wieder Spaß. Bitte mehr davon! Eisern.
14. November: Was macht eigentlich Urs Fischer?
Unionfux: Heute vor einem Jahr passiert das eigentlich Undenkbare: Urs Fischer einigt sich mit Dirk Zingler darauf, nach fast fünfeinhalb Jahren seinen Posten zu Verfügung zu stellen - der erfolgreichste Trainer, den wir je hatten, ist Geschichte. Umso erstaunlicher, da er als amtierender „Trainer des Jahres“ demissioniert, der nur wenige Monate vorher die Champions League klargemacht hat, nach einem sensationellen vierten Platz, in einer Saison, in der wir immerhin siebenmal Tabellenführer der Bundesliga sind und, als einzige Mannschaft der großen fünf Ligen, zu Hause ungeschlagen bleiben - wir sind scheinbar angekommen an der Spitze, nachdem es schon in den Jahren zuvor kontinuierlich nach oben geht. Zusätzlich wird in der Sommerpause groß eingekauft und wir verlieren zudem keinen Stammspieler, in der laufenden Saison sind wir nach zwei Spieltagen an der Spitze der Tabelle, alles läuft scheinbar wie geschmiert, nur der Himmel scheint das Limit.
Doch dann beginnen unglaubliche drei Monate des Grauens, folgt Niederlage auf Niederlage, bis schließlich der Schweizer, ausgelaugt und ratlos, nach dem elften Spieltag und als nunmehr Schlusslicht des Tableaus, aufgibt. Auch in der Rückschau ist das alles nicht so recht zu begreifen, sicher findet man Gründe, aber das alles ist doch keine Antwort darauf, wie man dermaßen den Faden verlieren kann und ihn kaum noch wiederfindet. Doch das wirkliche Warum wird wohl nie erschöpfend herausgefunden werden. Immerhin: der Abstieg wird, wenn auch denkbar knapp, vermieden. Aber erst unter dem dritten Trainer nach Fischer, Bo Svensson, haben wir uns wieder gefangen, sind zu Hause ungeschlagen und müssten, mit etwas Glück, sogar drei bis fünf Punkte mehr haben. Gleichwohl bleibt Urs Fischer eine Ikone bei unserem Verein, sowohl der Trainer als auch der Mensch.
Allerdings ist er zwölf Monate nach seinem mehr als unglücklichen Abschied immer noch ohne neuen Vertrag. Dabei wird und soll es Angebote gegeben haben. Viele sahen ihn bereits als Nati-Trainer, aber der amtierende Trainer Murat Yakin flog dann doch nicht raus und steht gegenwärtig nicht wirklich zur Diskussion. Den ganz großen Vereinen wird seine defensive Herangehensweise schwer mit den großen Zielen vereinbar sein, der VfL Bochum oder Schalke 04 sind wiederum dem Zürcher nicht attraktiv genug.
Beides kann man nachvollziehen. Der so schlecht in die diesjährige Spielzeit gestartete Schweizer Serienmeister der letzten Jahre Young Boys Bern hatte Fischer auf dem Zettel und angefragt, in vielerlei Hinsicht eine gute Idee, aber Urs Fischer will unbedingt zurück in die Bundesliga und sagt deswegen ab. Wäre Gerardo Seoane, pikanterweise ein Schweizer, bei Borussia Mönchengladbach rausgeflogen, dann könnte Fischer schon längst wieder zurück sein, aber ausgerechnet wir machen einen Strich durch diese Rechnung und gestatten der Borussia in letzter Minute das Siegtor gegen uns und retten so Seoanes Job - mittlerweile hat sich Gladbach auch wieder stabilisiert.
Hoffenheim ist aktuell ohne Trainer und durchaus eine interessante Option, nicht zuletzt, weil der Heimweg doch wesentlich kürzer als aus Berlin ist, aber da macht sich der neue Sportdirektor Schicker stark für den momentan sehr erfolgreichen Trainer seines Ex-Vereins Sturm Graz, Christian Ilzer. Kurzer Einschub zum Thema "Neuer Sportdirektor": zwei Ex-Unioner sind gerade dazu berufen worden, Stephan Fürstner bei Greuther Fürth und Christian Gentner beim VfB Stuttgart.
Es heißt also weiter warten für Urs Fischer, auf die wenigen Gelegenheiten, die sich in der Bundesliga ergeben. Ein neues Engagement in der Liga wäre für uns ein zweischneidiges Schwert: obwohl ihm wohl alle Erfolg wünschen, würde man ihn doch eher ungern auf der Bank des Gegners sitzen sehen, andererseits würde er unser Budget entlasten, denn noch steht er bei uns auf der Payroll.
Gleichwohl bleibt Urs Fischer eine Ikone unseres Vereins, unbestritten und vollkommen zu Recht, sowohl der Trainer als auch der Mensch und er steht für die erfolgreichste Zeit, zumindest bis hierher, des 1. FC Union Berlin. Und sicher ist dieses Jubiläum eigentlich keins, dass es zu feiern gilt, ganz und gar nicht, trotzdem gehen von hier jetzt herzliche Grüße und die besten Wünsche nach Zürich, denn schlussendlich: we miss you, Urs.
11. November: Dickes Programm bis Weihnachten
Icke: Aktuell haben wir wieder eine Nationalmannschaftspause. Aber dann geht's bis Weihnachten noch einmal in die "Vollen". Am 23. November treten wir in Wolfsburg an. Danach haben wir am 30. November ein Heimspiel gegen Leverkusen. Um dann am 6. Dezember in Stuttgart vorstellig zu werden. Am 14. Dezember empfangen wir Bochum und das letzte Pflichtspiel ist am 21. Dezember in Bremen. Mit Bochum und Leverkusen haben wir also noch zwei Heimspiele, dafür aber mit Wolfsburg, Stuttgart und Bremen drei Auswärtsspiele. Wenn es gut läuft rechne ich mit zwei bis drei Auswärtspunkten und drei Heimpunkten. Wir hätten dann zu Weihnachten 21 bis 22 Punkte. Und das wäre auch völlig akzeptabel für einen neuen Trainer und ein neues (Defensiv-) System.
Die Frage ist aber wohl, spielen wir in der 2. Halbserie das gleiche System? Also mit drei Innenverteidigern plus zwei echten defensiven Mittelfeldspielern. Am letzten Freitagabend neutralisierten sich Union und Freiburg gegenseitig. Eben weil beide Mannschaften starke Abwehrverbunde haben. Und trotzdem gab es einen Unterschied. Freiburg setzte (mit Osterhage und Eggestein) im Zentrum seines Mittelfeldes zwei Spieler ein, die eher im zentralen Mittelfeld, als im defensiven Mittelfeld zu Hause sind. Also vom Papier her mehr für den Spielaufbau leisten können. Dazu setzte Freiburg nur zwei Innenverteidiger ein und komplettierte die Viererkette mit zwei Außenverteidigern. Die hatten wir mit Trimmel und Skov noch zusätzlich zu den drei Manndeckern. Alle sieben defensiven Spieler bei Union erfüllten nach hinten auch ihre Aufgaben. Sogar sehr gut.
Allerdings geht das auf Kosten unserer Offensive. Da kam sehr wenig. Überraschendes … sogar sehr wenig. Hollerbach, und das sahen wir sehr häufig, dribbelt sich immer wieder fest. Auch weil auf ihm eine große Verantwortung für die Abteilung Attacke liegt. Und "Kopf oben" ist auch nicht seine große Stärke. Aber er versucht es wenigstens immer wieder. Gegen Freiburg sahen wir dann auch deutlich, dass man Vertessen - und noch augenscheinlicher Jeong - sehr leicht aus dem Spiel nehmen kann. Jeong spielte ziemlich viele ungefährliche Alibi- und Quer-Pässe. Und Vertessen fehlen einfach die Anspiel-Stationen. Wir kamen ja kaum einmal in den Freiburger Strafraum. Ein Benes auf der "8" neben Khedira oder Kemlein als alleinige "6" könnte unserem Spiel deutlich guttun. Von seinen 231 Pflichtspielen im Männerbereich lief Benes 113 Mal als "8er" auf. Dabei gelangen ihm 25 Tore und 32 Tor-Vorbereitungen. Ein sehr starker Wert (für diese Position)! Wir müssen uns wohl an diese "Waffe" erinnern, die wir sogar im Kader haben. Und dass der Einsatz eines zentralen Mittelfeldspielers nicht zu Lasten der defensiven Qualität geht (bzw. gehen muss), zeigte uns Freiburg eindrucksvoll.
Auch an diesem Freitagabend standen unsere neuen Stürmer Prtajin und Ilic wieder nicht einmal im Kader. Hier muss im Winter eine Lösung her. Genauso wie für den Chancenlosen Preu. Die nächste Frage ist, bekommt Roussillon noch einmal eine Chance? Oder haben Rothe und Skov da jetzt langfristig die Nase vorn? Ähnliches gilt für unser zentrales Mittelfeld. Ein bis zwei Spieler sind da immer noch zu viel im großen Kader. Ich denke, Bo hat das längst erkannt. Möchte aber bis Weihnachten aus Stabilitätsgründen so wie bisher weitermachen. Dann kann er die zweite Stufe zünden, eine echte "8" für die zweite "6" einbauen. Horst Heldt könnte ihn mit einem wirklich guten Stürmer im Winter zusätzlich helfen. Nun aber gönnen wir uns die Länderspielpause. Eisern.
9. November: Mäßige Offensive plus Rönnow = 0:0 gegen Freiburg
Unionfux: Machen wir uns nichts vor: So ein 0:0 macht selten Spaß, zumal zu Hause, vielleicht gegen einen übermächtigen Gegner, aber nicht gegen Teams auf Augenhöhe und das ist der SC Freiburg schon.
Doch schon in Hälfte eins gibt es nicht viel auf unserer offensiven Habenseite: ein Schuss von Jeong kurz nach Beginn und eine Chance durch Leite nach Ecke von Skov kurz vor der Pause. Der Rest kommt wegen Ungenauigkeiten und falschen Entscheidungen über Ansätze nicht hinaus.
Das sieht bei Freiburg schon anders aus, denn nach einem Trikotzupfer von Khedira an Dinkci gibt es Elfmeter, den der Freiburger zwar ein wenig schindet, aber gleichwohl kann man den geben.
Glücklicherweise packt Grifo die Arroganz, mit einem Schritt Anlauf will er Rönnow foppen, aber der ist blitzschnell links unten und pariert seinen zweiten Elfmeter in der noch jungen Spielzeit und auch der gar nicht so schlechte Nachschuss von Günter geht gottlob am Tor vorbei. Und eine Viertelstunde später setzt Adamu einen Pass von rechts nur haarscharf neben den Kasten - so gesehen sind wir mit dem torlosen Unentschieden zur Pause ganz zufrieden.
Die zweite Hälfte läuft besser, wir sind aktiver und Freiburg taucht seltener vor unserem Tor auf, nichtsdestotrotz bleiben die wirklich guten Gelegenheiten aus, nur einmal muss Atubolu alles zeigen: bei einem schönen Gewaltschuss aus zwanzig Metern von Trimmel aufs lange Eck. Es ist das alte Lied: offensiv kommt einfach zu wenig von uns, insofern habe ich kaum verstanden, dass Svensson eher spät und dann defensiv wechselt und dass natürlich Jordan eine weitere Chance erhält (und sie nicht nutzen kann), während ein ausgewiesen guter und kreativer Fussballer wie Laszlo Benes hingegen auf der Bank bleibt, obwohl ein Ideengeber und weiterer Standardschütze eigentlich vonnöten gewesen wäre (und es ist natürlich auch ein dementsprechendes Signal an die Mannschaft).
Sicher, Benes konnte in Bielefeld seine Startelfchance nicht nutzen, aber das konnte dort eigentlich gar keiner, deswegen ist das kein Argument. Vielmehr erhärtet sich der Verdacht, dass der Trainer mit diesem Spielertypen nichts anfangen kann bzw. will. Die Ausrede "passt nicht ins System" ist mir allerdings zu billig. Gut, Benes kann nicht die einzige Antwort sein, aber all zu viele Alternativen zu ihm haben wir nun mal nicht, das ist auch gegen die Breisgauer unübersehbar. Unterm Strich bleibt unser Spiel an diesem Abend zu zaghaft und zu unpräzise, da hätte schon das offensive Glück und/oder der Zufall weiterhelfen müssen, denn von uns aus wird es eigentlich zu selten zwingend. Auch die langen Bälle nach vorn sind kein Mittel, wenn sie so gut wie nie ankommen.
Eine wirkliche Idee sehe ich bis hierher bei der Behebung des zweitschlechtesten Angriffs der Bundesliga nicht, außer: weiter wie gehabt, wird schon irgendwie. Sicher, wir stehen noch gut da, kein Grund zur Panik - nur wenn man in den letzten vier Spielen lediglich einmal trifft, dann ist das keine gute Tendenz. Aber vielleicht wollte der Trainer ja wenigstens das Unentschieden retten? Nun, das gelingt.
Es gibt zwar noch einige Schüsse unsererseits aufs Freiburger Tor, die auch ganz gut aussehen (Vertessen, Kemlein, Haberer), die ein ordentlicher Bundesligakeeper aber durchaus parieren kann. Die weitaus dickere Möglichkeit ergibt sich hingegen noch für die Gäste, knapp zehn Minuten vor Schluss kommt der eingewechselte Höler aus wenigen Metern zentral vorm Tor an den Ball, aber auch er findet in Rönnow seinen Meister - das muss eigentlich ein sicheres Tor sein. Kurze Zeit später unterläuft unserem Dänen sein einziger Fehler, er verschätzt sich (kommt eigentlich so gut wie nie vor!) und Lienhart könnte ins leer Tor köpfen, setzt die Kugel aber drüber. Fast hätte sich also bewahrheitet: wenn du nicht gewinnen willst, verlierst du am Ende.
Möglicherweise hilft die (ungeliebte) abermalige Länderspielpause, um dem offensiven Problem auf die Spur zu kommen. Ein weitgehend defensiv denkendes Mittelfeld ist jedenfalls nicht die Lösung, es sei denn, du musst Beton anrühren. Doch um Spiele zu gewinnen, muss offensiv einfach mehr passieren, sonst ist viel mehr als ein Unentschieden selten drin, ein 0:0, wie eben gestern gegen den SC Freiburg.
6. November: Frederik Rönnow hört auf - zum Glück nur bei der Nationalelf…
Unionfux: Ein Nationalspieler weniger: Frederik Rönnow hat seine Nationalmannschaftskarriere beendet, nach über achteinhalb Jahren, in denen er zehnmal im Tor der Dänen stand, aber immerhin satte siebenundsiebzig Mal auf der Ersatzbank Platz nehmen musste, an Kasper Schmeichel, dem Sohn des ebenfalls berühmten Peter Schmeichel, war und ist einfach kein Vorbeikommen, obwohl Schmeichel mittlerweile auch schon achtunddreißig ist.
Verständlich, dass man da müde werden kann, bei aller Liebe für die Nationalelf. Bernd Leno hat ja letztens auch keine Lust gehabt, ein weiteres Mal als dritter Keeper bei der deutschen Nationalmannschaft dabei zu sein, irgendwann ist logischerweise gut und gerade mit fortgeschrittenem Alter denkt man daran, sich die Kräfte gewinnbringender einzuteilen - und dazu hat sich also unser Däne jetzt, wenn auch etwas überraschend, entschieden.
Freddy ereilt somit das Schicksal so vieler guter Torhüter, die hinter einer dauerhaft gesetzten Nummer eins versauern, obwohl sie bestimmt gleichstark sind, die Liste ist lang. Oder sie kriegen nicht einmal eine echte Chance: ein Wolfgang Matthies beispielsweise ist selbst in seinen besten Zeiten nie auch nur in die Nähe der Nationalelf gekommen (abgesehen von vier Einsätzen in der relativ bedeutungslosen B-Nationalmannschaft), obwohl er es verdient gehabt hätte - wie zur gleichen Zeit so einige andere auch.
Es ist aber auch äußerst unüblich, auf der Position des Keepers viel zu wechseln, egal ob Nationalelf oder Verein, in den meisten Fällen gibt es eine klare Hierarchie und wo nicht, ist das noch selten gut ausgegangen - auch bei uns gab ja es diese Zeiten, wo munter gewechselt wurde: ob zwischen Beuckert und Wulnikowski oder auch zwischen Glinker und Höttecke oder auch Mesenhöler und Haas, wo mal der eine, mal der andere spielte - wirklich funktioniert hat das eigentlich nie. Gerecht ist das nicht immer, aber jeder, der zwischen den Pfosten steht, weiß ja, worauf er sich da einlässt, Enttäuschungen inklusive.
Natürlich ist Rönnows Nationalelfdemission letztlich gut für uns, denn so kann sich unsere unumstrittene Nummer eins ganz auf den Verein konzentrieren. Denn auch in Sachen Verein hat es ja insgesamt lange genug gedauert, bis er nach seinem Wechsel in die Bundesliga 2018 Stammtorhüter wurde, schon in Frankfurt kehrte kurz nach seiner Verpflichtung Legende Kevin Trapp etwas überraschend von Paris St. Germain zurück und war dann natürlich wieder gesetzt und auf Schalke war es auch alles andere als einfach und endete obendrein mit dem Abstieg.
Ja, und selbst bei uns musste er fast eine ganze Spielzeit hinter Andreas Luthe zurückstehen - eigentlich ein Skandal, denn Rönnow ist in beinahe jeder Hinsicht der viel bessere Keeper (sorry, Andy), das muss ihn schon ganz schön gewurmt haben, aber Freddy ist alles andere als ein Stinkstiefel und ein Profi par excellence dazu.
Aber das zeigt: Geduld hat er nun wirklich lange genug bewiesen und beweisen müssen. Und bei uns ist er nun endlich am Ziel, hat zwar etwas gedauert, aber manches Glück kommt besser spät als nie. Wenn’s nach mir geht, so macht Rönnow eben bei uns den Schmeichel und ist in sechs Jahren noch unsere Nummer eins - auch wenn’s einem ein bisschen leid tut für Alex Schwolow…
5. November: Gewinnen wir ohne Sturm gegen Freiburg?
Icke: Freitagabend (8.November) - 20.30 Uhr – Flutlichtspiel in Berlin-Köpenick. Natürlich ausverkauft und genau die Atmosphäre, die der 1.FC Union braucht, um ein gutes Spiel zu machen und Punkte zu holen.
Der Gegner ist der SC Freiburg. Ein Platz in der Tabelle (6.) vor uns und ein Punkt mehr auf dem Konto. Verlieren wir, so reißen wir ein Loch und sind erst mal vier Punkte zurück, gewinnen wir aber, so schieben wir uns mindestens auf Platz 6 vor. Und haben ein Zwei-Punkte-Polster.
Freiburg, Leverkusen und Dortmund sind übrigens vor uns alle mit gleicher Punktzahl platziert. Und Sie müssen ihre Spiele auch erst einmal gewinnen. Leverkusen tritt in Bochum an. Das hört sich einfach an.
Aber Vorsicht – zum einen haben die Pillendreher aktuell keine überragende Form, zum anderen hat Bochum mit Hecking gerade einen alten Fuchs als Trainer verpflichtet. Bochum ist daher taktisch und emotional eine Wundertüte. Und der BVB muss auch Auswärts in Mainz antreten. Da kann viel passieren. Und selbst der Tabellendritte Frankfurt fährt mit seinen 17 Punkten nach Stuttgart. Da kann man leicht verlieren.
Was will ich damit sagen? Gewinnen Dortmund und Leverkusen (Remis reicht uns) nicht und verliert die Eintracht in Stuttgart – so sind wir automatisch Tabellendritter und wissen gar nicht warum. Vorausgesetzt natürlich, wir gewinnen unser Heimspiel gegen die Breisgauer.
Da waren jetzt viele "Wenns" im Text. Und genau das ist aktuell das Schöne. Selbst wenn wir nicht gewinnen, passiert … gar nichts. Wir würden in der Tabellenmitte bleiben. Der Anreiz aber auf drei Punkte ist enorm und verführerisch. Bisher haben wir mit Svensson noch kein Spiel zu Hause verloren. Vieles spricht auch dafür, dass das so bleibt. Unsere Defensive steht in dieser Saison. Die Einstellung sollte am Freitagabend auch wieder stimmig sein. Kein Regen, Plus-Grade und Flutlicht runden die äußeren guten Bedingungen ab.
Wenn da nur nicht unser harmloser Sturm wäre. Neun Tore in neun Spielen sind einfach zu wenig. Die besten Schützen sind Hollerbach und Verteidiger Rothe mit je zwei Toren. Bei den Assists ist es noch verrückter. Sieben Spieler haben sich je eine Torvorbereitung gutzuschreiben. Das zeigt noch einmal das Problem deutlich. Wir haben weder einen zielsicheren Stürmer, noch einen verlässlichen Vorbereiter.
Was Svensson an Jordan findet, der in dieser Saison in der Bundesliga noch kein Tor schaffte und von dem man (fast) nie einen Sprint oder einen gefährlichen Kopfball sieht, bleibt sein Geheimnis. Daten wie gewonnene Zweikämpfe (44 Prozent), gewonnene Kopfbälle (46 Prozent), erfolgreiche Dribblings (43 Prozent) oder die Top-Geschwindigkeit (30,6 Kilometer pro Stunde) sind eher in der zweiten Hälfte aller Bundesligaspieler zu finden.
Und warum wir im Sommer/Spätsommer gleich zwei neue Mittelstürmer verpflichten, die dann beide konstant nicht einmal zum Gesamt-Kader gehören, das darf man schon einmal hinterfragen. Bei der Art nordkoreanischer Kommunikationspolitik bei Union, bekommt man aber auch auf diese Frage keine ausreichende (glaubhafte) Antwort. Da darf man nur hoffen, dass Neu-Manager Horst Heldt seine zweite gute Tat (nach der Doekhi-Verlängerung) bei Union schafft und wir im Winter nach langer langer Zeit einen Mittelstürmer präsentieren, der auch das Tor trifft.
Da könnte es sich gut treffen, dass Becker in Spanien seinen Stammplatz verloren hat und wohl unzufrieden ist. Zumal das kleine Real aus Sociedad gerade darüber nachdenkt, in der Winterpause einen neuen Stürmer zu verpflichten. Becker verdient in Spanien auch "nur" 1,25 Millionen im Jahr. Eine Größenordnung, die wir auch können. Becker ist kein Mittelstürmer, war aber bei uns der wichtigste Spieler in der Offensive. Ihn konntest Du schicken und er hat selbst die ungenauen Bälle gesichert.
Das fehlt uns sehr. Genauso wie ein treffsicherer und kopfballstarker Mittelstürmer. Gern erwähne ich noch einmal, dass Tobias Lauritsen in Holland nur noch eine Vertragslänge von sieben Monaten hat. Er ist kein Wunderstürmer, aber einer der über Jahre regelmäßig trifft. Becker und Lauritsen könnten sich (auf dem Platz) dann auf holländisch verständigen. Wir hatten definitiv schon schlechtere Ideen!
So … nun aber geht's gegen Freiburg. Ein - wie immer - unangenehmer Gegner, der aber (im Gegensatz zu den Bayern) zu schlagen ist. So ein bisschen hat das Team auch wieder etwas gut zu machen. Damit ist eher weniger die (eingeplante) Niederlage in München gemeint, sondern das Pflichtspiel zuvor. In Bielefeld aus dem Pokal rausfliegen – kann passieren. Aber bitte nicht so. Eisern gegen Freiburg!
3. November: Nicht zu ändern: Chancenlos bei den Bayern
Unionfux: Die letzten sieben Tage waren nicht gerade ein Vergnügen für den 1. FC Union: erst der nicht gegebene Siegtreffer in der Nachspielzeit letzten Sonntag gegen Frankfurt, dann ein komplett unzureichender Pokalauftritt inklusive Ausscheiden beim Drittligisten Bielefeld und schließlich ein weitgehend chancenloses Auswärtsspiel bei den Bayern. Wobei das zu befürchten war, so gut, wie die Münchner derzeit drauf sind.
Von der ersten Minute an nimmt der Gegner das Spiel überaus ernst, ist drückend und in allen Belangen überlegen, ein Ballbesitz von knapp achtzig und eine Passquote von über neunzig Prozent sagen schon alles aus.
Nach einer Viertelstunde beweist Hollerbach leider die alte Weisheit, dass verteidigende Stürmer selten eine gute Sache sind: er foult etwas ungeschickt Olise, obendrein auch ganz knapp auf der Strafraumlinie, deswegen gibt es Elfmeter, den Kane souverän verwandelt, auch wenn Rönnow die richtige Ecke ahnt.
Dann hat Jordan nach einer guten halben Stunde nach einem unverhofften Abwehrfehler die beste und einzige Chance des Spiels, doch Neuer kratzt seinen Schuss aus zehn Metern gerade so über die Latte, da schrammen wir doch sehr knapp am zwischenzeitlichen Ausgleich vorbei.
Stattdessen können die Bayern kurz vor der Pause ein zweites Mal zuschlagen: über Davies und Kane kommt der Ball zu Coman, der unserem Keeper von links aus spitzem Winkel keine Abwehrmöglichkeit lässt. In der zweiten Hälfte sind gerade mal fünf Minuten absolviert, da macht Kane den dritten Bayerntreffer und steht dabei ganz knapp nicht im Abseits. Das lässt Schlimmes erahnen, doch obwohl die Münchner auch danach nicht lockerlassen, bleibt es glücklicherweise dabei, ein gewohnt starker Rönnow und eine weitgehend konzentrierte und engagierte Abwehr lassen nicht mehr zu.
Nach vorne geht dagegen so gut wie nichts, trotz immerhin vier Ecken und tapferen Bemühens, es bleibt lediglich bei hier und da ganz netten Ansätzen, fehlende Präzision macht es der gegnerischen Abwehr zu einfach, dazu kommen augenfällige Geschwindigkeitsnachteile.
Nichtsdestotrotz bleibt nicht allzu viel zu kritisieren, denn wenn die Bayern, zumal zu Hause, so engagiert abliefern, ist dort für kaum einen Verein auf der Welt etwas zu holen, das mag ein gewisser Trost sein. Spaß hat das trotzdem so gar nicht gemacht, zu krass ist der Niveauunterschied. Auf die Dauer deprimiert das doch etwas, irgendwie kann man es nur über sich ergehen lassen.
Auch wenn es, wie gesagt, ein paarmal knapp zu unseren Ungunsten ausgeht, verdient ist der Sieg der Münchner ohne jeden Zweifel. Ja, unterm Strich läuft es eigentlich noch glimpflich ab, die richtige Klatsche bleibt aus - wir verlieren zwar klar, aber werden letztlich nicht auseinandergenommen.
Also gleich abhaken und auf die nächsten Aufgaben konzentrieren - und dass Horst Heldt weiter dringend nach einem echten Mittelstürmer fahnden muss, war eigentlich auch vor dem heutigen Spiel klar, mittlerweile gibt es nur noch eine Mannschaft in der Liga, die seltener getroffen hat als wir. Dass die etatmäßigen Mittelstürmer Jordan, Prtajin und Ilic noch eine entscheidende Rolle spielen könnten, dazu fehlt nicht nur mir einfach die Phantasie.
31. Oktober: Schlechtestes Saisonspiel in Bielefeld
Icke: Das war nichts. Gar nichts. Arminia Bielefeld gewinnt völlig verdient mit 2:0 gegen uns. Wir machen alles falsch, was man falsch machen kann. Das fängt mit der Einstellung an, geht weiter über die Trainer-Aufstellung und endet irgendwo bei der Effizienz.
Bo Svensson überrascht viele damit, dass er Jordan wieder in der Startaufstellung bringt. Unseren Null-Tore-Mittelstürmer. Das blieb auch so. Natürlich hatte er wieder eine gute Tor-Chance. Es bleibt dabei, in zehn (!) Pflichtspielen schießt er kein Tor und schafft gerade ein Assist. Seine Zweikampfquote (60 Prozent) und vor allem auch seine Lufthoheit (62 Prozent) glänzen (in Bielefeld) auch nicht wirklich.
Auch die Außenspieler wechselte Bo, ging auch schief, wie alles andere an dem Tag. Auch den Wechsel von Kemlein auf Schäfer konnte man noch nachvollziehen. Und genau hierbei hatten wir auch gleich noch Pech. Schäfer sieht den Bielefelder Wörl nicht, passt zu ihm und der bedankt sich mit einem Heber über Rönnow aus 35 Metern. 1:0.
Wir brauchten einen Moment, um uns zu erholen. Die letzten 20 Minuten der ersten Halbzeit waren dann unsere Zeit. Zweimal Holz kann man als Pech bezeichnen oder aber auch als fehlende Effizienz.
Zur Halbzeit musste Bo etwas ändern und brachte für den eher defensiven Schäfer einen neuen Defensiven. Kemlein kam. Nur war das die richtige Entscheidung? Aus der Sicht einiger Unioner gab es zwei Möglichkeiten. Entweder Bo stellt auf Viererkette um und gewinnt dadurch einen offensiven Spieler. Oder aber er zieht Benes auf die „8“ als zentralen Mittelfeldspieler. Das spielt er auch so in seiner Nationalmannschaft. So hätten wir einen zusätzlichen Mann für den Spielaufbau gehabt.
Der zweite Neue war Skarke für Vertessen. Der hat seine Stärken im Sprint. Ist robust, aber mitnichten ist er als feiner Techniker bekannt. Genau die aber braucht man – wie zu erwarten war – man 71 Prozent Ballbesitz hat und der Gegner leidenschaftlich die Räume eng macht. Einen Konterspieler wie Skarke zu bringen, war einfach ein Fehler.
Hollerbach wäre als unser bester Stürmer angebracht gewesen. Der kam aber erst 17 Minuten vor Schluss. Auch der ballsichere und schussstarke Volland konnte zwölf Minuten vor dem Ende nichts mehr ausrichten. Übrigens mit der Einwechslung von Volland für Vogt löste Bo die 3er- bzw. 5er Kette auf und stellte endlich auf 4er Kette um. Zu spät. Weil es seit der 71. Minute bereits 2:0 für Bielefeld stand. Wieder war es ein grober eigener Fehler von uns, diesmal von Leite. Der Sack war damit zu. Weil Bielefeld leidenschaftlich kämpfte. Und wir keinen Match-Plan hatten. Dazu unsere Fehler-Quote unverständlich hoch war, nicht nur bei den beiden Toren.
Chancen hatten wir genug. Nur nutzten wir sie nicht. Wahrscheinlich haben wir die Bielefelder im Hinterkopf auch unterschätzt. Das die in einem Flutlicht-Abend-Heimspiel ein Feuerwerk auf dem Platz abbrennen können, weiß man eigentlich. Das "Feuerwerk" brannten dann unsere Ultras auf den Traversen ab. Das sah sehr schön aus, kostet uns aber wieder ein dickes Strafgeld. Es ist übrigens (als Vereinsmitglied) auch mein Geld, dass ihr da sprichwörtlich verbrennt. Vielen Dank.
Warum gestern nicht Schwolow im Tor stehen durfte, darf man auch fragen. Natürlich war das für den Ausgang des Spiels nicht relevant. Ebenso hätte ich Querfeld in der Abwehr erwartet. Er braucht auch einmal ein Spiel über 90 Minuten. Sonst verliert er seinen Platz in der österreichischen Nationalmannschaft. Und wie gut junge Spieler sich entwickeln können, wenn man sie lässt, zeigen die Beispiele Rothe und Kemlein.
Ein gebrauchter Abend. Die Mannschaft war schlecht, der Trainer hat sich vercoacht. Die Ultras sorgen für weitere Strafgelder für Union. Geht’s noch schlechter? Kaum! Das nächste Pflichtspiel beim FC Bayern wird dann wieder einfacher. Eben weil wir dann wieder der Außenseiter sind. Anscheinend können wir aktuell nur diese Rolle. Einziger Lichtblick an diesem Abend war Abwehr-Chef Vogt. Seine Pässe für den Spielaufbau sind einfach eine Augenweide. Dazu defensiv sicher wie immer. Eisern
30. Oktober: Ein bisschen Experimentierfreude bitte - Union muss auf die Alm
Unionfux: Der diesjährige DFB-Pokal wird wohl eher arm an ganz großen Überraschungen bleiben, gestern scheidet mit den Offenbacher Kickers schon der letzte Regionalligist aus, heute sind lediglich noch zwei Drittligisten dabei: Dresden empfängt Darmstadt 98 und Arminia Bielefeld den 1. FC Union Berlin, zumindest auf dem Papier wartet auf uns also einer der leichtesten Gegner der zweiten Runde.
Natürlich wird man den Teufel tun und den Kontrahenten unterschätzen, zumal auf der Alm, die für uns eigentlich fast immer ein schwieriges Pflaster war: In dreizehn Auswärtsspielen in Liga 1 und 2 konnten wir nur einmal dort gewinnen und zwar genau gestern vor vierzehn Jahren, nach Treffern von Dominic Peitz und Karim Benyamina. Unvergessen außerdem das Spiel im Februar 2018, als Steven Skrzybski in allerletzter Sekunde das Siegtor erzielte, der Schiedsrichter aber mitten in der Aktion das Spiel beendete und wir uns mit einem Unentschieden abfinden mussten - unfassbar.
Doch ich finde, bei aller Wertschätzung des Gegners, das Pokalspiel in Bielefeld ist eine ziemlich gute Möglichkeit, einigen Spielern etwas Spielpraxis zu verschaffen, sich zu zeigen und das nicht in einem Freundschaftsspiel auf einem Nebenplatz, sondern unter Wettkampfbedingungen. Außerdem könnte man ein paar Jungs aus der Stammformation ja eine Pause gönnen. Gelegenheit also besonders für die Phantome Prtajin und Ilic zu zeigen, dass sie zumindest eine Alternative auf der Mittelstürmerposition sein können, denn wenn sie gegen einen Drittligisten nicht aufgeboten werden, dann weiß ich auch nicht mehr, dann kann man wohl einen endgültigen Haken hinter die beiden Verpflichtungen machen.
Möglich auch, dass Kevin Volland ein paar Minuten bekommt, starten hingegen könnten Leo Querfeld oder Jerome Roussillon - und auf jeden Fall hat der zweite Keeper Alexander Schwolow einen Einsatz verdient, wann, wenn nicht jetzt? Und wahrscheinlich werden wir das Spiel machen müssen, was ja nicht gerade unsere Kernkompetenz ist, also würde das unbedingt für Laszlo Benes und Rob Skov sprechen. Mal sehen, wie weit Bo Svensson ins Risiko geht, wobei ja jeder der genannten Spieler in der Lage sein sollte, Bundesliga zu spielen, erst recht also bei einem Drittligamannschaft, Pokal und seine eigenen Gesetze hin oder her.
Auf jeden Fall sollten wir weiterkommen und nach Möglichkeit in der regulären Spielzeit, das sollte unser Anspruch sein, denn am Samstag steht eines der heftigsten Spiele der Saison an: Wir müssen nach München zu den Bayern. But first things first: Spannend wird es schon heute Abend, das wird ein ziemliches Stück Arbeit und besonders gespannt bin ich tatsächlich auf die Aufstellung…
28. Oktober: Ein Punkt gegen Frankfurt ist eigentlich zu wenig
Unionfux: Ach, es ist zum Heulen, ein hauchdünnes (und eigentlich passives?) Abseits von Trimmel verhindert den wunderschönen Siegtreffer in der Nachspielzeit, stark vorbereitet von Benes und eiskalt und clever abgeschlossen von Skarke, dass wir letztlich verdient drei Punkte gegen Eintracht Frankfurt einfahren - aber der Reihe nach: In der ersten Hälfte ist Frankfurt uns ziemlich überlegen. Wir kommen nur zu wenigen Chancen, die beste durch Rothe nach 35 Minuten, der eigentlich der Ausgleich sein muss. Nach guter Vorarbeit von Hollerbach setzt aber der Youngster den Ball aus sechs Metern nur drüber.
Da führen die Frankfurter schon, Götze hat nach einer Ecke von ungeschickter Verteidigung profitiert und am langen Pfosten den Ball nur noch einschieben müssen. Und auch sonst läuft der Ball beim Gast wesentlich besser, während bei uns zu viel Ungenauigkeiten und Fehlpässe ein wirkungsvolles Offensivspiel verhindern (Pass, ein wenig wirkt es, als hätten wir ein Auswärtsspiel). Es gelingt uns einfach nicht, auch nur kurzzeitig Dominanz aufzubauen. Wir müssen eigentlich froh sein, dass die Eintracht daraus nicht mehr macht.
Nach der Pause sieht das vollkommen anders aus, nämlich genau umgekehrt - Frankfurt sieht kaum einen Stich, während wir unermüdlich nach vorne arbeiten und hinten kaum was anbrennen lassen, der hochgelobte Marmoush verschwindet völlig in der Versenkung. Es sind gerade fünf Minuten gespielt, da zieht Trimmel aus achtzehn Metern ab, der linke Innenpfosten rettet für den Frankfurter Keeper. Aber dann: nach einem Freistoß für die Gäste nach gut einer Stunde erobert der gerade eingewechselte Skov großartig den Ball, treibt ihn nach vorne und spielt einen klasse Ball auf die einzige Option Hollerbach, der Trapp gekonnt überlupft. Sofort geht die Fahne des Linienrichters hoch, aber das vermeintliche Abseits ist dann doch, auch hier ganz knapp, keins.
Und wir machen weiter, drücken, dann ist Frankfurt nur noch zu zehnt, denn Theate sieht die Gelb-Rote Karte - und am Schluss belohnen wir uns, leider nur beinahe. Keine Frage, das sind zwei verlorene Punkte, denn einerseits fehlt uns in mehreren Situationen das Quäntchen Glück und andererseits verschenken wir die ersten fünfundvierzig Minuten, in denen wir bestenfalls mitspielen.
Außerdem ist für mich unverständlich, wie der Trainer nach einer guten Stunde den abermals wirkungslosen Jordan bringt, den ungleich besseren und effektiveren Benes aber erst kurz vor Ultimo, denn seine spielerische Klasse hätte uns schon weiterhelfen können. Unser Mittelfeld kann Ballsicherheit und Ideen unbedingt gebrauchen, Khedira, Kemlein und dann auch Schäfer sind zwar kämpferisch stark, aber die Offensive ist nur bedingt ihr Fachbereich. Benes hat sowohl das Auge als auch die Fähigkeiten, die Stürmer entsprechend einzusetzen oder gar selbst zum Abschluss zu kommen. Insofern wäre es schön, wenn Svensson seine Abneigung gegen Spielmacher doch überwinden könnte.
Und mal sehen, wann wir das Prinzip der so unterschiedlichen Spielhälften aufgeben, denn dass wir so viel mehr können, haben wir nach dem Seitenwechsel überaus eindrucksvoll gezeigt. Einmal hilft uns also der VAR, einmal nicht, damit kann man nur schwer leben und muss es doch.
Nichtsdestotrotz stehen wir mit unseren fünfzehn Punkten ziemlich gut da und ich habe das Gefühl, wir werden noch besser, darauf können wir uns freuen, genauso wie über die schon fast sensationelle Vertragsverlängerung von Danilho Doekhi, der ja nach dieser Saison ablösefrei gewesen wäre. Mit Sicherheit wird es im neuen Vertrag eine Ausstiegsklausel geben, aber trotzdem ist das eine großartige Sache, denn der Niederländer ist ein so wichtiger Baustein der Abwehr, die die zweitwenigsten Tore in der bisherigen Saison zugelassen hat - und das ist auch notwendig, denn die andere Seite der Medaille ist: Nur zwei Vereine haben weniger Tore als wir geschossen, und zwar die Kellerkinder St. Pauli und Bochum. Nicht auszudenken, wenn unser Angriff erstmal nachzieht. Und auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Benes und auch Skov könnten da wichtige Schlüssel sein…
24. Oktober: Die "Stunden" der Wahrheit
Icke: Am Sonntag, den 27.10. spielen wir zu Haus gegen die Eintracht. Dann am darauffolgenden Mittwoch in Bielefeld zum Pokal und am Samstag gleich wieder – diesmal das einfache Spiel in München gegen die Bayern. Und weil es noch nicht genügend Stress ist, haben wir wieder nur 6 Tage frei, bevor wir Freitag Abend Freiburg zu Haus begrüßen dürfen. Ein ganz schönes Programm.
Vieles kann dabei in die eine oder andere Richtung gehen. Gegen Frankfurt kann alles passieren. Die haben zwar Zauberstürmer Marmoush und daneben auch noch den schnellen und wendigen Ekitike (Speed 35,5). Ich persönlich habe auch noch einen großen Respekt vor dem Schweden-Super-Talent Larsson. Der hat er oft Platz für coole Aktionen, weil eben viele vorrangig auf die zwei gefährlichen Stürmer achten. Und eben auch die Fähigkeiten, nebst der Geschwindigkeit dafür.
Wir dürfen uns auf keinen Fall auskontern lassen. Dann haben wir auch gegen Frankfurt Chancen zu punkten. Das Spiel in Bielefeld – nur 3 Tage später – wird ein ganz Anderes. Hier müssen wir das Spiel machen und sind haushoher Favorit. Allerdings hat die Arminia auch die Fähigkeit, sich in einen Rausch zu spielen. Gerade zu Hause und gerade unter Flutlicht. Hier gilt es ruhig und abgezockt zu agieren.
Am einfachsten wird dann das Spiel gegen und in München. Keiner hat an uns eine Erwartungshaltung. Ergo können wir nur gewinnen. Unserem Defensiv-System wäre aber auch hier eine gute Rolle zuzutrauen. Mal schauen, was dort geht. Wenigstens sechs Tage bekommen wir als Ruhephase zum dann folgenden Heimspiel gegen Freiburg. Die Breisgauer stehen mit uns ziemlich weit oben. Sie haben sogar noch einen Punkt mehr als wir. Ein ganz wichtiges Spiel, wenn wir zwischendurch noch den einen oder anderen Punkt mitgenommen haben. Svensson Antipathie gegen größere Rotationen wird hier ein Ende finden. Unser Kader ist sehr groß. Da schaffen wir diese vielen Spiele hintereinander nur, wenn ein paar frische Spieler reinkommen. Wahrscheinlich wird das schon in Bielefeld passieren.
Gegen Frankfurt allerdings wird Bo noch die „alte“ Crew spielen lassen. Hoffentlich wieder mit Kemlein. Schwolow wird in Bielefeld eine Einsatz-Chance bekommen. Und viele hoffen, dass endlich auch Skov eine echte Chance bei uns bekommt. Er hat das Potential zum Stammspieler und er könnte unser Sturm-Problem lindern. Jannik Haberer hat gerade frisch seinen Vertrag bis 2007 verlängert. Ein Vorgriff darauf, wenn Trimmel am Saisonende seine aktive Laufbahn beendet. Dann werden sich Juranovic und Haberer duellieren und Nachwuchs-Auswahlspieler Prosche wird dahinter mit den Hufen scharren.
Im zentralen Mittelfeld scheinen aktuell Kemlein und Benes (wie auch defensiv Tosart und Schäfer) die Nase vorn zu haben. Wenn wir es schaffen, 4 oder sogar 6 Bundesliga-Punkte aus den nächsten 3 BL-Spielen zu holen, bleiben wir (wahrscheinlich) über den Winter an der Spitze der Liga. Eine Überraschung, selbst für uns! Das Pokalspiel in Bielefeld wäre das Sahnehäubchen für eine perfekte erste Halbserie für uns. Wir sind aber auch in der äußerst komfortablen Situation, selbst wenn wir alle vier Spiele verlieren sollten – passiert erst einmal gar nichts.
10 satte Punkte Vorsprung haben wir mittlerweile schon auf einen Nichtabstiegsplatz. Diese Saison wird wohl wieder „fein“! Eisern.
22. Oktober: Lasst uns diesen Weg so weitergehen!
Icke: Neuerdings ist der 1. FC Union ein Jungbrunnen. Hollerbach (23), Vertessen (23) und Rothe (19) gehören zum Stamm. Kemlein (20) hat sich aktuell in den Kader hineingespielt. Querfeld (20) wurde immerhin in sieben von acht Pflichtspielen eingesetzt. Und sie spielen schon wichtige Rollen. Kemlein und Rothe schossen in Kiel unsere beiden Tore. Hollerbach und Vertessen sind die beiden Angreifer, die die meiste Torgefahr fabrizieren. Querfeld hat zwar nur das Pokalspiel über 90 Minuten bestritten, dafür aber noch zusätzlich ein A-Länderspiel für Österreich (Nations League gegen Norwegen) absolviert. Das ist so neu und nicht typisch für den 1. FC Union der letzten Jahre. Bislang hatten wir - natürlich aus Gründen des Ankommens in der Bundesliga und klar auch aus Budget-Gründen - auf erfahrende Kräfte gesetzt.
Und hinter diesen fünf Top-Talenten ist noch lange nicht Schluss. Der U19-Nationalspieler Ogbemudia scharrt auch mit den Hufen. In Testspielen sah man, man kann ihn schon jetzt jederzeit bringen. Zum festen Kader der Profis gehört er sowieso. Auch wenn er, um Spielpraxis zu bekommen, seine Spiele für die Junioren bestreitet. Auch der Top-Torschütze der A-Jugend Asanji gehört in diese Reihe. Warum gerade er - bei den doch dürftigen Mittelstürmer-Leistungen noch keine Chance bekam … scheint rätselhaft. Und selbst für Kapitän Trimmel scheint schon ein Nachfolger in den eigenen Reihen zu stehen. Prosche macht auf dieser Position, für Union und die U17 des DFB eine gute Figur. Auch Keeper Rodtnick hat schon zwei Spiele für die U18 bestritten. Und mit Zinner haben wir einen weiteren Ösi-Nationalspieler (U18) im Kader, der als Linksfuß sowohl in der Abwehr als auch im defensiven Mittelfeld spielen kann. Zumindest Ogbemudia und Asanji scheinen reif - zumindest für Kurzeinsätze.
Weitere Leistungsträger, wie Leite (25) und Doekhi (26) befinden sich immer noch in einem entwicklungsfähigen Alter. Auch von Schäfer (25) und Jeong (25) können wir noch Steigerungen erwarten.
Schwer zu beurteilen ist U19-Auswahlkeeper Stein, der schon länger verletzt ist. Auch Preu (19) und Ilic (24) haben bisher kein Pflichtspiel gemacht und können nicht beurteilt werden. Alle drei befinden sich aber in einem Alter, wo es noch nach oben gehen kann.
Insgesamt eine erfreuliche Situation für uns. Und wir drücken alle Daumen, dass im nächsten Heimspiel gegen die Frankfurter Eintracht unsere Jungschen wieder ordentlich Rabatz machen! Eisern.
21. Oktober: Jede Menge Debüts - Auswärtssieg in Kiel
Zwei Kopfballtore, dazu noch von unseren Youngstern (hatten wir jemals zwei so junge Torschützen in den letzten zwanzig Jahren?) und somit drei wertvolle Punkte vom Aufsteiger aus Kiel mitgenommen. So weit, so prächtig.
Die erste Hälfte beginnt vielversprechend, schon nach einer halben Minute kombinieren Vogt, Skarke, Vertessen und Hollerbach sich fast zum frühen Tor, aber unser Angreifer ist ein paar Zentimeter zu kurz und so kann er den Ball nicht genau setzen und er fliegt übers rechte Dreiangel statt hinein.
Nach einer guten Viertelstunde flankt Rothe punktgenau von links in den Strafraum und Kemlein steht vollkommen blank und köpft unhaltbar zu seinem ersten Bundesligator ein. Und wir machen weiter, besonders Käpt’n Trimmel versucht es immerhin dreimal und kurz vor der Pause gibt es ein munteres Scheibenschießen: nacheinander dürfen Trimmel, Jeong und Rothe sich versuchen, leider ist immer ein Kieler dazwischen. So geht’s mit der knappen Führung in die Pause.
In der zweiten Hälfte werden wir erstaunlich passiv und spielen den Gegner stark, so muss Rönnow in der ersten Viertelstunde zweimal stark gegen Remberg und Porath retten, ein weiterer gefährlicher Versuch des Kielers Becker streicht knapp am langen Pfosten vorbei. Von uns kommt so gut wie nichts nach vorn, stattdessen agieren wir oft zu ungenau, lediglich Halbchancen durch Trimmel und den eingewechselten Benes kommen dabei rum. Glücklicherweise kann Kiel aber keine wirkliche Torgefahr mehr ausstrahlen, das sieht zwar alles wacker und engagiert aus und fussballerisch ansprechend, nur fehlt da dann doch ein wenig die Qualität für die Bundesliga, zumal Lewis Holtby wegen Rückenproblemen passen muss, der mit Abstand die meiste Erstligaerfahrung im Holsteinkader aufweist.
Ansonsten steht da kein Spieler auf dem Platz, der mehr als vierzig Bundesligaspiele auf der Uhr hat, das macht sich einfach bemerkbar, bei allem Respekt.Umso nerviger, dass unsere Truppe bis kurz vor Schluss braucht, um dann nochmal offensiv entscheidend tätig zu werden: Jeong flangt auf Doekhi, der köpft an den Pfosten, kriegt noch eine Schusschance, die zur Ecke geblockt wird. Die bringt Benes ideal - scharf, mit Schnitt vom Tor weg und in der richtigen Höhe, Rothe läuft von der Strafraumkante ein und köpft trocken rechts unten ins Tor, Deckel drauf. Zumindest fast: in der 91. Minute nimmt Steven Skrzybski eine Flanke aus sechs Metern sehenswert direkt, aber Rönnow ist noch sehenswerter, wie er den über die Latte wischt, das ist schon vom Feinsten.
Unterm Strich steht ein sicherlich verdienter Sieg, auch wenn die zweite Hälfte über weite Strecken eine ziemlich übersichtliche Leistung zeigt - gegen einen stärkeren Gegner wäre das höchstwahrscheinlich bestraft worden. Zu den Debüts: Kemlein macht sein erstes Tor überhaupt, wir schießen die ersten Kopfballtore, es ist der erste Auswärtssieg dieser Spielzeit, der höchste Sieg bisher, Robert Skov macht sein erstes Spiel für uns, eingewechselt in den letzten Minuten des Spiels und Benes schießt die erste Ecke, die ich auch wirklich so bezeichnen würde (es war immerhin die 34. in der laufenden Saison).
Erwähnenswert auch, dass wir das Spiel ohne einen nominellen Angreifer beenden (Prtajin und Ilic stehen übrigens wieder nicht im Kader). Aber wer will schon von einer Stürmermisere sprechen, wenn wir, nach sieben Spieltagen, exakt die Punktausbeute aufweisen, die wir in der letzten Saison zur Halbserie hatten - ein wirklich gutes Gefühl! Kann schon sein, dass von unseren acht Toren lediglich zwei durch echte Angreifer erzielt wurden (Hollerbach und Vertessen) und schon wieder ein Außenverteidiger die interne Torschützenliste anführt, unser Fussball oft nicht so wahnsinnig attraktiv aussieht, da er eben in erster Linie über die Defensive erarbeitet wird - aber er funktioniert und wir haben genausoviele Zähler auf der Habenseite wie Leverkusen und gar mehr als Dortmund, Frankfurt oder Stuttgart.
Daraus entsteht wichtiges Selbstvertrauen und Ruhe, das Erfolgsrezept der letzten Jahre. Hurrafussball werden wir wohl selten sehen, aber das ist mit unseren Mitteln auch nicht so wirklich möglich. Deswegen ist so ein schmuckloser Sieg, auswärts in Kiel, als unbedingter Erfolg zu sehen. Wenn wir jetzt noch unsere zweiten fünfundvierzig Minuten hier und da besser angehen - aber Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut…
17. Oktober: Wundertüte im Norden - keine leichte Aufgabe bei Holstein Kiel
Unionfux: So, nervige Länderspielpause vorbei, am Sonntag sind wir beim Aufsteiger Kiel zu Gast und obwohl Holstein Kiel die einzige Mannschaft der Bundesliga ist, die zu Hause noch nicht punkten konnte, wird es ein schwieriges Spiel.
Natürlich gibt es in dieser Liga keine leichten Spiele, zumindest nicht von vornherein, aber wir tun uns ohnehin mit den vermeintlich kleinen Mannschaften ja traditionell ein wenig schwer, ich sage nur "Fürth", die vor ein paar Jahren mit nur achtzehn Punkten wieder in die Zweite Liga rauschten, davon jedoch allein vier Punkte gegen uns machten, obwohl wir seinerzeit insgesamt ziemlich gut unterwegs waren… Obendrauf haben die Störche gerade in Leverkusen gezeigt, dass sie nicht unbedingt Fallobst sind, nach einem 0:2-Rückstand beim amtierenden Meister Leverkusen noch zu punkten - alle Achtung!
Nichtsdestotrotz muss es natürlich unser Anspruch sein, dort etwas mitzunehmen, gerade in unserer jetzigen Situation, in der wir weitgehend unsere alte Stabilität wiedergewonnen haben. Nur dürfen wir nicht mit der Passivität unserer bisherigen Auswärtsspiele antreten, zumal der Gegner im eigenen Stadion schon muntere zwölf Tore genascht hat, wobei man sagen muss, dass die jeweiligen Gäste mit Wolfsburg, Bayern und Frankfurt nicht gerade Laufkundschaft waren.
Andererseits hält sich unsere Auswärtstorausbeute auch sehr in Grenzen, lediglich Laszlo Benes konnte am ersten Spieltag in Mainz treffen. Also sollten wir die Begegnung bloß nicht zu zaghaft angehen, trotz unserer anhaltenden Mittelstürmermisere haben wir nun wirklich genügend Offensivpower und Spielstärke, um unser Spiel durchzuziehen, auch wenn ich nicht unbedingt erwarte, dass wir die Heimmannschaft überrollen.
Vielleicht zeigt Bo Svensson das auch schon mit unser Startaufstellung an, jedenfalls kann er fast aus dem Vollen schöpfen, bis auf den angeschlagenen Tousart und dem weiterhin verletzten Juranovic sind alle an Bord. Und ich werde nicht müde, auf Benes zu hoffen, um unserer etwas überschaubaren Kreativität aus dem Mittelfeld zu mehr Schwung zu verhelfen und zusätzlich einen ausgesprochenen Standardspezialisten auf dem Feld zu haben. Aber irgendwie scheint Svensson, zumindest bisher, nicht unbedingt zu den Fans des Slowaken zu zählen, ich wüsste nur zu gern, warum.
Große Namen sind beim Gegner im Übrigen eher die Seltenheit, mit Ausnahmen natürlich, da wäre Lewis Holtby, mit Sicherheit der erfahrenste Spieler bei Holstein mit über 200 Bundesligaspielen und Premier League-Vergangenheit, außerdem das ehemalige Supertalent Jan-Fiete Arp, welches Bayern vor nicht allzulanger Zeit immerhin ein Fünfjahresvertrag wert war und, nicht zu vergessen: Steven Skrzybski. Das echte Union-Eigengewächs hatte seinerzeit bei uns schon beinahe spektakulär den Durchbruch geschafft und war unumstrittener Publikumsliebling, bevor er, ein Jahr vor unserem eigenen Aufstieg, zu Schalke 04 wechselte. Dort endete sein Höhenflug allerdings relativ abrupt, er stieg in der Folge sogar zweimal hintereinander ab: als Leihspieler mit Fortuna Düsseldorf und in der Saison darauf mit Schalke, bevor er sich bei den Kielern wieder fangen konnte.
Nachdem in den letzten beiden Heimspielen mit Bülter und Ryerson jeweils zwei Ex-Unioner trafen, möchte man Stevie trotzdem viel Glück wünschen - Wir gewannen nämlich unsere Spiele. Zum Einsatz dürfte auch Tymoteusz Puchacz kommen, der bei uns ja seinerzeit mit großen Vorschusslorbeeren aufschlug, um dann nacheinander zu Trabzonspor, Panathinaikos Athen und Kaiserslautern verliehen und schlussendlich von Kiel vor dieser Spielzeit fest verpflichtet zu werden (Da würden mir so ein paar Fragen an unsere Scouting-Abteilung einfallen…). Und auf unserer Seite gibt es ebenfalls einen Akteur mit Kieler Vergangenheit: Tom Rothe war ein wichtiger Teil der Aufstiegsmannschaft in der letzten Saison.
Auf uns wartet also eine sehr interessante Aufgabe, so ein bisschen eben auch eine Wundertüte, denn eigentlich kann man für unseren Sonntagsausflug nur eines mit relativer Sicherheit prognostizieren: Eine Negativserie endet am Sonntag, die von Kiel oder unsere. Weil aber etwas Optimismus nicht schaden kann, tippe ich klar auf unseren ersten Auswärtssieg - Ich mag zwar Störche sehr und Underdogs obendrein, aber irgendwo muss ja auch wieder Schluss sein, oder?
15. Oktober: Bei Leweling lagen wir wohl schief
Icke: 1:0 ist ein knappes Ergebnis. So schlugen wir gestern Holland. Allerdings rieben sich viele Experten die Augen. Wir hatten Ausfälle ohne Ende zu beklagen, zum Schluss keinen einzigen EM-Offensivspieler mehr auf dem Platz und trotzdem gewannen wir verdient. Und Siege gegen unseren westlichen Nachbar sind seit Rudi Völler immer besonders süß.
Das Tor für Deutschland schoss ausgerechnet Ex-Unioner Leweling. Als wollte er uns zeigen, schaut mal her, mich ziehen zu lassen war ein Fehler. War es! Denn neben Wirtz (der angeschlagen in der Halbzeit-Pause blieb) war Leweling der Aktivposten bei uns. Gleich in der 2.Minute machte er sein erstes Tor. Es zählte aber nicht, Gnabry soll dabei im Abseits gewesen sein. Naja. Einen weiteren Hochkaräter hatte Leweling auch noch anzubieten.
Sein erstes Länderspiel war einfach cool. Kein bisschen nervös, immer agil und gefährlich.Da sahen die Holländer in der ersten Halbzeit blass aus. Rüdiger wie immer hinten stark. Es war schon erstaunlich, wie sich im defensiven Mittelfeld Pavlovic und Stiller fanden. Beide noch sehr jung und sie spielten erstmals so von Beginn an zusammen. Kimmich und Mittelstädt waren auf den Außen ebenfalls Garanten für eine gute Leistung. Und da sich da auch Schlotterbeck gut einfügte und Baumann ein starkes Debüt im Tor absolvierte, war das hinten schon einmal eine runde Sache. Kurz vor Schluss rettete Baumann mit einer Monster-Parade den Sieg. Er parierte den satten Malen-Schuss aus 19 Meter. Und vorn war natürlich Wirtz wieder der Chef für die Abteilung Attacke.
Gnabry hatte auch noch gute Einschuss-Chancen und Kleindienst fiel nur auf, wenn man genauer hinsah. Er war ungeheuer fleißig auf dem Platz. Einen „Riesen“ hatte er auch auf dem Fuß.In der 2.Halbzeit waren die Holländer dann aktiver. Es muss wohl ein Donnerwetter in der Kabine passiert sein. Jetzt hatten sie mehr Ballbesitz und erspielten sich auch Chancen. Ohne allerdings die Deutschen wirklich vor ernsthafte Probleme zu stellen.
Andrich (auch ein Ex-Unioner) ersetzte Wirtz und wurde sofort zum Leader. Er brachte Ruhe in unsere Aktionen und fegte mehrmals zwischen die Holländer. Eine feine Gesamt-Leistung der deutschen Mannschaft, die so keiner erwarten konnte.
Lasst uns gemeinsam eine Lehre für Union ziehen. Jamie Leweling bekam in Stuttgart die Einsatz-Zeiten, die er bei uns nicht bekam. Und jetzt ist er Stammspieler dort und machte ein überragendes Länderspiel. Aljoscha Kemlein ist bereits seit 8 Jahren bei uns. Inzwischen hat er seine Feuertaufe gegen Dortmund absolviert. Bei der U20-Nationalmannschaft ist er inzwischen Kapitän und Führungspersönlichkeit. Im U20-Länderspiel gegen Ghana war er an drei Toren beteiligt und setzte auch noch selbst einen Ball an den Querbalken.
Übrigens standen in diesem Spiel mit Ullrich, Eitschberger, Klemens und A.Kade (sein Bruder spielte mal bei uns) weitere Berliner auf dem Platz. Mit Kemlein – fünf Berliner im Team, das ist schon erstaunlich. Da sollten wir genauer hinschauen und vor allem auf Kemlein setzen. Apropos Berliner, die Brandenburger standen den Berlinern in nichts nach. Mit Andrich, Kleindienst und Schade standen drei Brandenburger auf dem Platz. Ein vierter Brandenburger - Beier - gehört ebenfalls zum Kader und der Berliner Rüdiger sowieso. Eine interessante Häufung regionaler Spieler in den Nationalmannschaften. Eisern.
12. Oktober: Das macht Appetit auf Holland
Icke: 2:1 gewinnen wir auswärts gegen Bosnien-Herzegowina. Das hört sich knapp an, war es aber nicht. Nach ein paar Minuten hatten die Deutschen das Spiel im Griff. Erstaunlicherweise muss man sagen, schaut man sich die lange Liste der Ausfälle an. Mit Nübel und Kleindienst debütierten zwei Spieler mit Beginn und machten ihre Sache ordentlich.
Held des Abends war Undav. Er schoss beide Tore und gönnte sich noch ein Abseitstor dazu. Apropos Abseitstor, drei weitere Male klingelte es im Kasten vom St-Pauli-Keeper Vasilj. Aber jedes Mal waren es Zentimeter, die zur Anerkennung fehlten. Rechnet man jetzt noch den nicht gegebene Elfmeter dazu, hätte das Spiel auch 6:1 ausgehen können. Das zeigt aber auch, Deutschland hatte alles im Griff.
Der Noch-Unioner Gosens wurde eingewechselt und wurde 10 Minuten vor Schluss klar erkennbar im Strafraum gefoult. Der Schiri verlegte das mit gelb geahndete Foul außerhalb des Strafraums. Egal, auch wenn Bosnien-Herzegowina einige wenige Chancen besaß, man hatte nie den Eindruck, es könnte etwas schief gehen.
Nach dem Doppel-Torschützen Undav überragten bei uns noch zwei Spieler. Rüdiger organisierte unsere Abwehr ziemlich perfekt und klärte mehrere Male spektakulär. Und Wirtz legte zu seinen zuletzt guten Auftritten in der Nationalmannschaft noch eine Schippe drauf und war der Dreh- und Angelpunkt unseres Angriffs. Der vierte Mann, der als Stabilisator bei den Deutschen agierte war der zweite Mann auf dem Platz mit Union-Vergangenheit – Robert Andrich. Oft ließ er sich zwischen Rüdiger und Tah als dritter Innenverteidiger fallen und baute unser Spiel von hinten auf. Kimmich auf rechts spielte unauffälliger als sonst. Das war sicherlich eine Nagelsmann-Order an ihn gewesen.
Mittelstädt auf links spielte da spektakulärer. Sowohl in der Offensive, als auch hinten. Er ließ Nagelsmann hinsichtlich seiner Position (für die Zukunft) ratlos zurück. Raum und Mittelstädt sind beide wohl auf gleichem Niveau. Im Mittelfeld spielten wir – neben Andrich – mit Groß. Auch er zeigte eine solide Leistung, passte ein paar Mal im Stile eines Kroos über 20, 30 Meter auf unsere Spitzen und hatte ansonsten wohl auch Order, defensiv stabil zu spielen. Kleindienst ackerte, spielte aber unauffällig. Er war einer der Abseitstorschützen. Schade, das hätte ihn sicherlich beflügelt.
Im offensiven Mittelfeld zeigte Gnabry nach über einem Jahr Pause, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. Er zeigte ein sehr gutes Spiel, er war der dritte Spieler mit einem Abseitstor bei uns. Als dritter Debütant kam dann noch Burkhardt ins Spiel.Schon am kommenden Montag spielen wir zu Hause gegen Holland. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Pavlovic diesmal für Groß aufläuft. Das Spiel gegen die Holländer wird eine ganz andere Nummer werden. Die haben nicht nur wesentlich mehr Qualität, sondern sind auch unter Zugzwang. Sie schafften in Budapest nur ein Remis und das auch nur mit Ach und Krach, sprich kurz vor Schluss. Wir können aber sicher sein, dass die Holländer gegen uns wieder extra motiviert sind und ein bärenstarkes Spiel zeigen.
Andererseits spielt Deutschland sehr stabil unter Nagelsmann. Wie es auch Bo mit Union schaffte, hat auch Nagelsmann mit der Stabilisation der Abwehr begonnen. Beiden gelang das. Jetzt kommt Phase zwei. Auch bei beiden. Die Abteilung Attacke auf Konstanz zu bringen. Da hat es wohl der Nationaltrainer einfacher. Er kann auf Ausnahmespieler wie Wirtz und Musiala (fehlt aktuell verletzt) zurückgreifen. Bo testete im Freundschaftsspiel gegen Stettin - Volland und Skov. Ob sie oder einer der beiden in Kiel schon auflaufen werden … ist eher zweifelhaft.
Sie gehören aber ganz sicher zu unseren Hoffnungen … unseren Angriff gefährlicher zu gestalten. Nach dem Saison-Beginn, der für uns sehr ordentlich aussah, gilt es – neben Hollerbach und Vertessen (die wohl zur Zeit beide die Nase vorn haben) den dritten Mann für unseren Sturm zu finden. Zukunftsträchtig könnte man sich Volland als hängende Spitze zwischen Hollerbach und Vertessen vorstellen. Auch weil Bo beim Test Skov auf die linke Außenbahn schickte. Eisern.
10. Oktober: Oh, Jürgen, Jürgen, what have ye done?
Unionfux: Diejenigen, die regelmäßig oder doch zumindest von Zeit zu Zeit hier reinlesen, werden bemerkt haben, dass ich mich in diesem Rahmen nur ganz selten zu Dingen äußere, die wenig bis nichts mit dem 1. FC Union zu tun haben, hier möchte ich jedoch eine Ausnahme machen, denn gestern wurde der Fussball auf einen Schlag nochmal so böse entromantisiert wie ganz selten - vielleicht nicht für alle, aber doch für viele. Was ist passiert?
Unglaubliches: der große Jürgen Klopp heuert nämlich bei Red Bull an, wird "Global Head of Soccer“ und dabei sollte doch schon die Bezeichnung für diesen Posten alles sagen. Ja, da kann man schon mal heftig staunen, denn vor wenigen Monaten kündigte er noch tränenreich seinen Vertrag als Trainer des FC Liverpool, ausgebrannt und des Jobs überdrüssig, wollte er sich nur um sich selbst kümmern, die große Bühne schien passé, möglicherweise für immer oder doch zumindest für sehr lange. Dabei hätte er beinahe jeden Job in der Fussballwelt kriegen können, allein als deutschen Nationaltrainer hätten sich ihn so viele gewünscht, Spieler, Fans, Funktionäre - denn selten gab es einen Trainer, der dermaßen gut in der Außendarstellung war: so authentisch und schlagfertig, so nahbar und normal, so emotional und so intelligent.
Und ja, ein guter Trainer ist er fraglos auch noch. Es gibt eigentlich kaum einen zweiten, der so brillant rüberkommt, so einen breiten Konsens erreicht, bei dem dermaßen viel zu stimmen scheint und dem der Erfolg so dauerhaft treu bleibt, weit über zwanzig Jahre immer unter Vertrag, nie entlassen, alle großen Vereinstitel gewonnen, in jedem Verein eine Legende - ein Tausendsassa und dabei so unheimlich sympathisch und das über alle Vereinsgrenzen hinweg, so einen müsste man erfinden, wenn es ihn denn nicht schon gäbe - ein Vorbild, das aber offenbar nicht so leicht zu kopieren ist, eine Lichtgestalt gar, zumindest mittlerweile. Und dieser Jürgen Klopp lässt sich ausgerechnet bei einem Konzern anheuern, der eigentlich für alles steht, was man am und im modernen Fussball so verabscheuen kann: Kommerzialisierung bis zum Get No, Retorte, der Sport als, in erster Linie, Vermarktungsinstrument. Und dass, nachdem er doch solche Vereine wie Mainz, Dortmund und Liverpool trainiert hat, die zwar auch am Tropf des Kapitalismus hängen, aber doch nicht ganz so unverhohlen und ausschließlich wie die Kinder des Konzerns mit der so miesen Brause.
Was die Red Bull GmbH davon hat, ist schon klar: mit ganz wenigen Leuten aus der Branche könnte man mit einem Schlag sein Image dermaßen aufpolieren, kaum einen Spieler könnte man verpflichten, der so viel Aufsehen erregen, so als Aushängeschild fungieren könnte, das know how von JK wird da ja fast zur Nebensache - die Fachwelt ist sich einig, das ist ein Coup sondergleichen, ein großer Move, besser geht’s gar nicht, voll auf die Zwölf. Doch warum macht Jürgen Klopp das? Okay, er wird seine Bedingungen durch die Bank weg formuliert und durchgesetzt haben, ich gebe zu, das hat schon was - wer würde das nicht gern? Und an den Hebeln der Macht bei gleich fünf Vereinen (Tendenz steigend), das ist sicherlich ebenso attraktiv. Dazu viele Möglichkeiten, wenige Grenzen - keine Frage, auch das hat schon was. Nichtsdestotrotz ist das eigentlich schwer zu verstehen. Wie kann man sich seine Biographie so gründlich auf den vorletzten Metern des Arbeitslebens versauen, wenn man so gut dasteht, die ganz große Auswahl hat? Denn auch für den Nichtromantiker (und er gab und gibt sich als Fussballromantiker schlechthin) muss doch klar sein: die Unternehmung Red Bull Soccer ist keine wie alle anderen, das ist, neben Scheichfussball, großen Investoren und der FIFA, mit die traurigste und schäbigste Fratze im Profisport.
Gut, es mag vielleicht Leute geben, die können sich die Chance RB, als Spieler, Trainer oder Funktionär, nicht so einfach entgehen lassen, aus karrieretechnischen oder finanziellen Erwägungen - aber da gehört Jürgen Klopp nun wirklich nicht dazu, in keinster Weise. Also warum? Ich denke, zugegeben küchenpsychologisch und auf der Suche nach Erklärungen (seine Videobotschaft kann mich nicht recht überzeugen), an zwei Dinge. Da sind erstens: seine unübersehbaren Zähne. Welcher Mensch, außer Stefan Raab, lässt sich so sichtbar falsche und nur vermeintlich perfekte Zähne machen? Viel zu groß, viel zu weiß, viel zu einheitlich. Das kann man, zumal mit finanziellen Möglichkeiten, sehr viel besser und unauffälliger hinkriegen (Bastian Schweinsteiger z. B. hat das irgendwann auch begriffen) - Faustregel: selbst der Fachmann muss rätseln, ob das Gebiss gemacht ist oder nicht, dann ist es erst wirklich gut. Dazu kommen seine transplantierten Haare und die weggelassene Brille - klar, kann man alles machen, die Möglichkeiten gibt es mittlerweile, warum auch nicht - aber es weist in Summe doch auf einen ziemlich eitlen Menschen hin (auch und gerade, weil er nicht so tut!!), der dazu nicht so reflektiert ist, wie er sich gibt (und offenbar auch nicht so gut beraten wird).
Und die Macher von RB werden ihm im Vorfeld schon ordentlich geschmeichelt und hoppe hoppe Reiter mit seinem Ego gemacht haben und das scheinbar überaus geschickt, denn ansonsten hätte er seine Auszeit, sehr groß angekündigt und lauthals auf länger angelegt, nie und nimmer so schnell sausen lassen (gut, er muss nicht mehr täglich auf dem Trainingsplatz stehen, aber das hätte er als Nationaltrainer ja auch nicht). Und zweitens: er wird sich überaus fürstlich für den Job bezahlen lassen und dass Geld dem bodenständigen Schwaben sehr wichtig ist, beweist allein schon die seit vielen Jahren andauernde Omnipräsenz des Jürgen K. in der Werbung, man kann ihm eigentlich kaum entrinnen, er hält sein Gesicht beinahe wahllos und hintereinanderweg für buchstäblich alles in die Kamera, ob für Bier, Autos (im Laufe der Zeit gleich für drei Marken: Mitsubishi, Seat und Opel), Bank, Versicherungen, Sportklamotten oder Rasierklingen (die Liste ist tatsächlich noch um einiges länger) - wenn man in den verschiedenen Medien ein wenig unterwegs ist, sieht man ihn am Tag unweigerlich mehrere (und längst zu viele) Male, dabei dürfte er schon lange kein wirkliches Existenzproblem mehr verspüren.
Mondänität (im besten Sinne), Haltung und Maß sind ihm da offenbar schnurz, Hauptsache, es kommt nochmal Summe X aufs bereits gefüllte Konto dazu und das für minimalen Aufwand. Und so bleiben, aus meiner Sicht, logischerweise wohl nur Eitelkeit und Gier die treibende Kraft bei diesem schnellen neuen Job, darum lässt man sich auf so etwas ein, alle anderen Motivationen sind letztlich lediglich Beiwerk. Es ist im Grunde nur ein weiterer Werbeauftrag, vielleicht mit gewissen Vorzügen.
Eins ist klar - natürlich kann der ehemalige Trainer (würde mich allerdings nicht wundern, wenn er irgendwann bei einem Verein des Konzerns nochmal einsteigt) Jürgen Klopp arbeiten, für wen er will, ist er niemandem Rechenschaft schuldig. Aber er muss auch damit leben, dass man ihn jetzt, zumindest in weiten Kreisen, für immer in einem anderen Licht sehen wird: der so unfassbar sympathische Gewinner Jürgen K. wird irgendwie zum weniger sympathischen Verlierer, dem der Fussball erst in dritter oder vierter Instanz wichtig ist. Ach, Jürgen, musste das denn wirklich sein?
9. Oktober: Union-Impressionen in der Länderspielpause
Icke: Dortmund ist geschlagen. Wir thronen komfortabel auf Platz 6, punktgleich mit dem 5. der Tabelle. Auch das nächste Spiel in Kiel ist nicht wirklich angsteinflößend. Ob wir dort nun gewinnen ist noch offen, machbar ist es aber durchaus. Die 100 Tage Schonfrist, die jeder Trainer hat, sind auch vorbei. Und mit fröhlichen Gesichtern sehen wir eine neue Handschrift vom neuen Trainer. Bo Sverisson hat unsere Abwehr wieder dicht gemacht. Die Abwehr mit Doekhi, Vogt und Leite, dazu Khedira als 6er davor und Rönnow im Tor dahinter - dieses 5er Bollwerk sucht seinesgleichen. Aber auch vorn hat Bo aktuell gezeigt, dass er Dinge richtig einzuschätzen vermag. Eine wahnsinnige Geduld hatte er mit der Mittelstürmer-Besetzung. Erfolglos. Nun hat er wohl gegen Dortmund das einzig Richtige gemacht: Er verzichtete auf einen echten Mittelstürmer und brachte drei bewegliche Stürmer. Mit Erfolg. Hollerbach überragte dabei. Vertessen zeigte wieder seine Torgefährlichkeit und Jeong spielte mehr den Vorbereiter und Koordinator. Wenn dann noch die Außen funktionieren, wie in diesem Fall Rothe und Trimmel, dann können wir es uns auch erlauben, auf der Doppel-Sechs neben Khedira den 20-jährigen Kemlein zu bringen. Und wie das Eigengewächs einschlug. In der 25.Minute schaltete er am schnellsten, sein Pass auf links zu Hollerbach, war entscheidend für unser 1:0. Das ist unsere Basis auch für die kommenden Spiele. Wenn jetzt auch noch Skov und Volland dazukommen, könnte es noch spannender werden.
Ob wir nun im Winter bezüglich eines Mittelstürmers noch einmal nachlegen, wird davon abhängen, ob wir den einen oder anderen Knipser aus unserem großen Portfolie abgeben können. Bedia konnten wir schon verleihen. Der spielt bei Hull City im Stamm, schießt Tore und könnte durchaus dableiben wollen. Aber es tummeln sich noch Jordan, Prtajin und Ilic. Dazu kommt Volland aus seiner Verletzung zurück. Ilic und Prtajin haben noch gar keine Chance bekommen. Wäre prima, wenn wir sie auch einmal spielen sehen. Ich möchte mal vermuten, wenn wir mindestens zwei, im Idealfall drei unserer Center abgeben (oder verleihen) können, wird ein neuer Mittelstürmer kommen. Und ich lehne mich einmal weit aus dem Fenster … im Winter hat Sparta Rotterdem die letzte Chance, eine Ablöse für den Norweger Tobias Lauritsen zu bekommen. Danach ist er ab dem nächsten Sommer ablösefrei. Aktuell liegt er bei 2 Treffer und 1 Assist in 8 Spielen. Letzte Saison waren es 13 Tore und 9 Assists. Vor zwei Jahren 15 + 5. Er schießt nicht die gegnerischen Netze kaputt, trifft aber regelmäßig. Schon immer. So eine Latte (1,96 Meter) würde uns sehr gut tun! Und Lauritsen steht auch nicht so extrem im Fokus wie andere Stürmer. In der Nationalmannschaft ist an Haaland natürlich kein vorbeikommen. Dahinter tummeln sich aktuell Sörloth und Strand Larssen. Und noch ein Tipp an die Hertha, ihr sucht doch einen neuen Mittelstürmer, wir haben reichlich davon. Würde das nicht Sinn machen?
Auf der letzten Mitgliederversammlung verkündeten wir - nicht zum ersten Mal - ziemlich gute Zahlen. Wieder konnte ein kleines Plus erwirtschaftet werden. Das ist natürlich auch notwendig, weil wir für unsere vielen zukünftigen Bauvorhaben auch Finanzierungen benötigen. Und diese sind wiederum davon abhängig, ob unser Verein auch Eigenkapital besitzt. Hier scheinen wir auf einem guten Weg. Und wir legen noch einen drauf. In dem wir die Erfolgs-Geschichte Stadion-Aktie wiederholen. Eine Kapitalerhöhung bis zu 60 Millionen Euro wäre so möglich. Ganz ohne Kredite, Verschuldungen oder sonstige Verpflichtungen. Mit einer Kleinigkeit allerdings bin ich nicht einverstanden. Das neue Stadion-Modell à la 2024 wurde vorgestellt. Bei einer Zuschauer-Kapazität von insgesamt 40.000 existieren nur 8.000 Sitzplätze. Das ist doch wieder zu wenig. Dazu muss ich kein Experte sein. Warum machen wir es nicht gleich richtig und bringen 12.000 Sitzplätze (besser noch 14.000) unter. Dann müssen wir die kommenden Jahrzehnte mal nicht (wieder) bauen. Wäre ja auch mal ganz cool. Nicht neu ist - auch Unioner werden älter. Und demografische Prozesse können wir mitnichten umgehen. Dazu kommt die unumstößliche Tatsache, dass wir (wirklich) jedes Jahr einen Zuwachs an Sponsoren zu verzeichnen haben. Und die wollen (meistens) auch sitzen. Und wie schaffen wir es, zukünftig mehr Mitglieder zu den Versammlungen zu locken? Lasst uns im Oktober nicht in der freien Natur der Kälte und Feuchtigkeit trotzen. Ein Verein mit knapp 200 Millionen Umsatz kann sich einmal im Jahr auch eine Halle leisten.
Am Donnerstag um 14 Uhr wird im hauseigenen TV-Sender AFTV ein Live-Stream für das Trainingsspiel gegen Pogon Stettin übertragen. Eine gute Gelegenheit zu schauen, wie sich die zweite Garnitur von Union anstellt. Und wer lieber seichte Unterhaltung mag, Max Kruse lümmelt sich gerade bei Big Brother und beglückt uns jeden Abend. Seine fußballerischen Taten bei uns haben mir allerdings glatt besser gefallen. Eisern.
6. Oktober: Pokussia 2, Borussia 1 - ein großartiger Heimerfolg gegen Dortmund
Unionfux: Dass man gegen einen Gegner wie Borussia Dortmund, der zwar in der gleichen Spielklasse spielt, aber eben doch in einer ganz anderen Liga, etwas Glück gebrauchen kann, ist ja klar. Also werden das wiedererstarkte Heimspielhemd angezogen (seit letztem Spieltag der vergangenen Saison wieder im Dienst), das richtige Feuerzeug eingesteckt und sonst noch einige kleinere Rituale eingehalten, aber das wichtigste Ritual ist, dass ich mich von der großartigen Katzenqueen herself direkt vorm Losgehen mit einem dicken Pokuss verabschiede, nun ja, es ist eigentlich eher der Oberschenkel, je nachdem, welcher gerade oben liegt.
Und zack, sehen wir eine sehr couragierte und aufmerksame erste Hälfte, in der Union relativ hoch presst und sich munter seine Möglichkeiten herausspielt und dabei kaum Chancen des Gegners zulässt und solchen Ligagrößen wie Guirassy beinahe aus dem Spiel nimmt, wenn man mal von einer Chance nach siebenunddreißig Minuten absieht, als er einen Schuss von Can knapp neben das Tor abfälscht.
Da führen wir schon, denn Startelfdebütant Kemlein erobert vorm eigenen Strafraum blickig den Ball und schickt mit einem perfekten langen Schlag Hollerbach, der tanzt Schlotterbeck aus, der sein Bein ausfährt und den Stürmer klar am rechten Fuss trifft - unstrittiger Strafstoß. Und wer tritt an? Der, auf den ich wohl so ziemlich als letzten Spieler getippt hätte, aber ich weiß natürlich nicht, dass der Junge im Training schon mal fleißig geübt hat: Kevin Vogt haut das Ding kompromisslos hoch rechts rein, Kobel ahnt zwar die Ecke, hat jedoch keine Chance. Das letzte Mal hat der Abwehrboss vor beinahe zehn Jahren getroffen (übrigens gegen Dortmund) - guter Zeitpunkt für sein viertes Tor in immerhin 341 Bundesligaspielen und obendrein ein Rekord, so eine Lücke nach dem letzten Treffer hat in über sechzig Jahren Bundesliga niemand aufzuweisen, nicht mal annähernd.
Und wir machen weiter, so rutscht Khedira kurz danach nur knapp an einer Hollerbach-Flanke vorbei und dann gibt es kurz vor der Pause, nach einer vielversprechenden Gelegenheit für den quirligen Jeong, nochmal Ecke. Die wird zwar zunächst abgewehrt, aber im Getümmel kommt Vertessen an der Strafraumgrenze an den Ball und haut das Ding mit dem rechten Außenrist unten links rein, ja, unser Belgier hat schon eine geile Schusstechnik! Und die Führung nehmen wir in die Pause mit - das ist bis hierher ganz stark gespielt, beinahe optimal.
Die zweite Hälfte sieht logischerweise aufkommende Dortmunder, wir verteidigen gut und leidenschaftlich (unterm Strich sind wir am Schluss fast neun Kilometer mehr gelaufen!!) und kommen durch gute Balleroberungen selbst zu echten Chancen durch Vertessen, Hollerbach und Skarke - ein drittes Tor ist also durchaus drin. Stattdessen sind wir zum zweiten Mal in einer Art Kontersituation etwas unsortiert (das erste Mal kann Rönnow noch ebenso klasse wie cool gegen Beier retten) und der sattsam bekannte Ryerson hat zu viel Platz auf links und schiebt den Ball durch Doekhis Beine gekonnt ins lange Eck - ich weiß schon, warum ich mir das "Fussballgott" für ehemalige Spieler beim Kontrahenten grundsätzlich spare (Bülter hatte ja schon das letzte Heimspiel gegen uns getroffen, übrigens ganz ähnlich)… Das ist ein bisschen unnötig und schade, das geht, für meinen Geschmack, etwas zu leicht, aber gut, kann schon passieren, wenn man relativ hoch presst. Und es ist noch ne gute halbe Stunde Zeit für den Gegner, auszugleichen oder gar das Spiel zu drehen und die Spieler haben sie dazu zweifellos.
Doch so seltsam das klingt, Borussia kommt, mit all den hochgelobten Nationalspielern, bei aller Ballsicherheit und mit massig Ballbesitz zu keinen wirklichen Gelegenheiten mehr, unsere Jungs werden nicht wirklich nervös, der gewohnt sichere Rönnow geht seiner Lieblingsbeschäftigung nach (Flanken pflücken) und wir können einige gute Kontergelegenheiten nicht nutzen, da wäre ein spielerisch starker Spieler wie Benes Gold wert gewesen, aber der bleibt neunzig Minuten auf der Bank, genauso wie Skov (stattdessen bringt er tatsächlich Jordan, der irgendwie in diesem Spiel deplaciert wirkt), kann ich nicht so recht nachvollziehen, auch Vogts Auswechslung ist seltsam (aus Vorsicht wegen der frühen Gelben Karte oder eine leichte Verletzung?), aber der Erfolg gibt dem Trainer natürlich recht. Gleichwohl wird es natürlich für das tobende Stadion ein Zittern bis zum Schluss, denn ein Tor Vorsprung ist nichts, jedenfalls bis zum Abpfiff und wir haben ja gerade vor einer Woche leidvoll erfahren, wie man in letzter Minute noch einen Gegentreffer fängt - diesmal hätte es uns sogar zwei Punkte gekostet, doch alles wird gut, wir sind schlussendlich der verdiente Sieger. Unterm Strich steht eine tolle kämpferische Leistung mit den eben erhofften offensiven Glanzlichtern, so ein bisschen will uns Dortmund schon gern ausmurmeln, den satten Champions-League-Sieg gegen Celtic Glasgow im Hinterkopf, aber wir nehmen ihnen schön den Spielspaß weg, das hat jetzt schon zum vierten Mal geklappt. Klar, wir machen natürlich nach einer Zwei-Tore-Führung nicht auf und ja, der Gegner stolpert auch mit seinen achtzig Millionen Transferausgaben so ein wenig über seine eigene Arroganz, aber wie wach und konsequent unsere Mannschaft die eigentliche Unterlegenheit kompensiert, das ist, bis auf Kleinigkeiten, ohne Fehl und Tadel, eine tolle Leistung, so wird's gemacht, die Alte Försterei wird wieder zur Festung.
Noch ein oder zwei Worte zu Schiedsrichter Tobias Reichel (normalerweise halte ich mich ja da eher zurück): Cans Handspiel nach vierundfünfzig Minuten wäre wenigstens eine Monitorbetrachtung Wert gewesen, den Elfmeter kann man nämlich durchaus geben. Dazu insgesamt sieben gelbe Karten in einem weitgehend fairen Spiel, aber den schon verwarnten Schlotterbeck nach seinem Foul gegen Hollerbach, der zum Elfmeter führt, nicht ganz konsequent und logisch mit der zweiten Gelben vom Platz zu schicken, nun ja. Aber woher die sechs Minuten Nachspielzeit kommen, ohne große Unterbrechungen in der zweiten Hälfte, das weiß, ehrlich gesagt, niemand. Und dann daraus auch fast acht Minuten zu machen - bis zum letzten Freistoß aus aussichtsreicher Position: nein, ein Heimschiedsrichter, vorsichtig gesagt, ist der Sindelfinger nicht gerade, ganz und gar nicht. Wenn das schiefgegangen wäre, dann hätte ich sicherlich Schaum vorm Mund gehabt.
Aber, aber, aber - da ist ja noch das magische Ritual, gegen das ist vorerst kein Kraut gewachsen, und so bleiben die drei Punkte in der Alten Försterei, heißt der verdiente Endstand: Pokussia/Union 2, Borussia/Dortmund 1. Feines Mädchen, oh ja.
4. Oktober: Kreativität und Kopfballtore
Unionfux: Nun kommt am Samstag die andere Borussia in die Alte Försterei und die ist nicht unbedingt unser Lieblingsgegner, doch zumindest die Heimbilanz gegen die Dortmunder Borussia ist positiv: Drei Siege stehen zwei Niederlagen gegenüber. Besonders unser erster Sieg vor gut fünf Jahren dürfte allen noch gut in Erinnerung sein, denn damals schlug der gerade aufgestiegene David Union in einer überkochenden Alten Försterei den scheinbar unbezwingbaren Goliath Dortmund mit 3:1 - es war gleichzeitig unser erster Sieg in der Bundesliga.
Jetzt sind die Vorzeichen mit Sicherheit nicht mehr ganz so dramatisch, aber es gibt fraglos leichtere Gegner als Dortmund, die sich zwar in der Liga bisher nicht ganz so leicht wie erwartet tun, aber unter der Woche in der Champions League gegen Celtic Glasgow mächtig aufdrehten: So ein 7:1 ist schon eine Hausnummer! Besonders Karim Adeyemi konnte sich mit drei Toren hervortun, doch der zog sich zu Beginn der zweiten Hälfte einen Muskelfaserriss zu und wird gegen uns also fehlen, zugegeben nicht unbedingt ein Nachteil. Nichtsdestotrotz sind die Dortmunder schon der Favorit, aber damit können wir leben, denn wir tun uns bekanntermaßen mit dieser Rolle ohnehin schwer.
Auf jeden Fall sollten wir, bei aller gebotenen Vorsicht, nicht ganz so passiv wie zuletzt auftreten, auch wenn natürlich damit zu rechnen ist, dass das Spiel nicht von uns aufgezogen und der Gegner sehnsüchtig auf Räume lauern wird. Doch neunzig Minuten nur hinten drin zu stehen, kann, zumal in der Alten Försterei, nicht die Lösung sein. Ein Benes in der Startelf wäre zwar nicht das Allheilmittel, aber zumindest ein Zeichen an die Mannschaft, etwas offensiver in die Partie zu gehen, zudem kann uns die technische Beschlagenheit des Achters helfen. Dazu vielleicht noch Skov, für den das genauso gilt, da könnte auch mal eine Flanke im Strafraum ankommen. Wir erinnern uns: Das letzte Kopfballtor für uns machte Robin Knoche in Köln und davor - ja, Danilho Doekhi im Februar gegen Wolfsburg und mehr Kopfballtreffer gab es dieses Jahr tatsächlich noch nicht zu verzeichnen. Keine Frage, da gibt's also noch jede Menge Luft nach oben.
Ich weiß ja, dass Bo Svensson nicht so gern herumexperimentiert, aber "never change a winning team" gilt ja seit letzter Woche auch nicht mehr so ganz. Und namentlich - die beiden Spieler sind schon in der Lage, der bisher oft fehlenden Kreativität etwas auf die Sprünge zu helfen - ein Versuch wäre es, aus meiner Sicht, doch wert.
Im Übrigen konnte unser Verein gerade eine Menge Geld sparen, denn der Fischer-Nachfolger und Svensson-Vorgänger Nenad Bjelica steht seit letzter Woche nicht mehr auf unserer Gehaltsliste, er hat nämlich einen langfristigen Vertrag bei Dinamo Zagreb unterschrieben, mit denen er ja auch in der Vergangenheit schon zwei Meistertitel einfahren konnte. Am Mittwoch spielte er mit seiner neuen Mannschaft 2:2 gegen den AS Monaco und sah kurz vor Schluss die Gelb-Rote Karte - im Osten nichts Neues also.
Und Chris Bedia hat für Hull City sein erstes Tor erzielt und konnte so zum Auswärtssieg bei den Queens Park Rangers beitragen. Wunder gibt es immer wieder heute oder morgen können sie geschehen … Nun würde ich einen Heimsieg gegen Dortmund nicht direkt als Wunder bezeichnen oder gar als etwas Neues, aber eine Ansage wäre es doch allemal.
1. Oktober: Bekommt jetzt Benes eine Startelf-Chance?
Icke: Seit dem 5. Februar 2015 ist Benes Profi-Fußballer. Borussia Mönchengladbach erkannte früh sein Talent und verpflichtete ihn zur Saison 2016/17 für stolze fünf Millionen Euro. Auf Leihen nach Kiel und Augsburg folgte ein Verkauf zum HSV für "nur noch" 1,5 Millionen. Dort startete er so richtig durch.
Er war Dreh- und Angelpunkt, schoss Tore, verwandelte Freistöße und war – um es einfach auszudrücken – der beste Spieler beim HSV. Parallel dazu spielt er seit 2017 auch in seiner slowenischen Nationalmannschaft. 26 Länderspiele absolvierte er.
Das fiel auch in Berlin-Köpenick auf und uns war die Verpflichtung drei Millionen Euro wert. Für die heutige (verrückte) Zeit fast ein Schnäppchen. Beim HSV, der ein klassisches 4-3-3 mit zwei Achtern spielte, war Benes einer der zwei zentralen Mittelfeldspieler. Wir spielen mit Doppel-Sechs oder mit einer 8 neben der 6. Je nachdem, ob Svensson mehr defensiv oder mehr offensiv spielen möchte, bringt er Tousart oder Schäfer. Bisher jedenfalls.
Benes war einmal in der Startformation (in Leipzig), spielte aber auf der linken (halb-)offensiven Seite. Er ist zwar ein Linksfuß, man sah aber, dass ist nicht seine Position. Seine stärksten Szenen hatte Benes zentral. Auch wichtige Tore kann er. Das zeigte er gleich im ersten Spiel. Kurz vor Schluss eingewechselt, sicherte er uns in Mainz einen Punkt.
Seit 2015 absolvierte Benes 228 Pflichtspiele. Dabei gelangen ihm 30 Tore selbst und 43 Tore bereitete er vor. Von den 228 Spielen wurde er 113 Mal als zentraler Mittelfeldspieler eingesetzt. Die Mehrzahl aller Tore (25 von 30) gelangen ihm auf dieser Position. Auch 32 von gesamt 43 Tor-Vorbereitungen erzielte er als ZM (zentraler Mittelfeldspieler). Als Linksaußen absolvierte er nur zwei Spiele, eins davon bei uns. Dass Benes wirklich sehr zentrallastig ist, zeigen seine zweitmeisten (und drittmeisten) Einsätze als offensiver Mittelfeldspieler (29) und 14 Spiele als defensiver Mittelfeldspieler. Alle anderen von ihm gespielten Positionen liegen im einstelligen Bereich.
Auffällig dabei ist, in seinen 29 Spielen als offensiver Mittelfeldspieler erzielte er nur ein Tor (bei sieben Assists). Die Zahlen lügen nicht. Am wohlsten fühlt sich Benes auf der "8" – als zentraler Mittelfeldspieler. Neben dem einen Spiel bei Union, in der er in der Startformation stand, wurde er immer – also viermal - kurz eingesetzt. Immer offensiv, gegen St. Pauli übernahm er zum Beispiel den Part von Vertessen, als einer von zwei Doppelzehner hinter dem Mittelstürmer.
Man kann Svensson verstehen, Benes hat theoretisch die technischen Möglichkeiten, als auch die Schusstechnik – auch ganz vorn etwas zu bewegen. So richtig wohl fühlt er sich aber, wenn er auf der "8" spielt. Tore und Vorlagen, als auch die Anzahl der Positionseinsätze belegen das deutlich. Schäfer hat bei Svensson aktuell die Nase vorn, wenn es gilt – etwas offensiver zu agieren. Eventuell würde Union enorm davon profitieren, so Benes mal eine Chance auf "seiner" Position erhält.15 Tore und 12 Tor-Vorbereitungen in der letzten Saison als (Doppel-)Achter sollten uns das „Experiment“ wert sein.
Natürlich spielen wir ein gänzlich anderes System. Trotzdem möchte ich neben Khedira auch einmal Benes spielen sehen. Dass wir unsere spielerische Komponente verbessern müssen, sieht jeder und formuliert auch der Trainer so. Das unser zentrales Mittelfeld quantitativ überbesetzt ist, sieht man. Solange Schäfer und Tousart aber auf dieser Position keine Top-Leistungen bringen, hätte Benes eine Chance verdient.
Warum Svensson Schäfer gegenüber Benes – als offensiver Part – neben der "6" vorzieht, ist mir schon klar. Zu besten Zeiten spielte Schäfer auch in der Balleroberung sehr aggressiv und war oft erfolgreich. Auch ist Schäfer als Kämpfer gegen den Ball bekannt. Nur zeigt er das aktuell nicht. Nach seiner schweren Verletzung hat er seine alte Form noch nicht zurück. Wer sagt uns denn, dass Benes nicht einschlägt wie eine Bombe! Ich würde mich freuen, ihn auf "seiner Position" gegen Dortmund zu sehen. Einigeln gegen den BVB funktioniert sowieso nicht! Eisern.
29. September: Die Mittelstürmer-Problematik in Köpenick
Icke: Das erste Mal im fünften Spiel hat es uns nun erwischt und wir sind punktlos geblieben. Das ist kein Drama und würde auch keine Fragen aufwerfen, wären da nicht noch andere (kleine) Dinge. Warum ein Schiedsrichter - ohne längere Verzögerungen in der 2. Halbzeit - meint, nun acht Minuten nachspielen zu müssen und damit den Gladbacher Sieg erst möglich macht, das wird für immer sein Geheimnis bleiben und soll auch hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden.
"Ändere nie eine erfolgreiche Mannschaft", so steht es in der Fußball-Verfassung unter Paragraph 1. Man muss sich jetzt aber nicht zwingend daran halten. So lautet jedenfalls gleich der Paragraph 2. Unser Mittelstürmer Jordan steht immer wieder in der Startformation. Eine Vorlage steht bei null Toren und keinerlei Sprints in die Spitze zu Buche. Gefährliche Kopfbälle? Kann ich mich an einen (oder waren es zwei?) erinnern. Das ist in fünf Spielen zu dünn. In Gladbach war Hollerbach derjenige, den Rothe mit seinen Zuspielen - am/im Fünferraum fand. Gleich zweimal hintereinander. Eigentlich steht da die "9".
Aber das wäre es eigentlich alles nicht wert zu hinterfragen, würden nicht die Neuzugänge Ilic und Prtajin auf der Tribüne sitzen. Warum haben wir die beiden geholt? Jordan trifft nicht und ist kaum torgefährlich und die beiden sitzen nicht einmal auf der Bank? Auch Asanji, Top-Torjäger der Junioren bekommt keine Chance. Nachdem er im letzten Jahr Tore und Vorlagen am Fließband produziert hatte, steht er auch in dieser Saison schon wieder bei acht Toren im 8. Pflichtspiel (Liga und Pokal). Dazu kommen noch drei Torvorlagen. Bedia, den wir im Januar dieses Jahres für immerhin zwei Millionen holten, haben wir inzwischen wieder verliehen. Was läuft bei unseren Mittelstürmern falsch? Für Prtajin haben wir immerhin auch eine Million hingelegt. Ilic ist ausgeliehen worden. Ehrlich gesagt, verstehe ich unsere Personalpolitik an dieser Stelle nicht mehr. Es ist an der Zeit, etwas zu ändern. Keine Ahnung, was Svensson in Jordan sieht, er ist sichtbar ungefährlich. Aber wir brauchen "sichtbar gefährlich".
Wenn er Mut hat, bringt er Asanji. Mindestens aber Ilic oder Prtajin muss er jetzt einmal die Chance geben, sich zu zeigen. Sonst werden die Fragezeichen immer größer und es versteht dann keiner mehr. Ein Einsatz von Asanji hätte noch den Vorteil, dass uns der junge Mann über die Saison hinweg vielleicht erhalten bleibt. Sonst ist er GANZ sicher weg. Aber egal, wer da spielt, wir benötigen die Torgefahr, die sonst von einer "9" ausgeht. Da wir genügend Mittelstürmer haben, müssen wir testen, wer die beste Option für uns ist. Jordan wurde jetzt fünf Mal getestet und für zu leicht befunden. Wir werden es gegen den BVB sehen. Der Vorteil - nicht gewonnen zu haben - liegt darin, dass sich Svensson nicht mehr auf Paragraph 1 berufen kann. Eisern.
28. September: Verdammte Nachspielzeit - vermeidbare Niederlage in Gladbach
Unionfux: Es ist natürlich zum Kotzen, wenn der Gegner mit der einzigen echten Chance der zweiten Hälfte, dazu auch noch tief in der Nachspielzeit, das entscheidende Tor macht, zumal man da ausnahmsweise etwas unaufmerksam ist: So wird Hack nach einem schnellen Einwurf nicht an der leider guten Flanke gehindert und Cvancara kann seine 1,90 ausnutzen und wuchtig einköpfen. Das ist verdammtes Pech, aber zugegeben nicht nur, diese Erklärung wäre zu einfach.
Denn man muss auch sagen, dass wir über die gesamte Spielzeit (wieder mal) schlicht und einfach zu wenig nach vorn angeboten haben. So ist Vertessens Schuss nach sechsundachtzig Minuten und toller Vorlage von Benes an den linken Außenpfosten auch unsererseits der einzige nennenswerte Abschluss, wenn man mal von wiederum Benes' Schuss direkt vor dem Abpfiff absieht, denn den hat Nicolas sicher.
Manchmal wird man eben für das unzureichende Angriffsspiel bestraft, in einer ohnehin chancenarmen Partie, in der Gladbach in der ersten Hälfte zwar mehr vom Spiel hat und eine ausgezeichnete Möglichkeit durch Stöger nach einer knappen halben Stunde. Aber so wirklich stark ist der Gegner nicht an diesem Nachmittag, auch wenn er unbestritten passsicherer ist und mehr Ballbesitz hat und öfter vielversprechend auf den Außen durchkommt - viel zu tun hat Rönnow nicht.
Doch unserem Mittelfeld fehlt es weiterhin an Kreativität, da hätte Benes ruhig schon früher eingewechselt werden können, um das Nachlassen der Heimmannschaft für sich zu nutzen, denn Khedira und Schäfer sind, bei all ihren wichtigen Qualitäten, nicht erst seit gestern kaum die Spieler, die sich durch überraschende Ideen und Vorbereitungen auszeichnen, geschweige denn mal gefährlich zum Abschluss kommen. Wenn dazu noch keiner der seltenen Standards irgendwelche Gefahr ausstrahlt, dann kann und muss man mit dem Punkt hochzufrieden sein - wenn eben kurz vor Schluss nicht einmal die absolute Ordnung in der Abwehr fehlt, wobei das logischerweise schon mal passieren kann, und das dann auch noch erfolgreich ausgenutzt wird.
Jetzt steht man am Ende dummerweise mit leeren Händen da und kann sich nicht einmal so recht beklagen, auch wenn der so späte Gegentreffer selbstverständlich unglücklich ist - und eben zum Kotzen. Unterm Strich muss man also die erste Niederlage der Saison hinnehmen, gegen einen Kontrahenten, der seit einem halben Jahr zu Hause nicht gewinnen konnte, gegen den wir seit Ewigkeiten nicht verloren haben und unser Trainer gar noch nie. Aber was nutzt das schon?
Uns bleibt für dieses Mal nur die schlechte Laune und die wiederholte Erkenntnis, dass noch eine Menge zu tun ist, damit man, insbesondere auswärts, nicht nur reagiert, sondern eben dem Spiel, wenigstens zwischenzeitlich, auch mal seinen Stempel aufdrückt, zumal bei einem Mitbewerber, der eigentlich zu packen ist. Nur mit reinem Verteidigen ist es nämlich auf die Dauer nicht getan. Der nächste Schritt, auf den wir im Vorfeld nicht ohne Grund gehofft haben, lässt also noch einen Moment auf sich warten. Das Potential ist, wie schon festgestellt, ja durchaus da - nur zeigen muss man es.
26. September: Wie gut ist Union?
Unionfux: Keine Frage: die Saison ist sehr gut gestartet, ein Schnitt von zwei Punkten pro Partie übertrifft wohl alle Erwartungen, die man insbesondere nach der schwierigen Transferphase und dem äußerst übersichtlichen Start im Pokal beim Viertligisten Greifswald hatte.
Im Moment steht man besser da als Dortmund oder Stuttgart, ist gleichauf mit dem Brauseverein und ist nur einer von drei bisher ungeschlagenen Vereinen. Da gibt’s nun wirklich nichts zu meckern - aber trotzdem wird gerätselt: Wie gut sind wir eigentlich?
Denn so richtig umgehauen wurde man bisher noch nicht, das Pferd sprang bis jetzt nur so hoch, wie jeweils nötig. Aber das kann ja nur heißen: Da ist noch wesentlich mehr drin. Gerade die letzte Heimbegegnung gegen Hoffenheim konnte in der ersten Hälfte doch ziemlich begeistern, um so mehr war man erstaunt, wie dann in der zweiten Hälfte das Spiel dem Gegner überlassen wurde, wir offensiv kaum noch stattfanden und meistenteils nur noch reagierten statt zu agieren.
Sicher, wir konnten uns auf unsere konsequente und leidenschaftliche Abwehr verlassen, aber speziell nach dem Anschluss wurde es eng, denn wir wissen alle - da muss nur eine perfekte Flanke, ein guter Standard kommen oder ein Spieler kriegt den Ball perfekt auf den Schlappen - und dann haben wir einfach mal unnötigst zwei Punkte weggeschmissen, die wir mühselig mit zwei Auswärtsunentschieden zurückholen müssen.
Da waren sie sehr gut zu sehen, unsere zwei Gesichter, die wir bis jetzt in jedem Punktspiel gezeigt haben. Was beruhigt und erfreut: Einige Merkmale unseres Erfolgs sind zurückgekehrt - die mannschaftliche Geschlossenheit, das fast fehlerlose, leidenschaftliche Abwehrspiel, eine ziemlich hohe Effektivität und Intensität. Doch auch unsere Schwierigkeiten sind noch da: Wir tun uns weiterhin eher schwer, das Spiel zu machen und die fehlende Präzision im Angriffsspiel verhindert mehr Tore, Standards und Flanken kommen zu oft nicht an, zusätzlich fehlt es auch an Mut und Geschwindigkeit (die ersten Minuten gegen die TSG mal ausgenommen …).
Wenn wir das noch in den Griff kriegen, dann könnte uns vielleicht doch etwas mehr als eine ungefährdete Spielzeit bevorstehen, dann sind nach den vierzig Punkten noch genug Spiele übrig, um möglicherweise wieder international dabei zu sein… Okay, noch Zukunftsmusik, alles kann, nichts muss - außer Klassenerhalt. Und nach vier Spielen kann man natürlich noch nicht auf die restliche Saison schließen, den bisherigen Punkteschnitt nicht so einfach hochrechnen.
Was man sagen kann, ist: Neuzugänge wie Rothe und Jeong tun uns gut (ob Tom Rothe nun der nächste linke Außenverteidiger der Nationalelf ist, wie Dirk Zingler orakelt, werden wir noch sehen). Benes, Jordan, Kemlein, Querfeld und Skarke (dessen Verlängerung in der letzten Woche schon etwas überraschend war) haben hier und da was aufblitzen lassen, aber da kann und muss noch wesentlich mehr kommen, Nachverpflichtung Skov steht langsam in den Startlöchern, das könnte nur gut für unsere Standards sein. Aber es bleibt, bis auf Weiteres, auch irgendwie seltsam, dass unsere beiden neuverpflichteten Mittelstürmer Prtajin und Ilic noch nicht mal auf der Bank Platz nehmen dürfen.
Andererseits ist es schon gut, dass wir uns das offenbar leisten können, genug Alternativen haben. Auf jeden Fall scheint die Statik in der Truppe wieder zu stimmen, denn auch bei den Alteingesessenen ist eine gewisse Konstanz, die Sicherheit und ebenso das Selbstvertrauen in weiten Teilen zurück, die uns in der Saison des Grauens so abhandengekommen waren und diese Eigenschaften sind ja für eine Mannschaft, die nicht so sehr über die individuelle Klasse Probleme lösen kann, so eminent wichtig, denn nur so kann es gehen.
Da scheint Trainer Bo Svensson schon einiges bewirkt zu haben, das gute Gefühl, das man von Anfang an mit ihm hatte, wird immer besser. Nicht zuletzt, da er ja auch, wie schon der große Urs Fischer, nicht zur Augenwischerei neigt - freuen ja, Zufriedenheit nein. Deswegen: Es läuft erstmal, und wenn wir mit gefühlten achtzig Prozent soviel rausholen, was läuft dann erst, wenn’s so richtig läuft?
Wir werden’s, hoffentlich bald, erleben. Warum nicht schon in Gladbach? Zumindest der nächste Schritt wäre doch schon mal was …
22. September, 11.31 Uhr: Lieblingsgegner Gladbach
Icke: Am Samstag spielen wir im Auswärtsspiel gegen unseren Lieblingsgegner Borussia Mönchengladbach. Unglaubliche 6 Siege – bei nur einer Niederlage und 4 Unentschieden konnten wir einfahren. Dazu rechnet man noch das DFB-Pokalspiel aus dem Jahr 2001, das wir auch gewannen.
Da sage noch einer, der Netzer-Club liegt uns nicht. Zusammengerechnet wären das 25:7 Punkte. Um das 2001-er Pokalspiel noch einmal in Erinnerung zu bringen. In der Saison hatten wir wohl erstmalig in der Nachwendezeit ein Dream-Team zusammen. Isa-Texas-Djurkovic war ein Sturm, der Spaß machte. Eine dribbelstarke Flügelzange wurde mit einem treffsicheren Mittelstürmer ergänzt. Koilov und Okeke führten Regie in der Mittelfeldzentrale. Der eine defensiv, der andere offensiv.
Und hinten organisierte normalerweise Menze (im Gladbacher Pokalspiel Spiel war Tschiedel die „Bank“) die Abwehr. Umrahmt von Persich, Ernemann (beide zentral), Nikol (links) und Kremenliev (rechts). Und wenn dann doch mal etwas durchkam, dann war ja noch Elfmeterheld Beuckert da.
Der hielt in diesem Pokal-Fight unter Flutlicht zwei Elfer, einen vom jetzigen Bayern-Manager Max Eberl. Und wir dürfen nicht vergessen, wir waren ein Regionalligist. Seit dieser Zeit haben die Gladbacher wohl eine Union-Phobie. Apropos Koilov, der feierte diesen Montag seinen 55.Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch!
2000/2001 war eine Saison, die man nicht vergisst. Allerdings ist trotzdem Vorsicht geboten. Die Gladbacher sind spielerisch viel besser, als es ihr aktueller Tabellenstand (14. mit 3 Punkten) aussagt. Gerade unsere „alten Wunschspieler“ Stöger und Kleindienst per formen richtig gut. Der offensive Teil der Gladbacher sieht trotz der mageren Punkte-Ausbeute schon sehr ordentlich aus. So wir aber unseren defensiven Part aus dem letzten Ligaspiel konservieren können, muss uns nicht Bange sein.
Das was Rönnow, Vogt und Leite aktuell zeigen ist Bundesligaspitze. Und ich bin gespannt, wie Jordan sich dort verhält. Er müsste sehr motiviert sein. Wollte man ihn doch nicht weiter verpflichten und hat stattdessen den viel teureren Kleindienst geholt. Warum wir übrigens diesen Kleindienst nicht bekamen, wurde am Fall Stöger bekannt. Sein Gehalt sickerte durch. Gladbach war wohl bereit für ihn (und wohl auch für Kleindienst) ca. 3,2 Millionen Jahresgehalt aufzurufen. Gut das wir nicht jeden Mist mitmachen. Eisern!
22. September, 7.21 Uhr: Die gute Wahl - Rönnow!
Unionfux: Dass Torhüter zum "Unioner des Jahres" gewählt werden, ist gar nicht so selten. Seit 1980 (seitdem gibt es diese Wahl erst) war es immerhin sechzehn mal der Fall, natürlich Legenden darunter wie Wolfgang "Potti" Matthies (immerhin viermal gewählt), genauso wie Jan Glinker, ein absolut wackerer und guter Schlussmann, aber sicher nicht überragend - jedoch ungemein beliebt.
Dazu noch Oskar Kosche (zweimal), Sven Beuckert, Daniel Haas, Rafal Gikiewicz (der sich auch gleich mal zum König von Köpenick ernannte). Und selbst Marcel Höttecke hat den Titel einmal gewonnen (2011), unerklärlich bis heute: Er hatte er nicht mal die Hälfte der Spiele in jener Saison bestritten und herausragend war er dabei auch nur selten, so richtig ist er wohl kaum jemandem in Erinnerung geblieben, wobei - das stimmt nicht so ganz: immerhin ist er seit dieser Spielzeit der Torwarttrainer unserer U19.
Unbestritten ist jedoch, dass Frederik Rönnow diesen Titel zu Recht verteidigen konnte - in dieser so chaotischen und verunglückten Saison, mit gottlob gutem Ausgang, war er einer der wenigen, wenn nicht die Konstante - wenn schon wenig bis nichts funktioniert, dann wenigstens der Keeper! Abgeklärt, effektiv und gerne mal auch mit einer Monsterparade (der Freiburger Grifo schläft immer noch schlecht, wenn er daran denkt, den Kopfball aus vollem Lauf und fünf Metern nicht an unserem Dänen vorbeigebracht zu haben oder auch Luka Modric ...). Und was Flanken angeht: die pflückt niemand in der (an guten Keepern reichen) Bundesliga so gekonnt runter wie er, er führt die Statistik unangefochten an, das macht sein extrem hochwertiges Stellungsspiel, ja, das lässt es manchmal so leicht aussehen und schon allein deswegen werden viele Möglichkeiten für den Gegner schon im Keim erstickt, zudem hatten wir wohl noch nie einen Torwart, der fussballerisch so sicher agiert.
Deswegen hat wohl jeder bei uns aufgeatmet, als der unumstrittene Stammtorwart im Winter seinen Vertrag verlängert hat, nachdem es ja im Sommer 2023 so hartnäckige Gerüchte gab, dass Lazio Rom ihn unbedingt verpflichten wollte, denn natürlich sind seine Leistungen auch andernorts bemerkt worden - und es war obendrein ein so wichtiges Signal in unserer damaligen sportlichen Situation.
Gut, der schlaue Däne wird auch wissen, was er an uns hat: das absolute Vertrauen, dass ihm in den beiden Bundesligastationen Frankfurt und Schalke so gefehlt hat. Die Ruhe im Verein und die familiäre Atmosphäre ist mit Sicherheit auch kein Nachteil und eben auch die große Beliebtheit bei den Fans und das ganz ohne die große, spektakuläre Show, wie sie der oben erwähnte Königskeeper so unnachahmlich draufhatte - es geht offensichtlich ja auch ohne. Dazu noch sympathisch und so ganz ohne Starallüren, es ist so gar nicht schwer, Frederik Rönnow zu mögen - und ich meine sowohl den Keeper als auch den Typen.
Und nicht zuletzt hat er wiederum einen gehörigen Anteil an unserem überaus gelungenen Saisonstart, immerhin dem zweitbesten unserer bisherigen Bundesligageschichte. Soll heißen: er arbeitet jetzt schon an seinem dritten Unioner-des-Jahres-Titel … Rönnows neuer Vertrag dürfte (geschätzt) bis 2027 dauern und kaum jemand hätte was dagegen, wenn unser dänischer Keeper bis zu seinem Karriereende bei uns bleiben würde - denn so einen musst du erstmal finden. Also: Eiserne Glückwünsche zum absolut verdienten Double, lieber Freddy - und weiter so! Zum Schluss sollen natürlich noch Platz zwei und drei nicht unerwähnt bleiben: die gingen an den ewigen Christopher Trimmel, die Zuverlässigkeit in Person (auch schon zweimaliger UdJ) und an Benedikt Hollerbach, dem Mann für die wichtigen Tore. Unterm Strich haut das allemal hin: 'ne wirklich gute Wahl.
21. September: Du gewinnst hier nicht die 3 Punkte bei Union Berlin
Icke: So ähnlich heißt die neue Show bei Stefan Raab. Und am Anfang standen Schweiß und Schmerzen. Jedenfalls bei ihm. Bei uns im Training wohl auch. Aber dann waren die ersten 25 Minuten ein Augenschmaus für alle Unioner. 1:0 Rothe nach knapp 4 Minuten und mehreren Ping-Pong-Vorarbeiten. Zack. 2:0 Jeong nach 6 Minuten mit herrlichem Haken zuvor. Zack. Eigentlich waren da schon alle Messen gesungen. Zumal Union so weiter machte. Aggressiv und mit Tempo und Einsatz. Das war wohl die beste Halbzeit seit einem Jahr. Besonders die erste knapp halbe Stunde. Hoppenheim ohne jegliche Chance und Union drückte auf das dritte Tor.
Vor allem Hollerbach und Jeong machten weiter Tempo. Und selbst Jordan sicherte gut die Bälle und leitete diese geschickt weiter. Rothe hatte sowieso einen starken Tag und Schäfers Form steigt steil nach oben. Jordan blieb dann zur Halbzeit draußen. Aber nicht, weil er schlecht war, sondern weil er ständig hart zulangte und deshalb rot-gefährdet war. Hoppenheim gelang so gut wie nichts und sie waren mit diesem 0:2 noch gut bedient. Gute Chancen hatte Union noch mehrere.
Zur 2. Halbzeit übernahm Starke den Jordan-Job. Er ist nun ein ganz anderer Typ. Ihn muss man schicken und das taten wir. Aber wir waren nicht mehr so drückend überlegen wie in Halbzeit eins. Hoppenheim kam nun zu Chancen und war gleichwertig. Ausgerechnet dem Ex-Unioner Bülter gelang dann der Anschlusstreffer. Aber was die tolle Abwehr um Doekhi/Vogt/Leite nicht blocken konnte, übernahm dann – wie immer – Rönnow. Die Abwehr ist nach wie vor – unser Paradestück. Und dazu gehört auch Khedira auf der sechs, der vieles schon vorher wegräumt. Man sieht das oft nicht, nur wenn man genau auf die Laufwege von Khedira schaut. Ebenso ist Abwehr-Organisator Vogt hervorzuheben. Weil er spektakulär spielt? Nein, weil er durch geschicktes Zulaufen von Lücken schon etliche Situationen bereinigt, bevor diese akut werden.
Neben Skarke, kamen noch Vertessen, Benes, Trimmel und Querfeld. Diese fünf Spieler zeigen, wie stark die „Bank“ von Union ist. Besonders in der ersten Halbzeit machte das Stadion einen Lärm, dass wahrscheinlich Hoffenheimer Sky-Zuschauer dachten, ihr Fernseher sei defekt. Sie peitschten die Spieler regelrecht nach vorn.
Eine "hammerharte" Idee hatten die gleichnamigen Ultras von Union. Sie warben für Organspenden unter dem Union-Publikum. Der Clou dabei – ein Spender-Ausweis mit Union-Logo. Mich haben sie überzeugt. Ich werde das machen. Die zweite wichtige Aktion sind die Spenden für den krebskranken Jugend-Torwart Berkin. Bei gofundme.de findet man die Aktion, die schon nach kurzer Zeit eine sechsstellige Summe zusammen hatte. Gute Besserung! Drei Punkte, eine gute Sozialarbeit, teilweise schönen Angriffsfußball, Unionherz – was willst Du mehr? Eisern!
20. September: Ein bisschen mehr Sturm bitte!
Unionfux: Im Moment gibt es, zum Glück, nicht allzuviele Fragezeichen in der Aufstellung für Samstag gegen die Turn- und Sportgemeinschaft aus Hoffenheim.
Wenn man mal vom Sturm absieht: Beginnt man wieder mit Jordan oder nicht? Oder kriegt etwa Skarke eine weitere Startelfchance, nachdem die in Leipzig ja nur bedingt eine war, denn bis zu seiner Auswechslung kurz nach der Pause war das nun wirklich kein Spiel für einen Stürmer.
Darf Vertessen nach seiner starken Einwechslung von Anfang an ran oder sieht Svensson in ihm vorerst den idealen Joker (was man ja durchaus nachvollziehen könnte)? Und was ist denn nun mit Ilic und Prtajin? Werden sie zeitnah eine Alternative oder kommt doch eher Kevin Volland zurück, der ja unter der Woche wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt ist?
Zugegeben: es gibt schon so eine gewisse Grundnervosität, was die beiden mittelstürmenden Neuzugänge angeht, bedingt durch unsere jüngsten Flops wie Fofana (den Chelsea auf den letzten Drücker übrigens zu Göztepe Izmir ausgeliehen hat) und Bedia (noch torlos bei unserem alten Bekannten, Timmy Walter, in Kingston upon Hull), die ja beide so gar nicht einlösen konnten, was man sich von ihnen versprochen hat.
Zumindest das Spiel gegen Hoffenheim wird darauf keine erschöpfende Antwort geben, da beide wohl nicht im Kader stehen werden, ebenso wie Volland. Die Frage steht zumindest im Raum: sind beide gut genug für die Bundesliga? Denn eins ist klar: Tore müssen her, auch wenn der Start in die Saison mit unserem weitgehenden Minimalistenfussball ziemlich gut geglückt ist. Nicht von ungefähr sind unsere beiden bisherigen Treffer Weitschüsse, interessanterweise ja auch das einzige Gegentor - Strafraum können wir bis jetzt noch nicht so recht, zumindest, was den Angriff angeht.
Dabei ist es nicht unbedingt so, dass unsere Offensiven den großen Chancentod geben und ein Ding nach dem anderen versemmeln, es gab bisher vielmehr kaum Gelegenheiten, schon gar nicht aus dem Spiel heraus. Zu wenig präzise Pässe in die Tiefe, zu wenig gelungene Flanken, kaum Möglichkeiten, abzustauben - leicht hat es ein Stürmer bei uns weiß Gott nicht. Das muss sich, logischerweise, ändern, nicht immer werden (und sollten) wir dem Gegner das Spiel weitgehend überlassen, dürfen nicht nur reagieren, sondern eben auch agieren, das Spiel wenigstens mitbestimmen - auch wenn der geringere Ballbesitz sich bis hierher ausgezahlt hat.
Ob das nun gerade morgen der Fall sein wird, das wir das Spiel dominieren - eher fraglich, trotz des Heimvorteils. Denn auch wenn Hoffenheim nach dem Auftakterfolg gegen Kiel zweimal verloren hat, so waren die Gegner Frankfurt und erst recht nicht Leverkusen sogenannte Laufkundschaft. Hurrafussball funktioniert gegen so einen Gegner eher nicht, aber die Gefahr sehe ich bei uns, bis auf Weiteres, ohnehin kaum.
Und sowieso ist es natürlich egal, wer bei uns die Tore schießt, aber so ein wenig mehr Gefahr könnten und müssten unsere Stürmer im gegnerischen Strafraum schon ausstrahlen. Da sollten demnächst doch bitte und unbedingt einige Knoten platzen - warum nicht schon am Samstag in der Alten Försterei?
18. September: Schlüsselspiel gegen die Betriebssportgemeinschaft
Icke: Wann bezeichnet man ein Spiel als Schlüsselspiel? Wenn es eine Richtung für die Zukunft vorgibt. Das ist wohl am 4. Spieltag der Fall. Wir haben jetzt 5 Punkte aus 3 Spielen. Das ist ein guter Start. 2 Unentschieden und einen Sieg auf der Habenseite zu wissen. Wir können das aber jetzt veredeln. Mit einem Sieg gegen die BSG Hoppenheim. Kein weiterer Punktezuwachs würde uns noch nicht in die Abstiegszone bringen, aber in das tiefe Mittelfeld, wo es dann ganz schnell hoch oder runtergeht. Zumal das dann folgende Punktspiel in Gladbach auch eine echte Aufgabe darstellt.
Die Betriebssportler sind nicht ganz so toll in die Saison gestartet. Am letzten Wochenende gab es eine 1:4-Heimklatsche gegen Leverkusen. Das kann passieren, wenn nicht das "wie" wichtig wäre. Nur in der 1. Halbzeit konnte Sinsheim Paroli bieten. In Halbzeit 2 gingen sie unter. Zuvor hatten sie in Frankfurt mit 1:3 verloren. Am 1. Spieltag gewann sie knapp mit 3:2 gegen Aufsteiger Kiel. Wie schon angedeutet, gegen Leverkusen kann man - auch zu Hause - verlieren, ebenso in Frankfurt und der knappe Sieg gegen Kiel war nun auch kein Fußball-Fest. Deswegen ist unser Spiel gegen die Betriebssportgemeinschaft SAP so wichtig. Und die Gäste werden sich zerreißen. Verlieren sie bei uns auch noch, so finden sie sich erst einmal im Abstiegskampf wieder.
Und dabei hat die BSG SAP aktuell eigentlich genug um die Ohren. Deren Ultras intervenieren gegen ihren Verein. Ich wusste vorher gar nicht, dass die 36.000 Einwohner von Sinsheim auch Ultra-Fans haben. Sport-Chef Rosen und Schwegler wurden entlassen. "Einstimmig", wie man berichtet, wurde die Entscheidung getroffen. Wer die "eine Stimme" ist, sollte auch klar sein. Das bringt wohl das Fass dort zum Überlaufen. „Nur doof“ sind die dort wohl auch nicht und merken, wie sie zum Spielball des Milliardärs wurden. Eigenartige Firmenverzweigungen mit Spielerberatern in Übersee und (inzwischen natürlich eingestellte) Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen Untreue gegen Hopp – zeigen ein Bild, dass in (fast) jedem deutschen Fußball-Stadion durch die Gesänge gegen ihn komplettiert werden. Es mag sein, dass er Fußball auch liebt. Aber man kann eben nicht alles mit Geld kaufen. Der Respekt bei Fußball-Fans zum Beispiel, der ist nicht käuflich.
Umso wichtiger ist ein Sieg am Wochenende gegen die Betriebssportler aus Sinsheim. Und so schlecht stehen unsere Aktien gar nicht. Um unsere Achse Tor-Innenverteidigung, also Rönnow und Doekhi/Vogt/Leite – beneidet uns die halbe Bundesliga. Gerade Rönnow und Leite glänzten in Leipzig, als wir gegen die anderen Betriebssportler spielten. Und vorn, da wo wir noch viel Luft nach oben haben, gilt das Prinzip Hoffnung. Da dürfen sich jetzt gern unsere Neuzugänge Ilic, Skov und Jeong zeigen. Gerade vom Ex-BSG-Spieler Skov erwarten sich viele mehr Torgefahr. Zur Erinnerung, bevor man ihm in Hoppenheim zum Außenbahnspieler umfunktionierte, war er Rechtsaußen und Torschützenkönig in Dänemark. Skov hat einen guten und strammen Schuss. Und eine solide Technik. Darauf freuen wir uns. Und auf 3 Punkte. Eisern
15. September: Ein schönes 0:0 und ein toller Rönnow
Unionfux: Ein schönes 0:0, in mehrfacher Hinsicht - denn es ist ein wichtiger Punkt bei einer der heimstärksten Mannschaften der Liga, gespickt mit herausragenden Individualisten und es ist verdient! Das ist wohl die wichtigste Erkenntnis aus den bisherigen drei Punktspielen: Wir stehen hinten wieder kompakt und konzentriert wie zu besten Urs-Zeiten, es gibt keine Phase im Spiel, in der wir nachlassen und unkonzentriert werden.
Kuriosum in der Bundesliga: beide Mannschaften treten ohne Cheftrainer an: Rose ist gesperrt und Svensson ist erkältet, für ihn steht Co Babak Keyhanfar an der Linie.
Wir beginnen im Gegensatz zum knappen Heimsieg gegen St. Pauli mit Benes, Skarke und Schäfer statt Vertessen, Jordan und Tousart. In der ersten Hälfte haben wir zwar kaum den Ball und der Gegner präsentiert sich äußerst ballsicher, aber wir lassen im Grunde wenig zu, nur bei einem Schuss von Openda muss Rönnow zupacken, die restlichen Schüsse werden geblockt bzw. gehen neben oder übers Tor.
Offensiv kommt so gut wie nichts von uns, auch wenn wir versuchen, mit zunehmender Spielzeit höher zu pressen. In der zweiten Hälfte jedoch machen wir wesentlich mehr Betrieb nach vorn, auch wenn wir natürlich nicht aufmachen. Und so hat Rothe die erste Gelegenheit für uns und es ist die beste Chance im bisherigen Spiel - bei seinem Kopfball nach Vertessen-Ecke muss Gulasci schon alles aufbieten, um den noch über die Latte zu lenken.
Bei der nächsten Ecke kommt dann Leite ebenfalls zum Kopfball, diesmal hat der Leipziger Keeper weniger Mühe. Kurz darauf haben wir allerdings etwas Glück, dass ein abgefälschter Versuch von Xavi auf der Latte landet und nicht hinter Rönnow ins Tor fällt. Nach gut siebzig Minuten kriegt das Konstrukt die Chance zur Führung: Voigt grätscht gegen Openda in höchster Not, erwischt aber nicht den Ball. Der Stürmer nimmt dankend an, den Elfmeter kann man geben, auch wenn es zweifellos klarere Strafstöße gibt, denn Openda steigt dem grätschenden Vogt zuerst auf den Fuß und wird dann vom Abwehrspieler hinten erwischt - da aber keine offensichtliche Fehlentscheidung vorliegt, wird der Kölner Keller eher leise gewesen sein.
Doch wir haben ja immer noch einen Frederik Rönnow - der ahnt die richtige Ecke und fischt den ziemlich schwach getretenen Strafstoß aus der rechten Ecke! In der Folge kommen beide Seiten noch zu Chancen, aber uns fehlt zu oft die Präzision und etwas die Fortune - und in der Nachspielzeit boxt Rönnow einen gefährlichen halblinken Freistoß von Raum noch raus.
Am Ende bleibt es also beim leistungsgerechten Unentschieden nach einer beeindruckenden, fast fehlerfreien und durchweg stabilen Abwehrleistung, auch läuferisch sind wir, selbstredend, stark unterwegs und in Hälfte zwei können wir sogar einige gute Tormöglichkeiten herausarbeiten und bieten den Brausejungs Paroli, aber natürlich ist der gehaltene Elfer so etwas wie der Knackpunkt - geht der Kontrahent da in Führung, wird es sehr schwer, immerhin ist RB seit vierzehn Ligaspielen saisonübergreifend ungeschlagen und sie haben am letzten Spieltag Leverkusen auswärts geschlagen und haben da drei Tore gemacht. Schon cool, wie wir ihnen ihre Geschwindigkeit wegnehmen - und Rönnow Opendas Torerfolg… Und, wie schon mal erwähnt: Punkte (oder auch nur mal einer) gegen den Gegner schlechthin: die sind doch immer noch besonders geil. Nach drei Spielen ungeschlagen und bis hierhin die beste Abwehr der Liga, nur einen Gegentreffer gefangen und das durch einen direkt verwandelten Freistoß - das stimmt doch zuversichtlich.
Wenn wir jetzt noch eine bessere Offensive hinkriegen, dann wird das eine gute Saison - und auch da kann man vorsichtig optimistisch sein, denn wenn Jeong, Skov und hoffentlich auch Ilic erstmal richtig angekommen sind, wird das unsere Qualität im Angriff fraglos anheben. Glückwunsch an die Mannschaft, gute Besserung dem Trainer und wir alle freuen uns über den fünften Punkt!
12. September: Kreativ in Leipzig
Unionfux: "Ein Däne, ein Südkoreaner und ein Slowake unterschreiben beim selben Verein…" - So könnte durchaus ein origineller Witz beginnen, der hoffentlich keiner ist, denn die drei Jungs Skov, Jeong und Benes sollen uns besser machen, vor allem, indem sie unsere fußballerische Qualität und Kreativität im Mittelfeld erhöhen sollen, an der es ja in der Vergangenheit so häufig gemangelt hat.
Zudem sind Skov und Benes gute Standardschützen, besonders nach Juranovic' offensichtlich langwieriger Sprunggelenksverletzung kann der gute Christopher Trimmel ja nicht alles alleine machen, schon deswegen, da er ja nicht immer auf dem Platz stehen wird - und sie sind selbst torgefährlich, Skov war gar Torschützenkönig in Dänemark, das ist zwar immerhin fünf Jahre her, aber seine Quote von dreißig Toren und zehn Vorlagen in vierunddreißig Spielen seinerzeit ist schon eine Ansage - und alles kann er ja nicht verlernt haben.
So nach und nach erfährt man auch etwas mehr über die späte beziehungsweise sehr späte Verpflichtung von Jeong und Skov, zum Beispiel, dass der ehemalige Stuttgarter gern in Stuttgart geblieben wäre, aber ihm dort wenig Spielzeit in Aussicht gestellt wurde und dass Union sogar eine Kaufoption aushandeln konnte. Gut für uns, sollte das mit dem quirligen Koreaner und uns passen. Der ablösefreie Skov wiederum soll einen Dreijahresvertrag unterschrieben haben und bei ihm fragt man sich natürlich, warum er erst nach Transferschluss bei uns angeheuert hat, Monate nach Auslaufen seines Vertrages bei Hoffenheim - Möglicherweise hatte er andere, vermeintlich attraktivere Optionen, die sich letztlich dann doch zerschlagen haben.
Interessant wird natürlich, wann er fitnessmäßig soweit ist, uns helfen zu können, weil er ja doch eine ganze Weile auf Mannschaftstraining verzichten musste. Vielleicht reicht es ja schon übermorgen für ein paar Minuten. Denn am Samstag müssen wir in Leipzig antreten - bis hierher gibt es schon auffällige Parallelen zur letzten Saison: Auftakt gegen Mainz, dann gegen einen der Aufsteiger und dann eben Rasenball (Ich liebe dieses Kunstwort, einzigartig in der deutschen Sprache). Nur werden wir nach dem Spiel dort nicht, wie vor einem Jahr, sechs Punkte haben, sondern vier, fünf oder bestenfalls sieben, Geschichte wiederholt sich eben meist nur teilweise.
Klar ist, das wird ein schwieriges Spiel, aufgrund der größeren individuellen Möglichkeiten des Gegners, aber wir haben ja auch schon bewiesen, dass wir dort gewinnen können. Unsere bisherige Bilanz in der Bundesliga ist jedenfalls ausgeglichen: jeweils fünf Siege beziehungsweise Niederlagen - und eine ganze Zeit waren wir ja sogar sowas wie ein Angstgegner der BSG des österreichischen Getränkekombinats. Die Frage wird jetzt sein: Parken wir den sprichwörtlichen Bus vorm eigenen Tor oder versuchen wir unser neugewonnenes kreatives Potential zu nutzen? Das Spiel wird mit ziemlicher Sicherheit der Gegner machen, insofern wird es wohl auf vordringliche Kompaktheit und auf eine Doppelsechs (oder gar eine Art Triple-Sechs?) hinauslaufen und wir können hoffentlich ab und an einen (erfolgreichen) Konter setzen.
Bei den Leipzigern fehlt, trotz zweifachen Einspruchs, der rotgesperrte Orban und auch Marco Rose muss das Spiel aus der Ferne betrachten, beim Sieg in Leverkusen gab's Gelb-Rot für den Trainer. Hoffentlich hilft's uns was, ein Punkt wäre schon ganz schön, hatten wir ja auch noch nicht gegen das Brausekonstrukt. Und wer weiß? Vielleicht kann unser neues Kreativtrio sogar noch etwas mehr rausholen. Denn das dürfte sich schon bis zu ihnen rumgesprochen haben: Punkte gegen RB sind unbestritten ganz besonders geil …
11. September: Gerecht + Intensiv + Guter Fußball
Icke: 2:2 in Amsterdam… Das ist aller Ehren wert. So trennten sich Holland und Deutschland. Und so lange die Kräfte reichten, (etwa bis zur 75. Minute) war es ein sehr intensives Spiel. Von beiden Seiten. Power-Fußball, oft ging es minutenlang hin und her, rauf und runter. Beide Teams schafften das kräftemäßig.
Und diesmal war es nicht nur eine Two-Man-Show auf deutscher Seite, sondern eine wirklich geschlossene Mannschaftsleistung. Guter Fußball.
Natürlich war Musiala wieder einer der besten Spieler auf dem Platz. Aber auch der holländische Mittelstürmer Brobbey ragte heraus und bereitete Tah mehr Probleme, als dem lieb war. Wobei man sich bei dem Holländer eine Grundsatzfrage stellen muss: Ist jeder Zweikampf bei ihm ein Foul? Immer und immer wieder schiebt sich das holländische Kraftpaket mit seinem Körper zwischen Ball und Gegner und fällt dann hin. Egal, was der Gegner macht. Ein so guter Spieler wie er hat das eigentlich gar nicht nötig. Tah blieb zur Halbzeit auch draußen, er war genau dadurch rot gefährdet.
Anton, der hereinkam, machte seine Sache sehr ordentlich. Auch Kimmich, der sich mit einem Tor selbst belohnte, machte ein herausragendes Spiel. Wirtz ebenso. Vor allem in der Offensive gelangen ihm viele gute Dinge, defensiv war er nicht immer stabil.
Noch ein Wort zum Schiedsrichter. Der Italiener Massa war der mit Abstand schlechteste Akteur auf dem Platz. Nach dem er den Deutschen mindestens einen klaren Elfer (an Musiala) versagte, viele gelbe Karten vergab, die einfach nur grober Unfug waren, schaffte er in der 93. Minute seinen persönlichen Höhepunkt. In negativer Sicht… Ein guter Schiri wartet eine ruhige Situation oder eine Aus-Situation ab, um ein Spiel abzupfeifen. Der Italiener pfeift ab, inmitten eines deutschen Passes auf die linke Seite der Holländer. Direkt am Strafraum. Warum war das so übel? Dort standen zwei deutsche Spieler frei!
Nagelsmann und Matthäus äußersten sich ähnlich zum Schiedsrichter. Und Undav? Der machte das erste Tor mit einer nicht so ganz einfachen Direktablage und bereitete das zweite Tor für Kimmich vor. Mehr und besser geht fast nicht. Zumal er noch weitere Chancen hatte und immer hellwach war.
Einen Spieler sehen wir beim nächsten Punktspiel von Union in Leipzig wieder. Xavi, der machte ein Bomben-Spiel, war immer wieder Dreh- und Angelpunkt. Auf ihn müssen wir sehr aufpassen. Seine Form zeigt klar nach oben. Eisern.
10. September: Ohne Holland fahrn wir zur …
Icke: Holland gegen Deutschland – kaum ein anderer Klassiker bringt die Zuschauer mehr vor die Fernseher. Ein Klassiker war es schon immer. Der Biss kam 1990 mit der Lama-Attacke gegen Rudi Völler dazu. Das nehme ich den Holländern, speziell Herrn Rijkaard, heute noch übel.
Eine absolut unverzeihliche Aktion, die einem "normalen" Menschen nicht passiert … nicht passieren darf!
Das letzte Spiel in Holland konnten wir mit 3:2 gewinnen. Das war 2019. Tah, Kimmich, Havertz und ter Stegen waren damals schon dabei. Ein Jahr davor – 2018 – schickten uns die Holländer mit 0:3 nach Hause. Damit begann vor 6 Jahren die deutsche Fußball-Krise. Kimmich ter Stegen und Tah hatten das Debakel miterleben müssen.
Die Gesamt-Bilanz ist aber immer noch positiv. Deutschland hat noch 5 Siege mehr auf dem Konto als die Niederländer. Heute Abend gegen 23 Uhr könnten es sechs sein.
Um 20.15 Uhr beginnt die ARD mit der Vorberichtserstattung. Das Spiel beginnt um 20.45 Uhr. Erwartet wird, dass Mittelstädt auf der linken Außenbahn den Vorzug vor Raum erhält. Und für den verletzten Füllkrug wird wohl der Brandenburger Beier spielen. Viel mehr Änderungen wird Nagelsmann nicht bringen. Er möchte und muss seine Mannschaft einspielen lassen. Durch die vier Rücktritte (Kroos, Neuer, Müller, Gündogan) müssen Automatismen wieder neu geübt werden.
Das hatte gegen Ungarn ja schon ganz gut geklappt. Wirtz und vor allem Musiala – waren in Gala-Form. Das erwarten wir heute wieder. Die Motivation dafür sollte da sein. Allerdings können wir die Qualität der Ungarn nicht mit Holland vergleichen. Das ist schon eine ganz andere Nummer. Ich erwarte trotzdem 3 Punkte. Einfach weil wir gegen Holland immer gewinnen müssen! Eisern.
6. September: Irre eiserne Talente-Flut
Icke: Was haben Ciobanu, Elias Ali, Badran, Ogbemudia, Asanji, Rodtnick, Zinner, Prosche, Ghopo, Gagzow (U-Camp Einladung) und Ndiogou (U-Camp Einladung) beim 1.FC Union gemeinsam? Sie alle gehören Nachwuchs-Nationalmannschaften an. Hat Union schon einmal elf Nachwuchs-Auswahlspieler in seinen Junioren-Teams gehabt?
Dazu kommt noch U20-Eigengewächs Kemlein, der verliehene türkische U21-Nationalspieler Burcu, U19-Keeper Stein, der 20-jährige Ösi-A-Nationalspieler Querfeld, U20-Auswahlspieler Rothe, der zum Profi-Team gehörende 19-jährige Preu,. Auch schon im Blickfeld von U-Auswahl-Teams sind/waren Schlosser und Charpentier. Der 16-jährige Kischke wurde beim letzten Länder-Pokal zum besten Spieler gewählt. Der ebenfalls 16-jährige Engel zählt da auch rein. Er gehört noch zu keiner Auswahlmannschaft, erzielte aber aktuell 10 Tore in den ersten 4 Spielen bei unserer U17. Muss man auch erst einmal machen. Beim letzten Testspiel der Profis wurden darüber hinaus die Jugendspieler Lehmann, Kühling und Sliskovic getestet.
Wir sprachen gerade über 24 (!) Top-Talente des 1.FC Union, die wir aktuell im Alter zwischen 16 und 20 Jahren in unseren Teams haben. Und leider bin ich nicht der Erste, dem das aufgefallen ist. Asanji – deutscher U18-Auswahl-Mittelstürmer und Torgarant in unserer U19 – steht bei Juventus Turin ganz oben auf ihrer Einkaufsliste. Leider endet sein Vertrag bei uns 2025. Mal schauen, ob es uns gelingt, ihm eine Perspektive aufzuzeigen.
So eine geballte Anhäufung von außergewöhnlichen Talenten gab es wohl noch nie beim 1.FC Wundervoll. Und das ist kein Zufall. Parallel zu dem nigelnagelneuen Nachwuchs-Center – wohl eines der aktuell modernsten in Europa – wird zunehmend Wert auf die Qualität der Talente gelegt. Hoffentlich machen wir etwas daraus. Bislang war Union nicht dafür bekannt, Talente zu fördern und spielen zu lassen. Das soll sich jetzt ändern. Daumen hoch!
Es wird aber wohl nur gelingen, wenn wir unsere Talente auch halten können. Und das wiederum wird ohne eine zweite Mannschaft bzw. eine eigene U21 kaum funktionieren. Engelbreth (13 Tore und 7 Vorlagen als defensiver Mittelfeldspieler vorige Saison) und Schleinitz aus der vergangen U19 sind Belege dafür. Auch der türkische U19-Auswahlspieler Kalayci hat uns verlassen (1.Liga Türkei). Ebenso der hochtalentierte Ojo zum HSV. Ibrahimi aus der U19 des Kosovo und Aliji (Nordmazedonien U19) genauso. So wir das zukünftig verhindern möchten, brauchen wir einen Unterbau. Für eine tolle eiserne Zukunft!
4. September: Und es war ein Transfer-Sommer…
Unionfux: Wie erfolgreich so ein Transfersommer war, das weiß man frühestens nach einem halben Jahr, besser noch nach einer ganzen Saison.
Wie erinnern uns nur mal ans letzte Jahr: vermeintlich großartige Neuzugänge, Nationalspieler, berühmte Namen, dazu keinen bedeutenden Abgang - da war die Fortsetzung des Siegeszuges ja praktisch schon vorprogrammiert, der Himmel das Limit! Und es endete mit einem Beinahe-Fiasko und es gab eine Menge Verluste - der größte Verlust dabei zweifellos unser Trainer Urs Fischer, der nun wirklich nicht so einen Abgang verdient hatte.
Schlußendlich Rettung in buchstäblich letzter Sekunde - und von den zehn, teils spektakulären, Neuzugängen des letzten Sommers sind sechs auch schon wieder entschwunden. Nun, da musste also was passieren, der diesjährige Sommer versprach also so einiges auf der Zugangsseite, nicht zuletzt durch die Verpflichtung des neuen Managers (bzw. Geschäftsführer Sport) Horst Heldt, schon ein Name mit Gewicht in der Bundesliga, gut vernetzt und überaus erfahren.
Aber - die ganz großen Namen und auch die insgeheim erhofften Verstärkungen, wie zum Beispiel Stöger, Kleindienst oder auch Schlotterbeck d. Ä., blieben letztlich aus und wenn man auf den großen Endspurt hoffte, war man doch etwas ernüchtert. Wobei der jüngst erfolgte Nachklapp schon etwas versöhnt: Robert Skov, vor fünf Jahren als frischgebackener dänischer Meister und Torschützenkönig für stattliche zehn Millionen nach Hoffenheim gewechselt, ist eine interessante Verpflichtung, der genug Erfahrung mitbringt und uns, aufgrund seiner Polyvalenz und seiner Skills, tatsächlich verstärken kann - und ablösefrei ist er auch noch. Da er vertragslos war, konnte er auch noch nach dem berüchtigten Deadline-Day unter Vertrag genommen werden.
Wenn man jetzt also mal auf die offensiven Mittelfeld/Außenverpflichtungen sieht: mit Benes, Jeong und eben Skov ist unser Kreativzentrum entscheidend gestärkt worden, da krankte es ja im Grunde permanent, nachdem Max Kruse uns verlassen hatte. Kriegen nun unsere Stürmer die Vorlagen, die sie nur noch verwandeln müssen? Ja, die Stürmer - auch das war ja eine große Problemzone in der abgelaufenen Spielzeit.
Und das ist auch die Wundertüte der näheren Zukunft, denn die Zugänge lösen bis jetzt noch keine Jubelstürme aus. Zwei Leihrückkehrer, von denen der eine in Gladbach bleiben sollte und wollte und der andere auch keinen so rechten Bock mehr auf Union hat: Jordan und Skarke. Nicht die besten Voraussetzungen, aber die beiden können ja unbestritten was, wir müssen darauf hoffen, dass sie das auch zeigen können. Speziell beim seltsam phlegmatischen Jordan gibt es erhebliche Zweifel, aber er wird auch allzu kritisch beäugt - bis zur Winterpause muss man ihm schon Zeit und Vertrauen geben.
Der schon früh verpflichtete Prtajin sollte gerüchteweise gar wieder weiterverliehen werden, da der Sprung in die Bundesliga möglicherweise doch zu groß ist und den auf den letzten Drücker vom OSC Lille geliehene Andrej Ilic kann man nur schwer einschätzen: seit einem halben Jahr aufgrund eines Wadenbeinbruchs weitgehend ohne Spielpraxis hat er in der Vergangenheit zwar ordentlich geknippst, aber eben in Lettland und Norwegen, die ja bekanntlich nicht die furchteinflößendsten Ligen sind. Gut, er war den Franzosen immerhin rund vier Millionen Euro wert und Horst Heldt äußerte sich bei DAZN so, dass ohne die Verletzung so ein Spieler für uns unerreichbar geblieben wäre. Na, sein Wort in Fussballgottes Gehörgang.
Das Gezerre um den Shootingstar aus Kaiserslautern, Ragnar Ache, fand jedenfalls vorerst kein gutes Ende, mit dem Spieler war man sich schon einig, aber der Zweitligist rückte nicht von seinen etwas überhöhten Forderungen ab, am Ende lag man wohl eine Million auseinander, nicht allzuviel, zumindest in der Bundesliga… Vielleicht fühlte man sich auch von unserer Seite ein wenig erpresst, sowas mag ja unsere Chefetage so gar nicht… Man also also nur hoffen, dass daraus mehr wird als es ich momentan anfühlt. Und eins ist auch klar: die Stürmerleistungen der vergangenen zwölf Monate zu toppen, dazu gehört jetzt auch nicht ganz so viel.
Und die Abgänge? Nachdem Diogo Leite angeblich von Vereinen aus ganz Europa gejagt wurde, genauso wie Danilo Doekhi und von Erlösen im zweistelligen Millionenbereich geredet wurde - und das monatelang, passierte letztlich gar nichts. Beide sind noch bei uns, was sportlich auf jeden Fall begrüßenswert ist - und wenn Heldt jetzt noch Doekhi zu einer Verlängerung überreden kann, dann wäre das natürlich optimal. Ein ablösefreier Doekhi 2025, das wäre doch mehr als ärgerlich. Ansonsten sind zum Glück im Wesentlichen Leute gegangen, oder erstmal verliehen worden, die leider keine wirkliche Hauptrolle spielten: egal ob Laidouni, Kral, Jaeckel, Kaufmann oder Bedia und, bei aller Sympathie, Busk. Gar nicht mehr aus der Leihe sind zurückgekehrt: Thorsby, Puchacz, Endo und Leweling, wobei letzterer irgendwie ein Fehler werden könnte.
Grill ist abermals verliehen, die Neuverpflichtung Burcu auch und er kann in Magdeburg bisher ordentlich auftrumpfen. Um Robin Knoche tut es mir ein wenig leid und ich denke auch, dass man ihn noch hätte brauchen können, aber vielleicht auch nicht so, wie er sich das vorstellt.Natürlich gibt’s eine Ausnahme, doch einen Stammspieler, der jetzt weg ist: Robin Gosens. Dass er uns auf den allerletzten Drücker verlässt, das passt irgendwie zur ganzen Geschichte um den ehemaligen Nationalspieler, dass er bei seinem ersten Spiel für Florenz in der Nachspielzeit den Ausgleich köpft, irgendwie auch. Hier hat er ja ebenfalls losgelegt wie die Feuerwehr. Über die Gründe seiner erschütternden Flucht (er war erschüttert, wir weniger) kann nur spekuliert werden, aber es klang doch schon ziemlich deutlich durch, dass speziell Frau Gosens furchtbar unglücklich war im Moloch Berlin. Und ja, Florenz ist, ingesamt gesehen, schöner. Und sie spielen Conference League!
Verlust haben wir auch gemacht, irgendwas zwischen drei und fünf Millionen, aber das Kapitel mochte man nun wirklich nicht mehr weiterlesen, deswegen soll es von hier auch nicht weiter beleuchtet werden, es ist vorerst alles gesagt - und das mehrfach… Und die durchaus vorhandene sportliche Schwächung wird aufgefangen durch eben Robert Skov und Tom Rothe. Der Junge kann was werden, aber mit knapp 20 kann er auch noch etwas Geduld gebrauchen, sowohl von seiner als auch von unserer Seite.
Das gilt auch für das andere Goldlöckchen, Leopold Querfeld. Da sind alle Anlagen vorhanden, aber Bundesliga ist Bundesliga, den Sprung gilt es, zumal in dem Alter, erstmal zu bewältigen. Last but not least ist da noch die Verpflichtung des neuen dritten Keepers Carl Klaus - ob wir den jemals spielen sehen werden? Aber gebraucht wird er eben doch. So. Unterm Strich kann man einigermaßen zufrieden sein, man hat mehr eingenommen als ausgegeben, wenn auch nicht in dem gewünschten Maße. Was jetzt warum letztlich nicht funktioniert hat in Sachen Zu- und Abgänge, und wer beinahe gekommen wäre und weswegen doch nicht - das werden wir ohnehin kaum erfahren, dazu fehlt uns leider der Einblick in dieses komplexe Geschäft.
Okay, optimal sieht sicher anders aus, trotzdem bin ich sicher: da ist schon Qualität und Zukunft gekommen, werden uns die Neuen voranbringen, wenn sie ihr Leistungsvermögen ausschöpfen können, sogar erheblich. Ob in dem Maße wie erhofft, das werden wir sehen, liegt nunmal in der Natur der Sache. Das Gute nach der letzten Saison ist ja: es kann eigentlich nur besser werden! Wird es auch.
31. August: Der verrückte Gosens-Deal nach Florenz
Icke: Was am Freitag zwischen 16.15 Uhr und 20.30 Uhr bei der Union-Mannschaft und vor allem in den Köpfen der Spieler vorging, kann man nur erahnen. Khedira machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. Er kritisierte den Zeitpunkt der Bekanntgabe des Wechsels von Gosens sehr deutlich. Das muss man sich einfach mal vorstellen. Da kommt am letzten Tag eine Info, Florenz und Gosens sind sich über einen Wechsel einig. Und Gosens geht zu Heldt und bittet - natürlich aus privaten Gründen - um seine Freigabe. Viereinhalb Stunden vor dem Punktspiel gegen Pauli und vier Stunden vor dem Schließen der Transferliste.
Übrigens hat Gosens noch am Vormittag das Abschlusstraining mit der Mannschaft absolviert. Hier muss man sich ernsthaft fragen, ob bei Gosens noch alles richtig ist. Hätte ihm das nicht ein, zwei oder drei Monate zuvor einfallen können? Aber auch Horst Heldt muss sich fragen lassen, welche Gespräche er denn mit Gosens in den letzten Monaten führte? Da frage ich doch direkt und klar, Robin möchtest Du bei Union bleiben? Und auf eine geschlossene Frage gibt es nur zwei Antwort-Möglichkeiten.
Und dann spielen wir auch noch die Bank für den AC Florenz? Für Pongracic, Kean und Richardson geben die Italiener 37 Millionen aus. Für uns bleibt eine kleine Leihgebühr einer halben Million. Warum Dirk Zingler dann doch zähneknirschend ja sagte, ist mir auch klar. Er rechnet anders. Er nimmt die halbe Million Leihgebühr, zählt schon einmal die 7,5 Mio. aus der Kaufpflicht nächstes Jahr dazu und addiert dann noch die (geschätzten) acht Millionen Gehalt für die kommenden vier Jahre. Macht ein Einspar/Einnahme-Potential von 16 Millionen. Bezahlt haben wir 13 Millionen an Ablöse plus etwa zwei Mio. Gehalt in der vergangenen Saison. Wenn ich mir das jetzt selbst gegenrechne, so gehe ich sogar mit einem Plus von einer Mio. raus. Weil Verträge einzuhalten sind. Ergo die Fehler wurden vorher gemacht. Jetzt aber auch. Gerade im Fall Gosens hätte es einen früheren Transfer-Stopp seitens des Vereins geben müssen. Hat man nicht gemacht, weil man ihn (noch) loswerden wollte.
Man hat ja auch Rothe geholt, weil man ganz fest mit einem Gosens-Abgang rechnete. Klar hier geht es kumulativ in den zweistelligen Millionenbereich hinein. Übrigens sind wir bei Florenz das kleinste Rad in ihrer Kette. Das Leihmodell ist bei ihnen angesagt, wie kaum bei einem anderen Verein. Man lieh vor Gosens bereits: Gudmundsson für acht (!) Mio., Colpani für vier Mio., Bove für 1,5 Mio. und Adli für 1,5 Millionen. Gosens mit seiner Mini-Leihgebühr von 0,5 Mio. fällt da extrem ab. Na klar, die Italiener wussten ja, dass wir ihn - nach der Rothe-Verpflichtung - noch unbedingt loswerden wollen. Es hätte ja nun mal überhaupt keinen Sinn gemacht, mit drei guten Schienenspielern auf links in die Saison zu gehen. Und wir hatten nur noch vier Stunden. Hoffentlich verrechnen wir uns gerade nicht wieder und begehen damit einen weiteren Fehler. Die Kaufpflicht soll nur greifen, wenn Florenz sich für das internationale Geschäft qualifiziert. Und wenn nicht? Dann kommt Gosens zu uns zurück?
Nächsten Sommer ist Gosens dann 31 Jahre. Wollen wir ihn dann für drei oder 3,5 Mio. abgeben? Was mir bei diesem Deal generell missfällt: Das ganze Risiko liegt bei uns. Die Unannehmlichkeiten des letzten Transfertages liegen bei uns. Die anderen Spieler fragen sich zu Recht, was wir da veranstalten. Um eins noch richtig zum Ausdruck zu bringen, nicht der Gosens-Transfer wird kritisiert, sondern der Zeitpunkt. Als guter und konsequenter Verhandler, muss ich das schon vier Wochen früher festzurren. Oder eben ein Stopp einbauen. Und nicht noch Rothe verpflichten, damit auch alle anderen sehen, wir wollen ihn immer noch loswerden. Das ist ein falsches Signal. Damit konnte uns Florenz erpressen. Erfolgreich. Bisher war ich ein Gosens-Fan, weil mir seine kämpferische Art auf dem Rasen gefiel. Natürlich auch seine Tore. Mit diesem charakterlichen Fauxpas betrachte ich ihn ein klein wenig anders.
Natürlich hat das nicht Heldt allein entschieden. Ich kann auch Zingler und Heldt verstehen, warum sie letztlich im Sinne des Vereins und vor allem unter diesen Voraussetzungen so entschieden haben. Ein bitterer Beigeschmack bleibt trotzdem. Sicherlich hätte man diese Personalie schneller und eleganter lösen können. Wir haben gepokert und verloren. Nicht das ganze Spiel, aber eine Runde. Übrigens die Gosens-Vertretung Rothe machte insgesamt ein gutes Spiel. Er war engagiert, immer unterwegs und zweikampfstark. Vor allem defensiv ist er wohl sogar stärker als Gosens. Natürlich strahlt er (noch) nicht die Torgefahr eines Gosens aus. Und es gelang ihm auch noch nicht alles. Wenn man aber bedenkt, dass er erst 20 Jahre jung ist, dann war das schon sehr ordentlich. Zusammen mit dem routinierten Rosssillon wird er ein gutes Pärchen auf links bilden. Eisern.
31. August: Heimsieg gegen St. Pauli durch Hollerbachs Sonntagsschuss am Freitagabend
Das Beste und Wichtigste zuerst: Heimsieg - drei Punkte!! Denn der Rest wirft doch eine Menge Fragen auf, angefangen bei der Aufstellung.
Im ersten Heimspiel hätte man eigentlich erwarten können, dass wir mit dem letztens bei seinem Kurzauftritt so überzeugenden Spielmacher Laszlo Benes beginnen, um beim Heimauftakt gegen den Aufsteiger ein spielerisches Übergewicht zu erreichen, doch Bo Svensson nimmt lediglich zwei Änderungen im Vergleich zum Mainzspiel vor.
Vertessen startet für Schäfer und, gewissermaßen gezwungenermaßen, Rothe für Gosens, der überraschend auf den allerletzten Metern doch noch zurück in die Serie A zum AC Florenz gewechselt ist.
Noch am frühen Nachmittag sieht es nach einem Verbleib des Außenbahnspielers aus, dann geht alles sehr schnell und Robin Gosens ist in der Toskana statt in der Wuhlheide.
In der ersten Hälfte strahlen wir zu keiner Zeit Dominanz aus, im Gegenteil, wir überlassen St. Pauli oft das Spiel, die zum Glück damit wenig anfangen können. Torchancen bleiben Mangelware, auf beiden Seiten passiert nichts so wirklich Erwähnenswertes in den Strafräumen und vor dem Kasten. Bis nach einer guten halben Stunde Tousart von der Strafraumgrenze einen harten Schuss abfeuert, den Paulis Keeper Vasilj nur klatschen lassen kann, in der Folge klärt St. Pauli zur Ecke.
Die bringt Vertessen rein, Guilavogui köpft die Kugel raus und Hollerbach nimmt den Ball kurzentschlossen aus achtzehn Meter mit links volley: leicht abgefälscht und unhaltbar schlägt der Schuss zum 1:0 ein. Kurz danach hat Jordan eine weitere Gelegenheit, aber weder die Fortune noch das Können, daraus mehr zu machen und so nehmen wir die knappe Führung in die Pause. Nicht gerade begeisternd bis hierher, aber vielleicht wird’s ja besser nach der Pause? Denkste, Puppe, nischt is.
Denn offensiv geht nach der Pause leider noch viel weniger, kaum eine der Bemühungen bringt echte Gefahr für das Tor der Hamburger und wir lassen weiterhin St. Pauli spielen, ohne die Gelegenheiten und die Räume für Konter zu nutzen. Auch, als Benes und Schäfer für Vertessen und Tousart kommen, wird es kaum besser: Ungenauigkeiten, Stockfehler und fehlende Dynamik machen ein wirkliches Offensivspiel kaum möglich, wir sind weit entfernt von einem weiteren Tor und damit der Entscheidung, ja, mit zunehmender Spielzeit werden wir eher immer zaghafter und versuchen, das Ergebnis irgendwie über die Zeit zu bringen, haben dabei kaum mal längere Ballbesitzphasen, die entlasten könnten.
Zweifellos engagiert in der Abwehr, kommt es wenigstens kaum zu guten Abschlüssen des Gastes, nur zweimal zuckt man richtig zusammen: eine Viertelstunde vor Schluss geht ein Fallrückzieher des eingewechselten Dzwigala denkbar knapp links vorbei und mit der letzten Aktion des Spiels kommt der ebenfalls neu dazugekommene Afolayan nochmal gefährlich zum Schuss, aber der gewohnt aufmerksame Rönnow ist schnell unten und hält souverän. Und so bleibt es, Gottseidank, bei diesem, naja, Arbeitssieg, der eigentlich nur durch eine Einzelleistung Hollerbachs zustande kommt, der sich wenigstens im richtigen Moment einmal traut und aus einer Halbchance ein Tor macht, viel mehr ist im Grunde nicht, doch diesmal reicht das eine Tor eben, na, wenigstens das.
Denn in einem Heimspiel gegen einen, zugegeben tapferen und mutigen, Aufsteiger so wenig anzubieten, das ist schon leicht beängstigend, irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass die Mannschaft dort weiter macht, wo sie in der letzten Spielzeit aufgehört hat. Wir werden uns jedenfalls gewaltig steigern müssen, denn oft wird so eine Leistung nicht für drei Punkte reichen. Sicher, der Start in die neue Saison kann mit vier Punkten als gelungen gelten, darüber kann und soll man sich freuen, darum geht es schließlich.
Ob wir uns wirklich entscheidend verstärken konnten, das wird die Zeit zeigen, heute kam, auch in letzter Minute, ein 24jähriger Mittelstürmer hinzu, der Serbe Andrej Ilic, ausgeliehen vom OSC Lille, aber zum Transfersommer werde ich mich in der kommenden Woche nochmal explizit äußern. Dass jedoch noch gewaltig Luft nach oben ist, in fast jeder Hinsicht, und zwar bei Alteingesessenen und Neuankömmlingen (bis auf Fitness und Laufbereitschaft), das konnte heute jeder sehen, trotz des wichtigen Heimerfolgs.
Vielleicht ganz gut, dass nach dem kurzen Auftakt von nur zwei Spielen schon wieder Länderspielpause ist. Hoffentlich werden Bo und die Jungs die Zeit entsprechend nutzen, denn die nächsten Aufgaben haben es in sich, immerhin müssen wir nach Leipzig, dann kommt Hoffenheim in die Alte Försterei, einfach ist anders. Nichtsdestotrotz - Glückwunsch zum Sieg, der natürlich am Ende versöhnt, wenn er auch die Sorgenfalten nicht so recht vertreiben kann.
27. August: Jetzt aber!
Icke: Noch weiter wegschieben geht (jetzt) nicht mehr. Freitag 20 Uhr ist die Deadline. Danach sind die Transferfenster geschlossen. Bis auf wenige Ausnahmen. Und der Blätterwald gibt die Bewegungen schon wieder. Plötzlich kommt die Personalie Ache wieder hervor. Ja dieser kraftvolle und treffsichere Stürmer würde Union gut zu Gesicht stehen. Oder wird es doch Weghorst. Nicht wenige vermuten, dass man längst Kontakt mit ihm hat. Über die Zwei-Meter-Latte aus Holland muss man nichts mehr schreiben, er wäre die Persönlichkeit als Mittelstürmer schlechthin. Wir vermuten mal, einer von den zwei wird es werden.
Und wenn man sich anschaut, wer da bei Real Sociedad alles im Sturm zur Verfügung steht, wäre selbst eine Becker-Rückkehr denkbar. Oyarzabal (45 Mio.), Kubo (50 Mio.) und Barrenetcea (20 Mio.) stehen ganz vorn an. Dahinter noch die jüngeren Gomez (10 Mio.) und Sadiq (10 Mio.). Becker hat es bisher immer geschafft, auf seine Einsatzzeiten zu kommen. Mittelfristig wird das nicht immer gelingen. Zumal er finanziell gar keinen so tollen Vertrag dort besitzt. Man spricht von 1,1 Millionen.
Ache ist wohl die wahrscheinlichste Lösung. Weghorst wäre eine prima Überraschung und Becker ist wohl eher unwahrscheinlich. Übrigens haben wir in der A-Jugend den 18-jährigen U18-Nationalspieler Asanji, der Tore wie am Fließband produziert. Juventus Turin soll ihn seit Monaten beobachten und möchte ihn verpflichten. Es scheint sich bei ihm zu lohnen, ihm Einsatzzeiten bei den Profis zu geben. Dann bleibt er vielleicht sogar.
Und hinten? Da werden die Themen Doekhi und Leite wieder laut. Doekhi soll nun doch ganz woanders hin. Angeblich ist der heißeste Aspirant jetzt Eindhoven. Ja genau dieser PSV, der umgekehrt immer so ein Riesen-Theater macht, so man einen Spieler von ihnen begehrt. Deshalb würde ich mich auf die Holländer nicht verlassen. Das sind ganz unzuverlässige Zeitgenossen. Weitere Vereine, die ihn haben möchten sind Stuttgart, Leverkusen und Nizza. Deutlich seriöser und wahrscheinlich wird es einer der drei letztgenannten Vereine. Schade, wir müssen ihn verkaufen, da er anscheinend keinen neuen Vertrag bei uns unterschreibt. 10 Millionen sollten es dann aber doch sein, die wir für ihn einstreichen dürfen. Immerhin hat er einen Marktwert von 17 Millionen Euro.
Noch verrückter ist das Interesse bei Leite. Der AC Mailand, Real Madrid, Bologna und wieder Leverkusen haben schon Interesse bekundet. Er hat allerdings noch zwei Jahre Vertrag bei uns. Deshalb ist hier unsere Position wesentlich besser, als bei Doekhi. Sein Marktwert liegt bei 15 Millionen. Da wären 13 bis 14 Millionen als Ablöse schon denkbar. Unter 12 würde ich ihn aber nicht ziehen lassen. Glaubt man den Gerüchten, so hat wohl der AC Mailand die Nase vorn.
Und Robin Gosens? Da sah es zuletzt sogar nach einem Verbleib aus. Er hat ja auch noch 4 (!) Jahre Vertrag bei uns. Und trotz des Buhlens von gleich sieben (!) Vereinen (Lazio, Crystal Palace, FC Turin, Eindhoven, Benfica, Bologna, Bergamo) benimmt er sich wie ein Voll-Profi und zeigte auch im ersten Spiel in Mainz eine gute Leistung. Bei ihm kann ich mir sehr gut vorstellen, dass er wirklich bleibt und die nächsten Jahre eine Säule bei uns wird. Und wenn wirklich einer der sieben – die von uns geforderten 12 bis 13 Millionen bezahlt, na dann ist es halt so. Da wir mit Rothe und Roussillon schon zwei gute linke Außenbahnspieler haben, müssten wir ihn nicht einmal ersetzen.
Leite und/oder Doekhi müssen wir ersetzen. Diese Qualität haben wir nicht mehr im Kader. Bernardo (Bochum) und Wöber (Leeds) wären gute Alternativen. Beide mit einem "linken Fuß" ausgestattet, könnten sie Leite ersetzen. Für Wöber müssten wir wohl (fast) das komplette Geld von Leite voll auf den Tisch legen. Bekämen dafür aber einen bundesligaerprobten österreichischen Nationalspieler im besten Fußballer-Alter (26). Wie wir Doekhi ersetzen wollen … ist mir noch nicht so ganz klar. Da muss eigentlich einer kommen, der den rechten und den zentralen Part in der Dreierkette spielen kann. Das könnte Friedrich aus Gladbach sein. Der wird dort nicht mehr glücklich. Bekommt - trotz guter Leistungen - keine Einsatzzeiten. Viel mehr würde mir für diese Position auch nicht einfallen. Und wir müssen aufpassen. Haben wir doch mit Querfeld und Ogbemudia (A-Jugend) zwei Mega-Innenverteidiger-Talente in der Hinterhand, denen man den Weg in die Mannschaft nicht verschließen darf. Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag … vier Tage haben wir noch - für ein wildes Wechselspiel. Ganz sicher, es wird megaspannend. Eisern.
24. August: Zu wenig? Nein, doch nicht: Svensson wechselt den Punkt ein
Unionfux: Ein Novum: zum ersten Mal in der Bundesliga müssen wir zum Auftakt reisen, und es wartet alles andere als eine leichte Aufgabe. Denn zum Ende der vergangenen Saison drehte Mainz noch mächtig auf und war gerade zu Hause sehr stark unter ihrem neuen Trainer Bo Henriksen.
Und auch für unseren Bo, der ja bekannterweise lange Zeit Spieler und Trainer in Mainz war, ist es mit Sicherheit kein Spiel wie jedes andere. Kein echter Neuzugang ist in der Startelf, wenn man mal von Jordan, dem eher unfreiwilligen Rückkehrer aus Gladbach absieht - das zeigt ziemlich deutlich, dass unsere Transferbemühungen bis hierher doch, naja, mittelprächtig sind. Die Aufstellung ist eher defensiv ausgerichtet, deswegen bleibt zum Beispiel Benes auch zunächst auf der Bank.
Die erste Hälfte in der Bullenhitze von Mainz (33 Grad im Schatten!) sieht den Gastgeber mit leichten Vorteilen, die erste große Chance durch den Südkoreaner Lee nach zwanzig Minuten, vollkommen frei kommt er nach Onisiwoflanke zum Kopfball, aber gottlob mit suboptimalem Timing, deswegen keine Gefahr für Rönnow. Wir halten im Großen und Ganzen ganz gut dagegen, kämpferisch und läuferisch stark, kommen immerhin zu sechs Ecken, aber kaum zu echten Gelegenheiten, wenigstens Hollerbachs guter Schuss kurz vor der Pause verlangt Zentner alles ab. Wir nehmen also das 0:0 mit in die Kabine, das ist insgesamt in Ordnung.
Doch in der zweiten Hälfte reißt Mainz das Spiel dann an sich, Onisiwo mit einer guten Gelegenheit, wenige Minuten später verursachen wir etwas nachlässig einen unnötigen Freistoß in bester Position, gut zwanzig Meter zentral vorm Tor. Und den zirkelt Amiri leider unhaltbar in die linke Ecke, schönes Tor, muss man ebenso neidisch wie neidlos anerkennen. Von uns kommt offensiv nichts, das ist einfach zu wenig, wenn man doch noch was mitnehmen will, im Gegenteil, es schleichen sich kleine Unkonzentrierten in der Abwehr ein, die Mainz zum Glück nicht nutzen kann.
Es muss was passieren, Bo Svensson wechselt offensiv ein, nach der zweiten Trinkpause, knapp zwanzig Minuten sind noch zu gehen, plus Nachspielzeit: Benes, Skarke und Haberer kommen für Trimmel, Hollerbach und Schäfer, kurz vorher kommt schon Vertessen für Tousart. Und schon zieht unser Offensivspiel mächtig an, allein durch unsere höhere Zielstrebigkeit plus eine bessere Ballsicherheit - keine zwei Minuten später spielt Gosens links auf Skarke, der hat das Auge für Benes und der foppt seinen Gegenspieler, der fest damit rechnet, dass sich der Slowake den Ball auf seinen starken linken Fuss legen will, aber Benes kann’s auch mit rechts: aus siebzehn Meter schlägt sein harter, präziser Schuss, unhaltbar für Zentner, neben dem rechten Pfosten ein - ein richtig geiler Treffer!
In der Folge ist das Duell wieder vollkommen offen, Jordan hat eine gute Chance, dann Doekhi nach darauffolgender Ecke und kurz darauf wieder Benes sehr schön von halbrechts aus der Ferne, da muss der Mainzer Keeper alles zeigen.
Aber auch die Mainzer kommen nochmal, in der siebenminütigen Nachspielzeit hält Rönnow gegen den Schuss aus spitzem Winkel von Sieb und Burkhardt kann den Abpraller glücklicherweise nicht kontrollieren, sein Nachsetzen geht so übers fast leere Tor. Und zum Schluss wieder Benes, von einer Gosensflanke etwas überrascht kriegt er den Ball, allerdings aus abseitsverdächtiger Position, halb Kopf, halb Schulter, nicht auf den Kasten - so bleibt es am Ende beim verdienten Unentschieden, das wir uns besonders durch unsere endlich ansehnliche Schlussphase und einen beeindruckenden Laszlo Benes, an dem wir noch viel Spaß haben dürften, sichern können.
Ein Wermutstropfen ist jedoch eine schwere Verletzung von Kevin Vogt, in den der Mainzer Stürmer Burkhardt nach einem durchaus gefährlichen Kopfball reinrauscht - wenn er und wir Glück haben, ist es nur eine Knieprellung, aber das sieht gar nicht gut aus, wie er, gestützt durch zwei Jungs aus dem Staff, in die Kabine humpelt. All unsere Daumen sind gedrückt: gute Besserung, Kevin, du wirst gebraucht!
Unterm Strich eine durchaus ordentliche Leistung unserer Jungs, die sich wenigstens noch teilbelohnen können, denn mit Glück ist gar noch ein Sieg drin, mit Pech allerdings können wir auch mit leeren Händen dastehen. Die Einstellung scheint jedenfalls zu stimmen (bei diesen Temperaturen laufen wir u. a. über vier Kilometer mehr als der Gegner) und der notwendige Rest kommt noch dazu. Auf den Auswärtspunkt im ersten Spiel kann man jedenfalls aufbauen, gut gemacht, Jungs - und ein feines goldenes Händchen, Trainer!
23. August: Überraschung
Icke: Der erste Spieltag ist schon fast da. Morgen um 15.30 Uhr treten wir in Mainz an. Was für eine Überraschung. Aber haben wir schon alle Hausaufgaben gemacht? Nee, da haben wir geschlampt. Wir haben keinen Trikotsponsor. Unser Kader ist mitnichten fertig. Und so richtig zufrieden sind wir mit der Vorbereitung auch nicht.
Gestern haben wir Bedia nach England abgegeben. Zeitnah rechnen alle mit einer weiteren Leihe von Prtajin nach Braunschweig. Dann würde noch ein Mittelstürmer fehlen. Auch hier ist das Thema Ache - auf den wir ganz wild zu sein scheinen - noch nicht endgültig durch. Ebenso vakant ist unser Tafelsilber. Obwohl es hier eher ruhiger geworden ist. Ob man sich einen Gefallen getan hat, dieses Jahr das Transferfenster bis weit in die Saison hinein offen zu lassen … ich habe da so meine Zweifel. Dieses Gepokere nervt nur noch. Und kaum ein Verein hat Planungssicherheit.
Apropos nerven … Da soll doch ganz ernsthaft ein arabischer Verein 1 Milliarde Euro an Ablöse für Vinicius Junior geboten haben. Dazu noch eine weitere Milliarde Euro an Gehalt und Prämien für 5 Jahre Spielzeit. Sein zukünftiger Verein soll Al-Ahli sein. Dahinter steckt wohl ein saudischer Investment-Fond. Dazu muss man wissen, dass die WM 2034 wohl in Saudi-Arabien stattfindet. Natürlich möchte man sich genau ihn als Werbe-Botschafter aufbauen. Real hat schon nein gesagt. Ich vermute, dass wird nicht das letzte Angebot für ihn sein. Wir erreichen jetzt Dimensionen, die absolut ungesund sind. Das will kein Mensch, jedenfalls keiner der den Fußball wirklich liebt!
Apropos Liebe … Alles Gute Dirk zum 60. Geburtstag! Den hatte ich schon erreicht und kann Dir sagen, das ist der blödeste Geburtstag, den ich kennenlernen durfte. Im Kopf 30 und die Hülle 60, das Missverhältnis ist einfach zu groß. Aber egal, feiere schön, geht heute auch mal einer mehr. Und bleibe uns noch lange erhalten. Genauso wie immer. Das passt am besten.
Apropos Mainz … damit fingen wir ja an. Bo Henriksen stimmte uns schon ein und erwähnte gegen uns ein Offensiv-Feuerwerk abzubrennen. Hoffentlich sind wir mit seinem Landsmann Bo Svensson darauf vorbereitet. Die Abwehr scheint in diesem Jahr nicht unser Problem zu sein. Rönnow im Tor und Schwolow dahinter gehören mit zur Spitze in der Bundesliga. Sowohl als Erst- als auch die Zweitbesetzung. Doekhi-Vogt-Leite bilden die Dreier-Abwehr-Kette. Auch hier - Bombe. Zumal dahinter mit dem Ösi-Jung-Nationalspieler Querfeld in großes Talent steht. Jaeckel und der Junioren-Nationalspieler Ogbemudia (aus der eigenen A-Jugend) ergänzen den Sechserpack an Möglichkeiten. Hier brennt nichts an, so keiner mehr geht. Das Mittelfeld und den Sturm schauen wir uns nächste Woche an. Jetzt erst mal Mainz: Mit Gruda haben sie ihr Top-Talent verloren. Stolze 31,5 Millionen Euro landeten dafür auf ihrem Konto. Mit Sano und Krauß holten Sie zwei gestandene zentrale Mittelfeldspieler. Mit Sieb kam ein Stürmer im Leihgeschäft von Bayern. Dazu einige Ergänzungsspieler, aber keiner mehr, der zwingend in die Start-Aufstellung drängt. So bleiben die Säulen wie im Vorjahr. Hanche-Olsen hält ihren "Laden" hinten dicht. Amiri macht im Mittelfeld "Ballett" und vorn wird Burkhardt immer besser.
Trotzdem müssen wir uns vor Mainz 05 nicht verstecken. Nominell haben wir die besseren Spieler. Ob es uns aber auch gelungen ist, aus einem guten Kader - eine gute Mannschaft zu formen, dass werden wir sehen. Wir tippen für die Start-Aufstellung: Rönnow - Doekhi, Vogt, Leite - Trimmel, Khedira, Schäfer, Gosens - Hollerbach, Jordan, Vertessen. Eisernes Daumendrücken!
22. August: Wohin geht die Reise, Union?
Unionfux: "Wohin soll denn die Reise gehen, wohin, sag wohin, ja wohin?", heißt es in einem alten Kinderlied und diese Frage stellen sich dieser Tage, kurz vor Beginn unserer sechsten Bundesligasaison, viele Unioner. Denn es gibt weiterhin einige, sagen wir mal, Unverständlichkeiten rund um den Verein. Höchstwahrscheinlich werden wir, zumindest für den Rest des Jahres, ohne Brustsponsor auflaufen. Ich kann mich nicht erinnern, wann das mal in der Bundesliga, zumindest der letzten vierzig Jahre, irgendwo der Fall war.
Ist da etwas schiefgelaufen, hat die Marketingabteilung geschlafen, hat es tatsächlich an interessanten Angeboten gemangelt? Oder gibt's den großen geheimen Plan in der Chefetage und das Ganze wird zum genialen Coup, weil im Januar 2025 ein Sponsor ins Boot steigt, der alles mitbringt: ein großartiges Image, einen langjährigen Vertrag und eine erstaunliche Summe und obendrauf ein hübsches Logo? Auf jeden Fall wirkt es seltsam und lässt Spekulationen aller Art zu. Eine klare Aussage der Verantwortlichen könnte das verhindern, aber da warten wir wohl vergeblich.
Und der Kader? Die bisherigen Neuverpflichtungen haben die Mannschaft eher in der Breite verstärkt als in der Spitze, etwas verwunderlich nach der verkorksten letzten Saison, in der klar wurde, dass uns schon der eine oder andere Unterschiedsspieler fehlen könnte. Benes, Querfeld, Rothe und Prtajin müssen erst noch beweisen, ob sie Bundesliga können. Dazu passt das Gerücht, dass Ivan Prtajin schon wieder verliehen werden soll. Könnte allerdings ein Hinweis darauf sein, dass noch ein neuer Mittelstürmer kommt, möglicherweise ja tatsächlich Ragnar Ache aus Kaiserslautern, wobei da auch nicht klar ist, ob der in der letzten Spielzeit so erfolgreiche Stürmer überhaupt Erstliganiveau hat. Aber vielleicht gibt's ja auch da noch eine Überraschung.
In der Abgangsseite hat sich ebenfalls wenig getan, wenigstens soll die Leihe von Chris Bedia, dem großen Rätsel des letzten halben Jahres, zum englischen Zweitligisten Hull so gut wie durch sein. Aber immer ist noch nicht klar, ob Doekhi, Leite und Gosens bleiben oder nicht. Speziell bei Doekhi wäre ein Verbleib ohne Vertragsverlängerung eine kaufmännische Katastrophe, sportlich wäre sein Abgang zweifellos ein herber Verlust und auch nur schwer auszugleichen.
Insgesamt hinterlässt unsere Transferpolitik in diesem Sommer keinen allzu großartigen Eindruck und es ist fraglich, ob die kommenden Tage daran noch etwas grundlegend ändern werden. Nun ist der Unioner von Hause aus gezwungenermaßen ein Optimist, aber so direkt vorm Auswärtsauftakt in Mainz, kann man doch die eine oder andere Sorgenfalte nicht verbergen - weil man eben nicht so recht weiß, wo die Reise nun hingehen soll…
17. August: Glanzloser Arbeitssieg in Greifswald: zweite Runde im Pokal erreicht
Unionfux: Der mit Spannung erwartete Pflichtspielauftakt in Greifswald: zwei beziehungsweise drei Neuzugänge stehen dann doch in der Startelf: Querfeld, der den angeblich angeschlagenen Leite ersetzt, Benes im Mittelfeld und ganz vorne der unfreiwillige Rückkehrer aus Mönchengladbach, Jordan.
Die erste Hälfte gestaltet sich vor fünftausend Zuschauern inklusive tausendfünfhundert Unionern, trotz überwiegendem Ballbesitz, als eher zäh - kein echter Torschuss unsererseits, sämtliche Bemühungen bleiben erstmal erfolglos. Lediglich ein ordentlicher Versuch von Benes nach einer halben Stunde und eine Chance von Doekhi nach Eckball kurz vor der Pause, ansonsten verteidigt Greifswald alles aufopferungsvoll weg - und hat sogar die besseren Chancen aufzuweisen, denn eigentlich muss der Regionalligist schon nach zwei Minuten führen: nach einem verunglückten Ausflug von Rönnow muss der Greifswalder Manske von der Strafraumgrenze eigentlich nur das leere Tor treffen, aber sein Schuss misslingt derart, dass er weit vor der Linie verhungert und unser Keeper den Ball aufnehmen kann. Und nach fünfundzwanzig Minuten kann Eglseder nach einer Ecke gefährlich aufs Tor köpfen, aber Freddy fischt die Kugel souverän weg, kann sie sogar festhalten.
Auch wenn sich vor der Pause unser Druck erhöht, es fehlt an genauen Flanken und Zuspielen, wobei man sagen muss, dass es oft auch an Platz fehlt, wenig Räume da sind, Greifswald verteidigt unermüdlich die Null und kleinere Fehler des Underdogs werden nicht bestraft. Ein Pokalfight, wie man ihn kennt und wohl auch erwarten musste, zumindest bis hierher. Die zweite Hälfte bringt zunächst nicht viel Neues, Union bemüht sich, hat mittlerweile neun Ecken zu verzeichnen, aber weiterhin keinen Schuss aufs Tor. Nach einer guten Stunde bringt Svensson dann Trimmel für Haberer und Vertessen für Schäfer. Und zwei Minuten später zahlt sich das tatsächlich aus: der Belgier spielt Doppelpass mit Hollerbach und haut dann den Ball unhaltbar für Jakubov hoch neben den linken Pfosten ins Tor - da ist endlich die Führung für den Favoriten, so kann’s gehen!
Unverständlicherweise überlassen wir dann den Greifswaldern etwas das Spiel und nach sechsundsiebzig Minuten kann sich Soufian Benyamina, der Bruder des langjährigen Uniontorjägers Karim Benyamina und auch schon seinerzeit bei uns im Nachwuchs unterwegs, clever gegen Doekhi durchsetzen - nur die Latte hält seinen satten Schuss aus der Drehung auf. Nach zweiundachtzig Minuten haben in einer einzigen Aktion nacheinander Skarke, Hollerbach und schließlich Tousart die Entscheidung auf dem Fuss, aber die Greifswalder hauen sich in jeden Schuss, kurz danach gerät Hollerbachs Schuss nach gutem Tousart-Zuspiel zu zentral. Bis zum Schluss geht es dann zwar hin und her, Vertessen muss einen möglichen schnellen Konter des Gegners auf Kosten einer Verwarnung verhindern, wir können die entstehenden Räume nicht nutzen - schlussendlich aber steht der doch verdiente Arbeitssieg unserer Jungs, wir sind erwartungsgemäß in der zweiten Pokalrunde.
Der Greifswalder FC hat sich teuer verkauft, bis zum Schluss nicht nachgelassen und wir haben zweimal fraglos Glück, dass der Gegner einmal zu unfähig ist und beim zweiten Mal eben die Latte im Wege steht. Von einer gelungenen Generalprobe zu sprechen wäre etwas viel, ein Tor reicht gerade so, bei über dreißig Torschüssen und Torschussversuchen und immerhin vierzehn Ecken keine überragende Ausbeute. Am Ende steht ein ganz schön mühsamer Pokalerfolg, inwieweit der als Beispiel für ein funktionierendes Spielsystem oder der momentanen Leistungsfähigkeit herhalten kann, ist fraglich.
Begeisterungsstürme kann er jedenfalls nicht auslösen und zur Beruhigung trägt er wohl auch nicht so richtig bei. Das Beste ist unterm Strich ein schönes Tor von Vertessen und dass die Einwechslungen von Tousart, Trimmel, Skarke, Kemlein und eben Vertessen schon was gebracht haben. Pflichtaufgabe erfüllt, Glückwunsch zum ersten echten Sieg an Svensson und die Mannschaft, es ist ein kleines Jubiläum: zum zehnten Mal überstehen wir die erste Runde des Pokals. Dass es in vielerlei Hinsicht noch was zu tun gibt, hatten die Verantwortlichen und Fans ja auch schon vorher geahnt…
16. August: Es klemmt an vielen Ecken!
Icke: Mit reichlich Vorschusslorbeeren ist er bei Union gestartet, Horst Heldt - neuer Manager bei Union. Nach der letztjährigen Katastrophen-Saison startete Heldt mit mehreren Aufgaben:
Die Kaderverkleinerung auf 26 Spieler (inklusive drei Keeper), das verkündete Horst Heldt Anfang Juli so selbst. Aktuell hat Union 29 Spieler im Kader.
Verbesserung der Torgefährlichkeit. Die schwächste Offensive der Bundesliga (nur die Absteiger waren noch schlechter) muss qualitativ verbessert werden. Das geschieht in erster Linie und am besten mit einem treffsicheren Knipser. Der 13-Tore-Stürmer Prtajin wurde von Wehen Wiesbaden für eine Million verpflichtet. Wohlgemerkt 13 Zweitliga-Tore. Dazu kamen die verliehenen Stürmer Skarke und Jordan von ihren Leihen zurück. Im Kader hat man noch Transferflop Bedia (was sich Ruhnert dabei dachte?), den verletzten Volland, sowie die Außenstürmer Hollerbach und Vertessen. Talent Preu ist Stürmer Nummer acht. Eine Menge Quantität. Qualität in Form von Toren ist eher weniger dabei. Mit Burcu wurde noch ein Talent geholt und gleich weiter verliehen. Einzig Kaufmann konnte mit großem Verlust verkauft werden. Die Fans wollten Kleindienst und Tzolis, aber die hat Union nicht bekommen. Drei Minuten vor der Angst versucht man es bei Archer und Ache. Ich vermute, auch das wird nichts werden. Gerade im Sturm haben wir auf der ganzen Linie versagt. Ein Einspielen der Mannschaft ist so nicht möglich. Selbst Leihen oder Verkäufe von z.B. Bedia erscheinen unmöglich.
Klärung des Verbleibs des Tafelsilbers: Gosens, Leite und Doekhi haben angeblich mehr als ein Dutzend Angebote solcher Vereine wie Real Madrid, AC Mailand, FC Turin, PSV Eindhoven, Bayer Leverkusen und vieler anderer Klubs. Außer einer Menge heißer Luft passiert allerdings nichts. Wobei besonders die Personalie Doekhi wichtig ist und eilt. Er hat nur noch ein Jahr Vertrag bei Union. Ihn im nächsten Sommer ablösefrei gehen lassen zu müssen, wäre ein kaufmännischer Offenbarungseid.
Das überbordende zentrale Mittelfeld hat man angepackt. Für Kral, Laidouni und Thorsby konnten Abnehmer gefunden werden. Der neue Trainer spielt aber ein ganz klares System mit einer "6" und einer "8". Und da haben wir mit drei defensiven Mittelfeldspielern (Khedira, Tousart, Kemlein) und drei Offensiven (Benes, Schäfer, Haberer) immer noch mindestens einen Spieler zu viel. Warum wir gerade hinter Noah Sadiki her sind wie der Teufel, ist daher schwer zu verstehen. Er ist in erster Linie ein zentraler Mittelfeldspieler. Sollte er als Alternative für den verletzten Juranovic gedacht sein, so sei angemerkt, dass Haberer dort schon sehr ordentlich performte.
Auch positiv anzumerken ist, dass wir uns mit Rothe und Querfeld zwei talentierte Qualitätsspieler an Land ziehen konnten. Und beide auch noch für vernünftige Ablösen. Spieler wie Stöger, Kevin Schlotterbeck, Tzolis, Kleindienst, Grüll und jetzt wohl auch noch Bernardo haben wir aus den unterschiedlichsten Gründen nicht bekommen. Da müssen wir uns nach den Gründen fragen.
Eine weitere Aufgabe - einen eingespielten Kader zum Punktspielauftakt beisammen zu haben - haben wir auch verpasst. Das war eigentlich die Hauptlehre aus der vorigen Saison. Da geschah Vieles kurz vor knapp. Und so geschieht es wahrscheinlich wieder. Ja natürlich, wir hatten die Europameisterschaft und die Olympischen Spiele, die alles zusätzlich erschwerten. Allerdings haben uns andere Vereine gezeigt, wie es trotzdem besser geht. Daran müssen wir uns orientieren und nicht Gründe aufzählen, warum etwas nicht funktionieren konnte. P.S.: Was macht eigentlich ein neuer Hauptsponsor?
15. August: Greifswald, Greifswald, wir fahren nach Greifswald!
Unionfux: So, jetzt wird’s einigermaßen ernst, das erste Pflichtspiel steht an, am Samstag sind wir beim Greifswalder FC in der ersten Runde des DFB-Pokals. Der Regionalligist ist eine eher lösbare Aufgabe, die Zeiten, in der wir in der ersten Runde rausgeflogen sind, bei Rot-Weiss Essen, in Halle, bei Viktoria Köln, sind schon eine ganze Weile her, die letzten neun Erstrundenbegegnungen konnten wir allesamt für uns entscheiden. Ich sehe die Bedeutung vielmehr in der Generalprobe, eine Woche darauf sind wir ja zum Bundesligaauftakt in Mainz. Man darf also gespannt sein, wie unsere Startelf aussieht, ob es überhaupt ein Neuzugang unter die ersten elf Spieler geschafft hat und ob die potentiellen Verkaufskandidaten im Kader stehen oder gar spielen …
Verschiedene Gerüchte um mögliche Neuzugänge stehen im Raum, so sollen wir für Stürmer Ragnar Ache vom Zweitligisten Kaiserslautern ein Angebot abgegeben haben (wurde aber angeblich sofort abgelehnt, obwohl marktgerecht bei dreienhalb Millionen), genauso wie für den defensiven Mittelfeldspieler Noah Sadiki von Union St. Gilloise, der als großes Talent in Belgien gilt. Außerdem sollen wir uns für den Mittelstürmer Cameron Archer von Aston Villa interessieren, zumindest per Leihe. Die Personalie Bernardo vom VfL Bochum dürfte sich nach einer größeren Verletzung des brasilianischen Verteidigers im Grunde erledigt haben. In den scheinbar unendlichen Gosens-Poker soll jetzt auch der Premier League-Verein Crystal Palace eingestiegen sein, wo Oliver Glasner Trainer ist - aber wenn Frau Gosens sich schon im großen Berlin nicht so recht wohlfühlt, wie soll es dann erst im noch größeren London werden?
Noch gibt es diesbezüglich zwei Wochen Spannung, inzwischen wird natürlich ein Verbleib von Gosens, Leite und Doekhi auch immer wahrscheinlicher. Was die Frage des neuen Trikotsponsors angeht, so sollen wir ein Angebot des bekannten Online-Portals "Kleinanzeigen" über immerhin fünf Millionen Euro abgelehnt haben, möglicherweise wegen der geringen Laufzeit von nur einem Jahr plus Option für ein weiteres. Also gehen wir auf jeden Fall in das erste Pflichtspiel der neuen Saison tatsächlich ohne Brustsponsor, sondern mit dem bekannten Berlinmotiv, auch ein Novum - wenn man mal von der ISP-Posse absieht, durch die wir in der Saison 2009/10, gerade aufgestiegen in die Zweite Liga, kurze Zeit ebenfalls eine freie Brust aufwiesen, bis "kfzteile24" einsprang, allerdings zu wesentlich ungünstigeren Konditionen. Der bis dato fehlende Sponsor sollte uns aber nicht daran hindern, die Angelegenheit in Greifswald, hoffentlich einigermaßen souverän, zu bewältigen.
11. August: Immer noch mehr Fragen als Antworten
Unionfux: Irgendwie müssen wir ja froh sein, dass wir nächste Woche erst das Pokalspiel haben und es dann in zwei Wochen in Mainz richtig losgeht. Ohne den Greifswalder FC zu unterschätzen, der gerade zu Hause gegen Jena verloren hat: Das ist immer noch ein Regionalligist und damit eine überschaubare Aufgabe und kein wirklich ernsthafter Stresstest, jaja, ich weiß, der Pokal hat seine eigenen Gesetze, aber die Favoritenrolle müsste trotzdem klar sein.
Denn wir scheinen die zwei Wochen bis zum Start der Bundesliga auch dringend zu benötigen, da sind einfach zu viele offene Fragen: gehen Gosens, Doekhi und Leite noch, die mittlerweile seit Monaten als potenzielle Abgänge gelten und wo angeblich die Interessenten Schlange standen? Kommt eventuell Skarke dazu, der ja gegen San Sebastian der einzige Feldspieler war, der auf der Bank blieb, obwohl sich alle so begeistert über den Rückkehrer geäußert haben? Angeblich wollen wir zwei bis zweieinhalb Millionen für ihn haben, gar nicht mal so viel für jemanden im besten Fussballalter, der letzte Saison immerhin acht Tore für einen Absteiger machen konnte?
Zur Erinnerung: unser bester Schütze Gosens kam auf sechs. Und wer kommt noch? Der fromme Wunsch von Horst Heldt, nicht bis zum letzten Moment auf dem Transfermarkt zu agieren, wird wohl Wunsch bleiben müssen. Bis jetzt wurde auch noch kein einziger Neuzugang geliehen, Zufall oder klare Absicht? Kann die Mannschaft schon Svenssons System spielen oder ist sie dazu überhaupt in der Lage, d. h. haben wir die richtigen Spieler dafür? Die Testspiele sahen jetzt nicht so wahnsinnig gut aus, auch das Spiel gegen San Sebastian war bestenfalls als ordentlich einzustufen, wenngleich es natürlich viel besser als das Lyon-Desaster war, aber das ist ja auch keine Kunst.
Reicht die Qualität auf der Neun oder brauchen wir doch noch einen echten Goalgetter - oder vertrauen wir darauf, dass Jordan und Prtajin das schon irgendwie hinkriegen? Allzu viel haben wir von beiden noch nicht gesehen, was entscheidend die Nerven beruhigen könnte: Jordan ist zwar nicht mehr ganz so lethargisch, aber eben auch weit entfernt von explosiv und Prtajin muss erstmal zeigen, ob er erste Liga kann. Und Hoffnungsträger Benes, der so wichtige Spielmacher? Ist er im Moment ein echter Startelf-Kandidat?
Gegen die Spanier wurde er erst nach einer guten Stunde eingewechselt, hat das was zu sagen oder ist die Startelf gegen San Sebastian gar kein echter Fingerzeig? Dazu kommt noch ein ganz ansehnliches momentanes Lazarett - kurz gesagt: man weiß nicht so recht, woran man ist, traut sich noch nicht mal, Prognosen abzugeben. Es gibt jetzt keinen Grund zu übertriebenem Pessimismus, auch wenn uns allen die vergangene Saison mit all ihrem Grauen noch in den Knochen steckt. Doch die ganz große Aufbruchsstimmung ist auch schon verflogen, Wunderdinge sind bis jetzt ausgeblieben, was Kader und Spielweise angeht und ein bisschen Wunder wäre schon ganz gut, muss ja nicht gleich so viel wie letzten Sommer sein …
Dazu kommt obendrauf der weiterhin fehlende Hauptsponsor, aber angeblich gibt es ja auch da jede Menge Kandidaten, etwa wie bei Gosens, Leite und Doekhi? Beim 1. FC Union gibt es immer noch wesentlich mehr offene Fragen als wirkliche Antworten. Es bleibt und wird also spannend - hoffentlich auf die gute Art und Weise.
10. August: Generalprobe gelungen
Icke: Der letzte Test gegen Real San Sebastian endete mit einem 1:1. Leistungsgerecht und mit guten weiteren Chancen auf beiden Seiten. Es war kein müder Freundschaftskick, das Spiel wurde intensiv geführt.
Nach dem Spiel äußerte sich Doekhi: "Wir haben uns defensiv verbessern können, standen insgesamt stabiler und das war heute wichtig für uns, sodass wir positiv auf den Saisonstart blicken können".
Auch der Trainer Bo Svensson war zufrieden: "Grundsätzlich war es ein positiver Test. Wir hatten eine Top-Mannschaft als Gegner und die Jungs haben vieles umgesetzt, was wir als Trainerteam sehen wollten. Wir haben uns gute Chancen herausgespielt und hinten nur wenige Gelegenheiten zugelassen. Diese Art zu spielen und das Auftreten unserer Mannschaft hat mir heute gut gefallen".
Gosens fängt da an, wo er letzte Saison aufhörte, er ist torgefährlich und erzielte die Führung für Union nach guter Vorarbeit von Hollerbach. Wenn keiner eine zweistellige Millionen-Ablöse für Gosens in die Hand nehmen möchte, dann bleibt er bei uns. Basta würde Gerhard Schröder sagen. Sicherlich kann Rothe auch die Außenbahn bespielen und Gosens den halblinken offensiven Part ausfüllen. Könnte sogar sein, dass das eine Erfolgsstory wird. Khedira, Trimmel, Juranovic und Volland fehlten verletzungsbedingt. Dafür zeigte wieder einmal Haberer, dass er mehr als nur ein Ersatz für die rechte Außenbahn ist. Rothe kam erst in Halbzeit zwei.
Herauszuheben war auch noch Siebatcheu. Wohl noch nie in einem Union-Trikot rannte er soviel in einem Spiel. Dabei gelangen ihm einige gute Aktionen. Der Europameister Oyarzabal sorgte dann 7 Minuten vor Schluss für den Ausgleich. Ex-Unioner Becker machte einigen Betrieb bei den Spaniern und freute sich sichtlich über die herzliche Begrüßung bei Union. Die Leihe von Kral zu Espanol Barcelona wurde nun auch offiziell bestätigt. Und wir warten weiter darauf, dass es nun weiter geht. Die Abwehr – so wie sie heute zusammen spielte – wird so sicherlich nicht die erste Halbserie bestreiten.
Und ein Top-Mittelstürmer würde uns immer noch gut zu Gesicht stehen. Nächstes Wochenende treten wir zur 1. Pokalrunde in Greifswald an. Eine Woche später beginnt für uns in Mainz die Bundesliga-Saison. Für die ersten Pflichtspiele werden wir den Kader noch nicht komplett haben. Hier haben wir Luft nach oben! Eisern.
7. August: Jetzt geht’s (wohl) los …
Icke: Tom Rothe ist nach ziemlich langer Zeit mal wieder ein Lichtblick-Zugang bei Union. Der 19-jährige mit 1,93 Meter Gardemaß debütierte schon mit 17 in der Bundesliga und machte seine Sache gut. Union zahlt 5 Millionen an Dortmund und muss dafür eine Rückkaufoption in Kauf nehmen. Bei diesem Schnäppchenpreis (Marktwert 8 Millionen) ist das aber in Ordnung. Letztes Jahr überzeugte er in der 2. Liga mit vier Toren und zehn Vorlagen in 33 Punktspielen.
Diese Verpflichtung macht natürlich nur Sinn, wenn wir jetzt einen Gosens-Abnehmer gefunden haben. Werden wir wohl. Ergo sollte sein Abgang kurz bevor stehen. Immer noch in der Schwebe stehen Leite und Doekhi. Mit Bernardo wurde schon ein möglicher Leite-Nachfolger als fast sicherer Zugang gemeldet. Vollzogen ist er noch nicht. Dieser Tausch dürfte aber auch in den kommenden Wochen über die Bühne gehen.
Bei Doekhi hofft man ja immer noch auf eine Verlängerung. Passiert das nicht, so wären wir nicht klug beraten, ihn im nächsten Sommer ablösefrei ziehen zu lassen. Ergo wird hier auch noch etwas passieren. Ganz aus meinem Kopf gestrichen habe ich den Augsburger Uduokhai ja auch noch nicht. Er wäre für mich der perfekte Leite-Ersatz und auch noch ein Schnäppchen dazu. Wir werden es bald sehen.
Ganz offensichtlich verfolgt Union einen neuen Trend, eben auch junge gute Spieler zu verpflichten. Neben Rothe, wurde ja auch schon der 20-jährige Querfeld nach Köpenick geholt - immerhin österreichischer Nationalspieler. Ein neues heißes Gerücht ist Tapia aus Peru. Er ist 29 Jahre, 1,85 Meter groß und hat für Peru stolze 85 Länderspiele als Abräumer absolviert - ein Andrich-Typ. Das Beste an ihm, er ist ablösefrei und spielte auch viele Jahre in Spanien und Holland. Er sollte kein Risiko darstellen. Wenn der Anschein nicht trügt … erwarten uns mehrere interessante Tage. Eisern!
Offizielle Saisoneröffnung in der Alten Försterei: Klare Niederlage gegen Olympique Lyon
Unionfux: Es ist schon ein sehr langer Fussballtag an der Alten Försterei, er beginnt bereits früh um halb zehn mit dem Youngster Cup, die B-Jugend verliert gegen Benfica, Basel und kann schlussendlich ein Unentschieden gegen Flamengo Rio de Janeiro rausholen.
Danach empfangen die Zweitligafrauen unseres Vereins den Erstligisten Werder Bremen - da gibt’s schon mal die erste Klatsche: mit 1:6 bekommen die erfolgsverwöhnten Mädchen ziemlich klar die Grenzen aufgezeigt, man sieht den Klassenunterschied, auch wenn die Niederlage doch etwas zu hoch ausfällt.
Dann folgen die Mannschaftsvorstellungen, die Frauen bekommen den Vortritt: Fussballgöttinnen, wohin man schaut. Bei der Präsentation unserer 1. Mannschaft bleiben die Überraschungen aus, weder plötzliche Neuzugänge tauchen auf noch hat ein neuer Hauptsponsor unterschrieben.
So bleibt die einzige Neuigkeit, dass sich Tymoteusz Puchacz am Freitag Richtung Kiel verabschiedet hat, damit ist das eher unglückliche Kapitel mit dem polnischen Nationalspieler nach drei Jahren und drei Leihen endlich geschlossen, eine Ablöse wird auch geflossen sein, die Vereine schweigen sich natürlich darüber aus, ich vermute aber, die Summe dürfte zwischen einer und anderthalb Millionen liegen, ingesamt ein leichter Verlust, wenn man bedenkt, dass wir seinerzeit zweieinhalb Millionen nach Poznan überwiesen haben.
Vor nur ungefähr zwölftausend Zuschauern, da machen sich die Ferien bemerkbar, wird dann schließlich das Spiel gegen Olympique Lyon angepfiffen. Zur Pause steht es torlos, wobei beide Mannschaften durchaus ihre Chancen haben: erst haut Juranovic einen Freistoß aufs französische Tor, bei dem sich Keeper Perri ganz schön strecken muss, dann köpft Vertessen eine Flanke unseres Kroaten an die Latte - auf der anderen Seite muss Gosens artistisch einen Schuss von der Linie köpfen, bauen die Olympiquen zeitweise einen ziemlichen Druck auf. Fazit der ersten Hälfte: im Großen und Ganzen nicht so schlecht, wenn auch ausbaufähig.
Zur Halbzeit wechselt Bo Svensson dann komplett durch - und in den zweiten fünfundvierzig Minuten kriegen wir prompt muntere vier Stück von Lyon eingeschenkt, das sieht schon abenteuerlich aus, wie leicht und unbedrängt die Franzosen ihre Treffer markieren dürfen: erst macht Maitland-Niles eine Flanke von links rein, dann darf Benrahma in aller Ruhe im Strafraum eine Flanke von rechts annehmen, sich den Ball zurechtlegen und ihn in die lange Ecke schweißen, danach rutscht ein langes Zuspiel des französischen Torwarts durch und Orban geht allein aufs Tor und macht ihn rein und schließlich verwertet der gleiche Spieler mühelos ein Zuspiel vom eingewechselten Baldè.
Okay, die Abwehr der zweiten Hälfte wird wahrscheinlich so nie in der Bundesliga zusammenspielen, aber die Lücken und Stellungsfehler sind schon ein starkes Stück, der wiedergenesene Alexander Schwolow kann einem leid tun. Zumal wir vorn nur noch wenig zustande kriegen, die beste Chance haut Prtajin nach schönem Zuspiel von Benes weit drüber, viel gefährlicher wird’s nicht, von einigen Ansätzen mal abgesehen.
Insgesamt gibt es also nicht allzuviel Positives über das Spiel zu sagen, vielleicht noch, dass unser neuer Spielmacher Laszlo Benes ein paarmal seine Fähigkeiten aufblitzen lässt, aber ansonsten ist unser Spiel nach der Pause schon ernüchternd. Klar, die Franzosen sind keine Laufkundschaft, immerhin Sechster der abgelaufenen Saison in der Ligue 1, da können einige schon Fussball spielen und unsere Jungs haben das zweite Trainingslager in den Beinen - aber in zwei bzw. drei Wochen geht es los, da sollte man schon etwas mehr erkennen können - und zwar im positiven Sinne. Aber, wie schon öfter betont, Testspiele sind Testspiele, da sollte man nichts überbewerten, weder in die eine noch in die andere Richtung.
Trotzdem: die Zuschauer haben reineweg nischt zum Jubeln, wenn man mal vom sehenswerten zwischenzeitlichen Ausgleich unserer Frauen absieht. Das ganz große Fest bleibt also aus und ich denke schon, dass sich im Kader noch einiges verändern sollte, sowohl aus wirtschaftlichen als auch sportlichen Erwägungen. Ein bisschen Geld könnten wir schon noch gebrauchen und ein bisschen Qualität auch noch, so ganz wird man den Eindruck jedenfalls nicht los, wenn man jetzt nicht der absolute Rundumoptimist ist.
Denn immerhin soll unsere kommende Spielzeit doch um einiges entspannter als die vergangene Saison verlaufen, nicht?
27. Juli: Unentschiedenes Torfestival gegen den schottischen Rekordmeister
Unionfux: Eins wird von vornherein klar: die Lust auf Fussball ist wieder riesengroß - die Heimpremiere gegen die Rangers aus Glasgow findet vor ausverkauftem Haus in der Alten Försterei statt.
Und besonders die erste Hälfte hat es in sich, mit sechs Toren. Wir gehen früh in Führung, Janik Haberer nimmt eine Hollerbach-Flanke direkt und haut sie dem englischen Keeper der Schotten durch die Hosenträger. Die Rangers antworten durch Dessers, Diomede steckt stark auf den Belgier durch, der umdribbelt Gastkeeper Klaus und schiebt ein. Vertessen holt einen Elfmeter raus, den Jordan, nicht selbstverständlich, souverän verwandelt. Dann darf der Waliser unter den Schotten, Lawrence, zweimal zeigen, dass seine Schusstechnik nicht unbedingt schlechter als die von Haberer ist: Erst darf er ungestört einen Abpraller neben den linken Pfosten hauen, dann fackelt er nicht lange und knallt ein kluges Zuspiel in den Winkel. Das lässt Haberer nicht auf sich sitzen und verwandelt eine lange wie schöne Flanke von Gosens, wieder direkt mit der Innenseite, ins lange Eck.
Nach der Pause wird auf unserer Seite komplett durchgewechselt (Glasgow ist da etwas zurückhaltender, wechselt erst im Laufe der zweiten Hälfte sechsmal) unter anderem feiert Leo Querfeld sein Union-Debüt - und wir führen nach einer knappen Stunde wieder durch den jungen Preu, dessen Schuss von der Strafraumgrenze diagonal rechts einschlägt. Den Endstand zum 4:4 macht dann wiederum Dessers klar, der eine verunglückte Kopfballabwehr aufnimmt und unsere Abwehr inklusive Yannic Stein nicht allzu gut aussehen lässt. Erstaunlicherweise fällt in den letzten gut zwanzig Minuten kein Tor mehr, so bleibt es also unterm Strich beim gerechten Unentschieden, zu viel Ungenauigkeiten verhindern den Siegtreffer auf der einen wie auf der anderen Seite. Okay, bei den Schotten beginnt die Premier League schon in der kommenden Woche, die Rangers müssen nach Edinburgh zu den Hearts, sie sind also wesentlich weiter als wir in der Saisonvorbereitung. Bei uns fehlt doch sichtbar der Spielgestalter, denn der vielversprechende Laszlo Benes wird noch geschont und wird wohl erst am nächsten Samstag gegen Olympique Lyon zu sehen sein.
Und klar, bei vier Gegentoren kann es in der Abwehr nicht komplett gestimmt haben, aber an irgendwas muss im zweiten Trainingslager in Neuruppin ja auch noch gearbeitet werden. Es war eben erst das dritte Testspiel, ohne echte erste Elf etc. pp. So bleibt der Erkenntnisgewinn abermals übersichtlich, auch wenn Bo Svensson nicht unzufrieden ist und mit den guten und weniger guten Beobachtungen arbeiten kann. Und wir schauen stur auf die schöne Seite dieses Nachmittags, nämlich die großartige Atmosphäre und die vier Tore, besonders die ersten fünfundvierzig Minuten sind doch ziemlich kurzweilig. Fazit: Fussballfest mit kleinen Fehlern. Morgen geht's dann in die Ostprignitz, bis Freitag kommt dann schon der erste Feinschliff, bevor es dann, gleiche Stelle, gleiche Welle, am Samstag gegen die Franzosen geht, wobei es sich hier ja um ein Doppelevent handelt, denn unsere Frauen, frisch gebackene Zweitbundesligisten, testen ja vorher gegen Werder Bremen.
Kleines Gerücht am Rande: Wir sollen uns für den peruanischen Nationalspieler Renato Tapia interessieren, dessen Vertrag bei Celta Vigo ausgelaufen ist. Deswegen wäre der 29-jährige Defensivallrounder ablösefrei. Über zweihundert Einsätze in der Eredivisie und in La Liga sind jedenfalls eine Hausnummer. Tut mir leid, sehr viel Konkreteres gibt es derzeit leider nicht zu vermelden, außer dass wir uns wohl mit dem FC Turin über die Ablösemodalitäten angeblich einig sind, aber die Turiner noch nicht mit Robin Gosens, das könnte auch daran liegen, dass die Norditaliener in der kommenden Saison nicht international spielen werden. Irgendwas ist eben immer. Also warten wir weiter ab und hoffen auf das Ketchupflaschenprinzip: erst kommt kaum was - und dann aber! Wird sicher nicht einfach für Bo, denn ein drittes Trainingslager wird's wohl kaum geben, doch einfach kann ja fast jeder, oder?
25. Juli: Transferstau, Burcu und die Glasgow Rangers
Unionfux: Seit vor knapp vier Wochen die Verpflichtung von Laszlo Benes vom HSV bekanntgegeben wurde, hat sich kaum was getan, weder auf der Zugangs- als auch auf der Abgangsseite. Woran liegt das?
Allgemein kommt der Transfermarkt in diesem Sommer spät in Schwung, das geht beinahe allen Vereinen so. Da helfen auch keine ewigen Gerüchte wie bei Leite, Doekhi oder Gosens, die ja schon seit Wochen bei den unterschiedlichsten Interessenten „im Gespräch“ sind - man schaut allenthalben, wie sich die Dinge entwickeln, jeder will sich verschiedene Optionen offenhalten, hofft auf Dominoeffekte, auf bessere Konditionen, so oder so.
Es erinnert unwillkürlich an den alten Wilhelm-Busch-Spruch: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Bess’res findet!“ Und wir sind eben Teil dieses Marktes und können kaum die Gesetze aushebeln.
Also könnte es durchaus noch eine ganze Weile dauern, bis der endgültige Kader steht, ob es uns nun in den sportlichen Kram passt oder auch nicht. Auf jeden Fall dürften wir erst weitere Neuzugänge vermelden, wenn etwas Platz im Aufgebot entstanden ist, ganz davon abgesehen, dass sich logischerweise dann auch finanzieller Spielraum ergibt.
Neuestes Gerücht: Alex Kral hat das Interesse von Deportivo Alaves geweckt, aber auch da dürfte er nur ein Name von vielen sein. Und wir interessieren uns angeblich für Tim Rothe von Borussia Dortmund, letzte Saison ausgeliehen an Kiel, wo der junge Verteidiger ziemlich aufgetrumpft hat, aber gerade deswegen wird Dortmund ihn nicht so einfach ziehen lassen… Wir werden sehen.
Einen Neuzugang gibt es dennoch, der 19-jährige türkische offensive Mittelfeldspieler und/oder Linksaußen Livan Burcu, immerhin ausgebildet bei Eintracht Frankfurt, hat bei uns unterschrieben, der in der abgelaufenen Spielzeit beim Drittligisten SV Sandhausen doch ziemlich Furore machen konnte, wir reichen ihn jedoch gleich weiter nach Magdeburg, zwecks Spielpraxis.
Das hat zwar schon Icke in seinem letzten Beitrag erwähnt, aber es gibt natürlich einen Grund, warum ich hier nochmal drauf eingehe, denn es gibt nun kritische Stimmen wegen dieses Transfers und der charakterlichen Eignung des Spielers: einerseits, weil Burcu in Sandhausen gekündigt hat, weil der Verein vergessen hat, ein Ablaufdatum im Vertrag zu vermerken und er somit unbefristet ist - das Arbeitsgericht sieht den Spieler übrigens deswegen im Recht. Und andererseits, weil Sandhausen sich mit Darmstadt 98 trotzdem auf einen Wechsel inkl. Ablöse in Höhe von 200.000 Euro einigt, der Vertrag ist unterschriftsreif, da überlegt es sich Burcu doch anders und unterschreibt bei uns.
Sieht für viele so aus, als hätte der Junge und sein Berater gleich zwei Vereine verarscht - aber ich sehe das etwas anders. Abgesehen davon, dass uns die Details ohnehin nicht bekannt sind - dass Sandhausen keinen korrekten Vertrag ausfertigen kann, ist nun mal Pech oder Dummheit oder beides, aber nicht für den Spieler, der sich diesen Umstand zunutze macht.
Und Darmstadt weiß ebenso, dass ein Kontrakt erst gilt, wenn er unterschrieben ist. Kommt ein besseres Angebot rein, ist es gar nicht so unüblich, dass der Spieler noch mal umschwenkt. Zweite Liga kann er auch in Magdeburg spielen und hat zusätzlich die Option, nächstes Jahr in unseren Erstligakader zu rutschen. Sieht vielleicht nicht so geschmeidig aus und ist ärgerlich für die Vereine, aber es ist korrekt und, ja, so ist das Geschäft. Und es ist ja nun wahrlich auch nicht immer so, dass die Clubs sich immer tadellos verhalten…
Robin Knoche hat vor einigen Tagen beim 1. FC Nürnberg unterschrieben, trotz anfänglicher Pläne, weiterhin erste Liga zu spielen - gut für Nürnberg und irgendwie auch für uns, ich hätte ungern in der kommenden Saison gegen ihn spielen wollen, von einer möglichen Pokalbegegnung mal abgesehen.
So, und am Samstag steigt das Heimspiel gegen die Glasgow Rangers, die Alte Försterei dürfte, angesichts eines solchen namhaften Kontrahenten, nahezu ausverkauft sein, deswegen ein Tipp für all diejenigen, die nicht dabeisein können: Sport1 überträgt die Begegnung ab 17 Uhr, ist ja immerhin auch was, auch wenn man nur dabei ist statt mittendrin. Und wir dürfen gespannt sein, welche Figur sowohl Neuzugänge als auch Leihrückkehrer machen - und nicht zuletzt ist es die Heimpremiere unseres neuen Trainerteams.
Es soll zwar zwischendurch regnen, aber nichtsdestotrotz: das wird ein Fest!
21. Juli: Baustellen, Gerüchte und eine glänzende Situation rund um Union
Icke: Unsere Baustellen türmen sich. Der Stadionbau verzögert sich weiter. Die Infrastrukturen, die für die endgültige Baugenehmigung notwendig sind, stehen auch noch nicht fest. Davon sind wir abhängig. Bauämter sind eine wunderbare Oase der Ruhe. Dazu macht unser Kader weiterhin keine Anstalten, sich wesentlich zu verändern. Wir reden von verschlanken, aber es passiert kaum etwas.
Natürlich kommen andauernd Meldungen, zum Beispiel über bevorstehende Wechsel, nur dass es ist bisher nur Gerede ist.
Aktuell soll mal wieder der AC Turin sehr an Gosens interessiert sein. Wenn sie aber ihr altes Witz-Angebot von sieben Millionen nicht mindestens um 3,5 Millionen erhöhen, dann hat die Alte Försterei wieder etwas zu lachen.
Was denken sich diese Italiener eigentlich? Dass wir uns hier alle die Schuhe mittels einer Kneifzange anziehen? Dafür gibt es ein Wort: dummfrech.
Die dritte Holding-Line ist aktuell die Suche nach einem passenden Haupt-Sponsor. Dass wir uns dafür Zeit nehmen und nicht jeden nehmen wollen (schlechtestes Beispiel aktuell Rheinmetall in Dortmund), ist lobenswert. Aber wir wissen das ja nicht erst seit heute!
Trotz alledem, können wir sehr zufrieden sein. Wir spielen weiterhin in der ersten Liga. Finanziell geht es uns immer noch gut. Wir haben Stand jetzt einen vernünftigen Kader, der sicherlich noch verbessert wird. Und wir haben mit unseren Stadion-Plänen eine glänzende Perspektive vor Augen. Es gibt nicht sehr viele Bundesligisten, die zum einen wirklich unabhängig agieren können und zum anderen, neben dem eigenen Stadion, noch weitere Immobilien als ihr Eigentum betrachten können. Da gab es in der Vergangenheit eine ganze Reihe kluger Entscheidungen, von denen wir heute und in Zukunft profitieren werden.
Die einzige Neuigkeit im Kader heißt Livan Burcu. Der Türke, der auch einen deutschen Pass besitzt, kommt aus Sandhausen aus der dritten Liga. Er ist ein Außenstürmer und hat dort mit seinen 19 Jahren für reichlich Wirbel (13 Scorer-Punkte in 28 Drittligaspielen) gesorgt. Wirbel aber nicht nur wegen seiner guten Leistungen, sondern auch mit Vertrags-Quälereien. Seine starken sportlichen Leistungen wurden auch belohnt, indem er in die türkische U21 berufen wurde. Wir werden ihn in den nächsten zwölf Monaten nicht sehen, weil er gleich für ein Jahr zum Zweitligisten 1.FC Magdeburg verliehen wurde.
Mein Lieblingsspieler als Leite-Ersatz, Felix Uduokhai soll nach dem geplatzten Türkei-Wechsel nun ein Thema in Hoffenheim sein. Schauen wir mal. Die Gerüchteküche beim Thema Leite sagt, sein fast sicherer Wechsel zum AC Mailand ist nun durch ein wiederholtes aktuelles Interesse von Real Madrid gefährdet. Uns soll das Recht sein, dass sich diese beiden großen Vereine gegenseitig überbieten. Im Gespräch sind aktuell 18 Millionen für Leite!
Interessant ist auch die Personalie Ludovic Ajorque. Die fast Zwei-Meter-Latte aus Mainz sucht aktiv nach einem neuen Club. Mainz ist wohl auch damit einverstanden. In der Bundesliga war er in Mainz nur am Anfang sehr erfolgreich. Wer sich aber mal seine ganze Karriere anschaut, egal wo - bis auf Mainz - hatte er immer eine gute Torquote. Und wer das auch in der ersten Liga in Frankreich schafft, der kann nicht so schlecht sein. Unser neuer Trainer kennt ihn genau, vielleicht ist er auch bei uns (klammheimlich) ein Thema. In Bos' System passt er perfekt hinein, so wir mit zwei echten Außenstürmern agieren. Das ist nur ein Brainstorming, würde mir aber sehr gefallen.
Die Personalie Doekhi geht jetzt auch in seine Endphase. Nizza scheint wohl immer noch sehr interessiert zu sein. Allerdings öffnen sie Ihre Geld-Schatulle nicht so, wie es dem Marktwert des Spielers entspricht. Doekhi hat einen Marktwert von 17 Millionen. Natürlich steht er nur noch ein Jahr unter Vertrag. Aber genau deshalb müssen wir ihn auch nicht verschenken. Unter zehn Millionen (plus Weiterverkaufsbeteiligung) würde ich ihn nie und nimmer hergeben. Die beste Lösung wäre, wir gehen bis an unsere Schmerzgrenze und geben ihm einen frischen Fünf-Jahres-Vertrag! Eisern.
18. Juli: Union schlägt Dynamo - Das erste Trainingslager ist durch
Unionfux: Testspiel Nr. 2 im österreichischen Trainingslager: Union schlägt Dynamo Kiew vor rund 650 Zuschauern mit 3:2 nach Toren von Hollerbach in der 14., Bedia in der 67. und Jordan direkt vor dem Abpfiff in der 91. Minute.
In der Halbzeit wird konsequent durchgewechselt inklusive des Trainingsgastes Carl Klaus im Tor, den sich Micha Gspurning in der nächsten Woche nochmal anschauen soll, bevor entschieden wird, ob der Ex-Nürnberger als neuer dritter Keeper verpflichtet werden kann.
Das Spiel ist in weiten Teilen ein typisches Trainingslager-Freundschaftsspiel, ab und an blitzt was auf, aber insgesamt ist der Unterhaltungswert übersichtlich. Dynamo Kiew ist schon weiter in der Vorbereitung und kein leichter Gegner, streckenweise haben die Ukrainer mehr vom Spiel, doch wir stehen hinten ganz ordentlich und nutzen unsere wenigen Chancen.
Trotzdem halten sich die Erkenntnisse, zumindest für den Laien, in Grenzen. Vielleicht sollte auch Hollerbach keine Elfmeter schießen, eigentlich ein Wunder, dass der Dynamokeeper den schwachen Versuch in die Mitte prallen lassen muss, so kann ihn der Stürmer im Nachschuss doch noch verwandeln.
Schön, dass Jordan und Bedia getroffen haben, die beide vor dem Tor nicht lange fackeln, aber ich denke, dass wir auch einen von beiden noch abgeben, wen, dürfte letztlich die Nachfrage entscheiden. Vertessen fällt positiv auf und Kral gibt einen passablen Innenverteidiger ab, ob auch für die Zukunft, das wird sich noch zeigen.
Auch der Leihrückkehrer Tymo Puchacz ist dabei, trotz EM, weil er einfach auf eine Woche Urlaub verzichtet hat, um sich in der Vorbereitung schon anzubieten, hab ich selten so erlebt, aber in diesem Sommer gleich zweimal: Auch Neuzugang Leopold Querfeld, ebenfalls EM-Teilnehmer, ist schon seit Sonntag im Trainingslager. Das nenne ich mal zielstrebig. Nur der Test gegen Kiew kommt noch zu früh.
Unterm Strich steht der zweite Testspielsieg, nicht überzubewerten, aber trotzdem sicher nicht schlecht für die Moral und ein letztlich gelungener Abschluss des ersten Trainingslagers, denn am Freitag geht’s nach Hause. Dirk Zingler ist ebenso mit nach Österreich gefahren und hat dort in einem Interview bestätigt, dass es noch einige Bewegung im Kader geben wird, wobei der neue Sportdirektor Horst Heldt betont, dass man eher keine Last-Minute-Transfers tätigen will, sondern bereits vorher der künftige Kader stehen soll.
Außerdem verrät der Präsident, dass man in Verhandlungen mit möglichen Hauptsponsoren steht, sich aber unbedingt Zeit lassen will, um einen zu uns passenden Partner zu finden, so jemand wie der Rüstungskonzern "Rheinmetall", der bei Borussia Dortmund einsteigt, ist zum Beispiel für uns nicht denkbar.
Außerdem scheint nun klar zu sein, dass der Stadionneubau und der damit verbundene Umzug ins Olympiastadion nicht vor 2026/27 stattfindet (und hoffentlich wirklich nur ein Jahr dauert!!). Gut zu wissen.
Und sonst noch? Der Kicker stellt wie jeden Winter und Sommer seine Rangliste auf und fängt naturgemäß mit den Torhütern an - Nur neun Keeper werden diesmal genannt und Frederik Rönnow ist dabei, in der Rubrik "Nationale Klasse", völlig zu Recht - Herzlichen Glückwunsch, Freddy! Und unserem ganzen Tross eine gute und entspannte Heimreise!
15. Juli: Spieler, die uns wirklich besser machen würden
Icke: Am 28. Juni verkündeten wir mit Benes den letzten Neuzugang im Kader der Profis. Das ist jetzt auch schon wieder 17 Tage her. Inzwischen sind wir bereits im ersten Trainingslager. Das sollen ja die Grundlagen für die neue Saison gelegt werden. Trainingsbeginn war schon am 1. Juli. Für das Fehlen der EM-Teilnehmer kann keiner etwas. Für das Tempo bei der neuen Kaderzusammenstellung gilt das nicht.
Einzig bei den Abgängen tat sich etwas. Laidouni verlässt uns Richtung Katar. Wenigstens ohne ein Transferminus. Aber es bleibt dabei, unser Tempo reicht für eine vernünftige Vorbereitung nicht aus.
So gut wie sicher schien der Wechsel des in Augsburg spielenden Sachsen Felix Uduokhai in die Türkei. Waren wir das, die dazwischen gefunkt haben? Es würde mich freuen. Ich halte nämlich sehr viel von dem jungen Mann. Spätestens im letzten Spiel gegen uns glänzte er gewaltig. Er gewann gefühlt jeden Zweikampf, egal wer von uns auf ihn zukam. Meines Erachtens ist er jetzt schon stärker als Leite. Und das für relativ kleine fünf Millionen, die im Gespräch sind.
Bruno Petkovic, der nur noch ein Jahr Vertrag hat, wird aktuell mit AEK Athen in Verbindung gebracht. Wenn wir wollten, könnten wir da sicher mithalten. Wollen wir?
Und auch Hlozek ist weiter auf der Suche nach einem Leihverein. Und wie so oft hat der AS Rom seine Fühler ausgestreckt. Allerdings schreien die Römer erst einmal bei allen guten Spielern laut umher. Wir wissen das aus eigener Erfahrung. Eigentlich wäre Union für Hlozek perfekt. Er will immer spielen. Das könnte er bei uns wohl am besten.
Heiß diskutiert wird in Gladbach - und das nicht erst seit heute - Florian Neuhaus. Keiner weiß so richtig, warum er dort - vor allem bei den Fans - in Ungnade gefallen ist. Fakt ist, dass sich der AC Florenz intensiv um ihn bemüht. Gehalt und Ablöse würden aber auch bei uns (gerade so noch) passen. Er wäre eine Führungspersönlichkeit auf Jahre gesehen bei uns - auf der "8". Ich halte sehr viel von ihm.
Völlig verrückt scheint es, wenn ich über Robert Andrich sprechen möchte. Aber bitte, schauen wir uns doch einmal Details an. Schon in der Meister-Saison war er kein klarer Stammspieler in Leverkusen. Weil eben die Legende Xhaka über allen thront. Daneben haben sie auch noch den 45-Millionen-Mann Palacios. Wenn dort alles gesund ist, spielen Xhaka und Palacios im zentralen Mittelfeld. Damit aber noch nicht genug: Neu verpflichtet haben die Leverkusener mit Garcia einen spanischen Nationalspieler. Für immerhin 18 Millionen Euro. Garcia spielt ausschließlich im zentralen Mittelfeld. Wie ist denn der Plan dort? Sein System wird Alonso nicht ändern. Es könnte nur sein, dass er Andrich vielleicht anstatt Tah in die Dreier-Kette zurück ziehen möchte. Das hat er schon zwei- oder dreimal Mal gemacht. Das wiederum wäre aber großer Käse für die deutsche Nationalmannschaft, wo er ja im defensiven Mittelfeld seinen Stammplatz aktuell sicher hat. Und wer jetzt denkt, der verdient ja in Leverkusen Unsummen, der irrt. Mehrere Quellen sagen gleichlautend, sein Jahresgehalt beträgt 1,6 Millionen. Das schaffen wir auch.
Und auch der schon einmal erwähnte Bernardo ist noch auf der Suche. Allerdings macht es Bochum den Interessenten nicht leicht und ruft zarte zehn Millionen als Ablöse auf. Bei einem Marktwert von etwas über fünf Millionen - für einen 29-Jährigen ist das absurd. Wiederum ist Gladbach der heißeste Kandidat. Wahrscheinlich weil sie gern Netz für ein mittleres Vermögen nach England transferieren möchten. Und hinter Netz/Bernardo hätte man ja noch den anderen Berliner Ullrich für die linke Außenbahn. Bei uns wäre Bernardo wohl ein Volltreffer. Weil er die defensive Variante zu Roussillon auf links wäre und gleichzeitig noch den linken Part in der Dreierkette übernehmen könnte.
So ganz habe ich die Hoffnung ja noch nicht aufgegeben, dass irgendjemand im Verein auf die Idee kommt, Becker zurückzuholen. Abgesehen vom Wetter bei seinem aktuellen Klub könnten wir das wohl realisieren, wenn wir es wollten. Wie sehr er mit seinen Sprints fehlt, konnten wir in der zweiten Halbserie sehen.
Knoche hat bekanntlich auch noch keinen neuen Verein gefunden. Warum denkt darüber keiner nach? Sein Leistungsvermögen dürfte uns noch zwei Jahre helfen können. Bezahlbar ist er auch. Und wenn Vogt mal ausfällt und Doekhi nicht mehr da ist, was passiert dann? Ich würde das sehr begrüßen!
Alle im Brainstorming (und nichts anderes ist es!) genannten Spieler (Udoukhai, Petkovic, Hlozek, Neuhaus, Andrich, Bernardo, Becker, Knoche) würden uns (wahrscheinlich) sofort besser machen. Am schwierigsten ist wohl die Suche nach einem wirklich guten Stürmer. Dass die nächsten Verpflichtungen aktuell so lange dauern, liegt hoffentlich daran, dass sie eine neue Qualität beinhalten. Denn bislang haben wir nur die Breite des Kaders noch breiter gemacht. Natürlich müssen uns noch ein paar Spieler verlassen. Hoffen wir auf einen schlagkräftigen Kader zum 24. August 2024. Eisern.
12. Juli: Startschüsse am Samstag: Trainingslager Tirol und Trainingszentrum Oberspree
Unionfux: Am Samstag macht sich die Mannschaft, besser gesagt: große Teile davon, auf den Weg nach Längenfeld in Tirol, um ein erstes Trainingslager abzuhalten. Okay, ist schon nicht so einfach, wenn man weiß, wer alles noch fehlt (Nationalspieler und weitere mögliche Neuzugänge) oder wer nur noch kurze Zeit da ist (möglicherweise Doekhi, Leite, Gosens und wer sonst noch so dazukommen könnte). Obendrein muss man sich eines Trainingstorwarts in Person des bereits erwähnten Carl Klaus (Ex-Nürnberg) bedienen, da Schwolow verletzt ist, Stein nicht fit, Rönnow noch im Urlaub und Grill nach Braunschweig verliehen ist. Ideale Bedingungen sehen anders aus, nicht gerade einfach für Bo Svensson, die Woche in der Ferne sinnvoll zu gestalten.
Eins scheint jetzt schon klar: die sechs Wochen bis zum Saisonstart in Mainz werden wir brauchen, um halbwegs eingespielt zu sein, die frühe Vollständigkeit des Kaders bleibt wieder nur ein frommer Wunsch. Aber die meisten Mitbewerber haben durchaus ähnliche Probleme, das Szenario ist ja auch nicht ganz untypisch für die Turnierjahre. Und dass sich der Transfermarkt nicht nach unseren Wünschen richtet, dürfte auch nicht neu sein.
Also ist wieder mal Geduld an allen Fronten gefragt - mit einer Ausnahme: nach anderthalb Jahren und 50 Spielen bei uns geht Aissa Laidouni nach Katar zum SC Al-Wakrah. Ein wenig schade, dass der tunesische Nationalspieler sein vorhandenes Potential bei uns nur selten auf den Platz bringen konnte, den niedrigeren Anforderungen der dortigen Stars League dürfte er wohl problemlos stemmen. Ich gehe mal davon aus, dass wir ungefähr das Geld zurückbekommen (idealerweise etwas mehr), dass wir seinerzeit an Ferencvaros Budapest überwiesen haben, die Ablöse dürfte bei drei Millionen plus liegen, denn sein Vertrag lief immerhin noch bis 2027.
Und sonst? Die großen Namen der Testspielgegner setzen sich fort: am 18. Juli spielen wir in Österreich gegen Dynamo Kiew. Zu Hause folgen dann bekanntlich die Glasgow Rangers und Real Sociedad Sebastian und mittendrin kommt Olympique Lyon zur Saisoneröffnung in die Alte Försterei, alle vier Mannschaften gehören zum oberen Drittel ihrer Meisterschaften und sind in der kommenden Spielzeit durchweg europäisch vertreten, gar keine üblen Nagelproben.
Die Eröffnung unseres neuen Trainingszentrums Oberspree am Bruno-Bürgel-Weg an diesem Wochenende wird hoffentlich ein Meilenstein in der Geschichte unseres Vereins, zwar ist unsere Nachwuchsarbeit fraglos ziemlich gut, immerhin sind u. a. U17 und U19 in den höchsten Spielklassen präsent, nichtsdestotrotz wissen wir alle, dass es lange her ist, dass sich ein Eigengewächs bei uns nachhaltig im Profikader etablieren konnte (die letzten waren Quiring, Skrzybski und vielleicht noch Jopek), in der Bundesliga ist das noch gar nicht passiert - Aljoscha Kemlein könnte jetzt der erste Spieler sein, dem das tatsächlich gelingt.
Die äußeren Voraussetzungen sind jedenfalls ideal wie noch nie, vielleicht könnte man jetzt noch in naher Zukunft die Überlegung auf eine zweite Männermannschaft wieder aufnehmen - denn das Verleihen vielversprechender junger Spieler funktioniert auch nur selten so erfolgreich wie bei Kemlein, dessen letztes Halbjahr beim Bundesligaaufsteiger St. Pauli annähernd optimal verlief. Oft kommen die Jungs nicht auf die Einsatzzeiten und schnell ist so ein Jahr in vielerlei Hinsicht ein verlorenes Jahr, also eher ein Schritt zurück als einer vorwärts und dann gibt es selten eine gute Gelegenheit, diesen frühen Karriereknick wieder zu korrigieren. Die Liste der jungen Spieler ist lang, denen das passiert ist, hoffen wir, dass mit dem TZO die Liste der nächsten Jahre kürzer wird.
11. Juli: Stillstand im Union-Kader?
Icke: Beim Thema Neuverpflichtungen und Abgänge scheint es beim 1. FC Union aktuell nicht weiter zu gehen.
Nicht einmal neue Gerüchte gibt es. OK, abgesehen vom Keeper Carl Klaus, der angeblich für den verletzten Schwolow geholt werden soll. Wobei der Verein sich zu Schwolows Verletzung noch nicht einmal geäußert hat. Will sagen, Nordkoreas Elite könnte bei uns ein Praktikum absolvieren und würde noch etwas lernen können.
Schön für die über 60.000 Mitglieder des Vereins und viele viele Sympathisanten ist das allerdings nicht. Vor lauter Langeweile arbeiten sich einige wenige im Internet an Robin Gosens ab. Kein ehrenwerter Stil. Das zeigt aber auch das Dilemma auf. Gosens, Doekhi und Leite werden als potentielle Abgänge gehandelt. Mehr als ein halbes Dutzend Vereine sind wohl an den Spielern dran. Aber es passiert … nichts.
Und das wiederum heizt die Fantasien einzelner an. Nicht zwingend zum Wohl des Vereins. Und jedem ist auch klar, dass wir nicht mit acht zentralen Mittelfeldspielern in die Saison gehen wollen. Je nach System haben wir zwei bis maximal drei Plätze dafür zu vergeben. Auch hier ruht der See … still. Bei unseren zentralen Stürmern sieht es danach aus, als wenn Jordan eine weitere Chance bei uns erhält. Warum auch nicht, wenn wir keine andere Qualität haben können. Dazu wird sich sicherlich Neuzugang Prtajin gesellen. Ob wir uns dann mit Bedia noch einen dritten Mittelstürmer im Team leisten wollen … ist noch völlig offen. Eventuell wäre eine Leihe für ihn die beste Lösung.
Allerdings sind wir bereits im Training für die Saison-Vorbereitung. Wollten wir nicht, wie wir es in den ersten vier Jahren der Bundesliga auch schafften, den größten Teil des Kaders zum Vorbereitungs-Start beisammen haben? Das klappt schon einmal nicht. Zumal ja auch noch die Turnier-Spieler fehlen bzw. sich im Urlaub befinden. Das sind mit Rönnow, Laidouni, Schäfer, Benes, Neuzugang Querfeld, Puchacz und Juranovic immerhin sieben Spieler. In diesem Fall, gut für Union, dass es Kral und Gosens nicht in die Ländermannschaften schafften, sonst wäre es sogar NEUN Spieler gewesen. Das erschwert die Situation noch zusätzlich.
Dass wir am ersten Spieltag - zumal mit einem neuen Trainer - eine gut eingespielte Mannschaft beisammen haben, davon dürfen wir uns verabschieden. Andererseits, wenn ich sieben bzw. neun Spieler im Kader habe, die für ihre Ländermannschaften ein Thema sind, so kann der Kader ja so schlecht gar nicht sein. Ist er eben auch nicht. Wenn keiner mehr geht, so brauchen wir einzig und allein nur noch einen Knipser.
Den haben wir nun wirklich nicht. Und hier würde es sich sicherlich auch in Form von Punkten bezahlt machen, wenn man eine richtige Qualität dazu holen würde. Jordan, den wir nun behalten möchten, ist ein Mittelstürmer für maximal zehn Tore. Jedenfalls in der ersten Bundesliga. Prtajin ist (noch) eine Wundertüte. Ob er in der ersten Bundesliga zu Recht kommt, dass wissen wir noch gar nicht. Und über Bedia breite ich mal den Mantel des Schweigens aus. In seinen sieben BL-Kurzeinsätzen kann ich mich an exakt zwei gute Szenen erinnern.
Vielleicht überrascht uns ja auch unser Neu-Manager. Der Ex-Bundesliga-Torschützenkönig Andre Silva ist auf dem Markt. Der kann ja nicht alles verlernt haben. Meine Meinung, er spielt nur beim falschen Verein. Das Problem dabei, zum einen sein hohes Gehalt, zum anderen sein aktueller Arbeitgeber RB Leipzig. Aber wo ein Wille ist, da finden sich Wege. Ein richtiger Knipser würde uns verdammt guttun. Was nur wenige bewusst wahr nahmen, aber enorm wichtig ist, Union strafft seine Geschäftsbereiche. Legt viele Themen zusammen.
Dabei werden natürlich die neuen Geschäftsführer der nun größeren Abteilungen im Verein gestärkt. Das ist zum einen - Gott sei Dank! - Oskar Kosche, der nun die kompletten Bereiche Finanzen, Finanzierung und Lizensierung verantwortet. Daneben übernimmt Bernd von Geldern die Bereiche Unternehmensentwicklung, Marketing und Vertrieb. Hier ist auch das Sponsoring und das Merchandising mit enthalten. Die Bereiche Vermarktung, Vertriebsmarketing und Digitalisierung gehören ebenfalls dazu. Ich vermute mal, er hat keine lange Weile.
Pierre Lüttge bekommt auch ordentlich etwas zu tun. Neben seinen alten Bereichen Organisation und Verwaltung bekommt er on top noch die Spieltags-Organisation und den Fan- und Mitglieder-Service dazu. Und weil das noch so wenig ist, gleich noch die Fanbetreuung, das Ticketing und die IT obendrauf.
Der einzige, der Glück hatte … ist Christian Arbeit. Zu den Themen Kommunikation, AFTV, Grafik, Social Media und Historie kam nicht Neues hinzu. Parallel verhandeln wir mit potentiellen neuen Haupt-Sponsoren. Ist die Farbe des neuen Ausweich-Trikots Zufall oder ein Fingerzeig? Die BVG ist ja auch Gelb. Wir werden uns wohl noch eine Weile gedulden müssen. Bei vielen Themen. Eisern!
7. Juli: Auftakt ohne Hauptsponsor
Unionfux: Hurra, es geht wieder los - naja, zumindest ein bisschen. Das 40-jährige Jubiläum zu den berühmten Entscheidungsspielen (1984 waren Union und Chemie Leipzig am 26. und letzten Spieltag punkt- und torgleich, deswegen musste eine Art Relegation her - leider mit bösem Ausgang für uns. Besonders das in jeder Hinsicht chaotische Rückspiel in Leipzig habe ich in schlechter Erinnerung ...) führt den 1. FC Union in den Alfred-Kunze-Sportpark zum derzeitigen Viertligisten zum Freundschaftsspiel.
Es endet 4:0 für uns, die Tore schießen Khedira, Vertessen und Prtajin (jeweils Abstauber nach Pfosten beziehungsweise Torwartabwehr) und Hollerbach, der wirklich sehenswert aus vollem Lauf von halblinks den Keeper überlupft. 5000 Zuschauer sind dabei (mehr dürfen nun mal nicht in das Chemiker-Stadion), die Stimmung ist sehr gut, auch wenn es zwischenzeitlich wie aus Eimern schüttet. Selbst Bo Svensson ist beeindruckt, wieviel Betrieb bei so einem Testspiel ist.
Wirkliche Erkenntnisse bleiben natürlich aus, dazu ist der Gegner zu schwach, der Zeitpunkt noch zu früh und die Aufstellung zu kunterbunt. Es fehlen nun mal noch die EM-Spieler plus Laidouni, Gosens (der soll wohl nicht mehr einer Verletzungsgefahr ausgesetzt werden vor seinem Wechsel nach Italien oder Portugal oder...), Volland, Roussillon (tatsächlich verletzt) - dafür spielen einige U19-Spieler mit und auch die Leihrückkehrer Kemlein, Skarke, Siebatcheu und Preu sind dabei, zur Halbzeit wird einmal komplett durchgewechselt.
Leider verletzt sich Ersatzkeeper Schwolow, aber es bleibt ja noch genug Zeit zur Genesung bis zum ersten Bundesligaspiel: diesmal starten wir am vorletzten Augustwochenende (anders als die fünf Jahre zuvor) auswärts, und zwar in Mainz, dann kommt St. Pauli zum ersten Heimspiel, dafür findet das letzte Spiel der Saison auch auswärts statt, in Augsburg - wir sollten diesmal also nicht bis zum finalen Spieltag mit der Rettung warten …
Bemerkenswert ist mit Sicherheit noch die Premiere der neugestalteten Ausweichtrikots in überwiegend Gelb und Weiß (bestenfalls eine Frage des Geschmacks, um es mal diplomatisch auszudrücken), denn auf der Brust prangt ein "Berlin" und das ist nicht etwa unser neuer Hauptsponsor. Paramount plus ist jedenfalls nach einem Jahr ausgestiegen, vereinbarungsgemäß, wie der Verein sagt. Okay, bei Inter Mailand sind sie auch runter von der Brust, allgemein will der Streamingdienst sein Engagement in Europa runterfahren, wohl, weil es weniger gut läuft in Sachen Abos als erwartet.
Nun läuft also die Suche nach einem neuen Hauptsponsor auf Hochtouren, dabei war der knappe Klassenerhalt nicht gerade hilfreich, lange war ja nicht klar, in welcher Liga man in der kommenden Spielzeit aufläuft. Es wird wohl nicht leicht, jemanden zu finden, der auch noch ähnlich viel ausspuckt wie die Amerikaner, sechs Millionen Euro stellen zwar eher das untere Drittel der Bundesliga dar, aber ich denke, man wäre bei uns schon heilfroh, in dieser Größenordnung zu bleiben. Auch, wenn die Liga brummt, die Wirtschaft steht nicht gerade Schlange, denn die brummt gerade nicht so.
Wobei ich immer geglaubt habe, dass der Verein aufgrund seiner Besonderheiten als Werbepartner überdurchschnittlich attraktiv wäre, aber dem ist wohl nicht ganz so, denn schon zu Zweitligazeiten war es nicht so einfach, einen zahlungskräftigen Partner aufzutreiben. Lassen wir uns überraschen, wer es wird. Schön wäre es, wenn die Partnerschaft diesmal wieder etwas langfristiger wäre, nach den jeweils nur einjährigen Auftritten von Wefox und eben Paramount und hoffentlich sind wir nicht ganz so preiswert: ein Schnäppchen sind wir nun nicht gerade, oder?
6. Juli: Rausgeflogen und gewonnen
Icke: Deutschland ist gegen Spanien im Viertelfinale gescheitert. Sehr unglücklich. Durch ein Last-Minute-Tor in der 119.Minute. Da hatten wir einen kurzen Augenblick Merino nicht richtig gedeckt. Aber warum „rausgeflogen und gewonnen“? Wir Deutschen haben unseren (guten und einsatzstarken) Fußball wieder.
So wie wir gegen den Turnier-Favoriten Spanien spielten, war das aller Ehren wert. Die ersten 45 Minuten waren die Spanier – bei fast ausgeglichenem Spiel – einen Tick besser und einen Hauch torgefährlicher. Das deutsche Spiel war geordnet und knallhart.
Ja so wünscht man sich das, wenn man gegen einen spielerisch besseren Gegner antritt. Kroos, der mehrere Male ordentlich „zulangte“ und den kompromisslosen Andrich-Part übernahm, hatte schon Glück, nicht gleich am Anfang Gelb zu sehen. Es ging dann torlos in die Kabine.
Zur Halbzeit korrigierte Nagelsmann sich selbst. Sein Plan mit Sane und Can in der Startelf ging nicht auf. Es kamen Andrich und Wirtz. Und gerade Wirtz brachte viel Bewegung in unser Spiel. Olmo ließ dann aber die Spanier in der 51.Minute jubeln. Deutschland brauchte einen Augenblick – um sich zu schütteln. Dann aber wurde es sehr viel besser. Ab ca. der 70.Minute war Deutschland die klar bessere Mannschaft und hatte die größeren Chancen. Nagelsmann legte offensiv nach. Die Spanier konnten froh sein, dass wir keine unserer vielen Tor-Chancen bis dahin nutzten.
Niemals hörten die Deutschen auf, an den Ausgleich zu glauben und in der 89.Minute gelang Wirtz genau dieser. Emotion pur! Auch in der Verlängerung waren wir das spielbestimmende Team. Und versemmelten leider unsere guten Gelegenheiten. In der 106. Minute war es dann so weit. Millionen „Bundestrainer am Fernseher“ schreien „Elfmeter“. Ein Spanier wurde im Strafraum an die Hand angeschossen. Die Szenen gab es schon oft und fast immer gab es den Strafstoß. Auch bei dieser Europameisterschaft. Nur nicht in diesem Spiel.
Schweinsteiger und andere Experten brachten es auf den Punkt … in neun von zehn Fällen pfeift der Schiedsrichter. Nur nicht in diesem Spiel. Eine krasse Fehlentscheidung, welche Deutschland das Weiterkommen kostete. Und dann kam es, wie es so oft kommt. Spaniens einzige Chance nutzten sie in der 119.Minute und sie retten sich damit in die nächste Runde. Und selbst danach hatten wir noch zwei dicke Chancen, nur nutzen muss man sie.Pfosten, Schiedsrichter und der Chancen-Tod verbauen uns ein Happy End.
Doch gewonnen haben wir trotzdem. Wenn wir uns erinnern, wo unser Fußball noch im vergangenen Jahr stand und wie das Spiel gestern lief, so haben wir unseren deutschen Fußball zurück. Wirtz und Musiala sind große Lichtblicke für die kommenden (Fußball-) Jahre. Die Einstellung stimmt wieder und Nagelsmann traut sich etwas. So macht es wieder Spaß - die deutschen Spiele anzuschauen! Eisern.
5. Juli: Schaffen wir die Spanier?
Icke: Die Frage beantworten diverse deutsche Umfragen mit einem klaren ja. Wohlgemerkt Umfragen in Deutschland.
Unsere Blogger-Meinung dazu ist ziemlich klar. Nur wenn bei uns alles zusammen passt und wir einen guten Tag haben. Allerdings chancenlos sind wir Deutschen gegen Spanien nun auch nicht. Betrachten wir nur die schnöden Zahlen, so liegen die Spanier mit einem Mannschafts-Wert von 965,5 Millionen nur knapp vor den Deutschen (831 Mio.).
Aber gut, ehrlicherweise haben sie die technisch klar besseren Fußballer. Aber das ist sehr oft … egal. Betrachtet man zum Beispiel die ersten 4 Jahre von Union in der Bundesliga, so war Union bei seinen Punktgewinnen fast nie die bessere Fußball-Mannschaft. Und genau das ist das Schöne beim Lieblingsspiel der Deutschen … es gewinnt mitnichten immer die bessere Mannschaft mit der feineren Klinge.
Dinge wie Teamgeist, Kampfgeist, Zusammenhalt und die Lautstärke der Fans spielen eine Rolle, manchmal auch die Entscheidende! Und genau in diesen Disziplinen könnten wir einen kleinen Vorsprung haben. Der Teamgeist scheint bei uns zu stimmen. Der Zusammenhalt ebenso. Erfahrende Spieler wie Kroos, Rüdiger und Neuer gehen nicht nur mit guten Leistungen voran, sondern sorgen auch für einen Teamspirit, wie er sein muss. Ob das reicht, wissen wir erst am späten Freitag Abend.
Ganz entscheidend wird sein, so wenig wie möglich Fehler zu begehen. Wer morgen keinen spielentscheidenden Lapsus fabriziert, wird wahrscheinlich gewinnen. Natürlich haben die meisten Spanier eine bessere Technik und sind stärker im Dribbling. Aber Schwächen haben sie eben auch. Das ist unter anderem ihre Vierer-Kette. Wenn das Mittelfeldspiel auf eine Seite fokussiert ist, so ist die andere Seite meist einsam verweist. Ein punktgenauer Kroos-Pass kann Spanien auseinanderreißen und für Räume und schnelles Umschalt-Spiel sorgen.
Mit Wirtz oder Sane und Musiala haben wir dafür die richtigen Spieler auf dem Platz. Obwohl Sane jetzt und genau jetzt … zeigen muss, was er draufhat. Wir wissen, dass er ein Unterschiedsspieler sein kann. Nur hat er das bei dieser EM noch nicht gezeigt. Es wird Zeit!
Und noch etwas wird absolut entscheidend sein. Kimmich und Raum spielen gegen die beiden spanischen Teeny-Zauber-Mäuse der Spanier auf den Außen. Sie müssen denen ab der ersten Aktion heftigst auf die Füße treten. Sich Respekt verschaffen. Dann verlieren so junge Spieler auch schon gern mal die Contenance. Das müssen übrigens ihre Nebenspieler im Zentrum – Kroos und Andrich ebenso.
Andrich hat ja mit seiner neuen Haarpracht in Pink schon begonnen – auffallen zu wollen. Genau das brauchen wir … selbstbewusste Spieler, die den Spaniern den Zahn ziehen. Und natürlich muss Musiala auch noch einen genialen Tag haben. Dann schaffen wir Spanien. Ich glaube dran! Eisern.
1. Juli: Zwanzig unglaubliche Jahre - Danke, Dirk Zingler!
Unionfux: Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Zwanzig Jahre als Vereinspräsident sind sogar eine erstaunlich lange Zeit: Herzlicheisernen Glückwunsch, Dirk Zingler!
Als der glühende Union-Fan am 1. Juli 2004 sein Amt antritt, noch 39-jährig und weil es eigentlich niemand so richtig machen will, laufen die Uhren bei unserem Verein noch komplett anders: Gerade sind wir aus der Zweiten Liga abgestiegen - und damit nicht genug: Das erste Amtsjahr des jungen Präsidenten endet mit einem erneuten Abstieg und der steht im Grunde schon nach der ersten Halbserie fest.
Doch auch wenn der sofortige Aufstieg aus der Oberliga mühselig ist - von nun an geht es relativ stetig und zügig bergauf. Schon drei Jahre später sind wir wieder in der Zweiten Liga und setzen uns dort fest. Neun Jahre lang sind wir Zweitligist, da gelingt Dirk Zingler etwas, was ihm vorher ziemlich selten gelang: ein absoluter Glücksgriff in Sachen Cheftrainer.
Der Schweizer Urs Fischer führt den Verein im zehnten Zweitligajahr tatsächlich in die Bundesliga und das ist doch so unfassbar, dass fast alle, auch der Präsident, von einem Urlaub in der obersten Etage des deutschen Fussballs sprechen. Doch aus dem Urlaub wird vielviel mehr, er führt uns sogar bis in die Champions League, bis letztes Jahr die etwas unverhoffte Delle kommt. Beinahe hätte Zingler tatsächlich sein 20-jähriges Jubiläum im Unterhaus begehen müssen, doch zum Glück kann das spektakulär in letzter Minute verhindert werden. Doch nicht nur das ist in den letzten zwanzig Jahren passiert. Zwischenzeitlich wurde die marode Alte Försterei neu aufgebaut, in einer weltweit wohl beispiellosen Aktion, nämlich unter Mithilfe der Fans.
Und ein kompletter Neubau steht schon seit einiger Zeit vor der Tür: 37000 Zuschauer soll die neue Arena an gleicher Stelle fassen, kein Wunder, hat sich doch die Mitgliederzahl des Vereins unter dem Großen Vorsitzenden nahezu versiebzehnfacht, von knapp 4000 auf über 66000.
Und auch, wenn der 1. FC Union dank der nimmermüden Zuversicht seines Präsidenten mittlerweile ein anerkannter Bestandteil einer der stärksten Ligen der Welt ist, so wird trotzdem so viel wie nur irgend möglich von der Einzigartigkeit dieses Vereins bewahrt, wird nicht jedem Auswuchs des Kommerzes gefolgt, will man der zuweilen etwas schrullige, familiäre und verschworene Haufen aus dem Südosten Berlins bleiben, ein Sonderfall gewissermaßen, in vielfacher Hinsicht.
Das kann natürlich nicht auf allen Ebenen gelingen, sämtlichen Gesetzen des Marktes, denn wir sind ja unbestritten im Profifussball, kann man sich nun mal unmöglich entziehen, das weiß der Realist Zingler, er versucht den Spagat irgendwie zu moderieren und das gelingt ihm doch ziemlich gut. Keine Frage, der Präsident ist schon derjenige, der im Verein das absolute Sagen hat, ohne ihn wird nichts entschieden. Er macht die Ansagen, an den entscheidenden Stellen sitzen seine Leute, es gibt keine Opposition. Das mag man gut oder schlecht finden - Es ist so, er ist eben kein Frühstücksdirektor, sondern ein Patriarch, wie er im Buche steht, er ist das Alpha und Omega, ohne dass er das betonen oder gar herausstellen muss, das hat er gar nicht nötig.
Und der Erfolg gibt ihm recht und nicht nur der. Wer weiß, wo der 1. FC Union ohne Dirk Zingler wäre, aber sehr viel besser hätte es für den Verein wohl kaum laufen können, das müssen selbst die Kritiker zugeben, und das unter eher schwierigen Voraussetzungen.
Nun steht ein weiterer Umbruch an, das über lange Jahre erfolgreiche Duo Fischer/Ruhnert ist weitgehend Geschichte. Ab heute sollen Bo Svensson und Horst Heldt ein neues Kapitel aufschlagen und uns weiter in der Bundesliga etablieren, gern auch etwas mehr, von Urlaub kann schon lange keine Rede mehr sein. Und Dirk Zingler steuert jetzt unaufhaltsam auf das Vierteljahrhundert als Präsident hin. Es gibt noch so viel zu tun und es gibt noch so einige Früchte zu ernten. Viel Glück, Kraft und Spaß dafür und dabei - und danke, DZ, für die letzten zwanzig Jahre, wir staunen immer noch!
30. Juni: Fünf Bälle im Tor, nur zwei zählen
Icke: Ende gut, alles gut? Kann man so sehen. Letztendlich gewann die deutsche Mannschaft verdient mit 2:0 gegen Dänemark. Fünf Mal landete der Ball im Tor, zwei Tore zählten nur. Deutschland erzielte noch zwei weitere Treffer, die der VAR einkassierte, Dänemark hatte mit nur wenigen Zentimeter Abseits ein Höllenpech.
Die Abseitslinie zeigte wirklich nur ein winzig kleines Stück vom Schuh, das nicht regelkonform herumstand. Aber auch über Schlotterbecks Kopfballtor gleich in der 3.Minute kann diskutiert werden. Es wurde aberkannt, weil Kimmich einen Dänen geblockt hat. Wenn das ab jetzt immer gepfiffen wird, so sehen wir keine Kopfballtore mehr.
Diese Blocks im Strafraum passieren ständig und bei fast jedem Eckball. Selbst Union praktiziert das nicht selten. Das war sehr kleinlich interpretiert.Die deutsche Mannschaft begann herzerfrischend. Gute Kombinationen und hohes Pressing waren die Grundlagen dafür. Dabei wechselte Nagelsmann gleich drei Mal. Sane kam für Wirtz, Schlotterbeck für den gelb gesperrten Tah und Raum für Mittelstädt.
Nach 20 Minuten erzielten die Dänen Gleichwertigkeit im Spiel. Chancen gab es auf beiden Seiten. Und ja – wer noch Restzweifel an Neuer hatte, der hat sie jetzt nicht mehr. Mehrmals rettete er in aller höchster Not und mit alter Klasse. Sein Abwehr-Turm Rüdiger – der Gott sei Dank – rechtzeitig fit wurde, unterstützte ihn dabei spektakulär. Wie Rüdiger regelkonform zwischen die Dänen fegte und kompromisslos im deutschen Strafraum aufräumte, war sehenswert. Die beiden vor allem retteten uns hinten die „Null“.
Aber die Deutschen mussten immer wachsam bleiben. Die Dänen waren nun brandgefährlich. Bis zur 34. Minute. Ein irrer Donnerknall ließ das Stadion wackeln. Das heranziehende Gewitter war direkt über dem Stadion und selbstverständlich musste der englische Schiedsrichter Michael Oliver die Partie unterbrechen. Die Unterbrechung half wohl den Deutschen etwas mehr, als den Dänen.
Unsere Mannschaft konnte sich wieder sammeln, bevor es weiterging.Etwa 25 Minuten später geht es dann mit verteiltem Spiel weiter. Es kommt die 48.Minute. Die Dänen erzielen auch ihr Tor. Und auch das wird vom VAR aberkannt. Bitter für sie, es waren wirklich keine 3 Zentimeter. Und keine 4 Minuten danach greift wieder der Video-Schiedsrichter ein. Handelfmeter für Deutschland. Und die Zeitlupe bestätigt, was die meisten Zuschauer im Stadion, aber auch an den TV-Geräten gar nicht gesehen hatten. Ich übrigens auch nicht. Aber die Zeitlupe und der Chip im Ball bestätigen es. Es war richtig.
Und jetzt zeigt Havertz Mut. Gündogan, der erst den Ball hatte, übergibt ihn an Havertz. Um ihn gab es Diskussionen, ob nicht Füllkrug der deutschen Mannschaft mehr helfen könnte. Havertz zeigt keine Nerven und schießt einen perfekten Elfmeter. 1:0 für Deutschland. Und diesmal zählt das Tor.Nun müssen die Dänen kommen. Und sie kamen. Erreichten zumindest ein ausgeglichenes Spiel. Und erarbeiteten sich Chancen, wie aber die Deutschen auch, die nun mehr Platz zum kontern hatten.
In der 59.Minute bricht Havertz allein durch und schießt hauchdünn vorbei. Das musste das 2:0 sein, war es aber nicht. Neun Minuten später schickt Schlotterbeck Musiala auf die „Reise“. Und der macht das 2:0 – allein auf Schmeichel zulaufend – ganz souverän. Wenn wir vorher von den Stützen Neuer und Rüdiger sprachen, so gesellt sich Musiala – spätestens jetzt dazu.
Die Dänen versuchen jetzt alles, aber die Deutschen verteidigen ihr Tor. In der 91.Minute schlägt Neuer weit nach vorn. Wirtz bekommt den Ball und überwindet den dänischen Keeper per Chip. Zwei sehr lange Minuten wird der VAR benötigen, um auch dieses Tor abzuerkennen.In der 96.Minute gibt es dann endlich den Schlusspfiff. Der Sieg war verdient. Aber eben auch hart umkämpft. Nun schauen wir darauf, wer der nächste Gegner wird. Normal müsste es der Turnier-Favorit Spanien werden. Aber die Georgier konnten schon einmal überraschen. Eisern.
28. Juni: Gut, dass Rönnow auf der Bank sitzt...
Icke: Am Samstag um 21 Uhr gehen sie für uns los. Die Kribbelspiele. Nichts mehr mit taktieren. Siegen oder fliegen. Können wir Dänemark? Die reine Statistik sagt ja. Der Topstar bei den Dänen ist Höjlund (Manchester). Umrandet wird er von vielen internationalen und gestandenen Profis. Und wie gut Dänemarks Qualität ist, zeigt vor allem die Reservebank.
Wer Spieler wie Poulsen (uns gut bekannter Brausespieler), Ex-Super-Talent Dolberg, unseren Keeper und perfekten Rückhalt Rönnow, Jensen (28 Mio.) und Christensen (40 Mio./Barcelona) als Alternativen hat, der hat ein Top-Team auf dem Platz. Pfeifen wird uns ein englischer Schiedsrichter. Ergo dürfen wir vermuten, es darf auch mal zugelangt werden und nicht jede Kleinigkeit wird gepfiffen. Das letzte EM-Spiel gegen Dänemark konnten die Deutschen 2012 mit 2:1 gewinnen. Es war aber damals schon sehr eng. Neuer, Kroos und Müller können noch davon berichten. Sie waren schon dabei.
Die Dänen spielen meist ein 3-4-3. Sehr aufgeräumt, sehr diszipliniert. Im Tor mit Altmeister Schmeichel und 2-Meter-Latte Vestergaard. Sie haben eine routinierte Mannschaft mit einer fast deutsch zu nennenden Ordnung. Vorn hilft meist Höjlund oder der liebe Gott. Viele Tore erzielen die Dänen eher nicht. In der Vorrunde schafften sie zwei Tore und drei Unentschieden in drei Spielen. Man kann jetzt sagen, sie haben kein Spiel verloren, aber eben auch kein Spiel gewonnen. Das sagt eigentlich zur Abwehr-Stabilität viel aus. Deswegen halte ich es für nicht gänzlich ausgeschlossen, dass Nagelsmann für Havertz diesmal Füllkrug von Beginn an spielen lässt. Ich würde das machen. Füllkrug ist aktuell einfach formstärker und torgefährlicher. Hinten wird Schlotterbeck den gesperrten Tah ersetzen.
Ob Rüdigers Zerrung bis Samstag wieder ok ist, wird nicht entscheidend sein. Anton könnte ihn gut ersetzen. Wichtig ist für uns, dass Kroos wieder die Form aus dem ersten Spiel erreicht. Wenn dann noch Musiala wie immer stark spielt und wir uns wenig Fehler in der Abwehr erlauben, dann glaube ich an ein hart umkämpftes 3:1 für Deutschland.
Und vielleicht bekommt ja sogar Rönnow ein paar Minuten. Der für mich nach dieser Saison eigentlich vor Schmeichel steht. Nur hat Schmeichel den größeren Namen und ist in Dänemark eine Legende, wie schon sein Vater eine war. Gut für Deutschland, schade für Rönnow. Eisern.
26. Juni: Offizielle Vorstellung von Svensson und Heldt - und ein inoffizieller Neuzugang
Unionfux: Pressekonferenzen sind so eine Sache: Meist erfährt man nicht viel, außer einer Menge offiziell klingender Sprüche und oft wiederholter Floskeln, mal ganz geschickt und mal weniger, wirklich interessante Informationen sind eher selten. Es ist, als hätten PK’s eine Art Teflonummantelung. So ist es auch, in weiten Teilen, heute bei der Vorstellung von Trainer Bo Svensson und Manager/Geschäftsführer Sport Horst Heldt beim 1. FC Union.
Alle freuen sich, da zu sein, und es wird sich gefreut, dass sie da sind. Dabei macht Horst Heldt eine relativ entspannte und humorvolle Figur, Bo Svensson wirkt etwas angespannter. Nun ist Deutsch, das er gleichwohl ausgezeichnet beherrscht, auch nicht seine Muttersprache. Aber nach kurzer Zeit wird auch der Däne etwas lockerer. Sympathisch ist sie auf jeden Fall, unsere neue sportliche Führung, das wirkt alles andere als fremd oder deplaciert - Könnte schon mal passen.
Ansonsten wird eben gesagt, was so gesagt wird: An Bewährtem will man festhalten, aber auch Neues einbringen, natürlich. Es gibt kein Saisonziel außer des Klassenerhalts, natürlich. Es wird noch Veränderungen im Kader geben - so schnell wie möglich, natürlich. Die interessante Info dazu kommt, etwas überraschend, von den anwesenden Reportern. Es wird nämlich nach der Verpflichtung des slowakischen Nationalspielers Laszlo Benes vom HSV gefragt, doch Heldt bleibt ganz cool: Ja, das ist ein ziemlich interessanter Spieler, aber mehr gibt es dazu im Moment nicht zu vermelden.
Die Presse ist da seit wenigen Stunden anderer Meinung, der Transfer soll angeblich durch sein, per Ausstiegsklausel kann der offensive 26-jährige Mittelfeldspieler die Hamburger verlassen, dem Vernehmen nach für drei Millionen Euro. In der abgelaufenen Spielzeit ist der Linksfuß der beste Spieler in Reihen des ehemaligen Bundesligadinos und notorischen Nichtaufsteigers, dreizehn Tore und zwölf Vorlagen sind zweifellos eine Hausnummer, dazu kann der technisch starke Spieler offenbar Standards.
Andererseits ist er etwas langsam und nicht besonders laufstark, arbeitet zudem nur ungern nach hinten - Okay, das erinnert einen damit unwillkürlich an Max Kruse und der hat ja hier bekanntlich geliefert. Es ist der dritte Anlauf von Benes in der Bundesliga, nach Erfahrungen in Mönchengladbach und Augsburg, wäre doch großartig, wenn's diesmal der Durchbruch in der ersten Liga wird und wir unseren so sehnlich gewünschten Zehner haben, der unser Angriffsspiel ankurbelt und überdies selbst noch trifft.
Ansonsten wird nochmal klar, dass sich Bo Svensson seine eigenen Leute mitbringt: Mit Co-Trainer Babak Keyhanfar hat er schon früher zusammengearbeitet, sein Landsmann Kristoffer Wichmann kommt vom Zweitligisten Kolding IF und wird ebenfalls Co-Trainer, währenddessen Tijan Nije, sein langjähriger Videoanalyst, den Trainerstab vervollständigt, lediglich Michael Gspurning wird auch in der kommenden Saison unsere Keeper trainieren. Marco Grote und Marie-Louise Eta sind wieder verantwortlich für die U19, Sebastian Bönig betreut die Leihspieler und der bisherige Chefanalyst Adrian Wittmann nimmt eine Auszeit - Ja, und dass Oliver Ruhnert sich auf den Posten des Chefscouts zurückzieht, ist ja schon länger bekannt.
Eine Menge frischer Wind also, das scheint auch beabsichtigt, bleibt zu hoffen, dass er uns in die richtigen Richtungen weht und uns ähnlich kontinuierlich erhalten bleibt (und so erfolgreich ist!) wie das legendäre Gespann Urs Fischer/Oliver Ruhnert. Mehr gibt es in der guten Dreiviertelstunde beim besten Willen nicht zu erfahren, es wird ständig freundlich ausgewichen, so verrät Bo Svensson zwar, dass er doch tatsächlich Dänemark bei der Europameisterschaft die Daumen drückt und auch, dass er schon eine Wohnung in Berlin hat, aber nicht, wo und auch nicht, wer mit ihm dort einzieht. Und Dirk Zingler unterstreicht nochmal unsere DNA, und wie wichtig es ist, dass man bei allen Gesprächen ein gutes Gefühl und ähnliche Auffassungen hat - und, oh Wunder, die hat man.
Also alles wunderbar bis hierher, alles Weitere zeigen ohnehin erst die kommenden Monate. Wie gesagt: Pressekonferenzen sind so eine Sache - quod erat demonstrandum.
24. Juni: Mit Glück und Unermüdlichkeit die Schweiz niedergerungen
Icke: Mit einer ordentlichen Portion Glück schaffte Deutschland den späten Ausgleich gegen die Schweiz und geht nun als Tabellenführer in die nächste Runde.
Füllkrug erzielte das 1:1 in der 92. Minute mit einem wirklichen mustergültigen Kopfball. Überhaupt hatte man den Eindruck, Füllkrug war nach seiner Einwechslung in der 76. Minute der torgefährlichere Mann – neben Havertz.
Neuer hielt mehrmals ganz hervorragend, seine beste Leistung musste er in der 88. Minute erbringen, als er einen Xhaka-Schuss abwehrte. Diese zwei waren unsere Match-Winner. Eine stabile Leistung konnte auch im dritten Spiel Musiala zeigen. Er entwickelt sich immer mehr zur gefährlichsten deutschen Offensivkraft.
Ansonsten waren die 94 Minuten eine komplizierte Angelegenheit für die deutsche Mannschaft. Die Schweiz hatte unser System hervorragend analysiert und griff sehr früh an. Das schmeckte den Deutschen überhaupt nicht. Zwar erreichten wir ein optisches Übergewicht und hatten mit 66 Prozent wesentlich mehr Ballbesitz, aber bei den wirklich großen Chancen gab es ein Remis. Manche Fachleute sprachen sogar davon, dass die Chancen der Schweizer größer und gefährlicher waren. Ich sah das ausgeglichen. Die Quote von 18:4 der Torschüsse für die Deutschen sagt da dann doch weniger aus. Brandgefährlich waren die Schweizer zu jeder Zeit.
Beide Teams erzielten noch je ein Tor, was allerdings jeweils vom VAR kassiert wurde. Unser "Fast-Tor" erzielte Ex-Unioner Robert Andrich mit einem wirklich schönen Schuss links oben ins Tordreieck. Der VAR und der Schiedsrichter sahen aber Sekunden davor ein Foul von Musiala. Eine typische Situation der Marke "kann man pfeifen, muss man aber nicht". Ein englischer Schiri hätte wohl nur müde gelächelt.
Allerdings, wenn man das Foul von Musiala gibt und daraufhin das Tor aberkennt, dann muss man parallel auch zwingend das Klammern gegen Beier in der 70. Minute pfeifen. Widmer umfasst ihn von hinten, derart intensiv, dass der Abschluss von Beier nicht gelingen konnte. Er wäre sonst im Strafraum zu einer guten Abschluss-Situation gekommen.
Die klare Linie fehlte ziemlich eindeutig vom italienischen Schiedsrichter Orsato. Mal war er großzügig, dann wieder kleinlich. Gut, dass das sein letztes Spiel vor seinem Karriere-Ende war. Nicht, dass aber der Eindruck entsteht, der Schiri war schuld, warum Deutschland so viele Probleme bekam.
Nee, die Deutschen machten sich das Leben selbst schwer. Immer und immer wieder geschahen Abspielfehler und ungenaue Zuspiele, die man in den beiden anderen Spielen nicht sah. Etliche Male wurden Angriffe, die im Ansatz gut aussahen, so mit dem letzten Pass zerstört. Natürlich waren die Schweizer in ihrer Zweikampfführung auch bärenstark. 44 Prozent ihrer Zweikämpfe konnten die Schweizer gewinnen.
Wenn man das Spiel – so wie Nagelsmann es machte – positiv bewerten möchte, so kann man auch sagen, die deutsche Mannschaft hat nie aufgegeben. Und wurde dafür ganz spät noch belohnt. Das wäre genauso richtig.
In der zweiten Halbzeit wagte Nagelsmann sehr viel. Mit Beier, Sane und Füllkrug brachte er drei neue Stürmer. Natürlich musste er dazu auch taktisch umstellen. Und ja, mir wurde Himmel-Angst, weil ich vermutete, dass Deutschland dann in Konter läuft. Aber es ging alles noch einmal gut. Und vielleicht ist es auch einmal gut, dass die Mannschaft eine Spiel-Situation erlebt, wo sie unter Druck gerät.
Im Achtelfinale werden wir mindestens einen neuen Innenverteidiger sehen. Tah ist durch seine zweite gelbe Karte für ein Spiel gesperrt. Dafür bekam Nico Schlotterback noch eine halbe Stunde Spielzeit. Rüdiger, unser anderer Innenverteidiger, war im Gegensatz zu den anderen zwei Spielen – nicht wie gewohnt sattelfest. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Nagelsmann mit Anton und Schlotterback zwei neue Innenverteidiger beruft. Schauen wir mal. Auch Füllkrug klopft immer lauter an die Tür zur Startelf. Eisern.
20. Juni: Ist Deutschland jetzt der Turnier-Favorit?
Icke: Wo steht die deutsche Fußball-Nationalmannschaft? Nach den Siegen gegen Schottland und gegen Ungarn sind wir schon für das Achtelfinale qualifiziert. Am Sonntag um 21 Uhr geht es gegen die Schweiz "nur" noch um Platz 1.
Aber sind Schottland und Ungarn der richtige Gradmesser? Gegen die Schotten zeigten die Deutschen ein überragendes Spiel. Im letzten Spiel gegen Ungarn hatten wir schon sehr viel mehr "Arbeit". Neuer musste mehrmals eingreifen. Und bis zur 70. Minute war das Spiel offen. Die Ungarn kreierten immer wieder Chancen.
Trotzdem war der Sieg gegen die Ungarn verdient. Musiala schaffte es auch im zweiten Spiel hintereinander überragend zu agieren. Seine Dribblings beschäftigten die gegnerische Abwehr ein und das andere Mal. Und ja, er traf wieder ins Tor.
Das deutsche Duo Kroos und Musiala spielt wirklich auf einem Top-Level. Obwohl sich Kroos diesmal überraschend einige Abspielfehler leistete, leitete er doch immer wieder deutsche Angriffe mit einfachen und genialen Pässen ein. Und beide Spieler sind sich auch für die Abwehrarbeit nicht zu schade. Das ist wohl das absolut Entscheidende und macht sie so wertvoll für die deutsche Mannschaft.
Diesmal gegen Ungarn spielten auch Neuer und Gündogan eine große Rolle. Neuer weil er mehrmals Tore verhinderte und Gündogan, weil er selbst traf und ein weiteres Tor vorbereitete. Und auch Wirtz bleibt ein Stabilisator. Hat er den Ball, so kommt meist etwas Vernünftiges dabei heraus.
Auch noch stark spielte Tah. Seine Bewegungen sehen oft behäbig aus, aber er rettet oft bewegungs- und gedankenschnell. Nicht nur einmal in diesem Spiel. Das ist eine Basis, an der sich die ganze Mannschaft, inklusive der "Bank" aufrichten kann.
Auch der Kick gegen die Schweizer wird uns noch nicht endgültig den Leistungsstand des deutschen Teams klar machen. Aber dann kommen die richtigen Gegner. Hoffen wir einmal, dass wir auf Frankreich, Italien oder Spanien erst sehr spät treffen. Chancenlos sind wir aber auch gegen die europäischen Größen nicht. Vor einem Kroos, Musiala, Tah oder Neuer haben auch die anderen einen großen Respekt. Das zumindest – haben wir uns in den letzten Monaten (wieder) erarbeitet.
Granit Xhaka ist der Taktgeber im Team der Schweiz (wie auch in Leverkusen). Man kann auch sagen, Xhaka ist der Kroos der Schweizer. Kobel im Tor und Akanji in der Innenverteidigung sind absolute Größen. Beide mit internationalen Marktwerten zwischen 40 und 45 Millionen bewertet. Shaqiri bestritt zuletzt fünf von sechs Spielen und erzielte dabei drei Tore. Auf ihn sollten wir ein ganz besonderes Auge richten.
Unser Andras Schäfer spielte gegen Deutschland wieder von Beginn an. Er ist allerdings nicht in Top-Form. Nebenmann Nagy war klar stärker und wirkungsvoller. Auch bei den Kroaten spielte diesmal Juranovic von Beginn an. Auch er fiel nicht sonderlich auf. Das sind wohl alles noch Auswirkungen der verkorksten Union-Saison.
Egal, drücken wir Deutschland am Sonntag alle Daumen und freuen uns, dass der Weg weiter geht. Und vielleicht schaffen wir ja wirklich den Weg in das Finale. Dann ist alles möglich. Auch gegen Frankreich, Italien, Spanien oder England. Eisern!
19. Juni: Der vergessliche Robin Gosens
Unionfux: Als vor einem Monat der Schlusspfiff des 34. Spieltages ertönt, sinken die Spieler des 1. FC Union erleichtert zu Boden: der Klassenerhalt ist tatsächlich noch geschafft, inkl. Herzinfarkt und Zähneklappern, in letzter Sekunde sorgt Janik Haberer für das Happy End - kein Zufall, denn er ist der einzige Spieler außer Volland und Atubolu, der sich wirklich auf den Ball konzentriert, körperlich und geistig anwesend bleibt, deswegen gelingt der so wichtige Nachschuss, danke und Respekt, kann man gar nicht oft genug erwähnen, deswegen mach ich’s hier nochmal.
Und alle freuen sich, ausnahmslos, selbst die Spieler, die schon wissen oder zumindest ahnen, dass sie in der nächsten Saison woanders spielen werden, aus den unterschiedlichsten Gründen. Denn eins ist doch klar - einen Abstieg will niemand so gern in der Vita zu stehen haben, das sieht nicht gut aus und fühlt sich blöd an. Einige vergießen sogar ein paar Tränen, wie auch Robin Gosens. Na klar, das wäre ja, nach der Nichtnominierung für die Europameisterschaft, der nächste Super-GAU: da spielt man seine erste Bundesligaspielzeit, ist der Rekordeinkauf des Vorjahresvierten und am Ende steht ein Abstieg? Wie will man das denn jemandem erklären?
Okay, man ist zwar der Toptorschütze der Mannschaft, aber leider nicht der Topspieler, die Leistung bleibt oft erschreckend überschaubar, Einzelheiten erspare ich uns allen - will aber natürlich gern zugeben, dass hier und da schon mal seine unbestrittene Klasse aufblitzt, zumeist aber nur in der Offensive, denn obwohl Gosens unter der Bezeichnung Linksverteidiger firmiert, so ist seine Defensivleistung einfach zu abenteuerlich, möglicherweise hat er ja zwischenzeitlich vergessen, was Verteidigung bedeutet?
Okay, seien wir fair, kann schon sein, dass man in einer funktionierenden Unionmannschaft wesentlich besser ausgesehen hätte (gleiches gilt beispielsweise für Bonucci, Volland, Kral…), aber der Bundestrainer hat wohl recht - ihm fliegt seine Saison mit Union um die Ohren. Und an der Nichtfunktion ist er ja auch nicht ganz unschuldig. Nun könnte man sich ja schütteln und sagen: hey, ich hab hier einen Fünfjahresvertrag unterschrieben, vier Gelegenheiten, es wesentlich besser zu machen und es allen zu zeigen. Okay, nächstes Jahr kein europäischer Wettbewerb, aber das kann ja bei einer Mannschaft wie Union auch nicht so erstaunlich sein, das heißt: drin ist es offensichtlich, aber keineswegs Teil des Pflichtprogramms - dazu reichen die vorhandenen Möglichkeiten doch nicht so ganz aus.
Aber Robin Gosens scheint so einiges mehr vergessen zu haben: eben die Zielsetzung des Vereins und was fünf Jahre so bedeuten. Gut, bei einer kolportierten Ablöse von 13 Millionen muss man natürlich langfristig unterschreiben, das will der Verein, damit unter Umständen einiges von der Investition wieder zurückkommt. Und daran arbeiten gerade alle Beteiligten, denn Robin will eigentlich nur noch weg, wahrscheinlich ist er selbst über das deutsche Wetter enttäuscht, auch das hatte er anscheinend anders in Erinnerung.
Interessenten gibt es wohl genug für ihn, sein Ruf in Italien ist immer noch gut: zum Beispiel den FC Bologna, der gerade sein lustiges Angebot von neulich (Leihe plus Kaufoption für sieben Millionen) überarbeitet, mit Lazio Rom sollte ja angeblich sogar schon alles klar sein, möglich, dass der Trainerwechsel dazwischengefunkt hat - und nun interessiert sich Benfica Lissabon, Champions League wird gespielt und warm ist es auch. Und wir wissen ja: Rom oder Lissabon, Hauptsache Italien (Entschuldigung, der musste sein)!!
Na schön, vielleicht kommt am Ende gar das eingesetzte Geld wieder herein, ein Großverdiener ist von der Payroll und alle sind es, mehr oder minder, zufrieden. Ich hätte gern gesehen, wie Gosens sich hier weiter entwickelt, ich dachte, der passt doch gut zu uns, er schien so reflektiert und bescheiden, aber der Junge ist eben doch mehr Ich-AG, als man gemeinhin angenommen und gehofft hat, wir haben das ja schon ein paarmal durch - und eigentlich wissen wir das ja auch - ach, aber die verdammte Fussballromantik in unseren Fanherzen ist einfach nicht totzukriegen!
Zur Zeit kommentiert Gosens bei der EM für MagentaTV, da ist er nach dem Spiel Schweiz gegen Ungarn sehr beeindruckt, dass die ungarischen Fans ihre Mannschaft trotz der Niederlage feiern, sowas hätte er noch nicht erlebt: hallo? Vielleicht nach den wirklich vielen Niederlagen in der Alten Försterei? Doch das Gedächtnis des Robin Gosens scheint ja wirklich nicht das beste zu sein…
18. Juni: Das Sommermärchen 2.0 und die zähen neuen Union-Transfers
Icke: Am Mittwoch um 18 Uhr beginnt der zweite Teil der Wiederholungsgeschichte "Deutschland ein Sommermärchen". Deutschland trifft auf Ungarn.
Dem Papier und auch der Form nach - eine klare Sache für die Deutschen. Und genau darin liegt das Problem, wenn man im ersten Spiel so klar überzeugen konnte. Und umgekehrt, die Ungarn im ersten Spiel enttäuschten.
Allerdings, rufen wir die gleiche Leistung ab wie gegen die Schotten und spielen wir unbeirrt so konzentriert weiter, dann sollte am Ende wieder ein klarer Sieg für uns Deutsche herausspringen. Wird Nagelsmann Änderungen vornehmen? Warum sollte er? Ändere niemals eine erfolgreiche Mannschaft ist eine alte Fußball-Weisheit.
Wir sehen täglich mehr Fahnen in den Straßen und – wie früher – mehr Autospiegel-Überzieher. Klingt ein wenig kitschig, aber warum eigentlich nicht? Wir Deutschen möchten auch mal Themen zum freuen haben. Politik und Wirtschaft liefert keine positiven Schlagzeilen. Ergo muss der Fußball herhalten.
Und was gibt es Neues beim 1. FC Wundervoll? Ein Backup-Mittelstürmer ist da, ein Verteidiger-Talent aus dem Ösiland ebenso. Die ganz großen Verpflichtungen – mit Leitwolf-Funktion fehlen bisher. Die Gerüchte um Kleindienst und Tzolis halten sich hartnäckig. Ohne allerdings Erkenntnisgewinne zu beinhalten. Mein Wunsch wäre Kevin Schlotterbeck als Ersatz für Leite. Um Gosens "prügeln" sich auch gerade mehrere große europäische Vereine. Das erste Witzangebot von Bologna (ein Jahr Leihe plus Kaufoption) hat Union natürlich nicht ernst genommen und abgelehnt. Ebenso hat wohl Doekhi gute Angebote. Die drei allein würden knapp 40 Millionen in unsere Kassen spülen.
Ich könnte mir auch ganz prima den Belgrader Mittelstürmer Petkovic vorstellen. 29 Jahre alt und 1,93 Meter groß. Hat bereits 39 Länderspiele gemacht und ist bezahlbar (nur noch ein Jahr Vertrag). Er trifft seit vielen Jahren regelmäßig. Auch Puchacz möchte wohl nicht zurückkehren. Für ihn wäre wohl der Bochumer Bernardo ein glänzender Ersatz. Der hätte gleich den Vorteil, dass er auch als Backup von Kevin Schlotterbeck agieren könnte.
Ansonsten dringt, wie so oft nichts aus dem Club an die Öffentlichkeit. Dass wir aber auch noch keine Abgänge zu verzeichnen haben (außer denen, die schon länger feststehen), ist kein wirklich gutes Zeichen. Bedia und Kaufmann werden es schwer haben. Verkaufen oder verleihen … wäre wohl sinnvoll. Und bei Volland wissen wir überhaupt nichts, kein einziges Wort dringt nach außen. Unser Überangebot im zentralen Mittelfeld sollte ebenso bearbeitet werden. Das wird sogar größer, weil Kemlein aus seiner Leihe zurückkehrt.
Ich hoffe, wir haben aus der letzten Saison gelernt und warten nicht bis kurz vor Ultimo.Aus der A-Jugend dürfen wir auf Rodtnick (Tor), Prosche (RV), Ogbemudia (IV) und Asanji (MS) gespannt sein. Allesamt Nachwuchs-Nationalspieler und hochtalentiert. Das Talent für die Bundesliga bringen sie alle mit. Auch Ciobanu und Wiehe darf man einen weiteren Leistungssprung zutrauen. Talente gibt es AdAF. Sie müssen auch nur mal Chancen bekommen. Es sei es drum, sie auch mal nur für zehn Minuten einzuwechseln.
Nun aber drücken wir Deutschland am Mittwoch um 18 Uhr die Daumen. Genauso wie Union bei den Transferentscheidungen. Eisern!
15. Juni: Musiala, der mit den Schotten tanzt
Icke: Er wurde zum Spieler des Spiels gewählt. Nicht nur weil er ein Tor schoss, sondern weil er immer wieder "den Tanz" mit den Schotten suchte. Ein Dribbling folgte auf das Nächste. Ganz coole Leistung. Aber das 5:1 drückt es schon aus, das ganze Team hat hervorragend funktioniert. Selbst das schottische Ehren-Tor mussten die Deutschen machen, weil diese gar keine Chancen bekamen.
Nach zehn Minuten führten wir mit 1:0, nach 20 Minuten mit 2:0 und zur Halbzeit hieß es 3:0 und die Schotten waren einer weniger. Zu Recht, bei diesem Foul hatte Gündogan großes Glück, dass er sich nichts brach. Wirtz und Musiala zauberten und suchten immer wieder die 1:1-Situation. Kroos dirigierte mit feinen Pässen. Und unsere Abwehr-Monster Tah, Rüdiger und Andrich ließen nichts anbrennen. Andrich fing sich bei einer seiner Aktionen eine gelbe Karte ein und Nagelsmann ließ ihn zur Halbzeit und zur Sicherheit draußen. Bei diesem Spielstand konnten wir uns das erlauben. Neuer hat wahrscheinlich selten in seiner Karriere so wenig Arbeit gehabt.
Und dann trafen auch noch die Joker. Füllkrug und Can, beide frisch reingekommen, trafen mit schönen Schüssen. Auch Sane machte nach seiner Einwechslung viel "Ballett". Auch wenn ihm noch nicht alles gelang. Schön auch, dass die drei jüngsten Spieler, Wirtz, Musiala und Havertz, alle trafen. Das gibt ordentlich Selbstvertrauen. Auch die "zweite Reihe" konnte überzeugen. Das ist bei einem Turnier besonders wichtig. Natürlich machten die Schotten einen Riesenfehler in ihrer taktischen Ausrichtung und hatten auch nicht ihren besten Tag.
Den großen Fehler allerdings machte der schottische Trainer. Die Schotten griffen die Deutschen viel zu spät an. Und wenn technisch hervorragende Spieler wie Kroos, Wirtz und Musiala einmal ins Laufen kommen und Räume haben, dann wird es für jeden Gegner schwer. Und genau so kam es. So extrem, dass die Schotten nicht einmal auf das deutsche Tor schossen. Kimmich und Mittelstädt hielten sich offensiv ein wenig zurück. Sicherlich eine Nagelsmann-Order, um nicht überrascht zu werden. Trotzdem hatten beide auch gute offensive Szenen.
Alles in allem war das ein glänzender deutscher Auftakt, der uns Mut und Appetit auf die nächsten Spiele macht. Eisern.
14. Juni: Gebt den Deutschen wieder Spaß!
Icke: Warum macht die EM 2024 auch Unionern Spaß? Weil wir mit Rönnow (Dänemark), Schäfer (Ungarn) und Juranovic (Kroatien) erstmals erstmals drei Spieler bei einem großen Turnier dabei haben. Kral (Tschechien), Leite (Portugal), Trimmel (Österreich) und Gosens (Deutschland) haben es (teilweise knapp) nicht in ihre Länder-Kader geschafft. Dann wären es sogar sieben Spieler gewesen. Das zeigt aber auch, Union hat sich in dieser abgelaufenen Saison unter Wert verkauft. Die Qualität an Einzelspielern ist vorhanden. Nur als Mannschaft haben sie nicht funktioniert.
Mit Laidouni (Tunesien), Volland (Deutschland), Roussilon (Guadeloupe), Aaronson (USA) und Bedia (Elfenbeinküste) gehören ja noch weitere Nationalspieler oder wie im Fall Bedia – zum Kader gehörende Spieler - dazu. Auch Knoche saß schon auf der deutschen Auswechselbank (allerdings ohne Einsatz) und Vogt gehörte längere Zeit zu den Blickfeld-Spielern. 14 Nationalspieler oder solche, die knapp daran kratz(t)en und wir spielen so eine vermaledeite Saison.
Zurück zur Europameisterschaft in Deutschland. Yep da sah ich schon an den Supermarktkassen ein paar Jungs – so um die zehn, elf Jahre alt – die sich mit Fahnen und anderen Deutschland-Utensilien ausstatteten. Gott sei Dank, Deutschland ist doch noch nicht verloren. Da kommen neue Generationen nach, die sich für unsere Nationalmannschaft interessieren. Jetzt muss das deutsche Team nur noch liefern. Dann haben wir endlich mal wieder Spaß … nach 2006 und 2014. Es wäre dem deutschen Team zuzutrauen. Gerade Wirtz und Musiala darf man viel zutrauen. Und sie haben noch etliche Reserven in ihren jungen Jahren.
Und weitere Dinge sind auch positiv und erwähnenswert. Zum einen die Rückholung von Kroos gibt der deutschen Mannschaft enorme Sicherheit. Nicht nur fußballerisch, sondern auch mental. Und Andrich als Security-Mann neben Kroos gehört auch zu den positiven Überraschungen. Ebenso wichtig war es auch, dass Nagelsmann mit Tah und Rüdiger endlich mal wieder ein Pärchen für die Innenverteidigung gefunden hat, die die alte Tradition an erstklassigen "deutschen Vorstopper" fortführen. Beide sind robust, sicher und aufmerksam.
Schottland heißt unser Gegner heute um 21 Uhr. Ja ja … die Schotten sind unangenehm, sie haben einen Taktik-Fuchs als Trainer. Sie langen hart zu, ihre Fans sind das Nonplusultra. Das haben wir überall alles schon lesen können. Interessiert mich das? Nein! Als Heimmannschaft mit den klar besseren Spielern müssen wir Schottland schlagen. Und mit dieser breiten Brust haben wir den Platz zu betreten. Ich erwarte keine Harakiri-Offensive der deutschen Mannschaft, aber ein offensiv gut organisiertes Spiel. Gebt den Deutschen wieder Spaß, sie haben es verdient! Eisern.
13. Juni: Zwei hochinteressante Neuzugänge für den 1. FC Union
Unionfux: So, jetzt kommt doch etwas überraschend Bewegung in den Unionkader der kommenden Saison: Ivan Prtajin vom Zweitligaabsteiger SV Wehen hat bei uns für angeblich drei Jahre unterschrieben und kostet per Ausstiegsklausel eine Million Euro.
Erst schoß der Kroate mit fünfzehn Treffern die Wiesbadener zum Aufstieg (gemeinsam mit Benedict Hollerbach), jetzt reichten seine dreizehn Tore und zwei Vorlagen nicht, um den Klassenerhalt zu sichern, die Relegation ging gegen Jahn Regensburg verloren.
Klar, dass sich so einige Vereine für den Jungen interessierten, von Kaiserslautern über Hertha bis hin zum Bundesliganeuling Kiel, jetzt haben wir wohl das Rennen gemacht. Der große und bullige Mittelstürmer hat in gewisser Weise Parallelen zu Kevin Behrens - denn er ist mittlerweile schon 28 und seine Erstligaerfahrungen beschränken sich im Wesentlichen auf 19 Spiele in Sloweniens höchster Liga für Olimpia Ljubljana, ansonsten war er eher in den zweiten Ligen der Schweiz, in Holland und Kroatien unterwegs. Also ein ziemlich später Einstieg in den fussballerischen Leistungsgipfel - das kann funktionieren, muss aber nicht.
Als Backup halte ich das für ne prima Idee, von ihm allerdings die Lösung für unsere Offensivprobleme zu erwarten, doch für etwas verwegen. Aber wer weiß? Eine ziemliche Wundertüte - andererseits meines Erachtens jedoch nicht schlechter als z. B. ein Robert Glatzel, der zwar mehr Tore gemacht hat, aber eben auch in einer Spitzenmannschaft der Zweiten Liga, dem ehemaligen Dino HSV. Insofern ...
Das ganze Gegenteil ist der zweite Neuzugang, der Österreicher Leopold Querfeld. Der Innenverteidiger von Rapid Wien ist zwar erst 20 Jahre alt, hat aber schon 54 Spiele für die Hütteldorfer auf dem Buckel und die meisten davon als Stammspieler. Und er ist bereits Nationalspieler und zählt zum EM-Aufgebot. Das könnte ein absoluter Volltreffer sein, zudem hat der Shootingstar noch seine Zukunft vor sich und er kostet lediglich zweieinhalb Millionen Euro, auch hier greift eine Klausel. Sportlich und wirtschaftlich ein ziemlicher Coup, da müsste schon sehr viel schiefgehen, damit das nicht hinhaut.
Eins ist klar: ein wenig Eingewöhnungszeit werden beide Transfers bestimmt brauchen, die Geduld muss man schon aufbringen, aber interessant wird das auf jeden Fall. Derweil erweitert sich der Interessentenkreis für Diogo Leite, jetzt sollen verschiedene Vereine der Serie A den Portugiesen verpflichten wollen, allen voran der AC Milan. Im Raum stehen erstmal stattliche achtzehn Millionen, nicht schlecht, wir werden sehen, wieviel es denn tatsächlich wird.
Serie A, zweiter Teil: der FC Bologna will angeblich Robin Gosens leihen mit einer Kaufoption in Höhe von sieben Millionen - netter Scherz aus der Emilia Romagna, auch wenn das lediglich ein erstes Angebot ist. Das kann sich noch ein bisschen hinziehen, die Gerüchteküche wird da schon ein nettes Weilchen vor sich hinköcheln. Lassen wir uns überraschen und freuen wir uns unterdessen über unsere beiden Neuzugänge, mal sehen, wie der junge Österreicher sich bei der EM machen wird …
10. Juni: Unions Frauen machen Spaß!
Icke: Was für ein Ergebnis! 8:0 gewinnen die Frauen im Relegationsspiel zur 2. Frauen-Bundesliga gegen die Hamburger Frauen von Henstedt-Ulzburg. Damit lege ich mich fest: Die Frauen von Union spielen ab der kommenden Saison in der 2. Bundesliga. Und es wird gar kein Hehl daraus gemacht, wir wollen auch mit der Frauenmannschaft in die 1. Bundesliga.
Das zweite WOW wurde mit der Zuschauerzahl geliefert. Über 18.000 (fast ausschließlich) Unioner pilgerten ins Stadion, die die Frauenmannschaft in dem so wichtigen Spiel unterstützen wollten. Sieht man auch nicht alle Tage. Das Rückspiel sollte nur noch eine Formalie werden. Was den Männern fehlt haben die Frauen. Ähm … ich meine Goalgetter! Sarah Abu Sabbah traf 41 Mal. Das ist Kane-Niveau. Aber auch Dina Orschmann traf 27 Mal und Lisa Heiseler machte 23 Tore. Das Torverhältnis von 145:5 (!) sagt eigentlich schon alles aus.
Wer in 22 Spielen nur fünf Gegentreffer bekommt, der muss hinten "Bombe" stehen. Und 145 eigene Treffer bedeuten 6,6 Tore pro Spiel. Das sind alles Rekordmarken. Natürlich hat das einen Hintergrund und ist mitnichten ein glücklicher Zufall. Union hat vor dieser Saison Geld in die Hand genommen und auf Profi-Bedingungen bei den Frauen umgestellt. Parallel wurde jetzt das neue Trainingszentrum fertig gestellt, wo die Frauen exzellente Bedingungen vorfinden. Und ja, wie im richtigen Leben, da wo es schön ist und wo auch fair bezahlt wird, da finden sich dann automatisch starke Spielerinnen ein. So auch bei Union. Es ist ebenso ein erklärtes Ziel, das die 2. Bundesliga nächstes Jahr wieder gewechselt werden soll. Nämlich nach oben.
Die Aufstellung: Wagner – K. Orschmann (74. Rurack), Niesler, Frank – Sakar (74. Reissner), Blaschka, Moraitou (74. Görsdorf), Heiseler, Metzker – Abu Sabbah (84. Trojahn), D. Orschmann (84. Scheel). Für die verletzte Marie Becker spielte Athanasia Moraitou. Im Vergleich zum letzten Punktspiel lief Fatma Sakar anstelle von Latoya Bach auf. Alles Namen, die wir uns merken können. Sie werden auch in der 2. Bundesliga eine starke Rolle spielen. Zumal der 1. FC Union auch für das Frauen-Team Verstärkungen angekündigt hat. Eisern!
8. Juni: Still ruht der See: wenig los bei Union vor der EM
Unionfux: Ja, momentan passiert nicht allzuviel, zumindest sichtbar, beim 1. FC Union (Union Berlin will ich mir gar nicht erst angewöhnen, das klingt für mich immer wie der CDU-Bezirksverband o. ä.), die Spieler und und die meisten Verantwortlichen sind ausgeflogen. Ab 11. Juni kann man seine Dauerkarte verlängern, so man eine hat, das freut das Fanherz, ganz besonders, da man weiter Bundesligist ist - na, und sonst?
Diogo Leite ist von aufmerksamen Fans in Madrid gesichtet worden - einfach nur mal in die spanische Metropole, warum denn nicht, man hat ja schließlich Urlaub - oder macht Real doch ernst, an unserem Portugiesen wird ja schon eine Weile unaufgeregtes Interesse bekundet, trotz seiner eher durchwachsenen Saison, na gut, wenn der derzeitige Überverein Europas bereit ist, fünfzehn bis zwanzig Millionen auf den Tisch der Alten Försterei zu legen, dann wäre das doch einigermaßen zufriedenstellend und würde für alle Seiten neue Möglichkeiten bieten. Auch für den bis dato an Kaiserslautern ausgeliehenen Tymo Puchacz wird sich angeblich heiß interessiert, unter anderem aus Augsburg, aber da empfiehlt es sich doch, die EM abzuwarten, so schlau wird Horst Heldt allemal sein. Auch wenn Puchacz nicht allererste Wahl bei den Polen ist, so wird er doch seine Einsätze bekommen. Und wer weiß, vielleicht will ihn am Ende Bo Svensson ja auch unbedingt behalten?
Der Unioner der vergangenen Spielzeit, Frederik Rönnow, hat unter der Woche neunzig Minuten für Dänemark im Tor gestanden, in seinem zehnten Länderspiel wurden die Schweden in Kopenhagen mit 2:1 geschlagen und Freddy hat mit einigen guten Paraden dazu beitragen können. Im Turnier dürfte trotzdem Schmeichel jun. im Kasten Dänemarks stehen und Rönnow das Schicksal so vieler guter Keeper erleiden, nämlich trotz allen Potentials der zweite Mann sein zu müssen, frag nur mal nach bei ter Stegen oder gar bei Potti Matthies, der nie A-Nationalspieler wurde, gehört wohl irgendwie zum Berufsbild… Trotzdem - durchhalten, Freddy, Schmeichel ist nämlich auch schon 37, deine Zeit kommt also noch! Josip Juranovic hingegen scheint bei Kroatien gesetzt zu sein, mal sehen, ob man da den Juranovic sieht, der er bei uns im letzten Jahr zu selten war, auch das wäre in mehrfacher Hinsicht wünschenswert.
Alex Kral hat leider letztlich den Sprung in den tschechischen Kader verpasst, das kann eigentlich ebensowenig überraschen wie die Abwesenheit von Robin Gosens im deutschen Aufgebot. Trotzdem war die Nichtnominierung nach Aussage von Gosens einer der schlimmsten Tage seines Lebens. Ich denke, da hat der gute Robin noch nicht allzuviel Schlechtes in seinem Leben erfahren müssen… Be-nei-dens-wert!! Gleichwohl - enttäuscht kann man ja schon sein. Aber, und das kann ihm doch auch nicht ganz entgangen sein, Gosens war eben auch zu selten unwiderstehlich in seiner ersten Bundesligasaison. Mal sehen, ob überhaupt noch welche dazukommen, das Lazio Rom-Gerücht hält sich hartnäckig.
Mich wird die EM (und somit auch die deutsche Nationalmannschaft) ja eher am Rande interessieren, aber wenn ich dazu komme, werde ich natürlich hier und da mal hinsehen und da logischerweise speziell auf unsere nominierten Unioner - und ansonsten lauere ich weiter auf gute bis sehr gute Nachrichten, die unseren Verein betreffen. Kleine Notiz am Rande: der vor über zwanzig Jahren mal anderthalb Saisons bei uns spielende (und das ziemlich gut) Cristian Fiel hat in Nürnberg hingeschmissen und ist seit dieser Woche neuer Trainer beim Zweitligisten Hertha BSC. Da kann man doch in Zukunft mal einen Blick mehr nach Charlottenburg riskieren…
4. Juni: Die große Suche nach dem Zehner
Unionfux: Nachdem Borussia Dortmund das Finale in Wembley gegen Real Madrid verloren hatte, war man in Frankfurt ganz schön enttäuscht, dass man nun nicht in der Champions League antreten kann, sondern nur in der Europa League.
Ganz ehrlich: wenn man als Bundesliga-Sechster mit schlanken 47 Punkten beinahe trotzdem in der sogenannten Königsklasse antreten kann, dann zeigt das, wie sehr das alles auf den Hund gekommen ist. Denn Frankfurt hat alles andere als eine ordentliche Saison abgeliefert, zumindest für ihre Ansprüche. Aber hey, beinahe hätte man ja trotzdem fast das Maximalziel erreicht! Ist das nicht toll? Ja, im wahrsten Sinne des Wortes.
Und auch Heidenheim, als Aufsteiger sehr respektabel auf Platz acht, allerdings mit nur 42 Punkten, eingekommen, wird noch europäisch antreten dürfen, wenn auch nur im, Verzeihung, Trostwettbewerb Conference League. Was will man dazu noch sagen? Wie geht das wohl weiter? Wird man in ein paar Jahren zwar absteigen, aber sich immer noch für irgendeinen Europapokal bewerben dürfen? Das geht ganz bestimmt, lassen wir die UEFA mal machen, die kriegen auch das noch hin. Schöne neue Fussballwelt.
Doch auch wir haben gerade eine ziemliche Enttäuschung zu verkraften, denn der bei uns so heiß ersehnte Zehner in Person des Österreichers Kevin Stöger, der in der letzten Saison wohl, trotz Fastabstieg, die beste Spielzeit seiner Karriere abliefern konnte, wechselt doch nicht zu uns, sondern zur Borussia aus Mönchengladbach, obwohl wir schon in der Winterpause heftig an ihm gebaggert haben sollen.
Das hat offenbar mehrere Gründe: erstmal waren er und Bo Svensson zu Mainzer Zeiten nicht die besten Freunde - unter unserem neuen Trainer machte Stöger in anderthalb Jahren nur zwei Einsätze über 90 Minuten, ansonsten gab es zumeist nur Kurzeinsätze und in neunzehn Spielen wurde er gar nicht berücksichtigt. Welcher Spieler hat da schon Lust auf eine zweite Runde?
Aber viel wichtiger ist eigentlich, dass Gladbach immer noch mehr bezahlt als wir und obendrein einen Dreijahres-Vertrag rausgerückt hat inklusive einer Option auf ein weiteres Jahr. Und aufgrund der Ablösefreiheit könnte es noch ein großzügiges Handgeld gegeben haben, das ist alles andere als unüblich, Kylian Mbappe streicht bei seinem Wechsel zu Real Madrid über 100 Millionen ein, klar, bei Kevin Stöger wird’s eher nicht ganz soviel, aber trotzdem. Das nennt man wohl gute Argumente, denn das ist der klassische letzte große Vertrag für ihn. Und die Gladbacher lösen, zumindest vermeintlich, ihr Vakuum in der Schaltzentrale, eine klassische Win-win-Situation.
Und was wird jetzt aus uns? Ein weiterer, für uns machbarer, Zehner ist in der Bundesliga nicht vorhanden, also wird unser Blick wohl ins Ausland gehen müssen, allerdings munkelt man auch, dass wir uns für den jungen Mainzer Paul Nebel interessieren, der die letzten beiden Saisons in die Zweite Liga an den Karlsruher SC ausgeliehen war und dort ziemlich auftrumpfen konnte.
Möglich ist natürlich auch, dass Svensson letztlich ganz ohne diese Position spielen will, nur sind unsere Probleme im kreativen Bereich seit langem kaum zu übersehen, erst recht in jüngster Zeit, da ist es dann beinahe schiefgegangen. Und aus den eigenen Reihen ist das offensichtlich kaum zu lösen. Aber gut, die Transferperiode beginnt ja auch erst in knapp vier Wochen, dazu kommt die Europameisterschaft, das wird also noch eine ganze Weile dauern, bis das Transferkarussell anspringt.
Zudem warten auch bei uns einige Akteure auf ein passendes Angebot von außen, darauf müsste man unter Umständen auch wieder reagieren, zudem denke ich schon, dass man noch den einen oder anderen Euro einnehmen will oder gar muss. Zum Trainingsbeginn die Mannschaft schon weitestgehend zusammen? Illusorisch. Das könnte noch ein langer Sommer werden …
29. Mai: Blick zurück im Zorn
Unionfux: Die vergangene Saison fühlt sich, beinahe durchgängig, so an, als mussten wir auf einen Schlag alles zurückzahlen, all das Gute in den Jahren davor, da war der beinahe unfassbare Höhenflug - und dann kommt, vollkommen unerwartet, die Rechnung - und die ist geradezu hässlich hoch. In der letzten Spielzeit stimmt sehr wenig, da passt kaum etwas zusammen - bewahrheitet sich hier das alte Sprichwort, dass man im Erfolg die größten Fehler macht? Und obendrein eine Menge davon allzu offensichtlich auf der Hand liegen? Ist man sehenden Auges in die Falle geraten?
Wie wird man sich irgendwann daran erinnern, wie lautet die Überschrift über die Beinahe-Katastrophe? Die "Saison ohne Sturm" oder auch "Als die Kabine gecrasht wurde", wie wär's mit "Das Verlernen des kleinen Einmaleins" oder auch "Normalform? Was ist das?" oder gar "Das ist die Spielzeit, vor der ich immer Angst hatte". Wenn man wissen will, wie das alles passieren konnte, sollte man, unter anderem nur mal nach dem "Unioner der Saison" fragen, da antworten alle wie aus der Pistole geschossen: Keeper Frederik Rönnow - ja klar, keine Widerrede. Aber bei Platz zwei sieht man schon in ratlose Gesichter.
Soll heißen: eine Menge Häuptlinge verpflichtet und im Grunde nur teure Indianer bekommen, das kostet doch tatsächlich der Legende Urs Fischer erst die Nerven und dann den Job, das bedeutet schwer zu ertragende und unendliche fünf sieglose Monate in insgesamt neun Monaten Spielzeit, die wirklich guten Spiele sind an einer Hand abzuzählen - jedoch, jetzt kommt das Beste: es endet erstaunlicherweise nicht in einem Abstieg - warum auch immer. Und somit ist es vielleicht nur ein mächtiger Schuss vor den selbstgefälligen Bug zur rechten Zeit, eine Warnung, den Pfad, der uns so stark gemacht hat, nicht so leichtfertig zu verlassen, eine Aufforderung, nicht so gründlich auf sich selbst hereinzufallen und im Rausch des Erfolges den klaren Blick zu verlieren.
Allein die allgemeine Häme, die man in weiten Teilen von Presse, Funk und Fernsehen immer lauter und deutlicher vernehmen konnte, nicht nur zwischen den Zeilen quoll es nur so raus: "Aha, nun hat es also endlich ein Ende mit dem unerklärlichen Wunder aus Köpenick, das alteingesessenen Bundesligisten einen Ligastartplatz stiehlt - gut so…", muss Ansporn genug sein, sollte den Trotzschalter umlegen, ganz so leicht darf der Platz an der Sonne nicht preisgegeben werden, noch muss es ein Gegengewicht zu all den Torjingles und Hakle Feucht-Arenen geben, auch wenn natürlich auch bei uns oft genug mit den Wölfen geheult wird - wer das eine will, muss auch das andere mögen, alles andere ist Illusion.
Der Restart hat schon mit der Verpflichtung von Heldt und Svensson begonnen, mal sehen, ob es allen Beteiligten gelingt, peu a peu die so wichtige Balance wiederherzustellen, die Geschlossenheit, die die entscheidenden Prozentpunkte herauskitzeln und den einen oder anderen Wettbewerbsnachteil wettmachen kann. Die Verlängerung von Urgestein Trimmel ist da schon mal ein wichtiger Schritt, der Junge ist zu einem bedeutenden Teil Herz und Hirn der Mannschaft, dem brauchst du nichts erzählen, der weiß schon das Wesentliche und das kann er weitergeben - und so jemanden kannst du dir nicht einfach so backen… Obendrauf haben ja Rönnow und Schäfer ebenfalls bereits verlängert - wichtige Signale. Doch eins ist klar: Unsere diesjährige Einkaufspolitik muss sitzen!
Nach zwei ziemlich schwachen Transferjahren muss an den richtigen Stellschrauben gedreht werden, im Grunde ist nur die Torhüterposition mit Rönnow und Schwolow unproblematisch, ansonsten bedürfen alle anderen Mannschaftsteile einer Verstärkung, natürlich abhängig davon, wer uns noch verlassen will oder verlassen muss und natürlich je nachdem, wie die Einnahmeseite aussieht, die im Moment so bei 13 Millionen liegen dürfte nach den Abgängen von Leweling (Stuttgart), Thorsby (Genua) und Jordan (Gladbach). Auch auf der Zugangsseite schwirren bereits ein paar Namen durch die Luft, aber momentan ist das noch uninteressant, zudem diskutiere ich nicht so gern über ungelegte Eier, es lohnt sich letztendlich doch nicht. Mal sehen, ob es Horst Heldt gelingt, die richtigen Spieler zu verpflichten und ob es Bo Svensson gelingt, daraus die alte Spielidee wiederherzustellen und trotzdem einen spielerischen Schritt nach vorn zu machen, damit wir uns in den Top Ten des Landes dauerhaft etablieren können.
Zum Schluss: Eine gute Zahl gibt es aus den zurückliegenden vierunddreißig so anstrengenden Spieltagen dennoch - wir sind mit Abstand die immer noch laufstärkste Mannschaft der Bundesliga. Darauf lässt sich doch (wieder) aufbauen, oder? Ach ja - was Platz zwei beim Unioner des Jahres angeht, ist meine Wahl klar: Janik Haberer. Ohne seinen erfolgreichen Elferabstauber, der alles andere als ein Zufall war, würden wir womöglich über ganz neue Ziele reden: Über Derbys und wie man wieder aufsteigt. Und darüberhinaus ist Haberer doch so etwas wie das Sinnbild der vergangenen neun Monate: insgesamt mit einer sehr übersichtlichen Leistung, aber trotzdem da, wenn's am Ende darauf ankommt. Immerhin, zum verdammten Glück.
26. Mai: Union-Revival der "alten Säcke" um den FC User 04 und wuhDoo 23
Icke: In der Saison 2004/05 rutschten wir bis in die Regionalliga runter. Da wussten wir noch nicht, es kommt noch schlimmer und in der kommenden Saison landeten wir dann prompt in der Oberliga Berlin.
Zu der Zeit konnte man alle 4.631 Zuschauer (im Durchschnitt) mit Handschlag begrüßen. Jeder kannte jeden. Es gab Spiele, da kamen keine 2.000 Leute. Unvorstellbar und doch "erst" 20 Jahre her. Sportlich und vor allem wirtschaftlich hatte Union damals nichts zu lachen.
Und trotzdem waren die paar Männekens bei den Spielen meistens gut gelaunt. Und so entstand aus einer simplen Frage ("Was kostet Flutlicht?") im Unionforum ein richtig geiles Union-Event. Organisiert und durchgeführt von Fans für Fans. Irgendwann ging diese Sinn- und Endlos-Diskussion dieser wuhDoo-Anhänger den meisten Usern gehörig auf die Nerven.
"WuhDoo halts Maul" war nicht selten zu hören. Es gründete sich unter dem Namen FC User 04 eine Gegenbewegung, die nur ein Ziel hatte, den Verblendeten das Licht auszuknipsen. Die Frotzeleien im Internet schaukelten sich hoch und man beschloss die Sache auf dem Fußballplatz zu klären.
Monatelanges hartes Training (okay, ein bisschen übertrieben) und eine akkurate Organisation folgten. Bis sich dann am 24. September 2004 die Giganten gegenüberstanden. Unions Trainer Pico Voigt (er schaute von oben zu) zeigte sich verwundert, dass das Spiele der Spiele (so wurde es genannt) auf dem heiligen Rasen stattfand. Natürlich mit Flutlicht. Das RBB-Fernsehen war anwesend, Frau Puppendoktor Pille als ärztliche Betreuung und (gefühlt) so viele Zuschauer, wie bei den Heimspielen von Union.
Auf der einen Seite bei den Usern mit Manager Andre (Rolle), Spieler-Trainer Block M, Icke, Ratze, Marsch, der große Olli, Don J. nebst Tochter, Oskar (Kosche), Reichii, marian, Block M. jun, Icke jun., BeCe Bierfreund, Zimmi Wildau, Ajax, Sabina und Brillenkicker, Panzafahrer und Turtle, Ajax, jun, Tekmessa. Auch Ex-Manager Christian Beeck machte ein paar Spiele für die User, nicht aber bei diesem Spiel).
Auf der Seite der wuhDoos sah man El_Devino (Dirk Thieme), Spieler-Trainer TeeCee (der uns gestern Abend von oben zuwinkte), Satansbraten, boone, (den Spieler) Jörg (Hellwig), Torquay, kohlse, Skorpio, wumme (unser Stadion DJ), Anno und Anno jun., bunki (Kurier), Mikro, Mehl Gipson, rho, felice, Der Diak, Immer da, Otty, Satan jun., Rote Wölfin, Excelsia, Mo, Simpson, Clemec, Shiwago, Mirko Immerzu und natürlich Frau Puppendorktor Pille.
Einige – wie der schon erwähnte TeeCee – haben uns von ganz oben aus verfolgt. Auch die User-Sponsorin Sabina (Sohn Panzafahrer und Tochter Turtle waren da) und die "gute Seele" von Union – Tekmessa verfolgten uns auch von ihren Logen-Plätzen. Ebenso von ganz oben hat der User-Top-Torjäger Marsch zugeschaut. Welche schmerzhaften Abgänge …
Das Ergebnis damals – zweitrangig. Ok, die Zurechtweisung der Irrgeleiteten wurde knapp verfehlt. Aber im Ernst, es zeigte - und zeigt es noch heute - was den 1.FC Union wirklich ausmacht. Das sind nicht die prachtvollen (Stadion-) Bauten und die millionenschweren Spieler, nein es sind die Fans, die auch in furchtbaren Zeiten etwas auf die Beine stellen (was seines Gleichen sucht) und das "Besondere" ausmachen. Natürlich gehören auch das Weihnachtssingen und das Turnier der Wildauer Kickers dazu. Und viele weitere Events mit Engagement.
Der "Spieler Jörg" (Jörg Hellwig, ehemaliger TV-Mann beim DDR-Fernsehen und RBB) gab seine Rentner-Idylle kurzzeitig auf und hatte mit der Organisation dieses Revival-Events für rund 50 Gäste reichlich Arbeit. Ein Dankeschön an dieser Stelle nach Berlin-Mahlsdorf.
Einer der Höhepunkte des Abends folgte dann – mit dem erneuten gemeinsamen Anschauen des Spiels. Und so manche Erklärung nach 20 Jahren kam erst an diesem Abend … ein kräftiges "Eisern" auf die Fan-Kultur!
23. Mai: Zwei Paukenschläge: Heldt und Svensson sind eine Ansage!
Unionfux: Kaum fünf Tage sind seit Ende des glücklichen Endes der unglücklichen Saison vergangen, da sind schon zwei entscheidende Nägel mit Köpfen gemacht und beide sind, weiß Gott, keine Unbekannten in der Bundesliga: Horst Heldt ist der neue Geschäftsführer Sport, wobei Oliver Ruhnert im Verein bleibt, jedoch etwas tiefer in der Hierarchie und der Verantwortung - als Chefscout.
Der neue Trainer ist angeblich die Wunschlösung und zum dritten Mal angefragt: Bo Svensson wollte jedoch weder auf Urs Fischer folgen noch auf Nenad Bjelica, doch jetzt scheint der richtige Zeitpunkt gekommen. Also auf der einen Seite der erfahrene, eloquente Macher mit dem großen Netzwerk und auf der anderen Seite der intelligente, sympathische und moderne Fussballlehrer.
Ob’s funktioniert, weiß zum gegenwärtigen Zeitpunkt natürlich niemand, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es funktioniert, ist doch, meines Erachtens, recht hoch.
Dass beide bereits woanders gescheitert sind, ist eigentlich systemimmanent - es gehört zum Geschäft Profifussball beinahe zwingend dazu und ist also kein Indiz, andererseits haben sie auch schon hinlänglich bewiesen, dass sie’s können - zwei solche Namen, zumal zu diesem frühen Zeitpunkt, machen allerorten Eindruck und sind fraglos eine Ansage, sowohl nach innen als auch nach außen.
Klar ist damit auch, dass Präsident Dirk Zingler schon vor dem Herzschlagfinale und der weitgehend glücklichen Rettung fest entschlossen war, seine Lehren aus der gewaltig verkorksten Saison zu ziehen - kurz nach Saisonende und geschlagene sechs Wochen vor Trainingsbeginn stehen die beiden wichtigsten Personalien bereits fest und in den folgenden Wochen dürfte es im Kader gewaltig rund gehen: bis auf Ausnahmen soll die Mannschaft am 1. Juli stehen, genug Zeit zum Finden und zur Einarbeitung vorhanden sein.
Die Fehler der letzten Saison, vielzuviele, die so ein „kleinerer“ Verein wie der 1. FC Union an und für sich kaum kompensieren kann, sollen und dürfen keinesfalls wiederholt werden, zu wichtig und wertvoll ist die Bundesligazugehörigkeit und eine Rückkehr nach einem Abstieg alles andere als selbstverständlich.
Heldt und Svensson versprechen wieder eine gewisse Kontinuität, doch während sich, glaube ich, alle auf unseren neuen Trainer einigen können (ich mag am liebsten den Fakt, dass er vor seiner Trainerlaufbahn angefangen hatte, Literatur zu studieren…), so schlägt unserem Manager doch aus weiten Teilen der Fans große Skepsis entgegen, aber ich finde, erst im Herbst werden wir erste wirkliche Urteile fällen können, mindestens bis dahin sollte der neue starke Mann einen Bonus und unser Vertrauen haben.
Und wir wollen mal nicht so tun, als ob der Markt nur so überquillt vor fähigen Leuten. Jaja, logisch, dass einige lieber den ewigen Michael Parensen als Manager gesehen hätten. Und vielleicht auch Marco Grote als Trainer, aber ein gewisser Stallgeruch ist nun mal nicht alles und noch lange keine Befähigung, man muss schon aufpassen, dass man da nicht über ein Übermaß an Fussballromantik stolpert (gleichwohl würde ich es begrüßen, wenn sowohl Sebastian Bönig als auch Marie-Louise Eta einen Platz im zukünftigen Trainerstab finden würden).
Ich schaue jedenfalls, wenige Tage nach unserer beinahe wundersamen Rettung, mit ziemlicher Zuversicht in die neue Spielzeit und freue mich darauf, was diese beiden Neuzugänge bei uns bewirken werden. Ein deutliches Zeichen ist erstmal gesetzt, schnell, ohne Umschweife und das hat es doch in sich.
Also: viel Erfolg, Spaß und Leidenschaft, ein eisernes Willkommen an Horst Heldt und Bo Svensson!!
19. Mai: Am falschen Tag geboren oder hat Queen Elisabeth II. geholfen?
Icke: Wat denn nu'? Da hat Union das wichtigste Spiel seit Jahren vor der Brust, es geht um den Bundesligaverbleib (und um sehr sehr viel Geld).
Aber auch um Emotionen hunderttausender Menschen und natürlich meine eigene Aufgeregtheit. Und meine Cousine lädt zur Geburtstagsparty ein.
Das nennt man Zwickmühle. Kurzerhand konnte ich Einigkeit über den "neuen" Sinn der Party erzielen. Es wurde eine Fußball-Guck-Geburtstagsparty.
Gesagt, getan, eine Extraportion Herzmedikamente (Spaß, haben aber sicherlich einige gebraucht) eingepackt und los ging es. Gott sei Dank war ich nicht der Einzige mit Union-Macke dort. Mein Onkel Jürgen Lüdtke, der mehr als 20 Jahre selber kickte und gefühlte 40 Jahre im KWO arbeitete, war auch da. Und er ist ein Glücksbringer.
Konnte er doch der englischen Königin, bei ihrem Besuch im KWO das Händchen schütteln (davon gibts noch Fotos im Internet). Gute Grundvoraussetzungen. Ein paar Union-Sympathisanten fanden sich dann noch dazu. Sky angemacht und der Thriller begann. Meine Umgebung wunderte sich hin und wieder, wenn der Tisch wackelte.
Das waren die Momente, wo Union zwei Elfer verschoss, Freiburg uns eins einschenkte, wir ganz gute Chancen hatten, ein wirklicher Thriller eben.
Und dann kommt die 92. Minute. Das vergisst keiner, im Leben nicht. Wir verschießen ernsthaft den zweiten Elfmeter im Spiel. Mein Kopf wandte sich schon vom Bildschirm weg. Und plötzlich jubeln alle wie verrückt. Nee, oder?
Da macht der Haberer den Nachschuss rein. Völlig verrückt und eine Achterbahn der Gefühle. Und der unsichere Schiedsrichter Dingert hört und hört nicht auf. Er lässt noch weitere sechs Minuten spielen. Das ist Folter.
Gott sei Dank wissen Laidouni und Volland wie man ein Spiel verzögert. Das sie sich dafür noch Gelb abholen … Geschenkt! Im Nachhinein wahrscheinlich der Geburtstag, den man nie vergisst. Meine Laune, die zwischenzeitlich schon einmal am Boden war, hellte sich auf. Um es mit Urs auszudrücken, schlussendlich war es glücklich, aber verdient.
Ähnlich sahen es auch meine Fußball-Freunde Christian Beeck (Ex-Manager) und unser ehemaliger Stadionsprecher Andre Rolle.
Beecke sagte nach dem Spiel: "Klassenerhalt geschafft, Gott sei Dank, wir spielen auch nächstes Jahr Bundesliga. Der gestrige Tag hat wieder gezeigt, was Union ist. Bis zum Schluss niemals den Glauben verlieren und Eisern bleiben. Ein möglicher Abstieg hätte unseren Weg nicht geändert, ihn nur verlangsamt. Es war ein sehr turbulentes Jahr, in dem wir sportlich nicht konstant unsere Leistung abgerufen haben. Ich wünsche mir sehr, dass wir in der kommenden Saison ein sehr kompetentes Trainer-Team haben und einen äußerst harmonischen Kader".
Und Rolle: "Die Anspannung war enorm, die Verunsicherung groß, wir haben das alle gemerkt. Wir waren sehr engagiert, auch bissig und Freiburg war erstaunlich passiv. Beide Elfmeter waren in Ordnung. Das 0:0 zur Pause ging in Ordnung. Rönnow musste diesmal keine großen Paraden zeigen.
In der zweiten Halbzeit konnten wir endlich mal mehrere gute Spielzüge zeigen. Hollerbachs Tor – nach Vorbereitung unseres besten Spielers Aaronson – war dann wunderschön. Das Freiburger Tor wurde nach einem klaren Foul an Laidouni erzielt. Direkt im Gegenzug nach einem möglichen 2:0 für uns. Aber dann gab es doch noch einmal den großen Ruck in der Mannschaft, das war der Unterschied zum Köln-Spiel. Wir sind bis zur letzten Minute 'marschiert'.
Wir haben glücklich, aber verdient gewonnen. Schön war unsere herzliche Verabschiedung für Streich. Das hat sich der Bursche verdient. In diesem Sinne, frohe Pfingsten allen und Eisern Union!"
19. Mai: Bezahlte Schulden und feuchte Träume - Union bleibt in der Bundesliga!
Unionfux: Zuallererst: danke an Werder Bremen, denn deren Sieg gegen den VfL Bochum ist ja Voraussetzung unseres Klassenerhalts ohne den Umweg über die Relegation.
Ihr habt eure Schulden damit bezahlt: Wir erinnern uns - in unserer ersten Bundesligasaison schlagen wir, längst gerettet, am 34. Spieltag Düsseldorf, Werder erreicht somit die Relegation, gewinnt schlußendlich gegen Heidenheim und hält deswegen die Klasse.
Nun haben sie sich wunderbarerweise revanchiert, aber nichtsdestotrotz mussten wir ja auch das machen, was uns in letzter Zeit so ungemein schwer fiel, unsere Hausaufgaben in der Alten Försterei. Und hatte ich's nicht gesagt: es wird unvergesslich …
Aber im Ernst: wir krauchen dem Abstieg im letzten Moment von der Schippe, trotz zweier verschossener Elfmeter und dem (unberechtigten?) Gegentor der Freiburger wenige Minuten vor Schluss. Gar keine Frage - dass diese, in so vieler Hinsicht fürchterliche Saison so einen knappen, gleichwohl glücklichen Ausgang nimmt, ist äußerst unerwartet und auch wieder nicht - haben wir nicht traditionell das letzte Saisonspiel in der Bundesliga stets für uns entschieden, oft knapp, oft in vorletzter, ja, letzter Minute.
Dabei bleiben Torchancen auf beiden Seiten anfangs äußerst rar, besser gesagt, es gibt nur eine: nach Handspiel von Freiburgs Magenko beschert uns der so oft verachtete VAR doch tatsächlich einen an sich glasklaren Handelfmeter. Doch Juranovic schießt weder plaziert noch scharf und da Atubolu die Ecke ahnt, geht's mit 0:0 in die Pause.
Da praktischer Weise Heidenheim zu dieser Zeit bereits mit drei Toren gegen Köln führt, ist relativ klar: wir können mit Mann und Maus auf Sieg gehen, denn die Relegation ist uns im Grunde sicher, das Unentschieden ist somit keine interessante Option mehr. Und Marco Grote hat das goldene Händchen, Teil eins, denn der eingewechselte Hollerbach haut nach knapp siebzig Minuten und auf Vorlage Aaronson den Ball perfekt in den Winkel.
In der Folge verpassen wir mehrfach den erlösenden zweiten Treffer, mittlerweile führt Werder uneinholbar gegen Bochum, Deckel bitte drauf!
Aber so kommt es, wie es zu unserer bisherigen Spielzeit passt: der seltsame Herr Dingert pfeift kein klares Foul von Makengo gegen Laidouni vorm generischen Strafraum; Freiburg kann kontern und in unsere ungeordnete Abwehr köpft Doan nach Grifoflanke den Ausgleich, nur fünf Minuten vor Ablauf der regulären neunzig Minuten - und mir kommt Dante Aligiheri in den Sinn: "Lasciate ogni speranza, voi che entrate!" Zu Deutsch: "Gebt alle Hoffnung auf, die ihr hier eintretet".
Und als es irgendwie so aussieht, als ob die Nachspielzeit in blödsinnigen Nickligkeiten und vorgetäuschten Krämpfen untergeht, da hebt der zum Glück ewige Trimmel (hat nach zehn Jahren ein weiteres Jahr verlängert, gut so!) einen Freistoß in den Strafraum und der Freiburger Eggestein macht wunderbarerweise wie unnötig den Khedira und ringt Doekhi zu Boden: Elfmeter!
Diesmal tritt der eingewechselte Volland an - und der schießt den entscheidenden Elfmeter, die entscheidende Chance dieser Saison doch wirklich ultralahm an den Pfosten! Doch dann kommt der ebenfalls eingewechselte Janik Haberer, der ja eine äußerst übersichtliche Spielzeit hinter sich hat und legt den Abpraller ebenso aufmerksam wie präzise mit rechts in die linke Ecke! Goldenes Händchen, Teil zwei!
Und wieder kann alles gut werden und dann, nach über neun Minuten und wütenden Angriffen der Badener ist endlich Schluss - und diese Spielzeit, die in weiten Teilen einem Albtraum gleichkommt, bis in die letzten Minuten, findet tatsächlich ein gutes Ende!
Die über 99 Minuten kochende Alte Försterei in einer Mischung aus Trotz, Wucht und Erleichterung ist selig, wer hatte schon nach diesen Wochen des Horrors so ein Happy End erwartet?
Am Schluss ist es der feuchte Traum eines jeden Fußballfans, Erinnerungen werden wach an das Saisonfinale 1988 in Karl-Marx-Stadt, aber eins sollte man doch nicht vergessen: in der folgenden Saison stiegen wir seinerzeit ebenso sang- wie klanglos ab.
Insofern: bitte aus dieser grauenvollen Spielzeit, mit der teuersten Mannschaft ever, lernen. Glücklicherweise hört man aus allen Interviews nach dem Spiel heraus: wir müssen sowohl froh als auch ganz still sein.
In den letzten fünf Jahren unserer Bundesligazugehörigkeit hätten die 33 Punkte nicht zu einem sicheren Klassenerhalt gereicht. Aber egal, egal und nochmals egal. Gibt es was zu jubeln? Oh ja. Gibt es was zu kritisieren? Oooohhh jaaaa! Doch das eine heute, erleichtert, froh und voller Demut - und das andere kommt dann später.
Erstmal ist unfassbar wichtig: der Super-GAU ist, wieauchimmer, abgewendet, der 1. FC Union geht in seine sechste Bundesligasaison und wir haben gelernt: nein, das ist nicht selbstverständlich. Und auf die freuen wir uns alle, genauso wie wohl niemand dieses Finale vergessen wird.
Und ich, der ich im Übrigen alles getan habe für diese Wunder inklusive Glückshemd und extra Katzen-Pokuss, werde in dieser Nacht endlich wieder tief und ruhig schlafen und freuefreuefreue mich mit allen Unionern über all die unverhoffte Schadensbegrenzung und nicht zuletzt darüber, dass diese Saison endlich vorbei ist …
16. Mai: Letzter Aufruf - Fatalismus inklusive
Unionfux: Angesichts der letzten beiden Spiele, jedes auf seine ganz eigene Art niederschmetternd, kann man auf den 34. Spieltag nur noch mit einer gewaltigen Portion Fatalismus blicken.
Sollten wir tatsächlich nicht schaffen, ein Unentschieden gegen Freiburg rauszuholen, also den dritten Punkt innerhalb der letzten zwei Monate, den einunddreißigsten Zähler und Köln tatsächlich in Heidenheim gewinnen, ja, dann haben wir den Abstieg sowas von verdient, dass es mit Worten gar nicht zu beschreiben ist.
Andererseits könnten wir auch noch gerettet werden: bei einem Heimsieg und/oder gleichzeitiger Niederlage von Bochum und Mainz. Oder wir müssen nochmal in die Relegationsmühle gegen Fortuna Düsseldorf - gut oder schlecht, es kommt, wie es kommt.
Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie das Ganze ausgeht, ob die Mannschaft endlich und erstaunlicherweise verstanden hat, worum’s geht und auch die Mittel und genügend Motivation hat, irgendetwas vernünftig umzusetzen, ob Trainer Marco Grote diesmal die richtige Aufstellung hinkriegt und überdies das goldene Händchen für die richtigen Einwechslungen mitbringt, oder auch was Freiburg antreibt oder gar Wolfsburg oder Werder - wir werden es sehen.
Wir können uns sowieso sparen, abermals im Kaffeesatz zu lesen oder weitere Durchhalteparolen zu erfinden, keiner will noch Absichtserklärungen oder halbherzige Entschuldigungen von Wemauchimmer anhören, das haben wir sowohl im Herbst als auch in den vergangenen Wochen zur Genüge getan - mit leider allzu überschaubarem Erfolg. Jetzt heißt es: hopp oder top, Ente oder Trente, alles oder nichts - wir befinden uns jenseits des Geredes, nun werden unweigerlich Tatsachen geschaffen.
Eins steht für mich sowieso außer Frage: die Alte Försterei wird brodeln, jeder wird hoffen, dass die schlimmste Saison der letzten zwanzig Jahre irgendwie noch gut ausgeht, von der Seite aus wird alles getan werden, auch wenn man mental mittlerweile ganz schön in den Seilen hängt - das ist nun mal die dunkle Seite des Mondes.
Wenn die Mannschaft nochmal dem Abstieg von der Schippe springen will: an den Fans soll es nicht scheitern. Und klar ist auch - es wird auf jeden Fall unvergesslich, so oder so.
11. Mai: Unsere allerletzte Chance …
Icke: Was war das denn in Köln? Da beherrschen wir 86 Minuten Ball und Gegner und lassen uns kurz vor Schluss abkochen? So langsam ist aber auch wieder mal gut. Das hält ja kein Union-Fan mehr aus. Schön, dass wir an die Auslastungen der Kardiologen im Umfeld denken. Muss aber nicht wirklich sein.
Zum Spiel … nach 20 Minuten führen wir in Köln und lassen nichts mehr anbrennen. Alles verdient. Köln ist nicht in der Lage uns Paroli zu bieten. Bis dann Khedira kurz vor dem Halbzeitpfiff auf die wahnwitzige Idee kommt, einen Kölner im Strafraum beim Lauf zu klammern. Der nimmt natürlich dankend an, fällt und es gibt Elfmeter, den Kainz dann auch sicher verwandelt. Khedira fängt sich dabei noch eine Gelbe Karte ein. Da er schon vorher knapp an gelb vorbeigeschrammt war, blieb er gleich in der Kabine. Das war richtig, so wie Khedira drauf war, wäre Rot nur eine Frage der Zeit gewesen. Ein übermotivierter Bärendienst des Vize-Kapitäns.
Und trotz des psychologisch ungünstigen Zeitpunkts beim Gegentor hatten wir auch die 2. Halbzeit im Griff, ließen kaum etwas zu. Köln hatte einfach nicht die Qualität, um uns ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Gosens köpfte noch an die Latte. Das alles vernebelte uns wohl die Sinne. Dann aber kommt die 87. Minute. Eine unübersichtliche Situation in unserem Strafraum. Der Ball landet irgendwie beim freistehenden Tigges und der trifft. Aber wir sagen uns, kein Problem, es ist gleich Schluss und ein Punkt reicht uns auch. In der 92. Minute kann Schäfer wiederum aus sieben Meter alles klar machen und hat das 3:2 auf dem Fuß, trifft aber nicht richtig …
Im direkten Gegenzug folgt der beste Kölner Angriff. Der Berliner Maina - einer der schnellsten Bundesligaspieler überhaupt - bricht über links durch und hat ordentlich Platz, passt nach innen und da setzt sich mit Downs ein Kölner Eigengewächs durch. Zwei unserer Verteidiger stehen neben dem 19-Jährigen und schauen bedröppelt zu.
Es ist wirklich unfassbar, was wir in dieser Saison alles vergeigen. Und immer wieder ist es nicht die spielerische Überlegenheit des Gegners, die uns einknicken lässt. Nein, es sind ganz triviale individuelle Fehler. Das war selbst im Heimspiel gegen Real Madrid zu sehen. Aber eben noch offensichtlicher in Köln. Diesen limitierten Gegner hätten wir mit vier oder fünf Toren schlagen MÜSSEN!
Nun haben wir nächste Woche ein echtes Endspiel. Mit so ziemlich allen Varianten, die man sich vorstellen kann. Selbst ein direkter Abstieg ist jetzt noch möglich. Köln hat jetzt 27 Punkte, Union 30 Punkte, Mainz 32 und Bochum 33 Punkte (Bochum spielt am Sonntag noch gegen Leverkusen, holen sie wenigstens einen Punkt, haben sie mit dem Abstiegskampf nichts mehr zu tun). Mainz hat das große Glück ein fast uneinholbar besseres Torverhältnis als alle anderen zu haben. Zwei Teams werden sich retten, ein Team geht in die Relegation und ein Team wird direkt absteigen. Bei uns hilft kein Taktieren mehr. Wir müssen Freiburg zu Hause schlagen. Und hoffen, dass Mainz in Wolfsburg verliert. Und falls Bochum gegen Leverkusen nichts holt und auch nächste Woche in Bremen verliert, kann das Torverhältnis eine Rolle spielen. Bochum ist um zwei Tore besser als wir. Und falls die Kölner nächste Woche in Heidenheim in einen Torrausch verfallen, wir haben auch nur drei Tore mehr als die Kölner. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird aber das Wolfsburg-Spiel gegen Mainz das entscheidende Spiel werden, neben unserem Spiel natürlich. Wenn wir gewinnen, muss Mainz in Wolfsburg verlieren und Köln darf knapp gewinnen. Dann wären wir gerettet.
Fußball-Gott hilf! Es sind sehr viele "wenn's" in den Optionen enthalten. Aber selbst bei einer Relegation wäre ich noch optimistisch. Fortuna Düsseldorf steht als Tabellendritter der Zweiten Liga schon fest. Das würde ich uns noch zutrauen.
Aber für die kommende Bundesliga-Saison - lieber Oliver Ruhnert - mache wieder das, was Du die ersten vier Jahre gemacht hast, baue eine homogene Gemeinschaft zusammen. Und bitte keine Spieler-Kader mehr mit 29, 30 oder mehr Spielern. Das bringt nur Unruhe und das brauchen wir nicht. Stars können sein, müssen aber nicht. Typen wie Kruse sind natürlich immer gern gesehen. Und wir müssen auch an die Schnelligkeit des Kaders denken. Leverkusen und Stuttgart sind so erfolgreich, weil sie alles auch SCHNELL machen können. Da hinken wir gehörig hinterher. Erst recht, nachdem Becker weg ist.
Auch wenn wir alle ein wenig "angefressen" sind, heißt es nun, alle zusammen und jeder an seinem Platz - für einen Sieg gegen Freiburg. Ohne Wenn und Aber. Analysen und Zickereien heben wir uns für später auf. Freiburg niederringen und sonst nichts. Eisern!
9. Mai: Endspiel mit sprühender Troika
Unionfux: Das nennt mal wohl die Stunde der Wahrheit: wir haben noch zwei Spiele, um diese ziemlich verkorkste Saison nicht zu einer vollkommen verkorksten Saison zu machen. Noch haben wir die Chance, mit zwei erfolgreichen Begegnungen eine Relegation zu vermeiden oder zumindest den direkten Abstieg.
Okay, sollten wir tatsächlich noch direkt absteigen, dann hätten wir tatsächlich aber auch gar nichts anderes verdient. Und die Relegation (und damit zwei weitere Spiele) wäre eigentlich ja auch eine Katastrophe, wenngleich eine lösbare. Aber dazu kommen wir, wenn es soweit sein sollte.
Zunächst haben wir die Auswärtsbegegnung in Köln vor der Brust, immerhin sind die Geißböcke unser erklärter Lieblingsgegner in der Bundesliga, die bisher gegen uns gerade mal zwei Unentschieden holen konnten.
Vielleicht war ja die unumgängliche Trennung von Nenad Bjelica der Brustlöser, bestimmt findet das Dreigestirn Grote/Eta/Bönig genau die richtigen Worte, die richtige Taktik und drücken auch sonst die entscheidenden Knöpfe, um aus den Spielern die erforderlichen zehn bis zwanzig Prozent mehr rauszuholen, die es braucht, um zwei Bundesligaspiele zu gewinnen.
Dirk Zingler sprach in seiner Pressekonferenz aus aktuellem Anlass am Dienstag von der sprühenden Energie, die auf den Fluren zu spüren ist - sowas wie eine Aufbruchstimmung herrscht gerade und das große Zusammenrücken sowieso, ach, was wäre das großartig, wenn man die auch auf dem Platz sehen kann! Warum wir allerdings eine solche grandiose Aufbruchstimmung so kurz vor knapp so dringend brauchen, das besprechen wir besser etwas später…
Und keine Frage - auch für unsere drei Trainer sind die kommenden acht Tage eine großartige Chance, denn gelingt der Klassenerhalt, möglichst noch auf direktem Weg, dann würde doch sehr viel dafür sprechen, in dieser Konstellation auch in die nächste Spielzeit zu starten, das wäre dann ein ebenso gewaltiger wie unverhoffter Karrieresprung! Alle dürften extrem gespannt auf die Startelf sein, denn schon da kann sich zeigen, inwieweit die möglichen Retter mit den Ideen und Ansichten ihres Vorgängers konform gehen oder eben nicht.
Klar, die ganz großen Experimente wird’s wohl nicht geben, aber auch die Devise „Never change a winning team!“ greift momentan ja nicht so wirklich. Ich bin mir jedoch relativ sicher, dass die Troika näher am Puls des Kaders ist und ziemlich genau weiß, wie die richtige Mischung aussehen sollte - das wird!
Und wenn noch der Fussballgott, nach langer Zeit, wieder mal ein Einsehen hat und seinen einstigen Liebling Union fest an seine Brust drückt, dann kann schon am Samstag um halb sechs alles wieder gut sein.
7. Mai: Ach du dickes Ei…
Icke: Nicht genug damit, dass wir Bochum nicht mehr schlagen konnten, jetzt bekommen wir auch noch Schlagzeilen mit einem erneuten Trainer-Wechsel. Aus Fan-Sicht ist das alles schwere Kost. Ok, war es ja auch schon das Spiel. Ich dachte wirklich, wir drehen das Ding noch. Aber mit dem 4.Tor haben die Bochumer uns den Stecker gezogen. Obwohl mich die zweite Halbzeit dann doch wieder optimistisch stimmte. Es wurde wieder gekämpft. Und vor allem, es wurden 3 Tore geschossen.
Ich gehe mal nicht davon aus, dass Mainz am Wochenende gegen Dortmund Punkte holt. Trotzdem müssen wir in Köln punkten. Möglichst sogar drei Stück mit nach Hause nehmen. Und das vorweg, natürlich ist das möglich. Wir werden wieder mit einer Dreier-Kette antreten, Khedira und Vogt wieder auflaufen und wenn wir klug agieren, dann beachten wir, wer in der zweiten Halbzeit "Zug" in unser Spiel nach vorn brachte.
Musste unser Präsidium so handeln und einen Trainer-Tausch vornehmen? Nachdem ich eine Nacht drüber geschlafen habe und die bekannt gewordenen Fakten betrachtet habe, komme ich zu dem Schluss: "ja".
Ohne Nenad zu nahe zu treten, es lief zuletzt einfach zu viel schief. Ob das alles Fehler waren oder einfach nur Pech sei dahingestellt. Keiner will sich vorwerfen lassen, trotz neuer Erkenntnisse (das Bochum-Spiel) und klar sichtbarer Punkte-Defizite – nicht gehandelt zu haben, wo es notwendig war.
Auch das macht ein gutes Unternehmen aus und nichts anderes sind wir, ein Fußball-Unternehmen mit 200 Millionen Euro Umsatz und 300 Angestellten. Dazu noch 60.000 eingetragenen Mitgliedern. Und wahrscheinlich weiteren Sympathisanten in sechsstelligen Zähler-Bereich. Alle diese Menschen wollen den 1.FC Union in der Bundesliga sehen. Ich möchte mit der Verantwortungs-Bürde von Dirk Zingler nicht tauschen wollen und bin heilfroh, dass er diesen Job für uns alle – so souverän macht. Und das mehr als 20 Jahre am Stück.
An Nenad sei gesagt, Danke für Dein Engagement, Deine Emotion und Deinen Einsatz. Nein, Du hattest auch kein Glück bei uns gehabt. Wären die zwei "Holz-Treffer" von Volland reingegangen, so hätte wir die Historie wahrscheinlich neu schreiben müssen. Nun ist es so gekommen.
Und unsere Köln-Aufgabe? Die Rheinländer werden sich kaum freiwillig ergeben. Wir werden sie zur Punkte-Abgabe zwingen müssen. Mit Einstellung, Disziplin und Kämpferherz. Bochum hat es uns vorgemacht, wie man auswärts auftritt. Und ob nun Hinz oder Kunz spielt – ist am Ende gar nicht Kriegsentscheidend. Wir haben 18,19 Spieler annähernd auf gleichem Niveau. Und das meine ich positiv.
Ginge es allein nach der nominellen Qualität des gesamten Kaders, so ständen wir im gesicherten Mittelfeld der Bundesliga mit Blick nach oben. Geht’s aber nicht. Fußball ist Gott sei Dank so vielschichtig, dass eben "Kleine" auch mal ganz groß aufspielen und "Gute" eben auch versagen. Auf nach Köln und alles für 3 Punkte im Rheinland. Eisern
6. Mai: Eine gute Viertelstunde gegen fünf schlechte Viertelstunden reicht nicht!
Unionfux: Eigentlich fällt mir, offen gestanden, zu unserer Mannschaft im Moment nicht mehr viel ein. Fragezeichen, Flüche, Schulterzucken, Frust. Aber so geht's ja auch nicht, also: Was, zur verdammten Abstiegshölle, ist das denn?
An eine dermaßen grottige erste Hälfte, gegen einen Abstiegskonkurrenten, der zudem die schwächste Auswärtsmannschaft stellt, kann ich mich kaum erinnern - denn da stimmt bei uns nichts.
Vorne absolut harmlos und hinten böse unsortiert, drei Tore gefressen (und keine Sonntagsschüsse, Konter, unberechtigte Elfmeter oder unglückliche Eigentore), kaum einen Zweikampf gewonnen (und sich nicht eine Gelbe Karte abgeholt!), lethargisch, Fehlpässe en masse, taktisch schlecht, schwache Standards - wie man mit so einer Einstellung in eine derart wichtige Begegnung gehen kann, ist mir absolut schleierhaft, zumal der Gegner uns vormacht, wie man auftreten muss, wenn man den Abstieg vermeiden will.
Bjelica hätte nach dem zweiten, spätestens aber nach dem dritten Gegentor reagieren müssen und sofort die Wechsel vornehmen sollen, die dann nach der Pause stattfinden - allein schon, um ein klares Zeichen zu geben und um seine offenbar falsche Startaufstellung zu korrigieren.
Auch nach der Pause wird es zunächst kaum besser, bis Vertessen nach einer knappen Stunde schön aus über zwanzig Meter ins lange Eck trifft (der erste echte Torschuss, denn Leites Kopfball nach 34 Minuten fängt Riemann mit der Mütze), eine Viertelstunde später haben wir gar insgesamt drei Tore gemacht, durch Bedia (ja, genau der Bedia) und Hollerbach - dummerweise aber dazwischen die Bochumer zu einem weiteren, leichten Tor eingeladen.
Trotzdem bleiben noch gut zwanzig Minuten inklusive Nachspielzeit, um den Ausgleich zu machen, aber dazu gelingt letztlich zu wenig, zu ungenau, zu hektisch sind unsere Aktionen, zu wenig Druck und Wucht wird aufgebaut, Bochum kann sich wieder befreien und bringt den Sieg knapp, aber verdient über die Ziellinie.
Ja, vielleicht kann so ein Spiel auch mal passieren, aber der letzte Sieg ist mittlerweile sieben Wochen her, wenn wir nicht wenigstens den VfL Bochum zu Hause im Griff haben, wen denn dann? Zwischenzeitlich schienen wir uns gefangen zu haben, aber die Talfahrt seit Mitte März ist beängstigend und nicht etwa das Resultat einer langen Verletztenliste oder ständigen Pechs - wir spielen einfach extrem sparsamen Fussball.
Die Punktausbeute in Form von zwei Zählern (beides torlose Auswärtsunentschieden) aus den letzten sechs Spielen (von theoretisch möglichen achtzehn) ist mit Abstand die dünnste der Liga - und das alles mit der teuersten und, zumindest den Namen nach, prominentesten Union-Mannschaft aller Zeiten. Und ständig beteuern alle, dass sie nun wüssten, was die Glocke geschlagen hat, wie ein fauler Schüler, der kurz vorm Sitzenbleiben steht - und dann kommt das Diktat und wieder mit x Fehlern und sogar der eigene Name falsch geschrieben.
Und Nenad Bjelica macht einen hilflosen und überforderten Eindruck, ändert ständig die Aufstellung und nichts kommt dabei heraus, auch hat er die technischen und taktischen Defizite nicht abbauen können. Natürlich müssen es letztlich die Spieler auf dem Platz richten, aber der Trainer steht nun mal ebenso in der Pflicht, sich für die bestehenden, unübersehbaren Probleme was einfallen zu lassen und aus den Jungs wenigstens Normalform rauszukitzeln.
Keine leichte Aufgabe, sicher nicht, trotzdem wüsste ich gern, was unsere Verantwortlichen in Bjelica gesehen haben: den gewieften Taktiker, den großen Motivator, den Bessermacher? Das alles scheint er nur bedingt zu sein, denn so richtig haben wir uns nie freigeschwommen, wirklich überzeugend war nur der erste Sieg gegen Gladbach, ansonsten ist es doch viel Gegurke.
Weil Mainz in Heidenheim glücklicherweise über ein Unentschieden nicht hinauskommt, haben wir immer noch alles in der eigenen Hand, aber seit gestern wüsste ich jetzt nicht mehr so recht, wie das Wunder aussehen soll, wie wir die sechs (oder doch mindestens vier Punkte) holen wollen - zu ernüchternd sind die Leistungen der letzten Wochen. Das Ausbleiben echter Lichtblicke und das Spiel gegen Bochum ist da, im wahrsten Sinne des Wortes, der traurige Gipfel.
Darüber kann auch die furiose Viertelstunde nicht hinwegtäuschen, die drei Tore, eine Seltenheit bei uns, sind am Ende leider nur Makulatur, weil die restlichen fünf Viertelstunden einfach schlecht bis sehr schlecht sind - so besteht man gegen niemanden nirgendwo.
1. Mai: Volle Konzentration auf Bochum
Icke: Sonntag schlägt die Stunde der Wahrheit. Um 15.30 Uhr spielen wir gegen Bochum. Gewinnen wir, sind wir wahrscheinlich durch. Weil wohl Mainz in Heidenheim auch keine wirklich leichte Aufgabe hat. Am vorletzten Spieltag spielen wir in Köln, wo wir sehr oft ganz gut aussahen und Mainz hat Dortmund zu Gast. Auch kein Fallobst.
Und der letzte Spieltag sieht ein Heimspiel für uns gegen Freiburg vor, während Mainz in Wolfsburg antreten muss. Bochum tritt am letzten Spieltag in Bremen an und nach dem Spiel gegen uns empfangen sie Leverkusen. Alles ist in dieser engen Konstellation möglich und soll noch einmal aufzeigen, dass das Spiel gegen Bochum richtungsweisend wird.
Unser Trainer wird aus Sicherheitsgründen seinen "Stiefel" weiter so durchziehen, wie er es bis jetzt machte. Experimente wie eine Viererkette in der Abwehr gingen bislang schief. Es erscheint richtig, obwohl man sich schon einmal fragen darf, warum der Winter-Millionen-Einkauf Bedia weiterhin völlig außen vor ist.
Prinzipiell aber geht vielen bei Union der Berliner "Blätterwald" gehörig auf die Nerven. Die Gazetten überbieten sich gegenseitig im Trainer-Mobbing. Sie berichten über das nahende Ende von Bjelica bei Union. Und selbst, wenn es stimmen sollte, was die Herren der schreibenden Zunft dort selbst nicht genau wissen, gehört sich das schlichtweg nicht. Was auch der Trainer im so wichtigen Abstiegskampf braucht, ist Vertrauen. Er tut was er kann. Natürlich gelingt nicht alles. Aber wir vergessen, er übernahm den "sieglosen Trümmerhaufen" und führte ihn zumindest in eine Perspektive. Die haben wir jetzt und können den Abstieg aus eigener Kraft verhindern. Das war im Januar noch nicht der Fall.
Und viele vergessen, er musste den Kader so übernehmen, wie er war. Mit Becker, Behrens und Fofana haben wir selbst noch im Januar unfassbare Qualität für lächerliche 5 Millionen (Becker 3, Behrens 2, Fofana 0) abgegeben. Kann man machen, aber dann muss man adäquaten Ersatz holen. Das haben wir nicht gemacht. Vertessen ist ein linker Außenstürmer, der so gar nicht in unser System passt und Bedia, als Mittelstürmer geholt, spielt gar nicht. Und da bemängeln einige "Fachleute", unter Bjelica gab es keine spielerische Entwicklung. Ja zum Wahnsinn, wie denn auch, wenn er keine bundesligatauglichen Stürmer hat? Zumindest hat es Bjelica geschafft, unsere Abwehr zu stabilisieren. Rönnow hat sich dabei parallel zu einem der besten Keeper in der 1. Liga entwickelt. Wenn wir jetzt noch die nötigen Punkte holen, um nicht abzusteigen, ist es das Höchste, was man erwarten durfte. Alles andere ist Wunschdenken und Fantasterei.
Ob es dabei gut ist, dass sich Gosens, Doekhi und Leite schon mal nebenbei mit neuen Klubs beschäftigen, darf bezweifelt werden. Andererseits spielen die drei Spieler wohl allein 35-40 Millionen Euro in die Union-Kasse. Das macht einen Umbruch des Kaders - der wohl im Sommer erfolgen wird - sehr viel einfacher. Stöger und Kevin Schlotterback werden wohl die ersten Neuzugänge sein, die nach einem erfolgreichen Klassenerhalt bekannt gegeben werden. Beide verkörpern wieder das "alte Union" - solide, gut und bezahlbar.
Und jetzt lassen wir alles andere sein und konzentrieren uns auf drei Punkte gegen Bochum. "Wir schaffen das", ist leider negativ besetzt, deshalb sagen wir "Dit kriegn wa hin". Eisern!
29. April: Pech gehabt, Glück gehabt: Der 30. Punkt
Unionfux: Ich gebe schon zu, dass ich am Ende irgendwie erleichtert war - es gibt ja die alte Drohung, dass, wenn man vorne seine Chancen nicht nutzt, hinten unweigerlich noch einen kassiert.
Und in der Nachspielzeit der Nachspielzeit ist es tatsächlich fast soweit: die letzte Ecke des Spiels köpft der ehemalige Unioner Marvin Friedrich aufs Tor, doch Frederik Rönnow zeigt einmal mehr sein hervorragendes Stellungsspiel, auch der Abpraller wird nicht genutzt - und dann ist Schluss.
Da ist der dreißigste Punkt endlich - und doch hätten es zwei mehr sein können, wenn nicht müssen. Während beim Lattenknaller von Volland in der ersten Hälfte noch Pech dabei ist, kann er die zweite Chance nach einer Stunde, als er den zu kurzen Rückpass von Elvedi auf Nicolas klug erkennt, aufs leere Tor schon mal machen, auch wenn der Winkel nicht so einfach ist.
Doch der eingewechselte Schäfer muss in der 73. Minute die Flanke von Tousart am langen Pfosten einschieben, ohne Wenn und Aber. Spätestens jetzt ist klar: auch nach sechs Wochen gibt es kein Uniontor, von Vertessens Ehrentreffer gegen die Bayern mal abgesehen, wir bleiben uns dahingehend traurigerweise treu.
Und so muss man am Ende zufrieden sein, dass wir weitgehend sicher hinten stehen, außerdem Mönchengladbach ebenso unfähig ist, die wenigen sich bietenden Chancen zu nutzen, so dass der schwierige April so wenigstens noch einen Punkt rausrückt, eben den dreißigsten, am einunddreißigsten Spieltag. Kein so schlechtes Spiel unsererseits, Mindestziel erreicht, auch wenn man weit entfernt von großem Jubel ist.
Die Lage hat sich weder vereinfacht noch übermäßig verkompliziert. Auch wenn die anderen Ergebnisse nicht so wirklich zu unseren Gunsten ausfielen, das Unentschieden zwischen Mainz und Köln war schon gut für uns. Und es bleibt ohnehin dabei: wir haben alles in der eigenen Hand.
Bochum, die schwächste Auswärtsmannschaft der Liga, müssen wir zu Hause schlagen, aus Köln, der zweitschlechtesten Heimmannschaft, was mitnehmen und Freiburg schlagen, am letzten Spieltag, den wir in allen Bundesligaspielzeiten vorher für uns entscheiden konnten.
Vierzig Punkte werden es ohnehin nicht mehr (und was haben alle über dieses bescheidene Saisonziel gelächelt …), aber mindestens fünfunddreißig, eher siebenunddreißig sollten es schon sein. Ich gebe zu, dazu muss unser Angriff unbedingt und endlich aus dem gewaltigen Knick kommen, doch am Sonntag war schon eine Art Aufwärtstrend zu beobachten inklusive der so oft geforderten Abschlüsse aus der zweiten Reihe.
Festzuhalten ist: wir haben nicht verloren, denn sonst wäre ich buchstäblich vor Wut geplatzt. Die ganz große Sauerei blieb uns also erspart, zum Glück.
24. April: Der siebte Sieg soll gegen BMG her!
Icke: Nun gilt es, am Sonntag um 15.30 Uhr in Gladbach etwas Zählbares zu holen. Bayern ist erledigt. Und wir schauen nach vorn. Und so schlecht sieht unsere Bilanz dort gar nicht aus.
Von insgesamt neun Bundesligaspielen gegen BMG haben die Gladbacher gerade mal ein Spiel gewonnen. Wir dagegen waren sechs Mal der Sieger. Zwei Unentschieden ergänzen diese Statistik.
Man nennt das Lieblingsgegner. Dorthin also mit breiter Brust und Hoffnung auf Punkte zu fahren, macht absolut Sinn. Jeder denkt, Gladbach ist durch und sicher. Nee nee, die haben auch nur zwei Punkte mehr auf dem Konto. Ergo könnten wir BMG bei einem Sieg schon einmal hinter uns lassen.
Interessant wird es sein, zu sehen, was sich Unions Trainer Bjelica einfallen lässt. Die Viererkette, wie kurz beim Bayernspiel versucht, wird er im Abstiegskampf nicht mehr wählen. Ganz sicher!
Alle hoffen, dass Khedira wieder spielen kann. Der Sechser ist für uns enorm wichtig. Schäfer wird wohl neben Khedira (oder Tousart) mehr defensiv spielen und auf die Acht rücken. Für Volland wird wahrscheinlich ein schneller Spieler wie Vertessen reinkommen. Dann bleibt nur noch die Frage, wer spielt rechts? Trimmel oder Juranovic? Die Frage auf der linken Außenbahn regelt sich von allein, weil Roussillon immer noch verletzt ist.
Das würde dann folgende Startelf ergeben: Rönnow – Doekhi, Vogt, Leite – Trimmel (Juranovic), Khedira (Tousart), Schäfer, Gosens – Aaronson – Hollerbach, Vertessen.
Gladbach hatte letztes Wochenende in der Nachspielzeit in Hoppenheim 3:4 verloren. Zugegeben sehr unglücklich und sehr spät. Hack erzielte dabei drei Treffer. Auf ihn müssen wir schon ein Auge haben. Honorat und Kone, die zwei besten Gladbacher Mittelfeldspieler und Säulen der Mannschaft, fehlten bei der Betriebssportgemeinschaft aus Hoppenheim. Sie sollen wohl gegen uns wieder im Kader stehen. Es ist gut möglich, dass wenigstens einer der beiden Spieler aufläuft.
Umso mehr gilt es, wachsam zu agieren. Unser Leihspieler Jordan ist verletzt und wird nicht spielen. Dafür aber Ex-Unioner Friedrich, der sich zuletzt einen Stammplatz gesichert hat. Ein kleines Fragezeichen steht auch noch hinter Stammkeeper Omlin. Der Schweizer Nationalkeeper hat Oberschenkelprobleme. Er wurde aber letzte Woche ganz hervorragend von Nicolas vertreten. Der spielte in unserer ersten Bundesligasaison - 2019/2020 als dritter Torwart bei Union.
Volle Konzentration nur auf das Spiel und eisernes Daumen drücken … auf drei Punkte und ein gutes und überzeugendes Spiel! Gewinnen wir es, so sind wir viele Sorgen los …
23. April: Nu macht aber mal n' Punkt!
Unionfux: Auch, wenn wir nur haarscharf an der höchsten Heimniederlage in der Bundesliga vorbeigeschrammt sind - gegen die Bayern kann man immer noch verlieren und leider auch in dieser Höhe, denn im Grunde können die sich nur selbst schlagen und den Gefallen haben sie uns nicht getan.
Dass die drei Gegentore in der zweiten Hälfte aussehen wie im verdammten Training tut natürlich weh, sind aber im Wesentlichen nebensächlich, denn sie waren Resultat von zwanzig schwachen Minuten. Im Grunde war die Messe schon nach Müllers technisch gekonntem Treffer, den sich unsere Stürmer gern in Dauerschleife ansehen können, gelesen, da werden dann die Füße schwer. Aber am Ende sind wir nicht völlig abgeschlachtet worden und machen gar noch den Ehrentreffer, bei dem Vertessen abermals zeigt, warum er in die Startelf gehört.
Wir verlieren, wie eigentlich erwartet, gegen eine der stärksten Mannschaften des Tableaus, da darf man nicht lange hadern und sich beeindrucken lassen, denn nun kommen im großen Finale vier Gegner, die allesamt machbar sind - hier muss gepunktet werden, ohne Wenn und Aber, aber nicht mit Weltuntergangsstimmung und Selbstzerfleischung im Hinterkopf, denn die sind in unserer Situation wenig hilfreich.
Ja, die Saison ist verkorkst, nicht zuletzt, weil es eine Saison ohne Sturm ist, aber sie kann noch ein gutes Ende nehmen. Und dafür braucht man Konzentration, einen kühlen Kopf und Willen. Spiele gegen Dortmund, Leverkusen, Bayern, Leipzig sind pillepalle, unwichtig. Natürlich gab es Zeiten, da haben wir auch diesen Mannschaften Paroli bieten können, aber nicht in dieser Spielzeit, da lief einfach zu wenig zusammen, da fehlten zu oft die entscheidenden Prozente, um die gewaltige individuelle Klasse dieser Mannschaften auszugleichen.
Es geht eben diesmal nicht um Wunder, sondern vordringlich um Machbares. Denn in dieser Saison spielen wir in den letzten Spielen dreimal gegen Mitbewerber und die kann man, die muss man sogar schlagen, die sind auf Augenhöhe, da muss man da sein. Lieber drei Punkte gegen Bochum als einen gegen die Bayern, da sollte man ganz pragmatisch sein. Und auch Trainer Nenad Bjelica muss noch lernfähig sein: Ein Robin Knoche ist eine Waffe, wenn es darum geht, einen Rückstand zu vermeiden oder einen Vorsprung ins Ziel zu bringen - ihn vollkommen zu ignorieren ist einfach unnötig. Und kann Bedia wirklich harmloser als Kaufmann sein? Auch Juranovic kann einiges, was bei uns kaum jemand kann, jetzt ist die Zeit, das zu zeigen, Vertessen hab ich schon genannt.
Denn es darf jetzt nicht nur wacker mitgespielt werden, sondern der jeweilige Gegner muss jetzt ganz klar spüren: Hier ist eine Truppe, die gewinnen will. Und wenn jeder nur ansatzweise seine Möglichkeiten auf den Platz bringt, ist das eigentlich auch kein Problem. Wenn meine Mutter mit mir rumdiskutierte, sagte sie, wenn es ihr zu bunt wurde: "Nu mach aber mal n' Punkt!“ Und das möchte ich unserer Mannschaft zurufen, denn genau das ist in Gladbach das unbedingte Mindestziel: Nu macht aber mal n' Punkt! Damit die schlechteste Spielzeit unserer Bundesligageschichte trotz allem noch ein gutes Ende findet. Und ich will keine Ausreden mehr hören - nur Taten sehen. Punkt. Punkt. Und nochmals Punkt.
21. April: Wo sind die Kämpfer-Gene?
Icke: Marlene Dietrich sang in ihrem wohl bekanntesten Song "wo sind sie geblieben". Damit meinte sie Blumen. Ich meine diese seit Jahrzehnten bekannten Kämpfer-Gene an der Wuhlheide. Keine einzige gelbe Karte für die Unioner sagt schon alles aus. Ein Spork, ein Schwanke, ein Hendel und ein Andrich würden sich verwundert die Augen reiben. In dem Team 2024 findet sich eben keiner, der ein "Zeichen" setzt. Ein 1:5 ist ein nicht zu akzeptierendes Resultat an der Försterei. Schon gar nicht, wenn keiner in der Lage zu sein scheint, mal ordentlich dazwischen zu langen. OK, Rani Khedira hatte einen Trainingsrückstand und fehlte. Aber das kann nicht allein die Erklärung für diesen „braven“ Fußball sein. Der zugegeben – in der 1. Halbzeit auch noch ganz ordentlich aussah. Sprich Union hatte auch Chancen in Führung zu gehen. Aber immer und immer wieder wird selbst die beste Chance nicht konzentriert zu Ende geführt.
Wie wertvoll ein Becker und ein Behrens waren, wird uns aktuell vor Augen geführt. Behrens traf nur zu Saisonstart. Aber er schaffte lichterlohe Momente im gegnerischen Strafraum, allein durch seine körperliche Präsenz. Und über Becker brauchen wir ja gar nicht reden. Seine Sprints und die Fähigkeit auch ungenaue Zuspiele zu sichern – die fehlen schmerzvoll. Bei einer der nächsten Gelegenheiten frage ich bei Union mal nach, warum Bedia verpflichtet wurde.
Die Halbzeit eins war aus Union-Sicht noch ganz ordentlich. Man kreierte Chancen und spielte teilweise sogar ganz ordentlich mit. Sprich, man konnte Hoffnung haben. Das änderte sich in Halbzeit zwei. Spätestens Thomas Müller mit seinem 3:0 machte den Deckel drauf. Wir gaben auf. Waren nicht mehr nah am Mann. Na gut, mal kräftig dagegen zu halten, versäumten wir schon in der ersten Halbzeit. Alle Messen waren gesungen.
Erstaunlich waren wieder einmal die Ultras von Union. Wie man bei einem Spielstand von 0:5 noch lauthals „Union“ schreien kann, wird mir ein Rätsel bleiben. Ich kann das nicht. Sie konnten es. Die Mannschaft - in Form von Vertessen – dankte es ihnen mit dem Anschlusstreffer.
Nun wird es eng bei Union. Zwar sind Köln und Darmstadt schon fast abgestiegen, aber es geht ja noch um den Religationsplatz 16. Gegen Bochum und Köln spielen wir noch. Da müssen einfach 6 Punkte her. Basta! Union, Mainz und Bochum kämpfen darum, nicht auf Platz 16 zu landen. Wobei Bochum 2 Punkte weniger hat als Union. Wo Mainz landet, entscheidet sich heute Abend, wenn sie in Freiburg antreten. Bisher haben sie 3 Punkte weniger als wir. Eisernes Daumen drücken - diesmal für Freiburg…
18. April: Ouvertüre gegen die Bayern
Unionfux: Da ist er wieder, der Abstiegskampf, ein Gefühl, was viele der jüngeren Unioner gar nicht kennen, es ist ewig her, dass wir in die Alte Försterei gingen, "Wir brauchen die Punkte!" murmelten und nervös auf die Mitbewerber schielten. Im Horror-Herbst hatten wir zwar schon einen grauenvollen Vorgeschmack, aber da war die Saison auch noch lang. Jetzt sind es nur noch fünf Spieltage und die Luft, die wir uns zwischenzeitlich verschafft haben, ist wieder verdammt dünn geworden.
Gut, direkt absteigen werden wir wohl eher nicht, aber der Relegationsplatz droht und nicht nur ich könnte sehr gut auf diese Saisonzugabe verzichten. Das Spiel am Samstag gegen die Bayern ist da sicher noch keine Vorentscheidung, es wird wohl eher auf die letzten vier Partien ankommen, aus denen wir sechs bis sieben Punkte holen sollten. Aber natürlich kann die Mannschaft gern den Bayern ein bis drei Punkte abknöpfen, dass das geht, haben die Bochumer und Heidenheimer unlängst ja bewiesen.
Für die Münchner ist die Bundesligasaison gelaufen, dafür haben sie in der Champions League noch alle Chancen: Sie stehen nach einem 1:0 gegen Arsenal nämlich im Halbfinale gegen Real Madrid. So gibt es also noch eine Chance, die verkorkste Spielzeit einigermaßen zu retten. Nichtsdestotrotz ist und bleibt es eine Herkulesaufgabe, da spielt eben eine Millionentruppe gegen eine Zigmillionentruppe mit hohem individuellen Können, die an guten Tagen nach wie vor europäische Spitze darstellt, wenn auch davon in jüngster Zeit eher wenig zu sehen war. Mitspielen ist also abermals nicht, es wird darauf ankommen, wie sicher wir hinten stehen - und vor allem, wie wir die wenigen Gelegenheiten im Konter nutzen.
Ich weiß zwar auch nicht, wie der derzeit harmloseste Sturm der Liga jetzt die große Angriffswucht entwickeln will - aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Auf jeden Fall würde ich Hollerbach und Vertessen (wenn er denn wieder fit ist) in die Startformation stellen, Kaufmann ist da einfach zu statisch und trotz seiner Größe leider auch alles andere als ein Kopfballungeheuer, wie wir in den letzten Spielen immer wieder sehen mussten. Leider haben wir zur Unzeit zu viele verletzte beziehungsweise angeschlagene Akteure, ob Juranovic und Roussillon, Gosens und Khedira und eben Vertessen: Fünf potentielle Stammspieler sind angeschlagen - mal sehen, wer es bis Samstag Abend schafft. Zurückkehren sollte auf jeden Fall Tousart, dessen Kampfgeist und Laufstärke gegen die Bayern allemal gefragt sein dürfte. Denn dagegenhalten müssen wir mit voller Wucht, das mag die Startruppe aus München ja nicht so. Mal sehen, was dann so geht.
Für mich sind diese letzten fünf Saisonspiele eine Wundertüte, ich bin nicht ohne Optimismus, wir haben alles noch in der eigenen Hand und wir haben immerhin drei Heimspiele. Aber es muss wieder eine deutliche Steigerung her - und niemand hätte was dagegen, wenn wir die schon an diesem Samstag konstatieren könnten. Sich am eigenen Schopf wieder rausziehen aus der kleinen Talsohle: Die Ouvertüre zum Saisonendspurt steigt gegen die Bayern in einer voraussichtlich nasskalten (acht Grad!), nichtsdestotrotz brodelnden Alten Försterei!
14. April: Wir gewinnen das Spiel für Augsburg
Icke: Diese Auswärtsfahrt nach Augsburg hätten wir uns sparen können. Wie eigentlich immer gegen diesen Gegner.
Aber Obacht, was war in der ersten Halbzeit zu sehen? Eine überlegende Union-Mannschaft, die das Spiel bis zum Strafraum der Augsburger gut kontrollierte und in der eigenen Abwehr perfekt stand.
Die Augsburger hatten in den ersten 45 Minuten nicht eine wirklich gute Chance. Das spricht für unsere Abwehr. Und die Offensive? Schäfer begann auf der linken Außenbahn und wirbelte los wie die Feuerwehr. Hatte dabei mehrere gute Szenen. Da durfte man noch hoffen, dass wir dort Punkte mitnehmen, so gut sah das aus.
Auch Aaronson hatte gefällige Dribblings im Repertoire. Allerdings wirbelte er sich auch des Öfteren am dritten oder vierten Gegenspieler fest. Und da auch Hollerbach sehr agil war, hatten wir die Platzhoheit. Nur war das leider brotlose Kunst. Im Strafraum war unser Latein am Ende und Augsburg stand im eigenen 16er sehr sicher. Vor allem hatten sie dort auch die Kopfballhoheit. Unser Mittelstürmer Kaufmann war immens fleißig, konnte sich aber nie wirklich durchsetzen.
Dann wurde die zweite Halbzeit angepfiffen und Leite spielte rückwärts und unbedrängt das Spielgerät in den Lauf von Tietz. Der sagte Dankeschön und netzte ein. Und wir? Schauten uns bedröppelt an. Ein Konzentrationsfehler der Marke "Katastrophe". Mit der Führung im Rücken wurde Augsburg zumindest gleichwertig. Das sie aber hinten weiter enorm stabil blieben, blieb unser Spiel immer wieder am Strafraum hängen. Halbflanken aus dem Feld helfen eben nur, wenn ich im Strafraum Spieler habe, die sich durchsetzen können. Die haben wir aber nicht.
Und wenn wir dann doch einmal eine gute Idee hatten, war da der gebürtige Berliner Uduokhai, der alles wegräumte. Schlussendlich machte der eingewechselte Ex-Unioner Michel den Deckel drauf. Entstanden aus einer feinen Direkt-Kombination, wobei natürlich wieder ein Berliner (Kral) schlief.
Summa Summarum … wie eigentlich immer … spielten Rönnow, Vogt und Doekhi sehr stark. Selbst unser Aufbauspiel im Mittelfeld (Khedira, Schäfer, Aaronson, Trimmel) erzeugte mit 53% mehr Ballbesitz. Wenn wir jetzt auch noch Stürmer hätten, die wissen wie es geht …
Unsere Punkte zum letztendlichen Klassenerhalt werden wir nicht nächste Woche gegen Bayern holen. Wahrscheinlich auch nicht den Spieltag darauf in und gegen BMG. Aber die letzten drei Spiele sind zum Punkte holen prädestiniert. Wir spielen erst zu Hause gegen Bochum, dann in Köln und am letzten Spieltag zu Hause gegen Freiburg. Absteigen werden wir nicht. Eisern
13. April: Außer Rönnow ...
Unionfux: Machen wir uns nichts vor: Das Spiel gegen höchst durchschnittliche Augsburger ist unsererseits in Hälfte eins noch erträglich und im Grunde ganz okay, auch wenn unsere Torchancen wieder nicht genutzt werden.
Die beste hat eigentlich Kral nach Flanke von Kaufmann, aber was in Hälfte zwei abgeht, das ist eigentlich nicht bundesligatauglich. Wir spielen die Augsburger stark, durch den unsäglichen Fehlpass von Leite auf Rönnow (endlich bringt unser Hintenrumgespiele mal was, nur leider nicht uns), der für Augsburgs Tietz eine leichte Übung ist und schon liegen wir hinten.
Und wir können, bei allem Bemühen, weiterhin keinen Druck aufbauen, fangen uns noch das zweite Tor durch ausgerechnet Michel (so schließt man ab!) und das war’s dann - wobei man ja sagen muss, dass Augsburg eher das dritte Tor macht als wir das erste, denen genügt eine mittelmäßige Leistung zu einem ungefährdeten und im Endeffekt auch verdienten Heimsieg.
Unsererseits ist das einfach zu wenig, wir sind, schon die gesamte Spielzeit, eine Mannschaft ohne Offensive. Rechnet man mal die zwei ersten Saisonspiele mit acht Treffern ab, dann machen wir siebzehn Tore in siebenundzwanzig Punktspielen, das sind gerundet 0,63 Tore pro Spiel, damit kann man einfach nichts bekennen. Schwache Standards, kaum Schüsse aus der zweiten Reihe, in der Luft weitgehend harmlos, Torgefahr geht ohnehin nur von wenigen Spielern aus, gelungene Aktionen sind an einer Hand abzuzählen - und das seit gefühlten Ewigkeiten.
Und wenn dann auch noch die Abwehr dermaßen patzt, was will man dann holen? So kann man kein Spiel gewinnen, diese Rechnung ist nun wirklich einfach. Da kommt bestenfalls mal ein Kampfpunkt rum, aber reicht das denn? Wohl kaum.
In den letzten sechs Spielen erzielen wir fünfmal kein Tor und da ist, offen gesagt, kaum Pech dabei. Auch heute hätte der Gegner im Wesentlichen ohne Keeper spielen können, so wie schon Leverkusen und Dortmund, Frankfurt und Stuttgart … Sollten wir das nicht in den verbleibenden fünf Spielen ändern, dann … - aber daran wage ich jetzt gar nicht zu denken.
Lediglich die Leistung von Frederik Rönnow ist ohne jeglichen Tadel, vom Rest erreicht, wieder mal, kaum Normalform, ich spare mir eine Einzelkritik, denn die würde böse ausfallen, zum Schönreden fehlt einfach die Substanz.
Nicht missverstehen: noch haben wir den Klassenerhalt in der eigenen Hand, nur dann muss mal ein Ruck durch die Mannschaft gehen. Ich weiß, das sagt sich so leicht, doch ein bisschen Fußball muss schon dabei sein, wenn man weiterhin Bundesliga spielen will. Gerne auch ein bisschen mehr.
11. April: Mach's gut, Micha Parensen!
Unionfux: Wenn jemand wie Michael Parensen den Verein verlässt, nach insgesamt über fünfzehn Jahren als Spieler und Funktionär, dann ist das Wann und Wie zwangsläufig immer von Interesse. Und so doof sind die Jungs und Mädels in unserem Verein nicht, dass sie die Gepflogenheiten nicht kennen würden: Da geht einer plötzlich und sofort, relativ kurz vorm Saisonende und er kommt dabei nicht selbst zu Wort - da müssen die Spekulationen natürlich ins Kraut schießen. In aller Freundschaft hat man sich da eher nicht getrennt, da braucht man kein Hellseher zu sein.
Nur, woran es nun genau gelegen hat, das werden wir wahrscheinlich nicht erfahren, obwohl man davon ausgehen kann, dass ihm die Führungsrolle (noch) nicht zugetraut wurde, unabhängig davon, ob Oliver Ruhnert weitermacht oder nicht - und Parensen wird das enttäuscht haben, möglicherweise gab es lose Zusagen, die die eine Seite ernsthafter genommen hat als die andere Seite…
So oder so ähnlich könnte es gewesen sein, diese Spekulation halte ich für legitim und die Informationspolitik unseres Vereins weiterhin für leicht hysterisch, nicht umsonst ist die Bezeichnung "nordkoreanisch" dafür schon sprichwörtlich - aber ganz davon abgesehen: Alles Gute und besten Dank, Micha Parensen, schade, dass es vorbei ist, ja, und wir sind natürlich gespannt, wo du deine Karriere fortsetzen wirst.
Langsam kommen die ersten Transfergerüchte auf, was zum Beispiel an Keven Schlotterbeck und Kevin Stöger dran ist, wird man sehen. Und kaum hat Brenden Aaronson endlich ein paar ordentliche Spiele abgeliefert, wird hier und da schon darüber nachgedacht, ob er uns mehr oder weniger als zehn Millionen Ablöse kosten könnte … Zu früh, sage ich - nicht zuletzt, weil ja bei allen Beteiligten nicht nur die zukünftige Ligenzugehörigkeit eine entscheidende Rolle spielen dürfte. Würde mich nicht wundern, wenn es weder der eine noch der andere und schon gar nicht der dritte werden dürfte … Und jeder weitere Name ist, zumindest momentan, ebenso spekulativ wie aus diesem Grunde uninteressant. Ohnehin muss ja erstmal klar sein, wer geht und damit Geld in die Kassen spült und Kaderplätze freimacht. Ab Mitte Mai ist dafür noch alle Zeit der Welt.
Zuerst fährt man mal nach Augsburg, das ist sowas wie ein Angstgegner für uns, denn dort haben wir noch nie mehr als einen Punkt mitnehmen können. Grund genug, Zeit genug, das mal zu ändern und unsere wiedererstarkte, beinahe unüberwindbare Abwehr sollte der Grundstein dafür sein. Und irgendwann muss unser Sturm ja an Effektivität zulegen, weniger geht ja eigentlich kaum noch: Zwei Treffer in den letzten fünf Spielen sind doch sehr übersichtlich. Da muss sich Nenad Bjelica fraglos was einfallen lassen, unsere Harmlosigkeit ist erschütternd, zu wenige Torchancen werden erarbeitet und die dann auch noch vergeben.
Ersetzt werden müssen auf jeden Fall die gesperrten Tousart und Gosens, wahrscheinlich werden in diesem Fall Kral und Roussillon oder eventuell Juranovic (ist eigentlich nicht seine Seite, kann er aber trotzdem) als Ersatz einspringen. Ein Sieg oder doch wenigstens ein Punktgewinn sind, angesichts der Tabellensituation, schon beinahe ein Muss, aber das weiß auch die Mannschaft. Ergo: Das wird ein spannender Freitagabend, mit hoffentlich dem besseren Ende für uns. Eisern!
9. April: Erst den Augsburgern die Punkte klauen und dann Beljo mitnehmen
Icke: Am Freitagabend eröffnen wir um 20.30 Uhr in Augsburg den nächsten Bundesliga-Spieltag. Augsburg war noch nie so richtig unser Ding. Die liegen uns nicht. Und sie stehen blendend da. Platz sieben belegen sie aktuell und der würde bei einem Leverkusener Pokalsieg auch das internationale Geschäft bedeuten.
Ich hoffe, dass Bjelica auch einmal zeigt, dass er Dinge, wenn sie offensichtlich sind, auch ändert. Offensichtlich ist, dass Hollerbach, immer wenn er eingewechselt wir, Schwung in unsere Reihen bringt. Das schreit regelrecht nach einem Startelfplatz für ihn. Weichen müsste dafür wohl der aktuell glücklose Vertessen. Aaronson und Schäfer werden bleiben. Beide sind in einer guten Form. Und Bedia hätte sich dann auch einmal einen 30-Minuten-Einsatz verdient. Auch der immer eingewechselte Kaufmann kickt derzeit glücklos.
Apropos, suboptimal war auch der Zeitpunkt der Verkündung des Abschieds von Parensen. Wie eigentlich immer, arbeitet unsere Abteilung "Nordkorea" fehlerfrei. Es wird spekuliert, dass sich die Balken biegen. Keiner weiß, warum "Pare" geht. Wir wollen uns an den Spekulationen nicht beteiligen und ihm lieber alles Gute für seine Zukunft wünschen und Danke sagen - für eine gefühlte Ewigkeit in unseren Reihen.
Jetzt im April beginnt die ganz heiße Phase für Neuverpflichtungen der kommenden Saison. Freiburg holt Sturmtalent und Sprint-As Dinkci, Wolfsburg Herthas international umworbenes Megatalent Bence Dardai. Bremen verpflichtete bereits Ösi-Nationalspieler Grüll und Zwei-Meter-Stürmer Woltemade wechselt nach Stuttgart. Bei uns herrscht dagegen noch Verkündungsflaute.
Kemlein - so viel steht fest - kommt von seiner Leihe zurück und wird sicherlich eine echte Chance bei uns bekommen. Er hat bei St. Pauli gut gespielt. Kevin Schlotterbeck wird gemunkelt. Da würde ich gar nicht überlegen und sofort ja sagen. Er war bei uns ein Stabilisator und würde es wieder sein. Der griechische Mittelstürmer Tzolis wird uns auch angedichtet. Seine Tor-Quoten beim Düsseldorfer Leihverein sind beeindruckend. Da er aber in England noch zwei Jahre Vertrag hat, wird er kein Schnäppchen werden. Und mit 1,79 Meter ist er nicht der große Center, den wir eigentlich suchen. Linksaußen Orsic wird ebenfalls getuschelt. Allerdings ist er weder ablösefrei, noch mit 31 Jahren einer für die Zukunft. Der Spieler war einmal eine "Bombe", bis ihn etliche Verletzungen zurückwarfen. Und auch Kevin Stöger wird immer noch heiß gehandelt. Er ist nicht mehr der Jüngste, aber ein Spielmacher, wie er uns fehlt. Bei ihm können wir nicht viel falsch machen. Kevin Schlotterbeck und Stöger halte ich für sehr realistisch. Neben Kemlein natürlich. Alle andere beinhalten auch Fragezeichen, ob sie uns auch wirklich weiterhelfen.
Ich hörte, wir sollen nach Kroatien ganz gute Drähte besitzen. Bruno Petkovic halte ich für eine sehr interessante Lösung für uns. Er hat nur noch 1 Jahr Vertrag in Zagreb. Ist erfahren und schießt überall seine Tore. Ein baumlanger Kerl mit internationaler Erfahrung. Bei unserem nächsten Gegner Augsburg soll Beljo (talentierter kroatischer Mittelstürmer, 1,95 Meter und zwei Länderspiele) mit seinen Kurzeinsätzen nicht so zufrieden sein. Den halte ich auch für passend bei uns. Schauen wir mal.
Gestern am Montag wurde Bernd Müller 75 Jahre alt. Nach seiner Union-Karriere wechselte er - wie so viele Spieler - zu Lichtenberg 47. Dort erkannte man zum Ende seiner Karriere sein Talent als Mittelstürmer. Und fortan gab es ein neues Sturm-Trio in Lichtenberg. Pohl-Müller-Jakob spielten zwei Jahre Nonstop im Dreiersturm. Übrigens Linksaußen Michael Jakob (28 Tore in 49 Spielen!) war auch ein Ex-Unioner (mit außergewöhnlicher Tor-Quote). Und Müller ähnelte nicht nur äußerlich seinem Namensvetter aus München, sondern auch in der Art und Weise, wie er sich bewegte. Schöne alte Zeit. Eisern!
7. April: Sehr gut verteidigt, aber auch leicht zu verteidigen: knappe Heimniederlage gegen Leverkusen
Unionfux: Das ist die ganze Krux des Spiels: wir liefern, gegen die momentan beste Mannschaft Deutschlands, ein engagiertes, aufmerksames Spiel, sind in der Abwehr nicht auszumurmeln - und verlieren doch das Spiel, und das, wie soll es anders sein, in der Nachspielzeit, wenn auch der ersten Hälfte.
Erst sieht Gosens die gelb-rote Karte und die hätte mit etwas mehr Fingerspitzengefühl nicht sein müssen: aber sowohl der Außenverteidiger als auch der Schiedsrichter lassen das leider vermissen - und schon haben wir den siebten Platzverweis bis hierher (zum Vergleich: in den letzten drei Spielzeiten waren es insgesamt drei!!).
Wegen des verletzten Vertessen sind wir kurzzeitig gar nur zu neunt, Getümmel im Strafraum, Innenpfosten, am Ende trifft Kossonou, doch abgepfiffen wegen Abseits.
Dafür meldet sich der VAR und nach endlosem Warten gibt es schließlich Handelfmeter (Trimmels Ellenbogen fälscht Hincapies Schuss an den Innenpfosten), den Wirtz sicher verwandelt, der abermals überragende Rönnow ist machtlos. Mit einem Mal wird das zu bohrende Brett doppelt und dreifach so dick.
In der zweiten Hälfte versucht Leverkusen alles, um uns auseinanderzuzaubern, extrem ball- und passsicher, aber das zweite Tor bleibt aus und in der Nachspielzeit machen wir nochmal Druck, insgesamt mehr als in den neunzig Minuten zuvor, am Ende ist Leverkusen doch sichtbar froh, den Ausgleich nicht noch kassiert zu haben. Uns kostet einfach unser derzeitiges Hauptproblem, der unpräzise und ineffektive Angriff, das allzu verdiente Unentschieden. Denn: so gut und leidenschaftlich wir auch verteidigen, so leicht sind wir eben auch zu verteidigen.
Hradecky ist nicht einmal gefordert, weil einfach nichts aufs Leverkusener Tor kommt - kaum einer der Standards oder Flanken kommt an, und wenn doch, wie bei Gosens nach sechsunddreißig Minuten, der eine Trimmelecke vorbeiköpft oder Vertessen, der nach neununddreißig Minuten den Ball aus aussichtsreicher Position in die zweite Etage befördert, entsteht einfach zu wenig Gefahr: ein Königreich für einen Knipser!!
Und der in der zweiten Hälfte für Vertessen eingewechselte Kaufmann ist leider keiner, irgendwie wirkt er zwar einsatzfreudig, aber doch leicht überfordert. Hollerbach hingegen, kurz vor Schluss gekommen, setzt die Leverkusener Abwehr sichtbar mehr unter Stress und macht einfach mehr Wirbel, der aber zu nichts mehr führt. Und so ist am Ende die Niederlage irgendwie unglücklich, trotz all der Überlegenheit der Bayerelf, es ist schon bemerkenswert, wie wir in der Abwehr mit vereinten Kräften Paroli bieten und ein Tor aus dem Spiel heraus verhindern - verloren wird das Spiel vorn, nicht hinten.
Der Gegner muss sich schon strecken, leider nimmt er das Spiel nicht auf die leichte Schulter - und er strotzt logischerweise gerade vor Selbstbewusstsein und macht eben keine entscheidenden Fehler und so reicht eine Art Doppelschlag direkt vor der Pause, um das Spiel zu entscheiden.
Im nächsten Heimspiel gegen Bremen kann Bayer die Deutsche Meisterschaft schon klarmachen, fünf Spieltag vor Ultimo. Aber die Meisterschaft kann uns vollkommen egal sein, denn dummerweise laufen auch die anderen Ergebnisse gegen uns, der Relegationsplatz ist bis auf sechs Punkte rangerückt. Aber die gestrige Leistung lässt mich, wenn auch unbelohnt, nicht so wirklich bange sein. Allerdings muss der offensive Knoten schon noch platzen, damit es am Schluss nicht nochmal eng wird.
Spiele gewinnen man nur, wenn man Tore schießt. Eine Binsenweisheit, schon klar. Aber wir haben in den letzten fünf Spielen nur zweimal getroffen. Vielleicht Zeit, Bedia mal eine echte Chance zu geben. Oder hat jemand eine bessere Idee?
4. April: Bayer ist einfach mal fällig!
Icke: Am Samstag, 6. April, gibts wohl gegen Bayer Leverkusen im Heimspiel für Union nichts zu holen? Oder etwa doch? Irgendwann müssen die Pillendreher doch auch wieder einmal das Gefühl einer Niederlage kennenlernen.
Seit sage und schreibe wahnsinnigen 37 Pflichtspielen sind sie ungeschlagen. Ich lege fünf Euro in das Phrasenschwein und behaupte, jede Serie endet einmal. Warum denn nicht in Köpenick?
Natürlich haben sie einen unglaublichen Lauf. Gestern zogen sie mit einem sicheren 4:0 ins Pokalfinale ein. In der Bundesliga haben sie 13 Punkte Vorsprung vor den Bayern. Plus das bessere Torverhältnis.
Selbst im UEFA-Cup sind sie noch quicklebendig und spielen in der kommenden Woche gegen West Ham United. Das ist auch bereits schon das Viertelfinale.
Und um dieser Euphorie die Krone aufzusetzen, hat Xabi Alonso gerade seinen weiteren Verbleib beim Werksclub verkündet. Mehr positive Nachrichten kann ein Club gar nicht haben.
Und genau das kann die Chance von Union sein. Niemand rechnet damit, dass etwas anderes passiert, als ein Sieg für Leverkusen. Union hat sich in den letzten Spielen in der Defensive deutlich stabilisiert. Rönnow spielt zugleich die beste Saison, die er je in der Bundesliga absolvierte. Das könnte schon einmal das Fundament sein. Die Fans haben auch schon ihr Feindbild auf Seiten der Leverkusener ausgemacht.
Keiner hat die Verleumdungen von Tah (und Amiri) gegen den Unioner Verteidiger Hübner vergessen. Nur Tah ist bei Bayer noch übrig. Der wird es ausbaden müssen und sicherlich nicht freundlich empfangen werden. Es stellte sich später heraus, dass die vorgeworfenen Worte - SO - nie gefallen sind (wie behauptet). Mit der Zuschauer-Power plus einer sicheren Abwehr fehlt Union nur noch in der Offensive das Quäntchen Spielglück.
Am erfolgreichen Grundsystem und am Team wird Bjelica kaum Größeres ändern. Vielleicht spielt mal wieder Juranovic auf rechts für Trimmel? Links ist Gosens wohl gesetzt, weil Roussillon (leicht) verletzt ist. Schäfer ist als vorderster Mittelfeldspieler wieder einsatzfähig. Da auch Volland zuletzt nicht wirklich überzeugen konnte, Vertessen seine Chancen auch nicht nutzte, könnte Hollerbach wieder einmal beginnen.
Ich würde folgende Elf auf das Feld schicken: Rönnow – Doekhi, Vogt, Leite – Juranovic, Khedira, Tousart, Gosens – Aaronson, Schäfer – Hollerbach. Eisernes Daumen drücken!
3. April: Fehlende Bekenntnisse und zukünftige Deutsche Meister: Lassen wir uns überraschen!
Unionfux: Nachdem Robin Gosens im Anschluss an unser Auswärtsunentschieden in Frankfurt abends zu Gast im Aktuellen Sportstudio ist - und dort alles andere als ein klares Bekenntnis zu unserem Verein abgibt -, geht nun an verschiedenen Stellen, in der Presse und unter den Fans das Gegrübel los: War’s das schon mit dem Rekordtransfer bei uns?
Okay, er besitzt immerhin einen Fünf-Jahres-Vertrag und schon seltsam, wenn man für so einen (zumal in seinem Alter) langen Zeitraum unterschreibt und dann nach einem Jahr schon wieder weg will, weil wir, oh Wunder, nicht schon wieder ein Champions League-Kandidat sind.
Nun wissen wir natürlich nicht, was im Kopf von Gosens vorgeht und was es so für Planspiele hinter den Kulissen gibt, aber wenn irgendein Spieler glaubt, beziehungsweise geglaubt hat, dass wir schon ein Topverein sind, der hat entweder nicht richtig aufgepasst oder aber zu wenig verstanden.
Ich mag Gosens Spielweise und er ist immer noch, mit Abstand, unser bester Torschütze in dieser Saison, aber so genial hat er in dieser Spielzeit nun auch wieder nicht ausgesehen, dass im Sommer die großen Vereine, die international spielen, bei uns Schlange stehen werden, und dazu kommt ja noch eine ziemliche Ablösesumme.
Der EM-Zug dürfte, wenn nicht noch Überraschendes passiert, abgefahren sein, dazu wird der Außenverteidiger mit der ungewöhnlichen Laufbahn im Juli schon 30. Da müsste man schon doppelt positiv auffallen, wenn man dann 2026 in Amerika bei der WM dabei sein will, da jüngere Spieler bis dahin auch nachdrängen werden. Irgendwie fehlt mir da so ein wenig der Glaube.
Bei allem Ehrgeiz: ich glaube nicht, dass Gosens schlecht beraten wäre, würde er seine Karriere bei uns weiter fortsetzen, so wie beispielsweise Khedira und Rönnow, die sich, wenn man dem Buschfunk glauben darf, dabei gegen besser dotierte Angebote entschieden haben. Lassen wir uns also überraschen, was in dieser Frage im Sommer passiert oder auch nicht.
Überraschen lassen müssen wir uns auch an diesem Samstag, was so geht gegen den ungeschlagenen Tabellenführer und kommenden Meister, Bayer Leverkusen. Sicher müssen wir so ein bisschen darauf hoffen, dass die Pillendreher am Mittwoch im Pokalhalbfinale gegen Düsseldorf ein paar Körner lassen, sich etwas für das in der kommenden Woche folgenden Europa League-Viertelfinale gegen West Ham aufsparen wollen und angesichts fetter dreizehn Punkte Vorsprung eventuell leichte Motivationsprobleme bekommen.
Und wir? Sind ja keinesfalls mehr das wehrlose Opfer, wir stellen immerhin die drittbeste Rückrundenabwehr, die am Wochenende, zugegeben, einem gewaltigen Stresstest gegen den fünftbesten Angriff der Rückrunde ausgesetzt sein wird. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den letzten Minuten plus Nachspielzeit liegen, das kann Leverkusen nachgewiesenermaßen gut. Dafür haben wir, zumindest in der Liga, kaum späte entscheidende Gegentreffer kassiert. Also bitte!
Zudem haben wir den letzten Jahren gelernt: wir haben gegen jede Mannschaft eine Chance, in der Saison 20/21 waren wir zum Beispiel die einzige Mannschaft der Liga, die gegen den überaus souveränen Meister Bayern nicht verloren hatte. Will sagen: möglich ist alles, erst recht in der Alten Försterei. Deswegen: erstmal dran glauben und dann mal sehen!
Ich freue mich jedenfalls auf Samstag, diesmal wieder mit unserer Geheimwaffe Andras Schäfer, das könnte unserer Kreativität einen Schub verpassen. Es soll fast sommerlich warm werden, nichtsdestotrotz: heizen wir dem Überflieger ordentlich ein und gern mit einem Gosenstor! Eisern!!
31. März: Ein verdienter Kampfpunkt in Frankfurt ist allemal besser als keiner!
Unionfux: Ein hart erkämpfter, gleichwohl verdienter Punkt in bei der Eintracht in Frankfurt, auch wenn wir weite Teile der zweiten Hälfte beinahe nur in der Verteidigung gebunden sind und Rönnow wieder eine tadellose Leistung zeigt, gleichwohl haben wir mehrfach gute bis sehr gute Chancen, die beste hat Kaufmann direkt nach der Pause: einerseits hat er den richtigen Riecher bei einem schwachen Pass von Shkiri, aber was er dann aus sehr guter Position daraus macht, das ist einfach zu wenig.
Dabei wäre eine Führung nach einer ersten Spielhälfte mit relativ vielen guten Torgelegenheiten durchaus verdient gewesen, doch ob Vertessen nach vier Minuten (nach großartigem Abschlag von Rönnow) oder auch Aaronson nach einer knappen halben Stunde - unsere Abschlüsse sind abermals zu unpräzise und strahlen kaum Gefahr aus, Trapp kommt eigentlich nur einmal in Schwierigkeiten, und zwar nach achtundsiebzig Minuten durch Khedira, wahrscheinlich wäre aber ein mögliches Tor sowieso wegen knappen Abseits weggepfiffen worden.
Und die Frankfurter? Ja, die machen Druck nach der Pause, haben zunehmend mehr Ballbesitz, nur letztlich bleiben die ganz zwingenden Chancen doch aus oder unser fliegende Däne hält alles, ob gegen Marmoush, Götze oder gegen Ebimbe, in dieser Situation steht uns allerdings das erste und einzige Mal das Glück zur Seite, denn der harte Schuss des Franzosen aus kurzer Distanz rutscht Rönnow etwas durch und passt Doekhi nicht auf und schlägt den Ball kurz vor der Linie weg - dann gehen wir in Rückstand und dann wird es zweifellos ganz schwer, was mitzunehmen.
Aber unsere Abwehr bleibt eben durchgehend aufmerksam, alle machen mit, konsequent und bis zum Schluss (angezeigt sind satte sechs Minuten Nachspielzeit und es werden sogar acht) - eine tadellose Leistung. Die altbekannte defensive Stabilität ist wieder da, selbst die Bayern haben acht Tore mehr in der Rückrunde gefressen als wir (und auch nur einen Punkt mehr geholt!), aber offensiv gehören leider immer noch wir zu den Schwächeren der Liga und in Frankfurt hat man par excellence gesehen, wieso.
Mit etwas mehr Effektivität können wir sogar drei Punkte holen, aber nichtsdestotrotz kann man mit dem Punkt letztlich wohl zufrieden sein. Das Anstrengendste an diesem Spiel jedoch ist, wenn man nicht im Stadion sein kann, wahrscheinlich der Sky-Kommentator Klaus Veltman, der dermaßen unverhohlen den Eintracht-Fanboy gibt, dass es schon peinlich ist, von Neutralität keine Spur, nein, Daumendrücken für die tolle Eintracht bis zuletzt - unerträglich!! Aber nichts da: wir nehmen einen wichtigen Punkt im Abstiegskampf mit und das auch noch bei einer heimstarken Mannschaft, nicht unwichtig, insbesondere, da auch die Mainzer in Leipzig immerhin ein Unentschieden erzielen können.
Und nicht zuletzt belohnen sich die Jungs für ihren unermüdlichen Einsatz und genauso kann man in die nächste Heimpartie gegen den kommenden Deutschen Meister, Bayer Leverkusen, gehen, die es hoffentlich, angesichts genialer dreizehn Punkte Vorsprung auf Platz zwei, etwas entspannter laufen lassen, ich meine, irgendwann kriegt auch die größte Motivation einen Knacks, zumal ja am Mittwoch noch eine Auswärtspartie im Pokal in Düsseldorf ansteht.
Und man kann ja auch nicht jedes Spiel in den allerletzten Minuten gewinnen, oder? Also, Glückwunsch an unsere Truppe und ihren Trainer, genauso wird’s gemacht und so oder zumindest so ähnlich kann’s in den letzten sieben Partien funktionieren! Ein ganz feines Ei haben wir uns da ins Nest gelegt, also sonnige und eiserne Ostern für uns alle!!
28. März: Pfeifen im Walde - in Frankfurt holen wir was!
Unionfux: Gut, die nächsten Aufgaben sehen heftig aus, aber mit Schiss und Pessimismus kommt man ja nicht weit - warum sollte man eigentlich nicht schon am Samstag in Frankfurt punkten?
Mag schon sein, dass wir in den letzten Jahren dort nicht so wirklich gut aussahen - der einzige Sieg ist vier Jahre her und keiner, der damals für uns auf dem Rasen stand, ist noch bei uns zugange - aber das Prinzip lautet doch stets: neue Runde, neues Glück. Wir können mit annähernd voller Kapelle aufmarschieren, nur Schäfer muss nach seinem Platzverweis in Stuttgart diesmal noch aussetzen, Haberer ist weiterhin nicht einsatzfähig und es gibt ein kleines Fragezeichen hinter Hollerbach, der sich Anfang der Woche leicht im Training verletzt hat.
Außerdem ist nicht der ganz große Druck auf dem Spiel, einerseits, weil die Lücke zu den Abstiegsplätzen neun Punkte beträgt, andererseits, weil niemand so richtig was erwartet, obwohl Eintracht Frankfurt auch nicht der Übergegner ist. In diesem Windschatten könnte doch einiges passieren, um so mehr, wenn Aaronson seine Leistung gegen Werder wiederholen kann, am besten im Duo mit Vertessen.
Dass wir natürlich unsere Effektivität vorm Tor wiederfinden müssen (und ich meine die, die wir schon die ganze Saison suchen), das ist natürlich klar - all zu viele Chancen werden wir im Deutsche Bank Park (was für eine lyrische Bezeichnung!) eher nicht bekommen. Frankfurt ist übrigens Vollands Lieblingsgegner, neunmal traf er bisher gegen die Eintracht, gegen keinen anderen Bundesligisten öfter - wenn das kein gutes Omen ist … Schaffen wir es, unsere Möglichkeiten wenigstens zu fünfundneunzig Prozent auf den Platz zu bekommen, dann holen wir da was und vergrößern die Lücke weiter, denn Mainz und Köln haben mit Leipzig und Augsburg nicht weniger unangenehme Auswärtsgegner. Zudem scheint die Mannschaft, nach anfänglichen Schwierigkeiten, immer besser mit Trainer Nenad Bjelica klarzukommen.
Jaja, ich versuche natürlich, aus allen Ecken irgendwelche positiven Zeichen zusammenzukratzen, ein Kennzeichen dieser Spielzeit. Und ich werde nicht müde, dieses Prinzip zu wiederholen, doch als alter Unioner hat man das hart und heftig gelernt und verinnerlicht. Und auch, wenn wir in den letzten Saisons diese Fähigkeit selten gebraucht haben: Mittlerweile ist diese Eigenschaft wieder überaus nützlich. Dazu noch ein inständiges Gebet an den Fussballgott und ein paar glückbringende Rituale - und fertig ist der Auswärtssieg. Verflucht sei der, der sich mit weniger zufriedengibt …
27. März: Europameister 2024 Deutschland?
Icke: Ja, so kann es klappen. So kann Deutschland im Sommer Europameister werden. Auch das zweite Spiel gewannen die Deutschen nach dem Neustart 2024.
Während das Spiel in Frankreich sehr souverän gespielt wurde, gab es gegen Holland erst einmal einen Rückstand nach drei Minuten. Mit exakt der gleichen Elf, wie auch gegen Frankreich. Eine neue Situation für das neue Team. Und sie kamen damit klar.
Gleich in der elften Minute konnte Mittelstädt ausgleichen und damit seinen Fehler zum 0:1 gleich selbst bereinigen. Gute Reaktion des deutschen Teams! In der ersten Halbzeit entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, vor allem nach Chancen betrachtet.
In der zweiten Halbzeit wurden dann die Holländer stärker. Ab der 60. Minute begann Nagelsmann dann zu wechseln. Und zu genau was führten die Wechsel? Die Deutschen gewannen wieder die Oberhand. Nach und nach wurden Groß, Führich, T.Müller, Füllkrug, Henrichs und Raum eingewechselt. Der Sieg durch Füllkrugs Schultertreffer war ein Sieg des Willens. Und wer hat's vorbereitet? Kroos! Die Deutschen wollten den Sieg mehr als die Holländer. Das spürte man und man sah es in den Gesichtern. So macht der deutsche Fußball wieder Spaß.
Die Deutschen können wieder kombinieren, ohne den Ball zu verlieren. Die Garanten hierfür heißen Kroos, Musiala und Wirtz. Kroos verteilt die Bälle klug und die beiden Jungschen trauen sich ins Dribbling zu gehen oder zelebrieren den One-Touch-Fußball, wie man ihn bei einem deutschen Team – so noch nie gesehen. Eine gute Mixtur, vor allem, weil sie die richtigen (Spieler-) Typen an ihrer Seite haben.
Neben Kroos hält Ex-Unioner Andrich ihm den Rücken frei. Er sieht die Lücken schon, bevor diese da sind. Und wenn Not am „Mann“ ist, knallt er auch mal humorlos dazwischen. Vorn in der Spitze lauert und spielt Havertz. Er hat sich im Vergleich zu 2023 stark verbessert. Er kann auf Grund seiner guten Technik den Spielfluss halten. Im Spiel gegen Frankreich fiel Gündogan in der zentralen Rolle etwas ab. Gegen Holland nicht mehr.
Er zeigte diesmal auch defensiv eine gute Leistung (Rettete einmal in höchster Not und verhinderte ein sicheres Holland-Tor). Auch wenn offensiv noch Luft nach oben war. Schade, dass er seine große Chance, nach genialer (zentraler Steckpass) Vorbereitung von Musiala, nicht genutzt hat. Interessant zu beobachten, wer sich später durchsetzt, wenn Sane wieder ins Team rückt. Mit dann vielleicht Musiala zentral und Wirtz und Sane auf den Halb-Außen könnte die deutsche Offensive noch stärker werden.
Und die Abwehr? Tah und Rüdiger bilden ein sehr sicheres Gespann. Sie strahlen Ruhe aus. Dahinter hat Nagelsmann mit Koch und Anton zwei weitere Neulinge für die Innenverteidigung berufen. Gegen Holland haben sie nicht gespielt.
Die Außenverteidiger dagegen hat der Bundestrainer gewechselt. Henrichs (rechts) und Raum (links) kamen hinein und fügten sich nahtlos in Nagelsmanns neues und einfaches Spiel-System ein. Apropos einfach, das ist wohl die beste Veränderung in diesem Jahr: Das 4-2-3-1 ist weder neu, noch spektakulär. Aber alle deutschen Fußballer beherrschen es. Das macht die Deutschen wieder stark. Nichts Kompliziertes. Kämpfen und hungrig sein. Und ein Höchstmaß an Disziplin und Ordnung auf dem Platz herstellen. So wird das was mit dem Ziel Europameister 2024 zu werden. Eisern!
26. März: Auf zum Endspurt!
Unionfux: So, das war's mit dem Winter und den Länderspiel- und sonstigen Pausen, ab jetzt geht es absolut straight in den Endspurt, noch acht Punktspiele, die mindestens sechs bis acht Punkte bringen müssen, um nicht bis zum Schluss zu zittern. Bleibt Nenad Bjelica bei seinem Punkteschnitt von 1,5, dann würden es sogar die berühmten vierzig Punkte werden. Zum Vergleich: unsere bisherigen Schlussspurts brachten elf, zwölf, dann unfassbare neunzehn und schließlich abermals elf Punkte.
Okay, das Restprogramm hat es fraglos in sich, nichtsdestotrotz sollten die noch benötigten Zähler drin sein, auch, weil man ohne den ganz großen Angstschweiß in die letzten Aufgaben gehen kann. Und gefestigt genug sind wir mittlerweile allemal, um das letzte Viertel dieser so schwierigen Saison einigermaßen erfolgreich hinter uns zu bringen, nicht zuletzt geht es, neben dem Klassenerhalt, auch noch um das berühmte Fernsehgeld und wir werden jeden Euro gebrauchen können, um die nächste Saison etwas entspannter zu absolvieren.
Der große Umbruch wird nämlich im Sommer (wieder mal) anstehen: Diogo Leite soll bei einigen prominenten Vereinen auf dem Zettel stehen, Danilho Doekhi ebenso. Und Robin Knoche wird seine Degradierung zum Bankdrücker ins Grübeln gebracht haben - mit bald 32 geht es um den möglicherweise letzten Vertrag und da will man nicht das Gefühl haben, nur noch Backup zu sein. Wer könnte uns noch verlassen? Aissa Laidouni vielleicht, der auch nicht so richtig zum Zuge kommt, aber eben zu selten seine Unentbehrlichkeit nachweisen konnte, Jannik Haberer, der seit einiger Zeit stagniert, oder gar Robin Gosens, trotz seines langfristigen Vertrages enttäuscht von den vergangenen Monaten und obendrein der Nichtnominierung zur EM - wenn denn nicht noch ein Wunder passiert.
Soll man mit Alex Kral weitermachen, ein solider Spieler, aber doch zu oft unauffällig? Nicht zuletzt ist es ja auch eine Frage des Geldes, denn die Gehaltskosten müssen mit Sicherheit gedrückt werden und der eine oder andere Euro an Transfererlösen sollte auch noch reingespielt werden. Die große Kunst wird sein, die richtige Mischung wiederherzustellen (über die wir ja offenbar einige Zeit verfügt haben) und zwei, drei echte Glücksgriffe obendrauf zu tun - es ist nämlich für uns immer noch, wie in der noch laufenden Spielzeit erlebt, ein verdammt schmaler Grat zwischen Erfolg und Absturz. Und das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben, ein stetiges Wiederaufwärtsrollen des Steines a la Sisyphos, für mehr fehlt uns einfach, Gott sei Dank, die zuverlässige Geldquelle, über die so einige Bundesligisten verfügen.
Gespannt darf man dabei sein, ob ein nahezu kompletter Neustart angestrebt wird, also auch Trainer Bjelica gehen soll, genauso wie Konstante in der Mannschaft wie beispielsweise Christopher Trimmel (dem ich allemal noch mindestens ein weiteres Jahr zutraue) - oder ob die sportliche Führung trotz allem genügend gesehen hat, was Hoffnung macht. Und nicht zuletzt gibt es ja noch die Spekulation, dass der eine oder andere erst in seiner zweiten Saison so richtig durchstartet.
Doch erstmal gilt es, die kommenden sieben Wochen zu absolvieren, das eine oder andere Erstaunliche zu bewerkstelligen, eine überaus gute Figur dabei zu machen und diese unfassbar anstrengende Spielzeit schlußendlich hinter uns zu bringen. Wir fangen am Samstag bei Eintracht Frankfurt an - mal sehen, ob es gelingt, unsere schwache Auswärtsbilanz im Deutsche Bank-Park aufzubessern (bei unserem einzigen Sieg dort hieß das Stadion noch Commerzbank-Arena), einen genaueren Blick auf das Spiel werfen wir in den kommenden Tagen. Bis dahin: tief Luft holen und schön optimistisch bleiben!
23. März: Gemixtes aus der Försterei
Icke: Heute am Samstag haben alle Unioner frei. Warum? Deutschland präsentiert sich mit seinem neuen Team in Frankreich. Da kann einem Angst und Bange werden. Ich werde es mir anschauen und ja… auch die Daumen drücken. Es ist ja schließlich die Nationalmannschaft meines Landes. Und ich hoffe, Nagelsmanns Mut wird belohnt – das deutsche Team einmal auf links gedreht zu haben.
Und was gibt’s bei Union Neues? Wir berichteten ja schon, dass Paul Jaeckel bei uns verlängert hat. Ein anderer - Jakob Busk verlässt Union nach 8 (!) Jahren Vereinszugehörigkeit. Er war zwar nur am Anfang seiner Union-Karriere Stamm-Keeper, aber umso erstaunlicher ist sein Weg bei uns. An dieser Stelle – auch von uns – ein ganz herzliches Dankeschön an unseren verlässlichen Keeper.
Vorige Woche hatten wir über ein mögliches Szenario bei unseren Türhütern zur nächsten Saison berichtet. Und die Variante Rönnow/Schwolow/Rodtnick bevorzugt. Einfach deshalb, weil so auch der 3.Torwart (bei den A-Junioren) Einsatzzeit bekommt. Einige fragten dann nach Grill. Ich halte Grill als 3.Keeper für ausgeschlossen. Er müsste sich auch hinter dem starken Schwolow anstellen. Und dafür wiederum ist der 25-jährige zu stark. Wahrscheinlich ist ein Verkauf hier für alle Seiten die beste Lösung. Allerdings haben wir für Grill rund 1 Million Euro überwiesen. Der (finanzielle) Schmerz sollte sich dann aber in Grenzen halten. Für Stein ist es sicherlich das Beste, wenn er für 1 Jahr weiter verliehen wird und dort absoluter Stamm-Keeper ist.
Die Außenverteidiger in einer Viererkette hatten wir noch nicht beleuchtet. Stand jetzt haben wir rechts Trimmel und Juranovic und links Gosens und Roussillon. Hinter Trimmel steht noch ein Fragezeichen, ob er noch eine Saison bei uns ranhängt. Das wäre dann wohl eine Rolle als Backup. Obwohl man auch sehen muss, dass er körperlich noch immer topfit ist. Eine schwierige Entscheidung. Deutsche Top-Spieler, die ablösefrei wären, sind Wolf aus Dortmund und Weiser aus Bremen.
Auf der linken Seite ist eigentlich alles geordnet. Eigentlich… weil immer mal wieder Gerüchte umhergehen, dass Gosens woanders „gehandelt“ wird. Italien wird oft als Ziel genannt. Wenn dem so ist, dann müssten wir vorbauen bzw. vorbereitet sein. An Geld für diese Position sollte es nicht scheitern. Gosens würde unseren Verein nicht unter 16 Millionen verlassen dürfen. Eher noch mehr. Da aber Puchacz aus Kaiserslautern zurückkehrt, der immerhin polnischer Nationalspieler ist, bräuchte man eventuell nicht mal einen neuen Spieler auf der Position. Roussillon ist gut genug – Stammspieler in der Bundesliga zu sein und als Backup ist ein Nationalspieler wie Puchacz durchaus geeignet. In 24/25 benötigen wir einen guten Kader, mitnichten einen Kader für die Champions League. Und wenn es dann doch ein neuer Spieler sein muss, zum Beispiel weil man etwas mehr auf die Defensive achten möchte, so könnte man sich den Holländer Gijs Smal von Twente Enschede mal anschauen. Der verkörpert diesen robusten Typen.
Das Projekt „Unions Frauen in die Bundesliga“ erreicht am Wochenende einen weiteren Höhepunkt. Wir spielen gegen Viktoria 89, den Tabellenzweiten. Gewinnen wir das Spiel, dann sind wir 6 Punkte und fast 40 Tore weg von ihnen. Der Drops wäre gelutscht. Unsere Frauen könnten sich schon einmal auf die 2.Liga freuen. Turbine Potsdam und Gladbach hießen dann die Gegner.
Ein ganz heißes Gerücht geht mit dem griechischen Mittelstürmer und Nationalspieler Tzolis um. Aktuell hat er 22 Torbeteiligungen (davon 15 Buden) in 23 Spielen für Düsseldorf vorzuweisen. Düsseldorf hat in von Norwich City nur geliehen. Wir müssten ihn auch dort rauskaufen. 5-6 Millionen müsste Union für den 22-jährigen (1,79 Meter groß) auf den Tisch legen. 2021 hatte Norwich für ihn 11 Millionen bezahlt, da hatte er aber auch noch einen Marktwert von 11 Millionen – als damals 19-Jähriger. Heute liegt er bei ca. 7 Millionen Marktwert. Eisern.
21. März: Der neue Kader 2024/2025 - Abwehr und Tor
Icke: Jaeckels Vertragsverlängerung ist ein Fingerzeig, wo es in naher Zukunft mit dem 1. FC Wundervoll hingeht. Zurück zu den Leisten des Schusters. Warum denke ich das? Das hat ganz stark mit Jaeckel zu tun.
Er hat ja nun wirklich nicht viele Einsatzzeiten in dieser Saison bekommen. Andere Verteidiger-Kollegen wie Vogt und Doekhi, aber auch Leiste, machten viel mehr auf sich aufmerksam. Auch Knoche spielte noch vor Jaeckel. Ich hatte mit einem Abgang von Jaeckel mangels Perspektive gerechnet. Aber genau die hat man ihm bei Union wohl aufgezeigt.
Doekhi wird in der Abwehr - bei einem Jahr Vertragslaufzeit - nicht zu halten sein. Da werden dann aber etwa 15 Millionen in Unions Vereinskasse fließen. Leite dagegen hat noch zwei Jahre Vertrag in Berlin. Auch er ist – vor allem als Linksfuß – heiß begehrt. Leite dürfte man bei Union nicht unter zwölf Millionen abgeben. Großverdiener Knoche wird wohl auch den Verein verlassen, was wiederum Budget freimacht. Die Abwehr dürfte so völlig neuformiert werden.
Das Grundgerüst für die Innenverteidigung werden Jaeckel, Vogt und A-Jugendspieler Ogbemudia bilden. Wahrscheinlich werden dann noch zwei "Linksfüße" verpflichtet. Mehr ist nicht nötig, weil zu vermuten ist, dass wir in der kommenden Saison mit einer Viererkette auflaufen werden. Wenn wir in der Situation nicht an den (auch bei uns) bewährten Kevin Schlotterbeck denken, sind wir verrückt. Der sollte für kleines Geld zu haben sein. Und ich vermute mal, er möchte auch.
Dazu vielleicht der gebürtige US-Berliner Brooks (ablösefrei!) und Schwups hätten wir wieder eine Top-Abwehr. Wobei sicherlich (erst einmal) Vogt und Brooks die erste Garnitur bilden würden und Jaeckel und Schlotterbeck dahinter. Die Nummer fünf wäre dann Talent und U18-Nationalspieler Ogbemudia. Oder denkt Union vielleicht (auch) an Talent Gechter von Hertha? Der U21-Nationalspieler würde – bei nur noch einem Jahr Vertragslaufzeit – sicherlich bezahlbar sein. Oder es kommen sogar alle drei, schließlich hat man wahrscheinlich auch drei relevante Abgänge in der Innenverteidigung. Mit Gechter/Jaeckel/Brooks/Ogbemudia hätte man dann - ganz neu – jede Menge Berlin/Brandenburger Stallgeruch in der Abwehr.
Dagegen wird sich zur neuen Saison im Tor kaum etwas verändern. Rönnow hat verlängert und bleibt die Nummer eins und Schwolow hat noch einen Vertrag. Schade für ihn, wahrscheinlich ist er die beste Nummer zwei in der Bundesliga. Die neue Nummer drei fechten Busk (Vertrag läuft aus) und Stein (kehrt von Leihe zurück) aus. A-Jugend-Keeper und U18-Nationalspieler Rodtnick ist auch noch in der nächsten Saison für die A-Jugend spielberechtigt. Er wird bei den Profis die Rolle der Nummer vier einnehmen.
Oder man hat schon sehr viel Vertrauen in (den 18-jährigen) Rodtnick, ihn zur neuen Nummer drei der Profis zu machen. Er könnte ja trotzdem die Punktspiele in der A-Jugend bestreiten. Mit B-Jugend-Torwart Wisbereit (16 Jahre) hat man übrigens ein weiteres großes Torwart-Talent in der Hinterhand. Er wird sicherlich in die A-Jugend aufrücken und Rodtnick herausfordern. Im Tor sind wir bestens besetzt.
Durch die Länderspielpause geht’s in der Bundesliga erst am 30. März weiter. Wir treten in Frankfurt an. Genau, da sahen wir zuletzt nicht gut aus. Und Frankfurt? Bei ihnen geht’s auf und ab. Trotzdem haben sie Platz sechs (jetzt schon) so gut wie sicher. Neun Punkte Abstand nach oben und fünf Punkte (plus das bessere Torverhältnis) nach unten, sprechen eine klare Sprache. Vielleicht nehmen sie uns nicht ernst und sind aufgrund ihrer Tabellen-Konstellation ein wenig träge. Dann können wir mit viel Engagement etwas holen.
Und irgendwann muss bei uns ja mal ein "Stürmerknoten" platzen. Es geht ja immerhin um die circa sechs Kaderplätze für die neue Saison. Für die wir jetzt schon zu viele Stürmer haben. Trotz der drei Abgänge (Becker, Behrens, Fofana) während der Saison. Eisern.
17. März: Aaronson und Vertessen die Schlüssel zum Heimsieg gegen Werder
Unionfux: Ein so wichtiger Heimsieg, in mehrfacher Hinsicht: neun Punkte zum Relegationsplatz, endlich wieder gewonnen nach drei sieglosen Spielen, sich belohnt für eine streckenweise sehr gute Leistung, guter Push für die bevorstehenden schweren Spiele zu Hause gegen Bayern und Leverkusen und die Auswärtsaufgaben gegen Frankfurt und Augsburg und für ein etwas entspanntes Gefühl in der Länderspielpause.
Ein wenig erstaunt die Startaufstellung schon mit Aaronson, Vertessen und Kaufmann in der Offensive, aber man muss auch sagen - das geht auf: Vertessen mit seinem Premierentor und seiner zweiten Vorlage für Brenden Aaronson (die erste brachte den etwas überraschenden Sieg in Hoffenheim) und der Amerikaner macht sein mit Abstand bestes Spiel für uns.
Lediglich Kaufmanns Aufstellung macht sich nicht wirklich bezahlt, zu ungefährlich bliebt der Däne, bei dem man immer so ein wenig das Gefühl hat, er braucht zu lange, um seinen Körper zu sortieren. Die erste Hälfte sind wir ungewöhnlich dominant, nur konkrete Torchancen bleiben Mangelware - nach einer guten halben Stunde ist sich Aaronson gleich von vier Gegenspielern nicht zu stoppen, doch sein Pass auf Vertessen ist dann zu ungenau. Kurz vor der Pause zwingt Aaronson Zetterer zu einer Glanzparade, nach der darauffolgenden Ecke köpft der wieder enorm fleißige Tousart knapp übers Tor.
So können wir unterm Strich noch froh sein, dass Doekhi nach vierundzwanzig Minuten in höchster Not gegen Weiser retten kann, unsere Überlegenheit bringt unterm Strich zu wenig. In der zweiten Hälfte hat wieder Werder die erste gute Chance, aber Njinmah schlägt zum Glück einen Haken zu viel. Dann schlägt Voigt einen schönen Außenristpass auf Aaronson, Gosens setzt gosenslike nach, der Bremer Lynen kann den Ball nur stoppen und Vertessen haut die ideale Vorlage entschlossen in den Winkel. Anstoß Werder - und handgestoppte 23 Sekunden liegt der Ball wieder im Netz.
Ein paar Ballberührungen hat Werder, dann wird zum Torwart gepasst, dessen weiten Schlag köpft Tousart auf Vertessen, der passt zu Aaronson, der wiederum an der Strafraumgrenze Doppelpass mit dem Belgier spielt und dann bleibt unser Bantamgewicht cool und überwindet den Bremer Schlussmann technisch gekonnt - Doppelschlag! Eigentlich ist nun alles vorbereitet für einen schönen, ungefährdeten Heimerfolg, dummerweise bekommt Werder eine unberechtigte Ecke (vorher Abseits), Rönnow übersieht Weiser, der angerauscht kommt und vor den fangbereiten Händen unseres Keepers einköpft. Kurz danach muss Tousart nach einem nahezu perfekten Konter das 3:1 machen, aber der Abschluss ins kurze Eck ist zu unpräzise, so kann Zetterer noch parieren.
In der Folge überlassen wir Werder das Spiel, kontern mehrfach vielversprechend über die eingewechselten Hollerbach und Volland, aber auch hier fehlt die letzte Konsequenz und Präzision, unser Hauptproblem in dieser Saison. So muss man bis zum Schlusspfiff zittern, satte neuneinhalb Minuten Nachspielzeit überstehen.
Nicht, dass Rönnow nochmal entscheidend eingreifen muss, aber jeder weiß, wie es oft im Fussball zugeht, eine der vielen Flanken kommt perfekt oder irgendein Dreckding fällt noch unglücklich rein - und schon hat man einen Zwei-Tore-Vorsprung weggeschmissen und zwei weitere Punkte obendrein.
Insgesamt bringen wir jedoch unsere Tugenden auf den Platz: Kampf, Laufbereitschaft, Leidenschaft, Kompaktheit. Phasenweise sind wir auch spielerisch gut unterwegs, die Mannschaft kann mit dem Spiel zufrieden sein, wenn man jetzt noch die alte Effektivität vorm gegnerischen Tor zurückholen kann, dann ist in dieser Saison vielleicht sogar noch ein einstelliger Tabellenplatz drin… Aber (wenngleich bescheidene) Träumereien sind momentan nicht angebracht, auch, wenn es nur noch zwei Punkte bis Platz zehn sind - erfreulich ist der Abstand nach unten, aus den verbleibenden acht Spielen müssten jetzt sechs oder sieben Punkte reichen, das klingt doch machbar.
Insofern kann man jetzt den nächsten Aufgaben ganz ohne panischen Blick entgegensehen - so soll es sein. Und nebenbei haben Aaronson und noch viel wichtiger Vertessen nachgewiesen, dass sie Bundesliga können. Weiter so!
15. März: Schlüsselspiel gegen Bremen
Icke: Am Samstag um 15.30 Uhr haben wir gegen Bremen ein Schlüsselspiel. Warum? Das hängt mit unseren Punkt-Vorsprüngen auf die hinter uns liegenden Mannschaften zusammen. Und natürlich mit den darauffolgenden Gegnern. Aktuell haben wir auf Platz 16 (Köln) – 7 Punkte Vorsprung. Auf die Plätze 17 (Mainz) und 18 (Darmstadt) sind es 9 und 12 Punkte. Das hört sich alles viel an, aber man schaue aber, was uns nach Bremen erwartet.
Dann treten wir in Frankfurt an. Nach Frankfurt kommt Leverkusen zu uns. Um das wir danach nach Augsburg müssen, bevor uns dann die Bayern besuchen. Nach den Bayern fahren wir nach Gladbach. Kommt es ganz blöd für uns, dann holen wir in den 6 Spielen nach Bremen null Punkte. Die letzten 3 Spielen werden dann nach der Papierform – mit Bochum (H), Köln (A) und Freiburg (H) - wieder einfacher.
So weit müssen wir es aber gar nicht kommen lassen. Werder ist schlagbar. So wir wenigstens eine normale Leistung abrufen. Die Defensive stabil lassen und am bekannten Problem „Offensive“ weiter fleißig arbeiten. Das uns nun gerade mit Schäfer und Haberer – die zwei offensivsten Mittelfeldspieler fehlen – ist Pech.
Nach Lage der Dinge wird Ladouni für Schäfer reinkommen. Kral und Aaronson wären auch noch Alternativen neben dem wohl gesetzten Tousart. Im Sturm dürfen wieder alle mit Hollerbach rechnen. Vertessen hinterließ zuletzt keinen starken Eindruck. Oder überrascht uns Bjelica mal mit 3 Stürmern zu Hause? Bedia und Kaufmann stünden als „zentrale Kanten“ bereit und hätten sich einen Einsatz verdient. Ganz vorn Hollerbach auf rechts und Vertessen auf links, in der Mitte Kaufmann oder Bedia – das möchten ganz sicher alle einmal im Zusammenspiel sehen. Dafür haben wir ja so viele Stürmer im Kader. Hinter den Spitzen dann Volland als Spielmacher oder hängende 9 – ja wir haben alle Möglichkeiten!
Es wäre auch schön, wenn wir wieder einmal 2 Halbzeiten überzeugen können. Und eben nicht nur eine. Rönnow, Vogt, Doekhi, Khedira, Gosens oder Volland, wir haben genug Qualität im Kader, um befreit aufzuspielen und einen Gegner wie Bremen klar zu schlagen. Es muss nur wirklich einmal passieren. Eben auch um Selbstvertrauen zu tanken, um dann in den darauffolgenden 6 + 3 Spielen zu punkten.
Und noch etwas passierte gestern. Neu-Bundestrainer Nagelsmann berief Gosens nicht in den Nationalmannschafts-Kader. Dafür für die linke Seite Mittelstädt und Raum. Was er an den zwei so überragend findet, bleibt sein Geheimnis. Mittelstädt schwimmt gerade auf der Erfolgswelle „VfB“. Ist aber offensiv schwächer als Gosens, was man auch an den erzielten Toren sieht. Und defensiv ist er mitnichten besser. Und über Raum brauchen wir nicht philosophieren. Er hatte genug Schwächephasen in dieser Saison. Naja, wir werden sehen wie Nagelsmann in Frankreich und gegen Holland bestehen kann. Gar nicht auszudenken, was passiert, wenn hier zwei weitere Niederlagen folgen. Wenigstens ist er der erste Bundestrainer seit Jahren, der erkannt hat, dass man einen richtigen Sechser im Team benötigt. Mit Ex-Unioner Andrich und Groß hat er nun gleich zwei von der Sorte „hinlangen“ dabei. Und das ist auch gut so.
Wünschen wir aber vor allem erst einmal uns 3 Punkte gegen Bremen, ein überzeugendes Spiel und bitte auch einmal mindestens 3 Tore. Eisern.
13. März: Forza, Union Berlino!
Unionfux: So, da bin ich wieder - zurück aus einem wundervollen Italienurlaub und dem ungewollt schönen Nebeneffekt, dass ich das Auswärtsspiel in Stuttgart nicht verfolgen konnte und somit den Ärger nur per Ticker hatte - zumindest etwas schonender für meine Nerven.
Aus den letzten drei Spielen nur ein Punkt, nicht zuletzt wegen fortgesetzter Harmlosigkeit vor dem gegnerischen Tor, eigentlich müsste man da schon ziemlich unruhig werden, wenn, ja wenn der Großteil der Konkurrenz nicht so konsequent mit vergeigt hätte, denn so kann man gottlob immer noch entspannt sein.
Aber nicht nur mir geht es wie Oliver Ruhnert, der sich erst dann wirklich entspannen wird, wenn wir auch rechnerisch gesichert sind. Und davon sind wir noch ein ganzes Stück entfernt. Mancher mag das vielleicht aufregend finden, doch es gibt fraglos Schöneres. Deswegen stimme ich abermals mit Wucht in den Chor ein: mehr Torgefahr tut not! Besser gesagt: wesentlich mehr Torgefahr! Wir sind im Angriff momentan der drittschlechteste Bundesligist, selbst Darmstadt hat mehr Kisten gemacht als wir. Wunderdinge erwarte ich in der Offensive in dieser Saison sowieso nicht mehr, aber ein bisschen was muss da schon noch gehen.
Und darum müssen Vertessen, Bedia und auch Kaufmann weitere Chancen bekommen. Insbesondere der bemitleidenswerte Bedia durfte sich bevorzugt in Situationen beweisen, in denen die Messen gesungen waren und das auch nur wenige Minuten - da ist man dann oft nur Zimmerschmuck. Ebenso könnte Kaufmann ein Mittelstürmer sein, der vorne auch mal ein Kopfballduell gewinnt, wie Bedia ist er 1,90, da ist potentiell nun mal einfach mehr drin als bei Hollerbach und Volland, die ja gut zehn Zentimeter kleiner sind. Und Vertessen? Muss sich endlich warm spielen, hat sich zu wenig beweisen können, um jetzt schon abgeschrieben zu werden.
Doch auch aus dem Mittelfeld sollte wesentlich mehr kommen, Abschlüsse aus der zweiten Reihe sieht man einfach zu selten, zudem müssen die Stürmer einfach präziser gefüttert werden, geeignete Zuspiele sind bei uns leider bisher Mangelware. Der zuletzt etwas ins Hintertreffen geratene Laidouni wird sich am Samstag gegen Werder Bremen beweisen müssen, Andras Schäfer wurde gerade nach seiner etwas zu harten roten Karte (der sechste Feldverweis für uns in dieser Spielzeit, soviel wie nie bisher in der höchsten Spielklasse für uns) für zwei Spieltage gesperrt und Jannik Haberer fällt nach einer Trainingsverletzung auf unbestimmte Zeit aus - da wird ein offensiver Platz im Mittelfeld frei werden. Und der Tunesier ist nun mal durchsetzungsstärker als Aaronson, der gefühlt beinahe jeden Ball in der Endzone verliert, weil jeder einigermaßen robuste Verteidiger ihn einfach wegdrückt und Kral ist eher ein Sechser denn ein Achter - nur sollte Laidouni diese Gelegenheit auch mal überzeugend nutzen, wird langsam Zeit.
Und Werder Bremen gehört, ohne Wenn und Aber, zu den machbareren Gegnern, danach empfangen wir nämlich Leverkusen und die Bayern, das ist dann nochmal ein ganz anderes Kaliber. Wenn wir also gegen die Grün-Weißen keine drei Punkte einfahren und uns so auch für das verkorkste Hinspiel revanchieren, dann rückt der Tag der endgültigen Entspannung wieder etwas weiter weg. Die berühmten vierzig Punkte werden jetzt schon ziemlich schwer, doch sechsunddreißig Punkte dürften diesmal wohl reichen, nichtsdestotrotz sind auch das elf Punkte, die man erstmal einfahren muss.
Also zitiere ich jetzt ein paar Milanfans, die ich in Bologna getroffen habe und mit denen ich ein wenig ins Plaudern gekommen bin, denn die riefen mir zum Abschied lautstark zu: "Forza, Union Berlino!" Signorsi!
9. März: Nüscht zu holen …
Icke: Nur die kühnsten Optimisten - wie ich selbst - hatten damit gerechnet, in Stuttgart etwas holen zu können. Das fiel aus. Der VfB machte nur das Nötigste und das reichte gegen uns. Was die Stuttgarter dieses Jahr abliefern ist genauso unglaublich, wie unsere Leistungen der Vorsaison.
Den torgefährlichen Guirassy kennt nun wirklich jeder Fußballinteressierte und trotzdem trifft er gleich in der 19. Minute. Dem hatten wir auch in der Folgezeit kaum etwas entgegenzusetzen. Was allerdings an den Stuttgartern erstaunlich ist, wie homogen sie sind. Spieler wie Stenzel und Mittelstädt sollten uns nun wirklich keine Angst einjagen. Da sind wir teilweise sogar besser besetzt. Aber eben nur in der Qualität einzelner Spieler. Als Team funktioniert der VfB "Bombe". Und natürlich agiert das Quartett dort in der Offensive hervorragend. Millot fungiert als echte Zehn, der schon erwähnte Guirassy vollendet meist sicher. Links spielt der oft überragende Führich und rechts wird Vagnoman immer besser.
Und dann wird in der 60. Minute Leweling eingewechselt. Der Spieler, der bei uns keine Chance hatte und deshalb verliehen wurde. Trainer Sebastian Hoeneß brachte ihn als rechten Verteidiger (statt im Sturm wie bei uns) und er spielte gut. Da liefen einige Personalentscheidungen bei uns auch schief.
Jetzt ärgern die Schwaben sogar die Bayern. Bis auf einen Punkt sind sie herangerückt. Nicht auszudenken, was passiert, sollten die Münchener ihr Spiel gegen Mainz nicht gewinnen. Wie selbstbewusst die Schwaben aktuell sind, zeigten auch minutenlange Ballbesitzphasen. Da bekamen wir kein Bein dazwischen.
Waren wir Chancenlos? Keinesfalls! Zweimal Tousart, Schäfer, Vertessen und Volland besaßen durchaus gute Tormöglichkeiten. Aber wir verwandeln sie eben nicht. Das machte dann Führich in der 65. Minute mit seinem 2:0. Effizient sagt man dazu. Der Drops war gelutscht. Vier Minuten später flog auch noch Schäfer vom Platz. Genau diese "Gelb-Rote", die man sich (seitens des Schiedsrichters Schröder) hätte schenken können, passte perfekt zum Spiel. Warum wir in der letzten Zeit so viele Rote Karten bekommen, die genau genommen gar keine waren, das sollten wir einmal analysieren. Natürlich war das ein klarer Fehler des Schiedsrichters. Aber wir stellen eben auch Angriffsflächen zur Verfügung. Das kann man sicherlich auch ein wenig cleverer anstellen.
Nächste Woche dürfen wir dann wieder punkten. Wir empfangen zu Hause Bremen. Bevor danach die Nagelsmann-Show beginnt. Auch nicht uninteressant, mit welchen Änderungen er die Voll-Katastrophe der Nationalmannschaft (zum Sommer hin) abwenden will. Bjelica darf dann auch mal etwas probieren. Wir testen in der Länderspielpause gegen Magdeburg. Eisern.
6. März: Keine Chance, aber die nutzen wir!
Icke: Am Freitagabend eröffnen wir den 25. Spieltag beim VfB Stuttgart. Die Stuttgarter sind das neue Union. Höhenflüge ohne Ende, eben wie wir in der vorigen Saison. Können wir da etwas holen? Eigentlich nicht. Und das ist die große Chance von Nenads, wieder gefestigtem, Haufen von Fußballern. Zudem haben wir eine überraschend gute Statistik gegen Stuttgart aufzuweisen. Von insgesamt sieben Spielen, haben wir nur ein Spiel verloren. Dafür aber gleich drei gewonnen.
Unsere Defensive stand in den vergangenen Spielen ordentlich. An der Spitze geht Rönnow voran, er ist wohl in der Form seines Lebens. Davor stehen aber auch Vogt und Khedira stabil. Bei Doekhi zeigt die Leistungskurve klar nach oben, genauso wie bei Schäfer. Mister Kilometer wird immer besser, immer agiler. Er findet seine Form wieder, die er vor seiner langen Verletzung hatte. Auch Volland und Hollerbach sind unangefochtene Stammspieler. Wenn sich Schäfer + Hollerbach + Volland endlich zusammen einspielen - auch mit Gosens - dann sind wir mitnichten chancenlos. Dann sieht das sogar sehr gut aus.
Wenn Tousart auch bei den Schwaben von Beginn an spielt, dann hat er sich wohl auch einen Stammplatz erkämpft. Er ist gegenüber Ladouni defensiv stärker. Gegenüber Haberer sowieso. Wir dürfen also erwarten, dass Bjelica so aufstellt: Rönnow - Doekhi, Vogt, Leite - Trimmel (Juranovic), Khedira, Tousart, Gosens - Schäfer - Hollerbach, Volland.
Der VfB hat jetzt Lunte gerochen. Vier Punkte hinter den Bayern und das im letzten Drittel der Meisterschaft, das ist aller Ehren wert. Vielleicht können wir auch endlich unsere Offensive auf Vordermann bringen. Die Qualität dafür haben unsere Akteure. Das Schwabenländle wäre ein perfekter Ort, das zu zeigen. Ein Punkt würde mir glatt reichen. Sollte das Team aber unbedingt drei Punkte einfahren wollen, darf es die gern holen. Auf nach Stuttgart, Unioner - Kämpfen und Siegen! Eisern.
3. März: Zu wenig Präzision und Pech - unnötige Heimniederlage gegen Dortmund
Unionfux: Eine eher unglückliche Niederlage ist es am Ende gegen engagierte Dortmunder, die aber einen Sonntagsschuss und eine fragwürdige Balleroberung an der Mittellinie brauchen, um einen 2:0-Sieg in der Alten Försterei hinzukriegen.
Wir spielen über lange Strecken sehr gut mit, sind aber im Angriff schlicht zu unpräzise und größentechnisch im Nachteil, so wird aus aus acht Ecken nicht eine wirklich torgefährlich.
Ärgerlich, dass wir das torlose Unentschieden nicht in die Pause bringen. Adeyemi muss eigentlich am Torschuss gehindert werden und dummerweise hilft auch die Latte dem wieder mal überragenden Rönnow nicht, der vorher zweimal grandios rettet, gegen Schlotterbeck aus drei Metern und bei einem abgefälschten Schuss von Maatsen, denn da ist er eigentlich schon in die andere Ecke unterwegs.
Aber wir können schon vorher in Führung gehen, schon in der sechsten Minute muss Tousart mehr aus Vollands grandioser Hackenvorarbeit machen, zu ungenau und halbherzig ist sein Abschluss - und am langen Pfosten riecht Schäfer zu spät den Braten, wenn er durchläuft, muss er nur noch ins leere Tor einschieben - naja, Theorie und Praxis sind häufig zweierlei.
Aber auch sonst haben wir starke Balleroberungen, oft durch den enorm fleißigen Schäfer, aber wir machen zu wenig daraus. In der zweiten Hälfte kommt Volland nach zehn Minuten frei zum Schuss, das muss der Ausgleich sein, aber der Dortmunder Ersatzkeeper Meyer kann den Ball irgendwie zur Ecke lenken. Und in der Folge sind wir wieder zu unpräzise, gerade auf den Flügeln kommen wir ein ums andere Mal durch, aber der letzte Ball kommt entweder nicht an, es gibt Probleme bei der Ballannahme oder unser Abschluss wird geblockt.
Und dann verliert kurz vor Ultimo Juranovic an der Mittellinie den Ball gegen Maatsen, meines Erachtens nach geht der Dortmunder dabei zu ungestüm vor und foult den Kroaten, aber Schiedsrichter Dingert sieht das anders (wie er überhaupt in der zweiten Hälfte sehr dortmundfreundlich entscheidet), so kann Maatsen frei auf Rönnow zulaufen und die Entscheidung herbeiführen, nach sechs Heimspielen ohne Niederlage verlieren wir mal wieder zu Hause.
Gut ist, dass wir uns von den ballsicheren Borussen nicht ausmurmeln lassen, unsere Abwehr steht im Wesentlichen gut, aber mit den offensiven Unzulänglichkeiten wäre auch mehr als ein Punkt kaum drin gewesen, leider. Wie hieß es in einer Kaffeewerbung der 80er: Mühe allein genügt nicht! Zu oft werden im vordersten Drittel die falschen Entscheidungen getroffen, fehlt es an letztlich Präzision und Entschlossenheit. Nichtsdestotrotz gibt es an Einsatz, Lauffreude und Unermüdlichkeit abermals nichts zu bemängeln, das war unterm Strich kein so schlechtes Spiel von uns - mit etwas mehr Spielglück stehen wir nicht mit leeren Händen da.
Da aber unsere unmittelbare Konkurrenz verloren (Bochum, Wolfsburg) hat bzw. über ein Unentschieden nicht hinausgekommen ist (Mainz gegen Gladbach) und Leverkusen hoffentlich am Sonntag in Köln seine Ungeschlagenserie fortführt - ist gar nicht soviel passiert, immerhin. An so einem Tag muss man eben aus jeder Blüte Honig saugen…
28. Februar: Zuversicht und Gier und goldene Uhren
Unionfux: Am Samstag kommt Borussia Dortmund in die Alte Försterei - und so chancenlos wir meist im ehemaligen Westfalenstadion mit dem lyrischen Namen Signal-Iduna-Park waren, so war es doch in der Alten Försterei ganz anders.
Nur einmal konnte der BVB hier gewinnen, ansonsten wurden sie dreimal abgebürstet - besonders der erste Bundesligasieg bleibt wohl unvergesslich: zweimal Bülter und einmal Andersson sorgten im August 2019 für den 3:1-Sieg gegen eine damals schier übermächtige Dortmunder Mannschaft.
So ein wenig sind die Dortmunder momentan in der Krise und laufen ihren eigenen Ansprüchen hinterher - es könnte selbst knapp werden mit der Qualifikation für die Champions League, während wir, im Wesentlichen, unsere alte Heimstärke zurückgewonnen haben. Und dass uns eher sowas wie der BVB als Heidenheim liegt, ist ja auch längst vielfach belegt. Keine Frage, das wird ein schwieriges Spiel, aber das waren ja in dieser Saison fast alle.
Dass mit Malen nach seiner fünften gelben Karte einer der torgefährlichsten Dortmunder gesperrt ist, wird ein Vorteil sein, genauso, dass auf unserer Seite Kevin Volland wieder mitwirken darf. Für den ebenfalls gesperrten Robin Gosens steht Roussillon bereit. By the way: sowohl Volland als auch Roussillon standen neulich im Fokus der Klatschpresse, weil Volland morgens um drei am Rosenthaler Platz seine Uhr vom Handgelenk geklaut wurde und Roussillon den Dieb erfolgreich dingfest machen konnte - die Uhr hatte allerdings ziemlich gelitten, weil auf der Flucht weggeworfen - nicht ganz unerheblich, wenn es sich dabei um eine Patek Philippe Nautilus in 18karätigem Rosegold handelt, die durchaus mehrere Jahresgehälter eines Normalsterblichen beanspruchen kann.
Wieder was gelernt: Volland, dass man an allzu belebten Plätzen lieber die billige Omega tragen sollte, Roussillon, dass auch in der Nacht das Sprintvermögen ganz ordentlich ist und das Publikum, wo nachts noch mächtig was abgeht. Aber zurück zu den wichtigen Fragen: Muss Robin Knoche nach abgelaufener Leite-Sperre zurück auf die Bank? Darf Yorbe Vertessen mal von Anfang an zeigen, warum wir ihn verpflichtet haben? Von Chris Bedia ganz zu schweigen, der zuletzt nicht mal mehr im Kader stand. Muss man das verstehen?
Auf jeden Fall sind die Dortmunder schlagbar, wenn wir so diszipliniert verteidigen wie gegen Wolfsburg und Hoffenheim, das Spiel werden wir eher nicht machen müssen, aber das kommt uns ja durchaus entgegen. Zugzwang ist auf beiden Seiten, wir wollen uns zügig weiter ins Mittelfeld absetzen und Dortmund will beziehungsweise muss an die Fleischtöpfe der Champions League.
Die Alte Försterei wird jedenfalls gewaltig brodeln, auch wenn wieder mal die Anreise ein größeres Problem darstellt - schon den S-Bahnhof Köpenick erreicht man nicht so ohne Weiteres, aber auch die unmittelbare Umgebung des Stadions ist eine einzige verdammte Baustelle, ein Hürdenlauf der besonderen Art. Wohl dem, der jetzt einen Hubschrauber hat. Vielleicht mal bei Kevin Volland nachfragen …? Also, auf einen Sieg gegen die Borussia aus Dortmund - gerade im eigenen Wohnzimmer ist Bescheidenheit nicht angebracht, sondern Zuversicht und Gier - eisern!
25. Februar: Flottes Spiel trotz knüppelharter Heidenheimer
Icke: Das war kein alltägliches Spiel „An der Alten Försterei“. Sehr intensiv, sehr viel Kampf und dabei über weite Strecken schnell und ansehnlich. Beide Mannschaften schenkten sich nichts. Wobei von Anfang an ins Auge fiel, Schiedsrichter Aytekin wollte unbedingt bestätigen, dass er ist kein Heim-Schiri ist. Was die Heidenheimer teilweise als kämpferischen Einsatz sahen, waren zu großen Teilen Fouls, die der Schiedsrichter als Körpereinsatz durchgehen ließ. Das war einfach zu viel. Und es ging über 90 Minuten so. Es gab mehrere Abschnitte im Spiel, wo sich Union-Spieler im Minuten-Takt auf dem Rasen wiederfanden und man die Schmerzen in ihren Gesichtern sah.
Trotzdem sahen wir ein flottes Spiel. Heidenheim überraschte Union nach 3 Minuten und ging in Führung. Frank Schmidt, der sympathische Heidenheim-Trainer meinte dazu, die Führung war bis dahin verdient. Nach 3 Minuten? Das ist natürlich Quatsch. Weil bis dahin kaum etwas passiert ist. Union drückte nun und zog ein schnelles Spiel auf. Schäfer und Gosens waren die Antreiber. Aber auch Hollerbach und Aaronson hatten gute Szenen und auch Chancen, den Ausgleich zu erzielen.
Und dann kam das Ende der 1.Halbzeit. Ein Doppelschlag von Gosens und Schäfer – mit schönen Toren garniert – brachte Union in Führung. Mit einem 2:1 gingen die Teams in die Pause. Heidenheims Trainer sah zwar auch Teile der ersten Halbzeit besser für Heidenheim, die Wahrheit ist aber, dass Union immer einen Tick besser war. Fast alle statistischen Zahlen (außer die Luftzweikämpfe) bestätigen das auch so. Ich hatte nicht nur in der ersten Halbzeit, nie das Gefühl, ein Union-Sieg wäre gefährdet. Selbst bei einem Rückstand nicht.
Und dann kam die 2.Halbzeit und diese konnte an das Niveau vom ersten Durchgang nicht mehr durchgängig anknüpfen. In dem zweiten Teil war dann Heidenheim wirklich gleichstark. Beste erzielte mit einem zweiten Geschenk von Union an die Gäste, mit einem schönen Heber den Ausgleich. Union war – wie schon erwähnt – in allen relevanten Spiel-Daten besser. Die Laufleistung lag knapp um 2 ½ Kilometer höher. Ebenso hatte Union - um immerhin 8% - länger den Ball in den eigenen Reihen als umgekehrt. Mehr Torschüsse und eine um 9% bessere Passquote, runden die Spiel-Daten ab.
Es blieb aber beim 2:2. Union-Trainer Bjelica bezeichnete das Ergebnis bei der Pressekonferenz als gerecht. Heidenheims Schmidt sah seine Mannschaft teilweise sogar leicht vorn. Ich für meinen Teil, war selbst nach dem 2:2 (71.Minute) noch sicher, gewinnen zu können. Ein falsches Bauchgefühl. Es sollte nicht sein. 12 Torschüsse und mehr als 2/3 erfolgreiche Dribblings reichten Union nicht für 3 Punkte.
25 Punkte auf der Haben-Seite reichen in der Bundesliga-Tabelle für Platz 12. Immerhin Punktleich mit dem Elften – Gladbach. Der Abstand zu den 3 letzten Plätzen beträgt 8, 10 und 13 Punkte. Diese Polster sind auch notwendig. Die nächsten zwei Gegner heißen Dortmund und Stuttgart, bevor wir am 16.3. mit Bremen wieder ein Team aus dem Mittelfeld der Liga empfangen.
Das hat Bjelica mit seinem Team – in der Gesamtheit - sehr ordentlich hinbekommen. Eisern und einen heißen Fight gegen den BVB in Köpenick!
23. Februar: Union auf Rekordjagd - auf zum fünften Heimsieg in Folge!
Unionfux: Dass wir in dieser Saison noch mal auf positive Rekordjagd gehen - wer hätte das gedacht? Gegen eine der Überraschungen der Spielzeit, den FC Heidenheim, könnte man den fünften Heimsieg in Serie klarmachen - das wäre eine neue Bestmarke (zumindest in der Bundesliga) und würde unsere wiedergewonnene und so wichtige Heimstärke unterstreichen.
Denn der Schlüssel für den Klassenerhalt (und hier und da mehr) lag und liegt in der Alten Försterei: die nächsten beiden Spiele zu Hause gewinnen und die Monate der Sorge würden für diese Saison hinter uns liegen.
Gegen Heidenheim hatten wir immer so unsere Schwierigkeiten, schon in Liga 2 und auch im Hinspiel können wir unsere Überlegenheit nicht in Tore ummünzen und verlieren durch einen (zugegeben herausragenden) Freistoß mit 0:1. Doch in unserem Stadion sieht es da anders aus: zuletzt schlugen wir die Heidis im Pokal relativ locker mit 2:0 und auch das letzte Spiel in der Zweiten Liga zu Hause war ein Knaller - und sei es nur wegen des spektakulären Ausgleichs durch Gikiewicz per Kopf nach Vorlage von Andersson in der Nachspielzeit. Aber letztlich ist das alles Schnee von gestern.
Ich muss zugeben, dass ich den Aufsteiger in letzter Minute als klaren Abstiegskandidaten gesehen habe, kaum Erstligaerfahrung, keine spektakulären Neuverpflichtungen vor dem Bundesligadebüt - aber das alles wird wett gemacht durch Kompaktheit und Kampfgeist und Mut und es ist nicht so, dass Heidenheim regelmäßig den Bus vorm Tor parkt: die haben immerhin schon zehn Tore als wir auf dem Konto.
Erstaunlich, was man doch so alles erreichen kann, wenn’s taktisch und in der Truppe stimmt - aber wem erzähl ich das? Das haben wir ja mal aus dem Effeff beherrscht, wobei wir gerade wieder auf dem Weg dahin sind, gerade die letzten beiden Spiele waren ja ein Muster an Effektivität und unbändigem Kampfgeist und hinterließen weinerliche und zutiefst enttäuschte Gegner, die nicht verstehen konnte, wie ihre vermeintliche Überlegenheit in null Punkten enden konnte.
Kriegen wir diesen Schneid auf den Platz und haben außerdem verinnerlicht, dass die Aufgabe keinen Deut leichter wird als zuletzt, dann sind weitere drei Punkte allemal drin. Die Sperren von Volland und Diogo Leite sind nicht von Vorteil, aber es steht hochkarätiger Ersatz bereit: Knoche beginnt wieder in der Innenverteidigung und Vertessen könnte in der Startelf stehen. Auf jeden Fall sollten wir ohne Wenn und Aber ab der ersten Minute klarmachen, wer Herr im Hause ist, Zaghaftigkeit ist keine gute Idee. Also: Geschichte schreiben und den fünften Heimsieg in Folge einfahren!
Und es dürfte mal wieder, nach langer Zeit, ein Spiel ganz ohne Tennisbälle werden, denn die DFL hat die Investorenverhandlungen abgebrochen, die Ultras haben tatsächlich gewonnen. Ist zwar nicht so, dass es jetzt nichts mehr gäbe, weswegen die Fanszene zutiefst unzufrieden ist und die Sache mit den Bällen hat sich ja als ebenso simpel wie wirkungsvoll erwiesen.
Nichtsdestotrotz stehen uns, bis auf Weiteres, relativ normale Fussballspiele bevor - wenn auch die S-Bahn in nächster Zeit zwischen Karlshorst und Rahnsdorf per Schienenersatzverkehr verkehrt und die Unterführung Hämmerlingstraße ist ebenfalls mal wieder dicht, was unweigerlich zeigt: irgendwas ist immer …
20. Februar: Wer hat Recht? Ultras oder Normalos?
Icke: Schon seit längerer Zeit fliegen Tennisbälle und Schokolade auf den grünen Rasen. Warum eigentlich? Sind die Fußball-Ultras jetzt Schokoladevertilgende Tennisspieler? Oder steckt da Substanz dahinter?
Jedes Wochenende das gleiche Theater. Spielunterbrechungen in vielen Stadien. Die Spieler kommen aus ihrem Rhythmus und die Muskeln werden kalt. Zehntausende müssen dumm rumstehen und warten. Auch wer zu Hause vor dem Fernseher wartet - hat keine Freude. Die längsten Unterbrechungen gab es bei Union. Da waren es knapp über 20 Minuten. Ein Wunder, dass es noch keine Spielabbrüche gab. Aber die werden kommen. Ganz sicher sogar.
Sind die Proteste berechtigt? Jein. Auf der einen Seite ist die Forderung der Ultras in ganz Deutschland die Gleiche. Sie wollen keinen Einstieg von Investoren haben. Es wird befürchtet, dass diese dann Einfluss auf sportliche und/oder wirtschaftliche Dinge nehmen werden. Das halte ich zumindest für diskussionswürdig. Es kommt dann eben doch auf den Sponsor im Detail an. Sicherlich gibt es schwarze Schafe unter ihnen. Aber eben auch ordentliche Kaufleute, die einfach ihren Taschenrechner gut beherrschen und das Risiko zum Geld verdienen nicht scheuen.
DFB und DFL betonen immer wieder, die 50+1-Regel bleibt. Somit wäre erst einmal keine Gefahr im Verzug. Aber so ganz Unrecht haben die Ultras natürlich nicht. Man schaue sich nur Herrn Hopp und sein Fußball-Konstrukt an. Er bekommt überall Extra-Würste und Sonder-Regelungen. Und so ganz zufällig ist (bzw. war) er auch Sponsor beim DFB (Premium-Partner). Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die Fakten sind, Hopp gibt dem DFB Geld und dafür ändert der DFB seine Regeln extra für Hopp. Aber über Hopp wollten wir ja gar nicht reden, ihn nur als mahnendes Beispiel benennen.
Ja die Ultras haben Gründe, sich gegen bestimmte Dinge zur Wehr zu setzen. Die Frage ist an dieser Stelle nur, ist dieser Protest mit diversen Spielunterbrechungen genau das richtige Mittel? Und da habe ich meine Zweifel. Die gleiche Situation hatten wir bei den Klimaklebern. Gute Gründe, aber schlechte Mittel. Eben weil beide Gruppen mit ihren "Kampf-Mitteln" Tausenden anderen Menschen (Normalos) Schaden zufügen. Und sei es nur, ihnen Zeit zu stehlen. Und es gibt noch eine Übereinstimmung, beide Gruppen denken mit Absolutheit, sie haben "die Weisheit mit Löffeln gegessen" und sie vertreten eine große Mehrheit. Dem ist wohl eher nicht so.
Eine spannende Frage gilt es noch anzusprechen. Ultras und auch viele andere Fußball-Fans und hier schließe ich mich an, verlangen von der DFL eine Neu-Abstimmung. Die letzte Abstimmung endete mit einer Stimme Plus - für einen Investoren-Einstieg. War denn diese Abstimmung rechtens? Und dazu kann man klar und deutlich "nein" sagen. Wer den Mehrheitsgesellschafter von Hannover 96 – Martin Kind – als Freund hat, der braucht eigentlich keine Feinde mehr. Hannover 96 hat seinem Mehrheitsgesellschafter bei der Wahl einen klaren Auftrag erteilt, mit "nein" zu stimmen. Trotzdem gab es nach der geheimen (warum eigentlich?) Abstimmung plötzlich eine Stimme im Plus. Kind weigert sich auch, zu berichten, wie er gestimmt hat. Trotz harter Attacken von Hannover 96, dem Fanvertreter Thomas Kessen und Gegenwind aus fast allen Stadien in Deutschland. Kind schweigt. Und wer seine früheren Meinungen zur 50+1-Regel und zu Investoren beim Fußball im Allgemeinen kennt – der hat nicht nur berechtigte Zweifel an seiner Loyalität, sondern weiß es ziemlich sicher. Wahrscheinlich wird es eine Neuabstimmung ohne geheime Wahl geben. Anders kommen DFB und DFL aus dieser Nummer gar nicht mehr raus. Die schlussendlich entscheidende Frage ist, ergibt die Abstimmung wieder ein "ja"… hört dann der Protest auf oder geht er weiter?
Vergangene Nacht verstarb Andy Brehme mit erst 63 Jahren. Einer der Helden unserer Jugend. Die Einschläge in 2024 sind mir zu viele. Ruhe in Frieden und ein kräftiges Eisern nach oben…
18. Februar: Ein unverdienter Sieg in Hoffenheim? Ganz und gar nicht!
Unionfux: Union gewinnt nach einem runden halben Jahr endlich wieder auswärts und sowohl die Presse als auch der Sky-Reporter sprechen doch tatsächlich von einem unverdienten Erfolg in Sinsheim.
Dabei haben wir bei diesem Sieg, den die eingewechselten Roussillon, Vertessen toll vorbereiten und schließlich Aaronson mit seinem ersten Bundesligatreffer klarmacht, nun wirklich nicht den Papst in der Tasche.
Doch der Reihe nach: sicher haben wir Glück, dass Bebou kurz nach Spielbeginn seine herausragende Doppelchance nicht verwerten kann - erst hält Rönnow super, dann schießt Bebou gegen den Pfosten, aber dazwischen foult er Khedira, der daraufhin schon nach wenigen Minuten ausgewechselt werden muss. Dann schießt Hollerbach nach herausragender Vorarbeit von Trimmel und Volland frei leider nur an den langen Pfosten, Tousart später knapp übers Tor, obendrauf ein Gosenstor nach Hollerbachpass, der aber knapp aus dem Abseits kommt.
Über die gelb-rote Karte gegen den Hoffenheimer Nsoki muss man nicht diskutieren, Gelb-Rot gegen Volland ist dagegen eine klare Fehlentscheidung von Schiedsrichter Hartmann, aus meiner Sicht eine absolute Konzessionsentscheidung. Nichtsdestotrotz kann da Volland im Vorfeld wesentlich weniger Angriffsfläche bieten, von einem erfahrenen Spieler muss man das erwarten können. Es ist es doch tatsächlich unser fünfter Platzverweis (und der zweite für Volland) - das dürfte einen fragwürdigen Vereinsrekord darstellen.
Nach der Halbzeit gibt es zunächst nur eine Chance von Tousart, der nach schönem Pass von Trimmel lediglich das Außennetz trifft, dann sind wir für die folgende halbe Stunde dauernd in der Verteidigung gebunden, nach vorn läuft im Grunde gar nichts mehr - bis zum perfekt ausgespielten Konter der drei frischen Jungs. Danach schießt Juranovic noch einen schönen Freistoß an den Pfosten, offenbar leicht abgefälscht und Aaronson legt für Vertessen auf, der aber aus der Drehung an Baumann scheitert - Hoffenheim kann hingegen keine Möglichkeit mehr für sich verbuchen.
Dann zählen wir mal zusammen: zwei Pfostenschüsse, ein knappes Abseitstor, ein unberechtigter Platzverweis und die frühe Auswechslung eines wichtigen Stammspielers nach Foul des Gegners - Glück sieht anders aus. Obendrauf ein perfekter Konter, eine weitgehend souveräne Verteidigung und ein sicherer Torwart, die zusammen wenig zulassen, abgesehen von der bereits erwähnten frühen Großchance. Insofern kann ich nicht so recht die angebliche Unverdientheit erkennen.
Gut, schön anzuschauen ist das über weite Strecken nicht gerade, aber darauf kommt's ja auch nicht so unbedingt an. Auf jeden Fall ist die mannschaftliche Geschlossenheit der letzten Spielzeiten langsam wieder zurück, hier und da gepaart mit der alten Effektivität. Zudem zeigt ein Spieler wie Lucas Tousart mittlerweile, warum er eine gute Verpflichtung ist: kämpferisch stark, unfassbar lauffreudig (abermals dreizehn Kilometer) und zuweilen torgefährlich. Und wenn dann noch Vertessen und Aaronson ihre Qualität aufblitzen lassen, dann kann man durchaus in Hoffenheim gewinnen und sämtliche optische Überlegenheit des Kontrahenten hat nur statistischen Wert.
Jetzt stehen wir auf Platz 12, punktgleich mit dem VfL Wolfsburg, acht Punkte auf den Relegationsplatz und das obere Mittelfeld ist wieder in Sichtweite. In doppeltem Sinne: schönes Wochenende!
15. Februar: Mit Spielglück auf Platz 11?
Icke: Unser "Spielglück" scheint ja seit dem Wolfsburg-Spiel zurückgekehrt zu sein. Und es ist kein Witz, Platz 11 wäre am Wochenende für Union möglich.
Wenn Bochum gegen die Bayern verliert und Gladbach in Leipzig verliert ... Wolfsburg müsste dann auch noch gegen Dortmund verlieren und Augsburg in Mainz den Kürzeren ziehen. Ja das sind viele "Wenns", auf dem Papier ist das alles machbar.
Ach so, und fast hätte ich vergessen, um das alles so zu "planen" müsste der 1. FC Union natürlich in Hoppenheim gewinnen. Warum bin ich hier gerade so optimistisch? Weil Hoppenheim alles andere als heimstark ist.
Die beiden Heimspiele in diesem Jahr endeten je mit einem Unentschieden gegen Köln und Heidenheim. Davor spielte man kurz vor Weihnachten auch gegen Darmstadt nur Remis. Insgesamt verloren die Hoppenheimer in dieser Saison auch schon vier Mal zu Hause. Wenn man das im Zusammenhang – mit unserem wiedererlangten Spielglück sieht – dann ist es gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass wir dort drei Punkte holen und einige Plätze nach oben steigen. Ob es denn nun gleich Platz 11 wird, das sei mal dahingestellt. Immerhin müssten so – fünf Spiele – am "Reißbrett" funktionieren.
Was da Trainer Matarazzo im Augenblick in Hoppenheim genau macht, ist schon eine Wundertüte. Die schlechten Ergebnisse, gerade zu Hause, lassen ihn viel experimentieren. So ließ er gegen Heidenheim noch im 4-3-1-2 System spielen, um dann in der folgenden Woche gegen Köln auf ein 3-4-3 zu wechseln. Einige warfen Matarazzo auch vor, Kramaric im letzten Spiel nur eingewechselt zu haben. Und genau dieser Kramaric erzielte in der 94. Minute das rettende 1:1.
Allerdings, und nun dämpfe ich den Optimismus mal wieder, hat die BSG SAP eine – nach Einzelspielern betrachtet – Bomben-Mannschaft zusammen. So stark, dass sie es sich erlauben konnten, Vogt an uns abzugeben, der bei uns in kürzester Zeit zum Abwehr-Chef wurde. Neben dem schon erwähnten Kramaric können sie mit Beier, Weghorst und Bebou auf Top-Angreifer setzen.
Eine ganz besondere Motivation dürfte wieder Ex-Unioner Prömel haben, der unangefochtener Stammspieler ist. Nimmt man die Kader-Marktwerte zur Hilfe, dann hat Union ein leichtes Plus. Etwa 150 Millionen auf Berliner Seite stehen 134 Millionen dort gegenüber.
Die gute Entwicklung, die Union unter Bjelica zu Hause nimmt, gilt es jetzt auch einmal Auswärts zu bestätigen. Die Umstände und die aktuelle Situation sind gar nicht so schlecht, um ein weiteres Ausrufezeichen zu setzen. Zumal Union den kompletten Kader wieder zur Verfügung hat. Keiner ist mehr verletzt oder gesperrt!
Mal schauen, ob die Zeit für die Neuzugänge Bedia und/oder Vertessen reif ist. So langsam, aber sicher sollten sich beide eingewöhnt haben und auch taktische Details verinnerlicht haben. Man hat beide sicherlich verpflichtet, damit sie auch eingesetzt werden und zeigen können, wie sie Tore erzielen. Eisernes Daumen drücken!
12. Februar: Elf Spiele - Kleines Zwischenfazit zu Bjelica
Icke: Dann wollen wir mal ein kurzes Fazit im Abstiegskampf ziehen. Elf Spiele haben wir jetzt mit Nenad absolviert. Vier wurden gewonnen, drei endeten Unentschieden und vier wurden verloren. 15 Punkte in der Gesamtheit geholt - das macht 1,36 Punkte im Durchschnitt.
Mehr konnte man nicht erwarten. Umso mehr wir uns an den desolaten Zustand der Mannschaft mit endlosen Niederlagen erinnern. Da erscheint es besonders positiv, dass alle vier Siege unter Nenad - Bundesliga-Siege sind. Denn die Bundesliga ist unsere Pflicht, alles andere die Kür.
Diese insgesamt 14 Meisterschafts-Punkte, die wir mit Bjelica holten, waren wohl das Maximum der positiven Erwartungen, die man bei Union (realistisch) haben durfte. Und dass trotz absolut widriger Umstände. Die "Schlag-Sane-Affäre" und die ständig für Spielunterbrechungen sorgenden "Bälle-Werfer" machten Nenads Job nicht wirklich leichter. Und trotzdem hat er es geschafft, zumindest die Defensive wieder zu festigen. Dass in der Offensive noch viel Luft nach oben ist, wissen alle Beteiligten. Obwohl auch hier schon Verbesserungen zu sehen sind, wenn man genau hinschaut. Volland und Gosens haben unter Nenad beide ihren Platz in der Mannschaft gefunden und sind unverzichtbar geworden.
Keeper Rönnow scheint er stark geredet zu haben. Unter Bjelica ist der Däne noch einmal besser geworden. Und auch Hollerbach wurde urplötzlich unverzichtbar. Seine Tricks, seine Schnelligkeit und der unermüdliche Einsatz bereichern unser Spiel. Wir dürfen ja dabei auch nicht vergessen, dass wir mit Becker, Behrens und Fofana drei Stamm-Stürmer verloren haben. Vertessen und Bedia scheinen noch nicht angekommen zu sein. Vogt war der absolute Wunsch-Kandidat von Nenad. Und auch damit hatte er Recht. Ab der ersten Sekunde war er ein Stabilisator und inzwischen ist er zum Abwehrchef aufgestiegen.
Vier der ersten fünf Spiele versuchte Nenad, die Viererkette einzuführen, um dann zu erkennen, dass die Mannschaft sich mit Dreier-Kette sicherer und wohler fühlt. Ein kluger Trainer lernt daraus und stellt das System nach den zur Verfügung stehenden Spielern auf. Und genau das hat er getan. Und auch hier musste Bjelica gegen weitere Störfeuer kämpfen. Laut einem Medienbericht sollen mehrere Spieler von Union sich beim Präsidenten über den Führungs-Stil des Trainers beklagt haben. Dirk Zingler selbst stellte das richtig und verbannte die Berichterstattung damit in die Fabelwelt.
Wenn man den Zeitraum zusammen mit allen Umständen betrachtet, dann kann man nur zufrieden sein. In der Bundesliga hat Nenad 14 Punkte geholt und 13 Punkte (darunter in Leipzig und in München) abgegeben. Nach dieser exorbitanten Niederlagenserie sind diese 14 Punkte nicht hoch genug zu bewerten. Eisern!
11. Februar: Ende gut, (nicht) alles gut: drei wichtige Punkte gegen Wolfsburg
Unionfux: Natürlich: Ende gut, alles gut. So muss man es wohl sagen. Am Ende stehen drei Punkte gegen den VfL Wolfsburg und die sind fraglos eminent wichtig. Gut daran ist eine läuferisch (fast 130 Kilometer sind eine Ansage!) und kämpferisch tadellose Leistung, insbesondere nach dem ungemein kräftezehrenden Auswärtsremis unter der Woche in Mainz.
Gut daran ist ein nahezu perfekter Standard, getreten von Kevin Volland und unwiderstehlich eingeköpft von Danilho Doekhi, gut ist, wie immer, der aufmerksame und sichere Rönnow, der immer da ist, wenn er gebraucht wird und eine nach hinten aufopferungsvoll und weitgehend sichere Truppe, die auch den Ausfall von Kevin Vogt letztlich kompensieren kann.
Aber man muss auch ganz klar sagen, dass unser Tor gleichzeitig unser einziger Schuss bzeziehungsweise Kopfball auf's Tor ist, nennenswert ist noch eine gute Aktion nach der Pause von Tousart, der aus der Drehung knapp über den Kasten schießt und vielleicht der Kopfball von Schäfer nach Gosensflanke, der zum entscheidenden Eckball führt.
Viel mehr ist nicht, nach vorn findet (wieder mal) einfach zu wenig statt, der Wolfsburger Ersatzkeeper Pervan hat kaum was zu tun. Normalerweise gewinnt man so ein Spiel nicht. Zudem wechselt der an die Seitenlinie zurückgekehrte Nenad Bjelica ziemlich ängstlich, was der einsame Kaufmann am Ende da vorne sollte, so allein und ungefüttert, weiß nur er. Sicher, wer gewinnt, hat recht, aber warum ein Vertessen für fast fünf Millionen unbedingt aus Eindhoven losgeeist werden muss. Und dann spielt er nicht, in einem wichtigen Heimspiel. Von Bedia will ich erst gar nicht reden. Ging's nicht darum, unsere Mannschaft offensiv zu verstärken? Entweder ist das bis hierher schiefgegangen - oder es war offenbar nicht nötig, da man gleichzeitig auf Behrens, Becker und Fofana verzichtet hat.
Gegen Wolfsburg geht das offensive Sparprogramm irgendwie gut, auch weil die Gastmannschaft ihre Überlegenheit nicht in Tore ummünzen kann. Stattdessen offenbaren Kovac und sein Kapitän nach dem Spiel fehlendes Regelwissen. Natürlich muss der blutende Jenz nach dem Zusammenprall mit Schäfer das Feld verlassen (die Regel gibt es doch wirklich nicht seit gestern) und natürlich schaltet sich der VAR nicht ein. Erstens gibt es keinen Grund und auch sonst hätte er es nicht gedurft. Kann schon sein, dass Jenz beim fraglichen Eckball gefehlt hat, aber das ist einfach Pech und kommt nach Verletzungen schon mal vor, hüben wie drüben.
Aber warum seine Mannschaft in dieser Situation so lausig verteidigt und außerdem keinen Treffer erzielt, darüber schweigt des Trainers Beschränktheit. Hauptsache, alle anderen sind wieder mal Schuld. Laaaangweilig!! Die drei Punkte sind also großartig, die Zwanzig-Punkte-Marke ist endlich überschritten, das Spiel weniger. Ich gebe auch zu, dass der Erfolg letztlich wichtiger ist als, sagen wir mal ein rasantes Unentschieden. Es ist nun mal ein Ergebnissport. Nur sollten Bjelica und die Mannschaft wissen, dass man so eher nicht durch die restlichen dreizehn Spiele kommt. Im Moment haben wir mehr Punkte als erzielte Tore.
Nach einem wirklichen Plan sieht das alles kaum aus, und den braucht man on the long run dann schon… Ob das Spiel nach dem mittlerweile obligaten Tennisballprotest wirklich abgebrochen worden wäre? Mit welchem Ergebnis? Wird dann wiederholt? Insgesamt oder ab Abbruch? Was wäre passiert, wenn wir drei Tore vorn gelegen hätten? Hätte dann die Wolfsburger Anhängerschaft noch ein paar Abbruchtennisbälle in petto gehabt? Ich denke nicht, dass sich dieses Problem kurzfristig erledigen wird. Insofern muss man überlegen, was wäre, wenn; denn sonst könnten Meisterschaften und Abstiege so mitentschieden werden. Das kann niemand wollen, noch nicht mal die Ultras. Schon die Unterbrechungen sind ja für die Mannschaften nicht folgenlos, auch wenn das nicht konkret messbar ist…
Außerdem muss man wohl ne Stunde Stadionzeit mehr einplanen. Schweigeminuten, Regenbogenarmbinden, Transparente diskussionswürdigen Inhalts, Tennisbälle. Die Stadien werden immer mehr zu Plätzen der Statements, Kundgebungen und Proteste. Wir sollten aufpassen, dass die Hauptsache, immer noch der (ja, professionelle) Fussball, nicht zur Nebensache wird. Auch, wenn es durchaus Grund für all diese Meinungsäußerungen gibt. Und ganz zum Schluß: Herzlichen Glückwunsch, Robin Knoche, zum 300. Bundesligaspiel! Dazu passt ein Zu-Null-Spiel doch ganz hervorragend, oder?
9. Februar: Die kleine Heimsieg-Serie ausbauen - Wolfsburg schlagen!
Unionfux: Ich kann nicht sagen, dass ich so ein Spiel noch nie gesehen habe, speziell in den 80er und 90er Jahren war sowas nicht unüblich - und doch ist es schon eine ganze Weile her: der grauenvolle Pfützenacker von Mainz ließ wenig Fussball zu und mit zunehmender Spielzeit immer weniger - insofern entzieht sich das Spiel in einer gewissen Weise einer Bewertung, ja, Schlammschlacht trifft es doch eher.
Nichtsdestotrotz war alles dabei: Pech bei Latte- und Pfostentreffer von Volland, Glück beim nicht gegebenen Elfmeter (ich sehe ihn auch eher im Graubereich, keine wirkliche Fehlentscheidung), Pech bei der Chance von Vertessen, Glück bei der vergebenen Chance von Onisiwo nach unfassbarer Laidouni-Slapstick-Vorlage - und abermals Kampf ohne Ende und ein hervorragender Rönnow.
Erste Hälfte stark mit viel Offensive, zweite Hälfte plötzlich kaum noch. Und endlichendlich, ein Auswärtstor, ein schönes noch dazu, obendrein zum wichtigen Zeitpunkt, unvorstellbar, hätten wir in der zweiten Hälfte einem Rückstand hinterherhecheln müssen. Ein Außenbahnspieler ist jetzt bester Torschütze bei uns: Robin Gosens machte sein fünftes Tor und es war ein typisches Gosenstor, eine Mischung aus Athletik, Akrobatik und Willen. Am Ende muss man wohl mit diesem Unentschieden zufrieden sein, auch wenn mehr drin war - weniger aber auch - sagen wir mal: Mindestziel erreicht.
Mal sehen, wie die Mannschaft diesen Kraftakt verdaut hat, denn am Samstag kommt ein Gegner, der im Moment auch nicht gerade auf der Erfolgswelle schwimmt, aus den letzten acht Spielen holten die Wolfsburger nur sieben Punkte, wir immerhin elf. Das heißt, da kommt nicht der Übergegner und wir müssen unsere wiedergewonnene Heimstärke nutzen, um weiter Boden nach unten gutzumachen.
Wird nicht einfach, nach dem Mittwoch und ohne Vogt, Trimmel und Haberer (alle gesperrt), wobei Vogt wohl am schwersten zu ersetzen ist - da Doekhi aber wieder da ist, könnte das machbar sein, auch wenn wir unbedingt unsere Anfälligkeit nach Standards wieder ad acta legen müssen - eine unserer vielen Spezialdisziplinen, die wir, wie auc himmer, verlernt haben (ist das denn nicht wie Fahrrad fahren?).
Schön wäre, wenn Juranovic wieder auf rechts auflaufen könnte, vielleicht sollte Aaronson Haberer ersetzen, das würde der Offensive mehr Möglichkeiten verleihen. Und kommt Bedia jetzt endlich zu seiner ersten echten Bewährungschance? Gegen Bayern und Leipzig war er ja mehr Zimmerschmuck, als Mittelstürmer hatte man da nicht wirklich eine Funktion. Und mir passt es nicht, dass der Junge schon als Fehlkauf abgestempelt wird, ohne überhaupt irgendwas zeigen zu können. Vertessen, Hollerbach, Volland, Bedia, Kaufmann - nach vorne muss doch was gehen. In Mainz konnte man sehen, dass eine einigermaßen brauchbare Flanke auch zum Tor führt - mehr davon!
Und zum ersten Mal nach seiner Sperre wird Nenad Bjelica wieder Cheftrainer ohne Wenn und Aber sein, ob das einen Schub bei der Truppe auslösen kann, werden wir sehen, klar ist jedoch: der Mann kämpft um seinen Job. Seine Bilanz liest sich zwar nicht so schlecht, aber von einer neuen Handschrift ist die Mannschaft doch noch ziemlich weit entfernt. Solange gepunktet wird, kann man das ja noch irgendwie verzeihen, insofern sind drei Punkte gegen Wolfsburg Pflicht - für Bjelicas Standing nach innen und außen, die weitere Konsolidierung der Jungs und das immer noch viel zu mickrige Punktekonto.
Wäre nicht schlecht, wenn man nach Abpfiff dann einen weiteren Platz nach oben klettern konnte - lasst uns unsere Jungs nach vorne schreien, auf geht’s Union, kämpfen und siegen!
8. Februar: Irrer Kampf – Union sammelt mühsam Punkte
Icke: Ein 1:1 erkämpfte sich der 1.FC Union im wahrsten Sinne des Wortes in Mainz gegen den Mitabstiegskandidat und hielt diese somit auf einen 6-Punkte-Abstand. Spielerische Klasse konnte nicht erwartet werden. Zum einen wegen der Bedeutung dieses Spiels, aber auch das Wetter spielte nicht mit. Dauerregen und riesige Pfützen auf dem Platz, wo die Bälle hängenblieben, machten eins notwendig – bedingungslosen Kampf um jeden Meter Matsch auf dem Feld. Beide Teams kämpften bis zur Erschöpfung. Etliche gelbe Karten und die dazugehörigen Fouls ließen sich bei diesem Einsatz und Boden gar nicht vermeiden.
Den größten Aufreger gab es gleich in der 10.Minute. und ich gebe zu, die Situation auch erst falsch eingeschätzt zu haben. In der Schnelligkeit des Geschehens sah es auf den ersten Blick so aus, als wenn Knoche im Strafraum klärte und der Mainzer 2-Meter-Stürmer Ajorque den Kopf zu tief hatte. Ein böser und blutiger Wirkungstreffer war das Resultat. Bei etlichen Wiederholungen sah man dann aber, dass der Franzose den Ball zuerst Richtung Knoche köpfte und danach getroffen wurde. Das hätte Elfmeter geben müssen. Da haben wir Glück gehabt. Die Szene war schwer zu sehen, hier hätte der Video-SR Pascal Müller eingreifen müssen. Schiedsrichter Petersen machte insgesamt ein sehr gutes Spiel.
Ansonsten legte Union los wie die Feuerwehr. Der sehr agile Volland hatte nicht nur einmal Pech. Zweimal traf er „Holz“ und in der 77.Minute zirkelte er einen prima Freistoß auf das Mainzer Tor. Ein Tor hätte man ihm gegönnt. Insgesamt hatte Union sowieso ein leichtes Chancen-Plus bei diesem irren Kampf. In der 87. hatte Vertessen noch die Riesen-Möglichkeit zum Held des Abends zu werden. Es sollte nicht sein. Das 1:1 war letztendlich auch leistungsgerecht. Denn Mainz kämpfte genauso leidenschaftlich wie Union.
Die Klimakleber des Fußballs – die Werfer der Tennisbälle übertreiben es langsam, aber sicher. Immer wieder wurde das Spiel unterbrochen, weil die jungschen Bengels Aufmerksamkeit für ihre Sache suchten. In naher Zukunft wird ein Spiel abgebrochen werden und mit einer Niederlage am grünen Tische enden. Dann wird das Geschrei noch größer sein. Es ist mitnichten verboten seine Gehirnzellen vorher zu benutzen.
In der 72.Minute gab es noch eine kuriose Szene. Laidouni flankte völlig unbedrängt in unseren eigenen Strafraum. Und eröffnete damit Onisiwo eine gute Kopfball-Chance. Was ging da im Kopf des Unioners vor?
Eine Sache gilt es vor dem nächsten Heimspiel gegen Wolfsburg zu üben. Unsere Mauer bei Freistößen richtig zu organisieren. In der 53.Minute traute ich meinen Augen nicht. Mainz hatte einen Freistoß und wir sprangen nach beiden Seiten auseinander. Machten somit erst die Lücke für den Schützen auf. Gott sei Dank hielt Rönnow den Ball. Aber warum öffnen wir unsere Mauer?
Ein insgesamt verdienter Punkt, den wir am Sonnabend mit einem Heim-Sieg gegen Wolfsburg vergolden können. Es wird schwer genug, aber es ist durchaus möglich. Eisern!
5. Februar: Ein (Union)Tor würde dem Spiel jetzt gut tun…
Unionfux: So, es wird wieder ernst, nach einem Kann-man-mal-verlieren-Spiel kommt jetzt wieder ein Darf-man-nicht-verlieren-Spiel: in Mainz, beim direkten Konkurrenten, muss wenigstens gepunktet werden, eigentlich ja sogar dreifach.Nur: um ein Spiel zu gewinnen, muss man Tore schießen, wenigstens eins. Jetzt kommt die böse Statistik: in diesem Jahr haben wir lediglich ein Tor geschossen, auch wenn der Treffer optimal drei Punkte sicherte - Benedict Hollerbach traf im Heimspiel gegen Darmstadt. Und noch bedenklicher: das letzte Auswärtstor in der Bundesliga ist doch tatsächlich vier Monate her - Gosens und Bonucci trafen zur Pausenführung in Dortmund, Endstand leider 2:4. Nach sechs Auswärtsspielen in der Liga könnte/sollte/müsste also mal wieder ein Tor her, es kann nicht unser Anspruch sein, die Spiele mit der Golden-Goal-Regel zu bestreiten: fällt ein Gegentor, haben wir praktisch schon verloren und bemühen uns nur noch um Schadenbegrenzung.
Schauen wir doch mal darauf, wer die achtzehn Tore in neunzehn Spielen (Harry Kane hat alleine 24 gemacht…) bisher erzielt hat - vier Torschützen haben den Verein bereits verlassen als da wären der Neu-Wolfsburger Kevin Behrens mit vier Toren (an den ersten zwei Spieltagen), Milos Pantovic (mittlerweile in Belgien beim KAS Eupen), David Datro Fofana (zurück zu Chelsea und weitergereicht zum FC Burnley) mit einem Treffer vor Weihnachten gegen Köln und der schon erwähnte Leonardo Bonucci (jetzt bei Fenerbahce Istanbul) mit unserem letzten Auswärtstor per Elfmeter. Die verbleibenden elf Tore teilen sich Robin Gosens (vier Tore), Benedict Hollerbach (3 Tore), Kevin Volland (zwei Tore) und Danilho Doekhi und Mikkel Kaufmann mit jeweils einem Treffer.
Das nennt man mal übersichtlich. Wobei man sagen muss: das Problem sind weniger die vergebenen Torchancen, sondern es werden kaum welche herausgespielt - besonders auswärts braucht man keinen Chancen hinterherzutrauern, denn es gibt tatsächlich keine, zumindest keine ernsthafte. Nicht wenige hofften deswegen in der Winterpause inständig auf die Verpflichtung eines Spielmachers, der den vorletzten bzw. letzten Pass spielen kann, um die Stürmer in Szene zu setzen - allein: es kam keiner.
Mir würden jetzt nur noch Volland bzw. Schäfer einfallen, der fussballerisch dazu in der Lage wären und eben offensiv denken, bei den anderen zentralen Mittelfeldspielern liegt eher das Augenmerk auf der Defensive. Obendrein geben wir, aus nachvollziehbaren Gründen, mit Behrens einen Brecher ab, okay, nur spielt sein designierter Nachfolger kaum. Das kann daran liegen, dass Hollerbach mittlerweile erstmal gesetzt ist und Vertessen ebenso spielen soll, wir uns aber nicht trauen, auswärts mit drei Stürmern gleichzeitig zu agieren.
Gleichwohl fehlt uns dann vorne ein Zielspieler. Und so ein wenig verwundert es ja doch, dass man Chris Bedia zwar für zwei Millionen verpflichtet, ihm aber nicht so wirklich was zutraut, da er ja nur aus der Schweizer Liga kommt - als ob man das erst nach Öffnen des Pakets festgestellt hätte… Aber auch Standards könnten in unserer Situation helfen, doch diese, einst gefürchtete, Waffe ist zur Zeit ebenso etwas zu stumpf, nichtsdestotrotz wäre es schon gut, wenn Josip Juranovic am Mittwoch wieder fit ist, denn sein Pendant Christopher Trimmel wurde heute mit der Mindestsperre von zwei Spielen belegt (vielleicht kann ja noch ein Spieler ab und an mal…?). Nachdem wir uns hinten erfreulicherweise wieder stabilisieren konnten, muss jetzt im Mittelfeld und Angriff einfach mehr passieren - okay, ich denke, das müsste dem Trainerteam auch schon aufgefallen sein, auch wenn ich die geeigneten Maßnahmen dafür nicht so recht erkennen kann.
Aber das wird über Wohl und Wehe der nächsten Spiele entscheiden. Dass wir es können, zeigten die zweiten Spielhälften gegen Köln und Darmstadt. Trainer Nenad Bjelica sagte nach seiner Verpflichtung, er wolle jedes Spiel gewinnen. Richtig spüren konnte man das nur zu Hause gegen Mönchengladbach und eben teilweise gegen Köln und Darmstadt. Es wäre ebenso wichtig wie schön, wenn man in Mainz und auch am Samstag gegen Wolfsburg genau das mal wieder spüren und sehen könnte und am besten von der ersten Minute an: wir wollen dieses Spiel gewinnen! Und dazu gehört ein echtes Angriffsspiel und die Erkenntnis: ein (Union)Tor würde dem Spiel sehr gut tun… Gern auch mehrere!!
5. Februar: Es war nicht alles schlecht - Schadensbegrenzung in Leipzig
Unionfux: Keine Frage, wir verlieren das Spiel in Leipzig verdient und nein, wir haben nicht wirklich eine Chance, ja, nicht mal eine echte Torchance - wie schon gegen Bayern oder auch in Freiburg, wobei im Breisgau ja wenigstens ein Trostpunkt mitgenommen wird.
Andererseits werden wir gegen zwei übermächtige Gegner nicht einfach ausgemurmelt, kriegen keine Klatsche, fallen nicht auseinander, bleiben stabil, werden kein Opfer - das erste Tor fällt unglücklich, das zweite ist schwierig zu verteidigen und jeweils müssen Standards herhalten.
Und das sollte man anerkennen, auch wenn es zweimal nur ein Mitspielen gibt. Aber man muss auch sagen, dass der Gegner beide Male sich kaum einen Abwehrfehler leistet. Es hätte entweder desolate Bayern bzw. Leipziger gebraucht und zudem eine selbstbewusste und perfekt funktionierende Union-Mannschaft, um da etwas mitzunehmen.
Rasenball (was für ein unfassbares Kunstwort, immer noch!) leistet sich keinen Fehler, presst, läuft viel - so sind die nun mal schwer zu knacken. Und aufmachen kann man gegen solche Mannschaften auch nicht, sonst wird man überrannt, die warten nur auf Räume. Also was tun? Okay, man könnte (und müsste!) präziser spielen, bei den wenigen sich bietenden Gelegenheiten einfach die richtigen Entscheidungen treffen, so war es jedenfalls bei den letzten beiden Auftritten im ehemaligen Zentralstadion und die Grundlage unserer Siege - nur fällt uns das in dieser Saison hintereinanderweg schwer, ist also leider keine wirkliche Überraschung.
Dazu kommt noch das Pech wie bei Trimmel, einem Spieler, der seit Jahren sehr fair spielt, aber in der fraglichen Situation einfach zu spät kommt - ich finde, es hätte eine dunkelgelbe Karte auch getan, wenngleich der Feldverweis schon regelgerecht ist und dass das nun wirklich nicht der Grund für unsere Niederlage ist.
Absolut bemerkenswert jedoch ist das Debüt von Alexander Schwolow, der für den erkrankten Rönnow einspringt und einige Paraden der Marke Weltklasse zeigt, zudem sicher und souverän wirkt - nicht umsonst steht er in der Kickerelf des Tages. Wenn man sich an die Skepsis erinnert, die ihm von Teilen der Fangemeinschaft entgegenschlug, so sollten mal einige Kritikaster in sich gehen und anerkennen, dass nur wenige Bundesligisten so ein Torhütergespann in ihren Reihen hat - Hut ab, Alexander, das war ein 200. Bundesligaeinsatz vom Feinsten, nur schade, dass die Ausbeute unterm Strich trotzdem zu mager ist, es ist eher eine Schadensbegrenzung.
Damit muss man leben können und ich denke, das kann man letzten Endes auch. Die 0:3-Pleite in Bochum war jedenfalls deutlich schmerzhafter … Und damit kommen wir auch zur nächsten Aufgabe: in Mainz gilt’s, das ist in jeder Hinsicht eine andere Angelegenheit. Wenn wir dort endlich mal wieder ein Auswärtsspiel abliefern, welches diesen Namen auch verdient, wenn wir gegen unmittelbare Konkurrenten die durchaus vorhandene individuelle Klasse auch zeigen, nicht ängstlich und zaghaft sind und defensiv wie offensiv abliefert - dann kann man solche Auftritte wie in Leipzig auch einfach abhaken und sagen: hm, war nicht alles schlecht.
4. Februar: So macht Union keinen Spaß!
Icke: Das war nichts – gar nichts! Eines der schlechtesten Spiele der Saison. So macht Union keinen Spaß! Nach vorn kommt kaum etwas Vernünftiges. Die Abwehr steht wenigstens halbwegs. Trimmel war im Defensivverhalten völlig überfordert, er wurde mehrmals "vernascht". Und holte sich auch noch eine "Rote" ab. Das Ergebnis eines Grottenspiels. Obwohl nicht wenige Experten sagten, das war ein Schiedsrichterfehler. Gelb hätte auch gereicht, eben weil offensichtlich keine Absicht im Spiel war. Aber verlieren wir uns nicht in "Kleinigkeiten", Union hat mit dem 0:2 auch noch Glück im Ergebnis gehabt.
Eine Katastrophe war übrigens die Übertragung von DAZN. Mehrere Dutzend Streaming-Aussetzer zeugen von den technischen Schwierigkeiten des noch nicht etablierten Senders. Die Internet-Foren sind voll des Ärgers. Und auch bei mir funktionieren alle anderen Streaming-Dienste perfekt.
Zurück zum Spiel. Verletzungsbedingt musste Schwolow für Rönnow ins Tor. Und er war der mit großem Abstand beste Spieler bei Union. Einige seiner Paraden wurden sogar mit dem Prädikat "Weltklasse" bezeichnet. Mindestens ein, wenn nicht sogar zwei Einschläge hat er für Union verhindert. Ebenfalls mit einer wiederum guten Leistung agierte Neu-Abwehrchef Vogt. Nicht nur sein Spiel auf dem Platz belegt das, auch sein Standing im Team, die Körpersprache und seine Kommunikation sind Vorbildhaft.
Die "ärmsten Hunde" auf dem Platz hießen Hollerbach und Neuzugang Vertessen (in seinem ersten Spiel). Sie versuchten (als Sturm-Duo) ab und an etwas, wenn sie aber kaum Bälle bekommen, kein offensives Passspiel stattfindet, was sollen sie machen? Sie rannten nimmersatt dem Ball hinterher.
Leipzig, das in den letzten Spielen auch nicht überzeugte, sollte sich ganz herzlich bei uns bedanken, dass wir so ein toller Aufbaugegner für sie waren. Abstiegskampf kann so grausam sein. Damit meine ich den optischen Teil. Leipzig hatte den Raum, um zu kombinieren. Ein weiteres Sachsen-Tor wurde - Gott sei Dank - wegen knappen Abseits nicht gegeben. Da kam Sesko völlig ungehindert im Strafraum zum Kopfball. Die Frage, die sich stellt, wie geht das denn? Er läuft in den Strafraum von Union und keiner folgt ihm.
Als nächstes haben wir das enorm wichtige Nachhol-Spiel im Mainz vor der Brust. Aktuell haben wir 6 Punkte Vorsprung vor Mainz. Gewinnen wir, so sind wir mit 9 Punkten außerhalb ihrer Reichweite. Verlieren wir aber, so ist Mainz bis auf 3 Punkte wieder an uns dran. Der Begriff "6-Punkte-Spiel" reicht hier fast nicht mehr aus. Mit der Leistung von Leipzig, vor allem in der Offensive, werden wir verlieren. Ich hoffe, es geht ein Ruck durch die Mannschaft und ja – Bjelica darf ruhig einmal etwas lauter werden, eben damit die Mannschaft aufwacht.
Apropos "lauter werden", vor dem Spiel gab Dirk Zingler ein Interview und wurde natürlich auch dazu befragt, dass sich etliche Spieler bei ihm – über den Trainer Bjelica beschwerten. Angeblich sei er kommunikativ nicht nett genug. Eine Riesen-Lüge, wie sich herausstellte. Auch eine große Berliner Zeitung druckte den Quatsch ungeniert. Wenn man Dirk Zingler und den 1.FC Union ein klein wenig kennt, so hätte man diese Situation - auch ohne dieses Interview - gleich richtig einschätzen können oder sich - ob der Richtigkeit - vergewissern können. Eisern und hoffen auf eine (spielerische) Wende in Mainz am Mittwoch!
2. Februar: Vier gegangen, drei gekommen: gemischte Gefühle
Unionfux: So, das war die Wintertransferperiode und wir schauen letztlich mit gemischten Gefühlen darauf, auch wenn jeder weiß, dass es nicht leicht ist, zwischen den Saisonhälften Wunder zu vollbringen: verlassen haben uns Leo Bonucci (zu Fenerbahce, zuletzt jedoch auch nur auf der Bank), David Datro Fofana (zurück zu Chelsea und gleich weitergereicht zum FC Burnley), Sheraldo Becker (zu Real Sociedad San Sebastian und gleich im ersten Spiel getroffen, aber am vergangenen Wochenende zu Hause gegen Rayo Vallecano nur eingewechselt und eher glücklos) und, ganz zum Schluss und schon ziemlich überraschend, Kevin Behrens zur Konkurrenz nach Wolfsburg.
Bonucci und Fofana sind wohl zu verschmerzen, aber mit Becker verlieren wir schon Geschwindigkeit und Behrens ist eine unermüdliche und extrem kopfballstarke Kampfmaschine, auch wenn man sagen muss, dass er in den letzten fünf Monaten nicht mehr getroffen und zeitweise ziemlich unglücklich agiert hat, seine Defizite am Boden waren zuletzt unübersehbar. Trotzdem kauft der VfL Wolfsburg einen 33jährigen, wobei die kolportierten Summen zwischen 1,3 und 3,5 Millionen schwanken - die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen, ähnlich wie bei Becker, da reicht die erwähnte Spanne von drei bis fünf Millionen. Und Behrens wird nochmal zweieinhalb Jahre ganz ordentlich verdienen, wahrscheinlich so viel, wie in seiner gesamten bisherigen Karriere zusammen. Kann man schon verstehen.
Auch auf unserer Seite? Ich war mir eigentlich fast sicher, dass man, wenn man Behrens gehen lässt, Ersatz schon in der Hinterhand hat und der auf den letzten Drücker verpflichtet und heute präsentiert wird - aber nein. Dass ernsthaft bei Sebastian Polter nachgefragt wurde, der jetzt von Schalke nach Darmstadt wechselt, würde ich eher nicht glauben. Und der hier und da leise erhoffte Petar Musa geht für satte zehn Millionen zum FC Dallas, somit ohnehin für uns zu teuer. Sicher kein schlechter Mann, aber auch nicht gerade ein Knipser …
Also mehr Spielzeit für den Neuen, den Ivorer Chris Bedia, von dem einige Experten schon gemutmaßt haben, dass seine Qualität nicht ausreicht, weil er im letzten Heimspiel nicht eingewechselt wurde, eine ziemliche Frechheit, wie ich finde - und für Mikkel Kaufmann, denn beides sind klassische Mittelstürmer - jetzt müssen sie beweisen, dass sie ohne Wenn und Aber bundesligatauglich sind. Hollerbach und Volland können das auch spielen, aber wären da für mein Dafürhalten eher verschenkt.
Allerdings: wirklich verletzen sollte sich niemand aus der Sturmreihe, die Alternativen werden knapp. Wenigstens die Geschwindigkeit von Becker wird einigermaßen durch Yorbe Vertessen ersetzt, der nach einigem Hick-Hack doch verpflichtet werden konnte - von dem jungen Belgier, ausgestattet mit einem Viereinhalbjahresvertrag, verspreche ich mir viel, mit Spielern, die ins eins-gegen eins gehen, sind wir ja nicht gerade gesegnet. Und dass Kevin Voigt für uns eine echte Verstärkung ist, haben die letzten Spiele gezeigt. Wär ja mal ganz hilfreich, wenn Chris Bedia, nach all den mehr oder minder überschaubaren Versuchen in den letzten Jahren auf der Position, schlicht und ergreifend einschlagen würde. Und gleich am Sonntag könnte er beim Erzrivalen aus Leipzig den Beweis antreten - warum nicht?
Wir sahen zuletzt immer ganz gut aus in Leipzig, auch diesmal ist einiges möglich, mit wieder stabilisierter Abwehr und schwächelndem Konstrukt. Leicht wird’s aber garantiert nicht, schon gar nicht bei der individuellen Klasse des Gegners, doch ich befürchte ohnehin, leicht wird sowieso nichts mehr in dieser Spielzeit. Schön, wenn Khedira wieder auf der Sechs beginnen würde und auch Doekhi wäre mit Sicherheit eine Bereicherung. Definitiv dabei sein kann nur Josip Juranovic nicht, hinter ein zwei anderen steht noch ein Fragezeichen. Interessant wird sein, wie offensiv wir dort antreten und ob Vertessen und Bedia in der Startelf stehen - aber das ist erst am Sonntag um halb fünf klar, eine Stunde vor Anpfiff. Wir werden sehen, hoffen aber jetzt schon das Beste!
1. Februar: Was für ein K(r)ampf – Vertessen hat unterschrieben
Icke: Normal ist anders. Der PSV Eindhoven, der Spieler Vertessen und der 1.FC Union einigten sich schon vor einiger Zeit auf diesen Transfer. Alles schien klar. Denkste. Wie sich der holländische Traditionsverein PSV nun benahm, ist einfach nur unwürdig. Erst sollte er noch für ein Pokalspiel auflaufen und tat es. Ganze 8 (!) Minuten wurde er eingesetzt. Damit aber nicht genug, nun sollte er auch noch das Meisterschaftsspiel gegen Almere City am 27.1. mitmachen. Er wurde für lächerliche 15 Minuten eingesetzt. Jetzt sollte aber alles klar sein. Denkste!
Der holländische PSV-Nationalspieler Lang verletzte sich. Nun wurde die Wechsel-Zusage für Vertessen und Union ganz zurückgezogen. Der PSV müsse erst einmal für einen neuen Spieler sorgen. Und dass, obwohl Yorbe Vertessen – mit Zusage und Einverständnis des Vereins – schon in Berlin war. Vertessen blieb in Berlin, reiste nicht zurück und untermauerte seine Zusage vom PSV und das er nach wie vor zu Union möchte. Kurz vor Transferschluss kamen sich die Verantwortlichen des holländischen Clubs wohl selber dumm vor und erklärten die endgültige Freigabe.
Alles andere hätte sie wohl auch der internationalen Lächerlichkeit preisgegeben. Zusätzlich machte auch Vertessen einen entschlossenen Eindruck und ließ über sein Management verlauten, er spiele – gemäß den schon länger vollzogenen Vereinbarungen – nicht mehr für Eindhoven.
Alle deutschen und sicherlich auch viele internationale Vereine werden das Theater der Holländer zur Kenntnis genommen haben und sich in der Zukunft daran erinnern. Schlussendlich (Grüße an den alten Trainer) haben sich die Holländer damit selbst geschadet. Aber eben auch bei Union Verwirrung gestiftet. Ende gut, alles gut.
Gut möglich, dass Vertessen schon am Sonntag in Leipzig spielt. Er ist sehr schnell, hat einen strammen Schuss und ist ein körperlich durchsetzungsstarker Dribbler. Der meist über links oder halblinks kommt. Da Vertessen aber ein Rechtsfuß ist, zieht er als Linksaußen oft nach innen, um sich den Ball dann für einen Abschluss „auf den richtigen Fuß“ zu legen. Wie es Robben machte, nur Seitenverkehrt. Mit Hollerbach, Volland, Bedia, Kaufmann und Vertessen hat Bjelica nun die Qual der Wahl. Er muss aus den 5 Stürmern – 2 für Leipzig auswählen. Später wird er, wie man vermutet, auch bei Union 3 Stürmer spielen lassen. Aber gegen Darmstadt galt schon – „keine taktischen Experimente“. Und das wird auch in Leipzig so sein.
Warum weinte Behrens nach dem Darmstadt-Spiel so herzzerreißend? Das fragte ich mich. Jetzt wissen wir es alle. Er wusste da schon, dass es sein letztes Spiel für Union war. Ca. 2,5 Millionen zahlt Wolfsburg an Union. Und das für einen Ü30-Spieler, der nur noch einen 6-Monate-Restvertrag hat. Was sich Wolfsburg dabei denkt?
Ja, Behrens ist ein gnadenloser Kämpfer, zeigt immer vollen Einsatz. Und kann auch seine Mitspieler in der Kabine motivieren. Alles super, aber er trifft das Tor eher selten. In 3 Bundesligaspielzeiten (mit 75 Spielen) bei Union traf er 14-mal und bereitete weitere 5 Treffer vor. Ich glaube, dass wird ein Kapitel wie bei Kruse. Für Union hat sich das finanziell gelohnt und Behrens soll sein Gehalt (von 750.000 auf knapp 1,5 Mio.) auch fast verdoppelt haben. Der Verlierer wird wohl (wieder) Wolfsburg sein.
Wir aber schauen nach vorn. Auf eine weitere Transferüberraschung am heutigen Tag (ein paar Stunden Transferfenster haben wir noch)? Oder gleich auf das Leipzig-Spiel. Natürlich sind die Sachsen haushoher Favorit. Aber wir sind gut genug für eine Überraschung. Unsere Abwehr hat sich in den letzten Spielen gefunden. Besonders die letzten zwei Kicks mit Vogt waren defensiv sehr gut. Khedira kann wohl wieder durchspielen und auch mit Doekhi dürfen wir wieder rechnen. Dann benötigen wir vorn nur noch ein wenig Spielglück und einen Hollerbach, der seine gute Form bestätigt. Eisern
31. Januar: Ausgang? Unklar
Unionfux: Die Verpflichtung des belgischen Außenstürmers Yorbe Vertessen vom PSV Eindhoven ist ins Stocken geraten, obwohl doch schon alles klar war: der Medizincheck in der Charite wurde am Montag absolviert, ein Vertrag bis 2028 längst ausgehandelt und auch mit Eindhoven war alles klar, man hatte sich auf eine Ablöse von viereinhalb Millionen plus Beteiligung bei einem möglichem Wiederverkauf.
Unfassbar, dass sich der PSV im letzten Moment trotzdem querstellt, weil sich ihr Außenstürmer Noa Lang ernsthafter verletzt hat und man jetzt Vertessen doch noch gebrauchen könnte. Alles andere als seriös, sowohl uns als auch dem Spieler gegenüber. Aber das deutete sich schon an: erst sollte er noch am Pokalspiel bei Feyenoord teilnehmen und dann nach Berlin kommen - dann sollte er doch noch das Punktspiel gegen Almere mitmachen.
Und jetzt wird nochmal gebremst - was für ein peinliches Affentheater für solch einen Traditionsverein. Denn es muss doch eine mündliche Vereinbarung gegeben haben, würde Vertessen sonst den Medizincheck absolviert haben? Dass mündliche Absprachen nicht mehr gelten, zeigt, wie weit die Branche, trotz all der Lippenbekenntnisse und Schweigeminuten und Regenbogenarmbinden, auf den Hund gekommen ist. Hatten wir nicht in den vergangenen Tagen soviel von "Vorbildwirkung" gehört? Bitte nicht.
Yorbe Vertessen ist jedenfalls immer noch in Berlin und hält sich fit - verständlich, dass er nicht mehr für Eindhoven spielen will, das Verhalten seines alten Arbeitgebers zeugt nicht gerade von Respekt und Wertschätzung.
Das Thema Marco Grüll, der ja so ein wenig als Lösung B gilt, ist angeblich vom Tisch und soll frühestens im Sommer wieder akut werden. Was nun? Dass wir mehr Geschwindigkeit brauchen, besonders nach Beckers Abgang, war in den ersten Spielen im neuen Jahr unübersehbar. Hinten stabilisieren wir uns langsam, was auch an Kevin Vogt liegt, aber im Spiel nach vorn gibt es doch weiterhin ziemliche Probleme. Ein Impuls von außen wäre da eigentlich unverzichtbar. Obendrein scheint es ein Angebot aus Wolfsburg für Kevin Behrens zu geben, es könnte noch ein paar Millionen für den Stürmer geben, der seit fünf Monaten nicht getroffen hat.
Das könnte für alle die Lösung sein, Behrens hätte einen Neuanfang (wenn er denn überhaupt will), Wolfsburg einen neuen Stürmer und wir noch etwas Geld - aber nur, wenn es uns gelingen könnte, Ersatz zu verpflichten. Knapp zwei Tage sind dazu noch Zeit. Spätestens am Freitag wissen wir, ob mit Vertessen und ohne Behrens oder mit Behrens und ohne Vertessen - oder was auch immer… Das wird ein rasanter Endspurt. Ausgang? Unklar. Klar ist hingegen, dass entgegen aller Gerüchte und Spekulationen Nenad Bjelica weiterhin unser Trainer sein wird. Gleichwohl wandelt der Kroate in Zukunft auf noch dünnerem Eis. Ausgang? Unklar.
Und dann sind da noch die Spiele in Leipzig und in Mainz. Leipzig ist nun wirklich nicht im Aufwind und Mainz tut sich weiterhin schwer. Da kann (in Leipzig) und muss (in Mainz) was mitnehmen. Gleichwohl: Ausgang? Unklar. Und wir als Beobachter können erstmal nur Zuversicht ausstrahlen und das Beste hoffen …
29. Januar: Drei Mega Union-Nachrichten
Icke: Durch die Freitag-Abend-Niederlage von Mainz gegen Frankfurt gewann unser Kick am Sonntag gegen Darmstadt noch mehr an Brisanz. Wir hatten plötzlich die Gelegenheit uns mit 5 bzw. 6 Punkten komplett aus der Abstiegszone zu verabschieden. Vorab, es hat funktioniert. Union gewinnt knapp, aber verdient mit 1:0. Der Torschütze hieß Hollerbach, mal wieder. Er wirbelte auch von allen Offensivkräften am meisten in Darmstädter Tornähe. Das genau er das goldene Goal erzielte ist kein Zufall. Nun haben wir 5 Punkte Vorsprung auf Köln und sogar 6 Punkte auf Darmstadt und Mainz. Und wir haben noch ein Nachhole-Spiel mehr als die Wettbewerber im Tabellenkeller. Erfreulicherweise findet es in Mainz statt. Dort dann zu punkten, wäre die Kirsche auf der Torte.
Wir begannen gegen Darmstadt ohne Experimente. Mit Dreierkette und vorn 2 Achter und 2 Stürmer. Das alte Fischer-System. Neuzugang Bedia wurde nicht eingewechselt. Das hatte taktische Gründe, hinsichtlich des Spielverlaufs. Denn auch bei den Einwechslungen hieß die Devise, keine Experimente. Die 3 Punkte gegen Darmstadt waren einfach zu wichtig.
Das Team zeigte kämpferisch und taktisch eine gute Leistung. Vogt übernahm wieder die Organisation in der Abwehr und entwickelt sich zum wahren Glücksgriff für Union. Rönnow war wie immer sicher, wenn er gebraucht wurde und Hollerbach war der auffälligste Wirbler nach vorn. Insgesamt aber war es ein Team-Sieg. Darmstadt war immer gefährlich, selbst kurz vor Schluss kamen sie noch zu einer heftigen Chance. Natürlich hatte Union mehr Möglichkeiten. Aber die spielerische Qualität darf sehr gern in den kommenden Spielen noch gesteigert werden. Schäfer übernahm die Rolle des Spielmachers. Und er machte das gar nicht schlecht. Erwähnenswert waren noch eine artistische Einlage von Gosens, der dabei fast ein Tor machte und ein nicht gegebener Elfer gegen Behrens. Exakt die gleiche Situation gab es gestern beim Bayern-Spiel und da wurde gegen Neuer gepfiffen. Tousart, Trimmel und wieder Behrens und Hollerbach besaßen weitere gute Tor-Chancen. Wir haben uns diese 3 Punkte regelrecht erkämpft. Der Abpfiff kam dann exakt nach 95 Minuten und man hörte überall tonnenschwere Steine plumpsen.
Die zweite Knaller-Nachricht - unser Keeper Rönnow hat seinen Vertrag bei uns verlängert. Wie wichtig das ist, haben die letzten Monate gezeigt. In Zeiten, wo die ganze Mannschaft nur noch schlecht spielte, war er fast immer unser bester Spieler. Ein Zeichen für unsere Zukunft und ein enorm wichtiger Baustein. Parallel frage ich mich aber, wie blind viele andere Vereine sind. Haben selbst Gurken im Tor und sehen nicht, dass da ein 1A-Keeper frei wird. "Gott sei Dank" können wir nur sagen, auch dafür, dass Rönnow beim Kicker-Fachorgan, als auch bei den Transfer-Experten im Internet - ständig unterbewertet wird. Gut für uns! Das erinnert mich so ein bisschen an Wolfgang Matthies.
Der war auch viele Jahre - leistungsmäßig - hinter Croy die Nummer 2 in der DDR. Ohne dass es wirklich jemand bemerkte oder gar honorierte. Ein oder zweimal war er zur Nationalmannschaft eingeladen. Bezeichnenderweise haben die Transfer-Internet-Experten das auch vergessen. Es steht nicht in seinem Profil. Der zweitbeste dänische National-Torwart (hinter Legende Schmeichel) ist unsere Lebensversicherung in der Bundesliga und gehört für mich zu den TOP-5-Keepern.
Als Drittes Highlight - morgen (Montag den 29.1.) gibt es den Medizincheck und die Vertrags-Unterschrift für bzw. von Vertessen. Einige Unioner wollen ihn schon heute im Stadion erkannt haben. Übrigens hat sich wohl Eindhoven mit seiner 5-Mio.-Forderung durchgesetzt. Für mich – bei seiner Qualität – immer noch ein Schnäppchen! Er könnte damit schon in Leipzig auflaufen. Eisern
26. Januar: Ärger ausblenden und Darmstadt schlagen, Vertessen kommt!
Icke: Der Ärger aus München muss ausgeblendet werden und Darmstadt (Tabellenletzter) muss am Sonntag geschlagen werden. Auf Grund des Tabellenstands ist das schon fast mehr als ein Sechs-Punkte-Spiel. Schaffen wir das, so liegen wir sechs Punkte und (mindestens) zehn Tore vor dem aktuellen Schlusslicht. Zusätzlich würden wir bis auf drei Punkte an Gladbach, Bochum und Bremen herankommen. Die drei Teams belegen aktuell die Plätze zwölf bis 14.
Rechnet man noch mit ein, dass wir ein Spiel weniger haben, so wird die Brisanz noch mehr offensichtlich. Wenn wir nämlich aus dem Nachhole-Spiel (7. Februar) die Chance nutzen und auch noch etwas Zählbares aus Mainz mitnehmen, so würden wir noch näher an Platz zwölf herankommen. Es sind jetzt viele "wenns" dabei gewesen.
Alles ist aber ganz einfach, Darmstadt zu Hause schlagen und in Mainz nicht verlieren und schon stehen wir ein ganzes Stück ordentlicher da, als man hoffen konnte. Zwischen diesen beiden Kicks müssen wir noch in Leipzig antreten. Die bekleckern sich gerade auch nicht mit Ruhm. Und wir konnten in der Vergangenheit zeigen, dort gar nicht schlecht auszusehen. Das wäre dann der Super-Bonus, wenn wir dort auch noch etwas mitnehmen können.
Schaffen wir das? Genau für diese drei Spiele ist unser Trainer gesperrt worden. Aber die Vorbereitungen dazu macht er in seiner Verantwortlichkeit. Genauso wie die Start-Aufstellungen. Bjelica ist so ein wenig in der Bringepflicht. Da hat er sich selbst reingebracht. Stimmen die Ergebnisse im Abstiegskampf, wird sein Image bei uns nicht leiden. Eventuell sogar ganz im Gegenteil.
Man möchte beide Daumen dazu fest drücken. Verlieren wir jetzt aber drei Mal, dann dürften die Vorkommnisse von München noch einmal einen ganz anderen Stellenwert bekommen. Dann kann es schon passieren, dass Zingler/Ruhnert sich bei einer Angestellten des Clubs nach einer aktuellen Handynummer erkundigen. Die Frau von Steffen Baumgart arbeitet bei Union. Das wollen wir uns aber - weder wünschen, noch hoffen. Es würde nur weitere Unruhe in den Club bringen. Und genau das ist das Letzte, was Union jetzt braucht.
Ich hoffe sehr, dass Bjelica trotz seiner Drei-Spiele-Sperre, seine Feuertaufe besteht. Die folgt jetzt, genau in den nächsten drei Spielen. Es war mitnichten ein glückliches Urteil, eher eine realistische Einschätzung der Situation. Ich halte ihn für einen guten Trainer. Und zu dem "Vorfall von München" noch einmal angesprochen, viele sagen, mit dem Strafmaß habe der Trainer Glück gehabt. Dazu sage ich nein. Die Disziplinar-Kommission des Fußball-Verbandes hat zum Glück gesehen, dass Sane die Situation sehr provoziert hat. Er hat ja dafür auch "gelb" bekommen. Sane hat - so nah am gegnerischen Trainer - überhaupt nichts zu suchen.
Auf Fotos sieht man, Sanes Kopf bewegt sich bis auf 20 Zentimeter an Bjelica heran. Sane zum Trainer, nicht umgekehrt. Dazu schlägt der Bayern-Spieler dem Trainer den Ball aus der Hand. Verbunden mit dem aggressiven Gesichts-Ausdruck des Spielers, sehe ich das Aktienpaket des Münchners in dieser Situation als sehr hoch. Das ist auch mitnichten die erste Provokation des Münchners gewesen. Sane darf glücklich sein, nicht selber "rot" erhalten zu haben. Alles an Schmutz kann Bjelica mit vier Punkten aus den drei kommenden Spielen abwaschen. Holt er sogar sechs Punkte oder mehr, redet keiner mehr über diesen Fauxpas.
Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass Stürmer Vertessen vom PSV Eindhoven schon am Sonntag auf der Ersatzbank Platz nehmen könnte. Mindestens in Leipzig wird es so weit sein. Der kräftige Tempo-Dribbler wird Union - und das ist eine Voraussage - sehr viel Spaß bereiten. Genau so einen Typen braucht man jetzt in Köpenick.
Und sogar der Österreicher Grüll rückt weiter in den Verpflichtungs-Modus. Mainz hat bei einer Million Ablöse abgewinkt. Wir hätten das Geld wohl parat. Ich halte auch die Variante mit Grüll und Vertessen nicht mehr für ausgeschlossen. Aber sinnvoller wäre - neben Vertessen - mit Bardhi (der auch noch im Gespräch ist) eine "10" zu holen. Die braucht Union dringend.
Wir schauen, was passiert. Drücken die Daumen für das Darmstadt-Spiel und hoffen heute auf die Bekanntgabe der Vertessen-Verpflichtung. Zwei gute Nachrichten in den nächsten drei Tagen, wären Gold wert! Eisern
26. Januar: Kriegt euch bloß wieder ein, ihr Moralapostel!
Oh ja, keine Frage, Trainer Nenad Bjelica hat einen Fehler gemacht, er hat sich provozieren, hinreißen lassen. Ein Trainer, zumal mit seiner Erfahrung, muss sich besser im Griff haben und, ich hab es schon mal geschrieben, Urs Fischer wäre das nie passiert. Aber jeder Mensch ist anders, Nenad Bjelica hat sein Fehlverhalten eingestanden und, mal ehrlich, so richtig ist eigentlich nichts passiert außer kindisches Zeugs. Muss geahndet werden, ist geahndet worden mit drei Spielen Sperre und 25000 Euro Geldstrafe - und damit ist, so finde ich, der Gerechtigkeit mehr als Genüge getan.
Umsomehr muss ich mit Entsetzen feststellen, dass in der Presse, unter anderem in der Bild und im Berliner Kurier seine sofortige Entlassung gefordert wird und selbst der sich so seriös gebende Kicker findet: "Bjelica ist so nicht mehr tragbar".
Und da kommt bei mir unweigerlich die Galle hoch und die Frage: Auf welchem Planeten lebt ihr eigentlich? Was fehlt euch: das Augenmaß oder die Lebenserfahrung? Niemand ist zu Schaden gekommen, solche Szenen haben wir auf dem Platz schon zur Genüge gesehen, unschön ja, aber eben nicht selten in diesem Spiel voller Egoisten und Selbstdarsteller, von denen gar nicht wenige mehr im Monat verdienen als die meisten in zehn Jahren. Und bis jetzt ist es noch niemandem gelungen, das auszurotten, all die Zeitschinderei und Diskutiererei und das Getue und Gehabe - eben diese ganze Unsportlichkeit. Vorbildfunktion im Profisport? Dass ich nicht lache.
Und jetzt soll jemand wegen einer relativen Lappalie seinen Job verlieren, nachdem er bis jetzt doch ganz ordentliche Arbeit abgeliefert hat? Reicht ein Moment der Unbeherrschtheit in einem Geschäft mit so oft betontem unmenschlichen Druck ohne Konsequenzen (niemandem ist ja was passiert), um solche Konsequenzen einzufordern? An jeder möglichen Stelle gibt es mittlerweile im Fussball Schweigeminuten, wird Menschlichkeit eingefordert, Toleranz und Verständnis - aber da heißt es: kreuziget ihn? Na bravo. Soviel Selbstgerechtigkeit macht mir Sorgen, auch wenn sie zwischenzeitlich allzu üblich geworden ist in unserer Gesellschaft.
Ich weiß bis jetzt noch nicht soviel über den Trainer Nenad Bjelica außer, dass er, wie jeder Mensch und Arbeitnehmer, eine zweite Chance verdient hat und eigentlich auch eine dritte. Wenn einer allerdings wiederholt zeigt, dass er mit dem Druck nicht umgehen kann und ausrastet, okay, dann diskutieren wir nochmal darüber. Bis dahin: kriegt euch mal wieder ein, ihr scheinheiligen Moralapostel und werdet erwachsen. Wer von euch ohne Sünde ist - mit dem will ich gar nicht erst was zu tun haben.
25. Januar: Auch schwache Bayern sind nicht wirklich schwach
Unionfux: Ach, schade - da wäre wohl ein Punkt dringewesen, bei den schwächelnden Bayern, die gleichwohl immer noch über unfassbare individuelle Qualität verfügen. Das einzige Tor des Abends im Nachholspiel erzielt Guerreiro, der einen abgeprallten Pfostenschuss von Harry Kane in den Winkel haut. Ansonsten verteidigt Union weitgehend stabil gegen überlegene Bayern, inklusive eines gewohnt starken Rönnow.
In Halbzeit eins sind wir nur mit Verteidigen beschäftigt, erst kurz vor der Pause gelingt Haberer nach Ablage von Gosens der erste Torschuss - weit drüber.
Nach dem Gegentreffer befürchtet man ungefähr eine Viertelstunde, dass jetzt Bayern noch ein paar Dinger nachlegt, das vermeintliche zweite Tor von Kane wird wegen Abseits zurückgenommen. Und nach einer Stunde versuchen wir tatsächlich, hier und da offensiv tätig zu werden, aber die wenigen Gelegenheiten können dann doch nicht genutzt werden, zu ungenau ist der letzte Pass, auch Debütant Bedia kann so seine Torgefährlichkeit (noch) nicht demonstrieren.
So bleibt es letztlich bei der denkbar knappen Niederlage, aber die befürchtete Packung bleibt auch aus. Insgesamt wirkt die Mannschaft stabiler, mit diesem Auswärtsauftritt beim FC Bayern kann man zufrieden sein, auch wenn die Offensive zu harmlos ist, aber wenn man den Bayern zuviel Platz einräumt, kann das auch böse enden.
Auffällig die Laufstärke, selbst der 36jährige Trimmel legt knapp elfeinhalb Kilometer zurück, Spitze ist Lucas Tousart mit über dreizehn Kilometern, konditionell zieht die Mannschaft die 100 Minuten inklusive Nachspielzeiten tadellos durch. Ärgerlich, dass Volland nach einem Zusammenprall letztlich nach einer knappen halben Stunde raus muss (hoffentlich ist’s nur halb so schlimm) - und dass Trainer Nenad Bjelica nach einem Gerangel mit Sane die Rote Karte sieht - sicherlich provoziert durch den Bayernspieler, nichtsdestotrotz muss sich der Trainer, wahrscheinlich noch aufgebracht nach einer vermeintlich elfmeterreifen Situation gegen Behrens, die nichtmal überprüft wird, besser im Griff haben. Urs Fischer wäre das nie passiert - das ist keine Wertung, nur eine Feststellung.
Stark allerdings, dass Bjelica sich nach der Partie stellt und seinen Fehler einsieht und sich bei unserer Mannschaft entschuldigt. Hoffentlich macht der DFB jetzt nicht mehr aus der Sache und sieht nicht nur die Reaktion von Bjelica, sondern auch die Aktion von Sane.Viel unverzeihlicher sind dagegen die Anti-Zingler-Banner bei den Bayern, ebenso widerlich wie falsch und verleumderisch - unterste Schublade, da wäre jedes weitere Wort zu viel. So stehen wir am Ende mit leeren Händen da, haben aber das Torverhältnis geschont, immerhin - und keine deprimierende Klatsche kassiert. Wichtiger wird ohnehin das Heimspiel gegen Darmstadt, vielleicht kann dann schon Yorbe Vertessen dabei sein, den man für kolportierte viereinhalb Millionen von PSV Eindhoven loseisen konnte.
Mehr Geschwindigkeit und ein besseres Eins-gegen-Eins wird sicher hilfreich sein, der junge Belgier bringt so einiges davon mit. Ob darüberhinaus noch jemand kommt ist eher fraglich, es sei denn, kurz vor Ultimo taucht noch eine unverhoffte Gelegenheit auf. Aber Verpflichtungen wie Vogt, Bedia und eben Vertessen sind schon mal eine Ansage. Wäre schön, wenn alle drei schon am Sonntag das beweisen könnten.
23. Januar: Wenn keiner dran glaubt ...
Icke: Wenn keiner dran glaubt, dann schlägt Union zu. So war es oft in der Vergangenheit. Natürlich hätte uns Bremen keinen größeren "Bärendienst" erweisen können, als bei den Bayern zu gewinnen und sie so richtig wachzurütteln. Jetzt sind sie wütend über sich selbst und werden alles dafür tun, die drei Punkte gegen uns zu holen.
Aber wir haben jetzt auch ein wenig Zeit gehabt, um uns als Team zu finden. Bjelica hat erkannt, dass er erst einmal mit der Dreierkette hinten weiter machen muss. Eben weil der Kader darauf eingespielt ist. Man darf auch den lange verletzt gewesenen Doekhi zurückerwarten. Er könnte für Leite in die Startelf rutschen.
Und auch die Chancen für Neuzugang Chris Bedia stehen nicht schlecht, als Bayern-Überraschung zu beginnen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Stürmer in seinem ersten Spiel regelrecht explodiert. Wir drücken ihm fest die Daumen!
Khedira und Juranovic fallen leider verletzt aus. Ebenso Laidouni, der noch beim Afrika-Cup spielt. So könnte Union dann in München beginnen: Rönnow - Trimmel, Knoche, Vogt, Doekhi (Leite), Roussillon - Kral - Volland, Aaronson, Gosens - Bedia. Hollerbach und Schäfer sind dann sicherlich die ersten Optionen für eine offensive Einwechslung. Natürlich werden sich die Bayern gegen uns zerreissen. Noch eine Heimniederlage wäre für sie eine Katastrophe.
Aber auch wir haben nichts zu verschenken. Zuletzt haben wir einen "dreckigen" Punkt auswärts geholt. Wir müssen uns ebenfalls zerreissen, Rönnow muss an seine Spitzenleistungen zuletzt anknüpfen und Vogt sein bärenstarkes erstes Spiel bei uns bestätigen. Und dann darf der unbekümmerte Bedia gern auftrumpfen. So haben wir eine Chance, wenn einer für den anderen kämpft. Meine Vorahnung ... das wird ein Mega-Spiel! Eisern.
18. Januar: Mach’s gut, Sheraldo!
Unionfux: Länger im Verein sind nur Jakob Busk und Christopher Trimmel: Sheraldo Becker hat die gesamte bisherige Bundesligazeit beim 1. FC Union unter Vertrag gestanden, viereinhalb Jahre.
Der Erfolg der letzten Jahre ist auch dem unfassbar schnellen Stürmer zu verdanken, der 2019 aus Den Haag kam, besonders der Antritt auf den ersten Metern konnte reihenweise Verteidiger verzweifeln lassen, seine Flanken und seine Tore, gern aus spitzem Winkel, haben Spiele entschieden, oftmals genial und unverwechselbar.
Nichtsdestotrotz gab es neben all den Höhen auch weniger glänzende Zeiten. Im ersten Jahr war nicht viel zu sehen vom exzentrischen Stürmer, der sichtlich Schwierigkeiten hatte, in der Bundesliga anzukommen. Und auch das letzte halbe Jahr war eher zum Vergessen, einzig das Heimspiel gegen Braga in der Champions League sah nochmal einen Becker aufblitzen, der in den beiden vorangegangenen Spielzeiten oft den Unterschied ausmachen konnte. Eigentlich hatte man nach der letzten Saison, nach 14 Pflichtspieltoren und sieben Vorbereitungen schon felsenfest damit gerechnet, dass sich halb Europa nach ihm die Finger lecken würde. Ablösesummen zwischen zwanzig und dreißig Millionen standen im Raum, höchstwahrscheinlich aus England, dem angeblichenTraumziel - aber, zum Erstaunen aller, es passierte nichts.
Die Enttäuschung war Becker, der seine Emotionen gern demonstrativ zu Schau trägt, in der Folge anzumerken. Irgendwie war die Luft raus. Zudem wurde man hier und da das Gefühl nicht los, dass Becker sich bei uns zwar wohl fühlte, aber doch immer nach dem großen letzten Vertrag schielte, darunter litt schon ein wenig die Identifikation. Jetzt wechselt er für überschaubare drei Millionen plus Boni zum spanischen Traditionsverein Real Sociedad San Sebastian, bis 2026. Und das sind, bei aller Wehmut, die beiden Trostpflaster: Wenigstens gibt’s noch ein bisschen Geld und er wird uns nicht stressen können. Nur allzu ungern hätte ich miterlebt, wie er in Zukunft zweimal im Jahr unseren Verteidigern weggelaufen wäre… Danke, Sheraldo, und viel Erfolg im Baskenland!
Dafür weilt der Ivorer Chris Bedia bereits beim Medizincheck, der 27-Jährige, 1,90 Meter große Mittelstürmer kommt für zwei Millionen von Servette Genf, wo er besonders in den letzten achtzehn Monaten auf sich aufmerksam machen konnte: 28 Tore in 54 Pflichtspielen ist eine interessante Quote. Hoffen wir, dass wir mit ihm etwas mehr Freude haben als mit unserem letzten Stürmer aus der Schweiz.
Und auch Yorbe Vertessen ist immer noch im Fokus, Union hat sich mit dem Spieler schon geeinigt, aber der PSV Eindhoven stellt sich bis dato quer. Alternativ sollen wir für den Außenstürmer Marco Grüll von Rapid Wien mitbieten - Mal sehen, wer es letztlich wird. Und ganz insgeheim hoffe ich ja noch auf einen Spielmacher, wäre schon gut, wenn da jemand ein deutlicheres Zepter schwingen könnte...
Wir sollten die Bundesligarückrunde am Freitag in Mainz eröffnen, das Spiel ist aufgrund schlechter Witterungsbedingungen (schon erstaunlich, wie erstaunt Deutschland über Winter im Januar ist…) abgesagt, ein Nachholtermin steht noch nicht fest, wird aber zeitnah festgelegt.
17. Januar: Holt Union mit Vertessen und Bedia gleich zwei neue Stürmer?
Icke: Heute oder morgen wird damit gerechnet, dass Beckers Abgang bekannt gegeben wird. Real Sociedad möchte ihn unbedingt verpflichten und ist bereit dafür fünf Millionen Euro zu zahlen.
Fofana ist schon weg. Sein Leihvertrag wurde vorfristig aufgelöst. Nun wurde heiß spekuliert, dass dafür Vertessen aus Eindhoven kommt. Mit dem Spieler soll schon alles klar sein, nur dass OK von Eindhoven fehlt noch. Er soll ebenfalls fünf Millionen kosten. Ein Nullsummenspiel also.
Nun kommt aber zusätzlich ein Gerücht über Chris Bedia auf. Der 1,90 Meter große Stürmer aus der Elfenbeinküste führt aktuell die Torschützenliste in der Schweiz an. Und gleichzeitig hat Stade Rennes ein Interesse an Tousart hinterlegt. Gut möglich, dass damit Bedia auch noch kommt und mit Tousart finanziert wird.
Zentrale Mittelfeldspieler hat Union sowieso zu viele im Kader. Dieser Doppelwechsel (Bedia und Vertessen für Becker und Tousart) würde absolut Sinn ergeben. Tousart fehlte unter Bjelica auffallend viel. Man kann sich nur wünschen, dass Union bei der Stürmersuche genau so ein glückliches Händchen hat, wie bei den Verteidigern.
Der Wechsel von Bonucci zu Vogt (aus Hoffenheim) sah im Freiburg-Spiel schon sehr gut aus. Und selbst ohne weitere Abgänge sollte dieser Doppel-Deal möglich sein. Zingler sprach im Dezember davon, dass eine Investition von knapp über zehn Millionen Euro möglich ist. Bei Union sprach man auch noch über einen - eher defensiven linken Außenbahnspieler. Hier dürften die Aktivitäten aber schwächer werden.
Wichtig wäre noch ein wirklicher Spielmacher. Aber die sind eben rar gesät. Enis Bardhi (wir berichteten) war im Gespräch gewesen. Allerdings ist es auch um ihn ruhiger geworden. Die Rückrunde beginnt ja "offiziell" schon am Wochenende.
Unions Finanzen würden auch noch einen Bardhi-Transfer hergeben. Hier sieht es aber danach aus, dass man sich mit Trabzonspor nicht einigen kann. Am Wochenende muß Union in Mainz antreten. Das wird nicht einfacher als in Freiburg. Und eine deutliche Leistungssteigerung ist nicht nur wünschenswert, sondern auch notwendig, um Zählbares mitzunehmen.
Wie kurzweilig aber Fußball auch sein kann, zeigt der plötzliche Tod von Kay Berstein (Hertha Präsident). Da rückt alles andere in den Hintergrund. Unser ehrliches Mitgefühl haben sie, vor allem aber seine Familie. Eisernes Daumendrücken trotzdem in Mainz...
14. Januar: Ein dreckiger Punkt ist ein wertvoller Punkt: ein etwas glückliches 0:0 in Freiburg
Unionfux: Also - schön anzusehen war es wirklich nicht, dieses 0:0 in Freiburg und, ehrlich gesagt, rechnet man in beinahe jeder Phase des Spiels mit dem Freiburger Führungstreffer, aber der fällt eben nicht.
Mal ist es Rönnow, der nach einer Viertelstunde Grifos Kopfball aus wenigen Metern sensationell entschärft (eine ähnliche Parade hatte er gegen Real gegen Rodrygo schon mal gezeigt), mal ist es die Freiburger Unfähigkeit, so bei Sallai nach einer halben Stunde, der aus bester Position extrem knapp links vorbeiköpft. Dann haben wir Glück, dass Gregoritsch in Grifos Schuss unnötig den Fuß reinhält und so unfreiwillig für uns rettet, Dingert und der VAR den Kontakt zwischen Juranovic und Sallai nicht ausreichend für einen Elfmeter finden und schließlich Röhl aus optimaler Position genau auf Rönnow schießt.
Unterm Strich genug Möglichkeiten, das Spiel zu gewinnen, andererseits gibt es, bei aller Überlegenheit, auch keine Chancen im Minutentakt, wird Rönnow nicht berühmt geschossen. Am Ende haben die Freiburger lediglich vier Ecken (wir haben drei) und keinen Freistoß in Strafraumnähe, auch ein Indiz für nicht übermäßig viele Chancen des Gegners. Und unsere Abwehr steht auch weitgehend sicher, von ein paar grauenvollen Fehlpässen und Ballverlusten vor dem eigenen Strafraum mal abgesehen, gut, dass die nicht bestraft werden.
Offensiv finden wir allerdings kaum statt, auch wenn wir in der zweiten Hälfte etwas mehr am Spiel teilnehmen und mit etwas Glück und Risiko gar noch den Siegtreffer in der Nachspielzeit machen könnten, aber da ist dann doch niemand mitgelaufen, um Behrens Querpass zu veredeln. Insofern können mit dem dreckigen Punkt sehr zufrieden sein, aber ich habe auch schon wesentlich glücklichere Punktgewinne gesehen. Höchstwahrscheinlich muss das Spiel auch so aussehen, denn wenn wir versuchen mitzuspielen, dann findet Freiburg wahrscheinlich die Räume, die sie gern gehabt hätten. Und wäre bei uns jemand über eine 3:4 Niederlage glücklicher gewesen? Wohl kaum, Fussball ist immer noch ein Ergebnissport. Natürlich gibt es jede Menge Verbesserungspotential, ob bei der Passgenauigkeit oder der Ballverarbeitung, der Kreativität oder beim Abschluss.
Positiv hervorzuheben ist auf jeden Fall das Debüt von Kevin Vogt, der nach lediglich einer Trainingseinheit mit der Mannschaft ein fraglos gutes Spiel macht, Verantwortung übernimmt, Präsenz zeigt, Sicherheit ausstrahlt. Der passt, der kann uns besser machen und ganz wichtig: der funktioniert sofort - eine sehr gute Verpflichtung. Dass wir noch offensive und kreative Verstärkung brauchen, ist nichtsdestotrotz unübersehbar.
So, zu Null gespielt, das zweite Mal hintereinander, einen Punkt erkämpft nach sechs verlorenen Auswärtsspielen, bei einer heimstarken Mannschaft. Glücklich hier und da, aber das gehört dazu (oft genug hat es uns schon gefehlt) und mit einem starken Rönnow, doch bei Licht besehen doch nicht so ganz unverdient. Auch wenn es, wie gesagt, keinen Spaß beim Zusehen machte - ein dreckiger Punkt ist ein Punkt ist ein wichtiger Punkt. Punkt.
12. Januar: Spielt Neuzugang Vogt gleich auf der Sechs?
Icke: Der erste fixe Winterzugang bei Union ist Kevin Vogt. Zuletzt Stammspieler in Hoffenheim in der Innenverteidigung. 480 (!) Pflichtspiele hat er bereits absolviert. Davon 319 Spiele in der 1.Bundesliga. Am interessantesten ist aber, er kann in der Innenverteidiging links und rechts spielen, aber eben auch im defensiven Mittelfeld.
231 Spiele bestritt er als Innenverteidiger und 92 Mal lief er im defensiven Mittelfeld auf. 53 Mal sogar im zentralen Mittelfeld. Universell einsetzbar sagt man. Und das ist eine Aufgabe für Bjelica. Bekannterweise fällt ja Khedira aus. Ein herber Verlust. Vogt könnte seinen Part einnehmen.
Die Frage ist nur, geht der Trainer das Risiko ein, ihn nach nur wenigen Trainingseinheiten mit dieser wichtigen Aufgabe zu beauftragen. Die "6" organisiert die Defensive vor der Abwehr. Vogt kann das, aber er kennt die Mannschaft noch nicht richtig. Ich würde das Wagnis eingehen. Wir brauchen 3 Punkte in Freiburg. Am Samstag (13.1.) um 15.30 Uhr ist es schon seo weit.
Ein so erfahrender Spieler wie Vogt kann auch sofort auf einer so speziellen Position einschlagen. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, ich kann mir sogar gut vorstellen, dass der Trainer hinten mit einer Dreierkette spielen lässt. Im Testspiel gegen Bielefeld hat er - nach einer schwachen 1.Halbzeit - zur 2.Halbzeit auf Dreierkette umgestellt. Und das Spiel wurde gleich besser. Das hat der Trainer auch gesehen. Also könnte, neben Vogt auf der 6, Union mit Trimmel (Jaeckel)-Knoche-Leite an den Start gehen. Sogar ein Einsatz von Stammverteidiger Doekhi ist nicht ausgeschlossen. Er trainiert - nach seiner Verletzung - schon wieder voll mit. Die Aufstellung von Union in Freiburg bleibt eine Wundertüte. Weil der Trainer eben auch in der Offensive Optionen besitzt. Im offensiven Mittelfeld scheint aktuell Aaronson die Nase vorn zu haben. Daneben hat auch Haberer gute Karten. Schäfer ist im Aufwind. Gegen Bielefeld begannen im Sturm Volland, Behrens und Hollerbach.
Was genau mit Becker ist, weiß keiner so ganz genau. Er gehört wohl zum Kader, möchte aber wecheln. Ein Hickhack sondergleichen. Hier würde sich Union einen Gefallen tun, eine schnelle Entscheidung zu treffen. Es ist auch mitnichten völlig ausgeschlossen, dass Becker auch bleibt. Auf eine Mini-Ablöse können wir auch verzichten. Dann soll er sprinten wie früher und zu alter Form finden. Der beste Union-Stürmer der letzten Jahre kann dann für Union auch Spiele gewinnen. Das wäre - in der aktuellen Situation - wertvoller, als ein paar wenige Millionen zu kassieren. Nehmen wir das Bielefeld-Test-Spiel als Grundlage, wird Union in Freiburg wie folgt spielen: Rönnow-Juranovic, Knoche, Leite, Roussillon-Haberer, Kral, Aaronson-Volland, Behrens, Hollerbach. Eisern!
11. Januar: Ciao, Leo und Freiburg, wir kommen!
Unionfux: Wenn nichts Unerwartetes mehr dazwischenkommt, wird Leonardo Bonucci den 1. FC Union nach nur wenigen Monaten verlassen und zu Fenerbahce Istanbul wechseln, offenbar ablösefrei.
Nach lediglich sieben Bundesligaspielen und drei Spielen in der Champions League ist diese aufsehenerregende Verpflichtung schon wieder Geschichte und so ein bisschen muss man sich schon fragen, was sich unsere Verantwortlichen dabei gedacht haben. Sicher, die Bedingungen waren insofern schwierig, als dass der Transfer erst im letzten Moment gelang und wir danach in die größte sportliche Krise der letzten anderthalb Jahrzehnte schlitterten.
Aber man verpflichtet doch nicht so einen Spieler und setzt ihn dann auf die Bank, das ist weder sportlich noch finanziell sinnvoll. Natürlich war der Bonucci dieser Tage nicht der Bonucci früherer Tage, nichtsdestotrotz konnte er immer noch beeindrucken, gerade in der Spieleröffnung mit seinen unglaublichen langen Bällen und natürlich auch mit Cleverness und gewaltiger Erfahrung, Geschwindigkeit und Beweglichkeit hingegen waren nicht mehr High End, doch das ist ja nicht verwunderlich, wenn man mal auf sein Geburtsdatum schaut - und das war ja vorher bekannt.
Nicht jeder Transfer funktioniert, das mussten wir gerade in dieser Saison schmerzlich erfahren, aber hier hat man doch wohl nicht richtig überlegt, wen man einkauft - und wozu. Schon seit Wochen war bekannt, dass Bonucci zurück nach Italien wechseln will, mit angeblichem Heimweh - jetzt wird es die Türkei, die Motivation dahinter bleibt doch eher schleierhaft, auch wenn er in Istanbul mit großem Bahnhof empfangen wurde. Schade, dass das Intermezzo eines großartigen Fußballers schlussendlich eher wie ein schiefgegangener PR-Gag aussieht.
Ernsthaftes Interesse unsererseits scheint an Kevin Vogt von der TSG Hoffenheim zu existieren, angeblich bieten wir ihm einen längeren Vertrag als die Kraichgauer und wir sollen sogar mehr Geld in Aussicht stellen, Ausgang noch ungewiss. Zudem sollen wir ein Angebot für den 23jährigen Yorbe Vertessen von PSV Eindhoven abgegeben haben, er soll wohl der Ersatz für Sheraldo Becker sein, für den sich wohl mittlerweile der FC Villarreal interessiert. Aber noch ist nichts in Sack und Tüten, das wird sich noch eine Weile hinziehen, hoffentlich mit einem guten Ausgang für uns, wir können's zweifellos brauchen.
Auf jeden Fall gehen wir also ohne Neuzugang in das Spiel gegen den SC Freiburg, möglicherweise könnten dort aber Robin Gosens und Danilo Doekhi wenigstens auf der Bank sitzen und Alternativen darstellen. Auf uns wartet alles andere als ein leichter Gegner, aber leichte Aufgaben gibt es derzeit sowieso nicht und dass wir im Breisgau auch gewinnen können, haben wir in der Vergangenheit mehrfach gezeigt. Ich gebe zu, dass für übertriebenen Optimismus im Moment wenig Raum ist, doch für Pessimismus noch weniger. Wie wär's denn mal mit einem starken Auswärtsauftritt? Wird auf jeden Fall Zeit und die Punkte brauchen wir auch dringend wie nie. Und wie? Na, ganz einfach - um eine Legende zu zitieren, auch aus aktuellem Anlass und mit einer tiefen Verbeugung: 'Geht's raus und spielt's Fußball!'
7. Januar: Testspielsieg gegen Bielefeld bringt wenig Erkenntnisse
Unionfux: Wirklich bemerkenswert am Testspiel gegen den Drittligisten Arminia Bielefeld ist eigentlich nur die Zuschauerzahl von über 14000, zumal das Wetter bei Temperaturen um den Gefrierpunkt alles andere als kuschlig ist - und dass der neu verlegte Rasen nicht gerade glücklich aussieht.
Die erste Hälfte hat relativ wenig zu bieten, nach einer halben Stunde hat Volland die beste Chance, als der Arminenkeeper den Ball nicht festhalten kann, der dem Stürmer vor die Füße fällt und der Schuss aber gerade noch zur Ecke abgefälscht werden kann. Minuten später muss Rönnow schon einiges aufbieten, um Biankadis Versuch über die Latte zu lenken. Nach der Pause stellt Bjelica wieder von Viererkette auf Dreierkette um - und prompt läuft es besser.
Besonders der eingewechselte Bonucci zeigt mehrfach, wie man einen langen Pass schlägt. Einer davon landet bei Aaronson, der nach vierundfünfzig Minuten die Führung erzielt. Kurz danach macht Haberer das zweite Tor, bis zum Ende können Schäfer, Tousart und Kaufmann noch erhöhen, aber der eingewechselte Oppermann, einst vier Jahre in unseren Nachwuchsmannschaften unterwegs, verhindert einen höheren Sieg. Hin und wieder läuft der Ball ganz ansehnlich bei uns, aber im Großen und Ganzen bleiben die großen Erkenntnisse aus.
Khedira, Gosens und Doekhi sind weiterhin verletzt, Laidouni spielt Afrikacup. Sheraldo Becker steht nicht im Kader, ebenso wie David Datro Fofana, der angeblich von Chelsea zurückgeholt werden soll, um dann gleich weiter zum FC Sevilla weiterverliehen zu werden. Nenad Bjelica bestreitet zwar, dass das Fehlen der beiden Angreifer was zu bedeuten hat, aber das ist ja auch klar. Solange er keinen neuen Stürmer bekommt, will er keinen verlieren. Es gibt zwar lose Gerüchte um Petr Musa, der in unserem zweiten Bundesligajahr hier gespielt hat, aber es schwirren eben auch Mondsummen von über zehn Millionen durch den Raum, bisschen viel für einen, der bei Benfica Lissabon nicht zum Stamm gehört - und auch seinerzeit bei uns keine Bäume ausgerissen hat.
Mal sehen, wen wir in der nächsten Woche begrüßen können - und wen wir verabschieden müssen, zusätzlich zu Aljoscha Kemlein, der zum FC St. Pauli verliehen werden soll. Kann schon sein, dass wir eigentlich keine Neuzugänge brauchen, wenn unser Kader seine Stärken endlich zeigen würde. Ich würde mich aber nicht so gern darauf verlassen, schon gar nicht in unserer prekären sportlichen Lage. Der eine oder andere Impuls könnte der Mannschaft schon guttun, das Testspiel gegen einen Drittligisten hat zumindest nichts Gegenteiliges gezeigt.
5. Januar: 3x B...? Wer kommt in dieser Woche neu?
Icke: Das machen sie gut, die Oberförster. Es dringt absolut nichts durch, wen Union Berlin neu verpflichten möchte. Zingler und "Nena" haben bestätigt, sie wollen sich verstärken. Aber wer kommt denn nun in dieser Woche (oder der kommenden Woche) neu dazu?
Durchgedrungen ist aber schon, dass Bjelica einen Spieler für hinten links haben möchte. Natürlich auch einen offensiven Mittelfeldspieler und einen Stürmer. Eventuell sogar einen Innenverteidiger.
In Gerüchteküchen wird der Name Bednarek gehandelt. Aber warum soll der polnische Nationalspieler wechseln? Er steht mit seinem Team auf Platz 3 der 2. Liga in England und verdient dort sicherlich mehr, als er das in der Bundesliga könnte. Kaum vorstellbar, aber wer weiß. Ein defensiver Linksverteidiger, der sogar frei wäre, ist Kai Wagner. Das wäre schon eher logisch. Vielleicht möchte er sich noch für die Europameisterschaft anbieten.
Auch Bjelicas Landsmann und Nationalspieler Barisic wäre ein Kandidat. Sein Vertrag läuft in Schottland im Sommer aus. Ein knallharter und erfahrender Verteidiger. So einen könnte Union gut gebrauchen. Dann hätten die Köpenicker mit Juranovic und Barisic die beiden defensiven Außen der kroatischen Nationalmannschaft vereint im Kader. So man ihn bezahlen kann, wäre der vereinslose Engländer Jesse Lingard im offensiven Mittelfeld ein großes Thema. 32 Länderspiele für England im offensiven Mittelfeld sagen alles aus.
Geht das nicht, so wurde der Name Bardhi schon oft genannt. Den vielfachen mazedonischen Nationalspieler trainierte Nena schon in der Türkei. Er ist in der Nationalmannschaft der Kapitän und Spielmacher. Ohne Verein und mit einer guten Qualität steht auch Xeka zur Wahl. Der Portugiese ist aber eher im zentralen Mittelfeld zu Hause. Ein Kraftpaket, der auch defensiv gut zulangen kann. Könnte durchaus sein, dass man diesen Spielertyp in Köpenick bevorzugt. Und im Angriff? Josef Martinez wird oft genannt. Toni Martinez ist ohne Verein. Beide könnten durchaus eine Verstärkung sein.
Aber auch Kalajdzic möchte sich wohl in die Bundesliga verleihen lassen. Das wäre für Union wohl die Königslösung. Auch weil er hier seine "besten Tage" erlebte. Aber Frankfurt, Wolfsburg und Stuttgart möchten ihn auch verpflichten. Ein Thema sind auch Borre und Beljo. Beide kennen die Bundesliga und beide haben schon Tore geschossen. Wissen also, wie es geht. Warum die beiden Stürmer ihre aktuellen Vereine verlassen möchten, ist nicht so ganz klar. Aber alle Zeichen verdichten sich hierzu.
Beljo beobachte ich schon länger und kenne ihn nicht nur aus seiner Zeit in der Bundesliga. Der Landsmann vom Trainer hat einen unglaublichen Torinstinkt. Wenn wir den aus Augsburg loseisen können, bitte sofort! Es wird wohl spannend in den nächsten Tagen. Fakt ist aber auch, wir können nicht nur auf Shopping-Tour gehen, sondern müssen auch den einen oder anderen Spieler abgeben.
Unser Kader ist aktuell - viel zu groß. Wer sich da allein im Mittelfeld anbietet, da könnten wir zwei Bundesligisten mit bestücken. Bonucci wird wohl, nach Stand der Dinge, bleiben. Laidouni fehlt die ersten 3,4 Spieler. Er spielt beim Afrika.Cup. Und Khedira meldete sich gerade krank. Gerade die beiden sind enorm wichtig für unser Spiel und ihre Ausfälle schmerzen doch sehr. So wird wohl Kral die "6" übernehmen und die 8 könnte dann ein Neuzugang besetzen.
Bjelica möchte bei Union sein geliebtes 4-3-3 spielen lassen. Das wird er schon bei seinen Neuzugängen berücksichtigen. Sollten also nächste Woche Barisic und Beljo in Köpenick anklopfen, meine Verwunderung würde sich in Grenzen halten. Genauso wie für Nenas Ex-Spieler Bardhi. Schauen wir mal. Eisern
3. Januar: Spannende Tage beim 1. FC Union
Unionfux: Ich wünsche uns allen ein in jeder Hinsicht wundervolles und erfolgreiches 2024 - und schon der Januar hat es in sich. Denn bereits in anderthalb Wochen geht es los mit dem letzten Spiel der Hinrunde in Freiburg. Dem folgt das sehr wichtige Auswärtsspiel beim Mitkonkurrenten Mainz, das Nachholspiel bei den Bayern und dann erst das erste Heimspiel des neuen Jahres, gegen Darmstadt 98.
Das sind vier Spiele in zwei Wochen, ein ziemlich heftiger Auftakt, der zeigen wird, ob wir bis zum Schluss zittern müssen oder ob wir uns rechtzeitig Richtung Tabellenmittelfeld absetzen können.
Obendrauf kommen die von den Verantwortlichen mehrfach angekündigten Kaderveränderungen - zumindest mit den Neuzugängen sollte man eher nicht bis zum Schließen des Transferfensters am 1. Februar warten, denn wenn die frisch verpflichteten Spieler bis Ende Februar zur Eingewöhnung brauchen, bleiben nur noch elf von neunzehn Spielen - das dürfte dann nicht mehr all zu viel Sinn ergeben.
Traditionell dringen kaum Informationen nach außen, in den letzten Wochen fielen die Namen Enis Bardhi, nordmazedonischer Zehner von Trabzonspor (Bjelicas letzter Verein), Toni Martinez, Mittelstürmer vom FC Porto und Jan Bednarek, Innenverteidiger bei Southampton: interessante Namen, aber ob da was dran ist - schwer zu sagen.
Verlassen wollen (oder sollen?) uns Leonardo Bonucci (zurück in die Heimat, eventuell zum FC Genua), Sheraldo Becker (Eintracht Frankfurt?) und über die eine oder andere Leihe wird nachgedacht, möglicherweise bei Mikkel Kaufmann, auch über den Abbruch der Leihen von Brendan Aaronsoin und David Fofana wird ja schon einige Zeit spekuliert. Ziemlich viel Konjunktiv, eben wie so oft bei uns, außerdem ist das Fenster gerade erst geöffnet, in den nächsten Tagen wissen wir bestimmt mehr. Eintracht Braunschweig hat jedenfalls die Leihe von Keita Endo beendet, höchstwahrscheinlich geht der Japaner gleich weiter zum FC Tokyo, im Gespräch ist eine Leihe mit Kaufverpflichtung im Sommer.
Beim Trainingsauftakt fehlten der erkrankte Robin Knoche, Robin Gosens und Danilo Doekhi arbeiten weiter an ihrem Comeback und Aissa Laidouni ist beim Afrika-Cup. Samstag wird in der Alten Försterei gegen Arminia Bielefeld getestet - die Aufstellung dort könnte weitere Hinweise auf mögliche Abgänge geben. Spannende Tage …
27. Dezember: Wir freuen uns auf über 40.000 An der Alten Försterei
Icke: Über 40.000 werden wir hoffentlich in zweieinhalb bis drei Jahren "An der Alten Försterei" begrüßen können. So die neuen bzw. aktualisierten Pläne unseres Planungsteams. Dirk Zingler ließ bei seinem Weihnachts-Interview schon mal ein paar Neuigkeiten raus. Bombe! Aber das ist ja noch nicht alles. Gebaut werden im gleichen Atemzug:
- neben einem 40.000-Mann-Stadion (Haupttribüne wird erhöht, Dächer bleiben, Stehplätze neu)
- eine Tiefgarage
- plus ein Parkhaus mit integrierter Bühne (für 10-15.000) in der Außenwand des Parkhauses
- ein Klubhaus mit Fanshop
- eine große Fankneipe
- moderne Büros für die Mitarbeiter
- Unsere Heiligtümer wie der "Tunnel", die analoge Anzeige und die LCD-Wand bleiben
- Das neue Trainingszentrum für die Profis ist zu großen Teilen (Plätze, Flutlicht, Rasenheizung) schon fertig, die Neubauten (Funktionsgebäude) fehlen noch
- Die Modernisierung des Alten Forsthauses läuft auf Hochtouren und dürfte auch im ersten Halbjahr 2024 fertig sein
Das alles zusammen ist ein 100-Millionen-Projekt. Bauen für die kommenden Generationen. Unser nigelnagelneues Nachwuchsleistungszentrum und der Stützpunkt für den Profi-Frauenfußball - wird im kommenden Februar eingeweiht. Unser Stadion haben wir auch gekauft - aus laufenden Mitteln dieser Saison. Und Joker haben wir ja auch noch. Vor einigen Jahren hatten wir noch zwei weitere Grundstücke erworben. Zum einen die Hämmerlingstr. 87 und natürlich das alte Lidl-Gelände neben dem Stadion. Die sollten ursprünglich Fan-Haus und Internat werden. Zwei gute Immobilien in der Hinterhand zu haben, kann ja niemals schaden.
Die Idee hinter allem - eins der modernsten Stadien Europas zu haben, verbunden mit vielen Highlights für die Mitarbeiter, Mitglieder, Fans und Besucher - so etwas sucht seinesgleichen (auch international) und wird uns in Jahrzehnten noch helfen, diesen Fußballklub langfristig zu einem Erlebnis zu gestalten. Fußball mit Bier und Bratwurst wird bleiben. Aber auch einmal ein Konzert zu besuchen, abends ein Bier zu trinken oder seine Weihnachtsfeier im Stadion zu veranstalten, all das macht unsere Alte Försterei zukunftssicher. Meine sechsjährige Enkelin läuft jetzt auch schon mit Union-Basecap und Schal herum. Völlig ohne Druck. Wir müssen uns keine Sorgen machen. So wie es ausschaut, wird Union ewig leben! Eisern
27. Dezember: Eher ein Rückblick als eine Analyse - die erste Hälfte der Saison
Unionfux: Eine Halbzeitanalyse ist nach diesen vier Monaten alles andere als leicht. Wie es zu der größten Krise unserer Bundesligageschichte kommen konnte, darüber rätseln jede Menge Fachleute, die Journalisten, die Fans und nicht zuletzt die Verantwortlichen, angefangen von Dirk Zingler über Oliver Ruhnert bis hin zu Urs Fischer oder eben jetzt Nenad Bjelica - und natürlich auch die Mannschaft.
Dabei sieht vor dieser Saison alles so gut aus, wir treten in der Champions League an, verlieren tatsächlich keinen Stammspieler und verpflichten eine ganze Reihe illustrer und vielversprechender Akteure: von Nationalspieler und Rekordverpflichtung Gosens über Tousart und Aaronson (der Leeds United im Sommer 2022 noch über 30 Millionen wert war), bis hin zu Volland und Bonucci, dazu noch Kral, Schwolow, Fofana, Hollerbach und Kaufmann - Damit muss man doch zwingend stärker geworden sein!
Und es geht ja auch entsprechend los, mit klaren Siegen gegen Mainz. Und in Darmstadt sind wir sogar Tabellenführer. Umso mehr wird der Trainer belächelt, der weiter von vorerst vierzig Punkten als Saisonziel spricht. Doch was dann passiert, hätte wohl niemand auch nur annähernd erwartet. Denn in den folgenden drei Monaten und zehn Bundesligaspielen holen wir gerade mal einen Punkt, beim 1:1 zu Hause gegen Augsburg. Der Dezember reißt wenigstens nochmal was raus, mit zwei Heimsiegen gegen Gladbach und Köln, nichtsdestotrotz sind dreizehn Punkte gewaltig ernüchternd (in der Vorsaison hatten wir nach zwölf Spieltagen doppelt so viele Zähler eingefahren!!). Wenigstens sind bis dato drei Vereine noch schlechter und so stehen wir zum Jahreswechsel auf einem Nichtabstiegsplatz.
Dass schließlich Mitte November der erfolgreichste Trainer des Vereins, der Trainer des Jahres 2023, der allseits geachtete und überaus beliebte Urs Fischer, vom Verein freigestellt wird, im gegenseitigen Einvernehmen zwar, aber trotzdem - ist zwar verständlich und vielleicht auch notwendig nach dieser heftigen Durststrecke, nichtsdestotrotz so etwas wie ein SuperGAU! Denn hier tritt etwas ein, was wenige Wochen zuvor als absolut undenkbar galt. So einen Abschied hat dieser großartige Mann, unbestritten der Vater unseres so erstaunlichen Erfolges der letzten Jahre, nun wahrlich nicht verdient. Aber die Mannschaft inklusive der Neuzugänge hat, wie aus dem Nichts, fast alle Tugenden verloren, die sie in den vergangenen drei Spielzeiten so erfolgreich gemacht hat: die beinahe perfekte Geschlossenheit, die eiserne Disziplin auf dem Platz, die Standard- und Kopfballstärke, die beinahe unüberwindliche Abwehr, der so effektive Sturm. Nichts davon ist mehr vorhanden. Die so unschlagbare Taktik kann so kaum funktionieren. Wir haben nach fünfzehn Spielen mehr Gegentreffer bekommen als in der gesamten letzten Saison zusammen.
Wir spielen nur einmal zu null, dafür schießen wir in acht Partien kein eigenes Tor - was zum Golden Goal-Syndrom führt: Geht der Gegner in Führung, dann geht er auch als Sieger vom Platz; es ist zweitweise kaum zum Aushalten. Kein Spieler unseres Kaders, vielleicht mit Ausnahme von Torhüter Rönnow, erreicht auch nur annähernd Normalform - schwer zu glauben, aber wahr. Deswegen halte ich eine Einzelkritik für überflüssig. In der Champions League sehen wir etwas besser aus, auch wenn wir nur zwei Punkte holen. Denn wir verlieren alle Spiele knapp, drei davon erst in den letzten Sekunden. Ein internationales Überwintern, zumindest in der Europa League, ist absolut möglich. Aber es passt zu diesen Monaten, dass uns auch hier und da das nötige Matchglück gefehlt hat. Vielleicht aber auch ganz gut, dass dem Kerngeschäft Bundesliga jetzt die volle Konzentration gelten kann. Im DFB-Pokal sind wir ja relativ zügig ausgeschieden, in der zweiten Runde war bereits Schluss.
Wie es aber zu alldem kommen konnte, worin die Ursachen für diese Talfahrt liegen - da kann man nur spekulieren, aber wirklich erklärbar wird es nicht. Aus meiner Sicht ist es möglicherweise ein Zusammenspiel vieler kleiner Schwierigkeiten, die sich zu diesen Problemen potenziert haben, jedes einzelne für sich sicherlich kein Drama, aber in der Gesamtheit fatal. Um aber noch etwas Positives zu sagen: Die Ruhe in unserem Verein in dieser schwierigen und ungewohnten Situation (zumindest in der jüngeren Vergangenheit) ist absolut bemerkenswert und hat womöglich Schlimmeres verhindert. Ich wage keine Prognosen, wie es 2024 weitergehen wird. Dazu gibt es im Moment einfach zu viele Fragezeichen. Wer wird uns noch verlassen und vor allem: Wen bekommen wir in der Winterpause dazu und können uns diese Neuzugänge schnell und entscheidend besser machen? Ist Nenad Bjelica letztlich ein richtig guter Griff und kann er es schaffen, dieser Mannschaft seine Spielidee zu vermitteln und ist die dann auch einigermaßen erfolgreich?
Zweiundzwanzig Punkte sollten reichen, um die Klasse zu halten. Das halte ich für machbar, um zu verhindern, dass die Arbeit der letzten Jahre schweren Schaden nimmt. Denn ein Abstieg würde einen weiteren Umbruch bedeuten, doch diesmal unter deutlich schwierigeren Vorzeichen. Nun, es liegen noch neunzehn Spiele vor uns und einige unserer in der Liga so gefürchteten Fähigkeiten sollten zurückkehren, nicht zuletzt unsere legendäre Heimstärke und auch sonst die eine oder andere Lösung sollte gefunden werden - dann ist mir vor der Zukunft nicht bange.
Also, auf ins Jahr 2024 - mit neuen Kräften, neuem Mut und neuen Ideen, mit Spaß und Zusammenhalt, dann sind die drei Monate des Grauens schlussendlich nur eine Anekdote. So soll und so wird es sein!
21. Dezember: Aus Nenad wird Janad - wichtiger Arbeitssieg gegen Köln
Unionfux: Ein sooo wichtiger Sieg gegen unseren Lieblingsgegner Köln, dazu ein Sieg gegen einen Mitkonkurrenten - eine gewaltige Erleichterung für alle: Trainer, Mannschaft, Fans: drei Punkte, den Abstand nach unten vergrößert und nach oben nicht so ganz abreißen lassen, zudem endlich mal zu Null gespielt - die Bedeutung dieses Heimsieges kann man gar nicht genug unterstreichen. Allerdings muss man sagen, dass bis Minute 55 kein vernünftiger Mensch noch einen Pfifferling auf uns gegeben hätte, so schlecht ist unser Spiel und nur der abermals starke Rönnow hält uns nach zwei Kölner Großchancen kurz vor und kurz nach der Pause in der Partie, nicht auszudenken, wie das Ganze ausgeht, wenn wir in Rückstand geraten.
Zeitweise erinnert unsere Körpersprache eher an ein Freundschaftsspiel als an Abstiegskampf, obendrauf kommen Fehlpässe; Ballverluste und technische Unzulänglichkeiten, auch deswegen können wir vielversprechende Möglichkeiten nicht mal im Ansatz nutzen: exemplarisch ein Fehlpass der Kölner vor dem eigenen Sechzehner und Volland kann die Überzahl nicht nutzen, weil er sich den Ball zu weit vorlegt. Einzig Schäfers Einzelaktion ist in der ersten Hälfte unsererseits erwähnenswert.
Und nach der Pause geht’s so weiter, man traut seinen Augen nicht - und gerade, als man alle Hoffnungen fahren lassen will, spielt Volland Hollerbach im linken Strafraum an, der lässt einen Kölner stehen und haut den Ball mit einer Entschlossenheit hoch ins kurze Eck, wie man’s nicht besser machen kann! Und plötzlich wird es ein anderes Spiel, direkt darauf hat Hollerbach eine weitere Chance, wird dann aber seltsamerweise herausgenommen, für ihn kommt Kral und Trimmel für Roussillon, wenig später kommt Bonucci für Haberer: will Bjelica das knappe Ergebnis etwa irgendwie über die Zeit bringen? Dann muss Kral das zweite Tor machen oder wenigstens Volland den Abpraller versenken, das muss der zweite Treffer sein!
Kurze Zeit spielt Bonucci einen großartigen weiten Pass auf Fofana, der ist frei durch, aber scheitert an Schwäbe - hoffentlich rächt sich das nicht. Und es rächt sich zum Glück eben nicht, denn der für Behrens eingewechselte Fofana spielt klug auf Volland, der läuft bis zur Strafraumkante und passt auf den Punkt zurück in den Lauf des Ivorers und wie eine Kopie des Führungstores schießt der den Ball, diesmal von rechts, mit Wucht und Willen aus spitzem Winkel unters Dach: die Alte Försterei atmet explodierend auf - alle spüren, das könnte der Deckel auf dieses seltsame Spiel sein. Und auch, wenn Köln in der Folgezeit nochmal alles versucht - unsere Abwehr bügelt ebenso alles weg, jetzt stimmt der Einsatz und so verdienen wir uns schlussendlich diesen Sieg, auch wenn Köln am Ende in den meisten Spieldaten (Ballbesitz, Zweikampf- und Passquote, Flanken, Laufleistung, Ecken und Torschüsse) vorn liegt, wir ziehen uns wie Münchhausen selbst am Schopfe aus dem Sumpf und machen das, was für ein Spiel nunmal entscheidend ist - die Tore.
Wie gesagt: ein so wichtiger Sieg, aber für Augenwischerei taugt er nicht so recht - nichtsdestotrotz hat der Trainer mit seinen Einwechslungen alles richtig gemacht - aus Nenad wird Janad - man verzeihe mir das bescheidene Wortspiel, nach diesem sehr anstrengenden Spiel ist mir irgendwie albern zumute… Eine Hinrundenanalyse folgt in den nächsten Tagen an dieser Stelle, da sollen die Finger in all die Wunden gelegt werden, jetzt hingegen sollten wir uns freuen, die kurze Winterpause genießen und hoffen, dass in den kommenden dreieinhalb Wochen die richtigen Stellschrauben gedreht werden, in fast allen Bereichen, es muss eine ordentliche, gleichwohl machbare Rückrunde her: mit aller Gewalt - Klassenerhalt!
19. Dezember: Das zweite Sechs-Punkte-Spiel muss gewonnen werden!
Icke: Das erste von zwei aufeinander folgenden "Sechs-Punkte-Spielen" haben wir in Bochum blamabel mit 0:3 verloren. Und wir waren chancen- und wehrlos. So deutlich muss man das sagen. Nun besucht uns am Mittwoch um 18.30 Uhr der 1. FC Köln. Tabellennachbar und punktgleich mit uns. Das Spiel darf nicht verloren werden. Egal wie!
Wir müssen "Nena" Bjelica wohl keine Tipps geben. Er hat alles in Bochum gesehen. Live und in Farbe. Auf Doekhi und Gosens müssen wir leider immer noch verletzungsbedingt verzichten. Fofana wird auch kaum im Kader stehen. Hier steht ja ein vorzeitiges Ende des Leihgeschäftes vor der Tür.
Ebenso wird wohl gerade über ein Leihende von Aaronson verhandelt. Auch von ihm sahen wir noch kein einziges überzeugendes Spiel und das mit seinem Mega-Marktwert. Im September 2022 hatte er noch einen Marktwert von 30 Millionen. Als er zu Union kam, waren es noch 25 Millionen. Jetzt steht er aktuell bei 14 Millionen und das scheint immer noch zu viel zu sein. Da auch der dritte (Busk) und vierte Torhüter (Stein) nicht mit zum Aufgebot gehören werden, bleiben noch 22 Profis übrig. Ergo muss sich Bjelica nur noch von zwei Spielern für den Spieltagskader trennen. Das werden wohl - wie in Bochum - Dehl und Kemlein sein. Dieser Extrem-Stress ist wohl auch weniger etwas für die Jüngsten im Team. Und eigenartigerweise fehlte zuletzt auch immer Tousart. Bäume ausgerissen hat er im Union-Dress auch noch keine. Aber wer hat das schon in den letzten Monaten? Man weiß aber bei ihm wenigstens, was er kann. In seiner Zeit bei Hertha gehörte er regelmäßig zu den besten Spielern im Team und war dort auch ein Antreiber. Fehlt Tousart, so rückt wahrscheinlich doch Kemlein wieder in den 20-Mann-Spieltags-Kader.
Spannend wird es, was der Trainer "Nena" Bjelica verändern wird. Das er mitnichten mit dem Katastrophen-Team von Bochum auflaufen wird, sollte feststehen. Aber wer fliegt aus der Startelf? Das Fachorgan "Kicker" spekuliert, dass Bonucci für Leite rein rotieren wird. Das ist eine Variante. Die zweite Möglichkeit wäre Jaeckel für Leite. Leite war, dass muss man wirklich sagen, sehr schwach in Bochum. Manchmal haben die Fans auch ein sehr gutes Gespür. Viele (auch ich) fanden im letzten Sommer schon, die 7,5 Millionen Ablöse für Leite zu hoch. War nicht so ganz falsch. Knoche und Bonucci - damit hätten wir sicherlich die älteste Innenverteidigung der Bundesliga. Da muss dann die Absicherung rechts, wie links, stimmen. Dann mag das gehen. Und frei nach König Otto, heißt es ja: es gibt keine alten und jungen Spieler, sondern nur gute und schlechte Kicker. Auch die Hereinnahme von Laidouni für Haberer scheint wahrscheinlich. Warum Haberer, sowohl unter Fischer als auch unter Bjelica, immer wieder im Stamm aufläuft, ist mir ein Rätsel. Laidouni und Tousart erscheinen mir nicht schlechter als Haberer. Wir werden es sehen.
Parallel läuft die Suche nach Verstärkungen wohl auf Hochtouren. Das heißeste Gerücht ist wohl: Der nordmazedonische Nationalmannschafts-Kapitän und Spielmacher Enis Bardhi soll wohl aus der Türkei geholt werden. Kostenpunkt sollen drei Millionen Euro sein. Das könnte sich Union leisten. Fabio Silva, ein 21-jähriger portugiesischer U21-Stürmer, der in Englands erster Liga kickt, soll auch im Fokus stehen. Da wäre ich schon etwas skeptischer, ob er uns SOFORT weiterhilft. Denn nur das kann aktuell das alles entscheidende Kriterium sein. Mein Wunsch-Stürmer wäre Luuk de Jong. Der ist zwar schon 33 Jahre (jung), erlebt aber gerade seinen dritten Frühling. In dieser Saison bestritt er schon 26 Pflicht-Spiele für Eindhoven. Dabei erzielte er 19 Treffer und bereitete neun weitere Tore vor. Zu seinem Erfahrungsschatz gehören 39 Länderspiele für Holland. Ihn vom aktuellen holländischen Tabellenführer loszueisen, wäre natürlich enorm kompliziert. Aber er würde uns sofort helfen! Bezahlen könnten wir ihn wohl, auch wenn wir uns dabei ein wenig strecken müssten. Ist aber allemal billiger als ein Abstieg.
Sagte ich schon, dass wir gegen Köln unbedingt gewinnen müssen? Es gibt keine Ausreden mehr. Das es geht, hat das Augsburg-Spiel gezeigt. Wie würde es Oliver Kahn ausdrücken? "Wir brauchen Eier"! Eisern
17. Dezember: Statt weiterweiter eher tiefertiefer
Unionfux: Da fehlen einem mittlerweile die Worte. Mit so einer Nicht-Leistung braucht man nämlich in keiner Liga anzutreten - hinten anfällig und vorne harmlos, ohne Biss und ohne Willen, technisch überschaubar und ungenau. Der VfL Bochum hingegen ist das ganze Gegenteil und so kommt eine ebenso blamable wie deprimierende klare Auswärtsniederlage zustande. Wie man ein so wichtiges Spiel dermaßen unterspannt angehen kann, ist mir komplett schleierhaft.
Die einzige ernsthafte Chance hat Haberer in der ersten Halbzeit, dessen Schuss wird allerdings auf der Linie wegverteidigt. Dass der Gegner direkt vor der Pause in Führung geht, das ist natürlich ungünstig, aber, ehrlich gesagt, mit der darauffolgenden zweiten Hälfte hätten wir so oder so verloren. War das Wie unseres Heimsieges in der letzten Woche so begeisternd, so ist das Wie dieser Niederlage kaum zu ertragen, weil einfach nichts stimmt, keine Balleroberungen, kein Pressing, keine Idee. Zudem deutlich weniger lauffreudig als der Gegner - zu keiner Phase sind wir im Spiel. Wir machen lediglich ein wenig mit, sind Staffage, bilden den undeutlichen Hintergrund für diese Party des Mitkonkurrenten. Denn wir hätten auch noch höher verlieren können, von der Qualität unserer Mannschaft weit und breit nichts zu sehen, von Engagement ganz zu schweigen, da fehlen die simpelsten Basics, die Extras sowieso.
Wenn man in Leverkusen verdroschen wird, ist das was anderes, wenn man in Bochum so abgebügelt wird - dann ist das nicht zu entschuldigen. Da steht, bis auf Gosens, für den Becker aufläuft (spielen kann man nicht sagen), die Mannschaft auf dem Rasen, die gegen Gladbach alles zeigte. Diesmal zeigt sie nichts und das ist nicht allein mit dem Spiel unter der Woche gegen Real zu erklären. Auf die beste Saisonleistung folgt die wohl schlechteste - absolut unfassbar. Und auch die Einwechsler passen sich nahtlos an das schwache Niveau an, einzig Keeper Rönnow demonstriert Normalform.
Ist der Effekt des Trainerwechsels etwa schon verpufft?? Die Auswertung der Partie in den kommenden Tagen würde mich extrem interessieren: Dauert die länger oder ist die ganz kurz? Was will man den dazu sagen? Ansehen sollten sich die Jungs das trotzdem. Strafe muss schließlich sein. Mir macht nur Hoffnung, dass man sich gegen Köln wieder um die 180 Grad dreht, zurück in die Heimspiel-gegen-Gladbach-Position (umgekehrt ging's ja leider und offensichtlich auch!), denn da müssenmüssenmüssen drei Punkte her, die zwar nichts daran ändern können, dass wir die mieseste Bundesligahinrunde ever abgeliefert haben, aber wenigstens die Hürde für die Rückrunde etwas tiefer halten würden.
Aber so oder so muss in der Winterpause was passieren. Da müssen wohl wirklich einige Neuzugänge kommen, die den verlorengegangenen Spirit der Mannschaft zurückbringen beziehungsweise die Qualität, die Möglichkeiten erhöhen. So, und jetzt muss ich bis Mittwoch einigermaßen den Frust verdauen, mich wieder einkriegen - und noch mehr muss das unsere Mannschaft und der Trainer. Der dritte Advent jedenfalls ist, pardon my french, komplett im Arsch…
15. Dezember: Auf gehts Union, kämpfen und siegen!
Icke: Samstag 15.30 Uhr gilt es in Bochum den Aufwärtstrend zu bestätigen. Alles andere als ein leichtes Unterfangen. So man sich erinnert, wie schwer sich Union dort immer tat.
Doekhi ist immer noch verletzt. Trimmel könnte in die Mannschaft rotieren. Und Becker sollte auch wieder fit sein. Die Frage, ob Becker auch in der Startformation steht, ist auch ein kleiner Wink, ob an den Gerüchten um einen Winter-Wechsel etwas dran ist. Zumal Hollerbach zuletzt auf Rechtsaußen ganz stark spielte.
Aber kann Union wirklich auf Becker in der 2.Halbserie verzichten? Ich sage nein. Er ist der Sprinter, der den unmöglichsten Bällen hinterherkeult und sie oft auch sichern kann. Das spiegelt sich nicht in erzielten Toren oder deren Vorbereitung wider, ist aber so enorm wichtig für die Union-Offensive. Es sei denn, Manager Ruhnert hat einen schnellen und aggressiven Angreifer im Blick, der ihn ersetzen kann. Dann wäre natürlich eine noch zu generierende Ablöse sehr schön.
Die Realität war in der Vergangenheit - Beckers Wechselgerüchte waren bisher immer nur heiße Luft. Die beste Lösung wäre mit ihm zu verlängern. Apropos Verlängerungen - etliche Spieler haben auslaufende Verträge. Neben Becker sind das Rönnow, Knoche, Bonucci, Trimmel, Kral, Behrens, Jaeckel und die Leihspieler Aaronson und Fofana. Insgesamt 10 Spieler, die zum festen 20er-Stamm gehören. Das ist enorm viel. Laut Gerüchten haben viele der genannten Spieler Angebote von Union vorzuliegen. Einen Vollzug haben wir noch nicht vernommen. Becker, Rönnow und Knoche wären wohl die wichtigsten Personalien.
Bjelica wird ganz sicher sein 4-2-3-1 in Bochum fortsetzen. Es war ja bisher erfolgreich. Auch mit der knappen Real-Niederlage. Das Spiel an sich war trotzdem dafür geeignet Selbstvertrauen zu tanken. Spannend wird es auch zu sehen, ob Tousart in die Startelf rotiert. Unter dem neuen Trainer waren seine Einsätze bisher sehr übersichtlich. Den letzten Pflichtspieleinsatz hatte er am 29.11. in Braga. Das macht nachdenklich. Wie knapp das Spiel bewertet wird, zeigen die Wett-Quoten. Bis auf Cent-Beträge bekommt man bei Sieg für beide Teams (fast) die gleichen Quoten. Union muss gewinnen.
Die 3 Punkte mitzunehmen ist enorm wichtig. Nicht nur um den Aufwärtstrend in der Bundesliga (zuletzt ein Sieg und ein Remis in der BL) zu erhalten, sondern auch um das Team weiter zu stabilisieren. Ein Sieg gegen Bochum ließe uns auch auf sie, bis auf 3 Punkte herankommen. Und Bochum ist ein direkter Konkurrent im Abstiegskampf. Auf gehts Union, kämpfen und siegen! Eisern
13. Dezember: Ein großes Spiel gegen Real und ein schwacher Schiri
Unionfux: Eine tolle Vorstellung unserer Jungs gegen die Milliardentruppe von Real Madrid und es ist wirklich schade, dass wir am Ende mit leeren Händen dastehen - und ungerecht ist es auch, selbst wenn Real natürlich überlegen ist (Passquote 95%!!). Denn der Ausgleich der Madrilenen nach einer Stunde hätte nicht zählen dürfen, weil Torschütze Joselu Jaeckel ganz klar runterdrückt, aber der slowenische Referee sieht das nicht und der VAR unverständlicherweise auch nicht. Dazu passt auch, dass er in der ersten Hälfte ein böses Foul an Roussillon nicht erkennt - ziemlich schwach und erstaunlich, wer in der Champions League so alles pfeifen darf...
Aber der Reihe nach: wir ziehen uns in der ersten Hälfte weitgehend gut aus der Affäre, hätten sogar in der ersten Minute in Führung gehen müssen, aber nach großartiger Vorbereitung von Gosens und Khedira hält der spanische Keeper hervorragend gegen Behrens, auch wenn dessen Direktabnahme etwas zu zentral gerät. Nach der darauffolgenden Ecke hat Jaeckel eine gute Chance, die er aber auch nicht nutzen kann, wohingegen acht Minuten später Rönnow fantastisch gegen Bellingham rettet. Dann dauert es bis kurz vor der Pause, als Gosens einen Katastrophenpass in den eigenen Strafraum spielt, doch Joselu zielt knapp am linken Pfosten vorbei. Ab da überschlagen sich die Ereignisse: Handelfmeter für Real, Leite hat den Ball klar mit dem Unterarm ins Toraus abfälscht.
Modric tritt an, aber Rönnow hält mit den Füßen den Strafstoß! Kurz darauf: langer Abschlag Rönnow, Weiterleitung per Kopf durch Behrens und Madrids Alaba säbelt über den Ball, Volland ist durch und schießt Union eiskalt in Führung - das Olympiastadion explodiert!! Mit unserer Führung geht’s in die Pause, Anfang der zweiten Hälfte köpft Gosens knapp am Dreiangel vorbei. Wie Rönnow im Anschluss den Kopfball des freistehenden Rodrygo über die Latte wischt, weiß wohl nur er: Weltklasse! Kurz darauf haben wir nach Konter über Behrens und Volland fast den zweiten Treffer auf dem Fuß - ja, und dann kommt es zu der eingangs erwähnten Szene, ebenso ärgerlich wie unbegreiflich.
Der Kontertreffer zwölf Minuten später durch Joselu ins kurze Eck hingegen, durch einen vermeidbaren Fehlpass von Jaeckel im Vorwärtsgang eingeleitet, ist blitzsauber, Rönnow ohne Abwehrchance. Doch fünf Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit gelingt dem eingewechselten Kral aus achtzehn Metern ein schönes Tor, nachdem Trimmel und Laidouni sich vorher ebenso beherzt wie hartnäckig durchgesetzt haben - Ausgleich! Dass Real wenige Minuten der Siegtreffer durch einen abgefälschten Schuss von Dani Ceballos erzielt, passt zu unserer diesjährigen Europapokalsaison, zum dritten Mal fehlen nur wenige Minuten am verdienten Punkt, abermals verlieren wir denkbar knapp, zumindest die Europa League wäre allemal drin gewesen. Nichtsdestotrotz zeigen wir abermals eine gute Leistung, die Mannschaft zeigt sich stark verbessert, das Selbstbewusstsein ist zurück - so scheiden wir mit erhobenem Kopf aus dem europäischen Wettbewerb.
Gut daran ist natürlich, dass wir uns jetzt vollkommen auf das Kerngeschäft Bundesliga konzentrieren können. Und es gilt weiterhin: wenn wir so weiterspielen, dann werden wir wohl kaum bis zum letzten Spieltag zittern müssen. Nenad Bjelica scheint der Mannschaft gutzutun - jetzt müssen wir die Konzentration noch acht Tage beibehalten, damit wir gestärkt ins neue Jahr gehen können. Auf jeden Fall können die Mannschaft, das Trainerteam und die Fans stolz auf diese Leistung sein, gegen ein starkes Madrid so lange gegengehalten zu haben. Und wer weiß: mit einem besseren Schiedsrichter… Aber lassen wir das - das Kapitel Europapokal ist für diese Spielzeit geschlossen, jetzt zählen erstmal die Spiele in Bochum und gegen Köln - (weiter) kämpfen und siegen!
11. Dezember: Hurra wir leben noch!
Icke: Und wie! Ein Feuerwerk, welches Union gestern abbrannte. Da stand wieder eine Mannschaft auf dem Platz. Die hoch presste, die motiviert war und nie aufhörte die Gladbacher anzurennen. Genauso wollen wir unsere Mannschaft sehen. Einer für alle, alle für einen.
Taktisch gab es wieder eine Viererkette hinten. Und Khedira davor, der das Ganze ordnete. Das wurde belohnt. Unions Säulen waren wieder Korsettstangen. Rönnow im Tor sicher, Knoche als verlässlicher Abwehrchef. Und gestern schwang sich auch Juranovic zum Antreiber auf. Seine Tempovorstöße waren wichtig für das Team.
Gosens auf links stand ihm dabei in nichts nach. Volland ordnete die Abteilung Attacke und verwandelte nervenstark den Elfer zum 1:0. Zum besten Spieler des Spiels avancierte allerdings Hollerbach. Nicht nur sein Tor war sehenswert. Er war agil wie nie zuvor bei Union. Immer wieder suchte er das Dribbling und „vernaschte“ mehrere Gladbacher.
Der Unterschied zu Fofana (war gar nicht im Kader) – Hollerbach findet oft (nicht immer) den Mitspieler. Er aber zauberte eine grandiose Leistung auf den Rasen. Der zweite Neu-Stürmer (neben Hollerbach) Kaufmann bekam auch noch seine Chance und nutzte diese. Das 3:0 von ihm war der Beleg dafür. Auch er hatte gestern ansteigende Form und in der kurzen Zeit mehrere gute Szenen.
Neben Fofana, fehlte auch Tousart im Kader. Bjelica begründete das, mit der Bemerkung, er hatte gestern ohne eine „echte 8“ gespielt. Naja. Was gestern emotional wirklich geschah, sah man nach dem 2:0. Spieler, Trainer, Staff und Fans flippten regelrecht aus. Daran sah man, welcher auch emotionale Druck auf allen lag. Der platzte um 16.39 Uhr (50.Spielminute) aus allen heraus. Unions Sieg war – auch in dieser Höhe – hochverdient. Eine fleißige Team-Leistung – mit herzerfrischendem Fußball. Bjelica muss aktuell der glücklichste Mensch in Berlin sein. Einen Punkt auswärts bei starken Portugiesen in der Champions-League geholt, danach ein Heimsieg gegen Borussia M´gladbach. Mehr geht eigentlich nicht. Schon gar nicht als Einstieg und neuer Trainer.
Heute spielen noch die Kölner – gegen die Mainzer. Zwei direkte Tabellen-Nachbarn. Das beste Ergebnis für Union – wäre ein Unentschieden, dann würden wir auf einem Nichtabstiegsplatz (15.) bleiben. Bitte genauso Eisern weitermachen!
10. Dezember: Kevin und siegen: absolut verdienter Sieg gegen Gladbach
Unionfux: Endlich, hurra und halleluja! Union ist wieder da und wie: gegen die Borussia aus Mönchengladbach, zuletzt alles andere als Laufkundschaft, machen wir unser bestes Saisonspiel, wir sind über das gesamte Spiel präsent, giftig, pressen gut, spielen entschlossen nach vorn und verteidigen leidenschaftlich - das ist wieder das Union, das uns die letzten Jahre in der Bundesliga so begeistern konnte.
Nenad Bjelica beordert Hollerbach und Juranovic in die Startelf, Fofana hingegen sitzt nicht mal auf der Bank - mangelndes Bemühen und fehlende Identifikation duldet der Trainer nicht und demonstriert das auch unmissverständlich. Von der ersten Minute an stimmt die Körpersprache der Mannschaft und nach einer guten Viertelstunde kommen auch die Chancen: erst verpasst Behrens nach starker Hollerbach-Aktion auf der Grundlinie, dann spielt Gosens unkonventionell Behrens per Kopf frei und der lupft etwas zu hoch und schließlich verendet ein Volland-Kopfball nach Gosensflanke an der Hand des Gladbachers Netz: klarer Elfer. Und den macht Volland eiskalt rein und die Führung bringen wir engagiert in die Pause, wobei Roussillons Direktabnahme nach Hollerbachs Seitenwechsel vom Feinsten ist, leider auch Nicolas’ Parade, direkt vor der Pause.
Und in der zweiten Hälfte lassen wir nicht nach, im Gegenteil: wieder legt der unermüdliche Gosens per Kopf auf Volland vor und der zwingt den Gladbacher Keeper zu einer Glanzparade. Kurz danach das so wichtige zweite Tor: Ecke Juranovic, Weiterleitung Gosens und Hollerbach nimmt den Ball an der linken Strafraumgrenze direkt und setzt ihn ins linke Eck - der Jubel der gesamten Truppe inkl. Trainer spricht für sich.
Und wir bleiben weiterhin gallig, so viele Balleroberungen hatten wir in den letzten drei Monaten nicht; Gladbach will zwar, aber unsere Jungs setzen ge- und entschlossen dagegen und macht auch offensiv weiter Druck, es macht richtig Spaß. Das 3:0 durch den gerade eingewechselten Kaufmann, der einen missglückten Pass des Gegners aufnimmt, sich gegen zwei Verteidiger durchsetzt und eiskalt einklinkt, macht dann im Grunde den Deckel drauf. Leider sind wir wohl ein wenig zu euphorisch und darum doch etwas vogelwild, so kann Plea nur zwei Minuten später vollkommen frei und deswegen relativ locker eine Flanke von Honorat einköpfen, aber dann berappelt sich unsere Abwehr wieder und verteidigt konsequent die Führung, die man mit etwas Glück auch noch ausbauen kann, Juranovic setzt leider nach seinem feinen Solo den Ball über den Kasten und auch der eingewechselte Aaronson macht viel richtig, aber kann im letzten Moment leider noch abgekocht werden, aber schlussendlich reicht es auch so.
Und so wichtig und großartig der Sieg ist - noch besser ist das Wie. Das hat in fast allen Belangen was mit Fussball zu tun, das ist mutig und zielstrebig, zu jedem Spieler fällt einem was Positives ein, die Truppe wirkt wieder wie eine Einheit. Es ist natürlich noch zu früh, in allgemeine Jubelarien auszubrechen, aber Nenad Bjelica muss in den zurückliegenden zwei Wochen einiges richtig gemacht haben, das ist nur mit Zufall kaum zu erreichen. Wenn diese Einstellung wieder kontinuierlich abgerufen werden kann, dann werden wir mit dem Abstieg relativ schnell nicht mehr allzuviel zu tun haben.
Der Sieg könnte mehr wert sein als drei Punkte, er könnte einer verunsicherten Mannschaft wieder den Glauben an sich selbst zurückgegeben haben - und der ist so wichtig, wenn man das zweifellos vorhandene Potential auf den Rasen bringen will. Die Erleichterung und Freude war jedenfalls mit Händen zu greifen, auf dem Spielfeld und auf den Rängen. So kann, soll und muss es weitergehen!!
7. Dezember: Der so wichtige Dezember, Teil 1: Heimspiel gegen Gladbach
Unionfux: Der Spielausfall gegen die Bayern ist ein Vorteil, findet unser neuer Trainer Nenad Bjelica: Mehr Zeit, um neue Spielformen zu trainieren und die Mannschaft wieder in die Nähe einer guten Form zu rücken. Im Kopf und in den Beinen, um wieder einen ernstzunehmenden Gegner darzustellen und nicht das beliebteste Opfer der Liga. Spieler wie Becker und Khedira kehren wieder zurück und wichtige Optionen wie Schäfer rücken noch näher an die Mannschaft ran.
Zudem hat der nächste Gast in der Alten Försterei, die Borussia aus Mönchengladbach, zwei Spiele mehr in den Beinen, eher zweieinhalb, denn am Dienstag mussten sie gegen Wolfsburg in die Verlängerung. Das ist auf jeden Fall kein Nachteil für uns, ob es hingegen tatsächlich ein spürbarer Vorteil ist, das wird sich am Samstag zeigen. Sicherlich sind die Gladbacher Borussen, nachdem sie wie wir schwer in die Saison reingekommen sind, im Aufwind, aber nichtsdestotrotz ein immer noch machbarer Gegner.
Wir können jetzt ohnehin nicht anfangen, über jeden der kommenden Kontrahenten die Stirn zu runzeln und zu seufzen, was für eine schwierige Aufgabe das doch ist - das wäre einfach der grundfalsche Ansatz. Absolute Mindestanforderung aus den letzten drei Spielen dieses Jahres sind eigentlich sieben Punkte, denn ansonsten wird die Rückrunde zu einer immer größeren Hürde. Dann stellt sich unweigerlich die Frage, ob die Bundesliga in unserer jetzigen Lage nicht grundsätzlich zu stark für uns ist? Irgendjemand müssen wir ja nun mal schlagen, um die Klasse zu halten.
Und wenn wir jetzt nicht anfangen zu gewinnen, wann dann? Noch sind die Abstände ins untere Mittelfeld nicht zu groß und nach sechzehn sieglosen Pflichtspielen in drei grauenhaften Monaten muss endlich für die Tabelle gewonnen werden und fast noch mehr für den Kopf - haben wir nicht schon alle fast vergessen, wie sich ein Sieg anfühlt? Demut haben wir mittlerweile genug getankt, das reicht für ein ganzes Jahrzehnt. Also bitte!! Bjelica sprach in dieser Woche mit Sky und deutete in dem Interview drei bis vier Winterzugänge an, sowohl für Abwehr als auch Mittelfeld und Sturm, unstrittig Leute, die uns sofort weiterhelfen müssen, ja eigentlich Unterschiedsspieler, regelrechte Gamechanger. Keine einfache Aufgabe für Oliver Ruhnert, denn zu keiner Zeit hing wohl mehr vom Goldenen Händchen des Geschäftsführers Sport ab als jetzt.
Möglicherweise verlassen uns ja auch noch einige Spieler, ganz so groß muss der Kader ja bei einem verbliebenen Wettbewerb auch nicht sein - falls nicht noch ein mittleres Wunder gegen Real passiert. Entscheidend wird der Dezember also vielleicht nicht, immerhin verbleiben uns ja noch 19 Spiele in der Rückrunde, vorentscheidend hingegen schon. Wäre so schön und wichtig, wenn man einigermaßen entspannt unterm Weihnachtsbaum sitzen könnte - der Anfang wird am Samstag gemacht!
3. Dezember: Drei Punkte gegen Gladbach sind existenziell
Icke: Der erste Gedanke bei einer Spielabsage ist eigentlich immer, hat die Heimmannschaft Angst? Nun so weit würde ich im Fall der Bayern nicht gehen. Wir haben ja auch die Schneemassen und Informationen aus München gesehen. Schade nur um die Tausenden Berliner, die wohl in der Mehrzahl alle morgens gegen 6 Uhr losfuhren oder wollten. Denn die Züge nach München fuhren ja auch nicht. Wer nun schon da war und von der Absage überrascht wurde, hat gleich dreifach Pech. Kein Spiel, miese Rückreise und Geld verloren.
Vielleicht lassen sich die Bayern und Union ja etwas Besonderes einfallen, um die Betroffenen ein wenig zu entschädigen. Ganz besonders verrückt und traurig waren zwei Amerikaner, die extra zum Spiel aus den USA angereist waren. Wem nützt die Absage mehr? Wahrscheinlich Union. In der derzeitigen Verfassung wären wir wohl nur ein Spielball gewesen. Jetzt, wo das Spiel, Gerüchten nach, erst im Januar wiederholt wird, kann sich die Mannschaft "fangen". Doekhi und Becker können ihre Verletzungen auskurieren und Schäfer hat mehr Zeit in Form zu kommen.
Selbstbewusstsein tanken ist eine weitere Aufgabe für alle. Nun empfangen wir nächsten Samstag Gladbach. Diese konnten gerade ihr Heimspiel gegen Hoffenheim gewinnen. Auch das könnte ein weiterer Vorteil werden. Dem letzten Bundesliga-Unentschieden (und gefühltem Sieg) gegen Augsburg und auch dem folgenden Braga-Remis - vielleicht einen Heimsieg anzuhängen. Dann können wir von einem gelungenen Einstand des neuen Trainers sprechen.
Ein großer Unioner wird 75 Jahre alt. Detlef Schwarz war Spieler bei Union, Trainer bei Union und Technischer Leiter. Von 1966 bis 1978 war er Spieler und Trainer. Danach war er auch noch (ein erfolgreicher) Trainer bei Lichtenberg 47 und KWO (auch in Prenzlau und beim SVM Köpenick) und kam zurück. Seit nunmehr gefühlt ewigen Zeiten betreut er unsere "Alten Herren". Solche Kicker, die fast ihr ganzes Leben bei einem Verein verbringen, gibt es kaum noch. Schwarz hätte auch etwas anderes machen können. Entgegen dem heutigen Trend bei Fußballern, hat Schwarz ganz konservativ erst seinen Diplom-Sportlehrer abgeschlossen, um dann Sportwissenschaften zu studieren und abzuschließen. Außer vielleicht Oskar Kosche, ist mir kaum jemand bekannt, dem das so gelang. Gut zu wissen, dass solche klugen Köpfe bei uns sind! Alles Gute nachträglich zum Geburtstag.
Am 2. Dezember gab's wieder die Berliner Bären. Die besten Mannschaften und Trainer wurden geehrt. Und wir? Natürlich waren wir die beste Mannschaft Berlins und Urs Fischer auch der beste Trainer. Ein kleines Dankeschön an Team und Trainer der letzten Saison. Davon wird man noch in vielen Jahren sprechen."Nena" Bjelica hat jetzt ein Woche Zeit, um die guten Ansätze - jeweils eine Halbzeit Braga und Augsburg - mit Punktgewinnen zu nutzen, um die Mannschaft aufzubauen. Keine leichte Aufgabe. Aber wir trauen sie ihm zu. Stück für Stück wird es vorangehen, wahrscheinlich nicht mit Hauruck-Events. Ein Sieg gegen Gladbach wird enorm wichtig werden, um nicht am Ende der Saison ins schwimmen zu kommen. Auf geht's und Eisern!
30. November: Zu wenig in Braga
Unionfux: So, das war er jetzt, der November, auch bekannt als der dritte sieglose Monat in Folge - unfassbar. Dabei sieht es erstmal ganz gut aus beim Champions League-Auswärtsmatch in Braga, wir sind ganz ordentlich im Spiel, nach einer halben Stunde ist der Gegner nach einem Tritt von hinten mit offener Sohle gegen Behrens nur noch zu zehnt und dann gehen wir nach einer ebenso sehenswerten wie konsequenten Kombination über Khedira, Roussillon und Gosens in Führung - das sieht nach Fussball aus.
Und als wir noch eine höchst kritische Situation, zuerst rettet Rönnow bravourös, dann Behrens auf der Linie und schließlich blockt Leite, unbeschadet überstehen und die knappe Führung mit in die Pause nehmen, haben wir eigentlich beste Voraussetzungen, den Portugiesen drei Punkte abzuknöpfen.
Was dann jedoch nach der Pause passiert, ist das mittlerweile mehr als sattsam bekannte Szenario: wir hören auf, Fussball zu spielen und nach einem haarsträubenden und unnötigen Pass von Knoche direkt in die Füße des Gegners, der daraufhin eiskalt zum Ausgleich kontert, verlieren wir völlig den Zugriff aufs Spiel und müssen in der Folge froh sein, dass Braga seine guten Chancen nicht zur Führung nutzt. Nach vorne läuft dagegen ziemlich wenig, bis auf zwei Chancen kurz vor Schluss: doch der eingewechselte Fofana köpft aus guter Position drüber und grätscht kurz darauf knapp am Ball vorbei, jeweils auf Flanke des agilen Roussillon. So kann man leider kein Spiel gewinnen, auch nicht dieses, es bleibt beim eher glücklichen Unentschieden, dass ein internationales Überwintern weitgehend unwahrscheinlich macht.
Das ist sicher nicht so schlimm, da der Fokus ab jetzt doch auf der Bundesliga liegen muss, aber die Art und Weise der zweiten Hälfte macht auch relativ wenig Hoffnung, selbst die so oft zitierten Basics bereiten offensichtlich weiterhin große Probleme. Und man hat in der zweiten Hälfte nicht das Gefühl, dass die Jungs das Spiel wirklich gewinnen wollen, zu zaghaft sind die Bemühungen, zu unkonzentriert die Aktionen und die Körpersprache mutlos. Doch im Dezember muss es nun wirklich entscheidend nach vorn gehen, zumindest in den drei Spielen gegen Gladbach, in Bochum und gegen Köln muss gepunktet werden, nach Möglichkeit gewonnen, sonst sind die Voraussetzungen für das nächste Jahr denkbar schwierig.
Aber dazu muss wieder eine Mannschaft auf dem Rasen stehen, die diesen Namen auch verdient und fast der gesamte Kader leistungsmäßig mächtig und endlich aus dem Knick kommen. Auf den neuen Trainer Nenad Bjelica wartet jede Menge Arbeit, leider ist dazu nicht allzuviel Zeit: fünf Spiele in den nächsten knapp drei Wochen warten auf uns. Ein bisschen Wunder wäre jetzt wirklich ganz gut…
27. November: Bjelica - der kroatische Magath ist neuer Trainer bei Union
Icke: Oha, der Mann ist sehr selbstbewusst, sehr geradlinig und alle Spieler, die keine Leistungen bringen, haben ein Problem mit ihm. Die anderen Spieler sind seine Freunde. So äußerte er sich sinngemäß bei seiner Einführungs-Pressekonferenz.
Die Einstellung stimmt. Er möchte am Mittwoch in Braga gewinnen und auch Tage später bei den Bayern. Jedes Spiel will er ziehen. Das nimmt man ihm ab. Das Bjelica bis zum Champions-League-Duell mit Braga aber nur zwei Trainingstage Zeit hat, weiß er. Im Gegensatz zu Magath und seinen Medizinbällen, setzt er kurzfristig auf viele Gespräche mit den Spielern. Sollte es ihm gelingen, auch nur Teile seines enormen Selbstbewusstseins auf die Union-Spieler zu übertragen, so können die Eisernen tatsächlich in Braga gewinnen. Schauen wir mal.
Tage später beim FC Bayern wird das dann noch eine ganz andere Nummer. Mit welchem Plan Bjelica nach München fährt, das wird spannend zu sehen. Ich vermute, mindestens das dritte Spiel von ihm wird "knallen". Drei Tage nach Nikolaus hat Union ein Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Die Konstellation neuer Trainer, neue Anreize, aufpeitschendes Publikum könnte dann für drei Punkte sorgen. Am 12. Dezember empfangen wir dann "Aufbaugegener" Real Madrid, um dann die wohl wichtigsten Spiele der ersten Halbserie zu absolvieren.
Auswärts in Bochum (16. Dezember) und vier Tage darauf zu Hause gegen Köln muss Union punkten, um 2024 noch eine realistische Chance auf den Bundesligaverbleib zu haben. Sollte zwischendurch noch eine Überraschung passieren, nehmen wir sie gern mit. Grundsätzlich müssen die restlichen 2023er Heimspiele gegen Gladbach und Köln gewonnen werden. Da reichen auch keine Unentschieden. Sollte Bjelica das schaffen und vielleicht in Bochum noch einen Punkt holen, dann haben Zingler und Ruhnert mit diesem Trainerwechsel alles richtig gemacht.
Für den Spieler-Kader von Union beginnt auch eine spannende Zeit. Für zarte Gemüter ist Bjelica sicherlich nichts. Der eine oder andere wird sich auf der Bank wiederfinden. Wenn so ein Großteil der Spieler wieder zu Normalform findet, hat Union alles richtig gemacht. Und natürlich können Kicker wie Volland und Gosens viel mehr, als sie bisher gezeigt haben. Sie sind ja auch zu Union gewechselt, um wieder in die deutsche Nationalmannschaft zu kommen. Auf gehts Union - kämpfen und siegen! Eisern!
26. November: (Nur) ein Punkt gegen Augsburg und ein neuer Trainer
Unionfux: Das Spiel eins nach Urs Fischer ist ein Spiel, dass in mehrfacher Hinsicht die letzten drei Monate widerspiegelte: mit dem Glück und der Selbstsicherheit der letzten Jahre gehen wir wohl in der Anfangsviertelstunde in Führung, besonders Behrens’ Chance nach Pass von Gosens frei vor Dahmen sitzt dann. Man merkt, dass die Mannschaft will, aber nichtsdestotrotz wirkt zu viel nervös und fahrig, symptomatisch steht dafür ein Pass von Rönnow auf Knoche, der zu einer Augsburger Ecke führt.
Dass dann Schiedsrichter Badstübner kurz vor der Pause Elfmeter für Augsburg gibt, der eigentlich keiner ist (und das nach Studium der Bilder auch nicht zurücknimmt), das passt nun wirklich ins Bild der jüngsten Vergangenheit. Und weil Fofana wenige Minuten darauf seine Möglichkeit, wiederum nach Gosens-Ablage, wiederum frei vor Dahmen, nicht nutzen kann, gehen wir, wieder mal, mit einem Rückstand in die Pause.
Die große Möglichkeit zum Ausgleich ist dann nach einer knappen Stunde ein Elfmeter für uns, nachdem Trimmel umgesenst wird - das ganze Stadion sieht das, nur Badstübner nicht, doch nach widerwilligem Studium der Bilder revidiert er seine Meinung. Knoche tritt an und der Augsburger Keeper hält den ziemlich präzisen, aber zu schwach getretenen Strafstoß - es ist zum Auswachsen, selbst so eine Gelegenheit wird liegengelassen, es ist wie ein schlechter Witz und ein böser Fluch gleichermaßen. Dass Gosens kurz darauf bei seinem blitzsauberen Kopfballtreffer nach Laidouni-Flanke knapp im Abseits steht - na klar.
Aber in der Folge macht die Mannschaft Betrieb und es wird noch druckvoller, als Kaufmann, Roussillon und vor allem Juranovic kommen. Doch es dauert bis zur 88. Minute, bis der Aufwand Früchte trägt - Juranovic’ Freistoß wird von Knoche abgelegt und Volland zeigt endlich mal seine Qualität und haut den Ball unhaltbar neben den rechten Pfosten - nach unendlich langer Zeit treffen wir tatsächlich in der ehemaligen Festung Alte Försterei! Das Stadion kocht und auch der Jubel der Jungs auf dem Rasen zeigt, dass die Truppe lebt. In den verbleibenden sieben Minuten gibt es dann sogar noch Chancen zum Sieg, aber die werden vertändelt, Hollerbach hat da ärgerliche Parallelen zu Fofana, zwei Abwehrspieler werden ausgenommen, am dritten bleibt man regelmäßig hängen.
Was soll man nun sagen? Ein Punkt gegen einen FC Augsburg, der allenfalls solide spielt, ist zu wenig, wenn man allerdings die unglückliche Dramaturgie des Spiels sieht, dann muss man wohl zufrieden sein, besser als nichts und Sprung auf Platz 17. Und es wird eben nicht die zehnte Bundesniederlage in Folge (Tasmania atmet hörbar auf) und man hat, trotz aller Widrigkeiten, endlich mal getroffen und gepunktet - starten wir jetzt eine positive Serie? Nötig wär’s. Zwei Premieren sollen nicht unerwähnt bleiben: Andras Schäfer macht, nach über einem halben Jahr, seine ersten Minuten und macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Und dann steht zum ersten Mal in einem Bundesligaspiel eine Frau als Co an der Seitenlinie. Ja, historisch können wir.
Und zumindest Eta wird weiter bei uns an der Seitenlinie bleiben, denn heute hat Nenad Bjelica bei uns unterschrieben und durchgesickert ist es, unionlike, erst wenige Stunden vor der Verpflichtung, den hatte keiner der Journalisten auf dem Zettel. Bjelica, ein 52jähriger Kroate, der in Spanien, Österreich und in der Bundesliga bei Kaiserslautern im zentralen Mittelfeld spielte und Trainer u. a. bei Austria Wien, Spezia Calcio, Lech Poznan und Dinamo Zagreb war, mit denen er zweimal Meister wurde und obendrein dreimal hintereinander kroatischer Trainer des Jahres, das dritte Mal als Trainer mit dem NK Osijek. Zuletzt war er bis Oktober ein halbes Jahr bei Trabzonspor, mit wechselndem Erfolg, aber die Türken sind ja nicht gerade als geduldig bekannt.
Eine sehr interessante Wahl mit viel Erfahrung in verschiedenen Ligen als Trainer, da hätte vielleicht der auch ernsthaft gehandelte Raul den größeren Namen, aber weitaus weniger Meriten als Trainer vorzuweisen, denn der coacht bisher nur Reals zweite Mannschaft in der spanischen dritten Liga. Und wer kannte in Deutschland schon groß Urs Fischer? Und unterstützt wird der Neue von Danijel Jumic als Co-Trainer und eben Marie-Louise Eta, wenigstens bis Sebastian Bönig wieder zurückkehrt. Nur funktionieren muss es natürlich beinahe auf Anhieb, deswegen wünschen wir Nenad Bjelica ein beispiellos goldenes Händchen und herzlich willkommen beim 1. FC Union!
22. November: Trümmerhaufen Nationalmannschaft
Icke: Was stimmt denn da nicht? Erst Löw, dann Flick und nun Nagelsmann. Alle scheitern. Gestern verloren wir hochverdient in Österreich mit 0:2, ohne auch nur die Spur einer Chance zu besitzen. Und die Misere wird immer schlimmer. Sechs Monate vor der EM im eigenen Land haben wir nur noch einen Trümmerhaufen, aber keine Mannschaft.
Nagelsmann allerdings setzt dem ganzen noch die Krone auf. Anstatt ehrlich und offen alle Defizite anzusprechen, erklärt er lieber, warum Sané das grobe Foul gemacht hat und damit den gestrigen Untergang besiegelte. Und er verteidigte stur und uneinsichtig, dass Havertz als sein "Joker" auf der linken Außenbahn ja eine prima Idee von ihm sei und er ja prächtig spiele. Vielleicht sollte er weniger Kanaster spielen und sich lieber mit den Basics beim Fußball beschäftigen.
Peer Mertesacker sprach es dafür an. Die Mannschaft ist kein Team. Kaum einer kämpft für den anderen. Gerade der schon erwähnte Sané ist ein Musterbeispiel dafür, dass er stehen bleibt, wenn er im Dribbling gescheitert ist. Jedenfalls auffallend oft. Ich sage es mal ganz direkt: Solche Spieler brauchen wir nicht in der Nationalmannschaft. Egal welche offensive Klasse er im Dribbling hat, wenn er nicht kämpft und sich wie im vorletzten Spiel nicht an taktische Anweisungen (Henrichs) hält, dann hat er in dieser Mannschaft nichts mehr zu suchen. Was ja sowieso eintreffen wird, weil er für dieses grobe Foul sicherlich drei Spiele gesperrt wird. Damit verpasst er die wichtige Vorbereitung für die EM. Übrigens keine Neuheit, Löw ließ ihn wegen Undiszipliniertheiten schon einmal bei einer WM zu Hause. Damals weigerte er sich, für die U21 zu spielen.
Österreich anzuschauen... machte Spaß. Sie kämpften, griffen wie die Türken gleich am gegnerischen Strafraum an und wurden im Laufe des Spiels immer besser. Die ersten 20 Minuten konnte Deutschland noch mithalten, dann ging nichts mehr. Und mit zunehmender Spielzeit wurden die Österreicher immer selbstbewusster. Sie spielten schnell, mit Risiko und immer am Mann bleibend. Selbst die sonst - ab und an - löchrige Ösi-Abwehr stand sicher. Sie waren schlicht aufmerksam und versuchten Fehler zu vermeiden. All das ging unserer deutschen Mannschaft verloren.
Der eine oder andere unkte schon und sah Parallelen zum 1. FC Union. Aber eher nein. Union spielt ja in den meisten Fällen noch halbwegs vernünftigen Fußball. Das ist bei den deutschen Elite-Kickern aktuell anders und endet - im Falle von Union - hoffentlich am Wochenende. Interimstrainer Grote darf "das Spiel seines Lebens" (gegen Augsburg) machen. Das restlos gefüllte Stadion hat er stimmungsmäßig auf seiner Seite. Er muss nur noch für drei Punkte sorgen. Dann ist er der Held von Union.
"Das können wir uns nicht gefallen lassen", wird Rudi Völler deutlich. Damit stellte er sich an die Seite von Mertesacker und wenn man zwischen den Zeilen lesen kann - gegen Nagelsmann. Dieser redete alles schön, erklärte alles aus seinem Kosmos und stellte immer, wenn es unangenehm wurde, seine Floskel Nummer eins in den Raum: "Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns". Was für ein Quatsch. Da stimmt es innerhalb der Mannschaft nicht. Das Mannschaftsgefüge funktioniert nicht. Und es werden Basics negiert. Zum Beispiel, dass man im Fußball einen ackernden Sechser braucht.
Was hat Rudi Völler bei seinem Übergangsspiel gegen Frankreich, dass sogar gewonnen wurde, anders gemacht? Er hat eine klare Viererkette mit vier defensiven Spielern (Tah, Süle, Rüdiger, Henrichs) aufgestellt. Mit Can hat er einen wirklichen defensiven Mittelfeldspieler gebracht. Und er hat ein einfaches 4-2-3-1-System spielen lassen, dass wirklich jeder Spieler beherrscht. Zauberei? Nein, das sind Basics, die jeder kennt.
Damit Deutschland wieder erfolgreich Fußball spielen kann, müssen folgende neun Dinge geändert werden:
- Ein klares System muss her. Das kann eigentlich nur das 4-2-3-1 sein. Und es darf auch nicht geändert werden, damit die Mannschaft zur EM eingespielt ist. Einfache, klare und gefestigte Strukturen. Jeder der neu reinkommt, weiß genau, was er auf genau dieser Position zu leisten hat und auch, was er nicht machen darf.
- In der Viererkette spielen zwingend vier defensivstarke Akteure - keine Joker oder sonstiger Unsinn! Auch hier ist die Auswahl aktuell groß genug (Tah, Süle, Rüdiger, Henrichs, N. Schlotterbeck, Hummels, Koch, Knoche, Thiaw).
- Vor der Viererkette wird ein Rammbock als sechs installiert. Es gibt genügend deutsche Spieler (Can, Andrich, Khedira, Groß), die das können.
- Unsere beiden großen Talente Musiala und Wirtz spielen vorzugsweise die beiden Halb-Außen-Positionen in der offensiven Dreierkette. Dazwischen Müller als hängende Neun. Nicht weil er auf der Position der stärkste Spieler ist, sondern weil man gegen Österreich sah, er ist der einzige Routinier, der führen und antreiben kann. Und fast noch wichtiger, er genießt den Respekt aller Spieler. Als Backup-Reihe könnten Positionsgetreu Hofmann, Havertz und Gosens agieren. Brandt und Gnabry müssten sich erst wieder ihre Sporen verdienen. Sané ist erst einmal raus, er kann sich über Top-Leistungen im Klub und einem 1A-Verhalten wieder neu anbieten.
- Neben der Sechs spielt eine Acht. Hier kommen Kimmich oder Goretzka infrage. Gündogan konnte im DFB-Trikot - zumindest in den letzten 2 Jahren - nie überzeugen. Wir können auf ihn verzichten. Zumal Kimmich als Acht (in Normalform) der bessere Antreiber ist. 1,90-Latte Goretzka ist ein völlig anderer Typ für die Acht und deshalb wertvoll. So sind wir auch flexibler. Die Spiele mit den Zwillingen "Kimmich und Gündogan" haben nie funktioniert.
- Und den Mittelstürmer kann nur ein richtiger Kerl spielen. Also Füllkrug, Ducksch oder Behrens.
- Die wenigsten Probleme gibt es im Tor. Ter Stegen, Trapp und Neuer bleiben das Führungs-Trio.
- Genauso wichtig wie das Teamwork und ein klares System ist die Hierarchie in der Mannschaft. Müller ist der neue Kapitän und spielt. Basta, würde Gerhard Schröder sagen. Dazu sind Tah, Rüdiger und Hummels gesetzt. Ebenfalls die Youngster Musiala und Wirtz. Und wahrscheinlich Kimmich auf der Acht. Das wären schon einmal sieben Spieler als Gerüst für die deutsche Nationalmannschaft.
- So könnte dann im März das "neue Team" aussehen: Ter Stegen – Tah, Hummels, Rüdiger, Henrichs – Groß, Kimmich – Wirtz, Müller, Musiala – Füllkrug.
Lassen wir uns (dann doch noch) positiv überraschen. Bei Union hoffentlich schon an diesem Wochenende - etwas später in der Nationalmannschaft. Eisern!
21. November: Die Zeit nach Urs Fischer: Tage des Donners
Unionfux: Ein seltsames Gefühl, so zwischen Baum und Borke - der Jahrhunderttrainer Urs Fischer ist tatsächlich weg und mit ihm seine Co-Trainer Markus Hoffmann und, mit einigen Tagen Verspätung, auch noch Sebastian Bönig. Interimsweise übernehmen der eigentliche U19-Coach Marco Grote und seine Assistentin Marie-Louise Eta, doch irgendwie ist eher schwer vorstellbar (wenn auch natürlich nicht unmöglich), dass die beiden eine Dauerlösung darstellen.
Also warten alle gespannt auf den neuen Trainer, genügend Namen sind in der Verlosung, bis tatsächlich hin zu Sammer, aber da könnte man auch Beckenbauer nennen oder Karsten Heine - sind beide auch gerade frei. Aber mal im Ernst: im Moment steht der neue Trainer sowas von in den Sternen, dass sich jede Spekulation automatisch einer gewissen Komik preisgibt.
Viel bedeutender ist ja, dass zwischendurch zwei Endspiele anstehen, zuerst zu Hause gegen Augsburg und dann um die Europa League in Braga und beide sollten schon gewonnen werden, wenn die Felle nicht zu weit wegschwimmen sollen, auch wenn das Heimspiel gegen die Puppenkiste noch größeres Gewicht haben dürfte, kein Wunder, nach dem Absturz ans Tabellenende. Und wir müssen aufpassen, dass die Vergangenheitsbewältigung nicht größeres Gewicht als die unmittelbare Zukunft bekommt …
Dass unser Verein innerhalb weniger Wochen dermaßen ins Taumeln gerät - eigentlich ein Unding. Und doch wirkt mit einem Schlag alles so fragil und instabil, plötzlich ist so viel in Frage gestellt: Dirk Zinglers Führungsstil, Oliver Ruhnerts Einkaufspolitik und Urs Fischers Trainingsinhalte. Alles, was gerade noch so traumhaft sicher schien, so ruhig und kontrolliert, ist nun scheinbar desorientiert und auf der Suche nach so vielen Antworten. Die Frage nach dem neuen Trainer wird bis Samstag eher nicht beantwortet werden, aber spätestens am späten Nachmittag werden wir wissen, ob nach all den Ereignissen ein Ruck durch die Mannschaft ging oder alles so weiterfällt wie gehabt.
Auf jeden Fall ist beim Beobachter so ein wenig die Illusion geschwunden, dass das Handeln bei uns irgendeinem großen Plan folgt - es scheint momentan wie das Aufeinanderfolgen vieler unglücklicher Zufälle und die reichen eben und tatsächlich aus, um unseren Verein in die größte sportliche Krise der letzten anderthalb Jahrzehnte zu bringen und das ganz ohne Ankündigung und Vorahnung. Ein bisschen mehr Glück wie z. B. Siege in Heidenheim oder Bremen und alles wäre, zumindest einigermaßen, in Butter, aber so ist auf einmal so vieles anders, die Selbstsicherheit und -zufriedenheit der letzten Jahre wie weggeblasen und man kämpft darum, einiges wieder zurückzugewinnen, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn egal, was hinter den Kulissen passiert und was man sich so vorstellt und was dann wirklich realisierbar ist - bis zur Winterpause gibt es viel zu tun, das fraglos Wichtigste ist natürlich, so viel Punkte einzusacken, dass die Rückrunde nicht zur Mammutaufgabe wird, für welchen Trainer und welche Mannschaft auch immer.
Der Angstgegner Augsburg (nur einmal konnten wir gegen die Puppenkiste in der Bundesliga gewinnen) ist sicher kein leichter erster Prüfstein der neuen Zeitrechnung, aber den gibt es wohl auch derzeit für uns nicht. Mal sehen, ob das Spiel am Samstag nur wegen des Debüts einer weiblichen Co-Trainerin in der Bundesliga erwähnenswert ist - oder ob uns endlich der Befreiungsschlag gelingt, wieauchimmer, wodurchauchimmer. Tage des Donners…
19. November: Schlimmer Rückfall
Icke: "Die Taktik ist zweitrangig ...", so sagte es der Neu-Bundestrainer-Ausprobierer Nagelsmann nach dem Spiel. Er meinte damit die fehlenden Emotionen der deutschen Mannschaft. Und das sollte als Erklärung für die verdiente Niederlage gegen eine türkische B-Mannschaft dienen. In einem Heimspiel, das ein Auswärtsspiel war. Welch unglaublicher Unfug!
Es fing damit an, dass ich meinen Augen nicht traute, welche Zusammenstellung die Mannschaft hatte. Auf den Positionen "rechter Verteidiger" und "linker Verteidiger" spielten mit Sane und Havertz - zwei Stürmer. Parallel dazu erklärte Nagelsmann vor dem Spiel, er wolle zuerst die Defensive stärken. Wie bitte?
Es wurde aber noch viel schlimmer. Im zentralen Mittelfeld spielte zusätzlich keine echte Sechs. Sprich kein defensiver Mittelfeldspieler. Obwohl mit Andrich und Groß zwei gute Sechser auf der Bank saßen. Das Experiment Kimmich/Gündogan ist nun schon vielmals schief gegangen. Eben weil beide Spieler sich viel zu ähnlich sind und keiner der beiden wirklich ein guter Defensiv-Spezialist ist. Warum machen deutsche Bundestrainer eigentlich erkennbare Fehler immer wieder aufs Neue?
Und als das ganze Elend dann - zumindest zur Halbzeitpause - voll sichtbar wurde, änderte Nagelsmann taktisch etwas? Nein, warum auch. Es ist unfassbar! Bis 19 Minuten vor dem regulären Ende nahm der Bundes-Jogi, ähm, Nagelsmann, gar keine Änderungen vor. Und es gab den nächsten Kardinal-Fehler. Deutschland hat aktuell zwei gute Spielmacher. Der eine ist Musiala, der fehlte aber diesmal im Aufgebot. Der andere ist Wirtz, der war bis dato unser bester Spieler. Und nicht der von Nagelsmann so gelobte Havertz als linker Verteidiger. Den dann besten Spieler im deutschen Team auszuwechseln, grenzt schon an Arbeitsverweigerung.
Alles, was ich bis hier schrieb, formulierte Matthäus als Kommentator mit seinen Worten, bis dann Nagelsmann zum Interview erschien. Er hatte ein anderes Spiel gesehen, und ich staunte, wie ruhig Matthäus sich das anhörte. Ich hätte ihn gefragt, ob er das ernst meint, was er gerade sagt!
Die Türken machten das Olympiastadion zu einem Heimspiel. Auch das muss man sich mal vorstellen. Das sind 75.000 Zuschauer im Berliner Olympia-Stadion und man hört einzig die Türken, wie sie die Deutschen 90 Minuten lang auspfeifen. Die deutsche Nationalmannschaft scheint die Deutschen nicht mehr zu interessieren. Warum ist das so? Eine Erklärung beginnt schon beim Ertönen der Nationalhymnen. Vollste Konzentration und Leidenschaft bei den Türken. Millimeterweises Bewegen der Lippen bei Sane, Kapitän Gündogan und Henrichs. Da fehlt schon vor dem Spiel die Leidenschaft und die Emotion, alles zu geben. Und wenn nicht einmal der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft die deutsche Nationalhymne richtig mitsingt, was soll denn danach noch kommen?
Fußball gespielt wurde auch noch. Die Deutschen begannen eigentlich ganz ordentlich. Sie drückten in den ersten 15 bis 20 Minuten dem Spiel den Stempel auf. Gingen sogar nach fünf Minuten in Führung. Da dachte man noch, das wird etwas. Das war falsch.
Mit zunehmender Zeit wurden die Türken immer stärker. Sie griffen die Deutschen - fast über 90 Minuten lang - schon am eigenen Strafraum an. Damit kamen unsere "Künstler" gar nicht zu Recht. Aber anstatt die sich daraus ergebenen Räume clever zu nutzen, gerieten wir ins "Schwimmen". Dabei hatte unsere Mannschaft ein Vielfaches an Länderspielen und Erfahrung aufzuweisen, als die junge türkische Mannschaft. Aber wie sagt Nagelsmann so schön, die Taktik ist zweitrangig. Da haben wir nur drei nominelle defensive Spieler auf dem Platz und reden uns alles schön.
Lothar Matthäus, der als Einziger Tacheles redete, sprach auch das Thema "Experimente" an. Diese sollten - auch nach Nagelsmann - jetzt gar nicht mehr stattfinden. Eben weil wir bis zur EM im eigenen Land nur noch sehr wenige Testspiele haben. Da ist es wichtig, dass die Mannschaft eingespielt ist. Und das wiederum setzt zwingend voraus, dass unsere Spieler auf den ihnen vertrauten Positionen eingesetzt werden. Ein Sane und ein Havertz haben wohl sehr selten auf den defensiven Außenbahnen zugebracht. Und eine deutsche Mannschaft ohne einen defensiven Mittelfeldspieler sollte auch zur Vergangenheit gehören. "Aber was interessiert mich mein Geschwätz von gestern"? Nagelsmanns Experimente waren der Grundstein zur Total-Blamage.
Da nützt auch die wunderschöne Torvorbereitung von Sane zum 1:0 nichts, wenn er auf der falschen Position spielt. 20 Minuten später träumte er, hörte das Kommando von Henrichs nicht und ein türkischer Spieler lief in den freien Raum, der eigentlich zu Sane gehörte. Das 1:1 puschte die Türken noch einmal richtig. Das zweite deutsche Tor erzielte Füllkrug mit einer feinen Einzelleistung. Und ja, der Vollständigkeit halber, das dritte Tor der Türken war "getürkt". Wenn ich einen Spieler von hinten an den Oberarm schieße, dann kann das gar kein Elfmeter sein, weil ja hinten kaum ein Spieler Augen hat. Der polnische Schiedsrichter sah das (anatomisch) anders.
Gott sei Dank war ich nicht im Stadion. Das wollte ich eigentlich. So musste ich mich nur zu Hause am Fernseher ärgern. So werden wir uns im nächsten Sommer ganz furchtbar blamieren. Nach den ersten zarten "Pflänzchen" USA und Mexiko dachte ich kurz, das mit Nagelsmann kann etwas werden. Aber wer gleich so viele Dinge parallel falsch macht, bei dem ist wohl Hopfen und Malz verloren ... Eisern
P.S. Im Union-Forum wird ja von den Fans und Usern gerade sehr aktiv ein neuer Trainer gesucht. Da fiel dann auch einmal der Name Matthäus. Ein sehr charmanter Gedanke. Obwohl Zingler und Matthäus aus meiner Einschätzung nicht wirklich zusammen passen. Aber ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen ...
18. November: Drei Tage Staatstrauer und dann Sammer?
Icke: So, nun isset passiert. Union ohne Fischer. Kaum vorstellbar. Aber so ist der Lauf der Zeit. Wie extrem beliebt Urs Fischer ist, hat sich gerade jetzt gezeigt. Er konnte den Zeitpunkt bestimmen. Und das ist auch glaubhaft.
Darüber hinaus gab es drei Tage trainingsfrei und ein gemeinsames Verabschiedungs-Frühstück mit der kompletten Geschäftsstelle. Das ist so ein bisschen wie drei Tage Staatstrauer.
Auch wenn es (wie immer) Leute gibt, die das anzweifeln - Union als Verein hat sich anständig und dankbar gezeigt. Fischer selbst hat die Zeit festgelegt. Besser gesagt - vorgezogen. Es kam heraus, dass ein Schluss-Termin bereits definiert war. Natürlich auf Wunsch von Urs Fischer. Und auch das glaubt ihm jeder.
Urs Fischer hat in den letzten knapp fünfeinhalb Jahren, nicht nur Unglaubliches geleistet, nein er war auch getrennt lebend von seiner Frau (sie wohnt in der Schweiz, weil sie an ein kurzes Intermezzo glaubte) und dem gewohnten Umfeld. Das zermürbt mit der langen Zeit, die er hier gearbeitet hat. Natürlich hatte der passionierte Angler kein Problem, ein Gewässer in Köpenick zu finden, um seiner Leidenschaft zu frönen. Aber der Job als Bundesligatrainer ist eben auch ein Fulltime-Job, ohne Wochenenden und nervenaufreibend. Eine sicherlich folgende mehrmonatige Ruhepause sei ihm gegönnt.
Und sicherlich kommt da noch etwas. Wie im Fall Benyamina zeigt sich Dirk Zingler an so einer Stelle oft sehr emotional. Nun hat Urs keine Rückennummer, die man einfrieren kann, aber eine Extra-Ehrung als Statue im Hauptgebäude oder gar eine Ehrenmitgliedschaft - das kann man sich gut vorstellen. Es gibt kaum etwas Schöneres, als bei Zehntausenden Menschen positiv im Gedächtnis zu bleiben, das hat er schon geschafft!
Am kommenden Montag ist die Staatstrauer vorbei. Dann rückt die Nachfolgersuche in den Fokus. Namen werden schon gehandelt. Kuntz, Glasner, Baumgart, Sammer, van Nistelrooy, Henriksen, Svensson, Interimstrainer Grote selbst, Härtel, van Brockhorst, Soskjaer, van Gaal, Hürzeler, Reis, Titz, und und und. Einige sind dabei, die wohl unseren finanziellen Rahmen sprengen würden, andere passen wohl auch nicht. Sicher ist wohl aber, Fischer zu kopieren und einen ähnlichen Typ Trainer zu suchen, kann nur schief gehen. Es ist ein Pokerspiel, wir können mit dem "Neuen" einen Volltreffer landen oder auch fürchterlich baden gehen. Völlig unabhängig von Anforderungsprofilen oder sonstigem Schnickschnack.
Mein Top-Favorit wäre Matthias Sammer. Allerdings will (oder kann - Gesundheit?) der wohl nicht mehr. Er hat ja auch eine angenehme Situation. Als Berater des BVB und (seltener) Kommentator im TV hat er sicherlich ein gutes Auskommen, verbunden mit einem überschaubaren Arbeitspensum. Aber ich sage es gern noch einmal, dieser unangepasste Querkopf, Motivations-Ass und Ossi, der auch noch etwas im Kopf hat, wäre die Ideal-Lösung. Zumindest auf dem Papier.
Und klar ist auch, der "Typ Sammer" ist immer für eine Überraschung gut. Ehrgeiz hat er sicherlich mehr als genug. Wir werden es wohl nie erfahren. Ja, es ist die mit Abstand unwahrscheinlichste Lösung. Aber der Versuch ist nicht strafbar. Wir können dabei nur gewinnen. Und Gnade der Bundesliga-Konkurrenz, sollte uns dieser Coup doch gelingen. Ein Sammer in Köpenick würde so einiges Positives bewegen! Und unmöglich ist es auch nicht. Ich sage nur Thomas Häßler. Dirk versteht, was ich meine ... Eisern
15. November: Danke, Urs Fischer!
Unionfux: Die letzten zweieinhalb Monate waren der absolute Albtraum für jeden Unioner und jetzt ist, quasi als Krönung des Ganzen, das Unvorstellbare tatsächlich passiert: der Vater des Erfolges, der Trainer des Jahres 2023, Urs Fischer, ist entlassen worden.
Natürlich in gegenseitigem Einvernehmen, wobei denkbar ist, dass Urs Fischer selbst keine wirklichen Argumente mehr hatte und sich, angesichts der kommenden Fast-Endspiele, zur Disposition gestellt hat. Es ist ein Schock, dass diese Geschichte so ein Ende nimmt, auch die Treueschwüre des Präsidenten Dirk Zingler, die schwierigen Zeiten gemeinsam zu meistern, vor dem Heimspiel gegen Frankfurt ausgesprochen, hielten nicht allzulange - und auch, dass sich die Fans in der Alten Försterei vor dem Spiel so explizit und frenetisch für unseren Trainer aussprachen, hat leider nichts geholfen.
Nun kann man nicht sagen, dass diese Maßnahme so gar nicht nachzuvollziehen ist, gleichwohl sind wir nun endlich hart aufgeschlagen, nach einem beispiellosen Sturzflug, der wohl für alle nahezu unerklärlich ist - wer hätte denn auch nur ansatzweise gedacht, dass der Trainer, der uns in die Champions League führt, nicht mal das Ende der Gruppenphase miterlebt??
Mit Urs Fischer geht ein Mann, der wohl der beste Trainer war, den dieser Verein jemals hatte. Nicht nur der sportliche Erfolg spricht dafür, all die Auszeichnungen, sondern gerade auch der feine Charakter dieses Fussballlehrers, der kaum jemals die Contenance verliert, nie Unsinn redet und immer geradlinig und anständig in diesem doch sehr schwierigen Geschäft Profifussball geblieben ist, eine Ausnahmeerscheinung, die ganz hervorragend zu unserem Ausnahmeverein passte - in jeder Hinsicht. Im vergangenen Sommer gab es viele Gelegenheiten, in denen ich mich im Gespräch mit vielen anderen Unionern fragte, wann unsere unglaubliche Erfolgsgeschichte wohl enden könnte - und wir waren uns alle einig: nicht, solange Ruhnert und vor allem Fischer die sportlichen Geschicke lenken.
Vielmehr gab es die bange Frage: was kommt wohl danach? Wer soll denn bitte auf diesen phantastischen Trainer folgen? Und uns fehlte beim besten Willen die Phantasie, dazu auch nur einen vagen Tipp abzugeben...Und jetzt ist es soweit, ziemlich überraschend und unerwartet, höchst schmerzhaft - wir sind endgültig auf dem häßlichen Boden der Tatsachen angelangt, seit heute ein wenig näher an die Stinknormalität herangerückt.
Mir bleibt nur zu sagen: danke, Urs Fischer, für die vergangenen fünf Jahre, ich bin stolz und glücklich, dass du meinen Herzensverein trainiert hast und ich bin gleichzeitig sehr traurig und entsetzt, dass dieser Weg nun zu Ende ist, zumal auf diese Weise - nichtsdestotrotz viel Glück auf all deinen weiteren Wegen, du wirst uns immer willkommen sein. Und der 1. FC Union Berlin ist heute zweifellos ein Stück ärmer geworden…
13. November: Ab jetzt kann es nur noch besser werden ...
Unionfux: So, jetzt ist es geschafft, ab jetzt kann es nur noch aufwärts gehen: Der Tabellenerste des zweiten Spieltages ist der Tabellenletzte des elften Spieltags. In Leverkusen wird so weitergemacht wie in letzter Zeit in der Liga üblich: Wir schießen kein Tor, fangen uns aber relativ leicht das eine oder andere ein. Bei den sehr starken Leverkusenern, die eine Passquote von 92% aufweisen und uns in keiner Phase und in keiner Region des Spielfelds Luft zum Atmen lassen, schießen wir insgesamt zweimal aufs Tor durch Haberer und Laidouni, beide Male hat der gegnerische Keeper keine Mühe.
Mit einem Gegentor zur Halbzeit sind wir hingegen gut bedient, Rönnow kann mehrfach in höchster Not retten. Nach der Pause fressen wir, ziemlich einfach, zwei Tore nach Ecken, der Ordnung halber muss man erwähnen, dass eine der Ecken keine war - aber das ändert im Grunde nichts, und das letzte Tor ist ein blitzsauberer Konter nach Freistoß vor dem Leverkusener Tor.
Selbst Urs Fischer und Christopher Trimmel bestätigen nach dem Spiel einen Klassenunterschied, für mich sind es eher zwei Klassen … Wir sind nämlich in Leverkusen bestenfalls vorhanden, nicht mehr, absolut trostlos. Ich glaube, die Bayer-Spieler haben nicht mal ihre Trikots durchgeschwitzt. An den nunmehr neun in Folge verlorenen Spielen in der Bundesliga erschreckt nicht nur der reine Fakt, es erschreckt vielmehr das Wie, auch wenn ich es im Moment allen ersparen möchte, darauf näher einzugehen - die nackten Zahlen allein sprechen schon für sich.
Keine Frage, bei der glänzend verstärkten Werkself kann man verlieren, damit war zu rechnen, in der letzten Saison verloren wir dort sogar mit 0:5, aber jetzt wirkt es wie ein Offenbarungseid. Ich wiederhole mich: Gut, dass jetzt (schon wieder) Länderspielpause ist. Zeit für alles Mögliche, Zeit für offensichtlich viel Notwendiges. Am 25. November kommt der FC Augsburg in die Alte Försterei und jetzt muss man wirklich schon fast von einem Schicksalsspiel sprechen - da muss nämlich unter allen Umständen gewonnen werden, weil wir die Punkte dringend brauchen und weil wir von diesem Horrortrip runter müssen, damit nicht in wenigen Wochen so viel eingerissen wird, was sich vorher so erstaunlich und grandios aufgebaut hat.
13. November: Und nun?
Icke: Man konnte jetzt nicht wirklich davon ausgehen, dass Union in Leverkusen etwas holt. Nur die Ernüchterung ist trotzdem da. Vor allem weil der Auftritt bei den Rheinländern blutleer war.
Da zeigt man kurz zuvor in Neapel noch eine engagierte Leistung und holt sogar einen Punkt. Um dann in der Bundesliga alles vermissen zu lassen. Ja Leverkusen ist aktuell die beste Bundesligamannschaft. Aber diese Unkonzentriertheiten, diese irre Fehlerquote, die wir zeigten, waren wirklich - die eines Absteigers.
So deutlich muss man das mal sagen. Das fing schon im Tor bei Rönnow an. So ein wackliges Spiel habe ich noch nie von ihm gesehen. Und wenn man gegenüber Schwolow fair bleibt, so hätte er auch mal eine Chance verdient. Es ist einfach nicht zu verstehen, wie man in Napoli noch so ein starkes Spiel zeigt und dann in der Bundesliga so alles vermissen lässt. Man könnte jetzt jeden einzelnen Spieler betrachten, wir ersparen uns das und fragen lieber, wie es jetzt weitergeht.
Bis zum Jahreswechsel spielen wir noch fünfmal in der Bundesliga. Das übernächste Spiel bei den Bayern können wir gleich abschenken. Das spart Reisekosten. Ergo müssen wir im nächsten Bundesligaspiel, zu Hause gegen Augsburg, punkten. Eigentlich sind hier schon 3 Punkte Pflicht. Ansonsten wird es ganz düster für uns. Denn jetzt noch 2 weitere Niederlagen wird die Mannschaft - vor allem psychisch - nicht verkraften. Nach diesen 2 Spielen in der Bundesliga haben wir noch 2 Heimspiele gegen Gladbach und Köln und ein Auswärtsspiel in Bochum. Machen wir uns nichts vor, 7 Punkte sind das absolute Minimum aus diesen 5 Spielen. Eigentlich sollten es noch 3 Siege bis Silvester werden. Schaffen wir das nicht, wird ab sofort jedes Spiel ein Endspiel werden.
ABER... noch ist Zeit, die Saison zu retten! Urs muss nur sofort damit beginnen und vor allem die bisherigen Erkenntnisse einfliessen lassen. Er sollte jetzt wissen, auf wen er sich verlassen kann und auf wen eben auch nicht. Angst vor harten Entscheidungen hat er noch nie gehabt, die sind jetzt gefragt. Wer zurückzieht, der sollte bis Jahresende auch nicht mehr spielen. Punkt! Wir sind im Abstiegskampf, da sind nur ganze Kerle gefragt. Knoche, Bonucci und Khedira müssen hier voran gehen und ihren defensiven Führungsrollen gerecht werden. Und es kann nicht heißen Bonucci oder Knoche, sondern Bonucci und Knoche.
Wir müssen alle Qualität in die Waagschale werfen. Auch ein Nationalspieler wie Gosens gehört ins Team. Auch von ihm müssen wir verlangen, dass er die Mannschaft mit führt. Ob man ihm Roussillon defensiv noch dahinter stellt, kann man machen. Ist aber nicht das entscheidene Element. Juranovic gehört ins Team, weil er spielerisch aktuell einen Tick besser drauf ist und vor allem auch mal einen Freistoss verwandeln kann. Der noch formstärkste Akteur aktuell - Laidouni - sowieso. Vielleicht hilft auch wieder unsere Kämpferlunge Behrens vorn drin. Allerdings ist Khedira gegen Augsburg noch gesperrt, das ist eine Katastrophe. Genau er wäre so enorm wichtig. Kral hatte jetzt etliche Chancen gehabt, nun wäre wohl auch Tousart einmal an der Reihe - auf der Sechs zu glänzen.
Schön wäre es. Wenn ich das alles so zusammenzähle, komme ich fast zwangsweise auf folgendes Team für Augsburg: Schwolow - Juranovic, Bonucci, Knoche, Roussillon - Laidouni, Tousart, Gosens - Becker, Behrens, Fofana. Das ist ein kompaktes 4-3-3. Die Viererkette hatte in Stuttgart funktioniert. Und hinten einigeln bringt uns gegen Augsburg gar nichts. Wir müssen Tore schießen, ohne die Defensive zu vernachlässigen. Drei Punkte müssen gegen Augsburg her. Irgendwie. Schaue ich auf die Statistik gegen Augsburg, weiss ich, wie schwer das wird. Von acht Bundesligaspielen, konnten wir gerade einmal ein Spiel gewinnen. Und das war gleich das erste Bundesliga-Heimspiel 2020 gegen sie. Seitdem konnten wir Augsburg nicht mehr schlagen. Die Ränge werden wieder alles geben. Wir werden Union verbal nach vorn peitschen. Diesmal darf der Funke überspringen. Ein Sieg mit Herz, Kampf und Leidenschaft - die Fans haben das verdient. Auf Union - kämpfen und siegen! Eisern.
11. November: Wundertüte, die zweite!
Unionfux: Ein Spiel bei Bayer Leverkusen zählt im Moment sicher zu den schwersten Aufgaben in der Bundesliga, die Bayer-Elf ist nicht umsonst ungeschlagener Tabellenführer. Allerdings tut man sich in den letzten Spielen etwas schwerer, so entschied man die Spiele im DFB-Pokal beim Drittligisten SV Sandhausen und in der Europa League beim aserbaidschanischen Klub Qarabag Agdam in Baku erst kurz vor Ultimo. Und wir haben die Horrorserie ausgerechnet beim amtierenden italienischen Meister brechen können.
Also geht’s bei uns ein wenig rauf und in Leverkusen eine Winzigkeit runter. Außerdem haben wir zweimal in Leverkusen punkten können, warum also nicht diesmal? Okay, kann schon sein, dass ich nur versuche, im Wald zu pfeifen, aber ein bisschen Mut ist vor so einem Auswärtstrip nun mal wichtig und keine Mannschaft ist unschlagbar, auch nicht der Tabellenführer. Nebenbei: im letzten Jahr waren wir das noch …
Letztlich ist es wie vor dem Spiel in Neapel: wir stehen nicht unter Erwartungsdruck - und das, obwohl wir nun wirklich jeden Punkt brauchen können. Mal sehen, wie wir damit umgehen und mal sehen, inwieweit die Mannschaft von Mittwoch Bestand hat, auf jeden Fall wird Khedira ersetzt werden müssen, wahrscheinlich wird Kral für ihn spielen.
Und so kommt die nächste Wundertüte um die Ecke, alles ist möglich. Und es könnte gut sein, dass seit Neapel auch die Mannschaft das wieder weiß und auch so empfindet. Das Potential und das Können ist ja unbestritten da, wenn jetzt der Kopf wieder mitspielt, dann wäre das doch großartig.
Die Nominierungen für die beiden nächsten Länderspiele sind im Übrigen raus, es dürfte niemanden so recht verwundern, dass Behrens es diesmal nicht in den Kader geschafft hat. Dafür aber Robin Gosens, der allerdings verzichtet, weil in der nächsten Woche seine Frau das zweite Kind zur Welt bringen könnte.
Ob er trotzdem mit nach Leverkusen fährt, wird sich daher relativ kurzfristig entscheiden - wobei Roussillon ihn schon in Neapel ziemlich gut ersetzt hat, nicht nur der Pass auf Becker vor dem Ausgleich war hinreißend, genauso wie Juranovic’ Freistoß kurz vor der Pause, selbst wenn da wieder mal das Glück fehlte … Bitte mehr davon, natürlich inklusive Glück!
9. November: 1:1 von Union Berlin fühlt sich an wie ein Sieg
Icke: Dieses 1:1 fühlt sich an wie ein grandioser Sieg! Kein Mensch hätte auch nur einen Pfifferling auf Union gegeben. Eben weil die 12 Spiele zuvor verloren gingen. Und nun hieß es beim italienischen Meister zu bestehen. Und das gelang! Und wie! Ein Thriller ohne Gleichen waren diese 98 Minuten.
Napoli ging standesgemäß mit 1:0 in Führung. Das war in der 39.Minute. In der 30. Minute klingelte es schon einmal im Union-Kasten. Das Tor zählte aber nicht, weil sich ein Italiener bei der Vorlage exorbitant aufstützte. Aber schon in der 1.Halbzeit setzten wir Nadelstiche. In der 3. Minute und in der 11. hatte Becker gleich 2x die Gelegenheit die Führung zu erzielen. In der 37. gabs dann noch ein Riesen-Ding für uns. Ansonsten hatte Napoli natürlich mehr Ballbesitz und mehr Chancen, wir machten aber auch klug die Räume dicht und fighteten.
Dazu hatte Rönnow einen exzellenten Tag. Er hielt mehr Bälle, als man erwarten konnte. Engagiert und konzentriert kamen wir aus der Pause. Und das wurde belohnt. Roussillon behielt im eigenen Strafraum die Ruhe und passte einen Ball über den halben Platz zu unserem agilen Sturm-Duo Becker und Fofana. Diese spielten sich gegenseitig frei und Fofana versenkte den Abpraller vom Keeper. Das war großes Kino und wirklich gut herausgespielt.
Die 2.500 Unioner im Stadion flippten aus. Kaum mehr bekannte Gefühle der Freude kamen zurück. 4 Minuten später (55.) war unser Becker/Fofana wieder "On Tour". Sie scheiterten nur knapp mit unserer Führung. Nun erhöhten die Nachfolger von Maradona das Tempo noch einmal und wir gerieten phasenweise unter Druck. Etliche Chancen besaß Napoli noch, aber entweder zeigte Rönnow ganz starke Reflexe (72., 82. 95.) oder ein Unioner bekam noch ein Bein dazwischen. Um die 85. Minute herum überstanden wir auch noch ein Powerplay. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir noch gute Konter-Chancen hatten. In der 91., 96. oder 97. Minute hätten wir auch das Siegtor machen können. Gerade die letzte Chance im Spiel war eine vom Kaliber - 100 %. Dieser "Sieg" war wieder vom Kaliber "Mannschaftsleistung". Einer kämpfte für den anderen.
Keiner war sich zu schade, alles geben. So muss das sein und der Punkt war das Ergebnis. Ich will jetzt noch nicht großspurig von einer Wende sprechen, aber ein Anfang wäre gemacht. Am Wochenende treten wir dann in Leverkusen an. Die sind aktuell eher noch stärker einzuschätzen als Napoli. Bei ihnen war übrigens der Georgier Kvaratskhelia der gefährlichste Angreifer. Wenn der über links antrat, war er mit fairen Mitteln eigentlich nicht zu stoppen. Napolis 120-Millionen-Torjäger Osimhen fehlte wieder verletzt. Auf der Seite von Union gab es (wie schon erwähnt) Teamwork. Ein paar ragten aber trotzdem noch heraus. Bonucci organisierte seine Abwehr ganz hervorragend. Grätschte auch noch überall erfolgreich dazwischen. Er spielte zentral für Knoche. Jaeckel verteidigte rechts in der 3-er-Kette und zeigte eine überdurchschnittlich gute Leistung. Leite fiel leider etwas ab, dafür hatte Rönnow einen sensationellen Tag. Zentral auf der 6 agierte Khedira unauffällig, aber souverän. Rechts spielte Juranovic sehr gut. Endlich kommen die ruhenden Bälle wieder präzise. Und auf links - wie schon erwähnt - machte Roussillon ein ganz starkes Spiel.
Da wird Gosens jetzt eine Schippe drauflegen müssen, sonst läuft Roussillon ihm den Rang ab. Haberer und Laidouni spielten zwar nominell im offensiven Mittelfeld, konnten sich aber über einen Mangel an defensiven Aufgaben nicht beschweren. Und vorne sorgten Becker und Fofana immer wieder für Entlastung. Sie waren für Napoli immer ein Unruheherd. Schnell und trickreich agierten beide. Und Fofana schoss sein erstes richtig wichtiges Tor für Union. So kann das bitte weitergehen. Allerdings ist Leverkusen ein richtiger Brocken. Nichts erwarten, fighten und ein wenig Spielglück einfordern. Dann kann auch das etwas werden. Eisern.
8. November: Neapel sehen und - ja was?
Unionfux: Was soll man sich für das heutige Gastspiel in Neapel wünschen? Dass dort der Knoten platzt? Ich denke nicht, dass uns irgendwas vom Kerngeschäft Bundesliga ablenken sollte. Ob wir also europäisch überwintern sollten, scheinbar hat uns dieses Abenteuer ja nicht gerade Glück gebracht. Und den DFB-Pokal sind wir ja auch schon mal los, je weniger Hochzeiten, umso besser.
Gut, die Chance ist mittlerweile sowieso relativ gering, dass wir in der Champions League noch was reißen. Andererseits fragt man sich, wieviele Niederlagen am Stück man noch anhäufen, wie oft man noch ohne eigenen Treffer wacker und tapfer mitspielen will. Der Turnaround scheint immer schwieriger, auch wenn die statistische Wahrscheinlichkeit eines Endes dieser Horrorserie ja unbestritten ansteigt.
Das Stadion am Samstag hat jedenfalls ziemlich eindrucksvoll gezeigt, dass die Fans hinter der Mannschaft und insbesondere Urs Fischer stehen. Genutzt hat es kurzfristig leider wenig, aber der Trainer hat schon ganz richtig angemerkt, dass der anstehende Kampf ein Marathon ist und kein Sprint.
Vielleicht sollte man das Spiel in Neapel ja dazu nutzen, taktisch einiges auszuprobieren - was nicht zwingend heißt, dass man es abschenkt. Davon abgesehen, könnte einigen Spielern eine Pause ganz gut tun, weil sie, freundlich ausgedrückt, irgendwie überspielt wirken - Namen spare ich mir an dieser Stelle.
Ziemlich viele Aufgaben für ein Spiel. Doch gerade dieses Match kann im Grunde lockerleicht angegangen werden, soweit so etwas überhaupt geht - denn es gibt kaum Erwartungen und es gibt wenig zu verlieren. Und dann sollte man doch die Feste feiern, wie sie fallen, oder?
Ich habe leider zwischenzeitlich die Fähigkeit verloren, irgendein Ergebnis vorauszuahnen, für mich ist das Spiel in Neapel also die reine Wundertüte. Alles ist möglich - ob das nun gut oder schlecht ist, keinen blassen Schimmer. Ja, Optimismus fällt gerade schwer, die Situation ist nun mal (negatives) Neuland für uns alle. Aber eins ist auch klar: noch ist nichts verloren. Schon gar nicht, wenn das nächste Spiel verloren geht. Einigermaßen komfortabel, finde ich. Man muss eben aus jeder Blüte Honig saugen, gerade jetzt.
5. November: Irgendwas ist immer
Icke: Eintracht Frankfurt gewinnt auch bei uns - locker mit 3:0. War es wirklich so klar? Nein, war es nicht. Union machte in der 1. Halbzeit ein gutes Spiel und in der 2. Halbzeit ein noch besseres. Belege dafür sind 9:1 Ecken, 40:8 Flanken in den Strafraum und 11:4 Schüsse auf das Tor. Der Unterschied aber, von den 4 Frankfurter Torschüssen fanden 3 das Ziel. Kriterien wie die Zweikampfquote und der Ballbesitz waren ausgeglichen. Obwohl man gerade in den letzten 30 Minuten des Spiels, als Union einen unglaublichen Druck ausübte und die Hessen teilweise einschnürte, den Eindruck hatte, Union habe mehr Ballbesitz. So die gemessenen Zahlen stimmen, war es aber anders. Aber das ist auch egal. Wir hatten genug Chancen (allein Fofana 3) das Spiel zu gewinnen. Aber hier trifft die Überschrift ins Schwarze: Irgendwas ist immer. Das Marmoush in der 2. und in der 14. Minute gleich doppelt traf und vor allem so früh, killte uns. Trotzdem rannten wir danach an, 80 Minuten lang. Das Ergebnis war ernüchternd.
Diesmal gab es hinten wieder eine Dreierkette. Neben dem zentralen Knoche spielten Bonucci und Leite. Eigentlich gut, bis auf eben 3 Situationen. Bonucci zeigte sich am Samstag auch als unermüdlicher Antreiber. Viele gute lange Bälle konnte er platzieren. Aber sie konnten auch nicht kaschieren, das Bonucci und Leite, die auch oft außen klären mussten, keine Sprinter sind. Das Frankfurter Talent Larsson lief Leite beim zweiten Tor einfach davon. Das darf einfach nicht passieren. Und wenn ich als portugiesischer Nationalspieler merke, da läuft gerade etwas schief, dann muss ich zwingend den Trikotzupfer rausholen. Im Mittelfeld schwang sich die nominelle 8 zur 10 auf. Laidouni verteilte klug die Bälle. Wie schon im letzten Spiel, war er bester Unionspieler. Auf den Außen hatten Trimmel und Gosens so ihre Mühe. Trimmels Flanken hatten nicht die nötige Genauigkeit und Gosens wackelte ein paar Mal in der Defensive. Nach vorn setzten beide kaum gefährliche Aktionen. Ein Schuss aus dem Hinterhalt konnten wir von Trimmel sehen. Ansonsten kam da nicht viel. Fofana war unser gefährlichster Angreifer. Er zwang Trapp zu einer Weltklasse-Parade und köpfte an die Latte. In früheren Zeiten wäre zumindest einer rein gegangen. In Unions aktueller Verfassung eben nicht. Becker ruckte immer wieder an, sprintete wie der Teufel, spielte aber glücklos. Behrens kam dann in der 2. Halbzeit rein und setzte auch gleich einen Kopfball knapp links neben das Tor. Dann schwört Laidouni im Strafraum gefoult worden zu sein. Ein Foul war es auf jeden Fall. Der noch sehr junge Schiedsrichter Jablonski aus Bremen sah das anders. Wie auch alle anderen strittigen Situationen des Spiels. Getreu dem Motto: Irgendwas ist immer. Aber man muss auch die Kirche im Dorf lassen. Wegen dem Schiedsrichter hat Union nicht verloren.
Wem kann man denn nun einen Vorwurf machen? Irgendeiner muss doch schuld sein. Nö! Das sahen auch die 22.000 im Stadion so. Die Mannschaft hatte alles versucht. Sogar ordentlich Fußball gespielt, rannte und kämpfte. Da werden sie eben – auch nach der 12. Pflichtspiel-Niederlage – gefeiert. Gibt’s sowas noch einmal auf dieser Welt? Wohl nein! Genauso wie Urs Fischer im Stadionheft den Rückhalt von Präsident Dirk Zingler verbrieft bekam. Von den Zuschauern im Übrigen auch. Laute Urs-Gesänge waren – genauso wie viele Transparente – zum hören und lesen gedacht. Hier ist Union eben doch anders als andere Vereine und das ist auch gut so. Eine Einheit in Rot und in Weiß. Und das ist kein simples Lippenbekenntnis. Es ist gelebte Realität in Berlin-Köpenick.
Die nächste Woche wird dafür ganz einfach werden. Erst geht es unter der Woche zum SSC Neapel. Dann in der Bundesliga zu Bayer Leverkusen. Alles andere als null Punkte wären eine faustdicke Überraschung. Ist das aber völlig ausgeschlossen? Nein, die Hoffnung stirbt zuletzt! Eisern
3. November: Vom Straddle zum Fosbury - und immer gemeinsam!
Unionfux: So, ich erkläre die zwei Monate des Grauens einfach mal für endgültig beendet, ja, es war schlimm, aber wie sagt Wilhelm Busch so weise: "Der schönste Schmerz ist der gewesene!" - Wie das alles passieren konnte, das ist und bleibt schwer zu sagen. Eine mögliche Erklärung ist, dass wir, metaphorisch gesehen, vom Straddle auf den Fosbury umstellen wollen.
Wir erinnern uns: 1968 revolutionierte der amerikanische Hochspringer Dick Fosbury seinen Sport, indem er eine neue Technik einführte, bei der die Latte nicht wie beim Straddle bäuchlings, sondern rücklings überwunden wurde - und er gewann damit überraschend die Goldmedaille im gleichen Jahr bei den Olympischen Spielen in Mexico-City. Wenn nun in der Folge andere Hochspringer ihren Stil umstellen wollten, so passierte es beinahe zwangsläufig, dass sie zuerst wesentlich schlechtere Ergebnisse erzielten, bis sie die neue Technik wirklich beherrschten, aber es gab nun mal nur den Weg nach vorn, vom Straddle zum Fosbury, alles andere wäre unbestritten falsch gewesen.
Und so geht es uns wohl derzeit: Wir wollen und müssen spielerisch hochwertiger werden, aber dieser Prozess gestaltet sich, aus verschiedensten Gründen, schwerer als gedacht beziehungsweise erhofft. Viele hatten Fischer belächelt, dass er so beharrlich am vordringlichen 40-Punkte-Ziel festhielt, aber der erfahrene Fussballlehrer wusste offenbar schon, was er da sagte. Wir stecken noch fest, wobei unsere Abwehr weniger Probleme hat (auch, wenn sie schon sattelfester war) als unser Mittelfeld und Angriff, der zwischenzeitlich völlig von der Rolle war. Manchmal musste man sich fragen, ob ein Behrens oder ein Volland überhaupt schon mal höherklassig gespielt haben.
Andererseits kann man auch nicht gerade behaupten, dass sie all zu viele Chancen versemmelt haben, denn da waren ja kaum welche - Und da sind wir wieder beim Mittelfeld, das mehr Lösungen anbieten muss. Und der Knoten sollte jetzt endlich mal platzen, denn dünner kann die Luft ja kaum noch werden, aber das weiß die Mannschaft fraglos auch.
Nicht wenige Journalisten und sogar einige Fans sahen das Pokalspiel in Stuttgart doch wirklich als Schicksalsspiel, als Urs Fischers letzte Chance - Zum Glück sind die Verantwortlichen in unserem Verein nicht ganz so bekloppt. Es ist nämlich leicht, in erfolgreichen Zeiten große Schwüre zu leisten und dem Trainer in einer Tour auf die Schulter zu klopfen. Es ist schon etwas anderes, sich in schwierigsten Phasen daran zu erinnern und die Nerven zu behalten. Doch nur gemeinsam können wir aus dieser erstaunlichen Situation, die ja niemand so heftig erwarten konnte, herauskommen.
Deswegen muss die Alte Försterei am Samstag gegen Frankfurt geradezu erzittern und die zehn Prozent mehr bringen als ohnehin üblich, die nötig sind, um unter diesen Umständen drei Punkte einzufahren, die nötiger sind denn je - für die Tabelle, aber noch mehr für den Kopf; denn da fängt das Spiel nun mal an.
Und wir brauchen weiterhin wesentlich mehr Zuversicht als Rumunkerei, klappen wir unsere Ohren runter, was all das Geschwätz von außen angeht (wenn ich allein an den Vorschlag des Trainertauschs zwischen Köln und uns denke!!), zeigen wir der Bundesliga einmal mehr, dass wir kein gewöhnlicher Verein sind. So leicht lassen wir uns nicht entzaubern.
Nach langen Jahren des Leidens werfen uns doch zwei noch so böse Monate nicht um. Und um bei meiner Metapher zu bleiben: Am Samstag wird die Latte überquert, meinetwegen mit Fussballgott und Matchglück und wasweißich noch alles, aber wir kommen rüber - und zwar gemeinsam!!
28. Oktober: Ja ok, das kann ja mal passieren
Icke: Diesen Satz habe ich gestern während des Spiels mehrfach gedacht. Aber wie oft (in einem Spiel) darf man das (zu sich selbst) sagen? Dreimal? Fünfmal? Zehnmal? Oder sogar zwanzigmal? Bei mir waren es gefühlt zwanzigmal. Oder sogar mehr, mitgezählt habe ich nicht. Und hier liegt wohl des Pudels Kern. Pflicht-Spiel Nr. 11 wurde mit 0:1 abgegeben. Da es ein Pokalspiel war, hat Union nun eine Spiel-Belastung weniger. In der aktuellen Vereins-Situation wohl auch gut so.
War Stuttgart besser? Ja ein wenig. Wir haben auf eine 4er-Kette umgestellt, die halbe Mannschaft ausgetauscht. Mehr geht fast gar nicht. Im Ergebnis sind wir nicht eingegangen, aber die Schwaben haben das Spiel diktiert. Ohne eine überragende Leistung gezeigt zu haben. In den ersten 25 Minuten drehte Führich auf. Immer wieder machte er Dampf über links und verteilte gut die Bälle. Und trotzdem hätte Union in der 28. Minute in Führung gehen können. Ja, wenn es einen Fußball-Gott für Union geben würde. Laidounis` Pfund klatschte an die Latte. Nübel wäre nicht mehr rangekommen. Apropos Laidouni, er war der Lichtblick bei Union schlechthin. Verteilte klug die Bälle und vor allem, seine Pässe kamen an. In die Tiefe, nach links und nach rechts. Will sagen, die heutige Überschrift trifft auf ihn nicht zu. Dabei hatte er nominell nur den Platz auf der 8. Auf der 10 spielte Volland und er enttäuschte mich als Volland-Fan - sehr. Bis auf ein Foulspiel sah ich ihn gar nicht.
Zweitbester Unionspieler auf dem Platz war Roussilon. Er hatte diesmal den Vorzug vor Gosens bekommen. Und gefiel. Defensiv sehr fleißig und offensiv sehr aktiv. Eigentlich sollte diesmal Schwolow im Tor stehen. Ja wo, wenn nicht im Pokal sollte er Praxis bekommen. Aber das passt zum Union-Pech aktuell, er verletzte sich kurz vor dem Spiel, sodass Rönnow wieder reinmusste und der drittbeste Unioner war. Auch noch verletzt waren Doekhi, Schäfer, Juranovic und Haberer. Aber das zählt nicht als Argument. Unser Kader ist groß genug. Die Viererkette, die erstmals in dieser Saison startete, stand dafür schon ganz ordentlich. Knoche und Leite spielten zentral, Roussillon verteidigte links und Trimmel rechts. Davor Kral und Laidouni auf der 6 und der 8.
Davor ließ Fischer - Volland auf der 10 spielen. Auf den Außen wechselten sich Becker und Hollerbach ab. Mal links, mal rechts. Der Center war Behrens, der leider völlig untertauchte. Kaum einen Ball unter Kontrolle brachte. Ja und dann sind es die Kleinigkeiten. Da springt ein Ball weg. Da geht eine Flanke ins Leere. Da kommt ein 3-Meter-Pass nicht an. Und und und! Jede Situation für sich allein ist entschuldbar. Das ist jedem schon passiert, der mal selbst gekickt hat. Aber heute war es die Summe der Kleinigkeiten, die uns ratlos zurückließ. Wenn solche Dinge wirklich zwei dutzendmal in 90 Minuten vorkommen, dann verlierst du das Spiel. Die Gesamt-Leistung in Stuttgart, die ja immerhin 3. der Tabelle sind, war ordentlich. Wir kreieren aber offensiv zu wenig Chancen und haben viel zu viele kleine Fehler im Spiel. Gerade in der Offensive!
Unsere Abwehr ließ exakt 1 Tor zu und das war entscheidend. Und viel mehr hatte Stuttgart auch nicht zu bieten, obwohl sie oft gefährlich an unseren Strafraum kamen. Da war dann aber Schluss. Und wie gehts` weiter? In 3 1/2 Tagen spielen wir zu Hause gegen die Eintracht und danach haben wir 2 ganz leichte Spiele ... beim SSC Neapel und bei Bayer Leverkusen. Schmunzeln, Hacken zusammen und weitermachen! So wie die 1.400 verrückten Unioner, die nach dem VfB-Spiel - unsere Mannschaft in Stuttgart feierten. Gekämpft hatten sie und das ist Union-Pflicht Nummer 1. Eisern
27. Oktober: Im Gesäß
Unionfux: Die zehnte Niederlage in Folge, die siebte davon im Kerngeschäft, der Bundesliga, ist symptomatisch für unsere Situation: kaum eine gelungene Aktion nach vorn, es gibt kaum eine Chance, der man nachtrauern kann, obendrein ein Eigentor und ein Platzverweis durch die Spieler, die für Stabilität sorgen sollen: Knoche und Khedira. So wird der ebenfalls kränkelnde Gegner stark gespielt und gewinnt, obwohl auch relativ arm an Möglichkeiten, relativ locker und leicht - und leider auch verdient. Normalform ist mittlerweile ein Fremdwort für jeden Spieler, die Verunsicherung nach ordentlichem Anfang abermals unübersehbar - so kann man gegen niemanden in der Bundesliga gewinnen.
Es gibt leider kaum was Positives zu vermelden, es fehlt vielmehr zunehmend die Phantasie, wie man überhaupt nochmal gewinnen will. Dabei sehe ich unsere Abwehr immer noch nicht als Hauptproblem, sondern die offensive Harmlosigkeit, denn uns fehlt nicht mal die Effektivität, ohne wirkliche Chancen erzielt man eben keine Tore. Vielleicht geht das Spiel anders aus, wenn Trimmel nach knapp einer Minute trifft, doch wenn man sich schon an solcherlei Kleinigkeiten festhalten möchte, merkt man schon, wie weit wir im Schlamassel stecken.Wieso das alles so ist, weiß wohl niemand so genau, an einzelnen Spielern ist das kaum festzumachen.
Und so langsam gehen einem auch die Durchhalteparolen aus, so oft kann sich ja kein Mensch den Mund abputzen, wieder aufstehen, sich zusammenreißen. Läuferisch sind wir nach wie vor fleißig, wir nehmen die Zweikämpfe an, aber darüberhinaus ist unser Spiel schwerlich als solches zu bezeichnen. Kaum ein Standard wird gefährlich, keine Einzelaktion sticht mal heraus, wir sind ohne viel Aufwand zu verteidigen. Und zu null spielen wir eben auch einfach nicht, wenn man mal vom Pokalspiel beim Viertligisten Walldorf absieht.
Der Großteil dessen, was unseren Erfolg in der Vergangenheit ausgemacht hat, ist beinahe spurlos verschwunden - besonders die letzten beiden Bundesligapartien könnten einen verzweifeln lassen. Nun - es muss und wird weitergehen und noch stehen wir auf einem Nichtabstiegsplatz, zumindest, wenn Köln in Leipzig nicht gewinnt, wovon ich nicht ausgehe - obwohl: passen würde es momentan zu uns. Und so sind wir seit über zwei Monaten im Gesäß, um es vorsichtig und ohne Kraftausdrücke zu formulieren. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt, neues Spiel, neues Glück (und das brauchen wir dringender denn je) in einer Woche gegen Frankfurt. Das Pokalspiel in Stuttgart ist nur ein Nebengeräusch, was da passiert, ist mir ziemlich egal - das muss man sich mal vorstellen. Sorgenfalten über Sorgenfalten…
27. Oktober: Wieder rauf auf's Pferd und in Bremen gewinnen!
Unionfux: Zugegeben, so langsam weiß man nicht mehr, was man sagen soll. Wie denn auch, nach dem neunten verlorenen Spiel in Folge; der letzte Punktgewinn ist mittlerweile zwei Monate her.
Und die negativen Nachrichten reißen nicht ab: Doekhi vier bis sechs Wochen verletzt, Fofana nach seiner allzu offensichtlichen Respektlosigkeit bei seiner Auswechslung am Dienstag die nächsten zwei Spiele intern gesperrt.
Jetzt fragen die ersten Journalisten allen Ernstes auch noch nach der Demission von Urs Fischer, freiwillig oder unfreiwillig - okay, irgendwas müssen die ja auch schreiben und sonderlich einfallsreich waren die meisten noch nie, aber das geht dann doch zu weit. Zumal es ja nicht den geringsten Sinn ergeben würde. Nach dem achten Spieltag der aktuellen Spielzeit kann ja nicht alles falsch sein, was in den Jahren zuvor noch funktioniert hat. Eben waren wir noch die Überflieger, Urs Fischer Trainer des Jahres und jetzt soll alles Mist sein?
Wie wär's, wenn wir den Spielbetrieb gleich einstellen würden? Am meisten stört mich jedoch der Unterton, dass die momentane Misere irgendwie die gerechte Strafe für unseren Höhenflug und das Wunder aus dem Berliner Südosten endlich beendet ist, na, ein Glück auch. Nun gibt es leider kein Patentrezept, wie man wieder in die Spur kommt, aber eins ist klar: Alles Wehklagen, Händeringen und Rumunken hilft sowieso nicht, Kopf in den Sand geht auch nicht. Vielleicht ist es ganz gut, dass es in den nächsten Wochen Schlag auf Schlag geht. Man muss also gleich wieder rauf auf's Pferd, von dem man jetzt schon wieder runtergefallen ist. Sicherlich geht an keiner Mannschaft so eine Serie des Grauens spurlos vorüber- Die Laune leidet automatisch darunter, das Selbstbewusstsein sowieso.
Insofern sind die leichten Unruhen sogar verständlich, aber es ist auch gut, dass sofort gegengesteuert wird, wenn sich die Disziplinlosigkeiten manifestieren, wird es doppelt schwer. Der beste und wirkungsvollste Stimmungsaufheller ist natürlich ein zählbarer Erfolg am Samstag bei Werder Bremen. Auch die Bremer stehen nicht besser als wir da. Insofern ist das ein Treffen auf totaler Augenhöhe und eigentlich ist Werder somit fast der ideale nächste Gegner. Auch, wenn wir unsere Abwehr erneut umstellen müssen, für Doekhi stehen Bonucci oder Jaeckel bereit. Wir werden das Spiel nicht machen müssen und sollten auf einen dreckigen Sieg gehen.
Und eins sollten wir nicht vergessen: In Bremen haben wir bisher immer gewonnen. Das hat zwar nicht wirklich was zu sagen, aber wir nehmen derzeit jedes gute Omen, oder?
25. Oktober: Wieviel Pech kann man eigentlich haben?
Icke: Das neunte Pflichtspiel in Folge ging gestern Abend beim 1.FC Union verloren. Den ganzen Tag Regen, Regen bei der Anreise, aber mit 14 Grad warme Temperaturen. Das Berliner Olympiastadion ganz in rot eingetaucht und ausverkauft. Dann ging es los.
Und Union legte toll los. War in der 1. Halbzeit überlegen. Sie schossen auch ein wunderschönes Tor, das Zentimeter im Abseits war. Fofana hatte es mit einem Slalomlauf wirklich exzellent über rechts vorbereitet und nach innen gepasst. Diesmal agierten Becker und Fofana im Sturm und machten das sehr gut. Dahinter spielten Haberer und Aaronson. Das deutete daraufhin, dass Urs Fischer die spielerische Komponente stärken wollte. Er sagte aber auch, die Einsätze für Behrens waren in letzter Zeit zu viel, er brauchte mal eine Pause.
In Halbzeit eins zog Becker immer wieder über links an und kam das ein oder andere Mal im Sprint auch durch. Aber entweder stand dort ein Italiener oder wir verzogen die Abschlüsse. Chancen hatten wir, wir nutzten sie nicht.
Man ging dann mit einem 0:0 in die Pause. In der 65. Minute war es soweit. Es blieb über 90 Minuten der einzige Torschuss der Italiener auf den Union-Kasten, aber der war drin und wirklich gut herausgespielt. Allerdings hatte Union in seiner Entstehung mehrmals die Chance, diesen Angrifff zu stoppen. Das war einfach clever von den Italienern. In der 2.Halbzeit konnte Union nicht mehr an die wirklich guten Leistungen der 1.Halbzeit anknüpfen. Die Italiener machten 30 Meter vor ihrem Tor den "Laden" dicht und Union schaffte es nicht mehr gute Chancen zu erspielen. So verlor man - trotz einer guten Leistung - gegen den italienischen Meister wieder denkbar knapp mit 0:1.
Fischer versuchte dann wieder alles. Brachte erst Behrens, dann Volland, es nützte nichts mehr. Dazu waren die Neapolitaner zu clever. In typisch italienischer Manier retteten sie ihren 1:0-Sieg über die Zeit. Warum allerdings Union erst in den letzten drei, vier Minuten das sogenannte Power-Play aufzog und Napoli in ihrer Hälfte einschnürte, ist nicht wirklich bekannt. Hätte Union das etwas früher begonnen, wären die Chancen auf einen Punkt erheblich größer gewesen. Die letzten Minuten offerierte Napoli nämlich auch Schwächen.
Aber es scheint so, egal was Union aktuell versucht, es funktioniert nicht. Einen richtigen Vorwurf kann man auch keinem machen. Auch wenn fast alle Spieldaten Passquote, Dribblings usw. zu Gunsten der Italiener ausfielen, bei Flanken (22:7) und Torschüssen (11:6) hatte Union klar die Nase vorn. Aber wie schon gesagt, der einzige echte Torschuss auf Rönnow saß. Und die knapp 72.000 im Olympiastadion hatten da eine feine Nase. Kein Pfiff war zu hören. Die Mannschaft wurde trotzdem gefeiert. Sie hatte gefightet. Und auch noch ordentlich gespielt. Immerhin war der italienische Meister zu Gast und nicht irgendwer.
Trotzdem muss man sich Fragen, wie geht es weiter? Wie oft kann man noch verlieren? Am Wochenende spielen wir in Bremen. Die brauchen auch jeden Punkt und sind in Sachen Abstiegskampf sehr erfahren. Eigentlich reichen neun Niederlagen am Stück. Es ist Zeit, wieder zu gewinnen. Auf gehts nach Bremen! Eisern
21. Oktober: So geht es nicht und so geht es nicht weiter: Deprimierende Heimniederlage gegen Stuttgart
Unionfux: Anfrage an Radio Jerewan: Hat der 1. FC Union am 21. Oktober eigentlich ein Heimspiel? Antwort: Im Prinzip ja, aber … Sicher haben die Stuttgarter momentan einen Lauf, aber müssen wir es ihnen ja auch nicht so leicht machen - kein Schuss aufs Tor in der ersten Hälfte, keine Ecke, Stuttgart kann das Spiel machen und in Führung gehen durch, ja, einen Kopfball des ziemlich freistehenden Guirassy, der dann aber nach einer halben Stunde verletzt rausmuss. Auch die wieder genesenen Knoche und Khedira passen sich erstaunlicherweise dem momentanen Niveau der Mannschaft an.
Dann passiert beinahe Sensationelles: Urs Fischer wechselt dreimal zur Pause - das gab es so noch nie und zeigt, wie unzufrieden der amtierende Trainer des Jahres mit dem Spiel ist. Irgendwie sind wir behäbig, ungenau und ideenlos, fast immer einen Schritt zu spät und treffen beinahe immer die falsche Entscheidung. Es beschleicht einen immer mehr das Gefühl, dass da keine Einheit auf dem Rasen steht, sondern ein konfuser, wenn auch bemühter Haufen. Warum uns zurzeit unsere Tugenden dermaßen abhandenkommen und kaum ein Spieler Normalform erreicht - ich weiß es nicht.
Die Jungs schwingen jedenfalls nicht auf der gleichen Frequenz. Ja, in der zweiten Hälfte sind wir schon etwas besser, aber leider nicht gut genug, um den VfB in echte Bedrängnis zu bringen, die beste Chance vergibt Fofana nach Pass von Becker in der 79. Minute. In den letzten zehn Minuten werden wir dann zweimal problemlos ausgekontert, dazwischen noch ein Kopfball von Leite und der Nachschuss von Gosens geblockt, das war’s. Das Beste an dem Ganzen ist noch, dass wir höchstens einen Punkt verloren haben, denn ohne Tor kann man nun mal nicht gewinnen.
Das ist das dritte verlorene Heimspiel in Folge, obendrein ohne eigenen Treffer, ein Novum der bösen Sorte in der Bundesliga, das sechste Punktspiel hintereinander verloren plus die zwei Begegnungen in der Champions League, so eine Niederlagenserie gab es selten bei uns, in der Oberligasaison 88/89 vielleicht und in der Regionalligasaison 03/04 - und die endeten bekanntlich wenig erfreulich. Jaja, neinnein, soweit ist es noch lange nicht und ich glaube nicht, dass wir schlussendlich in ernsthafte Schwierigkeiten kommen, dazu sind noch genügend Konkurrenten da, die auch knietief in Problemen stecken. Nichtsdestotrotz muss diese Negativspirale unter allen Umständen unterbrochen werden, und zwar so schnell wie möglich. Wenn man nur wüsste, wie…
Wahrscheinlich eine der größten Herausforderungen Urs Fischers in seiner gesamten Trainerkarriere und die kommt beinahe aus heiterem Himmel - wer hätte schon gedacht, dass wir in eine derart schwierige Situation kommen werden, mit diesem Kader: keinen Stammspieler verloren und eine Menge illustrer Neuzugänge? Der Psychologe Fischer ist gefragt und der Fußballlehrer natürlich auch, um aus dem verunsicherten Haufen wieder eine funktionierende Mannschaft zu machen, eine Einheit, denn das hat uns die letzten vier Jahre so stark gemacht. Die Suche nach dem "Was stimmt nicht in den Köpfen" hat höchste Priorität.
Und eins ist auch klar: Champions League ist 'ne schöne Sache, aber wirklich wichtig ist nächsten Samstag bei Werder Bremen. Aber wenn wir uns gegen Neapel wieder am Schopfe aus dem Dreck ziehen können, zumindest so ein Stück - na, auch gut. Doch man kann auch schwer abstreiten: Das Heimspiel gegen Stuttgart lässt einen schon etwas ratlos und mit Sorgenfalten zurück. So geht es jedenfalls nicht und so geht’s auf keinen Fall weiter. Und trotzdem und trotzig: alles wird gut!
20. Oktober: Überraschungsmannschaften unter sich - auf zum Heimsieg gegen den VfB Guirassy
Unionfux: So, die Länderspielpause ist vorbei, verbunden mit der Erkenntnis, dass Bundestrainer Nagelsmann auf der linken Außenbahn wohl weiter auf Gosens setzen wird und Behrens weitere Chancen kriegen wird, die hoffentlich größer sind als der sechsminütige Einsatz gegen Mexiko - eigentlich nur interessant für Statistiker und für den Fakt, dass unser Mittelstürmer sich Nationalspieler nennen darf.
Dass Gosens angeschlagen ist - und noch schlimmer, dass Juranovic möglicherweise für den Rest des Jahres ausfallen wird, weil er trotz gegenteiliger Absprachen gegen Wales in der Startformation stand und zur Pause prompt verletzt rausmusste - passt doch zu unserem momentanen Verletzungspech - es ist, als müssten wir die vergangenen weitgehend verletzungsfreien Jahre auf einen Schlag zurückzahlen. Könnte gut sein, dass unsere Flügelzange gegen Stuttgart aus Roussillon und Trimmel besteht.
Dafür hoffen wir am Samstag gegen den VfB Stuttgart, auf die Rückkehr von Knoche (wahrscheinlich für Bonucci) und Khedira (für den verletzten Kral), das könnte für unsere defensive Stabilität von entscheidendem Vorteil sein. Denn wir müssen nicht zuletzt den unfassbaren Lauf von Stuttgarts Guirassy, der in sieben Spielen unfassbare dreizehn Treffer gemacht hat (zum Vergleich: Wir stehen momentan bei elf Toren …), unbedingt stoppen, um wieder in die Spur zu kommen. Da sich die positive und die negative Überraschung der bisherigen Saison gegenüberstehen, ist diese Partie fraglos einer der interessantesten Spiele des kommenden Spieltags und man darf gespannt sein, welchen Plan Urs Fischer verfolgen und wer das Spiel machen wird: der überaus selbstbewusste momentane Tabellenzweite oder wir als Heimmannschaft.
Der Druck liegt mit Sicherheit auf unserer Seite, wir brauchen die Punkte, wir müssen beweisen, dass wir unser Potenzial wesentlich besser ausschöpfen und vielleicht auch wieder mal neunzig Minuten weitgehend fehlerlos agieren können. Auch, wenn ich muss zugeben muss, lange nicht mehr so nervös vor einem Heimspiel gewesen zu sein, bin ich mir sicher, dass wir zu gewohnter Heimstärke zurückfinden, die Alte Försterei muss beben, nach sieben Niederlagen sollte unbedingt wieder ein Sieg her.
Die wunderbare Möglichkeit, unser Punktekonto mit einem Schlag um satte fünfzig Prozent aufzupolieren, darf einfach nicht ausgelassen werden, damit wir endlich in der Saison ankommen - Zeit wird’s. Das Wetter wird wohl mitspielen, freuen wir uns also auf ein Fußballfest und darauf, dass unser Blick auf die Tabelle ab Samstagabend ein wenig entspannter ist…
18. Oktober: Unioner im Nationalteam und zack, es funktioniert!
Icke: Ein Spiel (verdient) gewonnen und eins Remis gespielt und beide mitnichten gegen Fall-Obst-Teams: da resümiert man, das Nagelsmann-Debüt ist gelungen. Das 2:2 gegen Mexiko erzielte Füllkrug zum Endstand schon in der 51. Minute. Immerhin sein neuntes Tor im elften Länderspiel. Unser Center Behrens bekam seinen Debüt-Einsatz, wenn auch nur für wenige Minuten.
Hoffen wir, dass er auch mal eine richtige Chance über 90 Minuten bekommt. Und keinesfalls bei Martin Max nachfragen. Der debütierte 2002 auch mit 33 Jahren unter Rudi Völler und spielte dann nie wieder in der Nationalelf. Für den damals aktuellen Torschützenkönig der Bundesliga hatte der heutige Sport-Direktor keine Verwendung.
Statt Hummels/Rüdiger hieß das Stopper-Gespann diesmal Tah/Rüdiger. Dazu begann Thomas Müller für Füllkrug. Für Tah, der im ersten Spiel auf rechts verteidigte, rückte Süle nach rechts. Der Rest blieb. Neu-Unioner Gosens festigte seinen Platz als linker Verteidiger. Und im Mittelfeld blieb alles wie im ersten Spiel. Gündogan und Groß begann defensiv. Wirtz und Musiala offensiv. Sané blieb natürlich als beweglicher Stürmer. Zur Halbzeit brachte Nagelsmann wieder Füllkrug für Müller und gab Goretzka eine Chance für Groß. Später kamen neben Behrens noch Thiaw, Raum und Hofmann.
Die ersten 20 Minuten liefen schwer an. Die Mexikaner übernahmen das Kommando. Dann wurden die Deutschen stärker. In der 25. Minute musste allerdings ein Standard her, um die Führung zu erzielen. Rüdiger köpfte eine verlängerte Sane-Ecke ein. Die Mexikaner blieben aber gefährlich. In der 37. Minute nutzten sie ihre geistige und körperliche Schnelligkeit zum Ausgleich. Müller lamentierte derweil und Rüdiger und Süle wurden von der Handlungsschnelligkeit der Mexikaner überrascht. Gleich nach Wiederanpfiff - in der 47. gab's das 2:1 für Mexiko. Wieder agierte Mexiko zu schnell für die Deutschen. Allerdings gab Füllkrug vier Minuten später (51.) die passende Antwort zum 2:2. Diesmal agierte Füllkrug Gedankenschnell und netzte einen abgewehrten Keeper-Ball ein.
Das Unentschieden geht so in Ordnung. Die letzten 20 Minuten passierte nicht mehr viel. Und wie schon Anfangs erwähnt, ist der Wechsel zu Nagelsmann positiv gelaufen. Er kam sehr sehr spät, aber hoffentlich noch nicht zu spät. Ein paar Dinge laufen jetzt anders. Die sogenannten Erbhöfe wurden gestrichen. Nagelsmann stellt wirklich nach der aktuellen Form auf. Das Alter und die Anzahl der Länderspiele spielen ebenfalls keine Rolle mehr. Das können vor allem Union und Behrens bestätigen. Noch nie in den letzten Jahren hatten wir eine derart "alte" Mannschaft. Das Leistungsprinzip greift. Aber auch die Jungspunde - in Form von Wirtz und Musiala - scheinen in dieser guten Form gesetzt zu sein. Beide sind 20 Jahre alt und absolute Ausnahme-Talente. Gut, dass Nagelsmann auf sie setzt. Die Handschrift vom Jung-Trainer ist erkennbar. Hoffen wir, dass wir eine gute Europameisterschaft zu Hause erleben. Die Qualität weit vorn zu landen haben wir. Im Übrigen auch immer gehabt, aber nicht aktiviert.
Und jetzt dürfen die Union-Nationalspieler ausruhen? Nö, is' nicht. Am Samstag empfangen wir den VfB Stuttgart und am Dienstag darauf sind wir Gastgeber für den SSC Neapel. Jeweils drei Tage sind dazwischen. Das ist nicht wirklich viel Regeneration. Der Rest ist "Kopfsache". Weil in diesen zwei mal drei Tagen Pause zwischendurch definitiv nicht hart trainiert wird. Leichtes Bewegen und gute Gespräche, mehr wird nicht stattfinden. Union hat viele Spiele hintereinander nicht gewonnen. Dabei oft ordentlich gespielt. Weder der Fußball-Gott, noch die Fan-Base konnten helfen. Jetzt müssen die Spieler den Bock selber umstoßen. Stuttgart ist die Mannschaft der Stunde in der Bundesliga und Tabellenzweiter. Aber Bange machen gilt nicht. Knoche und Khedira - die beiden schmerzlich vermissten Defensiv-Künstler trainieren wieder. Eventuell reicht es bei Knoche schon für einen Einsatz? Eisern.
15. Oktober: Fünf Unioner bei USA - Deutschland
Icke: Das gab's wirklich noch nie. In den Länderspiel-Aufgeboten beider Teams standen fünf Spieler (drei aktive Unioner und zwei Ex-Spieler) vom 1. FC Union. Behrens, Gosens und Ex-Unioner Andrich standen im deutschen Aufgebot. Aaronson und das ehemalige Eigengewächs Maloney (jetzt bei Heidenheim) auf Seiten der USA.
Die Nummer elf der Welt (USA) spielte gegen die Nummer 15 (Deutschland). Auch diese Konstellation war wohl ein Novum. Es entwickelte sich sofort ein flottes, schnelles Spiel. Dabei sahen wir in der ersten Hälfte ein noch verteiltes Spiel, wobei dann in Hälfte zwei die Deutschen das Kommando übernahmen und verdient 3:1 gewannen.
Damit konnte Nagelsmann in seinem ersten Spiel überzeugen. Was machte er anders? Er nominierte zum einen nur Spieler, die auch eine vernünftige aktuelle Form haben. Das sah man sofort. Er kehrte zur Viererkette (Tah, Hummels, Rüdiger, Unioner Gosens) in der Abwehr zurück, ließ zudem vorn zwei echte Spitzen (Füllkrug, Sane) spielen. Hinter den Spitzen kamen die zwei "Teens" Wirtz und Musiala zum Einsatz. Das zahlte sich aus, gerade Musiala machte ein sehr gutes Spiel. Und in der (defensiven) Zentrale konnten Gündogan und Groß ebenfalls überzeugen. Gündogan zeigte (für mich) zum ersten Mal überhaupt, dass er ein Spiel im deutschen Dress von hinten heraus steuern kann. Forderte und verteilte immer wieder die Bälle und wurde selbst torgefährlich. Ein Tor schoss er dabei selbst. Groß agierte mehr als klassische Sechs, spielte dem zur Folge deutlich defensiver als Gündogan. Schaltete sich aber, wenn es passte auch offensiv mit ein. Die Amerikaner waren aber in der ersten Halbzeit immer sehr gefährlich.
Die Führung durch das Traumtor von Pulisic war durchaus verdient. Vor allem wenn Weah (Sohn des ehemaligen Weltstars) seine Sprints anzog, konnte kein Deutscher mehr folgen. Auch das sah man - gegen Tempo-Angriffe fehlt uns Schnelligkeit in der Mannschaft. Deutschland hatte mit einem Alters-Durchschnitt von über 29 Jahren, das älteste Team seit Erich Ribbeck auf dem Platz. Und das trotz Wirtz (20) und Musiala (20).
Egal, alles Gute hat man nie beisammen. Und lieber ein funktionierendes Team als solche Hühnerhaufen wie zu Flicks Zeiten. Sane und Musiala waren die Leistungsträger bei den Deutschen. Ihre Dribblings zeugten von Selbstvertrauen. Füllkrug war oft gefährlich und hatte viele gute Chancen. Einen Ball versenkte er dann. Wirtz agierte, wie auch Gündogan (aber mehr von hinten kommend) eher als Ballverteiler. Groß hielt den "deutschen Laden" defensiv zusammen. Hummels und Rüdiger bildeten ein zuverlässiges "Stopper-Duo". Rechts setzte Tah oft seine Gardemaße ein und auf links spielte Gosens deutlich defensiver, als er es bei Union macht. Trotzdem bereitete er den Treffer von Füllkrug per Direkt-Ablage excellent vor. Und ter Stegen? War wach, wenn er es musste. Behrens, Andrich und Maloney kamen nicht zum Einsatz. Aaronson wurde eingewechselt und hatte ein paar gute Szenen. Alles in einem war das ein deutscher Kick, der Hoffnung für die Zukunft macht.
Nagelsmann scheint die nötige Lockernis zu besitzen, um die Spieler zu motivieren. Gravierende Fehler (auch wenn man den Pulisic-Treffer hätte verhindern können) sahen wir nicht. Auch als Süle für Hummels in der Defensive übernahm, gab es keinen Knick. Sein Debüt durfte dann noch der Stuttgarter Führich geben. So darf es dann am Mittwoch gegen Mexiko weitergehen. Nagelsmann kündigte aber schon an, er wolle viele deutsche Spieler sehen. Man darf vermuten, die deutsche Mannschaft wird ein anderes Gesicht haben. Behrens wird hoffentlich auch sein Debüt geben dürfen. Eisern.
14. Oktober: Das Märchen des Kevin Behrens
Unionfux: Über Sinn und Unsinn dieser Länderspielreise will ich gar nicht groß philosophieren, viel interessanter sind da die Nominierungen zweier absoluter Neulinge: Robert Andrich, mittlerweile Bayer Leverkusen, und Kevin Behrens vom 1. FC Union Berlin.
Da gibt es so einige Parallelen: beide sind ziemliche Späteinsteiger in die Bundesliga - Andrich mit knapp 25, Kevin Behrens gar erst mit gut 30. Beide werden vom neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann nominiert, nachdem sie von dessen Vorgänger Hansi "Bundeswellensittich" Flick hartnäckig ignoriert wurden, und das, obwohl sie sich momentan nicht gerade im Aufwind befinden: Behrens hat seit dem zweiten Spieltag nicht mehr getroffen und Andrich ist zwischenzeitlich seinen Stammplatz in Leverkusen los. Insofern muss man Nagelsmanns Mut loben, andererseits - was hat er schon zu verlieren? Und abgrenzen sollte man sich schon von seinem müden Vorgänger, weiter so geht wohl kaum.
Nichtsdestotrotz zittert der wahre Fußballromantiker vor Begeisterung, denn das ist der unberechenbare Stoff, aus dem die Träume sind und das in den Zeiten der Laptoptrainer - von hinten durch die kalte Küche, mögliches Nationalmannschaftsdebüt mit 29 oder gar mit sage und schreibe 32, ein höchstgehandelter Fußballer wie Eden Hazard mach in dem Alter gerne mal Schluss … Man möge mir nachsehen, dass Robert Andrich mir mittlerweile schnurz ist und ich deswegen eigentlich nur auf Kevin Behrens schauen möchte - was für eine Karriere, die ihresgleichen sucht! Viele Jahre Regionalliga, dann zwei Jahre 2. Bundesliga, plötzlich Bundesliga, erst langsam, dann immer schneller - was geht da noch? Gut, es geht erstmal nur um zwei schnöde Freundschaftsspiele der Nationalmannschaft, da kann man so einiges ausprobieren, das Risiko ist relativ minimiert. Andererseits würde der jüngste Bundestrainer ever schon ganz gern einen saftigen Einstieg haben, für ihn geht es um einiges: die so großartige Reputation ist schon ein wenig angekratzt nach der Bayernentlassung, das Wunderkindimage hat etwas gelitten, auch wenn es immer noch für fünf Millionen Euro Gage reicht, man will ja wenigstens anständig leben, nicht wahr?
Da ist der Druck auf das späte Talent Behrens schon ein anderer, denn was kann da schon schiefgehen zwischen fehlenden Erwartungen und fehlender Fallhöhe? Doch wenn man so weit gekommen ist, will man schon etwas mehr als den Trostpreis, oder? Mal sehen, wieviele Minuten er bekommt und wieviele echte Chancen - oder ob es nur bei einer kuriosen Ausnahme bleibt, einem hübschen Stück Statistik. Und eins kommt ja noch dazu: bei einem Spieler wie Behrens ist im Grunde nichts zwingend, so überragend ist das Talent ja nicht, da sollte schon einiges zusammenkommen - aber dann ist vieles möglich. Also hoffen wir auf einige mehr als brauchbare Flanken für das Kopfballungeheuer Kevin Behrens (idealerweise vom ebenfalls nominierten Robin Gosens) nicht zuletzt deswegen, weil ihm das eine oder andere Tor im Nationalmannschaftsdress auch den entscheidenden Schub geben könnte für die nächsten Pflichtspiele und der 1. FC Union kann einen wieder treffsicheren Mittelstürmer brauchen wie selten. Das Märchen des Kevin B. sollte also weitergehen und nicht aufhören nach "Es war einmal ..."
10. Oktober: Union in den TOP 30 Europas
Icke: Am vergangenen Wochenende war Mitgliederversammlung bei Union angesagt. Mehr als 1000 Mitglieder trafen sich diesmal im Stadion. In den letzten Jahren war es so, dass Dirk Zingler jedes Jahr neue Rekordzahlen veröffentlichte. Dieses Jahr war das anders. Es wurden sensationelle Zahlen im Zusammenhang mit Union bekannt gegeben. So sensationell, dass der 1. FC Union - der vor 5 Jahren noch in der 2. Bundesliga spielte - jetzt in Europa zu den TOP-30-Teams gehört.
Man kann ja über Uli Hoeneß sagen und denken was man will. Nur genau das hat er im Oktober 2019 vorausgesagt. Bei einem Treffen mit Dirk Zingler sagte Hoeneß, er hielte 200 Millionen Umsatz für Union für möglich. Und das in absehbarer Zeit. Dirk lächelte damals, ob dieses indirekten Lobes. Hielt es aber (auch) nicht für realistisch. Wer konnte schon ahnen, dass wir in der letzten Saison Platz vier erreichen und in dieser Saison in der Königsklasse unterwegs sind. 190 Millionen Euro werden wir in dieser Saison an Einnahmen erwirtschaften. Mindestens! Sollte wieder erwartend das Champions-League-Märchen weitergehen, so wird sogar die 200-Millionen-Marke fallen. Das alles auch noch garniert mit einem zweistelligen Millionengewinn (10,95 Millionen Euro).
Und das coole daran ist, alle Kalkulationen für aktuelle oder zukünftige Bauprojekte sind dort schon enthalten. Und diese Baumaßnahmen haben es in sich! Das neue Trainingszentrum in Oberspree wird Anfang 2024 fertig sein. Teile dessen werden aktuell schon genutzt. 18 Millionen Euro werden in Oberspree dann verbaut sein. In einem der modernsten Nachwuchscenter in Europa. Auch das traditionelle Forsthaus wird gerade (grund-)modernisiert. Vor allem technisch. Es wird ebenso 2024 fertig gestellt sein. Auch hier fließt eine siebenstellige Summe in die Zukunft von Union. Die dritte aktuelle Parallel-Baustelle ist das neue Trainingszentrum (Hämmerlingstraße) für die Profis. Die zwei neuen und beheizten Rasenplätze - mit jeweils neuen Flutlichtanlagen - stehen kurz vor der Fertigstellung. Zum Ende 2023 werden sie übergeben. Dann folgt noch im Frühjahr 2024 der Start des Neubaus der neuen Funktionsgebäude am Profi-Trainingszentrum. Für die Saison 2025/26 wird es dann den Startschuss für den zweiten Erweiterungsbau im Stadion geben. Auf knapp 38.000 Zuschauer wird das Stadion an der Alten Försterei vergrössert. Die Planungen für das neue Clubhaus und das neue Parkhaus sind so gut wie beendet.
Ausgeweitet und fast beendet sind auch neue Details. So soll vor der Haupttribüne ein Innenhof entstehen. Dieser soll kulturell auch nutzbar sein. So können dort zukünftig auch Konzerte für 10.000 Zuschauer stattfinden. Unter dem Innenhof wird eine Tiefgarage gebaut werden. Die ursprünglichen Alt-Planungen der Stadionerweiterungen lagen bei 38,1 Millionen Euro. Durch Preissteigerungen von Baustoffen und auch der neuen Ideen, kann man davon ausgehen, das dieses Projekt bei mindestens 50 Millionen Euro liegen wird. Der sportliche Erfolg der letzten 4,5 Jahre und auch die CL-Teilnahme helfen uns hier entscheidend weiter, das alles auch finanziell zu stemmen. Unerwartete bzw. ungeplante Mehreinnahmen (auch durch zusätzliche Sponsoren) helfen hier natürlich signifikant. Die zurückliegende Saison ließ man auch Revue passiert. 174,14 Millionen Euro Umsatz erwirtschafteten wir. Das waren 52 Millionen Euro mehr als in der Saison davor. Über 18 Millionen Gewinn blieben dabei übrig. Und zum ersten Mal in der Geschichte des 1. FC Union hatten wir mit 1,79 Millionen ein Eigenkapital im Verein vorzuweisen. Am Ende dieser Saison werden wir mit 13 Millionen Euro Eigenkapital in nie geahnte Sphären vorstoßen. Und das trotz aller Baumaßnahmen!
Mit dem Stichtag vom letzten Sonntag hatte Union 62.722 Mitglieder. Egal welche Zahl wir in den Berichten betrachten - jede Zahl für sich beinhaltet einen neuen Vereins-Rekord! "Wie haste Dir entwickelt Union?" Ab und an muss man sich (immer mal wieder) kneifen. Ist das alles Realität? Ja es ist Realität. Und die Entwicklung hält auch die derzeitige Negativ-Ergebnis-Serie nicht auf! Unser aktueller Umsatz katapultiert uns in die Riege der 30 umsatzstärksten Klubs in Europa. Das, was Union anders macht als andere Vereine, ist die finanzielle Seriosität. Da wird in die eigene Infrastruktur massiv investiert und trotzdem bleibt nach Abzug aller Kosten ein PLUS im Verein zurück. Ein weiterer wichtiger Baustein ist - es verkauft keiner die Seele von Union. Der Stadionname z.B. wurde per Beschluss von den Mitgliedern geschützt. Der wird nicht verkauft. Basta! Investoren, die uns Anteile abkaufen? Fehlanzeige. "Jibbet nich!" Wir ernten jetzt, was wir gesät haben. Und das ist nicht nur der sportliche und wirtschaftliche Erfolg der letzten 4,5 Jahre, sondern der letzten Jahrzehnte.
Union war schon immer anders. Wurde in der DDR bewusst klein gehalten. Hat's jemanden gejuckt? NÖ! Je mehr die Stasi Union drangsalierte, desto dichter standen wir zusammen. Ideell, aber auch reell! Dass der 1. FC Union im Laufe der Jahrzehnte schon mehrfach vor dem Aus stand, ist ja nicht wirklich neu. Aber genau das schweißt letztendlich so zusammen - wie es jetzt in der Realität passiert. Eben Aktionen wie das Blutspenden Tausender Unioner, um ihren Verein zu retten. Kam aus den Reihen der Union-Fans auch nur ein Pfiff nach der nunmehr siebenten Pflichtspiel-Niederlage in Folge? Nein! Weil es unser Verein ist. Und weil der Fight gesehen wird. Und wenn wir auch das achte Spiel verlieren sollten, aber gekämpft haben wie die Teufel, dann werden wir unsere Mannschaft feiern. Ich weiß, andere verstehen das nur sehr schwer, aber genau das unterscheidet uns an dieser Stelle. Und das ist auch gut so! Eisern.
8. Oktober: Nu ist langsam mal gut: Dortmund als hoffentlicher Schlusspunkt in der Krise
Unionfux: Und es geht weiter, unser Pech und die Krise somit auch: ein Sonntagsschuss und ein unglücklich abgefälschter Treffer nimmt uns die Chance, in Dortmund etwas mitzunehmen, nachdem wir zur Halbzeit noch geführt haben.
In der ersten Hälfte können wir Dortmunds Führungstor durch Gosens prompt ausgleichen, dann ist dreimal der VAR in Aktion: Krals vermeintliches Führungstor wird aberkannt, Füllkrugs vermeintliches Führungstor auch, beide wegen Abseits und dann zieht Becker gegen Hummels einen klaren Elfmeter, den Bonucci cool verwandelt - alle drei Situationen sprechen klar für den so viel gescholtenen Kölner Keller.
In der zweiten Hälfte müssen wir einen Doppelschlag hinnehmen - Schlotterbeck per erwähntem Sonntagsschuss und Brandt, nachdem wir auswärts ausgekontert werden. Den Deckel ist dann drauf nach Ryerson, dessen Schuss Gosens an Rönnow, der den Ball wohl gehabt hätte, vorbei ins Tor abgefälscht wird. Die beste Möglichkeit zum Ausgleich vergibt der eingewechselte Aaronson, der Beckers, zugegeben nicht ganz einfache, Flanke volley vorbeihaut. Klar geht insgesamt der Sieg der Dortmunder in Ordnung und sie sind zu Hause schon eine Macht, nicht umsonst liegt die letzte Heimniederlage des BVB bereits über ein Jahr zurück.
Unser Auftritt ist eigentlich durchaus ansehnlich, aber in der zweiten Hälfte dann doch zu wenig, um was mitzunehmen, doch man muss auch sagen, dass die Borussia nach der Pause ziemlich stark aufspielt und doch noch über ein paar andere Möglichkeiten im Kader verfügt. Insofern hält sich die Enttäuschung in Grenzen. Fünfmal in Folge in der Bundesliga verloren, das ist schon ein Brett, aber trotzdem ist erst ein Fünftel der Saison absolviert - und zu diesem Zeitpunkt gibt es noch keinen Abstiegskampf, sondern bestenfalls das Zwischenfazit eines Zwischenfazits. Leider fällt das nicht besonders gut aus, so kann, darf und wird es nicht weitergehen und an der einen oder anderen B-Note sollten wir uns nicht festklammern, denn das bringt nichts. Aber das Wälzen in Pessimismus eben auch nicht. Kopf hoch und weitermachen, sich auf alte Stärken besinnen, Erfolgserlebnisse schaffen.
Wer hat denn geglaubt, dass wir nie in eine Ergebniskrise schlittern könnten? Nun haben wir sie und wie wir damit umgehen, das wird entscheidend sein. Ich traue der Mannschaft viel mehr zu und ich weiß, dass Urs Fischer der beste Mann ist, wenn es darum geht, Lösungen zu erarbeiten und an den entsprechenden Stellschrauben zu drehen. Und vielleicht kehrt dann ja auch das gute, alte und so wichtige Matchglück wieder zurück. Also, abhaken, Neustart dann nach der Länderspielpause inkl. Knoche und Khedira - alles wird gut.
6. Oktober: Zurück in die Erfolgsspur!
Unionfux: Natürlich, man könnte verzweifeln: sechs Niederlagen in Folge und die jüngste gar nach einer 2:0-Führung und das auch noch - nein, nicht direkt zu Hause. Nichtsdestotrotz ist das ein weiteres Novum in den zurückliegenden gut fünf Jahren unter Urs Fischer: Einen Zwei-Tore-Vorsprung haben wir unter ihm noch nicht weggeschenkt. Im Grunde dürfte unser Champions League-Abenteuer schon fast wieder durch sein, aber das kann ja auch einen Vorteil darstellen, denn jetzt gibt es nichts mehr zu verlieren.
Doch das soll ja ohnehin nur das schöne (oder auch weniger schöne) Hintergrundgeräusch darstellen, viel wichtiger ist und bleibt, oft genug betont, das Tagesgeschäft Bundesliga. Da stehen wir etwas besser da, dank unserer zwei Siege zum Auftakt. Gut, am Samstag müssen wir nach Dortmund und es gibt keinen Bundesligisten, gegen den wir auswärts weniger geholt haben. Weiterhin miese Aussichten also? Na schön, dann kann man auch da befreit aufspielen, der Druck ist diesmal kaum auf unserer Seite.
Ich will also ganz und gar nicht einsteigen in die immer größer und lauter werdende Schar der Unkenrufer, die uns schon im Abstiegskampf sehen, dabei stehen wir erst vorm siebten Spieltag der Liga, die Saison ist noch sehr lang, gerade erst ein Fünftel ist dann absolviert. Ich möchte auch nicht die große Fehleranalyse wagen, vielmehr finde ich, es fehlte bei uns ja gar nicht gravierend an allem, sondern es waren oft (nur) die paar Prozente, die letztlich zwischen Sieg und Niederlage entscheiden. In den vergangenen sechs verlorenen Spielen sind wir nicht einmal an die Wand gespielt worden, wir fielen nicht auseinander, waren konditionell am Ende oder spielten uns kaum Torchancen heraus und ebenso hatte man nicht den Eindruck, die Mannschaft will nicht recht oder bewegt sich schon am Leistungslimit - im Gegenteil.
Von den zwölf Gegentoren in den sechs Spielen beispielsweise waren eigentlich nur zwei richtig blöd: das erste Gegentor in Wolfsburg und das zweite gegen Hoffenheim, die waren unnötig und klassische Fehler. Der Rest waren hingegen keine gravierenden Abwehrfehler, sondern auffallend viele Sonntagsschüsse (Simons, Maehle, Beste, Bruma, Andre Castro) oder unglückliche Gegentore (wie in Madrid oder der Anschlusstreffer von Braga am Dienstag), dazu kommen ein Elfmeter und die beiden Tore gegen das Konstrukt, als wir zum Schluss aufgemacht haben, um den Ausgleich zehn gegen elf noch zu erzwingen. Ebenso sind wir vom so viel beschworenen Matchglück nun weiß Gott nicht gerade verfolgt worden - und auch das kann ja nicht ewig gegen uns stehen und ja, darauf kann man sich nicht zurückziehen, aber notwendig ist es ja doch und auch da verbergen sich so einige Prozente, um am Ende nicht auf der Butterseite zu landen. Das heißt, wir sind gar nicht meilenweit von der Erfolgsspur entfernt, die uns in der Vergangenheit so oft verwöhnt hat, sondern wir sind kurz davor, wieder zu liefern. Dazu habe ich in den letzten Spielen einfach zu viel gesehen, was mir schon Mut macht, bei allem Frust und trotz der immer schwerer werdenden Bürde des Misserfolgs.
Zudem kommen nach der Länderspielpause, die wir brauchen werden, um im Training weiter an den Mechanismen und Abläufen zu feilen, endlich Knoche und Khedira zurück, die für unsere Stabilität und unser Gefüge nun mal enorm wichtig sind. Ich glaube nicht, dass irgendjemand im Verein die momentane Lage unterschätzt oder gar auf die leichte Schulter nimmt, dafür sind genügend Leute dabei, in allen Ebenen, die schon reichlich erlebt haben und die um die Gefahr einer Negativspirale wissen. Aber es gibt auch keinen Grund für Trübsal, große Zweifel oder auch dafür, jetzt alles in Frage zu stellen - auch, wenn sich die Situation dafür natürlich anbietet. Aber wem und wie würde das auch nützen?
Ich weiß nicht, ob es uns gelingen wird, in Dortmund etwas zu holen. Zuzutrauen ist es uns allemal, auch bei der Borussia ist momentan nicht alles Gold, was etwas heller glänzt. Und wenn nicht? Selbst dann sage ich mir, dass wir in unserer ersten Bundesligasaison nach sieben Spielen erst vier Punkte hatten und trotzdem souverän die Klasse gehalten haben. Und das Potenzial der momentanen Mannschaft ist doch unbestritten, trotz allem und immer noch, ziemlich groß - schon allein, weil uns kein Stammspieler verlassen hat und etliche neue, gute Fussballer dazugekommen sind. Die Kunst ist es nun, das (endlich) auf den Platz zu bringen. Das kann offenbar nicht in jeder Saison von Anfang an gleich gut gelingen, aus den verschiedensten Gründen nicht. Aber es wird, da bin ich mir ganz sicher, trotz oder auch wegen der dreißig zurückliegenden Tage des Grauens. Schön, wenn man das schon morgen in das Einzige umsetzen könnte, was letztlich zählt im Fussball, diesem komischen Ergebnisspiel: in Punkte.
4. Oktober: Gibts nicht, gibts doch...
Icke: Das glaubt ja keiner, wenn Du das erzählst. Aber es ist Realität. Union verliert gegen die Portugiesen mit 2:3. Unverdient muss man sagen.
Das Spiel hatte verschiedene Phasen. Bis zur 37. Minute, da führte Union bereits mit 2:0 durch die zweimalige Becker-Gala - hatten wir ein verteiltes Spiel. Mit mehr Ballbesitz für Braga, aber eben auch mit besseren Torchancen für Union.
Übrigens schoss Union bereits in der dritten Minute durch Gosens ein Tor. Die Vorarbeit über rechts leistete wieder Becker. Aber es war ein leichtes Abseits gewesen. Ein 3:0 zur Halbzeit und keiner hätte sich beschweren können. Denn wir hatten weitere gute Chancen gehabt. Die letzten zehn Minuten der ersten Halbzeit (inklusive Nachspielzeit) gingen dann wieder klar an Braga und sie schafften ein etwas glückliches Anschlusstor - kurz vor dem Halbzeit-Pfiff.
Bei Wiederanpfiff übernahm wieder Braga das Kommando. In der 51. schaffte Bruma einen Kunstschuss in das Tordreieck. Das Ding schafft er genau einmal im Leben so herein zuschneiden. Und das war gestern. Der Druck von Braga blieb. in der 62. Minute wechselte Fischer dann Volland und Laidouni ein und das Spiel änderte sich völlig. Union übernahm jetzt das Kommando und erspielte sich Chance um Chance.
In der 70. Minute sollte es dann so weit sein. Becker flankt von links und Volland steht in der Mitte allein vor dem Tor. Das Ding säbelt Volland bei 20 Versuchen, 19 Mal ins Tor. Gestern nicht. Weitere gute Gelegenheiten hatten noch Aaronson, Becker, Volland und Kral. Keiner ging mehr rein. "Gibts nicht" sagt man, "gibts doch" war gestern. Der portugiesische Sieg war sehr glücklich. Sie hatten zwar mehr Ballbesitz, aber die ganz dicken Chancen hatte Union. Das sahen auch die 73.000 im Stadion und gaben minutenlange "Standing Ovations". Das sechste Pflicht-Spiel in Folge, das Union verliert.
Lieber Fußball-Gott, wie lange soll das noch gehen? Wenn Du darauf wartest, dass wir unsere Mannschaft auspfeifen, dann verlierst Du das Battle. Versprochen! Solange die Mannschaft alles gibt, kämpft und auch so ordentlich spielt wie heute, so lange feiern wir sie. Egal, was Du da oben für ein Ergebnis produzierst! Eisern.
1. Oktober: Autsch ...
Icke: ... das tat weh! Eine weitere Niederlage, die wir uns beim Aufsteiger Heidenheim einfingen. Wer das Spiel sah, der schüttelt immer noch mit dem Kopf.
Warum? Weil wir das Spiel beherrschten und Tor-Chancen für 3 Spiele hatten. Aber nichts ging rein. Das ist alles nicht existenziell, aber man muss sich fragen, was ist los im Union-Kosmos?
Eine größere Ostberliner Zeitung titelt, mangelnde Effizienz sei nicht der Grund für die weitere Niederlage. Aus ihrer Sicht sind es die fehlenden Führungsspieler Knoche und Khedira. Das ist sicherlich ein Grund, aber nicht alles entscheidend. So wir ein, zwei unserer teilweise sehr großen Chancen nutzen, gewinnen wir in Heidenheim sogar und keiner hätte gesagt, es sei unverdient. Aber auch diese Rechnung ist zu einfach.
Es ist letztendlich ein Bündel an Gründen, das zu diesen Ergebnissen führt: Die fehlende Effizienz in der Chancenverwertung ist ein Grund. Ein zweiter Grund ist sicher das Fehlen der Defensiv-Achse Knoche/Khedira. Gosens, Bonucci und Volland (der auch noch drei Spiele gesperrt war!), denen man auch eine Führungsrolle zutraut, sind erst spät zum Kader gestoßen. Sie sind in der Eingewöhnungsphase an System, Umfeld, Trainer und weiteren Besonderheiten Unions. Zum Jahreswechsel wird das ganz anders aussehen. Jetzt muss Union mit dem leben, was die Situation (in seiner ganzen Breite) erfordert.
Und ja, erschwerend kommt auch noch dazu, dass Union am Ende der letzten Saison sogar überperformt hat. Das drückt natürlich auch die Erwartungshaltung. Zumal der Kader auch noch qualitativ enorm gewachsen ist. Viele - oder waren es doch nur einige (?) - dachten, nun überrollt Union die Bundesliga und Europa. Natürlich funktioniert so etwas nur am Reißbrett. Die Gesetzmäßigkeiten im Fußball funktionieren anders. Da kann sich eben auch ein Heidenheimer Aufsteiger ins rechte Licht rücken und mit den Mitteln von Union à la 2019 glänzen.
Und, das gehört auch mit zur Wahrheit, die Heidenheimer haben das gut gemacht. Alles in die Waagschale geworfen und gekämpft, bis zum umfallen. Die von uns schon vorher zitierte Ossi-Fraktion der Heidenheimer war in vorderster Front unterwegs. Was Maloney, Theuerkauf und Siersleben dort wegräumten - war schon aller Ehren wert. Und gerade Theuerkauf fand immer noch Zeit und Kraft nach vorn zu gehen. Und wenn dann noch der Keeper Müller einen guten Tag hat, dann verliert man das Spiel.
Eine Sache allerdings sah ich zum ersten Mal nach langer Zeit bei Union und das ist die Aufgabe von Urs, es zu beseitigen. Mehrere Spieler (nein, nicht nur der eine, der ständig kritisiert wird!) blieben nach misslungenen Aktionen einfach stehen und rannten nicht sofort zurück bzw. hinterher. Das ist ein NO-GO bei Union. Das will keiner sehen! Dafür werden die Spieler - auch trotz Niederlagen - beklatscht. Aber nur, wenn sie sofort "zurückkeulen" und kämpfen. Ein Lichtblick war Laidouni. Nach seiner Einwechslung hatte er ein paar gute Szenen und brachte Ruhe in unser Spiel. Das hat Fischer auch gesehen und ihm winkt wohl ein Startelfeinsatz im ersten CL-Heimspiel. Und (fast) alle drücken die Daumen, dass der Bock am Dienstag gegen Braga umgestossen wird. Eisern!
27. September: Krise? Welche Krise?
Unionfux: Was mir zur aktuellen Lage einfällt? Das vierte Album von Supertramp, denn das heißt "Crisis? What Crisis?" - Ja, ganz genau. Angeblich befindet sich der 1. FC Union in einer Krise, weil man in der Liga dreimal in Folge verloren hat plus die Niederlage bei Real Madrid in der Champions League.
Ich sehe da keine Krise, denn wenn man die Spiele einzeln betrachtet, waren wir gegen Leipzig unterlegen, was kein Wunder ist, denn das Brausekonstrukt hat nun mal den besseren Kader zur Verfügung, allein vor dieser Saison konnten über 150 Millionen in die Mannschaft investiert werden (zum Vergleich: bei uns waren es knapp 30 Millionen), wenn die nicht gerade arrogant rumschlampen, wird’s ohnehin schwer, dazu kommt eine Rote Karte und schon verliert man so ein Spiel.
In Wolfsburg waren wir eigentlich die bessere Mannschaft, die Leistung in Madrid war gut und auch die zweite Hälfte gegen Hoffenheim, nur fehlte uns da samt und sonders das Glück - bleibt nur noch die schwache erste Hälfte im letzten Heimspiel und das reicht für mich nicht aus, um daraus eine Krise zu konstruieren.
Und dass unsere unfassbare Heimserie irgendwann endet, das war einfach zu befürchten, schon allein eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Glücklich ist über diesen bisher wenig gelungenen September sicher keiner, aber jeder, der etwas Realismus besitzt, hat nichts allzu Erstaunliches oder Entsetzliches gesehen. Urs Fischer spricht nicht umsonst immer und immer wieder von den berühmten 40 Punkten als erstes Saisonziel, auch wenn er gerade nach der letzten Spielzeit dafür belächelt wurde. Denn auch diese in einigen Teilen neue Mannschaft muss sich erst finden und sollte von Ausfällen der Leistungsträger verschont werden, gerade kann man sehen, wie wichtig Knoche und Khedira für unsere Stabilität sind.
Ja, auf dem Papier haben wir den stärksten Kader aller Zeiten, aber wichtig ist nun mal aufm Platz. Und das kann durchaus noch ein bisschen dauern, dass man die gestiegene Qualität auch sehen kann - aus den verschiedensten Gründen: Gosens, Volland und Bonucci kamen erst auf den letzten Drücker, Fofana und Aaronson sind noch jung, Tousart war lange verletzt, Kaufmann und Hollerbach müssen sich erstmal an die Liga gewöhnen. Alles nicht so einfach.
Und man sollte auch nicht vergessen, dass unsere Effektivität in der letzten Saison schon beispielhaft war - und wir kaum einen Gegner so richtig an die Wand geklatscht haben, sondern in der Regel relativ knappe Siege eingefahren, nur auf Schalke und gegen Stuttgart waren es mal mehr als zwei Tore Unterschied - was ich damit sagen will: es entscheiden nur allzuoft die Kleinigkeiten und demnächst entscheiden sie auch wieder für uns. Klar, je eher wieder gewonnen wird, umso schneller verstummen die allzu eiligen Unkenrufer, am besten fangen wir schon in Heidenheim damit an. Nein, keine einfache Aufgabe, die gibt es sowieso nicht in der Liga, aber trotzdem machbar, das sollte schon unser Anspruch sein. Dort drei Punkte und schon sind wir wieder einigermaßen im Soll.
Dieses Vorhaben müssen wir zwar wieder ohne Khedira und Knoche angehen, auch Volland ist ein letztes Mal rotgesperrt, dafür ist Kral wieder dabei. Wenn dann noch das Glück zurückkommt inklusive einiger Leistungssteigerungen - heißt es: Krise? Welche Krise??
27. September: Heidenheimer Ossi-Power
Icke: Wie geht es denn jetzt weiter? Am Wochenende in der Bundesliga treten wir in Heidenheim an. Dann kommt unser erstes CL-Heimspiel gegen Braga. Das Spiel ist ausverkauft. Mehr als 70.000 werden dabei sein. Vier Tage nach Braga - heißt der Gegner Dortmund (Auswärts). Um dann wieder in eine Pause zu gehen. Nach Flick und Völler, darf sich Nagelsmann beweisen. Der dritte Bundestrainer binnen kürzester Zeit. Und für uns ist dann auch mal Zeit zum Durchatmen. Nach vier Niederlagen Nonstop haben wir das auch dringend nötig.
Ob allerdings Heidenheim, die Champions-League oder Dortmund für eine Wende zum positiven geeignet sind, ist zumindest diskutabel. Ich glaube trotzdem daran. In Heidenheim nicht zu verlieren, würde ich als oberstes Ziel ausgeben. Das wäre der erste Schritt. Und dann Braga schlagen? Denkt man? Der SC Braga war schon einmal unser Gegner im internationalen Geschäft. Vor relativ genau einem Jahr konnten wir unser internationales Heimspiel mit 1:0 gewinnen, verloren aber Auswärts mit dem gleichen Ergebnis. Braga ist aktuell Dritter in der 1. Liga von Portugal. Linksaußen Horta und Mittelstürmer Banza führen mit je vier Treffern ihre Club-Torschützenliste an. Al-Musrati - Ihr Defensivspezialist auf der 6 - hat auch schon zweimal getroffen. Ruiz, der spanische Nationalmannschafts-Mittelstürmer, traf in der neuen Saison noch nicht. Braga ist und bleibt ein "Brocken". Zu Unrecht ab und an belächelt. Sie spielen immer noch kompakt und haben einige Glanzlichter in ihrer Offensive.
Aber der nächste Gegner heißt erst einmal Heidenheim. Wer sie in ihren Heimspielen bisher sah, dürfte beeindruckt sein. Kampf und Leidenschaft werfen sie 90 Minuten in den Ring. In Heidenheim einen Punkt holen und Braga schlagen, das wäre "mein Plan" - um wieder in die Spur zu kommen. Dann noch in Dortmund - zumindest ein leidenschaftliches Spiel abliefern. So könnte sich Union selbst aus ihrer kleinen Krise ziehen. In Heidenheim hat gerade Kleindienst einen Höhenflug. Zwei Tore und zwei Vorlagen hat er bereits auf seinem Konto. Der Jüterboger Leuchtturm (1,94) - flankiert von Dinkci (vier Tore) und Beste (zwei Tore/vier Vorlagen), macht ordentlich Betrieb in der 50.000 Einwohner Gemeinde. Zu dritt hat der Heidenheimer Sturm 8 Tore und 6 Vorlagen (in 5 Spielen) auf dem Konto. Das ist schon absolut bemerkenswert (für einen Aufsteiger) und sollte uns warnen, sie wirklich ernst zu nehmen. Mit dem Rostocker Kevin Müller (Keeper) und dem Magdeburger Tim Siersleben (Vorstopper) - stehen weitere ostdeutsche Leistungsträger auf dem Heidenheimer Rasen. Und Ex-Unioner Lennard Maloney? Er spielt auf der Khedira-Position und organisiert die Heidenheimer glänzend. Der Erfurter Theuerkauf ergänzt sich mit Maloney auf der Doppel-Sechs. Eine geballte Ossi-Power, mit viel Kampfkraft, die uns da entgegensteht. Den Kampf müssen wir annehmen, sonst überrollt uns Heidenheim.
So wir das aber wie (sonst) gewohnt machen, sollten wir zumindest in Heidenheim nicht verlieren. Drei Punkte sind natürlich möglich. Dazu aber müssen unsere Basics (Fischer) funktionieren. Das Vor-Checking, die Abstände in unseren Reihen, die geistige Frische und vor allen die Konzentration, um eben Fehler zu vermeiden. Dann haben wir auch die nötige Qualität, um Heidenheim in ihre Schranken zu verweisen. Ich wünsche Becker, Behrens und Fofana - Glückstage in Heidenheim. Eisern.
24. September: Flauten und Hemden - Es droht ein echter Schweineseptember
Unionfux: Das ist in den letzten Jahren nun wirklich nicht oft passiert: vier Pflichtspiele am Stück verloren. Okay, vielleicht setzen wir das Champions League Spiel mal in Klammern, aber auch drei verlorene Bundesligaspiele waren eher selten: Am Anfang unseres Bundesligadaseins 2019/20, da waren’s sogar vier, zwischen dem vierten und dem siebten Spieltag und nochmal 2021/22, erwischte es uns nochmal zwischen Spieltag 21 und 23. Nichtsdestotrotz ungewohnt, erst recht zwei verlorene Heimspiele, zudem ohne eigenes Tor. Das ist nun neu. Und hier liegt auch so ein bisschen der Hase im Pfeffer: In den drei (bzw. vier) Spielen machen wir nur ein Tor, eine Flaute par excellence - so kann man wohl kaum was Zählbares mitnehmen.
Gegen die momentan starken Hoffenheimer ist die erste Hälfte weitgehend zum Vergessen, Hoffenheim spielt, wir spielen bestenfalls mit. Hat Madrid zu viel Kraft gekostet? Nennenswerte Torchancen unsererseits: keine. Dafür nimmt auf der Gegenseite Kramaric einen leichten Griff Bonuccis an den Oberarm dankend an und verwandelt den Elfer gleich selbst - Rönnow hat zwar die Ecke, aber der ist zu gut geschossen. Obendrauf kommt ein simpler Konter über drei Stationen, Prömel auf Beier und wir liegen mit zwei Toren hinten. Das Beste an den ersten neunundvierzig Minuten ist noch, dass der zweite Strafstoß kurz vor der Pause keiner ist, der VAR korrigiert Aytekin, das Foul von Doekhi an Beier war außerhalb der Box. Dass Urs Fischer zur Pause wechselt, ist eine Seltenheit - er bringt Fofana für Aaronson.
Und in der zweite Hälfte zeigt die Mannschaft ein vollkommen anderes Gesicht und baut erstaunlichen Druck auf, allein - sie belohnt sich nicht dafür. Ob ungenau ausgespielt nach cleverem Ballgewinn (Behrens auf Fofana), Behrens knapp am leeren Tor vorbei oder Gosens Kopfball nach Ecke des sehr aktiven Juranovic (Vogt rettet auf der Linie), Tousart mit zwei guten Schüssen, Fofana mit mehreren gut rausgespielten Möglichkeiten - der Ball will einfach nicht rein, das letzte Quentchen Präzision fehlt oder die gegnerische Abwehr hat irgendein Körperteil dazwischen, wieder fehlt uns auch so ein wenig das Glück, ähnlich wie in Wolfsburg und Madrid.
Am Ende steht die zweite Heimniederlage in Folge, die mit Sicherheit nicht passiert, wenn wir das Spiel gleich so angehen wie ab Minute 46. Und es bleibt auch die schwierige Erkenntnis, dass sich unsere Qualität insgesamt ungemein erhöht hat, aber die Truppe das noch nicht auf den Platz bringen kann. Dazu kommt, dass wir, abgesehen vom Pokal beim Viertligisten Walldorf, noch kein Spiel ohne Gegentor durchgebracht haben, uns aber im Moment unsere Effizienz fehlt - sehr ungünstige Kombination. Wenn dann noch Unterschiedsspieler wie Becker derzeit ein Schatten seiner selbst ist, warumauchimmer, dann fehlen entscheidende Prozente. Noch gibt es keinen wirklichen Grund für die große Trübsal und auch der September kann noch teilgerettet werden, wenn wir in Heidenheim dreifach punkten, aber auch das ist weiß Gott kein Spaziergang.
Jetzt heißt es regenerieren und Lösungen finden - und das kann unser Trainerteam ziemlich gut. Also, Kopf hoch, neues Spiel - neues Glück!! Bemerkenswert, wie die Alte Försterei nach dem Abpfiff die Mannschaft aufbaut, ja, die Ansprüche sind zwar, zu Recht, gestiegen, aber nichtsdestotrotz haben die Unioner immer noch ein feines Gespür für die schwierige Realität der Bundesliga - schön, dass diesbezüglich bei uns alle immer noch klare Bilder sehen. So, und ich stehe jetzt vor dem Dilemma, dass mein Heimglückshemd vierundzwanzig Spiele doch äußerst zuverlässig funktioniert hat. Als es dann gegen Leipzig nichts wurde, hatte es ganz klar eine zweite Chance verdient - und nun? Wechseln oder weiter durchziehen? Passt zur momentanen Situation, in der es mehr Fragen als Antworten gibt - andererseits brauchen wir auch jedes Glück, das wir kriegen können…
22. September: Hopp schlagen ist angesagt
Icke: Ok, OK, Madrid ist verarbeitet. Schade war's, aber die (defensive) Leistung war dann doch ganz in Ordnung. Oder doch nicht so ganz? Es war die 3.Niederlage hintereinander. Das solche Phasen kommen, ist eigentlich allen klar und überhaupt nicht dramatisch. Aber man darf schauen, ob es Veränderungen im Spielsystem oder im taktischen Hintergrund gibt.
Eine Sache fiel mir - gerade in Madrid - auf. Wir hatten kaum Gelegenheiten das sogenannte schnelle Umkehrspiel einzusetzen. Das mag sicherlich an der Qualität unseres Gegners gelegen haben, aber eben nicht nur und ausschließlich. Genau das fehlte in den 2 Spielen zuvor auch schon. Da haben wir gesagt, Becker hat gefehlt. Der zog ja in der Vorsaison immer an, beschäftigte 2,3 Gegenspieler allein und hatte die nötige Qualität, Schnelligkeit und den Biss - auch schlechte "Bälle" zu verarbeiten und zu sichern. Das fehlt in dieser Saison bisher. Natürlich ist gerade Becker davon abhängig, dass er überhaupt Bälle in seine Richtung bekommt. Und auch das geschah bisher viel zu wenig. Fazit: Die Abwehr steht zu großen Teilen sicher wie im Vorjahr, aber das schnelle Umkehrspiel funktioniert aktuell nicht. Und dafür ist auch die ganze Mannschaft verantwortlich.
Eventuell benötigen wir noch ein paar Spiele, zum einen um die neuen Spieler mit einzuspielen, zum anderen aber auch, um die Ausfälle der zentralen Defensiv-Achse "Knoche-Khedira" zu kompensieren. Debütant Bonucci machte seinen Job in als Abwehr-Chef in Madrid sehr gut. Aber wie wichtig ein Knoche ist, sehen wir. Gott sei Dank, stabilisierte sich Leite (zusätzlich) in Madrid, so dass unsere Abwehr wieder stand. Noch wichtiger ist wohl der Ausfall von Khedira bei Union. Solche Dinge bemerkt man immer erst dann, wenn sie fehlen. Wie im richtigen Leben. Kral spielt auf der sechs sehr gut, kann aber Defensiv-Künstler Khedira nicht zu 100% ersetzen.
Aus aktueller Sicht kann Union 3 Spieler im Gesamt-Kader nicht gleichwertig ersetzen. Das sind Rönnow, Knoche und Khedira. 2 der 3 fehlten im Madrid.
Am Sonnabend gehts schon wieder um Bundesligapunkte. Hoppenheim besucht uns. Die sind exzellent in die Saison gestartet. Da wird es Zeit, sie wieder herunterzuholen. Ein Sieg mit 2 Toren Differenz bedeutet in der Tabelle dann auch, sie zu überholen. Das SAP-Fußball-Konstrukt mit den zweifelhaften internationalen Beteiligungen (u.a. Portugal) seines Investors Hopp gilt es schon aus Prinzip in die Schranken zu weisen. Union kann sich "freischießen".
Knoche und Khedira werden - neben dem rotgesperrten Volland - fehlen. Aber in der Bundesliga sollte das Union leichter kompensieren können. Nur wir müssen uns wieder an dieses wunderbare schnelle Umkehrspiel erinnern. Genügend Qualität haben wir. Und bei Becker darf gern (wieder) der Knoten platzen. Und wie immer und überall in der Republik wird sich Milliardär Hopp - nach dem Spiel - wieder beschweren, dass man ihm keinen Respekt entgegenbringt. Warum wohl? Wir freuen uns jedenfalls auf eine (wieder) glanzvolle offensive Union-Leistung, schnellem Umkehrspiel und einen klaren Sieg. Eisern!
21. September: Fußballgott, du blöder Mistkerl!
Unionfux: Jajaja, man kann bei Real Madrid verlieren, dazu noch knapp, erst recht, wenn der Gegner über weite Strecken so überlegen ist - aber doch nicht so!
Nicht durch so ein Dreckstor, und zwar anderthalb Minuten vor Ultimo! Der Albtraum eines Fußballfans: Valverde nimmt eine kurz gespielte Ecke auf (die 16.!), dessen Schuss wird vom eingewechselten Jaeckel geblockt, der leider dabei Kral anschießt, der Ball prallt vors Tor und da können sich vier Realspieler aussuchen, wer ihn aus drei Metern über die Linie schubst …
Und das, nachdem man mit Glück und Leidenschaft sich ein Unentschieden redlich verdient hat …
In der ersten Viertelstunde halten wir wirklich gut mit, was für ein Klassepass vom starken Union-Debütanten Bonucci, der für den verletzten Knoche einspringt, auf Becker, dessen Zuspiel kann Behrens leider, hart bedrängt, nicht so wirklich verwerten.
Ein paar Mal kommen wir noch in den spanischen Strafraum, dummerweise ohne wirklich gefährlichen Abschluss - aber die meiste Zeit sind wir natürlich damit beschäftigt, Real am Toreschießen zu hindern. Und das gelingt uns auch weitestgehend, selbst wenn man schon sagen muss, dass die Ballsicherheit und Fehlerlosigkeit von Real beängstigend ist, genauso wie eine Passquote von 92 %.
Um selbst, wenigstens ab und zu, gefährlich zu werden oder auch nur den Ball über einige Strecken zu halten, dazu fehlt uns leider, manchmal unverständlich, die Präzision. Dass wir uns jedoch im Wesentlichen aufs Verteidigen konzentrieren, liegt natürlich auf der Hand - wenn man versucht, gegen so eine Mannschaft mitzuspielen, wird man aufgefressen. Es ist so schade, dass sich die Mannschaft nicht belohnen kann für diesen couragierten Auftritt und einen Punkt aus dem nicht ganz ausverkauften Bernabeu mitzunehmen, im entscheidenden Moment fehlt das Glück, ist der Fußballgott nicht auf unserer Seite - warum eigentlich? Verdammt ungerecht, aber nicht zu ändern - die großartige Leistung der Mannschaft wird so bedauerlicherweise geschmälert, denn im Fußball geht es nun mal um Punkte und an Trostpreisen und Schulterklopfen sind die Jungs nicht interessiert. Keine Frage, man kann stolz sein auf diese Leistung, doch wir treten ja nicht an, um brave Zaungäste zu sein und zuzuschauen, wie das große Real Madrid sich n netten frühen Abend macht.
Es hat jetzt wenig Sinn, sich auf kleine Fehler zu stürzen oder über den seltsamen norwegischen Schiedsrichter zu meckern, der Tousart nach 42 Sekunden für ein Foulchen Gelb gibt, aber Tchouameni nach 37 Minuten nicht Rot für sein heftiges Foul an Kral - insgesamt eher ein Heimschiedsrichter, auch, wenn man eine Nachspielzeit von fünf Minuten ansetzt, ohne dass es wirkliche Unterbrechungen gibt.
Aber wirklich Schuld hat eben nur der Fußballgott, dieser blöde Mistkerl, der jetzt mal schön überlegen darf, wie er das wohl wiedergutmachen will. Und nein, es war nicht das größte Spiel der Vereinsgeschichte, jetzt schon gar nicht. Auch wenn es hätte ganz schön werden können … Im anderen Spiel unserer Gruppe gewinnt der SSC Neapel, auch relativ glücklich, mit 2:1 beim SC Braga - da ist es der Innenpfosten in der 96. Minute, der Braga den Ausgleich verwehrt. Also ist der Fußballgott auch woanders doof. Doch ist das etwa ein Trost? Leider nicht. Und ich muss mir jetzt, untröstlich, bis zum Spiel gegen Hoffenheim einreden, dass Fussball im Allgemeinen (und Champions League im Besonderen) nicht so wichtig ist…
18. September: Wolfsburg klaut Unions Spielweise
Icke: Da haben wir den Salat. Die Wolfsburger haben uns und unser System bis ins Kleinste studiert und kopiert. Sie spielten wie Union eigentlich spielt. Kämpferisch und ohne viel Ballbesitz. Den Ballbesitz hatte Union diesmal. Nützte nur nichts.
Weil Wolfsburg eine zweite Säule unseres Spiels kopierte, die Effizienz. Union legte von Beginn an los wie die Feuerwehr. Dieses Engagement hielten sie auch fast 90 Minuten durch. Aber 30 Meter vor dem Tor machten die Wolfsburger alles dicht. Sie verengten die Räume, so dass es fast kein Durchkommen gab. Dem zur Folge hielten sich die großen Chancen, auf beiden Seiten, auch in Grenzen. Auch das von Urs Fischer vielzitierte Spielglück war am Samstag kein Unioner. Becker und Behrens hatten kurz vor Schluss noch mächtige Chancen, die dann doch nicht ins Eckige führten. Egal, Union hat nicht enttäuscht. Wolfsburg hat das clever gemacht und bei uns fehlten zwei, drei Prozent oder auch der Spritzer Glück.
Eventuell hat der eine oder andere auch schon Real Madrid im Hinterkopf gehabt. Das größte Spiel der Vereinsgeschichte beginnt am Mittwoch um 18.45 Uhr - im Santiago Bernabeu Stadion. Das klingt schon wie Musik. Und natürlich wollen alle Union-Kicker auch dort spielen. Das kann auch mal dazu führen, dass man gegen einen Wolfsburger nicht gnadenlos im Zeikampf agiert. Die Aufregung auf dieses Spiel steigt jetzt, umso näher es kommt. Einmal im Leben bei Real gespielt zu haben, ist ein Traum. 16 Unioner werden ihn auf dem Rasen erleben. Wie wir dort abschneiden? Ist eigentlich völlig egal, solange wir ein halbwegs akzeptables Ergebnis einfahren und kämpferisch alles geben. Ein guter Union-Mob wird uns dort würdig vertreten. Man munkelt, dass es fünfstellig werden könnte. Eben weil sich einige Berliner auch am Kontingent von Real bedient haben sollen.
Becker wird wohl in Madrid wieder spielen. Wie wichtig gerade er ist, sah man zu den Start-Spielen in dieser Saison, genau als er ausfiel. Becker könnte in Madrid zu unserer großen Waffe werden. Auch Khedira vermissen wir als Stabilisator vor unserer Abwehr schmerzlich. Für ihn wird wohl Madrid zu früh kommen. Es gibt eben doch einige Spieler, die wir nicht gleichwertig ersetzen können. Rönnow, Knoche, Doekhi, Khedira, Becker und Behrens gehören dazu. Aber alles Vergangene zählt Mittwochabend nicht. Wir spielen im Bernabeu. Und wir wollen dort bestehen. Bestenfalls sogar etwas Zählbares mit nach Hause nehmen. Auf Union! Eisern!
17. September: Das Beste an Wolfsburg ist der Zug nach Berlin …
Unionfux: Es ist zum Ausflippen: auch im fünften Bundesligajahr bleibt Wolfsburg für uns ein mieses Pflaster, auch diesmal fehlt uns einfach das Matchglück - wir dominieren die ersten zehn Minuten und fangen uns nach einem kleinen Fehler, Behrens lässt sich den Ball nach Zuspiel von Kral wegspitzeln und Wolfsburg kontert entschlossen in die unsortierte Abwehr, trotzdem das Gegentor durch Wind.
Dann machen wir nach einer knappen halben Stunde den Ausgleich, Flanke Laidouni und unwiderstehlicher Kopfball von Gosens, nur um zweieinhalb Minuten später durch einen Sonntagsschuss von Maehle abermals hinten zu liegen. Ab da sind, inklusive Nachspielzeit, noch rund siebzig Minuten zu spielen und Wolfsburg wird nur noch einmal gefährlich durch einen Pfostentreffer von Tomas kurz vor Schluss, aber egal, was wir auch anstellen, der Ausgleich will nicht mehr fallen, letztlich agieren wir zu unpräzise oder auch zu unglücklich und so bleibt eine überaus engagierte Leistung ohne Ertrag - ziemlich ärgerlich. Was will man dazu sagen? Sowas passiert.
Die Wolfsburger sind an diesem Tag einfach wesentlich effizienter als wir und haben zudem das Glück auf ihrer Seite. Sie verlegen sich früh auf das konsequente Verteidigen der knappen Führung und unsere Spitzen bleiben stumpf - es ist nicht gerade der Tag von Behrens, der unmittelbar vor dem Abpfiff die Chance auf den Ausgleich hat, aber den Ball leider nicht genügend kann, Fofana und auch Sheraldo Becker bleiben glücklos - gerade bei Fofana werde ich den Eindruck nicht los, dass der noch ein bisschen braucht, um sich an die Bundesliga zu gewöhnen. Und wir haben immer noch ein Problem, wenn wir das Spiel machen müssen, aber auch daran wird Urs Fischer immer weiter arbeiten.
Das Beste an diesem Spiel? Becker ist wieder genesen (zwischenzeitlich sah das ja nach einer längeren Geschichte aus) und Tousart konnte endlich sein Pflichtspieldebüt geben. Bonucci hingegen bleibt auch in Wolfsburg auf der Bank - aber der Spielstand schrie auch nicht gerade nach einem Innenverteidiger. Premiere in Madrid? Wir werden sehen. Und natürlich der konsequente Support von schätzungsweise bis zu 5000 Unionern. Man hätte fast denken können, wir haben noch ein Heimspiel verloren …
Also: kurz schütteln, weitermachen. Es bleibt auch wenig Zeit zum Hadern, denn schon am Mittwoch sind wir im Bernabeu. Ich sehe das zwar nicht so wie zum Beispiel der Sky-Kommentator, der vom größten Spiel der Vereinsgeschichte spricht, da ich uns nicht über den Gegner definiere. Und auch für Real (die erst heute Abend gegen San Sebastian spielen) sind wir ja ein Novum, sowas wie uns kennen sie noch nicht. Oder?
15. September: Zuerst Wolfsburg, dann Madrid!
Unionfux: So, Länderspielpause vorbei, unfehlbar Flick außer Dienst (gut eine halbe Million Monatsverdienst als Nationaltrainer - wer würde da nicht die Bodenhaftung verlieren?) - kommen wir wieder zum Wesentlichen, dem 1. FC Union Berlin. Am Samstag steht ein verdammt schweres Auswärtsspiel in Wolfsburg an, in der Bundesliga konnten vier in den vier bisherigen Spielen nur einen Punkt einfahren, schlechter lief’s für uns nur noch in Dortmund.
Gut, möglicherweise genau die richtige Generalprobe für unseren Auswärtsauftritt im Bernabeu bei Real Madrid, sowas nennt man wohl Nagelprobe. Die Einstiegssiege gegen Mainz und Darmstadt waren gut, schön und wichtig, aber, ganz ohne Arroganz, die sind auch nur bedingt auf unserer Augenhöhe. Das Konstrukt war da schon, unbestritten und leider, etwas anderes und auch Wolfsburg ist ein durchaus ähnliches Kaliber, okay, vielleicht ’ne halbe Nummer kleiner. Aufgabe Nr. 1: das Spiel mit elf Mann beenden. Aufgabe Nr. 2: was mitnehmen.
Aufgabe Nr. 3: Bonucci einbauen - wir holen doch nicht eine Champions League-Legende und lassen sie dann nur zuschauen, oder? Becker ist immer noch verletzt, Khedira auch, Volland ist gesperrt. Dafür dürfte Tousart wenigstens auf der Bank sitzen, endlich - und Aaronson ist zurück und kann unserem Spiel hoffentlich die entsprechenden Impulse verleihen - im Freundschaftsspiel der USA gegen Oman am Mittwoch in Minnesota traf er per Freistoß zum 2:0. Natürlich ist so ein Spiel am vierten Spieltag der Saison unweigerlich immer noch eine Wundertüte, da müssen Neuerungen greifen, weiter Neuzugänge integriert werden - mal sehen, wie die Mannschaft ins Spiel findet und der Werksverein so drauf ist … Und hoffentlich ist der Gedanke an Madrid bei unseren Jungs noch nicht allzu präsent - aber dafür wird der vor- und umsichtige Urs Fischer schon sorgen.
Das gerade vorgestellte Champions League-Auswärtstrikot ist übrigens ein Knaller in Schwarz und Gold - mag sein, dass das nicht zwingend unsere Farben sind, aber es sieht einfach grandios aus und verkauft sich wie blöd - einige Größen sind schon jetzt kaum noch zu kriegen. Doch vor Madrid haben die Götter eben Wolfsburg gesetzt - und ein Sieg dort wäre in meinen Augen nicht viel geringer einzuschätzen als ein Sieg bei den „Königlichen“. Frei nach dem Motto: first we take Wolfsburg, then we take Madrid!
Kleines Hoppla am Rande: Martin Kobylanski, 2014/15 bei uns, hat für die laufende Spielzeit bei der VSG Altglienicke unterschrieben. Immerhin oder wenigstens - wer kann das schon sagen? Und auch Niko Gießelmann hat endlich einen neuen bzw. alten Verein gefunden: für die nächsten zwei Jahre läuft er für Greuther Fürth auf - beiden viel Glück!
13. September: Es gibt nur einen Rudi Völler...
Icke: Rudi kann es noch! Und wie! Kein Mensch, geschweige denn ein Fußball-Experte, hat so etwas prognostizieren können und wollen. Mit seiner Empathie und seiner Fußball-Erfahrung hat er die Kurve mit der deutschen Nationalmannschaft hinbekommen.
Im letzten Blog (10.9.) schrieb ich, was Löw in seiner (kleineren) Krise 2014 machte. Er stellte einfach mal vier gelernte Innenverteidiger in die 4er-Kette. Daran muss sich Rudi Völler erinnert haben. Mit Tah-Süle-Rüdiger-Henrichs liefen gestern vier gelernte Innenverteidiger auf. Und davor mit Can ein weiterer defensiver Mann.
Der Move ging auf. Aber nicht nur, weil plötzlich wieder so viel Defensiv-Power auf dem Platz stand, sondern weil die Einstellung stimmte. Alle Spieler rannten und kämpften. Sie passten auf, spielten mit Konzentration und machten wenig (Abspiel-) Fehler. Die Räume verengten sie 30 Meter vor dem Tor und vorn ging es nach guter Union-Manier auf die ballführenden Franzosen. Aber eben nicht blind und geordnet. Schon in den ersten 10 Minuten konnten die Deutschen durch ihr Pressing und natürlich durch das frühe Müller-Tor in der 4. Minute das Publikum auf ihre Seite ziehen. Und die über 60.000 in Dortmund nahmen das gern an.
Von der Stimmung her war das eins der besten Länderspiele der letzten Jahre. 3 Minuten vor dem Ende machte Sane den Sack zu. Griezmanns` Elfmeter-Tor eine Minute vor Schluss war nur noch Kosmetik. Schon in der 25.Minute musste Völler Gündogan herunternehmen. Er hatte sich nach einem Foul von Rabiot verletzt. Groß kam rein und damit hatte Deutschland eine kämpfende Doppel-Sechs. Groß agierte noch aggressiver als Gündogan. Das schmeckte den Franzosen gar nicht, obwohl sie sich mit fortlaufender Spieldauer immer mehr Spielanteile sicherten.
Auch die zweite Halbzeit lief so, wie die erste Halbzeit endete. Die Franzosen waren leicht überlegen. Die Deutschen hielten mit Kampf dagegen. Ab und an hatten wir dann auch längere Ballbesitzphasen. Viele Chancen gab es allerdings auf beiden Seiten nicht, obwohl die Franzosen auch hier leichte Vorteile hatten. Wie auch im letzten Spiel überzeugte Sane. Eben auch durch sein Tor. Tah - der auf der rechten Verteidiger-Position spielte, verblüffte durch ein gutes und sicheres Spiel, welches sogar Platz für Ausflüge bot. Genauso positiv agierte Henrichs auf links. Und Süle und Rüdiger fegten immer wieder kompromisslos dazwischen.
Neben Sane überzeugte in der Offensive auch noch Wirtz. Allerdings mit kleinen Abstrichen. Müller ackerte und rannte wie ein Pferd. Er versuchte die Leere deutscher Führungsspieler zu kompensieren. Das gelang ihm an diesem Abend ganz ordentlich. Und schon wären wir bei der Körpersprache, die bei Müller ganz besonders sichtbar ist. Ihm sieht man schon im Gesicht an, wie es steht. Und keiner seiner Mitspieler hinkte dabei hinterher.
Alle waren selbstbewusst, der Kopf oben und der Körper kampfbereit. Und genauso gewinnen wir auch wieder Spiele. Und Frankreich ist Vize-Weltmeister, ergo kein Fallobst. Doch wer übernimmt nach Völler? Der beste Deal wäre wohl, Völler bleibt einfach bis nach der EM. Das wird aber nicht passieren. Etliche Namen sind im Gespräch. Mein Favorit bleibt Matthias Sammer. Auch ganz heiß im Gespräch ist der Holländer Louis van Gaal. Den muss man nicht mögen. Arroganz werfen ihm viele vor. Aber vielleicht ist genau diese Charaktereigenschaft wichtig, um sich nicht von den DFB-Funktionären hereinreden zu lassen. Es bleibt spannend. Und "Schland" macht wieder Spaß. Eisern.
10. September: FLICKschusterei
Icke: Wir hatten genau das hier schon eindringlich thematisiert. Und es kam... noch schlimmer!
1:4 zu Hause gegen Japan. Absolut verdient verloren. Und dabei auch noch Glück gehabt. Weitere 3,4-mal liefen die Japaner ALLEIN auf unser Tor zu. Und nur einem in Normalform agierenden ter Stegen ist es zu verdanken, dass wir nicht 6 oder gar 7 Tore kassierten. Ist das peinlich? Ja, sehr sogar.
Jahrzehnte lang hatten andere Mannschaft Angst und Respekt vor den deutschen Tugenden. Das hieß vor allem, eine stabile und rigorose Abwehr zu haben. Und Kampf und Leidenschaft bis zur letzten Minute. Unser Hansi wollte keine Experimente mehr, sagte er und dann stellte er auf Viererkette um, beorderte mit Schlotterbeck einen Innenverteidiger auf die linke Seite und verzichtete auf einen richtigen Mittelstürmer. Wenigstens nahm er mit Can einen (sonst) robusten Spieler auf die Sechs. Nutzte aber auch nichts, wenn sich der Spieler Can nicht zu Deutschland bekennt und das Singen der Nationalhymne verweigert, dann ist über seine Einstellung schon alles gesagt. Can war mit einer der schlechtesten Spieler auf dem Platz. Sah` übrigens das Kicker-Fachblatt genauso. Gleich dahinter kam unser neuer türkisch-deutscher Kapitän Gündogan, genau der mit dem Erdogan-Skandal, vor gar nicht allzu langer Zeit. Keine Impulse, kein Führungsspieler, keine Torgefahr. Alles - was ihn im Dress von Manchester City stark machte, zeigt er im Trikot der Deutschen nicht. Und das schon über Jahre. Viele sahen Schlotterbeck als den schlechtesten deutschen Spieler. Ich nicht. "Hansi" hatte ihn einfach auf eine Position gestellt, die er nicht kann und nicht will.
Die Japaner waren den Deutschen an diesem Tag einfach überlegen. Die Taktik, simpel: 30 Meter vor dem Tor verengten sie die Räume mit ALLEN Spielern und warteten auf Konter. Und die kamen. Ein ums andere Mal tappten die Deutschen in die Falle. Deutschland hatte mehr Ballbesitz, aber fast keine Torchancen. Ein regelrechter Taktikfuchs - unser Hansi - weil er auch zur Halbzeit nichts änderte. Ganz im Gegenteil, die Japaner kamen zu noch mehr und noch größeren Chancen.
Gleich nach dem Spiel sah sich Flick übrigens immer noch als den richtigen Mann als Trainer deutschen Nationalmannschaft. In die gleiche Kerbe haute übrigens Thomas Müller, der noch eingewechselt wurde. Das deutsche Urgestein der Bayern beförderte die Japaner aktuell doch gleich mal in die Top 10 des Weltfußballs. Lächerlich! Wenn ich konstant ignoriere, was alles falsch läuft, dann kommt genau so etwas dabei heraus. Früher gab es auch schon kleinere Krisen bei den deutschen Fußballern. Was wurde dann gemacht? Man besann sich wieder auf die Basics des deutschen Fußballs.
In diesem Fall stabilisierte Löw einmal die Abwehr, gern auch mal mit 4 Innenverteidigern (WM 2014 gegen Portugal mit Boateng, Hummels, Mertesacker und Höwedes). Davor platzierte er dann mit Khedira und Lahm zwei Kämpfer. Und vorn sollte dann "der liebe Gott" helfen. Und es klappte - wie wir wissen - Deutschland wurde Weltmeister. Sicherlich nicht mit der besten deutschen Mannschaft. Aber mit einer Mannschaft, die kämpfte und ein Team war.
Ter Stegen hatten wir schon positiv hervorgehoben. Er erreichte Normalform und klärte ein paar Mal großartig. Sane schoss das deutsche Tor und hatte darüber hinaus auch weitere gute Szenen. Er allein konnte aber nichts erreichen. Über Havertz, Gnabry und Co. decken wir den Mantel des Schweigens. Es waren Totalausfälle. Als dann Neu-Unioner Gosens ENDLICH für Schlotterbeck hereinkam, merkte man kurz, wie es auf links "anruckte". Gosens rennt ja auch wirklich jedem - auch noch so schlechtem - Ball nach. Das machte er wirklich engagiert und gut. Nur riss er hinter sich - durch seinen Katastrophen-Pass - alles wieder ein, was er bislang gut machte. Ich schreie es laut heraus, Sammer wäre wohl der aktuell am besten geeignete Trainer für diesen Trümmerhaufen. Bitte Matthias übernimm!
Vor dem Dienstag-Spiel gegen Frankreich habe ich richtig Angst. In dieser Verfassung besteht die Gefahr, dass wir uns gegen die Franzosen zweistellig blamieren. Eisern!
P.S. Die Überschrift las übrigens ich im Unionforum vom dortigen User "Xanten49" und ich musste sie einfach übernehmen, weil so treffend!
8. September: Die willkommene Länderspielpause
Unionfux: Es sind gerade erst drei Bundesligaspieltage absolviert worden und schon haben wir mal wieder eine der beliebten Länderspielpausen - wobei die ja ganz interessant werden dürfte, denn der Job des Bundestrainers steht angeblich auf dem Spiel, mal sehen, ob er über den Schatten seiner Unfehlbarkeit springen kann…
Und zugegeben - die Pause kann unsere Mannschaft wirklich gut gebrauchen, nicht zuletzt, weil die Verletztenliste kürzer werden dürfte: Sheraldo Becker ist wieder ins Training eingestiegen, Lucas Tousart kommt nächste Woche dazu und auch Rani Khediras Rückkehr rückt immer näher. Dazu kann sich Leonardo Bonucci noch besser integrieren und Kevin Volland hundertprozentig fit werden.
Die Strafe für seine Rote Karte gegen die Dosen beträgt happige drei Spiele und 15.000 Euro Geldstrafe - versteht jemand den DFB? Das Foul war unabsichtlich, Volland ist beileibe kein unfairer Spieler geschweige denn Wiederholungstäter und hat noch auf dem Feld, für alle sichtbar, seinen Fehler eingesehen - da wären zwei Spiele ausreichend gewesen. Uns trifft, zum Glück, sein Ausfall nicht ganz so hart, weil Becker langsam wieder fit sein müsste und Aaronson nach seiner Gelb-Roten zurückkommen wird.
Hoffen wir mal, dass sich Gosens und all die anderen Spieler, die zu ihren Nationalmannschaften gereist sind, gesund und munter wieder zurückkehren - nachdem wir ja wirklich lange von Verletzungen verschont geblieben sind, waren die gehäuften Muskelverletzungen zuletzt bei uns schon auffällig…
Das Aufgebot für die Champions League ist bekannt gegeben worden: Eigentlich sind alle dabei außer Busk, der hinter Yannic Stein zurücktreten muss, da der Nachwuchskeeper die Local Player-Regelung erfüllt, dem Langzeitverletzten Andras Schäfer, bei dem offenbar ein wenig in den Sternen steht, ob und wann er wieder für uns spielen kann und dann noch Hollerbach und Kaufmann, für die der Sprung aus der Dritten und Zweiten Liga momentan möglicherweise noch etwas zu groß ist - und wir ohnehin nicht alle nominieren können.
Sollte die Gruppenphase überstanden werden, kann man allerdings im Winter nochmal drei Spieler nachmelden. Also nochmal tief Luft holen, Kraft tanken, Automatismen weiter verinnerlichen, denn dann sind erstmal sechs Spiele in drei Wochen, in Wolfsburg, Madrid, Heidenheim und Dortmund und zu Hause gegen Hoffenheim und im Olympiastadion gegen Braga, ein heftiges Programm, da bleibt wenig Zeit für anderes. Und dann folgt, na was wohl, eine Länderspielpause. Aber vielleicht können wir die ja dann auch wirklich gut gebrauchen…
5. September: Hansis Trümmertruppe statt Urs' Orchester
Icke: Elf Tage ohne Union-Spiel. Zeit zum Nachdenken. Dafür werden wir beglückt mit zwei "Hansi"-Spielen. Erst kommt Japan, dann die Franzosen.
Erstmals wurde ein Unionspieler berufen, Neuzugang Gosens. Und der haut gleich rein in die Kerbe seines Managers, Behrens schlug er vor. Natürlich hat Flick genau ihn nicht berufen. Er hätte ja damit zugegeben, dass Ruhnert (und sehr viele andere) Recht hatte. Und dann verletzt sich Füllkrug und nun aber wird Behrens nachnominiert? Denkste!
Thomas Müller, seit Jahren bekannt als gute hängende Spitze, aber auch dafür, kein Mittelstürmer zu sein, kommt nach. Ein Treppen-Witz! Die Bayern hätten wohl kaum über 100 Millionen ausgegeben, wenn Müller ein guter 9er wäre.
Auch eine zweite "6" - neben Can - ist nicht dabei. Ich glaube fast, bei "Hansi" ist Hopfen und Malz verloren. Der hat sich so verrannt, das wird nichts mehr. Dazu kommt noch der Streit um und mit Kimmich. Diesmal geriet er mit Süle aneinander. Vorher auch gern mal mit Gündogan. Mal schauen, ob Hansi ihn wieder als 6 auflaufen lassen wird oder dann doch den einzigen Abräumer Can auf die 6 stellt. Ansonsten haben wir wieder keine 6 und keine 9 und können eigentlich gleich einpacken. Ich prophezeie zwei Niederlagen. Eben weil der Bundes-Hansi es nicht schafft, ein klares Gerüst mit klaren Positions-Zuordnungen zu installieren. Dazu existiert keine Hierarchie. An wen sollen sich Musiala, Wirtz und Havertz halten?
Die fraglos sehr großen deutschen Talente brauchen erfahrende Führungsspieler. Die aber werden ständig rausgekickt. Das neuste Beispiel ist Goretzka. Ihn auszuladen und dafür Groß zu bringen, ist eine weitere Aktion, wo alle nur noch mit dem Kopf schütteln. Beim letzten Mal traf es Süle. So wird das nichts Herr Flick.
Ein Bundestrainer muss seine Spieler stark machen und sie nicht verunsichern. Auch das System wird er ändern, sagte er zumindest. Er will wieder Viererkette spielen lassen. Das war seine Analyse zu den letztlichen Horror-Ergebnissen. Und es zeigt uns, er hat nichts verstanden. Nicht das System war die Ursache. Er selbst ist die Ursache. Ein Bundestrainer, der knapp ein Jahr vor der Heim-Europameisterschaft - kein System und keine Stamm-Mannschaft, geschweige denn Führungsspieler hat, macht alles falsch, was man falsch machen kann. Mehr geht eigentlich gar nicht.
Wobei wir wieder bei Behrens wären. Ihn nach diesem Super-Start in die Bundesliga nicht in den Kader zu nehmen, ist einfach nur ein sehr großer Fehler. Zumal die Leistungen des Union-Mittelstürmers ja keine Eintagsfliegen sind. Die ganze zweite Halbserie der letzten Saison spielte er schon überragend. Ganz abgesehen von seinen kämpferischen Qualitäten, die sicher den einen oder anderen Nationalspieler zum (sich) Wundern anregen würden. Frei nach dem Motto, "ach so also kann man Zweikämpfe auch bestreiten"! Hoffen wir, dass die zwei nun folgenden Niederlagen, nicht allzu verheerend wirken. Unser Bundes-Hansi wird sie nicht überleben. Doch wer soll danach kommen?
Ich kenne zurzeit nur eine Persönlichkeit, die das schaffen könnte: Matthias Sammer. Und der wäre frei, will aber nicht. Oder kann nicht. Man munkelt, er sei krank, dann wäre er entschuldigt. Ansonsten hätte er die verdammte Pflicht, Fußball-Deutschland zu retten. Er bringt alles mit, was "Hansi" nicht hat. Vor allem Ausstrahlung. Wenn Sammer den Mund aufmacht, hören die Leute zu. Und seine Leidenschaft und sein Einsatz beim Fußball sind eh legendär! Mit ihm hätten wir wieder einen Abräumer auf der sechs und einen Kleiderschrank als Mittelstürmer. Basics im Fußball!
Und vor allem eine leidenschaftlich kämpfende deutsche Mannschaft. Weil alle wüssten, ziehe ich zurück, fliege ich. Sammer, Schwarzenbeck, Vogts, Jeremies, Kohler, Briegel - sie alle verstehen den Bundes-Hansi sowieso nicht. Sie wussten, Fußball ist in erster Linie harte Arbeit. Hoffentlich kommt beim DFB keiner auf die Idee bei Urs Fischer anzuklopfen. Neben Sammer, würde ich ihm auch noch zutrauen aus diesem Fehler-Haufen - ein Team zu bilden. Er zeigt es ja seit knapp einem halben Jahrzehnt - Tag für Tag - bei Union! Eisern.
4. September: Shit happens oder: Nach der Serie ist vor der Serie
Unionfux: So, nun ist es passiert, nach 24 Heimspielen in Folge ohne Niederlage hat's uns erwischt und ausgerechnet gegen das Leipziger Konstrukt, das uns eigentlich doch mittlerweile ganz gut liegt …
In der ersten Hälfte ist es ein enges Spiel, in dem sich beide Mannschaften eigentlich ständig auf den Füßen stehen - deswegen haben wir nur eine wirklich gute Situation nach einer knappen Viertelstunde: Kral nutzt den seltenen Raum auf rechts, seine schöne Flanke findet Volland und der gegnerische Keeper zeigt eine (leider seine einzige) Glanzparade, während Rönnow nur einmal all sein Können aufbieten muss, nach einem satten Schuss von Simons aus der zweiten Reihe - so steht es folgerichtig 0:0 zur Pause.
Fünf Minuten sind in der zweiten Hälfte gespielt, da zielt Simons noch besser und sein Sonntagsschuss von der Strafraumgrenze landet im rechten Winkel, den kann selbst unser guter Däne nicht herauskratzen. Der endgültige Knackpunkt des Spiels ist in der 65. Minute: Volland kommt an der Seitenlinie gegen Simakan zu spät und erwischt ihn unglücklich am Sprunggelenk und sieht in seinem 250. Bundesligaspiel Rot - ich finde es etwas zu hart, Gelb hätte vielleicht auch gereicht, aber Daniel Schlager ist alles andere als ein Heimschiedsrichter …
Wir erinnern uns: Schiri Schlager hat uns vor nicht allzu langer Zeit einen glasklaren Elfmeter in Leipzig verweigert, damals gewannen wir nach der unfassbaren Becker-Michel-Behrens Kombination aber trotzdem noch. Diesmal leider nicht. Unsere Jungs geben sich zwar alle Mühe, Urs Fischer wechselt offensiv - aber Leipzig spielt das Spiel engagiert und routiniert zu Ende, wir haben nicht eine ernsthafte Chance auf den Ausgleich, auch, weil uns letztlich die Präzision im Passspiel fehlt und der Gegner kaum einen Fehler macht und konsequent die Räume eng hält. Kurz vor Schluss kann dann noch der eingewechselte Sesko einen Konter zum zweiten und eine technisch perfekte Kombination zum dritten Tor abschließen.
Unterm Strich ist der Sieg des Konstrukts schon verdient, wenn auch ein Tor zu hoch, die waren sehr gut eingestellt, sehr konzentriert und engagiert und dann kommt schon die große individuelle Klasse zum Tragen, die unbestritten da ist, für über 150 Millionen kann man schon ganz prima einkaufen. Kleiner Trost: Eigentlich verlieren wir nur einen Punkt, denn von einem Sieg sind wir letztlich zu weit entfernt, da läuft an diesem Tag zu wenig zusammen plus etwas Pech in den entscheidenden Situationen. Und unsere schöne Serie ist leider auch futsch. Müssen wir eben gleich eine neue Serie starten, hilft ja nichts und dass wir das können, haben wir ja schon mehrfach bewiesen.
Also, um Urs Fischer zu zitieren: aufstehen, Mund abputzen und die kommende Länderspielpause nutzen! Kleine Notiz am Rande: unser italienischer Neuzugang Leonardo Bonucci bleibt neunzig Minuten auf der Bank, sicher auch dem Spielverlauf geschuldet. Interessant aber zu sehen, wie dieser Weltstar die ganze Zeit mitgeht, ja mitfiebert mit nunmehr seinen Unionern - der ist schon nach wenigen Tagen infiziert, der freut sich unübersehbar auf das Abenteuer ohne Wenn und Aber - auch, wenn's diesmal kein Happy End gibt, nun, shit happens. Aber ein bedingungslos feierndes Stadion nach so einem Spiel, das dürfte auch für jemanden wie Bonucci, der schon eine ganze Menge gesehen hat, ziemlich neu sein.
2. September: 1. FC Union – läuft!
Unionfux: Was für ein Transfersommer, der mit der Unterschrift von Leonardo Bonucci seinen Abschluss gefunden hat - und auch die musste bis zum vorletzten Zeitpunkt fraglich sein, denken wir nur an Isco - und auch in der Bundesliga scheiterten diesmal im letzten Moment fette Deals wie etwa Palhinha, der für 65 Millionen von Fulham zu den Bayern wechseln sollte und nun steht der Meister da ohne Holding Six (die wir im Übrigen gleich zweimal haben mit Khedira und Kral, ätsch)…
Außer dem italienischen Altmeister, der es erstaunlicherweise noch einmal bei uns wissen will, man darf ja nicht vergessen, dass es Italiener eher selten aus der geliebten Heimat wegzieht - die großen italienischen Namen in der Bundesliga kann man an anderthalb Händen abzählen, kamen schon nahezu unglaubliche Namen, angefangen von Tousart über Aaronson bis hin zu Gosens und Volland und eben der italienischen Ikone Bonucci. Wer hätte das auch nur annähernd für möglich gehalten außer unsere unerschrockenen Verantwortlichen?
Ob der 36-jährige Bonucci uns letztlich weiterhelfen kann, wird man sehen (der 36-jährige Trimmel tut's ja auch). Auf jeden Fall wird er seine erste (und wahrscheinlich letzte) Auslandsstation mit allem Ehrgeiz angehen wollen, nicht zuletzt wegen der EM im nächsten Jahr. Und es wird nur wenig Bundesligaspieler geben, die im in puncto Erfahrung überhaupt die Schuhe schnüren dürften und er wird es sowieso allen nochmal beweisen wollen, na bitte gern! Jetzt kommt aber das, zumindest aus meiner Sicht, wirklich Erstaunliche: Nicht ein Stammspieler hat uns verlassen. Weder Doekhi (in Rom bzw. Neapel gehandelt) oder Rönnow (von Lazio Rom umworben) noch Khedira oder Knoche, ja, nicht einmal Becker, der mindestens Angebote von West Ham und Burnley hatte und erklärtermaßen auf den großen Vertrag hoffte, eigentlich kaum zu glauben nach der erfolgreichsten Saison Beckers. Speziell bei ihm und auch bei Rönnow ist das zwar sportlich erfreulich, aber finanziell gefährlich, denn die Verträge laufen 2024 aus.
Und nicht umsonst müsste unser Transferminus irgendwo zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Millionen liegen. Sicher, der Erfolg der letzten Zeit wird dafür sorgen, dass wir uns das leisten können, aber trotzdem - allzuoft geht das nicht. Also: Verlängern wäre schon gut. Andererseits haben wir jetzt fraglos den stärksten Kader aller Zeiten und zwar mit Abstand, auf allen Positionen doppelt besetzt, kaum ein Spieler dürfte nicht den Anspruch haben, kein Stammspieler zu sein, nachdem wir zudem jeden Spieler verkaufen oder verleihen konnten, der uns nicht mehr entscheidend helfen kann - da wurde ganze Arbeit geleistet vom Duo Ruhnert/Parensen und natürlich auch von allen anderen, die da direkt oder indirekt beteiligt sind, in beide Richtungen, mit einer geradezu beispiellosen Kreativität und Cleverness, mir tun schon die Hände weh vom Dauerbeifall und die Mundwinkel vom ständigen Grinsen…
Dazu passt auch die Auslosung in der Champions League - okay, Sporting Braga kennen wir zwar schon, insofern ist das weniger originell, aber dieses Los eröffnet uns zumindest die Chance auf Platz drei, denn die anderen beiden sind absolute Schwergewichte des Weltfussballs: der SSC Neapel und Real Madrid. Also, alles da: Schöne Reisen in den Süden, sehr große Namen und trotzdem eine Möglichkeit, europäisch zumindest zu überwintern. Und wer weiß? Mittlerweile ist uns einfach alles zuzutrauen, im positiven Sinne. Und das ist, gerade für viele Unioner, die schon so einige Jahrzehnte dabei sind, ein ziemlich geiles Gefühl, das schon noch eine ganze Weile anhalten könnte.
31. August: + Eilmeldung + Weltstar Bonucci kommt zu Union!
Icke: Es ist vollbracht. Sämtliche Sozial Media-Kanäle laufen heiß. Alle mit der gleichen Meldung. Weltstar Bonucci verstärkt Union. Er hat seine Zusage gegeben.
Natürlich folgt jetzt noch der Medizin-Check und die Unterschrift, aber das sind (hoffentlich) nur noch Formalitäten. Herzlich Willkommen!
Ein verrückter Fußballer mehr bei Union. Das Mentalitätsmonster wird uns extrem helfen, vor allem die Champions-Spiele sicher zu gestalten. Die Legende von Juventus Turin. Über 500 Punktspiele und 122 Länderspiele kommen an die Alte Försterei. Und verlieren kann der "Typ" überhaupt nicht, gut so!
Wir freuen uns schon auf unsere Traum-Abwehr mit Bonucci-Knoche-Doekhi, dahinter Rönnow und davor Khedira. Das wird schwer für jeden Gegner, egal wie der heißt! Wow, was für einen Kader hat Union in dieser Saison! Der beste Kader, den es je gab, soviel kann man jetzt schon sagen. Hoffentlich bestellt Union genügend Trikots. Ich vermute mal, die sind in wenigen Tagen ausverkauft. L`Unione aspetta Bonucci! Eisern.
31. August: Das knallt: sensationelle Tage für Union!
Unionfux: So, noch knapp zwei Tage offenes Transferfenster, dazu die Auslosung der Champions-League-Gegner und am Sonntag kommt einer, wenn nicht der Erzfeind schlechthin in die Alte Försterei und beschließt den 3. Bundesliga-Spieltag - das werden rasante vier Tage!
Aber der Reihe nach: Am Montag wechselte schon Milos Pantovic, wie zuvor Kevin Möhwald, nach Eupen in die Jupiler Pro League. Aller Wahrscheinlichkeit nach geht Dominique Heintz noch zum 1. FC Köln und Jordan wird nach Mönchengladbach verliehen, inklusive einer Kaufoption über fünf Millionen Euro. Bei allen dreien und uns hat es irgendwie nicht so gepasst, insofern ist es wohl das Beste, wenn sich die Wege trennen - das Frustpotential wäre bei einem rund dreißig Mann starken Kader auch zu hoch.
Vielleicht verlässt uns auch noch Tim Skarke Richtung Darmstadt und möglicherweise werden Kaufmann und/oder Hollerbach noch verliehen. Sheraldo Beckers Abgang ist nach seiner Oberschenkelverletzung ungewisser denn je. Ganz ehrlich: Ich war überzeugt, dass sich mehrere Vereine, ob nun aus der Premier League oder anderswo, um den schnellen Angreifer reißen würden, aber so scheint es nicht zu sein. Nicht nur ich bin wohl gespannt, wie es da weitergeht... Hingegen ist neben Bonucci kein weiterer Name auf der möglichen Zugangsseite aufgetaucht und der macht irgendwie nicht den Eindruck, sein Heimatland wirklich verlassen zu wollen, auch wenn natürlich jederzeit fast alles möglich ist, das haben wir in den letzten Jahren in der Bundesliga oft genug erlebt, zuletzt bei Robin Gosens, der, nebenbei bemerkt, lediglich eine Sockelablöse von elf Millionen Euro gekostet haben soll plus zwei Millionen Boni beim abermaligen Erreichen des internationalen Geschäfts.
Einen Innenverteidiger brauchen wir auf jeden Fall noch, erst recht nach Doekhis Jochbeinbruch und dem bevorstehenden Abgang von Heintz, das könnte sonst noch ziemlich eng werden, sowohl qualitativ als auch quantitativ. Sollte mich aber wundern, wenn Oliver Ruhnert da nicht noch was vorbereitet hätte. Auch da bleibt es wohl bis zum allerletzten Moment spannend. Am Donnerstag ist es nun soweit: Die Auslosung der Champions-League-Gruppen steht an. Was soll man sich nun wünschen? Drei Knaller oder eher 'ne machbare Gruppe? Ich bin da ganz pragmatisch und plädiere für das Machbare, damit wir mindestens auf Platz drei europäisch überwintern könnten. Natürlich hätte auch eine Gruppe mit drei großen Namen einen unbestrittenen Reiz - ohnehin kann man sich ja wünschen, was und wen man will, es kommt ja doch, wie's kommt. Aber das Abenteuer, noch vor kürzester Zeit undenkbar, kriegt endlich Kontur und wird konkret.
Und das Konstrukt kommt am Sonntag nach Köpenick, die vor der Saison zwar ein paar große Namen verloren mit Nkunku, Gvardiol, Szoboszlai und Laimer, dafür haben sie aber auch wieder groß eingekauft, Ausgaben von über 150 Millionen stehen Einnahmen von sage und schreibe gut 240 Millionen gegenüber - da sind wir, trotz der imposantesten Transferperiode ever, immer noch Waisenknaben dagegen. Nicht aber auf dem Platz, nicht umsonst hat der Kontrahent die letzten fünf Bundesligaspiele gegen uns verloren, sämtlich mit 2:1. Eine schöne Tradition, die sich unbedingt so fortsetzen sollte, auch wenn das natürlich ein hartes Stück Arbeit werden könnte, nicht zuletzt angesichts unserer Ausfälle - aber ich bin da trotzdem ganz optimistisch, die Alte Försterei und die Jungs können allein wegen der Rivalität bestimmt 120 Prozent mobilisieren, das wird ein Fest!
Überraschenderweise kommt bei den Leipzigern noch ein Neuzugang dazu: Christopher Lenz hat gerade einen Jahresvertrag plus Option bei Brauses unterschrieben, was natürlich bei der Union-Fangemeinde für Unmut gesorgt hat, ein Unioner macht so etwas nicht, aber der Profifussballer an sich sieht das natürlich anders. Trotzdem kann man in diesem Fall einfach nicht alles Gute wünschen … Die zweite Wochenhälfte hat es also in sich, vor uns liegen vier Tage voller Spannung - möge der Fussballgott auf unserer Seite sein!
Und noch eins am Rande, nichtsdestotrotz aufgrund des Statements und auch des Alleinstellungsmerkmals mehr als bemerkenswert: Wir sind der einzige Verein der ersten beiden Ligen, der beim E-Gaming der Virtuellen Bundesliga nicht mitmacht und dafür sogar eine Geldstrafe in Kauf nimmt. Unser Präsident dazu: "E-Gaming-Produkte und insbesondere Sportsimulationsspiele begeistern viele Menschen und dagegen ist auch nichts einzuwenden. Als gemeinnütziger Sportverein betrachten wir es jedoch als unsere Aufgabe, den eigentlichen Sport zu fördern, nicht dessen digitale Simulation." Dem ist nichts hinzuzufügen außer: Ganz genau, Mr. President!
28. August: Yes we can!
Icke: Et läuft ja bei Union wie'n Länderspiel. Obwohl dieser Vergleich wohl aktuell eher historisch zu sein scheint. Aber mal im Ernst. Haben wir schon einmal nachgedacht, was dieses Jahr mit und bei Union wirklich möglich ist? Da muss man wohl als erstes ein Auge auf die Konkurrenz werfen. Was passiert, wenn Union einfach so weiter macht? Kann Union Deutscher Meister werden? Wer kommt dafür überhaupt infrage? Bayern natürlich.
Mit Kane erst recht. Aber sind sie wirklich so viel besser geworden? Vorn scheinen sie sich jetzt im Verwerten ihrer Tor-Chancen verbessert zu haben. Kim ist eine wesentliche Verstärkung hinten. Die beiden haben Bayern stärker gemacht. Neuer wird aber noch etliche Zeit fehlen. Und einen echten Sechser haben sie immer noch nicht. Bayern kann Meister werden, ein Selbstläufer ist das aber nicht.
Bayer Leverkusen hat für mich den größten Qualitätsschub bekommen. Schon zur 2. Halbserie der letzten Saison war die Handschrift des Spaniers Xabi Alonso deutlich erkennbar.
Er hat dem Team wieder eine Struktur gegeben. Dazu kamen kluge Zugänge wie Boniface (18 Mio. Marktwert), Hofmann (13 ), Tella (18), Xhaka (20), Stanisic (12) und Grimaldo (25). Das ist schon eine Ansage. Dem gegenüber steht mit Diaby nur ein relevanter Abgang. Mit dem Trainer und dem - vor allem in der Breite starken - Kader spielt, Bayer diese Saison ganz vorn mit. Ob es reicht, weiß keiner genau.
Borussia Dortmund wird es auch dieses Jahr wieder versuchen. Sabitzer, F.Nmecha und Bensebaini sollen Guerreiro und Bellingheim ersetzen. Bzw. den BVB besser machen. An den Zugängen sollte es eher nicht liegen, dass der BVB ein Stück weit stärker wird. Eher am - jetzt - klaren System (4-3-3) und der klaren Fokussierung auf Can als echten Sechser mit Abräumer-Qualitäten. Das könnte etwas werden.
Zumal die Dortmunder im Sturm auch noch nachlegen wollen.
Und die Brausepanscher? Haben zwar mit Gvardiol, Nkunku, Szoboszlai und Laimer 4 Top-Leute verloren, aber auch wie wild eingekauft. Simons (40 Mio. Marktwert), Openda (38,5), Lukeba (30), Sesko (24), Baumgartner (24), Seiwald (20) und Carvalho (16) sollten das in der Breite sogar noch besser machen. Also wenn alles schlecht läuft, könnten die auch ...
Wolfsburg scheint sich auch verbessert zu haben, den Titel traut man ihnen aber nicht zu. Auch Freiburg und Frankfurt können gute Phasen haben, sind aber ebenfalls kein Titel-Kandidat.
Und Union? Macht genau da weiter, wo sie letzte Saison aufgehört haben. Sie haben einen anhaltenden Lauf. Und sind wohl noch stärker geworden. Vor allem der Sturm und das offensive Mittelfeld wurden enorm verstärkt. Selbst wenn Becker noch gehen sollte, merkt Union das kaum. Warum? Behrens ist mit 4 Toren in 2 Spielen in die Saison gestartet. Wahrscheinlich wird er sogar im September sein erstes Länderspiel für Deutschland absolvieren. Alles andere könnte Flick kaum erklären. Neben Behrens habe die Unioner aber auch noch Neuzugang Fofana, der schon sehr positiv auf sich aufmerksam machte.
Dazu noch Ex-Nationalspieler Volland, der in der Spitze, aber auch im offensiven Mittelfeld spielen kann. Aaronson, der mit 25 Mio. Marktwert - wertvollste Unioner findet sein Platz hinter den Spitzen. Und was Juranovic und Gosens leisten können, haben sie gerade eindrucksvoll in Darmstadt bewiesen. Gosens glänzte als Torschütze und Juranovic als Vorbereiter. Rönnow im Tor gehört zu den allerbesten Keepern in Deutschland, entschärfte auch in Darmstadt ein, zwei unglaubliche Bälle, nachdem er am ersten Spieltag 2 Elfer hielt. Eine Bank! Genauso wie die Abwehr.
Knoche und Doekhi ragen dabei noch einmal heraus. Beide werden wohl ihre Debüts in ihren Ländermannschaften in Kürze bekommen. Und dann ist Union ja auch noch an Bonucci dran. Sollte der dann auch noch nach Berlin kommen, wer soll denn da noch eine Lücke finden? Wenn Khedira, den auch viele für Deutschland spielen sehen wollen, einmal ausfällt, wie gerade aktuell, kein Problem, dann übernimmt der tschechische Nationalspieler Kral das Zepter auf der 6 und glänzt dabei.
Fazit: Yes we can, es kann passieren. Die große Stärke Unions scheint in dieser Saison die große Ausgeglichenheit im Kader. Selbst die Nummer 17 oder 19 kommen rein und spielen stark.
Schaut man sich nur die 2.Reihe auf den Außenbahnen an (Kapitän Trimmel und der unermüdliche Roussillon) - dann sieht man dort, welch' unglaubliche Qualität Union in der Breite hat. Das, gepaart mit Taktikfuchs Fischer, den unglaublichen Fans und dem Zusammenhalt bei Union, alles kann passieren! Eisern!
26. August: Die Herren der Lüfte: Gosens, Behrens, Doekhi!
Unionfux: Eine unfassbare Effizienz, mittlerweile ja eins unserer Markenzeichen, sichert uns drei Punkte am Böllenfalltor bei Darmstadt 98 - und bisher konnten wir da ja noch nie was reißen, aber das war ja auch in der Zweiten Liga.
Gosens steht in der Startelf für Roussillon, außerdem Juranovic für Trimmel, dafür Doekhi als Käptn. Und es geht sehr gut los, nach einer zu kurzen Kopfballabwehr schnappt sich Gosens den Ball und haut den Ball nach einem kurzen Haken durch die Beine eines Darmstädters mit Effet genau neben den linken Pfosten - schönen Gruß an den anwesenden Bundestrainer: 1:0.
Und wir haben das Spiel komplett im Griff - bis zur 21. Minute - da sieht Aaronson nach einem unnötigen Foul die zweite Gelbe Karte und muss vom Platz. Bisschen doof und sehr unnötig, die erste Gelbe sieht er nach fünf Minuten wegen leichten Ballwegschlagens, für meine Begriffe viel zu hart - die zweite hingegen ist unstrittig. Mit ein bisschen Fingerspitzengefühl hätte Schiedsrichter Ittrich das anders lösen können, aber damit muss man leben, sowas nennt man Lehrgeld. Das ändert natürlich die Vorzeichen für den langen Rest des Spiels, zumal Darmstadt kurz danach ausgleichen kann, einen langen Pass leitet Pfeiffer gut in den Lauf von Mehlem und der bleibt frei vor Rönnow cool. Und um das Pech vollständig zu machen muss Fofana nach fünfundzwanzig Minuten angeschlagen für Becker raus.
Daraufhin ist so zehn Minuten ist das Momentum (ein Lieblingswort der Fussballkommentatoren) auf Seiten der Hessen, die Partie droht unsererseits auf die Butterseite zu fallen, gehen wir mal wieder unserem seltsamen Hobby nach, kleinere Mannschaften stark zu spielen? Nicht mit Gosens, denn der macht eiskalt sein zweites Tor: Freistoßflanke Juranovic, unser Rekordtransfer steht in der Luft und köpft unhaltbar ins linke Eck - mal ganz abgesehen davon, dass Gosens auch sonst eine starke Partie abliefert, da zeigt der Schienenspieler, warum wir (und natürlich insbesondere Oliver Ruhnert) uns so nach der Decke, nach ihm gestreckt haben und er zeigt’s auch gleich noch Hansi Flick.
Fünf Minuten später nutzt Behrens eine schwache Darmstädter Abwehr nach Juranovic-Ecke zum dritten Treffer, natürlich per Kopf - und schon kommen die Dinge so einigermaßen in Ordnung, vor allem durch das Ausspielen unserer unbestritten gewachsenen individuellen Klasse. Nach der Pause haben wir etwas Pech, dass im Anschluss an einer weitere Ecke der Kopfball von Leite am Pfosten verendet. Wir überlassen Darmstadt in der Folge weitgehend den Ball (zum Schluss hat der Gegner stattliche 74 Prozent Ballbesitz!), die Hausherren mühen sich redlich und Rönnow verhindert nach einer Stunde den Anschlusstreffer in Weltklassemanier gegen Manu - wird das etwa noch mal knapp?
Becker setzt einen Sprint auf rechts an, greift sich an den Oberschenkel (bisschen viel muskuläre Probleme bei uns derzeit, oder?), als letzte Amtshandlung chipt er den Ball aber noch aufs Tor und weil der eklig runterkommt, muss Schuhen zur Ecke retten. Und die bringt wiederum Juranovic gut rein und Doekhi köpft unser viertes Tor, rasselt dabei zwar böse mit einem Abwehrspieler zusammen, kann aber weitermachen. Damit ist der Deckel eigentlich drauf, spätestens aber nach siebzig Minuten, als Pfeiffer aus bester Position nur den linken Innenpfosten trifft.
Das war’s im Groben, Rönnow muss nochmal bei einem satten Fernschuss retten und der eingewechselte Kemlein haut in der Nachspielzeit mit einem schönen Schuss nur an die Latte, es wäre unserem Eigengewächs so sehr zu gönnen gewesen - jammerschade, nichtsdestotrotz macht der Junge ein gutes Spiel, kommt da, endlich mal wieder und nach Steven Slkrzybski, ein lohnendes Eigengewächs? Zeit wäre es ja… So fahren wir vollkommen verdient einen Sieg in Darmstadt ein, immerhin spielen wir ja rund 80 Minuten (inkl. Nachspielzeit) in Unterzahl, ohne den Platzverweis wäre das Spiel bestimmt wesentlich leichter, vor allem dominanter und spielerisch ansehnlicher gewonnen worden, so rettet uns unsere Standardstärke, unsere Lufthoheit und natürlich die Abwehr. Dazu kommt, dass wir nochmal stärker geworden sind - und auch, dass Darmstadt vor dem Tor letztlich zu harmlos ist. Wieder vier Tore gemacht und nur eins gefressen, aber es ist doch ein Arbeitssieg, gegen eine gestandene Bundesligamannschaft hätte das vielleicht anders ausgehen können.
Insofern: große Freude über die drei Punkte, aber doch weit weg von großer Klappe. Hoffentlich wird unser Lazarett nicht noch größer, wäre gut, wenn sich die Verletzungen von Fofana und Becker als harmlos herausstellen, denn Aaronson fehlt ja auf jeden Fall gegen das Leipziger Konstrukt. Und mit zwei Siegen (plus Sieg Nr. 3 im Pokal) zum Auftakt haben wir schon mal ein Zeichen gesetzt, sind gut wie nie in eine Bundesligasaison gestartet, noch 34 Punkte bis zum ersten und wichtigsten Ziel, sechs Punkte auf den Relegationsplatz sind’s jedenfalls schon mal. So kann’s weitergehen, am besten am nächsten Sonntag in der Alten Försterei.
Am Rande: Rönnow geht wohl nicht zu Lazio Rom, die versammelte Fangemeinde in der Alten Försterei sah am letzten Sonntag in seinem Winken schon den Abschiedsgruß - aber letztlich wollten die Römer wohl nicht ganz so viel Geld ausgeben und haben dafür Luigi Sepe von Salernitana für ein Jahr ausgeliehen, nachdem Hugo Llloris abgesagt hatte. Ein Glück auch, so einen Keeper wie Rönnow findest du wahrlich nicht an jeder Ecke und schon gar nicht auf die Schnelle. Aber noch sechs Tage ist das Transferfenster offen, mal sehen, was da noch passiert - in beide Richtungen. Ich denke nicht, dass unser Transferminus von knapp 30 Millionen so stehenbleiben soll… Und Awoniyi hat heute für Nottingham getroffen (trotzdem am Schluß bei ManU verloren) und ist damit der erste Forestspieler, der in sieben aufeinanderfolgenden Partien in der Premier League getroffen hat, das nennt man dann wohl historisch - Glückwunsch, Taiwo!
24. August: Bonucci kommt!
Icke: Warum dauert der Bonucci-Transfer so lange? Und wird er überhaupt realisiert? Er dauert so lange, weil trotz aller Klarheit, das Gehalt das Problem darstellt. Bonucci hat nach wie vor bei Juve einen Vertrag bis 2024. Die von Juventus offiziell kolportierten 3,5 Mio. an Gehalt scheinen zu stimmen. Bei Union ist gehaltsmäßig wohl bei maximal 2 Mio. Euro der absolute Feierabend. Juventus Turin hat sich jetzt auf deren Website dahingehend geäußert, die Differenz zu übernehmen. Man wolle jetzt den Transfer beschleunigen. Zumal sie auch noch weitere (eigene) Transferziele haben, für die sie kalkulatorische Klarheit benötigen.
So könnte es gelaufen sein. Oder eben auch so ähnlich. Warum wird es dann doch zu einer Verpflichtung kommen? Heute haben sich die ersten Fans bei Bonucci auf Twitter verabschiedet und wünschen ihm - in Berlin - alles Gute. Dazu passen Meldungen der Juve-Website. Ebenso berichtet La Gazetta dello Sport und JuventusNews24 gleichlautend. Juve hat auch kein Geld im Überfluss. Sie wollen das Thema schnell vom Tisch haben. Gut so für Union. Einige Sportjournalisten, überwiegend aus Deutschland, berichten über eine kleine Ablöse zwischen 0,5 und 1 Mio. Euro. Auch das könnte man sich noch vorstellen.
Warum kommt so ein kompliziertes Paket überhaupt so (oder so ähnlich) zu Stande? Juve hat sich nach dem Ende der Saison einfach unmöglich benommen. Sie haben dem 36-Jährigen die Kapitänsbinde entzogen und ihn topfit, wie er war, nicht zur US-Tour mitgenommen. Bonucci ist allerdings sehr ehrgeizig. Nach verständlichen anfänglichen anwaltlichen Drohungen bezüglich seiner dann erfolgten Verbannung aus dem Kader, kehrt Bonucci jetzt wieder zu wichtigen Dingen zurück. Wichtig für ihn ist die Champions League, seine Einsätze in einer starken Liga und nicht zuletzt die Nationalmannschaft.
Daher liegt die Wechselwahrscheinlichkeit zum geilsten Klub der Welt bei gefühlten (und argumentierten) 95 Prozent. Und auch die deutschen Nationalspieler können allesamt von Bonucci profitieren. Sie können bei ihm abschauen, wie man zu Beginn eines Länderspiels die Nationalhymne "schmettert" und sich damit selbst motiviert! Vielleicht hat das Niederlagen-Elend der Deutschen dann mal ein Ende. Eisern.
21. August: Behrens 3, Rönnow 2, Pantovic 1 - was für ein Saisonstart!!
Unionfux: Die erste Partie der Saison hat es weiß Gott in sich, ein Spiel voller Erstaunlichkeiten: Erst einmal haben wir die wertvollste und stärkste Unionersatzbank aller Zeiten aufgeboten, u. a. mit Juranovic, Becker, Gosens, Volland und Jordan - seid umschlungen, Millionen - und was für ein Pfund zum Wuchern!
Von all den Neuzugängen beginnen letztlich Aaronson, Fofana und Kral (für den verletzten Khedira) und die inszenieren und erleben etwas, was selten in der Alten Försterei passiert ist und Union in der Bundesliga gleich gar nicht: eine Führung nach weniger als einer Minute. Aaronson setzt auf links Roussillon per Hacke in Szene, der flankt punktgenau auf Behrens und der köpft nach bester Torjägermanier ein. Und es sind noch keine zehn Minuten gespielt, da chipt Trimmel schön rechts auf Fofana, der sieht Laidouni und der flankt den Ball auf Behrens, den die Mainzer Abwehr viel zu lasch deckt, gutes Timing, schöner Kopfball - 2:0. Ja, so kann man eine Saison beginnen.
Die Körpersprache der Mannschaft stimmt, die Konzentration und die Laufbereitschaft auch - wenn es ernst wird, kann die Mannschaft auch ernst. Erwähnenswert, dass es in der ersten Hälfte für Mainz zu keiner wirklichen Chance kommt - dafür Fofana einen Freistoß an die Latte setzt und der Mainzer Keeper alles aufbieten muss, um einen herrlichen Leite-Schlenzer über den Kasten zu wischen, zwischendurch garniert von wirklich guten Spielzügen unsererseits.
In den ersten zwanzig Minuten der zweiten Hälfte sind wir dann etwas zu passiv und darunter leidet auch unsere Genauigkeit, wir lassen Mainz zu viel vom Spiel und so ganz sind die eben doch kein Fallobst: Nach einer Stunde trifft Leite den gerade eingewechselten Mainzer Gruda klar am Fuß - Strafstoß. Ajorque tritt an, zielt nach rechts, aber Rönnow ist blitzschnell unten und hält den Elfer sogar fest - die Alte Försterei tobt. Nichtsdestotrotz erzielt Mainz wenige Minuten später trotzdem den Anschluß: Trimmels etwas zu kurze Kopfballabwehr nimmt Caci volley und haut das Ding unhaltbar in die lange Ecke.
Gosens und Becker kommen und Becker sorgt gleich mal mit für die schnelle Antwort, setzt sich rechts großartig gegen mehrere Verteidiger durch und Behrens köpft unnachahmlich, erstaunlich und tatsächlich sein drittes Tor! Mainz versucht wieder zurückzukommen und bekommt, diesmal per VAR, seinen zweiten Elfmeter zugesprochen - Knoches Handspiel ist unglücklich, aber unstrittig, den kann man schon geben. Ajorque will gleich wieder aufs Pferd, wählt diesmal die andere Ecke - und Rönnow ahnt das und hält wieder souverän den Ball fest! Zwei gehaltene Elfer in einem Spiel (mal abgesehen von Elfmeterschießen), daran kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern - erstaunlich fürwahr und ein guter Grund, dass das Stadion explodiert (und nach dem Spiel ebenso ausdauernd wie ausgelassen Rönnow feiert), wohl wissend, dass es im anderen Fall nochmal mächtig eng hätte werden können.
Und ganz ehrlich: auch die Einwechslung von Pantovic zählt zu den Erstaunlichkeiten, denn damit hätte ich beim besten Willen nicht gerechnet. Und um dem erstaunlichen Wahnsinn die Krone aufzusetzen, macht ebenjener Pantovic in der Nachspielzeit der Nachspielzeit (Schiri Stieler wollte schon abpfeifen) das vierte Tor, schön eingeleitet vom Debütanten Kemlein, der spielt auf den eingewechselten Volland, der sich gut behauptet und dann zeigt, was für ein guter Fussballer und Vorbereiter er ist: Er legt genau im richtigen Moment quer auf Pantovic, der noch Zentner umspielt und einnetzt.
Hattrick Behrens (Spieler des Tages im Kicker) mit superfrüher Führung, Rönnow hält zwei Elfmeter (nebenbei: Ajorque ist der erste Bundesligaspieler, der zwei Strafstöße in einem Spiel vergibt), zwei deutsche Nationalspieler eingewechselt, vier Tore im ersten Saisonspiel, endlich mal wieder ein Eigengewächs (wenn auch nur für ein paar Minuten) auf dem Platz und der bis dato größte Abstand, den wir jemals zu Hertha BSC hatten: 33 Plätze trennen uns an diesem Sonntag, das nur der kuriosen Vollständigkeit halber. Holla - das alles gab es so selten bis noch nie.
Den Titel des Matchwinners teilen sich Behrens und Rönnow - die ragen fraglos aus einer guten Mannschaft noch heraus. Dieses Spiel macht zweifellos Lust auf mehr, das Potential der Mannschaft ist erkennbar gestiegen, wir sind auf allen Positionen wirklich doppelt besetzt - und ich gehe, wie eigentlich immer, mit unserem Trainergott Urs Fischer d’accord: Es gibt trotzdem einiges, was die Mannschaft noch besser machen kann - und das wird sie. Und schlußendlich werde ich nicht müde mitzuzählen: Das ist das 24. Heimspiel in Folge ohne Niederlage. Einfach erstaunlich.
20. August: Geil, Geiler, Union!
Icke: Vor dem ersten Spieltag einer Saison, weiß man nie wirklich, wo man steht. Und wir rieben uns die Augen. In der Startelf kein Gosens, kein Volland. Becker auch nur auf der Bank. Und dass, obwohl mit Khedira, Tousart und Haberer ein eventuelles Stamm-Mittelfeld komplett ausfiel. Langzeit-Verletzter Schäfer sowieso. Stimmung an der Alten Försterei? Phänomenal!
Anpfiff. 1.Minute: Flanke - Kopfball Behrens 1:0! 9. Minute: Flanke - Kopfball Behrens 2:0! In der 32. Minute schoss Fofana noch einen Freistoß an die Latte. Fofana bildete mit dem bockstarken Behrens das Sturm-Duo. Und er glänzte nicht nur durch seinen Freistoß. Sehr agil wirkte er und hatte immer eine freche Idee auf Lager. Und ich lege mich fest, sollte Becker nicht bleiben, Fofana kann ihn ersetzen. In Halbzeit eins hatte Mainz keine Chance.
In der zweiten Halbzeit begann Union wieder stark. Behrens setzte einen weiteren Kopfball nur Zentimeter neben den Pfosten. Mainz bekommt ein wenig Oberwasser. Und bekommt einen Schummel-Elfer. Aber Rönnow hält ihn. Dann erzielen sie trotzdem den Anschlusstreffer. Fischer wechselt in der 65. Minute Becker und Gosens ein. Je eine Top-Qualität für rechts und für links. Der Fairness halber muss man aber sagen, Roussillon auf der linken Außenbahn gehörte mit zu den besten Spielern. Becker wird dann in der 70. Minute auf rechts geschickt. Wie so oft, nach einem Ball, den kaum einer so sichern könnte. Er flankt und Behrens macht sein 3. Kopfballtor. Das aber ließ Held Nr. 2 nicht auf sich sitzen. Der Schiri pfiff einen 2. Elfmeter, der keiner war. Und Rönnow hielt ihn wieder, sogar fest.
Die Mainzer waren damit demoralisiert und Union spielte wieder auf, wie zu Beginn. Einen Joker hatte Fischer aber noch im Ärmel und brachte ihn. Er wechselte erst Pantovic ein und kurz vor Schluss auch noch Ex-Nationalspieler Volland. Und in der Nachspielzeit flankte Volland gekonnt nach innen, wo Pantovic sich aussuchen durfte, selbst zu schießen oder nach rechts auf freie Kollegen zu passen. Er versenkte zum 4:1. Ein paar Minuten Spielzeit bekam auch noch Nachwuchsspieler Kemlein. Erwähnenswert insofern, dass lange Zeit kein Jugendspieler es direkt in Unions erste Mannschaft schaffte. Ein Wahnsinns-Auftakt-Spiel, was Appetit auf mehr macht, mit Rönnow und Behrens zwei Super-Helden hatte und mit Gosens das Bundesliga-Debüt eines Nationalspielers zeigte.
Und wir sahen, wenn bei Union das zentrale Mittelfeld mit Khedira und Tousart ausfällt, dann machen den Job eben Kral und Laidouni. Kein Problem und gut gelöst. Fofana machte mit seinen Tempoläufen ebenfalls einen exzellenten Eindruck und bildete mit Behrens einen gefährlichen und immer aktiven Sturm, der seinen Namen auch verdiente. Und bedenken wir dabei bitte, dass mit Volland, Gosens und Becker noch drei absolute Top-Stars für die Offensive auf der Bank saßen. Ich habe einen ausgezeichneten Eindruck! Eisern.
18. August: Saisonstart, Sonne, Statements
Unionfux: Keine Frage, besonders die letzten beiden Transfers, also Robin Gosens und Kevin Volland, sind Statements. Da kommen zwei deutsche Nationalspieler (okay, Kevin Volland aktuell nicht, aber wer weiß?), erstligaerfahren, Leadertypen, Teamspieler und beide kriegen langfristige Verträge. Da müsste schon viel dagegen laufen, wenn die uns keinen Schritt nach vorn bringen. Gemeinsam mit Knoche, Khedira und Haberer und natürlich auch noch Trimmel haben wir jetzt eine Achse an Spielern, die eine Mannschaft führen können, die in mehrfacher Hinsicht gestanden und erwachsen sind im besten Fußballalter.
Auch, wenn man von beiden Neuzugängen keine Wunderdinge erwarten sollte, die heben unsere Qualität nochmal ein Stück an - mit Kevin Volland kommt ein ziemlich treffsicherer Stürmer - und was ich fast noch wichtiger finde, ein ausgezeichneter Vorbereiter. Und unsere beiden Schienen dürften zu den besten der Liga gehören, zumal auch Gosens ganz gut scoren kann: 2020/21 legte er für Atalanta Bergamo elf Tore und sechs Vorlagen in der Serie A auf!
Oliver Ruhnert ist offensichtlich daran gelegen, das Potenzial der Mannschaft kontinuierlich nach oben zu schrauben und das ziemlich konsequent. Wenn man sieht, wie heftig sich der Rest der Ligaspitze verstärkt hat, ist das auch gut so. Natürlich kann man erschrocken sein über die dreizehn Millionen plus Boni für Gosens, aber im Vergleich ist das immer noch überschaubar, zudem denke ich nicht, dass unsere Verantwortlichen plötzlich zu unseren Unverantwortlichen mutiert sind. Und auch, wenn unsere Zielsetzung zuallererst der Klassenerhalt ist - ins internationale Geschäft möchte man intern schon und auch in der Champions League will man mitspielen können und wenigstens den dritten Platz in der Gruppenphase erreichen. Graue Maus wollen wir jedenfalls nicht sein…
Das Transferfenster ist noch zwei Wochen offen, vielleicht kommt ja noch jemand für die Innenverteidigung, auch wenn es wahrscheinlich eher nicht Bonucci sein wird, allein sein Gehalt übertrifft unsere Möglichkeiten um das Fünf- bis Sechsfache und 36 ist er auch. Ein Knaller wäre es schon, aber ob das Ganze wirklich Sinn ergibt, darf schon bezweifelt werden. Ich glaube, die italienische Legende bleibt auch in Italien. Dahingegen werden uns noch einige Spieler verlassen, Jordan könnte nach Gladbach verliehen werden, denn sein alter Trainer Seoane traut sich wohl zu, seine Leistungen aus Young Boys-Zeiten wieder aus ihm herauszukitzeln und vielleicht hilft dem Jungen eine Luftveränderung tatsächlich.
Hoffentlich findet Pantovic eine neue Herausforderung, Tim Skarke dürfte uns noch verlassen und möglicherweise Heintz, für den es auch nicht leichter wird, auch nur in den Spieltagskader zu rutschen. Dazu kommt ziemlich sicher Sheraldo Becker und auch Aissa Laidouni könnte einem unmoralischen Angebot aus Saudi Arabien erliegen. Rönnow bleibt, dank Hugo Lloris, der sich opfert und stattdessen zu Lazio Rom geht und Doekhi dürfte auch bleiben, sodass die beste Abwehr der Liga weiter zusammenbleibt. Wir werden sehen.
Sonntag wird's endlich wieder ernst: Mainz 05 kommt zum ersten Punktspiel der neuen Saison in die Alte Försterei. Bei den Mainzern blieb der große Umbruch diesmal aus, zumindest bis jetzt. Auf jeden Fall treffen wir also auf eine eingespielte Truppe, die aber auch nur in unserer ersten Bundesligasaison bei uns punkten konnte. Mal sehen, wie unsere Startelf aussieht, ob Gosens schon spielen wird und Volland wenigstens auf der Bank Platz nimmt, ärgerlicherweise fällt Rani Khedira tatsächlich aus, aber das können wir wohl einigermaßen kompensieren - ich tippe mal, ganz realistisch, auf einen Heimsieg. Der Sommer gibt sich auch nochmal Mühe - die Vorfreude steigt stündlich…
16. August: Nach Gosens kommt auch noch Volland!
Icke: Nach Robin Gosens ist nun auch Kevin Volland im Anflug. Sein Medizincheck soll heute erfolgen. Wie schrieben wir schon, Union macht Ernst. Die Mannschaft wird fulminant verstärkt.
Selbst wenn jetzt noch eins, zwei Spieler - selbst Leistungsträger wie Becker gehen, ist der Kader wahnsinnig stark. Nicht auszudenken, wenn keiner mehr geht. Dann sollte sich Bayern Sorgen machen ... Und selbst nach Gosens und Volland muss ja längst noch nicht Schluss sein.
Die italienische Legende Bonucci hat auch ein Union-Angebot auf dem Tisch. Er bat sich eine kleine Bedenkzeit aus und scheint nicht abgeneigt zu sein. Was für ein grandioses Team entsteht da gerade! Die Flügelzange mit Juranovic und Gosens sucht wohl seinesgleichen. Der Sturm mit Fofana / Behrens / Volland und dahinter der 25-Millionen-Spielmacher Aaronson gehört nicht nur in Deutschland zur Spitze.
Wenn Becker bleiben sollte, dann sollte diesen Sturm jeder fürchten. Und über die Abwehr von Union, die beste Abwehr in Deutschland, brauchen wir ja mal gar nicht reden. Sollte diese von Bonucci noch einmal verstärkt werden, wäre das unglaublich. Manch einer wünscht sich bei den Fans jetzt sogar einen Becker-Abgang, damit wieder frisches Geld hereinkommt.
Da habe ich ja nun mal gar keine Angst. Zingler, Thieme und Co. kennen wir seit Jahrzehnten, auch persönlich. Das sind keine Harakiri-Pokerer, sondern grundsolide Kaufleute. Sie haben auch keinerlei Gründe und Absichten, sich in irgendwelche Karriere-Rollen zu begeben. Sie sind Unioner. Punkt.
Und das genau gibt Union den entscheidenden Vorsprung zu manch anderem Club. Hier denkt man zuerst an Union. Auf dieses Team können sich die jetzt fast 60.000 Mitglieder freuen. Was passiert neuerdings? Die 40.000 Dauerkarten für die 3 Heimspiele für die CL waren nach wenigen Stunden ausverkauft. Freundschaftsspiele wie das letzte Spiele sind ausverkauft.
Das Training muss ins Stadion verlegt werden, weil zu viele Kiebitze kommen. Das Nächste, was kommen wird, Gosens, Volland und vor allem Bonucci (so er kommt) werden die Trikot-Verkäufe explodieren lassen. Union boomt an allen Ecken und Enden. Eisern!
14. August: Generalprobe, Gosens, Gerüchte
Unionfux: Die Generalprobe zur Saison 2023/24, die 1. Runde im DFB-Pokal beim Südwest-Regionalligisten Astoria Walldorf, kann man im Wesentlichen als gelungen betrachten, schon allein, weil das Wichtigste, das Erreichen der nächsten Runde, relativ mühelos erreicht wird.
Schon zur Halbzeit steht es vor 4000 Zuschauern nach Toren von Knoche, Becker und Leite 3:0 für den haushohen Favoriten, wobei die Tore erst nach einer halben Stunde fallen und der Auftakt durch einen relativ glücklichen Elfer gemacht wird. In der zweiten Hälfte wird dann nur noch das Notwendigste getan, wenigstens kann der eingewechselte Haberer noch das vierte Tor erzielen.
Der Regionalligist spielt über neunzig Minuten ziemlich ordentlich mit, kreiert auch ein paar gute Chancen, aber letztlich hat unsere Abwehr nicht allzu große Mühe, die Null zu halten. Nichtsdestotrotz ist Trainer Urs Fischer nur bedingt zufrieden - er hat sich wohl noch mehr Souveränität erhofft, zudem schaltet die Mannschaft etwas zu früh in den Verwaltungsmodus und obendrein verletzt sich Khedira kurz vor seiner geplanten Auswechslung ohne Fremdeinwirkung. Die Teilnahme am Bundesligaauftakt am Sonntag gegen Mainz ist somit ziemlich fraglich, so lapidar sieht die Verletzung eher nicht aus.
Zum Glück sind fast alle Positionen hochwertig doppelt besetzt, in dem Falle würde wohl Alex Kral einspringen, auch wenn der doch etwas offensiver ausgerichtet ist, aber das muss ja in einem Heimspiel nicht das Schlechteste sein. Euphorisch kann man nach der Vorstellung in Walldorf nicht so unbedingt sein, aber sind solche Pokal-Erstrunden denn überhaupt ein Maßstab? Dann müssten Bremen, Bochum und Augsburg sich ja gleich die Kugel geben, denn alle drei ziehen gegen Drittligisten den Kürzeren - und das absolut verdient. Bundesligaspiele sind nochmal etwas ganz anderes und ich denke, wir sind einigermaßen gerüstet für den Auftakt gegen die Rheinhessen. Schwächer sind wir jedenfalls im Vergleich zur Vorsaison nicht geworden, selbst wenn Sheraldo Becker sich noch kurzfristig seinen Traum vom großen Vertrag erfüllen kann.
Der zwischenzeitlich kolportierte Verlust von Rönnow zu Lazio Rom würde da schon schwerer wiegen, denn woher sollte man so schnell einen Ersatz in annähernd gleichwertiger Qualität bekommen? Da das Gerücht aber nur vereinzelt aufgetaucht ist, kann man das wohl abhaken - auch wenn sich das Torwartkarussell in Europa gerade nochmal ordentlich dreht. Zur scheinbar schon feststehenden Verpflichtung von Robin Gosens, fraglos ein weiterer Ruhnert-Coup, kommt noch ein weiteres, ebenso seltsames wie erstaunliches Gerücht: Wir sollen beim aussortierten Leonardo Bonucci von Juventus Turin angefragt haben, dem legendären Weltklasse-Innenverteidiger, mittlerweile 36 Jahre alt.
Das wäre natürlich was, auch wenn unklar ist, wie gut der Italiener noch drauf ist und inwiefern er uns tatsächlich noch weiterhelfen würde. Aber wie gesagt: Im Moment nichts als Internet-Geschnatter von italienischen Sportjournalisten. Doch mittlerweile halte ich bei uns alles für möglich - in alle Richtungen. Gut oder schlecht? Na, auf jeden Fall nicht langweilig…
13. August: Unser (Back-)Rezept mit Gosens
Icke: Union macht ernst! Robin Gosens scheint wirklich zu kommen. Der 29-jährige deutsche Nationalspieler mit 16A-Länderspielen kommt wohl für die linke Außenbahn. Warum ist das so sensationell? Nach italienischen Medien zahlt Union eine Sockelablöse von 13 Millionen Euro. Dazu sollen Boni in Höhe von 2 Millionen vereinbart sein.
Und Gosens passt zu Union wie kaum ein Zweiter. Er hat ein Kämpferherz und rennt (fast) jeden "Ball" aggressiv an. Genau das möchte man in Köpenick sehen. Seine offensive Power ist legendär. So machte er auch seine besten Spiele im DFB-Dress. Für Union ist Gosens ein Unterschiedspieler und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch ein Führungsspieler.
Die Idee von Fischer und Ruhnert dahinter? Wir ersetzen Becker (der noch gehen wird) nicht eins zu eins, sondern durch Gosens, Aaronson und Fofana. Becker kann man nicht so einfach ersetzen. Man - also Union - kann aber die linke offensive Flanke stark machen und dort die Torgefahr erhöhen. Und gleichzeitig holt man sich mit Fofana einen Dribbler und Solokünstler par excellence.
Der ist zwar nicht ganz so schnell und aggressiv wie Becker, veranstaltet dafür aber verrückte Dinge mit seinen Gegenspielern. Seine Haken sind fast nicht zu verteidigen. Die Dribblings überraschend und virtuos. Dazu packe man, wie bei einem Backrezept noch einen ballsicheren und dribbelstarken Spielmacher. Das ist Aaronson. Der 22-jährige Amerikaner hat schon 32 Länderspiele absolviert. Er soll hinter den Spitzen aktiv und kreativ werden. Und wieder haben Fischer und Ruhnert darauf geachtet, mit Aaronson einen Dribbler zu holen. Genauso wie Fofana, hat auch Aaronson hier seine großen Stärken. Dem (Haus-)Plan nach stellt man Fofana eine "Schrankwand" zur Seite. Die heißt aktuell Behrens. Könnte aber auch Jordan heißen, so er endlich zu normaler guter Form findet. Dahinter wirbelt dann Aaronson. Der wird links von Gosens (oder Roussillon) und rechts von Juranovic (oder Trimmel) flankiert.
Und um das Rezept noch besser zu machen, holt man sich mit Tousart noch einen Top-Spieler auf der "8". Der hat - wenn er wieder fit ist - allerdings starke Konkurrenz: Laidouni, Kral und Haberer möchten dort auch spielen. Schäfer, wenn er wieder gesund ist, ebenso. Besonders Kral gehörte in den Vorbereitungsspielen zu den Besten. Der 36-fache tschechische Nationalspieler könnte sich durchaus im Stamm festbeißen. Auch zusammen mit Tousart. Das Khedira auf der "6" gesetzt ist, darüber muss man nicht sprechen. Das Rezept scheint aufzugehen und ein Bestseller zu werden! Eisern
7. August: Ein ganz Besonderer: Urs Fischer ist Trainer des Jahres
Unionfux: Es war eigentlich überfällig, schon im letzten Jahr wäre der Titel eigentlich mehr als verdient gewesen, dafür fällt er dieses Jahr beinahe erdrutschartig aus - mit großem Vorsprung ist Urs Fischer vom VDS (Verband deutscher Sportjournalisten) zum Trainer des Jahres 2023 gewählt worden.
Auf ihn entfielen 293 Stimmen, weit abgeschlagen auf Platz zwei landete Frank Schmidt mit 63 Stimmen. Soweit ich das eruieren konnte, ist das der größte Vorsprung seit 2002, denn in diesem Jahr wurde zum ersten Mal der Trainer des Jahres gekürt, seinerzeit wurde es Klaus Toppmöller. Urs Fischer ist zudem erst der zweite ausländische Trainer nach Louis van Gaal 2010, der zum Trainer des Jahres gekürt wurde.
Endlich wird seine unglaubliche Arbeit hier in Deutschland, die nahezu beispiellos ist - einen absoluten Bundesliganeuling wie den 1. FC Union nach dem Klassenerhalt dreimal in Folge und immer aufsteigend (Conference League, Europa League, Champions League) ins internationale Geschäft zu führen, und das in Zeiten, in denen kaum noch ein Verein in die Phalanx der Etablierten einbrechen kann, das kann man gar nicht hoch genug einordnen. Und all das mit relativ bescheidenen Mitteln - das erfordert eine nahezu perfekte Taktik und die große Kunst, aus nicht ganz so talentierten Fussballern das annähernd Maximale rauszuholen und eine Mannschaft zu formen und zu führen, die nahezu kontinuierlich funktioniert. Es gab ja nicht eine wirkliche Delle in den ersten vier Bundesligajahren, dazu kommt eine beinahe märchenhafte Heimstärke, die ihresgleichen sucht.
Und das alles macht der Schweizer ohne Trara, ohne Show und Getue, ganz ruhig, freundlich und höflich, und nie das Wesentliche aus den Augen verlierend - hat man etwa je erlebt, dass sich Fischer nach einem verlorenen Spiel über den Schiedsrichter beschwert oder den VAR oder den schlechten Platz oder den unfairen Gegner? Und das ist ja mittlerweile gang und gäbe in dieser Liga.
Urs Fischer ist kein Blender, kein Schauspieler, kein eiskalter Hund mit harter Hand, sondern ein integrer, klarer und feiner zuerst Mensch und erst dann ein höchst fähiger Trainer. Wenn einem Trainer eine Mannschaft dermaßen konsequent folgt, dann kommt das nicht von ungefähr, dann macht die Truppe das, weil sie spürt, der Trainer ist echt, der Trainer hat recht, der weiß, wovon er redet (Kunststück, der Mann war über siebzehn Jahre einer der besten Abwehrspieler in der Schweiz) und der Trainer steht zu hundert Prozent hinter uns und stellt sich auch mal davor, wenn es sein muss. Und für den Verein Union ist dieser Mann in so unglaublich vielfacher Hinsicht ein Riesenglücksfall und ich weiß nicht, ob jemals ein Trainer so gut zu uns gepasst hat.
Wer soll diesen Mann denn je ersetzen? Insofern hoffen wir alle inständig, dass der Trainer und Mensch Urs Fischer noch lange nicht müde wird an dieser Aufgabe und dass sein Heimweh noch ein, zwei, drei Momente Ruhe gibt. Herzlichen Glückwunsch, lieber Urs, zu dieser Ehrung. Und auch wenn es vielleicht nicht so wichtig ist - es ist doch schön, wenn das außer uns noch ein paar andere mitkriegen und endlich würdigen: du bist, zweifellos, ein ganz Besonderer.
6. August: Schon ziemlich stark: überzeugende Generalprobe gegen Atalanta
Unionfux: Es sieht ganz so aus, als hätte sich die Mannschaft das Beste bis zum Schluss aufgehoben - während die bisherige sommerliche Testspielsaison eher schwach ausgefallen ist, gewinnt der 1. FC Union die Generalprobe in einer nahezu ausverkauften Alten Försterei gegen den Tabellenfünften der Serie A, Atalanta Bergamo, mit 4:1 und das völlig zu Recht.
Denn auch wenn die Italiener, die nun wahrlich alles andere als Laufkundschaft sind, ein durchaus ordentliches Spiel machen, der voraussichtlich erste Anzug unserer Truppe sitzt schon ganz gut, nach einer knappen halben Stunde führen wir mit 3:0, nach Toren von Laidouni (Vorarbeit Behrens), Behrens (Vorarbeit Fofana) und Fofana (Vorarbeit Bergamo). Nach fünfzig Minuten das schönste Tor des Spiels: Kral spielt einen ebenso klugen wie punktgenauen Pass in die Spitze, Fofana läuft ein, nimmt den Ball mit der Brust runter und schiebt am Keeper der Bergamaschi vorbei ein - unwiderstehlich.
Und auch sonst gibt es eine ganze Menge weiterer, gut herausgespielter Chancen, erst als nach einer Stunde nach und nach fast alle ausgewechselt werden, außer Rönnow und Doekhi, lässt der Spielfluss merklich nach und das Spiel trudelt so ein wenig aus.
Nichtsdestotrotz - das ist schon erstaunlich ansehnlich, auch wenn natürlich klar ist, dass ein Testspiel immer noch ein Testspiel ist und kein Punktspiel. Fofana und Aaronson sind verdammt dribbelstark, auch wenn sie sich manchmal früher vom Ball trennen könnten, aber das ist ja so ein bisschen die Krankheit der Dribbler, insbesondere der jungen. Es wird sehr interessant zu sehen, ob die beiden mit der Bundesliga klarkommen und wenn ja, wie schnell. Sollten sie das packen, dann sind wir ganz klar stärker, denn nicht zuletzt sind da zwei, die ins eins-gegen-eins gehen können und wollen, so kann man nämlich auch Lösungen gegen tiefstehende Gegner kreieren, das war ja in der letzten Saison öfter ein Problem bei uns. Auf jeden Fall haben beide schon begriffen, dass bei Union alle nach hinten arbeiten müssen - sehr schön.
Besser macht uns zudem Alex Kral, der hat Übersicht und ist sowohl defensiv als auch offensiv gut unterwegs. Kaufmann und Hollerbach dürften erstmal Ergänzungsspieler bleiben und Tousart braucht nach seiner Oberschenkelverletzung gegen Udine noch zwei bis drei Wochen, bis er wieder fit ist - es wird wohl September werden.
Und eine wichtige Frage ist geklärt, um die ein ziemliches Geheimnis gemacht wurde: Kapitän ist Christopher Trimmel, der in sein zehntes Jahr bei uns geht - und sollte er nicht in der Anfangsformation stehen, dann wird Rani Khedira diese Funktion übernehmen. Es bleibt also alles wie gehabt und das ist auch gut so - wozu etwas verändern, was sich schon letzte Saison bewährt hat? So gesehen ein etwas überflüssiges Geheimnis. Die neuen Trikots sind übrigens der Knaller, sowohl das rote als auch das weiße, sehr gelungen, kann man so machen und auch das Logo des neuen Hauptsponsors sieht allemal cooler aus als das von Wefox.
Die neue Saison kann also kommen, nächsten Sonntag bei Astoria Walldorf wird's ernst, wenn auch nicht gleich volle Pulle: ohne arrogant sein zu wollen, die Aufgabe in der ersten Pokalrunde beim Viertligisten (beim gestrigen Saisonauftakt gegen Hoffenheim II springt ein 1:1 heraus) ist absolut lösbar, erst recht mit der gestrigen Leistung gegen Bergamo.
5. August: Geld- und Sponsoren-R(S)egen bei Union
Icke: Eine neue Qualität, die bisher unter dem Radar lief. Die Sponsorenliste des 1. FC Union Berlin. Mit Stichtag 5.8.2023 tummeln sich dort:
- der neue Hauptsponsor Paramount + (ca. 30 Mrd. Umsatz)
- der Ausrüster adidas (in Deutschland nur noch Bayern und Union, 22,5 Mrd. Umsatz)
- der neue Ärmelpartner JD macht 10 Milliarden Umsatz
- 8 TOP-Sponsoren (Berliner Pilsner, ELARIS, ELTEN, etoro, JD, Mittelbrandenburgische Sparkasse, REWE, TotalEnergies)
- 3 Medienpartner
- 27 Premium-Sponsoren (u.a. AOK, Koch, Coca-Cola, Lotto, Hinze, Zingler, IFA usw.)
- 71 Eiserne Sponsoren (u.a. Höffner, BST, HKL, Spreequell, WISAG usw.)
- 164 Union-Club-Sponsoren (u.a. Allianz, ASB, Barmenia, Kühne, Dürkop, VELUX usw.)
Das ist sowohl eine enorme Steigerung in der Quantität, aber vor allem auch in der Qualität. Was auffällt, die Groß-Sponsoren (Paramount, adidas, JD) sind durchweg internationale Schwergewichte. Das ist - jedenfalls bei Union - neu. Aber wichtig ist der Unterbau. 262 Sponsoren folgen den Top 3. Und darunter Unternehmen wie REWE, Höffner, Allianz, WISAG, Kühne, VELUX, HKL, Coca-Cola und so weiter.
Da steht ein schier unglaubliches Potenzial dahinter. Den einfachsten Job bei Union hat wohl aktuell unser Sponsoren-Chef-Betreuer Jan Boysen. Die Unternehmen stehen bei ihm Schlange und er darf sogar auswählen. Das gab es so bei Union noch nicht. Wir dürfen auf die nächste Mitgliederversammlung gespannt sein, da erfahren wir hoffentlich das neue Gesamt-Volumen des Sponsoring-Bereichs.
Es wird alles bisher Gewesene übertreffen. Das ist schon mal sicher. Zusammen mit den Einnahmen aus der CL und den deutlich höheren TV-Einnahmen - geht es Union glänzend. Aber Vorsicht, Union baut gerade ein neues Nachwuchsleistungszentrum, ein neues Trainingszentrum für die Profis und plant seinen zweiten Stadionumbau. Das alles verschlingt auch richtig Geld.
Wenn man Dirk Zingler richtig verstanden hat, haben wir ein Invest an Steinen in Höhe von 100 Millionen Euro vor der Brust. Das ist ein Generations-Projekt. Wir möchten unseren Kindern ein gemachtes Nest hinterlassen. Eisern
3. August: Die kleine Fluchtwelle
Unionfux: Morten Thorsby geht zurück nach Genua, wenn auch nicht zu Sampdoria, sondern zum gerade frisch wieder aufgestiegenen Stadtrivalen CFC, per Leihe, sollten sie die Klasse halten, existiert eine Kaufpflicht. Damit ist der Mittelfeldspieler nach Seguin, Leweling und Grill bereits der vierte letztjährige Neuzugang, der nach nur einem Jahr wieder die Flucht ergreift und bei Sven Michel waren es auch nur wenige Monate mehr. Okay, bei dem überaus sympathischen Norweger verlief die letzte Saison eher unglücklich, nicht zuletzt Verletzungen und Magenprobleme verhinderten einen erfolgreicheren Auftritt.
Wieviel von den einstmals drei Millionen wieder zurückfließen? Schwer zu sagen. Aber davon abgesehen: Wie kommt es, dass so einige Spieler bei uns kaum oder gar nicht Fuß fassen? Die Liste ist ziemlich lang: Öztunali, Möhwald, van Drongelen, Endo, Dajaku, Wszolek, Puchacz, Voglsammer, Griesbeck, Rapp, möglicherweise Skarke - alle tanzten entweder nur einen Sommer oder waren eben weitgehend chancenlos. Nun kommt das überall vor, dass Spieler teilweise mit großem Tamtam verpflichtet wurden, sich aber die Hoffnungen nicht erfüllen, letztes prominentes Beispiel ist Sadio Mane, als Supertransfer vom FC Liverpool zu den Bayern im letzten Jahr gefeiert, jetzt nach Saudi Arabien weitergeflüchtet oder auch weitergeschoben - ganz, wie man's sehen will.
Und alle Seiten sind heilfroh, dass die Araber gerade äußerst großzügig große und weniger große Namen in die Wüste locken, Ablöse und Gehalt beinahe egal. Aber man fragt sich schon, was da so passiert, ob unsere Scouts sich da völlig verhoben haben und was gesehen haben, was nicht wirklich vorhanden ist oder auch gar nicht in unser Spielsystem passt? Natürlich kann keiner in die Zukunft schauen und es gibt Dynamiken, die sich dann im Laufe einer Spielzeit entwickeln, die auch nicht vorhersehbar sind. Berechenbar ist im Profisport nicht alles, trotz all der Datenbänke, neuen Taktiken und immer mehr ausgefeilten Trainingsmethoden. Doch zahlt man immerhin vier Millionen für einen Leweling (damit stand er seinerzeit unter den Top 3 der Rekordtransfers!) und sagt sich dann: Huch, was wollen wir denn mit dem? Verleiht ihn dann nach Stuttgart mit einer Kaufoption, was ja eigentlich denkbar schlecht ist: Schlägt er dort ein, ist er weg, wenn nicht, haben wir ihn wieder an der Backe. Und dann?
Dann muss man eigentlich auf ein Wunder hoffen. Nach welchen Kriterien also wird verpflichtet? Und wer ist es, der letztlich die Geduld verliert: der Spieler oder der Verein? Wieviele Spieler sind ohnehin Wundertüten, also eine Art Versuch, ein Los auf die kommenden Monate und wenn es sich nicht binnen Jahresfrist einlöst, dann wählt man lieber das Ende mit Schrecken als das Schrecken ohne Ende? Diesmal könnte das zum Beispiel auf Hollerbach und Kaufmann zutreffen… Gut, wer will an Oliver Ruhnerts Arbeit schon groß was bemängeln, wer will Urs Fischers Entscheidungen bekritteln - nicht nur der sportliche Erfolg gibt den beiden führenden Verantwortlichen mehr als Recht. Und möglicherweise bleibt uns ja gar nicht so viel mehr übrig, anders zu handeln, denn die "unteren Regale" sind nun mal mehr risikobehaftet als die oberen, was Spieler angeht. Und noch müssen wir kreativ sein auf einem Markt, der sich andauernd jeglichen Gesetzen entzieht.
Immer, wenn man denkt, dass doch alles schon extrem überkocht ist, kommt jemand und setzt dem Ganzen die Krone auf: Vor einiger Zeit war es China, jetzt sind es die Saudis. Die Summen, die da durch die Luft schwirren, lässt die Engländer ja beinahe vernünftig aussehen… Hoffen wir also, dass unsere diesjährigen Verpflichtungen etwas dauerhafter sind bzw. sein können. Überhaupt kann man gespannt sein, wer es von den Neuen letztlich in die Startelf schaffen wird. Am Samstag gegen Atalanta Bergamo wird es konkrete Fingerzeige geben, aber bis zum Ende der Transferperiode gibt es nichtsdestotrotz noch einige Fragezeichen: Was ist mit Becker? Bleibt Doekhi? Diese beiden müssten natürlich, sollten sie gehen, adäquat ersetzt werden. Während Doekhis Verbleib wünschenswert wäre, muss man bei Becker schon auf einen Verkauf hoffen - aus wirtschaftlichen Erwägungen. Geht der zweitschnellste Bundesligaspieler nächste Saison ablösefrei, wäre das schon fast ein Super-GAU. Am 1. September sind wir schlauer - bis dahin ist fast alles möglich.
31. Juli: Kommt Lukebakio zu Union?
Icke: Was plant Ruhnert noch? Kommt hinten noch ein linker Innenverteidiger? Aktuell sieht es so aus, als wenn Union mit Heintz als Backup in die Saison geht. Auch gut. Mit Doekhi-Knoche-Leite steht die erste Reihe. Dahinter warten dann Jaeckel und Heintz auf ihre Einsätze. Junior Bruns (19) ist die Nummer 6 der Innenverteidiger. Kemlein, der 18-jährige defensive Mittelfeldspieler wurde in den Vorbereitungsspielen auch als IV eingesetzt. Und zur absoluten Not haben Khedira und Trimmel auch schon erfolgreich in einer 3-er Kette agiert. Könnte also durchaus sein, dass sich ganz hinten nichts mehr tut. Bei den Keepern ja sowieso nicht, weil Schwolow eine wunderbare Nummer 2 ist. Rönnow, Busk und Stein ergänzen die Planstellen.
Da der Sturm und das zentrale (defensive und offensive) Mittelfeld auch (über) voll sind, fehlt eigentlich nur noch einer für die linke Außenbahn. Oder traut sich Fischer mit Skarke als 2.Mann hinter Roussillon in die Saison. Er hatte das in den Testspielen ein paar Mal ganz ordentlich gespielt. Obwohl es sicherlich möglich wäre, denke ich das nicht.
Die gehandelten Jakobs, Gosens, De Cuyper, Doumbia, Lenz und Dest sind immer noch auf dem Markt. Auch wenn sich die Chancen bei dem einen oder anderen verschoben haben, ist man bei Union immer für eine Überraschung gut. Der Hollerbach-Transfer war eigentlich auch schon geplatzt und Schwups wurde er verkündet. Der Deutsche Kai Wagner wäre am Jahresende ablösefrei. Ihn könnte man wohl mit wenig Geld aus Philadelphia loseisen. Und in der mexikanischen Liga spielt da noch ein 92-facher Nationalspieler, der sofort ab ablösefrei wäre. Jusus Gallardo ist sicherlich ein sehr interessanter Spieler, der von seiner Kampfkraft her - ganz wunderbar zu Union passen würde. Er ist noch 28, wird am 15. August 29 Jahre alt.
Mein erster Tipp ist aber, geht Becker, dann kommt Lukebakio. Eisern
28. Juli: Schwolow und Hollerbach - die schwierigen Neuzugänge
Unionfux: In dieser Woche hat Union zwei neue Spieler verpflichtet, einen davon relativ überraschend und einen mit langer Ansage: Alexander Schwolow, zuletzt an Schalke ausgeliehener Keeper von Hertha BSC, unterschrieb am Mittwoch, nachdem er noch am Vormittag seinen bis 2025 laufenden Vertrag beim Zweitligisten aufgelöst hatte und am Donnerstag folgte dann doch noch Benedict Hollerbach, der Shootingstar von Wehen Wiesbaden, für angebliche zwei Millionen inklusive möglicher Boni.
Und um diese beiden Neu-Unioner entspinnt sich augenblicklich eine heiße Diskussion unter den Fans, begleitet von großer und ungewöhnlicher Skepsis. Alexander Schwolow, zu seinen Freiburger Zeiten einer der stabilsten und besten Torhüter der Bundesliga, hat in den letzten drei Jahren nicht wirklich gut ausgesehen, seinen Wechsel für sieben Millionen zum ehemaligen Big City Club haben wohl beide Seiten ziemlich bereut.
Und genau deswegen fragt sich die Fangemeinde: was wollen wir denn mit dem? Nun, die Antwort ist recht einfach: finde mal einen erfahrenen Keeper mit fast 200 Bundesligaspielen, mit Spielpraxis, dazu noch ablösefrei, der bereit ist, sich vorerst als Nr. 2 auf die Bank zu setzen? Und dass er es kann, das hat Schwolow bereits bewiesen. Für ihn wird es eine Offenbarung sein, nach drei extrem unruhigen Jahren bei Hertha und Schalke in ein ruhiges und konstantes Umfeld zu kommen, mit einem Trainer und Torwarttrainer zu arbeiten, die in der Lage sind, jemanden wieder in die Spur zu bringen. Ein guter Transfer, das wird funktionieren, da bin ich mir so sicher, wie man zu diesem Zeitpunkt sicher sein kann.
Und Hollerbach? Erst war der Poker um den jungen, schnellen Stürmer, für den sich auch Köln und Heidenheim interessierten, ziemlich zäh und zwischendurch waren, aufgrund seines Social Media-Verhaltens, weitere Zweifel an der charakterlichen Eignung des Spielers aufgekommen, er folgt nämlich der einen oder anderen mehr oder minder fragwürdigen Sache bei Instagram etc. pp. Ein zweischneidiges Schwert, wie ich finde: einerseits haben auch Fussballspieler ein Privatleben und für jemanden aus seiner Generation ist es, gut oder schlecht, nun mal vollkommen normal, der Welt alles Interessante oder Uninteressante aus seinem Leben mitzuteilen. Dann aber darf man sich natürlich auch nicht wundern, wenn man entsprechend bewertet wird - das scheinen viele allzu eifrige Benutzer dabei zu verdrängen.
Und natürlich gibt es nicht wenige Stimmen, die Hollerbach den ambitionierten Sprung von Liga 3 in Liga 1 plus Champions League nicht so recht zutrauen. Hier gilt allerdings für mich: Du kannst so einen Spieler nur verpflichten, bevor er durch die Decke geht - die Beispiele heißen zum Beispiel Boniface, für den die Belgier von St. Gilloise sechs Millionen nach Norwegen überwiesen und ein Jahr später über 20 Millionen von Leverkusen kassieren oder auch Szalai, für den Fenerbahce vor zweieinhalb Jahren knapp vier Millionen nach Limassol überwies und jetzt mehr als das Dreifache von Hoffenheim bekommt. Und selbst der 50-Millionen-Koreaner Kim, den die Bayern aus Neapel loseisten, kostete vor zwei Jahren lediglich drei Millionen.
Letztlich kann man sich über all die Aspekte die Köpfe heißreden, aber es ist doch letztlich so: Die Verantwortlichen haben sich, aus garantiert guten Gründen, dafür entschieden. Die beiden sind jetzt Teil unseres Kaders und sie haben natürlich ihre Chance(n) verdient, so oder so, und es gibt kaum einen Grund, sie ihnen nicht aus vollem Herzen einzuräumen: also herzlich willkommen! Was noch? Baumgartl unterschreibt auf Schalke, Skrzybski verlängert in Kiel und Isco hat einen neuen Verein, Real Betis Sevilla. Immerhin. Und die Zweite Liga startet an diesem Wochenende, meine Dauerkarte lag heute im Briefkasten, es geht so langsam wieder los: Vorfreude!!
25. Juli: Die große Dreistigkeit des Oliver Ruhnert
Unionfux: Hansi Flick, der Nachfolger von Jogi Löw (warum müssen Bundestrainer eigentlich wie Wellensittiche heißen?) hat sich gerade auf einer Trainertagung furchtbar aufgeregt - und zwar nicht über seine anhaltende Erfolglosigkeit, sondern über die "große Dreistigkeit", zu behaupten, dass die Einladungen zur deutschen Nationalmannschaft nicht nach dem Leistungsprinzip geschehen würden.
So hat sich vor ungefähr zwei Wochen Oliver Ruhnert geäußert ("Sein Trainerteam sagt, sie entscheiden leistungsabhängig - ich sage: machen sie nicht.") und bezieht sich dabei vor allem auf die beharrlichen Nichtnominierungen von Robin Knoche und Rani Khedira. Nun sind Bundestrainer ja schon seit langem über jede Kritik erhaben und dürfen munter wurschteln und sich eine Turnierblamage nach der anderen leisten - deswegen verstehe ich natürlich Flicks Empörung.
Andererseits ist es schon erstaunlich, dass selbst gegen Nationalteams der zweiten Reihe keine ordentliche Leistung mehr zustande kommt. Und wenn man Spieler mit einer eher durchwachsenen Saison wie beispielsweise David Raum oder Leon Goretzka beharrlich nominiert, aber eben einen seit Jahren formstabilen Khedira ebenso beharrlich ignoriert, dann fällt das schon auf. Gut, Raum spielt in Leipzig, Goretzka in München und Khedira nur beim hartnäckigen Emporkömmling Union und weiß der Teufel, wieso die so erfolgreich sind - an den Spielern kann es, nach Meinung des Bundeswellensittichs, jedenfalls nicht liegen. Und dass sich da auch noch der Manager dieses Bundesligafastneulings dazu äußert und die Medien das auch noch verbreiten, das ist dann eine "Unverschämtheit“. Hinten anstellen, Herr Ruhnert! Das wird jetzt wohl eher nichts mit einer Nominierung werden, wer aufmuckt, fällt nämlich in Ungnade. Merke: Leistung ist grundsätzlich das, was der Bundestrainer dafür hält und nichts anderes.
Im Moment ist Rani Khedira mit der Mannschaft im zehntägigen Trainingslager in Österreich, am Wochenende wird dort zweimal kurz hintereinander getestet: am Freitag gegen den zypriotischen Erstligisten Pafos FC (letzte Saison auf Platz vier) und am Samstag gegen Udinese Calcio (Zwölfter der Serie A). Ich gehe mal davon aus, dass gegen Pafos eher die Jungs aus der zweiten Reihe spielen werden und gegen Udinese diejenigen, die in der kommenden Saison den Stamm bilden sollen, anders würden zwei so schnell aufeinanderfolgende Termine ja sonst kaum Sinn ergeben. Unser letztes Testspiel (über 120 Minuten) gegen Holstein Kiel war jedenfalls ziemlich suboptimal, am Ende stand eine 1:2-Niederlage vor immerhin 13000 Zuschauern. Nun soll man ja solche Begegnungen generell nicht überbewerten und die Kieler, die ja an diesem Wochenende schon in die Saison starten, sind an einem ganz anderen Fitnesspunkt, aber viel Begeisterndes war bei uns nicht zu entdecken. Das Beste am Spiel war wohl das Böckchen von unserem sonst so zuverlässigen Keeper Frederik Rönnow, der sich eigentlich den richtigen Zeitpunkt dafür ausgesucht hat - denn so schnell wird ihm sowas sicher nicht mehr passieren…
22. Juli: Die neue Union-Mannschaft findet "Stamm"
Icke: Langsam, aber sicher bildet sich ein Stamm für die neue Saison. Im Tor ist Rönnow unangefochten die Nummer 1. Dahinter sucht Union noch eine Nummer 2. Man hat zwar Busk noch in Reserve, der wird aber wohl die "3" bleiben. Ich persönlich favorisiere immer noch Ron-Robert Zieler. Der wäre aus meiner Sicht die perfekte Nummer 2.
Alles deutet aber darauf hin, dass Oliver Ruhnert den Keeper im Ausland sucht. Angeblich ist Ruhnert an dem Griechen Tzolakis dran. Nachdem der Deal mit dem Ungarn Szalai wohl geplatzt ist, bleibt die Stamm-Abwehr wohl wie letztes Jahr. An Doekhi, Knoche und Leite scheint keiner vorbeizukommen. Hinter den drei Innenverteidigern lauern Jaeckel und Heintz auf ihre Chance. Jaeckel scheint Safe zu sein. Heintz war ein Jahr ausgeliehen. Ob er bleibt, ist noch nicht ganz sicher. Sollte er noch wechseln, so benötigen wir noch einen Linksfuß für die Abwehr. Kevin Schlotterbeck würde gut passen und könnte seine erfolgreiche Zeit bei Union fortsetzen.
Das neuste Gerücht für eine Verstärkung ist der 22-jährige Pole Nawrocki. Der allerdings in Bremen geboren und ausgebildet wurde. Er kann rechts und links spielen, würde daher passen. Marktwert vier Millionen. Dagegen herrscht im Mittelfeld bei Union ein regelrechtes Gedränge. Mit Kral, Tousart und Aaronson wurde eine komplette Mittelfeldreihe neu verpflichtet. Dazu gesellen sich aber auch die "Alten", Khedira, Haberer und Ladouni. Diese sechs werden wohl den Stamm bilden. Wobei es ein harter Kampf wird. Khedira ist wohl defensiv unangetastet. Kral allerdings war in den Testspielen einer der besten Spieler.
Und dann kam zuletzt auch noch Tousart dazu. Der gerade defensiv einen glänzenden Ruf hat. Haberer wird es schwer haben, sich gegen Aaronson offensiv durchzusetzen. Oder ist gar Ladouni (der kann offensiv und defensiv) der lachende Dritte? Eine wahnsinnige Qualität, die Union da im Mittelfeld hat. Und das war es ja noch nicht einmal alles. Der aktuell noch verletzte Schäfer rechnet sich auch noch Chancen aus. Er spielte schon einmal im Stamm. Der norwegische Nationalspieler Thorsby sollte bei dem Überangebot ohne Chance sein. Genauso wie Pantovic. Da fällt mir übrigens ein, Hertha hat aktuell kein Mittelfeld, Union hat viel zu viele Mittelfeldspieler. Ließe sich da nicht ein Deal machen? Schäfer, Thorsby und Pantovic würden das wohl beste Mittelfeld in der 2. Liga bilden, und wären so etwas wie eine Aufstiegsgarantie.
Einzige Bedingung, die ich knüpfen würde, Hertha gäbe -natürlich gegen ein paar Milliönchen- Lukebakio für Union frei. Der würde noch bestens zu Union passen. Die Außenbahnen sind mit drei von vier Spielern schon gut besetzt. Rechts wie immer Trimmel und Juranovic und links Roussillon. Zuletzt testete Fischer auf links Stürmer Skarke. Der das wohl ganz ordentlich machte. Realistischer ist aber, dass wir auf links noch einen Spezialisten holen und Skarke wohl geht, weil er wohl auch im Sturm keinen Platz finden wird. Mein Favorit ist nach wie vor Lenz. Als defensiver Gegenpart zum offensiven Roussillon. Das wäre auch eine finanziell ordentliche Lösung für Union. Und damit wären wir bei Sturm.
Einiges deutet bei Becker auf einen Abgang hin. Er hat zum Beispiel seine Kinder von der Schule in Berlin abgemeldet. Aber noch ist er da. Da Urs Fischer vorzugsweise mit zwei Stürmern agiert, müssten Becker, Fofana und Behrens die "2" ausknobeln. Alle drei haben ihre Stärken, die wohl je nach Gegner ausgewählt werden. Jordan und Kaufmann lauern hinter den drei Spielern. Leweling haben wir nach Stuttgart verliehen und der als sicher gegoltene Transfer von Hollerbach hat sich wohl erledigt. Eigentlich brauchen wir ihn auch nicht wirklich. Talent Sanogo wartet hier auch noch auf seine Chance. Ihm ist durchaus etwas zuzutrauen.
Sollte Becker dann doch noch gehen, so sind wir angeblich in Verhandlungen mit Kevin Volland, eine nicht ganz so schlechte Idee. Denn die zwei Spieler, die wir aus England geliehen haben, sind noch sehr jung. Volland kann ganz vorn drin spielen, wie auch hinter den Spitzen. Das könnte übrigens Draxler auch. Es gibt zwar keinerlei Gerüchte über ihn, aber er würde ideal passen. Schauen wir mal was passiert, eine überaus spannende Zeit! Eisern!
20. Juli: Union holt ehemaligen Rekordtransfer von Hertha - und schlägt Rapid Wien
Unionfux: Also, hätte mir mal einer vor einigen Jahren gesagt, dass wir vor unserer Champions League-Saison Herthas Rekordeinkauf verpflichten, weil die gerade abgestiegen sind und das auch noch für eine ziemlich übersichtliche Summe - ich hätte ein schweres Schleudertrauma vom entschiedenen Kopfschütteln erlitten. Aber so sieht's nun mal aus: Lucas Tousart hat bei uns unterschrieben, dem Vernehmen nach für drei Jahre plus Option und das für drei Millionen, die allerdings durch die allseits beliebten Boni auf sechs Millionen anwachsen können.
Wir bekommen einen kämpferischen und überaus laufstarken Spieler mit über 200 Erstligaspielen auf der Uhr, der die Liga kennt, auf der Sechs und der Acht antreten kann und zudem in der letzten Saison seine Torgefahr entdeckt hat (fünf Treffer und drei Vorlagen) und Tousart kann in Berlin bleiben und obendrein Champions League spielen (hat er schon zweimal - zudem wird er, glaube ich, nach drei schwierigen Jahren in Charlottenburg die wesentlich bessere Stimmung im Umfeld genießen - sieht ganz so aus, als ob da alle gewinnen könnten. Herzlich willkommen, Lucas Tousart!
Ein ausgezeichneter Transfer von Ruhnert, der erst publik wurde, als er praktisch schon geritzt war - ganz im Gegensatz zu Szalai, Hollerbach und Gosens, die uns wohl alle nicht beehren werden. Es ist wie immer: gibt es allzuviel Lärm im Vorfeld, dann wird es (fast) garantiert nichts. Im defensiven und zentralen Mittelfeld sind wir jetzt erstklassig aufgestellt, genug Möglichkeiten auf Sechs und Acht und alle haben Qualität. Das wird sehr interessant …
Mal sehen, ob und wann uns noch Stammpersonal verlässt, einen Linksverteidiger und einen Torwart brauchen wir so oder so noch. Sollte mich wundern, wenn wir in diesem Transfersommer eine zweistellige Millionensumme unsererseits erleben werden, es sei denn, es passiert noch was ganz Verrücktes. Am Rande: Timo Baumgartl, der uns gerade verlassen hat, hat seinen Vertrag beim PSV Eindhoven aufgelöst und geht zu Schalke, wäre schön, wenn er seiner Karriere wieder etwas mehr Schwung verleihen könnte - viel Glück dabei!
Und dann ist da noch unsere Heimspielpremiere: Rapid Wien kommt in die Alte Försterei und bringt beachtliche 500 Fans mit (die ziemlich cool unseren und ihren ehemaligen Käptn Christopher Trimmel feiern) und auch unsere Fans strömen in Scharen - 17.300 Zuschauer sind doch unterm Strich für ein Heimspiel unter der Woche gegen einen nicht unbedingt erstklassigen Gegner ziemlich ordentlich.
Das Spiel ist auch ganz ordentlich bis zur Pause, wenngleich harmlos auf beiden Seiten, aber nach der Pause wird das spürbar anders. Erst schießt der eingewechselte Behrens noch an den Pfosten, ein paar Minuten später macht er es besser und verwandelt ein Trimmeleingabe aus kurzer Distanz. Der zweite Treffer unmittelbar danach ist eine Co-Produktion von Neuunionern: Kral spielt einen langen, butterweichen Ball auf Fofana, der den Ball super mitnimmt und sofort mit dem Außenrist in den Winkel schlenzt - nicht schlecht für ein Premierentor vor Heimpublikum!! Der dritte Treffer, eine Viertelstunde vor Schluss: eine Flanke von Juranovic lässt wieder Behrens übern Scheitel rutschen. über den machtlosen Keeper fällt die Kugel ins lange Eck.
Zusätzlich gibt’s noch ein paar schöne Gelegenheiten, die aber leider nicht genutzt werden, aber ich denke, mit dem Ergebnis kann man leben und gerade im Vergleich zum Spiel in Ungarn ein paar Tage zuvor war das schon mal ein anständiger Schritt in die richtige Richtung. Sonnabend geht es schon weiter, da gibt es ein Wiedersehen mit Steven Skrzybski, denn wir spielen 15 Uhr zu Hause gegen Holstein Kiel. Vielleicht schon mit Tousart?
18. Juli: Aktueller Unterschied Hertha und Union ... ganz einfach!
Icke: Wie lässt sich aktuell der Unterschied zwischen Hertha und Union am prägnantesten darstellen? Nichts ist einfacher als das.
Die "großen" Diskussionen bei Union drehen sich aktuell darum, ob die Entscheidung die CL-Spiele im Olympia-Stadion auszutragen richtig ist und warum wir für 14 Millionen einen Szallai verpflichten wollen, obwohl wir gerade 7,5 Millionen für Leite, für die gleiche Position ausgaben. Dass internationale Stars wie Aaronson und Fofana inzwischen ihr erstes Testspiel absolvierten, ist (fast) nur noch eine Randnotiz.
Bei Hertha hingegen steht die österreichische Polizei vor der Tür. Gersbeck der neue Keeper von Hertha, der nach eigenen Ansprüchen Führungsspieler sein möchte, musste mit zur Wache und wurde einen halben Tag lang verhört. Warum? Er traf sich nach dem Sport mit seinen alten Ultra-Kollegen in einem Wirtshaus. Es soll reichlich Alkohol geflossen sein. Und dann flogen die Fäuste. Der Kontrahent von Gersbeck landete im Krankenhaus und erstatte natürlich Anzeige.
Warum wurde eigentlich gerade Gersbeck geholt? Das ist einfach, sowohl der Präsident Bernstein als auch der Keeper machen aus ihrer alten Ultra-Freundschaft kein Geheimnis. Herzlichen Glückwunsch Hertha! Aber das ist nicht das größte Problem. Eine Auflage für ihre Lizenz zur 2. Liga war, die Deckungslücke i.H.v. 60 Millionen zu schließen. Das hatte man geschafft, in dem man die Anleihe i.H.v. 40 Millionen, die man in Oktober hätte zurückzahlen müssen, um ein Jahr verschob. Natürlich mit zusätzlichen Zinsen in relevanter Höhe. Die restlichen 20 Millionen wird man per Bankbürgschaft reguliert haben und darauf hoffen, einen Transferüberschuss in gleicher Höhe zu erwirtschaften. Und genau hier stockt es.
Mit Ngankam, Cigerci und Mittelstädt konnten sie gerade drei Spieler mit Ablöse verkaufen. Dafür gab es aber zusammen nur 4,85 Millionen. 300.000 € hat man schon wieder für Gersbeck ausgegeben. Reese, Leistner, Dudziak wurden extern verpflichtet und belasten zumindest das Gehalts-Budget. Von acht (ehemals) ausgeliehenen Spielern konnte man wenigstens Alderete und Ascacibar unterbrigen. Sechs bleiben im Kader. Da man auch noch vier Nachwuchsspieler mit einem Profivertrag ausstattete, hat man jetzt aktuell 37 (!) Spieler im Kader. Natürlich möchte man gern Spieler wie Schwolow (3,4 Mio. Vertrag), Lukebakio (6 Mio.), Tousart (4 Mio.), Piatek (5,5 Mio.), Serdar (3,5 Mio.) und etliche andere verkaufen. Nur, wer nur Mondpreise aufruft, geht das Risko ein, das man 3 Minuten vor der Angst erpressbar wird. Alle wissen um die Probleme von Hertha bei ihren Spielerverkäufen. Nur die fünf als Beispiel genannten Spieler "fressen" allein ca. 22,4 Millionen an Gehalt.
Selbst wenn der eine oder andere einen Gehaltsabzug bei Abstieg im Vertrag haben sollte, Hertha muss alle diesen "Altlasten" mit millionenschweren Verträgen loswerden. Sie können sie - auch mit Abzügen - nicht mehr bezahlen. Aber wer bezahlt Schwolow 3,5 Millionen Gehalt weiter und blecht noch eine Ablöse? Freiburg (kassierte sieben Millionen) hält sich heute noch vor lachen die Bäuche! Hat Hertha einen Skandal überstanden, kommen zwei neue auf sie zugerollt. Woran liegt das nur?
Zurück zum Wichtigen! In der kommenden Woche wird sich bei Union wohl einiges tun. Die Devise hier heißt mitnichten, warten bis zum Schluss. Sondern den Kader so früh wie möglich zusammen zu haben. Eben um eingespielt zu sein. An unserer bewährten Taktik (3-3-2-2) wird sich nichts ändern. Das zeigen die bisherigen Verpflichtungen, als auch die ersten zwei Testspiele. Ergo muss Fischer "nur" dafür sorgen, dass die neuen Stars wie Fofana und Aaronson gleich funktionieren. Auf Fofana freue ich mich ganz besonders! Eisern
16. Juli: Premierentore für Kaufmann und Aaronson
Unionfux: Natürlich kann man sich über Sinn und Unsinn von Vorbereitungs- bzw. Freundschaftsspielen streiten, aber sie sind nun mal allerorten üblich und die Trainer werden schon wissen, was sie sich davon versprechen. Das Testspiel gegen Luckenwalde war nicht sonderlich spannend, es ging zwar gut los und wir führten nach sechs Minuten mit 2:0, aber das war's auch schon im Groben. Jetzt sind wir, übrigens für eine ziemlich ordentliche Antrittsgage, knapp 900 Kilometer Richtung Süden gereist, nach Ungarn, zum frisch gebackenen Pokalsieger Zalaegerszegi TE, der schon in zwölf Tagen bzw. zwei Wochen wieder loslegt: erst in der Conference League-Quali gegen Osijek und dann fängt schon der ungarische Ligabetrieb wieder an. Will sagen: die sind schon weiter als wir und ärgerlicherweise ist das auch nicht zu übersehen.
Die erste Hälfte ist so gar nichts: hinten schwach und vorne harmlos. Schon nach wenigen Sekunden liegen wir hinten, nach einem missglückten Rückpass von Jaeckel gehen die Westungarn in Führung. Auch das 2:0 wird auf einem Silbertablett gereicht: Unsere Fehler im Aufbauspiel sind zu offensichtlich und ZTE nutzt das aus, zum Glück nicht so oft wie möglich. Unsere Chancen sind schnell aufgezählt - Kaufmann versemmelt nach fünf Minuten, aber direkt vor der Pause zeigt er bei seiner (und unserer) zweiten Chance, dass er ein Mittelstürmer ist und schließt gekonnt ins lange Eck ab.
Die zweite Hälfte geht ähnlich übersichtlich los wie die erste: nach zwei Minuten stellt Zalaegerszegi den alten Abstand wieder her, wieder ein halbes Eigentor, denn der eingewechselte Nachwuchskeeper Yannic Stein lässt sich den Ball vom Fuss spitzeln. Nichtsdestotrotz sieht unser Spiel nach der Pause besser aus und nach einer guten Stunde kommen die neu verpflichteten Aaronson und Fofana in die Partie und können wenigstens in Ansätzen zeigen, dass sie gute Fussballer sind und nicht von ungefähr stellt Aaronson mit einem präzisen Schuss von der Strafraumgrenze den Endstand her. Laidouni kommt sogar fast noch zum Ausgleich, köpft aber nach Trimmel-Flanke knapp vorbei - und das wäre, ehrlich gesagt, auch nicht gerecht gewesen. Alles in allem fast ein wenig ernüchternd, abgesehen von der Fofana/Aaronson-Premiere, aber wie schon eingangs erwähnt - ein weiteres Testspiel mit bunt durchgemischten Aufstellungen, mehr nicht. Urs Fischer wird mit Sicherheit nicht zufrieden sein, aber schon am Mittwoch kann die Mannschaft beweisen, dass sie's besser kann, dann kommt Rapid Wien in die Alte Försterei, Anstoß ist um 18.15 Uhr.
Ein neuer Name schwirrt umher: Wir interessieren uns wohl für den knapp 31-jährigen Kevin Volland, der die letzten drei Jahre in der Ligue 1 beim AS Monaco verbracht hat, zuletzt dort aber nicht mehr so recht glücklich war und gern wieder zurück in die Bundesliga will - und angeblich am liebsten zu uns. Als Ablöse sollen fünf bis sieben Millionen im Raum stehen und angeblich ist auch der VfL Wolfsburg interessiert, die nebenbei mit einem ersten Angebot für Gosens über vierzehn Millionen abgeblitzt sind - aber ich glaube kaum, dass wir das überbieten wollen. Die Idee mit Volland hat natürlich was, immerhin hat er über hundert Erstligatore aufzuweisen und, was die Sache aus meiner Sicht noch viel interessanter macht, fast genausoviel Torvorbereitungen, ein erfahrener, spielender Mittelstürmer, der die Liga kennt - warum nicht? Aber noch ist das alles nur ein Gerücht, nicht mehr.
Auch der angeblich schon feste Deal mit dem ungarischen Innenverteidiger Szalai hat sich noch kein Stück weiterbewegt, also heißt es weiter abwarten, zusätzlich sollen jetzt auch noch Freiburg und Hoffenheim an dem Nationalspieler dran sein - ohne das branchenübliche Geplänkel scheint es einfach nicht zu gehen. Währenddessen haben wir Jamie Leweling nun tatsächlich für eine Saison nach Stuttgart verliehen, wohl mit anschließender Kaufoption über fünf Millionen. Schade, aber momentan scheint es für alle Seiten die beste Lösung zu sein. Wir sehen uns Mittwoch gegen Wien, es soll wohl nicht ganz so schweineheiß sein - also freuen wir uns über ein weiteres Testspiel, diesmal immerhin in unserem Wohnzimmer: Wie sagt Dorothy im "Wizard of Oz" so schön: "Es ist nirgendwo so schön wie daheim…"
12. Juli: Ausverkauft in Luckenwalde!
Unionfux: Das erste Freundschaftsspiel zur neuen Saison beim FSV Luckenwalde ist restlos ausverkauft. Dreitausend Zuschauer fasst das Werner-Seelenbinder-Stadion des Regionalligisten, mehr sind nicht drin. In der abgelaufenen Spielzeit lagen die Zuschauerzahlen zwischen 334 gegen den ZFC Meuselwitz bis hin zu 1152 gegen Energie Cottbus, ganz ordentlich, aber doch weit entfernt von proppevoll. Und nun kommt der Champions League-Teilnehmer Union und es brennt der Baum, man hätte leicht die doppelte Anzahl der Karten verkaufen können - schon wieder müssen Fans draußen bleiben und die Saison hat noch gar nicht begonnen.
Alles fiebert eben dieser neuen Saison entgegen und die letzten beiden Neuzugänge, Brenden Aaronson von Leeds United und David Fofana von Chelsea, haben die Erwartungen noch angeheizt, klar ist wohl, dass wir in Zukunft nicht mehr ganz so große Angst vor Ballbesitz haben und Lösungen finden wollen, auch gegen Mannschaften, die uns das Spiel überlassen... Auch, wenn man fest davon ausgehen kann, dass Sheraldo Becker noch an die englischen Fleischtöpfe abwandert - Taiwo Awoniyi wird ihm wohl verraten haben, was er da so verdient, und da kann man schon ins Grübeln kommen - und auch Danilho Doekhi könnte noch den sogenannten "nächsten Schritt" machen: sehr viel schwächer sind wir wohl kaum geworden, zumindest auf dem geduldigen Papier. Und immer noch denkt man über einen Innenverteidiger nach, einen linken Außenverteidiger und neuerdings über einen Torwart, offenbar will man hinter Rönnow einen annähernd gleichwertigen Keeper, nicht umsonst hat man Grill nach Osnabrück ausgeliehen. Da kommt noch einiges auf uns zu, selbst wenn es nicht klappen sollte in Sachen Szalai oder Gosens.
Die große Kunst wird nun darin bestehen, dass trotz neuer Stars die Mannschaft selbst weiterhin der Star bleibt. Denn das ist und bleibt unser entscheidender Trumpf und was ein nominell hochwertiger Kader wert sein kann oder eben auch nicht, das konnte man gerade in Wolfsburg sehen und in Leverkusen und in Hoffenheim und in Gladbach: große Namen sind weiß Gott keine Garantie. Und vielleicht müssen alle Beteiligten, Verantwortliche, Mannschaft und Fans, auch damit klarkommen, dass die Konkurrenz nicht schläft, wenn man allein sieht, wie die Pillendreher und auch die Eintracht fröhlich einkaufen - will sagen, eine Saison, in der wir nicht einmal schlechter als Platz fünf sind, dürfte sich nur schwer wiederholen lassen. Klar, theoretisch weiß das jeder, aber praktisch? An Erfolg gewöhnt man sich nun mal allzu schnell und wann war in den letzten vier Jahren jemals echter Druck aufm Kessel? Auch dahingehend könnte es also spannend werden. So’n alter Fuchs wie Oliver Ruhnert weiß das natürlich - und so sehen wir, dass gerade ein Kader zusammengestellt wird, der dann auch (möglicherweise) ohne internationales Geschäft nicht auseinander fallen würde - nicht umsonst hat man die beiden Hoffnungsträger aus der Premier League nur geliehen.
Auf der Abgangsseite stehen Rick van Drongelen, der für, dem Vernehmen nach, ziemlich schlanke 200.000 in die Türkei zu Samsunspor wechselt und wahrscheinlich wird Jamie Leweling nach Stuttgart verliehen. Aber erstmal geht’s heute nach Luckenwalde, in den dortigen Hexenkessel und dann wollen wir mal sehen, was die Jungs so anbieten. Die brandneuen Zugänge dürften noch nicht mitmischen, aber ich glaube kaum, dass das den dreitausend Zuschauern all zu sehr die Stimmung verderben könnte. Ich hab übrigens auch keine Karte bekommen… Nichtsdestotrotz: viel Spaß und gute Unterhaltung!
10. Juli: Noch nie hatte Union eine solch starke Mannschaft!
Icke: Was kommt da auf uns zugerollt? Nach dem es wochenlang eher ruhig war, geht es jetzt Schlag auf Schlag. Mit Brenden Aaronson kommt eine echte Nummer 10. Wir leihen den Spieler für ein Jahr von Leeds United. Sein Marktwert? Satte 25 Millionen. Aaronson ist der Spielmacher, den Union gesucht hat. Und Union bleibt sich selbst treu. Diese Granaten werden geliehen. Sie zu kaufen, wäre mit zu viel Risiko verbunden. Das Geld stecken wir in unsere "Baustellen". Stadionausbau, Nachwuchsleistungszentrum und Profi-Trainingszentrum heißen diese aktuell. Mit der Devise "Investieren in Steine und Beine" sind wir schon immer gut gefahren. Man schaue nur zum abgestiegenen Westberliner Verein. Mangels Eigentums müssen die nun ihre Vereins-Anteile verkaufen und entscheiden schon lange nicht mehr allein, was mit ihrem Verein passiert. Ein Trauerspiel. Und die Fans spüren diesen Niedergang. Jetzt verbrüdert man sich schon mit dem Stasi-Nachfolgeverein.
Die älteren, richtigen Hertha-Fans können einem nur noch leidtun. Sie werden von der Baby-Face-Generation-Bernstein überrollt. Menschen ohne Erfahrung in Wirtschaft und Profi-Fußball übernehmen die Verantwortung über Budgets von mehreren Hundert Millionen Euro. Das kann nur schiefgehen. Der Beweis: Die 374 Millionen vom windigen Horst sind genauso schon weg, wie es die neuen 100 Millionen von "777" sind. Oder warum musste die Stadt Berlin - trotz 100 Millionen frischen Geldes - zusätzlich die Stadionmiete für ein Jahr stunden? Fast könnte man den Eindruck bekommen, Union und Hertha entwickeln sich im Eiltempo diametral auseinander. Aber zurück zu Union.
Neben Aaronson hatte man vorher ja schon Kral, Leite und Kaufmann verpflichtet. Kral für ein Jahr geliehen und Kaufmann gekauft. Leite haben wir nach seiner Leihe für 7,5 Millionen gekauft. Kral wäre nach dem einen Jahr Leihgeschäft ablösefrei zu haben. Übereinstimmend berichten alle Medien, Union habe auch bereits Attila Szalai aus der Türkei gekauft. Für stolze 14 Millionen Euro. Man mag es kaum glauben. Die offizielle Bestätigung seitens Union fehlt hier aber noch. Nun fragt man sich nach dem Plan dahinter. Es ist schwer vorstellbar, dass Union für eine Position (linker Innenverteidiger) nach Leite für 7,5 Millionen, nun auch noch Szalai für 14 Millionen holt. Zumal der vielumworbene Doekhi ja auch noch auf dieser Position spielen kann. Die einzig logische Erklärung dafür wäre, dass Leite Union noch verlässt. Wolfsburg sucht gerade einen Ersatz für van de Ven.
Ebenso "fast-sicher" wie die Szalai-Verpflichtung soll eine Leihe von Fofana sein. Der Junge wäre wohl eine absolute Bombe. Warum er bei Chelsea so wenig Einsatzzeiten bekam, ist mir ein Rätsel. Im Internet kursiert ein Video-Zusammenschnitt seiner letzten Tore. Was man da sieht, ist kaum zu glauben. Auf engstem Raum trickst er reihenweise gestandene Verteidiger aus und vollendet gekonnt. So Becker bleiben sollte (die Chancen stehen wohl 50:50), können wir uns auf einen Sturm mit Becker/Fofana wie irre freuen. Stand jetzt käme da noch Aaronson als 10er hinzu. Also ganz vorn Becker und Fofana und dahinter Aaronson. Das wäre schon eine Offensive, der man auch international einiges zutrauen kann!
Und dann wäre ja auch noch die vakante Stelle der linken Außenbahn. Gosens möchte wohl zu uns wechseln. Und zieht Union wohl auch klar Wolfsburg vor. Allerdings ist Wolfsburg ein guter Barzahler und Union dürfte keinen weiteren Transfer in dieser Größenordnung (ca. 14 Mio.) stemmen können und wollen. Inter Mailand braucht aber dringend Bares. Mal schauen, in welche Richtung sich diese Personalie entwickelt. Nach Leite, Kaufmann und Szalai mit einem Invest-Volumen an Ablösen in Höhe von 24,2 Millionen Euro ist Unions Spielraum definitiv ausgeschöpft. Die neue Alternative heißt wohl Maxim De Cuyper. 22-Jähriger belgischer U21-Auswahlspieler, der gerade bei der zurückliegenden EM auf sich aufmerksam machte. Ein defensiv stabiler Außenbahnspieler mit ordentlich Zug zum Tor. In 33 Meisterschaftsspielen erzielte er 8 Tore selbst und leistete zu 6 weiteren Toren die Vorarbeit. Das ist mega! Er hat einen Marktwert von 5 Millionen.
Und wie ist der Stand bei Hollerbach? Einige Medien sahen ihn schon als sicheren Transfer. Angeblich hat sich nichts geändert und Hollerbach soll zu Union wechseln. Wahrscheinlich aber, arbeitet man im Hintergrund an einem schlüssigen Konzept. Das würde dann eine Leihe von (wahrscheinlich) Leweling beinhalten. Wenn alles so kommt, wie von uns prognostiziert, würden Becker und Fofana den Stamm-Sturm bilden. Erster Einwechsler wäre Behrens. Die Nummer 4 wäre Jordan im Sturm. Kaufmann und Hollerbach würden dann den 3. Sturm bilden. Wobei auch eine Leihe von Leweling und Hollerbach vorstellbar wäre. 5 Stürmer sollten reichen und wir hätten Talent Sanogo, der in den Jugend-Teams alle Netze zerschoss, noch in der Hinterhand. Außenstürmer Skarke wird wahrscheinlich noch verkauft. Es soll mehrere Interessenten für ihn geben.
Die wahrscheinlich noch größere Leistung von Ruhnert - aktuell - liegt bei unseren Abgängen. Viele Spieler aus der 2. und 3. Reihe konnten wir schon verkaufen oder verleihen. Für einige noch offene Personalien soll es Angebote geben. In den letzten Jahren haben wir dann diese Spieler mit in die Saison gezogen, was für beide Seiten uncool war. Das scheint diese Saison anders zu sein und noch idealer zu werden. Die letzte Meldung von heute ist, dass wir Grill nach Osnabrück verleihen. Gute Entscheidung. Dort kann er sich stabilisieren. Das heiß aber auch, es kommt noch eine neue Nummer 2. Gemunkelt wurde schon einige Wochen, der griechische U21-Nationalkeeper Tzolakis sei ein Kandidat. Das wird jetzt noch wahrscheinlicher. Würde man mich fragen, ich hätte den rotinierten Zieler aus Hannover geholt. Aber vielleicht machen wir das ja sogar? Für 2 Jahre kann er noch gut auf höchstem Niveau "Kästen" sauber halten. Mit einem 20-jährigen Griechen, der die Bundesliga nicht kennt, wäre mir das zu riskant. Aber Gott sei Dank, ich muss das nicht entscheiden. Alles in allem - diese Transferperiode scheint die beste der letzten Jahre zu werden. Wir freuen uns darauf. Eisern!
5. Juli: Olympiastadion statt Alter Försterei in der Champions League - Tabubruch oder Notwendigkeit?
Unionfux: Alea iacta est - die Würfel sind gefallen: Union wird seine Champions League-Heimspiele im Olympiastadion austragen, aufgrund des einzigen Vorteils dieser ungemütlichen Schüssel am anderen Ende des Stadt: sie fasst eben 75.000 Zuschauer, die Vorgaben der UEFA sind so leichter umzusetzen und im Grunde kann jedes Mitglied, das möchte (und noch ein paar mehr), die Spiele live verfolgen.
Natürlich hat das unter Unionern eine Riesendiskussion losgetreten, denn von Seiten der UEFA hätte man auch in der Alten Försterei spielen können. Und hat Dirk Zingler nicht stets betont, dass man immer zu Hause spielen würde, soweit das irgend möglich wäre? Für drei Champions League-Spiele wird nun also einiges aufgegeben: ein unumstößliches Prinzip und der wirkliche Heimvorteil: jeder weiß, wie uneinnehmbar die Festung Alte Försterei ist.
Und es gibt nicht wenige Unioner, zu denen auch ich gehöre, die damit gelebt hätten, die Heimspiele unter ziemlich wahrscheinlichen Umständen nur im Fernsehen verfolgen zu können. Gleichwohl kann man die Entscheidung des Vereins natürlich auch nachvollziehen, jedem Unioner den einfachen Zugriff auf die Tickets zu ermöglichen - und auch wenn es in der offiziellen Verlautbarung nicht erwähnt wird: es geht auch noch um ein paar Millionen, bis zu fünf soll man mehr einnehmen können, viel Geld für einen Verein, für den solche Summen noch vor wenigen Jahren astronomisch waren. Was nun wichtiger ist, das bestimmt die jeweilige Sichtweise. Es ist nun mal eine rein binäre Entscheidung: 0 oder 1, es gibt nichts dazwischen, keinen Kompromiss.
Und ganz egal, wie man das Ganze gehandhabt hätte, irgendjemand hätte seine Enttäuschung verarbeiten müssen, so oder so, ein klassisches Dilemma. Insgesamt würde ich das Ganze jedoch nicht zu hoch hängen - wie gesagt, es geht um vorerst drei Spiele, in einem (ein bisschen fragwürdigen) Wettbewerb, den wir höchstwahrscheinlich nicht jede Saison erreichen werden. Die CL-Teilnahme ist schön und gut, aber nun wirklich nicht das Wichtigste. Und die Erkenntnis, dass man eben nicht alles haben kann, wird ja auch für die allermeisten Unioner nicht ganz so neu sein - und daran sollten wir uns jetzt wieder mal alle erinnern.
Trotz aller Ansagen und Gerüchten haben, nach Kral und Kaufmann, immer noch keine weiteren Neuzugänge bei uns unterschrieben, auch der hier schon angekündigte Hollerbach nicht, die Gründe dafür sind unklar. Selbst die Akte Gosens ist wohl noch nicht geschlossen, wenn auch mittlerweile relativ unwahrscheinlich, zu groß sind sie Zahlen. Neuer und schon relativ konkreter Name ist der 22jährige US-Nationalspieler Brenden Aaronson vom Premier League-Absteiger Leeds United. Noch vor einem Jahr überwiesen die Engländer knapp 33 Millionen nach Salzburg, jetzt soll der offensive Mittelfeldspieler für ein Jahr ausgeliehen werden - haben wir hier etwa den so dringend ersehnten Zehner? Klingt gut, noch in dieser Woche soll das finalisiert werden.
Alle weiteren Gerüchte sind derart vage, dass ich sie mir mal hier verkneife. Fakt ist jedenfalls, dass Keita Endo für ein weiteres Jahr nach Braunschweig verliehen wird und unser ehemaliger Spieler Marius Bülter von Schalke nach Hoffenheim wechselt, für bis zu vier Millionen Ablöse, von denen wir hoffentlich auch was sehen, denn seinerzeit mussten die Gelsenkirchener nur geschmeidige 800.000 an uns überweisen...
1. Juli 2023: Diese 8 Union-Stürmer kämpfen aktuell um 2 Plätze
Icke: Was planen Ruhnert und Fischer im Sturm? Becker, Behrens und Jordan sind aktuell die ersten 3 im Sturm. Dahinter wartet noch Leweling. Und der frisch verpflichtete Kaufmann, sowie "so gut wie" - Verpflichtung Hollerbach. Auch Sanogo wird von den Junioren hochgezogen und Skarke hat wohl Angebote, aber noch ist nichts fest. Das sind 8 Stürmer für 2 Plätze. In der Spitze haben wir uns damit noch nicht verbessert. Eher in den Sparten "Breite" und "Talent". Ruhnert und Fischer suchen aber auch noch eine qualitative Sturmverbesserung. Das wäre dann die Nummer 9 im Sturm. Natürlich rechnen viele damit, dass Skarke noch verkauft wird. Sanogo dagegen wird Union behalten. Er kann in der Youth-League Tore schießen und ist ein Local-Player. Wovon Union sowieso viel zu wenige im Kader hat. Da drohen dann wieder Streichungen in der Quantität des Kaders der Champions League. Kaufmann und Leweling blieben dann noch für Leihgeschäfte übrig. Aktuell ist es schwer - hier einen glasklaren Plan zu erkennen. Ansonsten sieht es im Forsthaus nicht so aus, als wenn sich in den nächsten Tagen, sprich kurzfristig, etwas Neues ergeben würde.
Kevin Schlotterbeck und Christopher Lenz haben von ihren Clubs die Freigabe für einen ablösepflichtigen Wechsel bekommen. Beide hatten schon eine sehr erfolgreiche Zeit beim 1.FC Union. Und beide könnten wohl für kleine Ablösen zwischen 2,5 und 3 Mio. € wechseln. Da wüssten wir, was wir bekommen und keiner der Spieler müsste sich erst einleben. Das sind Optionen über die wir wirklich nachdenken sollten. Einen zweiten "Linksfuß" (neben Leite) unter den Innenverteidigern haben wir nicht im Kader. Und einen Spieler für die linke Außenbahn suchen wir ja sowieso. Könnte passen.
Spannend wird auch der Dreikampf Leweling/Kaufmann/Hollerbach im Sturm. Alle 3 kämpfen um Platz 4 oder/und 5. Sprich - wer wird der Michel-Nachfolger im Team? Einer oder sogar zwei werden wohl ausgeliehen werden, eben um allen Spielzeit zu sichern. Und keiner vergesse bitte den am Freitag (30.6.) - 19 Jahre jung gewordenen Sanogo. In der abgelaufenen Saison hatte er 20 Torbeteiligungen in 17 Pflicht-Spielen der Junioren-Bundesliga. Papa Sanogo schaffte 80 Erst-Bundesligaspiele und machte dabei 26 "Buden". Das Talent wurde vererbt.
In der Frage, wo spielt Union den nun seine CL-Spiele, ist nach wie vor nichts fix. Die UEFA hat den Weg für Stehplätze für die kommende Saison freigemacht. Sie sind erlaubt. Die Fan-Szene ist uneinig. Einige wollen natürlich aus traditionellen Gründen nur die Alte Försterei haben. Andere, zu den ich auch gehöre, sehen die Größe des Olympia-Stadions und wie viele Unioner dort dabei sein könnten. Ganz nebenbei wären natürlich auch die Einnahmen im Olympia-Stadion relevant höher. Aktuell könnten wir das - bei unseren vielen Baustellen - sicher gut gebrauchen. Die Bauarbeiten für das neue Trainingszentrum der Profis haben begonnen. Nebenbei wird auch noch das Nachwuchs-Leistungs-Zentrum zu Ende gebaut. Eisern!
30. Juni: Köln und Heidenheim düpiert: Aufstiegsstar wechselt zu Union!
Unionfux: Da sprechen mittlerweile viele schon fast reflexartig von einem typischen Ruhnert-Transfer: Der Shootingstar vom Zweitligaaufsteiger Wehen Wiesbaden, Benedict Hollerbach, umworben u. a. von Köln und Heidenheim, soll sich für uns entschieden haben. In der vergangenen Spielzeit ist der Mann richtig durchgestartet: seine 17 Tore und 5 Vorlagen machten den Aufstieg für Wehen erst möglich. Schnell, trickreich und jung, ausgebildet bei den Bayern und in Stuttgart - keine schlechten Voraussetzungen. Dem Vernehmen nach sollen wir eine gute Million für ihn lockermachen und ihn gleichzeitig ein Jahr in Wehen parken - da könnten wirklich alle gewinnen.
Das Thema Robin Gosens soll sich hingegen schon wieder erledigt haben, da Inter Mailand ihn nicht verleihen will, sondern nur verkaufen und da sind uns die verlangten 15-20 Millionen einfach mal zu happig für einen fast 29-Jährigen, den man in drei Jahren auch nicht für die annähernde Summe weiterziehen lassen könnte. Jetzt soll der VfL Wolfsburg interessiert sein, da passt er wohl auch besser ins Gehaltsgefüge.
Apropos Wolfsburg: Max Kruse, die Älteren unter uns werden sich noch an ihn erinnern, ist wieder zurück im Profizirkus! Auch wenn die Rückkehr weniger glamourös ausfällt als von ihm erhofft: Er unterschreibt, zunächst für ein Jahr, beim weniger schillernden SC Paderborn. Statt MLS (ja, immer ein erklärtes Wunschziel) oder Bundesliga geht es in die Zweite Liga, mitten in die ostwestfälische Provinz. Ich möchte bezweifeln, dass Dilara mit ihm mitkommt und zum Pendeln nach Berlin ist es mit gut 400 km einfach zu weit. Aus Wolfsburg ist es via ICE ja bekanntlich nur ne gute Stunde, aus Paderborn sind's dann schon vier. Die erste echte Zerreißprobe für die junge Ehe! Und wie der zweifellos überdurchschnittlich begabte Kruse mit dem überschaubaren Fussball der Zweiten Liga zurechtkommt, wird bestimmt auch ganz interessant. Und es gibt garantiert nicht wenige Verteidiger der zukünftigen Konkurrenz, denen es plötzlich heftig in den Füßen juckt…
Der neue Spielplan der Bundesliga ist gerade raus - und es bleibt, so wie in den vorangegangenen vier Saisons: Wir beginnen am 19. oder 20. August zu Hause gegen Mainz und beschließen die Saison auch in der Alten Försterei, und zwar gegen den SC Freiburg. Hätte wirklich schlechter kommen können, damit kann man wohl zufrieden sein. Vor uns liegt das letzte Wochenende ohne Union, am Montag geht's wieder los, die Jungs steigen, wenn auch verhalten mit verschiedenen Tests, in die neue Saison ein - auch wenn es noch einige Wochen dauert, bevor es wieder ernst wird, die Vorfreude steigt!!
26. Juni: Das unerklärliche Wunder
Unionfux: Die Bundesligaspieler (von denen 252 mitgemacht haben) wählten bei einer Kicker-Umfrage den Trainer der Saison und diesmal gewinnt tatsächlich, wenn auch nur knapp, Urs Fischer vor Xabi Alonso und Edin Terzic. Für mich eigentlich die einzig mögliche Wahl und mehr als hochverdient, vor allem vor dem Hintergrund der vergangenen Spielzeiten.
Aber die Fachpresse hat ja immer noch ein kleines Problem mit uns, das kann man auch ganz gut an der aktuellen Kicker-Rangliste sehen, wo wir lediglich in drei von sieben Kategorien vertreten sind und zwar durch Rönnow, Knoche und Behrens und alle auf den billigen Plätzen: Rönnow auf Rang 7, Behrens auf 9 und Knoche auf Platz sage und schreibe 15. Kein Becker, kein Khedira, kein Doekhi. Die beste Abwehr der Liga - wie hat sie das nur angestellt?
Ganz zu schweigen von unserem vierten Platz und, gemeinsam mit dem Meister Bayern, der stabilsten Mannschaft der Bundesliga, zudem noch als einzige ohne Heimniederlage. Und das alles mit lauter Na-ja-Fussballern!! Das Wunder von Köpenick muss doch immer unerklärbarer werden für die Damen und Herren von der Fachjournaille - wie kann das nur sein, mit drei ganz ordentlichen Spielern? Unser Platz 7 vor zwei Jahren hätte sooo schön als Kuriosum durchgehen können, eine süße Geschichte von Eisern Union, aber nee, die machen immer weiter und weiter!
Die haben ihr Stadion selbst gebaut und sind Kult - mehr fällt uns zu denen doch gar nicht ein! Ja, ich weiß, solche Listen sind letztendlich doch subjektiv und bei uns ist wirklich der Star die Mannschaft, aber wie wir, immer noch und noch, dermaßen unterschätzt werden und das vom einzigen Fachmagazin des Landes, ist schon traurig und lächerlich zugleich. Wobei es da ja auch gute Seiten gibt: als Underdog segelt es sich doch günstig so unterm Radar. Und meinetwegen sollen alle vom Zauberfussball der Diva Glasner reden oder von Alonsos überragender Taktik oder von Christian Streichs toller Arbeit - ich weiß nur: All diese Vereine sind in der vergangenen Saison hinter uns gelandet, Frankfurt und Leverkusen sogar mit beträchtlichen zwölf Punkten - nichtsdestotrotz taucht Leverkusen mit immerhin zehn Spielern in der Rangliste auf, ja, selbst Schalke als klarer Absteiger findet noch viermal in den Ranglisten statt. Noch Fragen?
Ja, wir spielen keinen so gepflegten Ball, wir sind das Schmuddelkind der Spitze, aber Zahlen lügen nicht und die Punkte hat uns niemand geschenkt und die lassen sich auch nicht alle ermauern, aber bitte, macht nur, liebe Freunde der Bundesliga. Ich wollte mich nur nochmal darüber aufgeregt haben. Jetzt richten wir unseren Blick auf das Positive und freuen uns, für die nicht mehr zu umgehende Würdigung von unserem Urs! Wie schon vor einigen Tagen hier berichtet, wechselt das Missverständnis Kevin Möhwald nach Belgien, zu Eupen und Kohfeldt, die Sache mit Gosens ist weiterhin am Köcheln, es gibt Gerüchte um Spieler wie Fofana von Chelsea.
Auch auf der Abgangsseite gibt es weitere Bewegungen: Leweling soll ausgeliehen werden und es gibt natürlich schon eine Reihe von ungenannten Interessenten, so sieht es auch bei Pantovic aus, wobei da nicht klar ist, ob er verliehen werden soll oder verkauft. Rick van Drongelen möchte in Rostock bleiben und auch Dominique Heintz will wieder zurück zu seinem Stammverein Kaiserslautern, aber bei allen genannten Akteuren ist noch nichts in trockenen Tüchern. In einer Woche ist schon wieder Trainingsauftakt, es geht schon wieder los - das könnte heißen, diese Woche passiert noch eine ganze Menge - bleiben wir schön neugierig!
24. Juni: Ein wildes Transfer-Karussell
Icke: Gosens, Doumbia, Bitello, Jakobs, Aidoo, Dest, Früchtl, Aouar, Onuacha, Boniface, Orban, Carvalho, Ducksch, Tanganga, Balogun, Ngankam, Barrios ... das sind alles nur Teile der Gerüchteküche von Union. Es zeigt, wieviel Bewegung am Markt aktuell ist. Vieles davon wird aber auch fake sein. Das alles würden Ruhnert und Team ja gar nicht schaffen. An dem Gosens-Gerücht sollte allerdings etwas dran sein. Zu viele Quellen berichten das unabhängig. Die Frage ist nur, braucht Union gerade auf dieser Position einen Star? Ich sage nein. Roussillon hat eine tolle Saison gespielt. War hinten sicher und vorn sehr aktiv. Nun wird ein zweiter "Mann" gesucht. Ich wäre ganz klar für Lenz. Dann hätten wir einen Experten für hinten und einen für vorn und könnten das je nach Gegner spezifisch anpassen. Nach der Max-Verpflichtung stehen die Karten für Lenz in Frankfurt schlecht. Über Julian Draxler wird aktuell nirgends mehr gesprochen. Ich hole ihn mal aus der Versenkung vor. Er wäre die absolut passende Verpflichtung für Union. Bei Paris ist er chancenlos. Union sucht Jemanden, der das spielerische Element im Aufbau stärkt. Das kann Draxler. Gleichzeitig spielt Draxler bevorzugt auf links. Würde glänzend zu Becker passen, der ja die rechte offensive Seite bevorzugt. Aber die "10" kann Draxler auch spielen und hinter zwei Spitzen agieren. Diese Konstellation passt einfach zu Union. In der Mitte hätten wir dazu (aktuell) Behrens, Jordan und Neuzugang Kaufmann. Sanogo und Leweling warten auch auf ihre Chance. Skarke wird wohl gehen. Irgendwer in der Richtung Draxler, Boniface oder Orban wird wohl noch kommen. Da bin ich sehr sicher. Da diese Transfer-Periode diesmal aber bis in den September reicht, zieht sich das alles in die Länge. Jeder Verein wartet auf Schnäppchen und wartet und wartet. Für die Fans ist das nicht schön.
Und nein, ich habe für Draxler keine Quelle. Vertraue aber darauf, dass Ruhnert auch sieht, dass wir für die 10 und notfalls für Links-Offensiv einen überdurchschnittlichen Spieler benötigen. Und da gibt es aktuell wohl keine bessere Idee als die von Draxler. Jedenfalls nicht unter Berücksichtigung des Preis-/Leistungs-Verhältnisses. Das Paris ihn ziehen lassen würde, ist ja kein Geheimnis. Im nächsten Jahr haben wir die EM im eigenen Land. Es wäre die letzte Chance für Draxler - auf sich aufmerksam zu machen. Finanziell sollte er "durch" sein. Da kann er für 1 Jahr (so lange läuft noch sein PSG-Vertrag) auch auf ein paar Taler verzichten. Sein Marktwert ist inzwischen auf 6 Millionen geschrumpft. Das wäre die absolut typische "Ruhnert-Verpflichtung". Den gestrauchelten Spieler mit einem guten Team wieder auf die Beine zu helfen und dann selbst auch davon profitieren.
Hoffen wir auch, dass Becker und Doekhi nicht noch abspringen. Beide sind bei vielen finanzstarken Clubs gefragt wie nie. Allerdings wissen wir auch, was gerade diese beiden wert sind. Ich würde keinen von beiden unter 20 Millionen Euro ziehen lassen. Im schlimmsten Fall haben wir 40 Millionen zusätzlich und müssen die beiden ersetzen. Mit dem Geld ist das möglich. Auch das würden wir hinbekommen. Aber viel lieber möchten alle Unioner Becker und Doeki nächstes Jahr im Union-Trikot sehen. Da ist ein Team gewachsen, das wenn es noch einmal verstärkt wird, ganz Großes schaffen kann. Eisern
21. Juni: Paul Seguin und Kevin Möhwald vor dem Abflug
Unionfux: Nach Sven Michel nun die nächsten Abgänge: Paul Seguin unterschreibt auf Schalke einen Dreijahresvertrag und wir kassieren 750.000 Euro plus etwaige Boni, sollte es Schalke gelingen aufzusteigen. Seguin ist einer unserer "Dicht daneben ist leider auch vorbei"-Fälle. Guter Fussballer, der aber, aufgrund gestiegener Kaderdichte, nicht richtig zum Zuge kam und wenn doch, dann blitzte hier und da mal was auf (z. B. ein genialer Pass auf Becker zu Hause gegen Wolfsburg oder sein Tor gegen Hertha), aber insgesamt war das gegen die starke Konkurrenz nicht genug, unsere Ansprüche sind offenbar gestiegen und die Verletzten- und Gesperrtenliste war ziemlich kurz.
Seguin will spielen, Schalke ist zwar nicht mehr der große Name, aber immer noch eine gute Adresse und der Umweg über die Zweite Liga könnte ein neuer Anlauf sein. Viel Glück, Paule!
Und auch Kevin Möhwald, der in der vergangenen Saison nicht nur keine Minute gespielt hat, nein, er war auch nicht einmal im Kader, in allen drei Wettbewerben - schlimmer geht’s wohl nicht, auch Möhwald hat einen neuen Verein. Höchstwahrscheinlich folgt er seinem alten Trainer Florian Kohfeldt zum KAS Eupen nach Belgien, denn der kennt ihn noch in wesentlich besserer Verfassung und Eupen ist gerade haarscharf am Abstieg vorbeigeschrammt - gut möglich, dass Möhwald sich da rehabilitieren kann. Gut für ihn, gut für uns, Platz im Kader und auf der Payroll.
In Sachen Zugänge gibt es weiterhin nur Gemunkel: Ismail Jakobs vom AS Monaco und Souleyman Doumbia vom SCO Angers für die linke Abwehrseite, Serginho Dest soll jedenfalls kein Thema mehr sein. Und für Josip Juranovic soll sich der VfL Wolfsburg interessieren, aber dass der nach einem halben Jahr schon wieder abschwirrt, ist schwer vorstellbar, die Radkappen sind international nicht vertreten, weil sie das letzte Heimspiel gegen Hertha vergeigt haben, während wir ja die Champions League rocken wollen.
Aber wer weiß? Wenn das Angebot finanziell allzu unmoralisch sein sollte - dass im Profifussball wenig undenkbar ist, haben wir ja mittlerweile zur Genüge erlebt. Es bleibt fraglos spannend …
15. Juni: Adieu, Sven Michel!
Unionfux: Bei dieser Personalie hat man schon gemischte Gefühle: Sven Michel geht für 'ne knappe Million zum FC Augsburg und unterschreibt dort bis 2025. Eigentlich war man sich schon mit dem VfL Bochum einig, aber im vorletzten Moment traten die Augsburger auf den Plan und legten nochmal 20.000 im Monat an Gehalt auf das Bochumer Angebot drauf - das nennt man ein wirklich gutes Argument.
Dazu der 2-Jahresvertrag und das mit fast 33: das ist für mich in jeder Hinsicht nachvollziehbar, auch für unseren Verein natürlich. Der Spieler geht nicht für lau und macht einen Kaderplatz frei, so können wir uns weiter verjüngern und verbessern.
Unvergessen sind, neben dem entscheidenden Tor in der Europa League bei St. Gilloise, seine unfassbaren fünf Minuten gegen das Leipziger Konstrukt: kurz vor Schluss eingewechselt, Ausgleich mit supercleverem Kopfball bei der ersten Ballberührung und nur wenig später die Monsterhackenvorlage auf Behrens zum Siegtor, nicht umsonst paritätisch zum Tor des Monats gekürt: beide kriegten die Medaille: Behrens und Michel.
Seine Tore im Grunde immer typische Michel-Tore, schlitzohrig, ungewöhnlich - der Typ wird uns schon fehlen. Viel Glück in Augsburg, natürlich nicht gegen uns. Außerdem soll Dominique Heintz vor einem Wechsel zu seinem Heimatverein, dem 1. FC Kaiserslautern stehen, auch das würde für alle Seiten Sinn ergeben. Tymo Puchacz könnte wohl eine weitere Saison zu Trabzonspor verliehen werden.
Tim Maciejewski, der bei uns den Durchbruch nicht geschafft hat, geht zum gerade abgestiegenen SV Sandhausen, die aber gleich wieder hochwollen, wie man an ihrer Transferpolitik ablesen kann, u. a. hat Rouwen Hennings dort unterschrieben.
Ansonsten schwirren eine Menge Namen durch die Luft, was potenzielle Neuzugänge angeht, bis hin zu Robin Gosens von Inter Mailand, aber das würde ich in den Bereich der journalistischen Fabel verweisen. Denn wir waren wohl auch an Naby Keita interessiert, aber er war uns unterm Strich zu teuer. Bremen zahlt ihm ein nettes Handgeld von drei Millionen und zweieinhalb Millionen plus Prämien - zu viel für uns. Nicht, dass wir uns das nicht leisten könnten, ganz im Gegenteil, aber wir werden den Teufel tun, uns das Gehaltsgefüge zu schreddern, die Folgen könnten verheerend sein.
Zu fragil ist so ein Gebilde, wenn da erst mal der Wurm drin ist, konnten wir in den letzten Jahren quer durch die Liga beobachten, das soll, darf und wird uns nicht passieren - es sei denn bei dem garantierten Unterschiedsspieler, wie eben Max Kruse.
Na, wir werden ja sehen. Last but not least: Jens "Nischl" Härtel, eine echte Größe bei uns in den so dunklen Neunzigern, ist neuer Coach von Eintracht Braunschweig, freut mich allemal für beide.
13. Juni: Ein stürmender Däne für Union
Unionfux: Da schreibe ich neulich, dass wir uns kaum in der zweiten Liga bedienen werden - und, zack, verpflichten wir den zweiundzwanzigjährigen Dänen Mikkel Kaufmann vom KSC. Naja, auch nicht so ganz - denn dorthin war er nur verliehen worden vom FC Kopenhagen (alter und neuer Meister der Superliga), der ihn nun an uns weiterverkauft hat. Dem Vernehmen nach unterschreibt er für vier Jahre und kostet gut zweieinhalb Millionen Euro, der FC Kopenhagen hat vor dreieinhalb Jahren drei Millionen an Aalborg BK bezahlt.
Der Mittelstürmer, an dem auch Stuttgart und Bremen interessiert waren, machte in der letzten Saison zehn Tore und acht Vorlagen für die Karlsruher, den Löwenanteil davon (acht Tore und fünf Vorlagen) in der zweiten Saisonhälfte. Obendrein ist er schnell, robust, technisch gut. Ob er den Sprung aus Liga zwei in die Bundesliga schafft, muss man freilich abwarten. Es ist also erstmal ein Los auf die Zukunft: Das kann ein Hauptgewinn werden oder auch nicht - eins der Risiken, die man gehen muss. Die Lose, die mittlerweile woanders explodiert sind (ich sag nur: Boniface etc.), die sind dann kaum noch bezahlbar. Kann man machen, muss man machen, finde ich. Die besten drei Goalgetter der Zweiten Liga sind Kleindienst (fast 28), Glatzel (29) und der sattsam bekannte Skrybski (30) - die wären allesamt im Grunde zu alt. Auch Behrens war schon 30 und Michel 31, aber Michel hat’s unterm Strich ja nicht so ganz gepackt bei uns, abgesehen von einigen wirklich bemerkenswerten Höhepunkten, und Behrens ist die Ausnahme von der Regel. Kaufmann steht hingegen noch am Anfang seiner Karriere, da kann noch einiges kommen und unbeleckt ist er auch nicht so ganz. Er geht in sein drittes Jahr in Deutschland und unsere beiden dänischen Keeper werden ihm die Eingewöhnung noch weiter erleichtern - das wird äußerst spannend.
Es verdichten sich die Anzeichen, dass wir unsere Champions League-Partien nun doch im Olympiastadion austragen müssen, die Vorteile liegen auf der Hand, die Nachteile auch. 75000 mögliche Zuschauer sind schon ein Pfund, fast jeder, der will, darf kommen und somit auch finanziell, aber ein doofes Stadion bleibt’s ja trotzdem, sowohl das Was als auch das Wo - und der wirkliche Heimvorteil ist auch dahin. Im gleichen Atemzug konkretisiert Dirk Zingler, dass wir anstreben, nur eine Saison, nämlich 2025/26, ins Oly auszuweichen, alle Vorarbeiten sollen so weit geleistet werden, dass das eine Jahr ausreicht. Kann schon sein, dass sich das Ganze noch ein wenig nach hinten verschiebt, Gründe gäbe es genug, aber das wir nur ein Jahr in die Schüssel müssen - das ist fraglos eine gute Nachricht: halber Schmerz eben.
Ältere Blog-Einträge
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Titelfoto: Tom Weller/dpa