Union-Berlin-Blog: 0:3 in St. Pauli ist peinlich

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.
Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

Union Berlin gelingt Befreiungsschlag: "Kenne das Gefühl gar nicht mehr zu siegen"
1. FC Union Berlin Union Berlin gelingt Befreiungsschlag: "Kenne das Gefühl gar nicht mehr zu siegen"

Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

26. Januar: 0:3 in St. Pauli ist peinlich

Gegen den FC St. Pauli hatte Union Berlin am Sonntag zu oft das Nachsehen.
Gegen den FC St. Pauli hatte Union Berlin am Sonntag zu oft das Nachsehen.  © Christian Charisius/dpa

Icke: Oh oh, das war nichts. Hinten löchrig und vorn ideenlos. Der Trainer mit Aufstellungsfehlern (kein Benes von Beginn, wieder Jordan in Startaufstellung, Querfeld im Zentrum als Benjamin) und zu allem Überfluss patzt auch noch der sonst sichere Schwolow. Wie willst du da Punkte holen?

Durch den Alibi-Fußball ohne Biss von Jordan, ohne richtige Sprints und mit fehlender Körpersprache, spielen wir zudem permanent in Unterzahl. Ja, so deutlich muss man das mal sagen. Wenn er wenigstens mal ein Tor schießen würde, passiert aber auch nicht.

Bis zu den Einwechslungen verlassen wir uns einzig und allein auf Hollerbach. Der zerrt wenigstens noch an den Ketten, rennt, dribbelt und schießt. Aber heute ohne Fortuna.

Union Berlin will sich gegen St. Pauli von Abstiegszone absetzen
1. FC Union Berlin Union Berlin will sich gegen St. Pauli von Abstiegszone absetzen

Und ganz ehrlich und ohne ihm zu Nahe zu treten - wenn Hollerbach unsere einzige Offensiv-Antwort in der Bundesliga sein soll, dann werden wir wohl die Klasse wechseln. Dass unsere sportlichen Leiter Heldt, Baume, aber auch das Präsidium, genau das nicht sehen, ist kaum noch nachzuvollziehen. Unsere Qualität im Angriff ist mangelhaft!

Wieder reisten über 3000 Fans in den Norden. Das war das sechste Spiel in Folge, wo sie schlecht gelaunt wieder nach Hause fuhren. Die hätten es auch mal verdient.

Steffen Baumgart sprach direkt nach dem Spiel davon, dass ihm gewisse Tugenden, die Union sonst auszeichnen, gefehlt haben. Habe ich auch so gesehen und frage mich, warum? Die reinen Spieldaten (Laufleistungen, Zweikampf-Bilanzen, Chancen usw.) lassen kaum große Unterschiede erkennen. Und trotzdem war St. Pauli erkennbar spritziger, giftiger und gewann die entscheidenden Zweikämpfe, die dann zu den Toren führten. Da muss man nachfassen.

Vorige Woche gegen Mainz noch engagiert und in großen Teilen ohne Fehler ließen wir all das im Norden – gegen einen direkten Abstiegs-Wettbewerber – vermissen. Die Atmosphäre in Köpenick scheint unsere Mannschaft zu beflügeln, auf fremdem Boden lassen wir das völlig außen vor.

Unser nächster Gegner ist die BSG Markkleeberg. Wie soll das denn gehen? Mir wird Angst und Bange und ich bin nicht der einzige, der Bauchschmerzen hat. Beecke sagte mir gerade: "Wir können derzeit nur hoffen, dass die anderen Mannschaften hinter uns weiterhin keine Serie hinlegen. Wenn dieser Druck auch noch steigen würde, hätte ich wirklich ein sehr schlechtes Gefühl". Dem ist nichts hinzuzufügen.

Und trotzdem waren wir nicht völlig chancenlos. Die ersten 20 Minuten waren ausgeglichen. Und auch in den letzten 15 Minuten konnten wir Druck ausüben, allerdings war das ein Druck ohne richtige Torchancen. Die Zeit dazwischen dominierten die Hamburger. Mal mehr und mal weniger, sie hatten aber im Mittel-Spiel immer die Kontrolle.

Als erstes müssen nun endlich unser Präsidium und Horst Heldt aufwachen. Ein bis zwei neue Spieler für unsere Abteilung Attacke sind Pflicht. Und nein, einen vierten Spieler für die linke Außenbahn (Kostic ist als Gerücht in aller Munde) brauchen wir nicht! Einen Mittelstürmer und einen kreativen Mittelfeldspieler, bitte. Oder hängt das alles mit dem weiterhin fehlenden Hauptsponsor zusammen? Und uns fehlt das Geld? Wenn wir aber so eng auf Kante gestrickt sind, wie wollen wir da unser teures Stadion-Projekt in Angriff nehmen?

Zumal, spielen wir so weiter wie in Hamburg gesehen, droht uns die zweite Liga mit allen (auch finanziellen) Konsequenzen. Letztes Jahr konnten wir das am letzten Spieltag verhindern. Ob das noch ein zweites Mal in der Form gelingt, ist völlig offen. Hoffen wir, dass in der jetzt folgenden letzten Transferwoche etwas geschieht, und hoffen wir, dass wir endlich einen neuen Hauptsponsor präsentieren.

Und wenn noch jemand an der Ernsthaftigkeit der Situation zweifeln sollte, so zitiere ich gern unsere langjährigen (und klugen) Fans Micha und Willy (mit zusammen über 100 Jahren Union-Erfahrung) heute nach dem Spiel: "Das war das schlechteste Spiel der letzten acht Jahre von Union und grenzt an Arbeitsverweigerung".

Liebe Unioner an den exponierten Stellen, es müssen sich schnell Dinge ändern. Angesprochen ist alles. Jetzt gilt es, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Noch einmal haben wir nicht das gleiche Glück wie im letzten Jahr. Eisern!

24. Januar: Sonntag auf St. Pauli: den zweiten Schritt machen

Im August vergangenen Jahres konnte Union Berlin im Spiel gegen St. Pauli drei Punkte holen. (Archivbild)
Im August vergangenen Jahres konnte Union Berlin im Spiel gegen St. Pauli drei Punkte holen. (Archivbild)  © Christophe Gateau/dpa

Unionfux: Und schwierig bzw. nicht ganz einfach geht’s weiter: das nächste Spiel gegen einen unmittelbaren Konkurrenten steht an - wir müssen zum Abschluss des 19. Spieltages zum FC St. Pauli.

Misstrauisch macht einen von vornherein, dass die Hamburger die schwächste Heimbilanz aller Bundesligisten aufweisen (erst drei Heimtore!), wohl wissend um unsere unfreiwillige Bereitschaft, den Aufbaugegner zu geben. Zudem ist unsere Auswärtsbilanz nicht wirklich ein Ruhmesblatt.

Aber wir haben den vorläufigen Turnaround geschafft und wollen und müssen ihn fortsetzen, mit wiedergewonnenem Selbstbewusstsein inklusive Fünferkette.

Fraglich, ob wir wirklich noch den einen oder anderen Neuzugang dazubekommen, nachdem niemand uns bis jetzt verlassen hat (lediglich der ohnehin ausgeliehene Lennart Grill ist von Braunschweig nach Fürth gewechselt), am Ende muss man sich ja fast fragen, ob das noch Sinn macht, wenn nach der zu erwartenden Akklimatisierung ohnehin nur noch zehn bis zwölf Pflichtspiele übrig bleiben.

Aber ganz egal, ob er Nuno Santos von Vitoria Guimaraes oder Fisnik Asllani von der SV Elversberg (bzw. TSG Hoffenheim) heißt oder ob es gar jemand wird, der noch nirgendwo diesbezüglich erwähnt wurde - am Sonntag wird wohl der derzeitige Kader herhalten müssen, der aber auch so einige Möglichkeiten bereithält.

Mal sehen, ob Vogt wieder in die Chefetage der Verteidigung rücken kann, ob Khedira wieder auf die angestammte Sechs geht, ob Vertessen aus der Ungnade wieder aufs Feld kommt, Rönnow rechtzeitig fit wird, Benes endlich mal die überfällige Chance bekommt und Prtajin in die Sturmmitte darf. Vor Rotation scheut sich Baumgart jedenfalls nicht, soviel ist sicher, interessant wird nur sein, wie man das Spiel am Millerntor angehen will: abwartend oder tonangebend.

Ich würde mich ja sehr freuen, wenn wir mal endlich nicht nur der Juniorpartner der Partie sein könnten, denn das kann böse schiefgehen, wenn der Gegner weiß, was er will und das auch umsetzen kann - in den zurückliegenden Monaten nur zu oft zu beobachten, soll heißen: mal aus der eigenen Stärke heraus gewinnen und nicht nur auf die Unfähigkeit des Kontrahenten hoffen, das hätte durchaus was.

Ein Sieg auf St. Pauli würde uns jedenfalls akuter Sorgen entledigen, den Druck etwas verringern - ja, und machbar ist der ganz bestimmt. Nicht, dass ich den Aufsteiger unterschätzen würde, aber so gut wie der FC St.Pauli sollten wir schon sein, zumal wenn wir die Klasse halten wollen, oder?

Kommt denn nun noch der Hauptsponsor? Immerhin sprach Präsident Dirk Zingler vor ein paar Monaten vollmundig davon, dass wir uns unsere Partner aussuchen könnten, wir nicht jeden nehmen würden, jetzt sieht es so aus, als ob uns niemand haben möchte - woran liegt das nur? Sind wir denn wirklich so unattraktiv?

Die genauen Gründe werden wir jedoch kaum erfahren, ich denke, es ist auch nicht anzunehmen, dass noch jemand für keine halbe Spielzeit mehr unterschreibt. Oder, wenn es langfristiger sein soll, warum ist dann nicht längst die Tinte trocken? Höchst seltsam ist das alles, bei aller sattsam bekannten Informationssparsamkeit: ein Fussballverein als ewige Wundertüte.

Nun, es wird auch ohne Hauptsponsor gehen (müssen), aber trotzdem ist von einem Fehlbetrag von fünf bis sechs Millionen insgesamt auszugehen - die könnten wir schon gebrauchen… Also gut, wenn’s schon wirtschaftlich eher zäh läuft, muss wenigstens der sportliche Erfolg her, zumindest müssen wir aus dem Bedauernswerten raus, an der sportlich grauen Maus wird auch in Zukunft nur überschaubares Interesse gezeigt.

Nicht nur deswegen: den zweiten Schritt Richtung Entspanntheit machen wir am Sonntag!

23. Januar: Kiel und St.Pauli an der Seite von Union, Asllani kommt wohl

Der 1.FC Union Berlin wird von den Vereinen Kiel und St.Pauli unterstützt.
Der 1.FC Union Berlin wird von den Vereinen Kiel und St.Pauli unterstützt.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Einige begannen zu früh Dirk Zingler anzugehen. Sie behaupteten, damit lehne sich Union zu weit aus dem Fenster. Nö gar nicht. Zingler und Union schaffen Fakten. Im Skandal-Urteil des DFB, dem VfL Bochum drei Punkte zu schenken, beteiligen sich jetzt gleich drei Bundesligisten am Einspruch gegen das Urteil.

Damit gerät auch der DFB unter Druck. Sie hatten das Schmieren-Theater um den sterbenden Schwan – in Form ihres Torwarts – ignoriert. Und bekommen jetzt die Rechnung dafür. Noch mehr Probleme und eine weitere Ausweitung des Konflikts.

Und auch die Personen, die die forsche Art des Präsidenten von Union kritisierten, werden jetzt ruhiger. Es war genau richtig, das Thema auch verbal zu forcieren. Es könnte auch für die Zukunft eine Signal-Wirkung besitzen. Eine Wirkung, die selbst der DFB nicht haben will. Absichtlich manipulierte Spiele will keiner haben.Fisnik Asllani soll es nun werden.

Unser neuer Mittelstürmer. Und ein bekanntes Gesicht. Er kommt ursprünglich aus dem eigenen Nachwuchs von Union. 22 Jahre jung und über 1,90 Meter groß. Er ging nach seiner Junioren-Zeit bei Union zu Hoffenheim. Die hatten nämlich eine U23, wo er regelmäßige Spielpraxis bekam. Und es scheint geholfen zu haben. Diese Saison ist er in die 2.Liga zu Elversberg ausgeliehen worden und spielt die Saison seines Lebens. 15 (davon 10 Tore) Scorer-Punkte in 18 Spielen sind Top. Die Tore von Asllani haben oft auch etwas ganz Besonderes. Er kann unglaublich clever Haken schlagen und Gegner ins Leere laufen lassen. Seine Technik ist für einen Mittelstürmer – überraschend gut. Union, Hoffenheim und Asllani sollen sich schon einig sein.

Das Problem ist der vierte Partner … der Zweitligist Elversberg. Der sagte schon nein. Die Frage, die sich stellt: Heißt nein jetzt wirklich nein oder ist es ein Instrument, um den Preis zu steigern? Klar ist auch, Union muss sich etwas überlegen. Monetär oder in Form eines anderen Mittelstürmers. Da hat Union ja reichlich Auswahl.

Es ist die erste große Aufgabe, die Horst Heldt allein und ohne Ruhnertsche Hilfe bewältigen muss. Wünschen wir ihm und damit uns allen ein glückliches Händchen. Eisern

21. Januar: Nachwaschen in Pauli und Mittelstürmer holen

Am Sonntag konnte Union Berlin beim Spiel gegen Mainz endlich wieder drei Punkte einfahren.
Am Sonntag konnte Union Berlin beim Spiel gegen Mainz endlich wieder drei Punkte einfahren.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Gott sei Dank! Union hat die Kurve gegen Mainz bekommen. Alte Tugenden wie beißen, kratzen und rennen kamen wieder zum Vorschein. Nun gilt es für die Profis nachzuwaschen.

Das nächste Spiel findet in Pauli statt. Der FC St. Pauli liegt in der Tabelle direkt hinter uns. Mit drei Punkten Rückstand. So etwas nennt man dann treffend "Sechs-Punkte-Spiel". Gewinnen wir nämlich im Norden, so haben wir exakt ein Sechs-Punkte-Polster.

Über mangelnde Unterstützung werden sich unsere Spieler nicht beschweren können. Aus Erfahrung kann ich berichten, dorthin fahren immer besonders viele Rot-Weiße.

Beim Thema Verstärkungen ruht es (noch) beim 1. FC Wundervoll. Angeblich, so berichtete eine Gazette, hat Dirk gesagt, es kommt erst ein neuer Stürmer, wenn wir Spieler abgegeben haben.

Da ich aber die nordkoreanische Informationspolitik bei Union kenne, zweifle ich das in dieser Form so sehr an.

Derzeit werden sowieso nur Mittelfeldspieler (Santos, Moder) genannt. Das ist noch unwahrscheinlicher. Da unsere Gruppe im Mittelfeld schon übervoll ist. Der einzige Stürmer mit einem aktuellen Gerücht ist Mergim Berisha. Der würde sportlich schon passen. Ist aber im Gesamt-Paket viel zu teuer. Zumal gleich ein halbes Dutzend Vereine ihn haben möchte. Eine Leihe, so das möglich ist, wäre die einzig denkbare Lösung.

Für Ache scheint der Zug auch abgefahren zu sein, so dass es für neue Stürmer-Verstärkungen nicht so gut aussieht. Die von mir favorisierten L.Nmecha und Lauritsen scheint keiner bei Union auf dem Schirm zu haben, trotz im Sommer auslaufender Verträge.

Beim Thema Verkäufe oder wenigstens der Leihe einiger unserer Spieler … hört man auch nichts mehr. Ich hoffe Horst Heldt überrascht uns hier noch. Eisern.

20. Januar: Endlich: verdienter Heimsieg gegen Mainz 05

Der 1.FC Union Berlin holte sich am Sonntag den Sieg gegen Mainz 05.
Der 1.FC Union Berlin holte sich am Sonntag den Sieg gegen Mainz 05.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Das Wichtigste zuerst: ein Sieg, ein Heimsieg, drei Punkte! Endlich!! Und dass gegen eine Mainzer Mannschaft, die bis jetzt eine mehr als passable Saison hingelegt hat, aber bekanntlich auch zu unseren Lieblingsgegnern gehört.

Das Spiel ist relativ schnell erzählt - wir führen in der ersten Minute (gab es das je schonmal?) durch einen cleveren Ballgewinn von Hollerbach, der dann vorm Mainzer Keeper cool bleibt und ihm die Kugel durch die Hosenträger schiebt. Leider trifft Kemlein praktisch im Gegenzug Lee am Fuss, Amiri verwandelt gegen Schwolow, der zwar die Ecke ahnt, aber beileibe kein Elfmetertöter ist und seinen dreißigsten Elfer in Folge nicht abwehren kann.

Kurze Zeit später kriegt Jordan nach einem Freistoß von Skov den Ball nicht an Zentner vorbeigestochert und nach einer Viertelstunde haben wir den Knackpunkt des Spiels - nach einer unglücklichen Abwehraktion von Doekhi, der sich von Sieb den Ball abluchsen lässt, läuft der Mainzer vollkommen frei auf unser Tor zu, schiebt den Ball aber neben das Tor, das hätte die Führung für Mainz sein müssen und dann wäre es doch sehr schwer geworden. Stattdessen begeht Kohr ein ebenso klares wie dämliches Foul an Hollerbach und Skov verwandelt den fälligen Strafstoß ohne Wenn und Aber, auch hier ahnt Zentner die Ecke, ist aber ohne Chance.

Bis zur Pause passiert nicht mehr allzuviel, kämpferisch und läuferisch stimmt es bei uns, aber die Passquote ist unterirdisch (64%!!), so dass nach vorne kaum was geht und hinten sich immer wieder vielversprechende Ansätze für den Gegner ergeben, die aber gottlob auch nur welche bleiben. In der zweiten Hälfte haben wir nach einer knappen Stunde zwei Riesenchancen, doch Hollerbachs Lupfer (nur vermeintlich aus dem Abseits kommend) über den Mainzer Schlussmann kann noch auf der Linie geklärt werden und dann schließt Skov die wohl beste Kombination über Juranovic und Hollerbach viel zu überhastet und vor allem ungenau ab, viel mehr ist von uns in der Folge offensiv nicht mehr zu sehen, da kaum ein Anspiel wirklich ankommt, keine Flanke einen Abnehmer findet.

In den restlichen gut dreißig Minuten drückt Mainz zwar, aber auch da gelingt wenig, auch wenn es permanent gefährlich bleibt, letztlich wird alles konsequent wegverteidigt und abgeblockt (ganz wichtig: Khedira gegen Amiri in der Nachspielzeit), Schwolow wird deswegen kaum ernsthaft geprüft. Am Ende steht ein enorm wichtiger Arbeitssieg (nach unfassbaren zehn sieglosen Spielen in Folge), der natürlich alle erfreut und erleichtert, aber nicht wirklich souverän ist und auch von der Mainzer Schwäche profitiert, die aus ihrem überlegenen Ballbesitz (67%) und ihren Möglichkeiten zu wenig machen, ja, tatsächlich noch weniger als wir, dass ihr mit Abstand gefährlichster Angreifer, Burkardt, verletzt ist, tut möglicherweise ein Übriges.

Dass ich Baumgarts Aufstellungen auch nicht wirklich verstehe, hab ich schon erwähnt - das ist vor diesem Spiel nicht anders: ein Mittelfeld mit Haberer, Kemlein und Schäfer steht eher nicht für überraschende Ideen und der dafür prädestinierte Benes kommt erst Minuten vor Schluss. Jordan darf natürlich wieder beginnen, Ilic sitzt nicht mal auf der Bank, auch der glücklose Skarke darf noch ran, Vertessen hingegen nicht. Dafür agiert Baumgart doch tatsächlich mit Dreier- bzw. Fünferkette, das ist nun mal das, was diese Mannschaft am besten kann. Querfeld spielt für den angeschlagenen Vogt und macht seine Sache mehr als ordentlich. Natürlich gibt der Sieg dem Trainer erstmal recht, doch unsere offensiven Baustellen sind weiter vorhanden und ich weiß nicht, ob sie so gelöst werden können. Keine, nein, gar keine Frage: der Sieg ist extrem wichtig und verdient ist er auch. Und ich freu mich wie blöde, aber mir sitzt auch noch der Schreck in den Knochen.

Kann sein, dass dieser Heimerfolg die Initialzündung ist, vielleicht nicht in die große Siegesserie, aber doch in eine Reihe von Spielen mit einer annehmbaren Punktausbeute. Trotzdem muss dafür noch einiges passieren, die Einstellung darf gerne so bleiben, aber spielerisch ist das über weite Strecken einfach zu dürftig. Wenn unsere Abwehr allerdings auf dem Weg in alte Stabilität ist, reichen auch mal zwei Tore, wie diesmal. Jetzt heißt es: kurz genießen, gleich weitermachen und auf St. Pauli möglichst einen Auswärtssieg einfahren.

18. Januar: Mit oder ohne Hauptsponsor am Samstag gegen Mainz

Bei Union Berlin herrscht gegenwärtig gedrückte Stimmung.
Bei Union Berlin herrscht gegenwärtig gedrückte Stimmung.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Ehrlich gesagt, fällt es mir derzeit ziemlich schwer, optimistisch zu bleiben, nach den jüngsten Darbietungen und natürlich auch angesichts der Leistungen der letzten Monate.

Dass wir mal wieder ein Spiel gewinnen, kann ich mir nur mit Mühe vorstellen, andererseits habe ich auch ein Prinzip: Steht ein Heimspiel an, tippe ich auf Sieg, ganz egal, wer da auch kommen mag, Liverpool, Inter Mailand oder Barcelona.

Und Mainz ist sicher keine Übermannschaft, vor einem Jahr, ebenfalls am 18. Spieltag, da standen die Mainzelmännchen noch schlechter als wir da (und wir hatten tatsächlich noch zwei (oder drei?) Punkte weniger als heute.

Wir holten auswärts bei den 05ern ein wertvolles Unentschieden, ein artistischer Gosens schoss nach Habererflanke sein vorletztes Tor für uns.

Doch seitdem ist so einiges passiert. In Mainz ging es ziemlich bergauf, unter ihrem Trainer-Glücksgriff Bo Henriksen holten sie seitdem insgesamt 52 Punkte, wir lediglich im gleichen Zeitraum 36. Okay, das macht nicht gerade Mut … Dann eben so: unser Mittelstürmer Jordan machte vor fast genau zwei Jahren sein letztes von immerhin vier Toren für uns, ja, gegen Mainz, nachdem er elf Spieltage nicht mehr getroffen hatte - und es war der Siegtreffer in der 84. Minute. Schon besser.

Und: wenn wir auch ständig Aufbaugegner spielen, etliche Mannschaften haben gegen uns ihre Negativserien beenden können - das hat Mainz momentan nicht nötig. Zudem haben wir zu Hause zumeist ziemlich gut gegen die Rheinhessen ausgesehen und das Spiel müssen wir auch nicht unbedingt machen. Obendrein darf Bo Henriksen aufgrund einer Gelb-Roten nicht an der Seitenlinie stehen und ihr bester Torschütze Burkardt ist verletzt, immerhin hat er schon zwölf Tore auf dem Konto (wir haben vierzehn).

Also gibt es durchaus einige positive Vorzeichen und es muss ja darüberhinaus denkbar sein, dass unsere Mannschaft wenigstens wieder Normalform erreicht und dann ist ihr alles zuzutrauen. Ob das innerhalb von vier Tagen funktionieren kann? Ich hoffe es sehr.

Was die Aufstellung angeht, so sehe ich Benes und Ilic eher in der Startelf als Kemlein und Jordan (den man ja dann für sein Jubiläumstor einwechseln kann), ebenso Vertessen für Jeong und sollte sich Vogt schon von seiner Verletzung erholt haben, wäre ich auch eher für Vogt als für Leite - bin aber auch bei Baumgart, wie zuletzt bei Svensson, auf alles gefasst. Rönnow ist leider immer noch verletzt und mittlerweile klingt es so, als würde das noch ein Weilchen dauern, ich rechne mindestens die nächsten drei bis vier Partien daher mit Schwolow.

Doch egal, wer spielt, es wäre extrem wichtig, endlich den Schalter umzulegen, Wucht und Aggressivität mitzubringen und den Willen zu agieren, anstatt nur mitzuspielen, nur vorhanden zu sein, ohne wirkliche Chance. Die Zeit der Ausreden und des großen Rumwunderns, warum schon wieder nicht das umgesetzt wurde, was man sich doch so fest vorgenommen hat und dass doch gar nicht viel gefehlt hat, muss jetzt (wieder mal) vorbei sein.

Mannschaft und Trainer müssen über den einen oder anderen Schatten springen und zwar mit Anlauf. Und das wollen wir alle am Sonntag sehen. Und wenn dann noch drei Punkte dazukommen, wäre das ebenso überfällig wie wichtig und wundervoll.

Trotzdem noch ne kleine Frage am Rande: laufen wir am Sonntag zur Rückrunde eigentlich mit einem neuen Trikotsponsor auf oder bleiben wir tatsächlich der einzige Bundesligist ohne echten Hauptsponsor? Wäre nur fair, wenn die Verantwortlichen das Rätselraten um diesen nicht ganz unbedeutenden Punkt endlich beenden würden.

16. Januar: Der noch tiefere Tiefpunkt - Schlimme Heimniederlage gegen Augsburg

Steffen Baumgart (53, M.) steht nach dem Spiel enttäuscht auf dem Platz.
Steffen Baumgart (53, M.) steht nach dem Spiel enttäuscht auf dem Platz.  © Andreas Gora/dpa

Unionfux: Der Trainerwechsel ist allem Anschein nach sang- und klanglos verpufft, denn das Heimspiel gegen den FC Augsburg ist ein echter Schock, eins der schlechtesten Heimspiele, die ich in der Bundesliga miterleben muss - ein unmittelbarer Konkurrent mit einer Auswärtsbilanz von zwei Punkten kommt in die Alte Försterei und wir sind zu keiner Zeit in der Lage, das Spiel zu bestimmen, geschweige denn Druck zu erzeugen, kassieren wieder einmal zwei einfache Tore und das war’s - wieder mal eine Bundesligamannschaft aufgebaut, wie schon so oft in dieser Saison.

An diesem Spiel hat unsererseits so gut wie nichts gestimmt, im Gegenteil. Es war nicht zu übersehen: wir sind in jeder Hinsicht die momentan schwächste Mannschaft der Liga (seit zehn Spielen sieglos, mit einer Ausbeute von zwei bzw. drei Punkten und mickrigen sechs Toren), hinten mittlerweile höchst anfällig (nur ein Spiel ohne Gegentor) und vorne harmlos, glücklos, ratlos, unpräzise, technisch schwach, ohne Ideen, nutzlose Standards und zu wenig Biss - und heute konnte man das alles über neunzig Minuten noch einmal in komprimierter Form erleben. Und dann genügt eben ein solide, gut eingestelltes und konzentriert auftretendes Durchschnittsteam wie Augsburg, um uns, ohne große Anstrengung, die Butter vom Brot zu nehmen, Angstgegner hin oder her. Wir hätten wirklich noch eine Stunde spielen können und hätten kein Tor erzielt, eher noch das eine oder andere gefangen, wobei der Gegner ohnehin nicht jedes Abwehrböckchen und haarsträubende Ballverluste vorm eigenen Strafraum bestraft hat.

Gut, wenn Jordan direkt nach der Pause trifft, dann hätte das vielleicht etwas in den Köpfen und in der Folge auch den Füßen auslösen können, doch dazu muss der Ball wenigstens mal aufs Tor gehen - und das ist auch schon das einzige Vielleicht, dass mir einfällt, zu klein ist diese Blüte, um daraus ernsthaft Honig saugen zu wollen. Sicher kann ein Steffen Baumgart nicht zaubern, aber wenn in einem Heimspiel vom Fleck weg so ohne Selbstbewusstsein agiert wird, dann ist er wohl doch nicht in der Lage, die Mannschaft zu erreichen, sie stark zu reden (immerhin gilt er ja als Motivationswunder) und ihr obendrein eine halbwegs funktionierende Taktik an die Hand zu geben, von der Einstellung und auch der Aufstellung mal ganz zu schweigen: ein Mittelfeld mit Khedira, Tousart und Kemlein ist alles andere als offensiv zu nennen und beileibe kein Signal, dass man endlich den Bock umstoßen will.

Wenn’s wenigstens der eigenen Stabilität dienen würde, aber auch das ist ja nicht der Fall. Wir spielen keinen Deut besser als unter Svensson (inkl. der Startelfgarantie für Jordan!) und versuchen nicht einmal Dominanz auszustrahlen, so zündet man das Stadion wohl kaum an, Baumi, das war noch ein tieferer Tiefpunkt als Heidenheim. Zwischenzeitlich agieren wir wie eine verunsicherte Schulhoftruppe, ohne wirkliche Ordnung und System, eher mit Gebolze sowie jeder Menge Stockfehlern, aber auch läuferisch und kämpferisch bleiben wir übersichtlich, selbst ein wirkliches Aufbäumen ist nicht zu bemerken - ich bin beileibe kein Freund großer Holzerei, doch eine einzige gelbe Karte (für einen Stürmer) in so einem wichtigen Spiel sagt auch so einiges aus. Wenn das unser Kampf gegen den Abstieg ist, dann muss man ganz klar feststellen: das reicht nicht - und zwar um beängstigende Längen nicht und das in jeder möglichen Hinsicht.

Spätestens jetzt muss Horst Heldt handeln und irgendwie versuchen, schnellstens einige Verstärkungen an Land zu ziehen, die diesen Namen auch verdienen - auch, wenn das schwer sein dürfte. Denn dieser Kader braucht unübersehbar dringend mehr Qualität und obendrein wenigstens Normalform, das muss Baumgart irgendwie hinkriegen (und sich überdies seine geliebte Viererkette abschminken) und beweisen, dass er doch ein guter Trainer ist und nicht nur eine Ikone oder ein Maskottchen, und zwar schnell, denn obwohl gerade erst eine Halbserie rum ist: irgendwie läuft uns die Zeit davon. Sonst ist das für die Bundesliga einfach nicht genug, dann war der knapp erreichte Klassenerhalt der letzten Saison kein Warnschuss, sondern nur das aufgeschobene Ende unserer Erstligazeit.

Damit kann sicherlich jeder Unioner irgendwo leben, aber diese Dauerkrise ist dann doch ziemlich hausgemacht. Wie wir dermaßen ins Chaos rutschen konnten, eine wunderbare erarbeitete Ausgangbasis verdummen, seit anderthalb Jahren fast nur noch schlingern und immer farbloser und schwächer werden, das Scouting offenbar schon seit langer Zeit fast nur noch böse Fahrkarten schießt und kaum noch was von unseren schon sprichwörtlichen Stärken übrig ist - diesen Fragen muss man sich in unserer Chefetage stellen und gleichzeitig die immer noch vorhandene Selbstzufriedenheit und Bärenruhe abstellen, die guten und einfachen Jahre sind offenbar vorbei.

Denn im Griff hat man derzeit nicht allzuviel, auf dem Spielfeld gleich gar nicht - das ist an diesem Mittwoch erschreckend überdeutlich. Gegen Mainz muss schon ein mittleres Wunder her, aber glücklicherweise gibt es die ja angeblich immer wieder…

14. Januar: Jetzt aber - gegen Augsburg zurück in die Erfolgsspur

Gegen den FC Augsburg dürfte der gegen Heidenheim gelbgesperrte Rani Khedira (30, l.) ins Team zurückkehren.
Gegen den FC Augsburg dürfte der gegen Heidenheim gelbgesperrte Rani Khedira (30, l.) ins Team zurückkehren.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: Das neue Jahr geht leider so weiter, wie das alte Jahr geendet hat: Wir bleiben weiter sieglos, auch unter dem neuen Cheftrainer. Außerdem machen wir mit einer Spezialität von uns weiter: Einen Gegner, der in der Krise steckt, starkzuspielen, in dieser Saison schon in Gladbach, in Wolfsburg, in Bremen, gegen Bochum und jetzt eben in Heidenheim praktiziert. Obendrein scheinen die so dringend benötigten Neuzugänge in weite Ferne gerückt zu sein, da ruht jedenfalls still der See (wenn man mal von leisen Gerüchten in Sachen Ragnar Ache absieht). Zudem bekräftigen Baumgart und Heldt die Qualität des Kaders (aber was sollen sie auch sagen?) und auch der zum ersten Januar angekündigte Trikotsponsor ist weiterhin ein Fragezeichen. Okay, die Transferphase dauert noch bis Anfang Februar und die Hinrunde ist erst morgen beendet - da kann schon noch was passieren, nicht zuletzt ging ja neulich auch der Trainerwechsel ziemlich flott über die Bühne.

Jetzt kommt der FC Augsburg in die Alte Försterei, gefährlicherweise auch seit vielen Wochen in einer Negativspirale, auswärts noch ohne Dreier und darüberhinaus so etwas wie ein Angstgegner von uns, unser einziger Sieg in der Bundesliga ist fünf Jahre her.

Nichtsdestotrotz ist ein Erfolgserlebnis unsererseits nach beinahe drei Monaten ohne Sieg wichtiger denn je und natürlich auch machbar. Trainer Steffen Baumgart hat bei seinem Amtsantritt angekündigt, die Alte Försterei im positiven Sinne anzuzünden, nicht nur deswegen gehe ich nicht davon aus, dass das Spiel allzu abwartend, zu defensiv angegangen wird. Gut wäre sicherlich mehr Kreativität und Offensivdrang aus dem Mittelfeld, deswegen könnte der wieder genesene Laszlo Benes beginnen, ebenso ist die Startelfrückkehr des stabilen Vogt vorstellbar, auch Khedira dürfte nach seiner Gelbsperre auf die Sechserposition rücken.

Und was passiert vorne? Prtajin ist weiterhin verletzt, also nochmal der glücklose Jordan oder doch eher Andre Ilic? Beginnt wieder Hollerbach oder doch Vertessen? Und wer ersetzt Tom Rothe? Juranovic oder Roussillon? Ein Heimspiel (und dann ja gleich noch eins) ist die beste Gelegenheit, wieder mal den Bock umzustoßen, so hat es jedenfalls in der jüngeren, so schwierigen Vergangenheit funktioniert, mittlerweile befinden wir uns ja schon in der dritten Flaute der letzten anderthalb Jahre. Insofern sind wir ja Kummer gewohnt und die Mannschaft hat schon bewiesen, dass sie sich am eigenen Schopf aus dem Abstiegssumpf herausziehen kann. Besser heute als morgen, genauer gesagt: Besser morgen als Sonntag - also, auf geht's!

11. Januar: Nee, soo wird dit nüscht!

Nach der Pleite in Heidenheim war der Frust bei Kevin Vogt und Co. groß.
Nach der Pleite in Heidenheim war der Frust bei Kevin Vogt und Co. groß.  © Harry Langer/dpa

Icke: Oh je, was soll man zu dem 0:2 in Heidenheim sagen? Alles ging schief? Pech gehabt? Falsche Aufstellung? Kein Selbstvertrauen? Es ist wohl ein Mix aus allem zusammen. Aber der Reihe nach. Schwolow stand für Rönnow (Trainingsrückstand) im Tor und machte seine Sache sehr gut. Wie immer, wenn er gefordert ist. Einer der wenigen mit einer guten Leistung bei uns. Benes erwischte es krankheitsmäßig. Khedira war gesperrt. Prtajin angeschlagen. Alles das ist Pech und kann passieren. Bekommt dann ein Spieler (Rothe) nach einer guten halben Stunde eine rote Karte, so ist das auch noch Pech, weil man so etwas kaum gänzlich verhindern kann.

Kein Pech mehr ist, wenn ich nach den Ausfällen von Rönnow und Khedira freiwillig auf eine dritte Stütze im Team verzichte. Kevin Vogt schmorte zu Beginn auf der Bank. Ab der 60. Minute revidierte "Baume" seinen Fehler. Er brachte Vogt und änderte wieder auf die bewährte Dreier-Kette. Das brachte Stabilität. Apropos System, Baume ließ hinten Trimmel, Doekhi, Leite und Rothe auflaufen. Jeder weiß eigentlich, dass Rothe seine Stärken in der Offensive hat. Ihn dann in einem Auswärtsspiel, mit einem neuen System zu bringen, ist auch keine so grandiose Idee. Zumal ja dann auch noch Rönnow, Vogt und Khedira fehlten, die sonst für eine gute Defensive sorgen. Also wenn schon Vierer-Kette, dann mit Trimmel/Vogt/Doekhi/Leite. Das hat im Einklang von System und Mannschaftsaufstellung Baume zu verantworten und hat nichts mit Pech zu tun. Das sich genau Leite in dieser Saison auch spürbar offensiv verbessert hat, ist bekannt. Er kann das.

Im Testspiel gegen Kiel machte Ilic ein sehr engagiertes Spiel. Warum nun wieder Null-Tore-Stürmer Jordan ihm vorgezogen wurde, kann man sachlich kaum begründen. Obwohl Jordan diesmal kein schlechtes Spiel gemacht hat, merkt man Schnelligkeits-Defizite und fehlende Abgeklärtheit trotzdem. Ilic kam dann noch eine halbe Stunde vor Schluss. Und man sah: Er ist in einer guten Verfassung und vor allem kämpferisch engagierter.

Gegen Bochum, Kiel und in Heidenheim geht "unser Elend" weiter. Keine Punkte, schlecht gespielt, kein Selbstvertrauen und keine Kreativität in der Offensive. Ist es da richtig, zu verkünden, wir erlegen uns selbst eine Transfersperre auf? Nein! Ein ganz klares und lautes nein. Wir benötigen Stürmer, die das Tor treffen. Eventuell sogar einen abgezockten Zehner. So einen Typ wie Max Kruse, der auch mal einen überraschenden Pass spielt. Warten wir nach dem Prinzip Hoffnung weiter, kann das auch schief gehen. Das schon im letzten Sommer verkündete Ziel, den Kader in der Breite zu verkleinern, scheint ebenfalls nicht zu funktionieren. Die Baugenehmigung für die Stadion-Erweiterung fehlt nach wie vor und ein Hauptsponsor ist auch nicht zu sehen. Es sind mir schlichtweg zu viele schlechte Nachrichten gleichzeitig! Können wir das bitte ändern? Eisern!

10. Januar: Geh' in Deckung DFB!

Union-Präsident Dirk Zingler (60) hat in seinem Statement zum DFB-Urteil deutliche Worte gefunden.
Union-Präsident Dirk Zingler (60) hat in seinem Statement zum DFB-Urteil deutliche Worte gefunden.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Wer den Präsi Dirk ein wenig kennt, der weiß, wann er so richtig sauer und angefressen ist. Er kann das mitnichten verbergen. Und jetzt … ist er mal so richtig sauer. Der DFB meinte, eine Fehlentscheidung sei mal wieder an der Tagesordnung. In Form des Punkteklaus bei Union. Bochum bekommt das Feuerzeug-Spiel mit drei Punkten gutgeschrieben. Und wie sauer Zingler darüber ist, merkt man an der Formulierung der Presseerklärung, wo Union mitteilte einen Einspruch zu erheben, aber auch an seiner Wortwahl. Sowohl Union als auch Zingler drücken sich in der Regel gemäßigt aus. Dieses Mal war Klartext angesagt. Dirk Zingler: "Viel schlimmer ist es jedoch, wenn jemand versucht, sich aus diesen für keinen Veranstalter zu verhindernden Ereignissen einen Vorteil zu verschaffen, insbesondere dann, wenn auch unbeteiligte Dritte dadurch erheblich benachteiligt werden. Das ist hier der Fall: Der eigentliche unsportliche Skandal hat nach dem Ereignis auf dem Rasen und heute vor Gericht stattgefunden. Wir werden daher alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel ausschöpfen und gegen das heutige Urteil vorgehen. Dieses Urteil schadet dem Fußball enorm, wird das nicht zu akzeptierende Werfen von Gegenständen aber nicht verhindern. Vielmehr setzen wir uns der Gefahr aus, dass in Zukunft nicht die sportlichen Leistungen der Mannschaften entscheiden, wie ein Spiel ausgeht, sondern mögliche Schmähungen, Beleidigungen, Rauch oder eben der Wurf eines Gegenstandes." Noch deutlicher geht es nicht. Ich habe seine Worte natürlich gekürzt. Vorab hatte er auch noch einmal den eigentlichen Anlass kritisiert.

Alle zur Verfügung stehenden rechtlichen Mittel ausnutzen, heißt auch … notfalls ein ordentliches Gericht zu bemühen. Und das ist auch gut und richtig so. Aber warten wir erst einmal den Einspruch ab. Hier hat der DFB ja noch einmal eine Gelegenheit, sich zu korrigieren. Ich habe auch den Eindruck, der DFB hat sich mit der Rechtslage und den Folgen dieses Skandal-Urteils nicht intensiv auseinandergesetzt. Mit diesem Urteil im Rücken, plus einem Torwart mit Schauspiel-Talent, kann sich demnach jeder Verein - egal gegen wen - drei Punkte am grünen Tisch sichern. Er muss nur jemanden finden, der ein Feuerzeug wirft und den eigenen Torwart trifft. Das kann ja nicht sein.

Am Samstag geht es wieder los. Bundesliga in Heidenheim. Wir dürfen gespannt sein, wie Neu-Trainer Baumgart aufstellt. Traut er sich schon seine Viererkette? Oder lässt er noch einmal das vertraute Defensiv-System mit drei Innenverteidigern spielen? Khedira ist gelb gesperrt und Rönnow hat noch einen Trainingsrückstand. Die beiden fallen schon mal aus. Wir dürfen gespannt sein. Eisern.

Titelfoto: Christian Charisius/dpa

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