Union landet in der Champions League: Ab dann lief in der Kabine schon die Hymne
Berlin - Union Berlin in der Champions League! Was vor fünf Jahren noch unvorstellbar war, ist diese Saison tatsächlich Realität geworden. Statt in Sandhausen oder Aue liefen die Eisernen im Santiago Bernabeu und in Neapel auf.
Mit einem 1:0 über Werder Bremen buchten die Eisernen tatsächlich die Königsklasse. Plötzlich mischte Union, die vor 15 Jahren noch Drittligist waren, bei den ganz Großen mit. Noch heute kann Kapitän Christopher Trimmel (37) gar nicht begreifen, was sie da geschafft haben.
"Es ging alles so schnell. Man hatte fast gar keine Zeit, das alles zu verarbeiten. Vielleicht war das sogar unser Vorteil. Wir haben uns nie auf den Erfolg ausgeruht, sondern sind einfach weiter marschiert", so der Union-Kapitän am Rande der Premiere des Kinofilms "Union – Die Besten aller Tage" zu TAG24.
Obwohl die Eisernen seit dem 3. Spieltag immer mindestens auf einen Champions-League-Rang standen, sprach niemand bei Union von der Königsklasse - weder die Spieler, noch die Verantwortlichen. In der Kabine war das zumindest etwas anders, wenn auch nicht ganz ernst gemeint.
"Nach Siegen lief die Hymne tatsächlich ab und zu. Das hat unseren Sportdirektor und Trainer natürlich nicht so begeistert, dass wir fünf Spieltage vor Schluss die Champions-League-Hymne abgespielt haben. Das war aber Ironie. Wir haben uns damit selber auf die Schippe genommen."
Wie der Traum von der Königsklasse dann zustande kam, können die Fans ab Donnerstag noch einmal selbst hautnah erleben. Zwei Jahre lang hat die Berliner Regisseurin Annekatrin Hendel (60) den Kult-Klub aus Köpenick begleitet. Mittendrin statt nur dabei. Herausgekommen ist der Dokumentarfilm "Union – Die Besten aller Tage".
Union - Die Besten aller Tage kommt Donnerstag ins Kino
Rund 600 Gäste sind am Dienstagabend ins Kino International zur Premiere gekommen, darunter die komplette Mannschaft, viele Mitarbeiter des Klubs, aber auch Kult-Fan und Rapper Finch. Sie alle wollen sich den Blick hinter die Kulissen nicht entgehen lassen.
"Aus vielen, vielen, vielen Stunden Material existieren jetzt zwei Stunden Film", sagte Hendel zu TAG24.
"Ich mache viele Filme, die irgendwas mit meiner Heimat zu tun haben. Auf der anderen Seite ist es derzeit so, dass Ostdeutsche eher negativ rüberkommen. Ich habe nach etwas gesucht, wo Ostdeutsche Potential haben und etwas Tolles machen."
Gefunden hat die 60-Jährige all das bei Union Berlin. Manager Oliver Ruhnert (52), Ex-Coach Urs Fischer (58) oder auch die Union-Stars spielen dabei eher eine untergeordnete Rolle. Vielmehr fokussiert sich der Film eher auf die alltägliche Arbeit im sogenannten Forsthaus, der Geschäftsstelle der Eisernen. Der Star ist das Team hinter dem Team.
So bekommen die Zuschauer einen guten Eindruck aus dem Arbeitsalltag. Sei es ein kleiner Einblick in die Vereinspolitik, die Pläne für das neue Stadion oder eben die Arbeit von Mannschaftsleiterin Susanne Kopplin und weiteren Mitarbeitern des Klubs.
"Für uns hat sich nichts geändert. Wir haben unseren Job gemacht und es war nur jemand dabei, der die Kamera draufgehalten hat", so Präsident Dirk Zingler (59). "Ich sehe den Klub ganz anders als vielleicht ein Zuschauer im Fernsehen. Deshalb war es mir auch ganz wichtig, dass dieser Film Menschen zeigt, die nicht Fußball spielen, sondern Menschen zeigt, die den Fußball organisieren und dafür ganz viel Kraft aufwenden, damit die Jungs und Mädchen am Wochenende Fußball spielen können."
Titelfoto: Jens Kalaene/dpa