Kemlein, Maciejewski und Co. - so steht es um Unions Eigengewächse
Berlin - Nicht alle können der rasanten Entwicklung bei Union Berlin standhalten. Und so fragt sich mancher Fan wie eigentlich die Entwicklung der vier Eigengewächse im Team verläuft: Tim Maciejewski (21), Laurenz Dehl (21), Fabio Schneider (20) und Aljoscha Kemlein (18) besitzen alle einen Profivertrag bei den Eisernen - und welche Perspektiven?
Tim Maciejewski (21, Rechtsaußen)
Beginnen wir mit dem Spieler, der am nächsten an den arrivierten Kräften des Unioner Kaders dran ist. Tim Maciejewski stand diese Saison immerhin dreimal im Unioner Europa-League-Kader, Einsatzminuten erhielt er nicht.
Im Testspiel gegen Hansa Rostock (2:0) vor wenigen Tagen durfte er sich auf der ungewohnten Rechtsverteidiger-Position beweisen. "Er hat das gut gemacht, ein bisschen defensiver als sonst gespielt. Er kommt ja eher aus dem Mittelfeld", bewertete Trainer Urs Fischer den Auftritt Maciejewskis im kicker.
Der gebürtige Berliner wechselte 2017 zu Union, seinen ersten Profivertrag unterschrieb er drei Jahre später nach Abschluss der A-Junioren-Zeit. In seiner ersten Herrensaison durfte er sogar sieben Minuten Bundesliga-Luft schnuppern.
Auf etwas mehr Spielzeit kam er in der Vorsaison, als er zu Austria Klagenfurt in die erste österreichische Liga verliehen war. Unglücklicherweise kostete ihn ein Syndesmosebandriss fast ein halbes Jahr Entwicklungszeit.
In jedem Fall soll Maciejewski am 2. Januar 2023 mit ins Wintertrainingslager reisen. Sollte sich ab Mitte/Ende Januar allerdings abzeichnen, dass die Aussicht auf Spielzeit so gering bleibt wie bisher, könnte eine Leihe in die 2. oder 3. Liga zielführender sein.
Laurenz Dehl (21, Rechtsverteidigung; offensives Mittelfeld)
Auch Laurenz Dehl, der vor wenigen Tagen seinen 21. Geburtstag feierte, war bereits auf Leihmission. In seiner ersten Herrensaison für den Halleschen FC sammelte er in der 3. Liga sieben Scorerpunkte und war erweiterter Stammspieler.
Im Folgespieljahr, der Saison 2021/22, kam er dann zurück bei Union nicht mehr wirklich zum Zug. Spärliche sechs Minuten Einsatzzeit standen nach dem Abschluss der Spielzeit zu Buche.
Darum entwickelte Union den Plan, den gelernten Offensivspieler zum Rechtsverteidiger umzuschulen und verlängerte daraufhin im Frühjahr dieses Jahres seinen Vertrag. Das erklärte Ziel war es, den Youngster im Sommer zu verleihen.
Doch die Rechnung ging nicht auf. Zwar fand sich mit Bohemians ein irischer Leihverein, dort kam Dehl aber nie so richtig an. Nach einem Teilzeit-Einsatz im August wurde die Leihe abgebrochen.
Dehl ist jetzt zurück im Union-Training, Perspektiven besitzt er aber nicht mehr - in den jüngsten zwei Testspielen stand er nicht auf dem Platz. Ein (fester) Abgang in der Winterpause scheint die wahrscheinlichste Lösung.
Fabio Schneider (20, zentral-offensives Mittelfeld)
Im Alter von zwölf Jahren wechselte Fabio Schneider zu Union und durchlief fortan die komplette Jugend im Großfeldbereich der Eisernen. Zu Beginn seines letzten Junioren-Jahres bekam er vorzeitig die Belohnung für Fleiß und Talent: seinen ersten Profivertrag.
Seit dieser Unterschrift sind mittlerweile über zwei Jahre vergangen, auf seinen ersten Profieinsatz in einem Pflichtspiel muss Schneider weiter warten.
Der zentrale Mittelfeldspieler hatte nachfolgend Pech, dass ihm aufgrund der Corona-Pandemie effektiv fast ein Jahr Spielpraxis bei den A-Junioren fehlte.
Diese konnte er sich auch nur bedingt in der ersten Hälfte des Kalenderjahrs 2022 holen, als er nach Finnland zu Kuopion Palloseura verliehen war. Nach dem vierten Einsatz stoppte ihn ein Innenbandriss im Knie, sodass Schneider wenig später zu Union zurückkehrte.
Auch bei den jüngsten Testspielen der Köpenicker stand Schneider nicht auf dem Feld. Zuletzt machten Gerüchte die Runde, dass der 20-Jährige die Eisernen komplett verlassen könnte. Im Raum steht ein Wechsel zum Greifswalder FC, Aufsteiger der Regionalliga Nordost. Dort ist Roland Kroos (63) Trainer, er ist der Vater vom Ex-Unioner Felix Kroos (31).
Aljoscha Kemlein (18, defensives Mittelfeld)
Im Gegensatz zu den drei vorgenannten ist Aljoscha Kemlein noch nominell Jugendspieler, besitzt aber seit Sommer einen Profivertrag. Vorteil: Das aktuell wohl größte Nachwuchstalent kann bei den Profis mittrainieren, aber bei den Junioren Spielpraxis sammeln.
Und nebenher schon mal Profi-Atmosphäre schnuppern - sowohl im Bundesliga- als auch Europa-League-Kader stand der 18-Jährige diese Saison schon. Und zuletzt durfte er im Testspiel gegen St. Gallen 45 Minuten ran.
"Die Minuten tun ihm gut. Weil er merkt, dass es manchmal etwas schneller geht als im Training. Es war auch eine hartnäckige Mannschaft aus St. Gallen. Wir werden mit ihm noch in die Analyse gehen", so ein kritischer Urs Fischer im kicker.
Ein weiterer Höhepunkt war die Nominierung für die U19-Nationalelf im Herbst dieses Jahres. Gegen die Schweiz und Polen lief Kemlein im Adler-Trikot 90 Minuten auf.
Um den Sechser weiter zu fördern, soll Kemlein auch ins Trainingslager Anfang Januar nach Spanien mitreisen. Seine Zeit wird spätestens ab der neuen Saison kommen.
Titelfoto: Bildmontage: Michael Taeger/Jan Huebner, Imago/Matthias Koch