Oliver Ruhnert über "Märchen" Union Berlin und Waffenlieferungen an die Ukraine
Berlin - Union Berlin hat vor knapp zwei Wochen den (vorläufigen) Abschied von Oliver Ruhnert (53) verkündet, der sich jetzt seiner politischen Karriere zuwenden möchte. Jetzt hat sich der einstige Erfolgs-Manager selbst zu dem Abschied geäußert.
Der 53-Jährige strebt nämlich bei den anstehenden Wahlen quasi einen Wechsel von der Bundesliga in den Bundestag an, lässt sich in Berlin als Spitzenkandidat für das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) aufstellen.
Mit Ablauf des Jahres wird der noch amtierende Chefscout seine Arbeit bei den Eisernen ruhen lassen, um sich mit voller Energie dem Wahlkampf zu widmen - sollte er tatsächlich in den Bundestag einziehen, wird seine Pause wohl mindestens vier Jahre andauern.
In einem Interview mit "Sport Bild" hat der einstige Union-Macher jetzt auf seine Zeit bei den Köpenickern zurückgeblickt und sich auch ersten schwierigen politischen Fragen gestellt.
"Du erzählst ein schönes Märchen!", fasste Ruhnert seine Schaffenszeit mit Einzug in Conference League, Europa League und Champions League zusammen, denn davon war bei seinem Amtsantritt im Jahr 2017 nun weiß Gott nicht auszugehen.
In diesem Zusammenhang bezeichnete er die Verpflichtung von Urs Fischer (58) als beste Entscheidung des Vereins.
Per SMS: Oliver Ruhnert sagt Sahra Wagenknecht in Länderspielpause zu
Auch das sechste Jahr Bundesliga in Folge gehört zu dieser Erfolgsgeschichte, denn den harten Abstiegskampf, den der Hauptstadtklub in der vergangenen Saison durchleben musste, hatten die meisten Experten wohl bereits für die erste Spielzeit im deutschen Fußballoberhaus prophezeit.
Daher fiel dem 53-Jährigen der vorläufige Abschied aus Köpenick und vom Profi-Fußball allgemein auch nicht leicht. Die Gespräche mit Vereinsboss Dirk Zingler (60) bezeichnete er als "intensiv und ehrlich". Der Klub sei aber bereits auf seinen Abgang vorbereitet gewesen.
Seine Zusage zur Kandidatur erteilte er Parteichefin Sahra Wagenknecht (55) übrigens per SMS in der vergangenen Länderspielpause im November. "Es war eine Bauchentscheidung", ließ der Fußballfunktionär wissen.
In Zukunft muss er sich unangenehmen Fragen stellen, wie beispielsweise seiner Haltung zu Waffenlieferungen an die Ukraine. "Aus meiner Sicht ergeben Waffenlieferungen keinen Sinn, sie bringen noch mehr Tod und Verwüstung und es kostet sehr viel Geld, das an anderer Stelle fehlt", bezog er klar Stellung für eine diplomatische Lösung.
Aber auch in sportlicher Hinsicht liegt seiner Ansicht nach in der Bundesrepublik einiges im Argen: "Deutschland ist eines der Länder, das den Sport aus meiner Sicht rudimentär behandelt. Wir haben noch nicht einmal ein eigenes Sport-Ministerium", betonte Oliver Ruhnert - Zeit, etwas daran zu ändern.
Titelfoto: Fabian Strauch/dpa, Soeren Stache/dpa (Bildmontage)