Meine Meinung: Unions Umzug ins Olympiastadion für alle ein Albtraum

Berlin - Ein nicht enden wollender sportlicher Höhenflug und jetzt auch noch das: Unions Stadionpläne nehmen Formen an. Platz für 37.500 soll die neue Arena bieten. Frühestens in eineinhalb Jahren – in der Saison 2024/25 – soll dann auch gebaut werden.

Schon in der vergangenen Saison trug der 1. FC Union in der Conference League die Heimspiele im Olympiastadion aus.
Schon in der vergangenen Saison trug der 1. FC Union in der Conference League die Heimspiele im Olympiastadion aus.  © Andreas Gora/dpa

Da allerdings große Teile der Alten Försterei (nur die Haupttribüne bleibt verschont) abgerissen werden, müssen die Eisernen ihre Heimat verlassen. Jenes Stadion, das über 2.300 freiwillige Helfer in 140.000 Arbeitsstunden zum Teil selbst gebaut haben und auf das sie so stolz sind.

Es geht stattdessen ins Olympiastadion. Nach Westend. Dort, wo eigentlich Hertha BSC seine Heimspiele austrägt.

Aus Vereinssicht sicher nachvollziehbar. So ist ein Umzug günstiger, als in einem halb abgerissenen Stadion zu spielen. Aus Sicht der Fans aber ein Albtraum.

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Man weiß gar nicht, für wen es schlimmer ist: Für Hertha-Fans, die schon wieder das Olympiastadion mit dem ungeliebten Nachbarn teilen müssen oder für Union-Fans, die für eine komplette Saison ihre Heimspielstätte verlassen.

Schon vergangene Saison konnte sich der 1. FC Union in der Conference League mit der großen Schüssel anfreunden. Es ist aber ein Unterschied, ob man für vier Europapokalabende quer durch die Stadt den weiten Weg nach Charlottenburg fährt oder an mindesten 17 Bundesliga-Wochenenden.

Natürlich gibt es auch Positives. So können angesichts des Fassungsvermögens von über 74.000 auch Anhänger ins Stadion, die normalerweise leer ausgehen. Herthaner hingegen müssen schon wieder mitansehen, wie der Stadtrivale ihre Heimspielstätte einnimmt. Ist dann auch noch die Stimmung "besser", ist der Spott sicher.

Hertha BSC will ein eigenes Stadion: Union-Umzug liefert weitere Argumente

Tanz vor der Ostkurve. Herthas Spaßvogel Oliver Christensen (23) muss sich das Olympiastadion wohl bald mit dem Stadtrivalen teilen.
Tanz vor der Ostkurve. Herthas Spaßvogel Oliver Christensen (23) muss sich das Olympiastadion wohl bald mit dem Stadtrivalen teilen.  © Soeren Stache/dpa

Und was ist dann beim Derby? Müssen die Blau-Weißen dann die Ostkurve verlassen und in den Gästeblock, weil Union Heimrecht hat? Immerhin scheint gerade dieses Horror-Szenario nicht einzutreffen. Wie schon im Europapokal dürften es sich die Union-Anhänger wieder auf der Gegengerade gemütlich machen.

Wenn der Umzug aber eines zeigt, dann dass Hertha ein eigenes Stadion braucht. Mitreden kann der 130 Jahre alte Bundesligist über die Umzugspläne nicht. Der Hauptstadtklub ist nur Mieter.

Wie Union veröffentlichte seinerseits auch die Alte Dame 2017 die großen Stadionpläne. 2025 sollte die neue, eigene Arena eröffnet werden. Davon hat man sich schon längst verabschiedet. Zwar scheint mit dem aktuellen Senat auch endlich Bewegung in Sachen Stadionfrage zu kommen, entschieden ist aber noch lange nichts. Eine Baugenehmigung gibt es weiterhin nicht.

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Und Hertha bleibt das Hertha-Pech treu. Kaum nähern sich Politik und Verein wieder an, droht durch die Wahlwiederholung der nächste Rückschlag. Immerhin aber dürfte ein genutztes Argument gegen den aktuell präferierten Standort auf dem Maifeld wegfallen: der Lärmschutz. Denn warum sind plötzlich 34 Spiele im Olympiastadion kein Problem, aber ein zweites Stadion nebenan?

Auch so bleiben viele Fragen offen: Wie oft wird der Rasen getauscht? Wer übernimmt die Kosten? Das Grün im Olympiastadion genießt schon seit Jahren nicht den besten Ruf. Erst recht nicht nach Unions Europapokalabenden. Und was ist, wenn beide international spielen? Letzteres ist zwar bei den Herthanern eher unbegründet, dennoch bleibt die Stadionteilung so oder so eine Lose-Lose-Situation. Für beide Beteiligten.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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