Max Kruse spricht über Zukunft, Union und Hertha: "Geld ist nicht alles"
Berlin - Berlin, eine geteilte Stadt. Zumindest in sportlicher Hinsicht. In Köpenick träumen sie von der Champions League, in Westend steht Hertha BSC mal wieder das Wasser bis zum Hals. Die Blau-Weißen sind das Schlusslicht der Liga - und das verdient. Bei nur noch fünf ausstehenden Spielen und in der derzeitigen Verfassung rückt der Abstieg immer näher.
Dass Max Kruse (35) die Alte Dame schon vergangene Saison in der 2. Liga sah, daran konnte sich der extravagante Profifußballer im Gespräch mit TAG24 nicht mehr erinnern. "Das hat gar nichts mit meiner Verbundenheit zu irgendeinem Verein zu tun, sondern einfach, weil ich der Meinung war", erklärte der Ex-Unioner am Rande eines Events von eROCKIT am Brandenburger Tor.
Doch womöglich könnte seine Prophezeiung mit einem Jahr Verspätung eintreten. Auch mit Pal Dardai (47) blieb der Turnaround aus. "Dieses Jahr wird es noch schwieriger. Gerade jetzt nach der Niederlage gegen Bremen. Nächste Woche in München wird es auch nicht einfacher. Von daher muss schon viel passieren. Meiner Meinung ist auch viel zu viel Unruhe im Verein", rechnet auch Kruse Hertha nur noch wenig Chancen aus.
Was allein in den letzten vier Jahren passiert ist, erleben andere Klubs nicht mal in 20 Jahren: Windhorst-Einstieg, Jürgen Klinsmann, Rücktritt via Facebook, Pal Dardai, Corona-Quarantäne, Klassenerhalt, Windhorst-Aus, neuer Investor, Neuanfang mit Bobic, Neuanfang ohne Bobic, Pal Dardai zum Dritten - um nur einige Beispiele zu nennen.
Hertha wollte hoch hinaus und ist tief gefallen. "Man sieht, das Geld nicht alles ist und man mit viel Geld und Investitionen Erfolg kaufen kann. Das ist doch das Schöne, dass es das in der Bundesliga noch gibt", so Kruse zu TAG24. "Man kann sich tolle Spieler kaufen, aber am Ende muss eine Mannschaft funktionieren. Die Parallelen sieht man in Berlin mit Union und Hertha ganz gut. Die einen haben wenig investiert und sind sehr weit oben, die anderen viel und sind sehr weit unten."
Max Kruse von seinem Ex-Klub beeindruckt: "Was Union Berlin leistet, ist außergewöhnlich"
Der 35-Jährige hatte bei Union Berlin eine ganz besondere Zeit, schoss die Eisernen nach Europa, wechselte dann aber zum VfL Wolfsburg. Auch nach seinem Aus blickt Kruse weiter nach Köpenick: "Was Union leistet, ist außergewöhnlich. Es freut mich, dass sie diesen Weg so weitergehen. Es ist eine Belohnung für die harte Arbeit."
Er ist sich weiter sicher: Union spielt nächstes Jahr Champions League. Schon im Februar hatte er im Doppelpass erklärt, dass die Eisernen "mindestens" die Königsklasse erreichen werden. Zwei Monate später sind die Chancen nicht geringer geworden. Vier Punkte sind es mittlerweile auf Platz fünf bzw. Verfolger RB Leipzig.
Und auch Kruse hat vom Fußball noch nicht genug: Er will es noch einmal wissen. "Zumindest ist das der Plan. Ob das klappt, entscheide ich ja nicht alleine. Da sind ja auch noch andere Träger am Werk. Ich tue alles dafür, halte mich fit und versuche alles dafür zu geben, dass ich im Sommer topfit bin, um dann nochmal eine gute Rolle zu spielen."
Sollte es doch nicht klappen, wird dem Profisportler nicht langweilig. Der geniale Angreifer hat sich breit aufgestellt, betreibt einen eigenen Rennstall, nimmt an Pokerturnieren teil, sorgt regelmäßig mit seiner Frau Dilara auf YouTube für Furore und hat in das Brandenburger Start-Up eROCKIT investiert.
Mit dem Elektromotorrad von eROCKIT, eine Mischung aus Fahrrad und Motorrad ist Kruse fix unterwegs. 97 Km/h hat er auf der Autobahn bereits einmal erreicht, wie der Ex-Union-Star TAG24 verriet. Vermutlich aber nicht im Winter. Statt Schönwetterspieler könnte man ihn wohl als "Schönwetterfahrer" bezeichnen.
"Immer wenn es warm ist", beantworte Kruse die Frage nach der Nutzung mit einem Grinsen im Gesicht. "Wenn es kalt ist, kann man natürlich auch fahren, aber gerade im Frühling ist es schon geil, so etwas in der Garage zu haben. Für den Berufsverkehr ist es auch nicht gerade schädlich, auch wenn man nicht die Regeln brechen darf, man kommt schon ein bisschen besser durch."
Titelfoto: Tom Weller/dpa