Grote soll Union retten: Kommt die Notbremse zu spät?

Berlin - Lange hielt die öffentliche Rückendeckung für den Trainer nicht. Knapp 24 Stunden nach dem Zingler-Interview war Nenad Bjelica (52) seinen Job schon wieder los.

Klappe die Zweite: Interimstrainer Marco Grote (51) übernimmt Union erneut.
Klappe die Zweite: Interimstrainer Marco Grote (51) übernimmt Union erneut.  © Andreas Gora/dpa

Dabei hatte sich Präsident Dirk Zingler noch vor den Kroaten gestellt, dementierte vehement einen entsprechenden Bericht über das Bjelica-Aus im Sommer. Eine Katastrophen-Halbzeit später waren seine Aussagen jedoch schon wieder obsolet.

Bjelica gingen die Argumente aus: Aus den letzten sechs Spielen holte Union Berlin nur zwei Punkte. Zudem schrumpfte der Vorsprung von komfortablen neun Zählern auf den Relegationsrang auf nur noch ein Pünktchen. Selbst ein direkter Abstieg ist theoretisch noch möglich.

Nun soll und muss Marco Grote (51) den freien Fall stoppen. Stand das Kellerduell gegen Bochum unter der Überschrift "Wegweisend", heißt es in Köln "Überlebenskampf". Union muss gewinnen!

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Damit der erst dritte Auswärtssieg eingetütet wird, sollen mit dem Last-Minute-Trainerwechsel noch einmal die letzten Kräfte mobilisiert werden - gerade noch rechtzeitig? Ein Blick in die Historie zeigt: Nicht immer hat der Trainereffekt auf den letzten Metern den erhofften Erfolg gebracht.

Unvergessen sind die Trainerwechsel vor dem letzten Spieltag in Bielefeld und Bremen. Beide Male ging es schief. 2009 konnte selbst Jörg Berger Arminia Bielefeld nicht mehr retten. Das 2:2 gegen Hannover reichte nicht. Die Arminia stieg direkt ab!

Legendär: Der mittlerweile verstorbene Jörg Berger (†65) konnte Arminia Bielefeld als Ein-Spiele-Trainer nicht mehr retten.
Legendär: Der mittlerweile verstorbene Jörg Berger (†65) konnte Arminia Bielefeld als Ein-Spiele-Trainer nicht mehr retten.  © Friso Gentsch dpa/lnw

Darius Wosz scheiterte als Zwei-Spiele-Trainer

Auch bei Thomas Schaaf (63) ging es in Bremen schief.
Auch bei Thomas Schaaf (63) ging es in Bremen schief.  © Carmen Jaspersen/dpa

Werder erwischte das gleiche Schicksal. Vor drei Jahren übernahm Thomas Schaaf (63) für den glücklosen Florian Kohfeldt (41), konnte den Absturz in die 2. Liga aber nicht mehr verhindern. Die Hanseaten verloren mit 2:4 gegen Gladbach.

Darius Wosz (54) hatte 2010 in Bochum ein Spiel mehr als Berger und Schaaf, doch auch die Zaubermaus konnte den Abstieg mit zwei Niederlagen in zwei Spielen nicht verhindern.

Wolfgang Wolff (66) war in Nürnberg noch glückloser. Der Übungsleiter holte 2003 in seinen vier Spielen keinen einzigen Punkt.

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Es gibt allerdings auch den ein oder anderen Mutmacher für die Eisernen: In derselben Saison war die Installierung von Klaus Augenthaler (66) zwei Spiele vor Saisonfinale genau richtig. Mit der Bundesliga-Legende gelang Bayer Leverkusen doch noch die Rettung. Auch Volker Finke (76) hielt 2011 mit drei Siegen in drei Spielen mit Köln noch die Klasse.

Große Anlaufschwierigkeiten wird Grote zumindest nicht haben. Unions U19-Trainer ist in dieser Saison schon zum zweiten Mal gefragt. Im November holte er nach einer Endlos-Niederlagenserie immerhin ein 1:1 gegen Augsburg. Jetzt wird der Bjelica-Vorgänger sein Nachfolger.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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