Gosens über Blitz-Abschied von Union: "Es war ein absoluter Bärendienst"

Berlin - Es ist einer der kuriosesten Wechsel der vergangen Jahre. Eigentlich sollte Robin Gosens (30) in der Startelf stehen, nach dem Mittagsschlaf aber war das Kapitel Union Berlin überraschend doch noch beendet. In letzter Minute wechselte der Linksverteidiger doch noch nach Italien.

Robin Gosens (30) hat nicht mehr mit einem Wechsel gerechnet.
Robin Gosens (30) hat nicht mehr mit einem Wechsel gerechnet.  © Federico Gambarini/dpa

Im Podcast Copa TS spricht der deutsche Nationalspieler ausführlich über seinen Blitz-Abschied.

"Es ist schon so, dass ich am Spieltag morgens aufgewacht bin, dann ins Stadion gefahren bin und das Gefühl hatte, dass ich ganz normal um 20.30 Uhr gegen St. Pauli auf dem Platz stehe. Der Trainer hat mir gesagt, dass ich starte. Mit dem Gefühl bin ich dann in unser Tageshotel gefahren", berichtet der Ex-Union-Star.

Kontakt gab es zwar schon vorher, angedeutet hat sich die Entwicklung aber nicht. "Ich habe mich ganz normal auf das Spiel vorbereitet und bin nicht davon ausgegangen, dass ein Wechsel zustande kommt. Es stimmt aber schon, dass Florenz zehn Tage vorher ein Angebot hinterlegt hat. Dieses Angebot war in der Form für mich nicht interessant."

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Das habe er dem Klub auch so mitgeteilt und das Thema innerlich schon abgehakt. "Dementsprechend hatte ich dieses Angebot und auch Florenz aus meinem Kopf gestrichen."

Für den 30-Jährigen war damit klar: Er bleibt bei Union. Mindestens für ein Jahr. Über Nacht bzw. über Mittag nahm der Wechsel dann aber doch noch Fahrt auf. "Nach dem Mittagsschlaf hatte ich dann auf einmal Gott weiß wie viele Anrufe von meinem Berater auf dem Handy. Ich habe ihn zurückgerufen und er sagte mir dann: Florenz hat unsere Konditionen akzeptiert."

Robin Gosens unterschrieb den neuen Vertrag erst kurz vor Spielbeginn

Gosens erlebte in Florenz gleich einen Traumeinstand.
Gosens erlebte in Florenz gleich einen Traumeinstand.  © Massimo Paolone/LaPresse/AP/dpa

Zunächst informierte Gosens daraufhin Manager Horst Heldt (54) persönlich, doch ein unangenehmes Gespräch stand noch an - mit Trainer Bo Svensson (45). "Ich mach die Tür auf, wir gucken uns an und er weiß eigentlich schon Bescheid, warum ich runterkomme. Er meinte dann 'Jetzt nicht, wir machen grad Besprechung.' Danach ging alles ganz schnell."

Kurios: Da Gosens es nicht mehr rechtzeitig nach Italien geschafft hätte, mussten die Formalitäten in Köpenick erledigt werden. "Die Fans strömen ins Stadion, ich war im Forsthaus gegenüber vom Stadion. Parallel füllt sich das Stadion, Fangesänge werden angestimmt und ich unterschreibe den Vertrag für Florenz. Das war an Absurdität nicht zu überbieten. Ich war richtig in Schockstarre."

Ein Schritt, der ihm nicht leichtfiel: "Es war auch für mich eine unfassbare unangenehme und eine schlechte Situation. Ich weiß, was ich der Mannschaft damit antue und auch Tom Rothe, der zweieinhalb Stunden vorher erfährt, dass er spielt. Die Mannschaft weiß ja, was sie an mir hat. Es war ein absoluter Bärendienst, dessen war ich mir auch bewusst."

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Er wollte die Mannschaft nicht im Stich lassen, gleichzeitig aber stand eine Rückkehr in die Serie A schon länger im Raum. "Ich wusste halt: Wär dieses Angebot vor zwei Wochen genauso gekommen, hätte ich es angenommen. Auch wenn die Situation absolut scheiße war, wusste ich, dass es das Richtige ist, was ich für mich und meine Familie gerne möchte. Aus dem Grund habe ich auch zugesagt."

Den 1:0-Heimsieg verfolgte er noch übers Handy bzw. von zu Hause aus. Am nächsten Tag ging es dann schon nach Italien direkt in die Startelf, wo Gosens auch noch tief in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielen konnte.

Titelfoto: Federico Gambarini/dpa

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