Union-Berlin-Blog Archiv

Die Autoren:

Beecke (Christian Beeck, 50), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union, lebt heute an der Küste, hat 2 Kinder und arbeitet als Geschäftsführer bei Energy World.

Icke (Jürgen Heinemann, 58) ist seit 1975 Unioner, als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig, stammt ursprünglich aus der IT-Branche, ist verheiratet, hat 1 erwachsenes Kind, lebt heute in Grünheide - im Speckgürtel Berlins und arbeitet bei TAG24.

Unionfux (Tobias Saalfeld, 54) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

13. Juni: Ein stürmender Däne für Union

Die Eisernen verpflichten den Dänen Mikkel Kaufmann (22).
Die Eisernen verpflichten den Dänen Mikkel Kaufmann (22).  © Tom Weller/dpa

Unionfux: Da schreibe ich neulich, dass wir uns kaum in der zweiten Liga bedienen werden - und, zack, verpflichten wir den zweiundzwanzigjährigen Dänen Mikkel Kaufmann vom KSC. Naja, auch nicht so ganz - denn dorthin war er nur verliehen worden vom FC Kopenhagen (alter und neuer Meister der Superliga), der ihn nun an uns weiterverkauft hat. Dem Vernehmen nach unterschreibt er für vier Jahre und kostet gut zweieinhalb Millionen Euro, der FC Kopenhagen hat vor dreieinhalb Jahren drei Millionen an Aalborg BK bezahlt.

Der Mittelstürmer, an dem auch Stuttgart und Bremen interessiert waren, machte in der letzten Saison zehn Tore und acht Vorlagen für die Karlsruher, den Löwenanteil davon (acht Tore und fünf Vorlagen) in der zweiten Saisonhälfte. Obendrein ist er schnell, robust, technisch gut. Ob er den Sprung aus Liga zwei in die Bundesliga schafft, muss man freilich abwarten. Es ist also erstmal ein Los auf die Zukunft: Das kann ein Hauptgewinn werden oder auch nicht - eins der Risiken, die man gehen muss. Die Lose, die mittlerweile woanders explodiert sind (ich sag nur: Boniface etc.), die sind dann kaum noch bezahlbar. Kann man machen, muss man machen, finde ich. Die besten drei Goalgetter der Zweiten Liga sind Kleindienst (fast 28), Glatzel (29) und der sattsam bekannte Skrybski (30) - die wären allesamt im Grunde zu alt. Auch Behrens war schon 30 und Michel 31, aber Michel hat’s unterm Strich ja nicht so ganz gepackt bei uns, abgesehen von einigen wirklich bemerkenswerten Höhepunkten, und Behrens ist die Ausnahme von der Regel. Kaufmann steht hingegen noch am Anfang seiner Karriere, da kann noch einiges kommen und unbeleckt ist er auch nicht so ganz. Er geht in sein drittes Jahr in Deutschland und unsere beiden dänischen Keeper werden ihm die Eingewöhnung noch weiter erleichtern - das wird äußerst spannend.

Es verdichten sich die Anzeichen, dass wir unsere Champions League-Partien nun doch im Olympiastadion austragen müssen, die Vorteile liegen auf der Hand, die Nachteile auch. 75000 mögliche Zuschauer sind schon ein Pfund, fast jeder, der will, darf kommen und somit auch finanziell, aber ein doofes Stadion bleibt’s ja trotzdem, sowohl das Was als auch das Wo - und der wirkliche Heimvorteil ist auch dahin. Im gleichen Atemzug konkretisiert Dirk Zingler, dass wir anstreben, nur eine Saison, nämlich 2025/26, ins Oly auszuweichen, alle Vorarbeiten sollen soweit geleistet werden, dass das eine Jahr ausreicht. Kann schon sein, dass sich das Ganze noch ein wenig nach hinten verschiebt, Gründe gäbe es genug, aber das wir nur ein Jahr in die Schüssel müssen - das ist fraglos eine gute Nachricht: halber Schmerz eben.

10. Juni 2023: Transfer ist schwer

Oliver Ruhnert (51) lächelt während des TV-Interviews vor dem Spiel.
Oliver Ruhnert (51) lächelt während des TV-Interviews vor dem Spiel.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: Das könnte doch tatsächlich die schwierigste Transferphase ever werden - soviel Geld hatten wir wohl noch nie zur Verfügung (allein Fernsehgelder und die Champions League spülen mindestens fünfundzwanzig Millionen mehr in die Kassen im Vergleich zur 2022/23), um neue und hoffentlich bessere Spieler zu verpflichten, aber das macht die Sache nun wirklich nicht einfacher. Zu wenig, zu zaghaft zu investieren wäre sicherlich falsch, aber die Gefahr des Überkochens ist natürlich ebenso möglich, selbst bei aller Vorsicht. Die nächsten Schritte müssen gemacht werden, ohne das Gehaltsgefüge und natürlich auch das Mannschaftsgefüge nachhaltig zu irritieren.

Nichtsdestotrotz gibt es neue Aufgaben, denen wir uns stellen müssen, der Erfolg schafft neue Erfordernisse und natürlich neue Bedürfnisse. Auch einige Spieler wissen das: nicht umsonst suchen Michel und Seguin nach neuen Arbeitgebern, suchen schon nach anderthalb bzw., nach nur einem Jahr das Weite. Beide sind gute Bundesligaspieler, aber waren in der vergangenen Saison zu oft nur Ersatz - und dass das in der neuen Spielzeit besser wird, können sie sich kaum vorstellen. Dazu kommen Spieler wie Möhwald und Pantovic - und die Leihspieler auch, denn von denen wird uns keiner so wirklich weiterhelfen können. Und dann kommen noch Spieler dazu, die halb Europa auf dem Zettel hat: Doekhi und, na klar, Becker.

Für Becker hat West Ham, frisch gebackener Conference League-Sieger, angeblich zwanzig Millionen geboten, für Doekhi stehen mindestens fünfzehn im Raum - und dabei muss es nicht bleiben. Aber es gibt noch ein paar Fragezeichen: Knoche hat, wie kürzlich bekannt wurde (durch wen eigentlich??), eine Ausstiegsklausel von äußerst überschaubaren zwei Millionen, für Rönnow könnten sich einige Vereine interessieren, ebenso für Khedira und Behrens.

Union-Berlin-Blog: Schlechtestes Saisonspiel in Bielefeld
1. FC Union Berlin Union-Berlin-Blog: Schlechtestes Saisonspiel in Bielefeld

Nun, während Doekhi und Becker, aus meiner Sicht, ziemlich sicher weg sein dürften, traue ich Knoche und Co. schon zu, dass sie eher bleiben würden als gehen: so unattraktiv ist der 1. FC Union nun weiß Gott nicht, der nächste sportliche Schritt ist in Deutschland nur noch schwer zu machen - vielleicht zu Bayern oder Dortmund, aber sonst?? Und hier wissen sie, was sie haben. Allerdings kann man anderswo schon noch mehr verdienen, ein nicht ganz unwichtiger Aspekt. Hoffen wir mal, dass da allzu unmoralische Angebote ausbleiben. Wird schwer genug Becker und Doekhi zumindest gleichwertig zu ersetzen, weiß Gott keine leichte Aufgabe, insbesondere bei Becker, so eine mörderische Geschwindigkeit in Verbindung mit Torgefahr ist nun mal selten und gefragt.Außerdem steht bei uns der sogenannte Zehner schon länger auf der Liste, aber das ist tricky, zumindest, wenn man eine gewisse Qualität haben will. Die üblichen Kanäle der letzten Jahre werden da nicht so wirklich funktionieren: in der Zweiten Liga beispielsweise werden wir uns kaum noch bedienen (können).

Auch der Star mit Karriereknick wird eher nicht mehr gesucht - gestern hat z. B. Naby Keita in Bremen angeheuert, der Mann war Liverpool vor fünf Jahren sage und schreibe sechzig Millionen wert, jetzt geht er ablösefrei zu Werder (mittlerweile alles andere als ein Schwergewicht der Liga) und ist auch gerade erst 28. Klingt natürlich ziemlich gut. Aber er hat auch in der abgelaufenen Spielzeit nur noch acht Spiele für Liverpool gemacht, davon keins über neunzig Minuten. Haben wir Lust auf eine Wundertüte? Isco wäre ja auch eine gewesen … Ich denke aber, wir suchen eher in der Schublade "Kann uns sofort besser machen".

Zu guter Letzt: den Stürmer, der für fünfzehn Treffer aufwärts gut ist, den suchen nun wirklich alle, auch wir. Diese Position ist fraglos das größte Lotteriespiel, das haben wir gerade mit Jordan erfahren müssen, wobei da hoffentlich das letzte Wort noch nicht gesprochen ist … Je nachdem, wer uns noch verlässt, könnten wir für unsere Wunschspieler unter Umständen vierzig bis fünfzig Millionen ausgeben, neue Dimensionen - letzte Saison war’s noch gut die Hälfte.

Oliver Ruhnert ist einer der besten Manager der Branche und dabei ein absoluter Realist. Der Spagat zwischen Vernunft, Risiko und letztlich Machbarem wird aber auch für ihn eine neue Erfahrung, zumindest in diesen Sphären.

7. Juni 2023: Rückblick 22/23 - Spielerbewertungen

Grund zur Freude: Berlins Christopher Trimmel (36) gilt als besonders laufstark.
Grund zur Freude: Berlins Christopher Trimmel (36) gilt als besonders laufstark.  © Andreas Gora/dpa

Icke & Unionfux: Vor kurzem lasen Unionfux und Icke die Spielerbewertungen der Berliner Zeitung. Immerhin der offizielle Medien-Partner von Union. Nun mit diesen Bewertungen konnten wir ziemlich wenig anfangen und stellen deswegen mal unsere Einschätzungen gegenüber. Wir finden, man muss die ganze Saison betrachten und nicht nur die letzten zehn Spiele. Beispielsweise hat Schäfer vor seiner Verletzung mehr als 20 - überwiegend gute Spiele gemacht. Und Becker sehen wir auch nicht nur als Durchschnittsspieler. Luft nach oben haben theoretisch viele Spieler (eigentlich fast jeder), aber praktisch? Und wer kann bei Platz vier noch was sagen?

Herausragend Berliner Zeitung: Behrens und Knoche

Herausragend TAG24: Becker, Knoche, Rönnow, Khedira, Doekhi

Gut zu Fuß Berliner Zeitung: Juranovic, Doekhi, Rönnow, Roussillon, Khedira

Gut zu Fuß TAG24: Behrens, Trimmel, Juranovic, Roussillon, Laidouni, Haberer, Leite, Ryerson

Mit Eifer dabei Berliner Zeitung: Trimmel, Becker, Laidouni, Haberer

Mit Eifer dabei TAG24: Gießelmann, Michel, Jordan, Thorsby, Jaeckel, Seguin, Schäfer, Leweling, Baumgartl

Luft nach oben Berliner Zeitung: Gießelmann, Michel, Leite, Jordan

Luft nach oben TAG24: -

Unterdurchschnittlich Berliner Zeitung: keiner

Unterdurchschnittlich TAG24: keiner

Zu selten eingesetzt Berliner Zeitung: Grill, Baumgartl, Jaeckel, Thorsby, Pantovic, Öztunali, Seguin, Schäfer, Leweling

Zu selten eingesetzt TAG24: Möhwald, Maciejewski, Busk, Pantovic, Öztunali

Einzel-Kommentare TAG24:

Becker: Ist für uns der Unterschiedsspieler in der Offensive bei Union, spielt seine beste Saison. Dabei sind nicht nur seine Tore und Vorlagen entscheidend, sondern die Art und Weise, wie er immer wieder - durch seine unfassbare Schnelligkeit - Bälle erobert und mit seinem Antritt auf den ersten Metern an Verteidigern vorbeigeht, um dann zu flanken. Das ist überragend und kaum ersetzbar.

Knoche und Doekhi: Knoche ist der Abwehrchef par excellence. Er hält den Laden zusammen, dirigiert und hat ein unvergleichliches Stellungsspiel. Auch als eiskalter Elfmeter-Schütze machte er auf sich aufmerksam. Doekhi steht hinten absolut stabil und sticht durch seine Kopfballtore hervor. Diese sind für den Gegner, auf Grund seiner Dynamik, kaum zu verteidigen.

Rönnow: Kann endlich zeigen, was er für ein guter und abgeklärter Keeper er ist.

Er war fast fehlerfrei und neuerdings hält er auch die Unhaltbaren. Dazu kommt sein perfektes und sicheres Passspiel und er steht fast immer richtig, um viele Flanken sicher, fast unspektakulär runterzupflücken. Einer der besten der Liga.

Khedira: In Stuttgart, Leipzig und Augsburg war er ein durchschnittlicher Bundesligaspieler. Dann kam er zu uns und explodierte förmlich. Für uns einer der sichersten Sechser in Deutschland, jedenfalls was den defensiven Part betrifft. Vorgänger Andrich war defensiv auch sehr stark, aber Khedira kommt mit wesentlich weniger Fouls aus. Schade, dass Herr Flick das nicht sieht, nicht sehen will.

Er gehört eigentlich genauso wie Knoche in die Nationalmannschaft, wenn es nach Leistung gehen würde...

Behrens: Schmeißt seinen wuchtigen Körper in jede Situation, ohne Rücksicht auf Verluste. Die zweitmeisten Kopfballduelle der Liga. Reißt auch andere mit, lässt sich nie hängen. Trifft nun auch regelmäßig, zweitbester Torschütze. Geiler Typ.

Leite: Mag sein, dass der gerade für 7,5 Millionen fest verpflichtete Portugiese zum Ende der Saison etwas abbaute, aber der Junge war fast aus dem Stand Stammspieler in der Innenverteidigung und die wenigsten Gegentreffer in der Liga sind auch sein Verdienst. Wird noch besser.

Laidouni: Er kam im Winter neu dazu und brauchte ein paar Spiele, um sich einzugewöhnen. Aber dann zeigte er, was er draufhat. Er kämpft, hat eine gute Technik und macht überraschende Dinge. Und auch da kommt noch mehr…

Trimmel, Juranovic, Roussillon, Ryerson: Alle vier beackern die Außenbahnen. Trimmel, der Kapitän, unkaputtbar, stets ein Vorbild, immer noch schnell, kampfstark und mit guten Vorlagen – und das mit 36! Juranovic entwickelte sich zum gleichstarken Part auf der rechten Seite. Hervorzuheben sind seine Freistöße, eine grandiose Waffe für uns. Ab und an auch auf links eingesetzt, er ist aber rechts erkennbar stärker. Roussillon ebenfalls im Winter (für die linke Außenbahn) geholt. Auch er brauchte ein paar Spiele, bis sein Turbo zündete, dann aber richtig. Er steht hinten sicher und bringt nach vorn Tempo. Ryerson hat uns inzwischen nach Dortmund verlassen. Er spielte in der ersten Halbserie gewohnt stabil, mit Druck nach vorn. Nicht umsonst ist er jetzt beim BVB-Stammspieler. Da sein Vertrag ausgelaufen wäre, war es richtig, für ihn noch die 5 Mio. vom BVB mitzunehmen.

Haberer: Auch er war nach hinten raus nicht so stark wie in den ersten beiden Saisondritteln. Nichtsdestotrotz Stammspieler, für Fischer unverzichtbar – Monstertor gegen Brause, gegen Dortmund Matchwinner. Muss mutiger nach vorn werden…

"Mit Eifer dabei" TAG24: Aus unserer Sicht hat diese Rubrik einen kaum zutreffenden Namen erhalten. "Guter Teamplayer" wäre treffender.

Gießelmann, Michel, Jordan, Thorsby, Jaeckel, Seguin, Schäfer, Leweling, Baumgartl und Grill sehen wir hier. Jedenfalls über die gesamte Saison gesehen. Jeder hat seine Stärken und Zeiten gehabt. Schäfer wurde leider durch seine Verletzung (zweimal!) gebremst. Gießelmann, wenn er spielte, war immer zuverlässig. Michel als Joker fast immer brandgefährlich. Thorsby ein Riesen-Kämpfer mit guter Spielübersicht. Auch Jordan wurde zum Schluss wieder besser, seine vier Treffer waren samt und sonders wichtig. Jaeckel, Baumgartl und Seguin machten teils sehr gute Spiele, konnten sich aber nicht dauerhaft gegen starke Konkurrenz durchsetzen. Leweling ist ein Versprechen auf die Zukunft. Grill nicht immer glücklich, trotzdem von fünf Spielen zweimal zu null.

Zu selten eingesetzt - TAG24: Möhwald, Maciejewski, Busk, Pantovic und Öztunali. Die ersten Drei machten kein Spiel, daher ist das klar. Pantovic machte immerhin 14 Pflichtspiele und schoss 1 Tor. Man sieht bei ihm auch den Techniker, sein unbestreitbares Talent, aber eben nicht mehr. Nur 4x spielte er länger als 16 Minuten. Da ist eine Beurteilung schwer möglich. Busk ist der perfekte 3. Keeper und immerhin schon seit über sieben Jahren bei uns. Öztunali spielte auch kaum, muss, ähnlich wie Möhwald (beides gestandene Bundesligakicker!!), leider als gescheitert gelten, warum – das wüssten wir auch gern. Maciejewski, das Talent ohne Chance.

Abschließend - Der Verein und das Team sind auf Teamwork "programmiert".

Die großen Stars gibt es nicht. Union lebt vom Zusammenhalt und das spiegelt sich auch in der Taktik und auf dem Platz wieder. Deshalb haben alle Spieler im Kader ihren Anteil am Erfolg. Würden die Reservisten 20 bis 27 rummotzen und intrigieren, würde das alles nicht funktionieren. Ein Rad passt ins andere – ein wesentlicher Teil unserer Stärke und unseres Erfolgs.

5. Juni: Yippieh-ya-yeah: Schnappatmung!!

Urs Fischer (57) lächelt während des Interviews vor einem Spiel.
Urs Fischer (57) lächelt während des Interviews vor einem Spiel.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: Wie schreibt mir gerade ein alter Freund und Unioner anlässlich seines 60.: "Komisch nur, dass ich permanent träume, Union spielt in der Champions League. Muss am Alter liegen! Früher hatte ich sowas nicht …" Ja, so geht’s einem, die unglaubliche Reise, die vor fünf Jahren mit der Verpflichtung Urs Fischers begann, ist nun nach nur fünf Jahren hier angekommen - und selbst der abgebrühteste, vorausschauendste Fan reibt sich immer noch, ebenso ungläubig wie fasziniert, die Augen. Sicher, es sind vorerst nur sechs Spiele - und unsere Verantwortlichen haben unmissverständlich betont, dass die Bundesliga das Wichtigste ist und bleibt. Es mag ja hier und da Befürchtungen geben, dass der Verein jetzt freidreht, aber da besteht so gar keine Gefahr, so ticken Zingler, Ruhnert und Fischer nicht.

Und wenn man mal ganz genau überlegt: eine Mannschaft mit einem Naja-Sturm und einem nicht allzu kreativen Mittelfeld wird Vierter der Bundesliga, mit einer allerdings meisterlichen Abwehr. Andererseits - haben wir wirklich overperformed? Vielmehr bleibt doch, trotz des überragenden Erfolges, das Gefühl: da wäre sogar noch etwas mehr drin gewesen, allein schon, wenn alle Neuzugänge eingeschlagen hätten.

Und das empfindet auch Urs Fischer so - das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, da geht noch was. Zumal diese Entwicklung ja beinahe folgerichtig ist, kein Ausreißer, sondern es ging wie auf einer Treppe aufwärts. Ob das nun jedes Jahr möglich ist, wer weiß? Das internationale Geschäft weiter zu bestätigen? Nun, ich halte nichts mehr für unmöglich, nicht nach den letzten fünf Jahren, die nicht nur eine Etablierung in der Bundesliga brachten, sondern zum dritten Mal Union International und die unbestrittene Stadtmeisterschaft, die kleine Hertha und der große FC Union - wer hätte das auch nur annähernd gedacht??

Zumindest an meinem bescheidenen Fußballsachverstand haben die Ereignisse der letzten Jahre gewaltig gerüttelt - aber ich stehe da ja nicht ganz allein und so einige Fußballexperten schwärmen noch immer von den Etablierten der Liga und können nur schwer akzeptieren, dass wir die echte Sensation der abgelaufenen Spielzeit sind.

Jedenfalls sind diese sechs Spiele in der Gruppenphase der Champions League fraglos etwas Besonderes, eben die Königsklasse, das Konzert der ganz großen Namen - auch wenn wir freilich nicht vergessen, was für eine Kommerzveranstaltung das Ganze ist. Aber wenn man das Schlechte für das Gute nutzen kann: warum nicht? Finanzielle Möglichkeiten verschaffen nun mal eine Freiheit, den eigenen Weg weiter zu beschreiten… Und da wäre es gut, wenn wir die dazugehörigen Heimspiele An der Alten Försterei austragen könnten, es würde unsere Chancen erheblich erhöhen - denn dieses Stadion ist nicht nur die Festung der Bundesliga, nein, es ist die Festung Europas und ich wiederhole es gern nochmal und immer wieder: nur der 1. FC Union Berlin ist in den fünf großen Ligen (Deutschland, England, Frankreich, Italien und Spanien) in der abgelaufenen Saison in der Liga zu Hause ungeschlagen - das ist eine Dimension, die kaum zu fassen ist, geradezu einmalig und viel zu wenig beachtet.

Und das lässt sich wohl kaum aufs Olympiastadion übertragen, auch wenn die entspannte Kartensituation schon verlockend wäre. Aber wir dürfen die sportliche Dimension nicht aus den Augen lassen und da garantiert unser unvergleichliches Stadion einfach mal die entscheidenden zehn Prozent mehr, so eng wie es ist, unmittelbar und laut. Wo gibt’s das denn noch auf diesen Ebenen? Das sind die Schwergewichte doch gar nicht mehr gewöhnt …

Auch, wenn uns dieser Erfolg nicht verändern soll und wird - ein bisschen krachen wird es schon in dieser Transferphase. Nicht ausflippen, aber den neu entstandenen Rahmen klug nutzen. Dass wir Diogo Leite fest verpflichten stand für mich außer Frage, trotz seiner Schwächephase zum Ende der Saison. Nun kommt Alex Kral, ein Kampfschwein auf der Sechs, was unsere Kernkompetenz, das Verteidigen, weiter unterstützen kann, nicht umsonst war er Spartak Moskau vor vier Jahren noch zwölf Millionen wert.

Und da ist noch einiges in der Pipeline - da bin ich mir ganz sicher, Oliver Ruhnert baggert an ein paar hochinteressanten Neuzugängen und der eine oder andere große Name ist darunter. Schnappatmung ist da garantiert, trotz der fußballfreien Zeit, es wird gewaltig aufregend - auf uns warten zwei bis drei Monate verwundertes Kopfschütteln!

29. Mai: Der 27. Mai ist auf ewig (inoffizieller) Feiertag in Köpenick

Icke: Am 27.5.2019 stiegen wir in die erste Bundesliga auf. Am 27.5.2023 erreichten wir die Champions-League. Und exakt am 27.5.1923 schlug Union Oberschöneweide (unser Vorgänger-Verein) Greuther Fürth (damals Spielvereinigung Fürth). Wir wurden Deutscher Vize-Meister. Der 27.5. ist unser Ding. Bei Union wird er wohl zum inoffiziellen Feiertag deklariert. Union spielte 1923 dann im Endspiel gegen den HSV mit Franz Müller im Tor - Erich Standke und Franz Klautzsch in der Abwehr - das Mittelfeld bildeten August Hamann, Otto Splittgerber und Otto Martwig - im Sturm spielten Albert Dietz, Horst Franke, Hermann Lux, Max Franke und Willi Jachmann. Die Hamburger gewannen 3:0 vor 64.000 Zuschauern. Im Halbfinale spielte Ernst Standke für August Hamann in der Verteidigung. Lux und Jachmann erzielten die Tore bei 2:1 gegen Fürth.

Zurück zum Bremen-Spiel. Wir waren drückend überlegen. Hatten Ecken und Chancen für drei Spiele. Aber eben nicht die ganz großen Chancen. Dazu kam noch ein (wunderschönes) Abseitstor von Becker und ein Fast-Kopfball-Tor - natürlich - von Doekhi. Aber die Zeit rannte uns weg. Alle wurden unruhig, das Stadion noch lauter und die 81. Minute kam. Becker auf Michel, der behält den Kopf oben und passt zum freien Khedira. Der Defensiv-Künstler behält auch die Ruhe und passt ins äußerste Eck. Das war die Königsklasse.

Über 200 Millionen soll Mbappe bis 2024 bekommen. Damit könnten wir den ganzen (jetzigen) Unioner-Kader sehr viele Jahre komplett finanzieren. Und gegen die spielen wir vielleicht. Die Rolle steht uns und wir freuen uns darauf. Eisern

29. Mai: Die Sensation ist perfekt - Union ist in der Champions League!

Mit einem Pokal aus Pappe jubeln die Eisernen nach Spielende in der Alten Försterei.
Mit einem Pokal aus Pappe jubeln die Eisernen nach Spielende in der Alten Försterei.  © Soeren Stache/dpa

Unionfux: Da ist das Ding!! Die wirkliche Sensation der 60. Spielzeit der Fussball-Bundesliga ist perfekt: Der 1. FC Union Berlin erreicht die Champions League! Und das nicht bayernlike, durch die Dummheit der Mitbewerber, sondern ganz und gar aus eigener Kraft. Und es ist, uniontypisch, ein hartes Stück Arbeit.

Leicht macht es Bremen uns nun wirklich nicht, auch wenn unsere Jungs keinen Zweifel daran lassen, dass sie die europäische Königsklasse unbedingt wollen, die Silbertabletts sollen andere wegschmeißen. Aber die großen Chancen bleiben rar, trotz fünfzehn Ecken. In der 55. Minute klingelt es, Becker haut den Ball von der Strafraumgrenze ein, hat aber wohl in der Entstehung einen Schritt im Abseits gestanden. Der Kopfball von Doekhi in der 67. Minute wird von Ducksch von der Linie geholt. Doch dann - es sind noch zehn Minuten plus Nachspielzeit zu gehen, flankt der diesmal weitgehend unglückliche Becker und der eingewechselte Michel behält die Übersicht, legt klug auf den ja eher selten im Strafraum auftauchenden Khedira quer und der schlenzt den Ball überlegt und unhaltbar an den rechten Innenpfosten ("Ich habe gefühlte 400 Mal vom Trainerteam gehört: Nimm die Innenseite“, so Khedira. "Im entscheidenden Moment habe ich dann die Innenseite genommen. Der Trainer hat eben doch manchmal recht.“).

Das ist schlussendlich der wichtigste Teil unserer Hausaufgaben; das ist der Sieg für die Champions League, ganz egal, was die Freiburger machen, die allerdings auf den letzten Metern in Frankfurt noch verlieren. Wir gewinnen verdient, auch weil wir gegen Bremen fast nichts zulassen - im Grunde ja unsere Kernkompetenz. Außerdem haben wir bis jetzt jedes letzte Spiel in der Bundesliga für uns entscheiden können, davon die letzten drei relativ spät - eine schöne Tradition, wie ich finde, die sollte man doch unbedingt fortsetzen. Und da sind dann die 62 Punkte, das ist die weitere, kaum mehr für möglich gehaltene Steigerung, belohnt mit der europäischen Königsklasse - über die man geteilter Meinung sein darf, insbesondere, weil wir höchstwahrscheinlich ins ungeliebte Zweitligastadion ausweichen müssen und dieser Wettbewerb ganz fraglos eine gnadenlose Kommerzmaschine ist. Aber das Geld, das man dort verdient, ist der springende Punkt; denn das wird uns entscheidend dabei helfen, uns in der Bundesliga weiter zu entwickeln und endgültig zu etablieren und das aus eigener Kraft - das macht diesen verdienten Erfolg so wichtig.

Die unbezwungene Alte Försterei (nur wir sind in dieser Saison Zuhause ungeschlagen - beispiellos in den großen fünf Ligen Europas!!), feiert die Mannschaft und natürlich den unfassbaren Urs Fischer, der aber in der Stunde des abermaligen Erfolges ganz Urs Fischer ist und in der Pressekonferenz von großem Stolz und Freude, aber auch von Bescheidenheit und Demut spricht und davon, unbedingt bei sich selbst zu bleiben. Denn das ist der Kern unserer unglaublichen Reise, die auf den Tag genau vor vier Jahren begann: Wir wissen, wer wir sind. So, und jetzt genießen wir den Moment und freuen uns auf das, was kommt - eisern Union!

26. Mai: Grande Finale!

Macht's noch einmal wie in Bremen, Jungs: Mit einem Sieg gegen Werder ist Union Berlin ziemlich sicher in der Champions League.
Macht's noch einmal wie in Bremen, Jungs: Mit einem Sieg gegen Werder ist Union Berlin ziemlich sicher in der Champions League.  © Carmen Jaspersen/dpa

Unionfux: So, da ist es also, das große Finale um die Champions League. Spannend ohne Frage, auch wenn ich gestehen muss, dass ich diese Spannung nicht gebraucht hätte - aber Fussball ist nun mal kein Wunschkonzert. Gegen Bremen zu Hause gewinnen, das ist beinahe ebenso schwer wie gegen jeden anderen Gegner, aber, gerade angesichts unserer Heimstärke, eine doch machbare Aufgabe. Klar ist die Champions League kein muss, die Europa League auch ein Erfolg - wenn man nicht auf den Saisonverlauf schaut.

Wenn man nie schlechter war als Platz fünf (lediglich die Bayern können das von sich behaupten), dann ist Platz fünf eigentlich zu wenig und das kann man auch schwer wegdiskutieren. Aber auch im Falle eines "Nichtsieges" - Freiburg muss zu den relativ heimstarken Frankfurtern, kann noch alles drin sein. Eigentlich muss man das gleiche Ergebnis wie Freiburg erzielen und gut. Nichtsdestotrotz sollte die Heimbilanz schon sauber bleiben, das Alleinstellungsmerkmal weiter gewahrt werden.

Platz drei ist leider weg, weil die Brausemannschaft einmal Glück hatte (gegen Bremen) und auf Bayern eben auch kein Verlass ist - wenn man sie schon mal braucht… Der letzte Spieltag ist trotzdem spannend wie selten in den letzten Jahren, auch wenn ich glaube, dass Dortmund die unverhoffte Chance der Meisterschaft sich nicht mehr aus der Hand nehmen lässt. Aber gerade in dieser Woche konnte man genauso in Liga 3 beobachten, wie Dynamo Dresden die Aufstiegschance bei einer bereits abgestiegenen Mannschaft (allerhöchstwahrscheinlich) wegwirft und das zeigt wieder einmal: im Fussball ist alles möglich und das ist auch verdammt gut so.

Die internationalen Plätze sind umkämpft, der Abstieg noch viel mehr, da ist alles möglich, Prognosen sind da im Grunde unmöglich, trotzdem denke ich, dass es Schalke wohl direkt erwischen wird, aber der Relegationsplatz ist noch für Bochum, Stuttgart, Hoffenheim und Augsburg möglich, das ist schon heiß, ohne Frage. Gegner in der Relegation wird wahrscheinlich der HSV, weil sich Heidenheim den zweiten Platz und damit den Aufstieg ohne Umwege wohl nicht mehr nehmen lassen dürfte - aber wer weiß…

Wenn's denn so einfach wäre, hätten mich Fussballwetten schon unsagbar reich gemacht. Zum Glück ist bei uns der unverzichtbare Robin Knoche wieder am Start, ansonsten hat Urs Fischer, bis auf Schäfer, die freie Auswahl. Laidouni dürfte wieder in der Startelf stehen, möglicherweise auch Juranovic. Beste Voraussetzungen für ein Grande Finale inklusive Happy End - und das wäre auch absolut verdient nach so einer grandiosen Saison - konstanter kann man wohl nicht sein. Die Alte Försterei wird kochen, auf geht's, holen wir uns die Trauben - wir ziehen das Ding!

24. Mai: Spannend wie verrückt

Icke: Unser Spiel gegen Bremen haben wir nun schon ausreichend dokumentiert. Aber was passiert denn außerhalb des Union-Fokus noch so alles? Viel! Die Meisterfrage wird am letzten Spieltag beantwortet. Wie schon gesagt, auch der vierte Champions-League-Platz ist noch offen. Hier spielen wir die Hauptrolle. Auch um Platz 6, der auch noch ein internationaler Startplatz ist, streiten sich noch Leverkusen, Wolfsburg und Frankfurt. Da die Brause-Vermarkter im Pokal-Finale stehen, aber auch schon Platz 3 und damit die Meister-Klasse geschafft haben, kann auch noch Bundesliga-Platz 7 interessant werden. Wolfsburg und Frankfurt heißen hier die Konkurrenten. Und in die Abstiegsfrage sind gar noch 6 Teams verwickelt. Sicher ist hier nur der Hertha-Abstieg. Das heißt, es gibt kaum einen Meter Platz, wo nicht gekämpft wird. Nichts ist komplett geklärt. Und für viele Vereine geht es um sehr viel. Ein Bundesligaabstieg ist sicherlich genauso schlimm, wie bei den Bayern, wenn sie auch den dritten Titel verspielen. Gab es schon einmal ein Finale in der Bundesliga, wo es dermaßen viele offene Entscheidungen gab? Ich kann mich nicht wirklich an ein ähnliches Jahr erinnern. Nur für die Plätze 9-12 (Mainz, Köln, Gladbach, Bremen) und Platz 18 (Hertha) - sind die letzten Entscheidungen völlig egal. Denn entgegen den Meldungen der Sportschau (letzten Samstag) ist selbst Hoppenheim noch nicht gerettet. Gewinnt Stuttgart gegen die BSG SAP zum Beispiel mit 4:0 und gewinnen parallel Bochum und Augsburg ihre Spiele, so ist Hoppenheim plötzlich wieder auf Abstiegs-Relegations-Platz 16. Ein spannender Krimi-Samstag, der da kommt. Eisern!

21. Mai: Das Knaller-Endspiel

Icke: Nun kommt es - das absolute Endspiel. Freiburg und wir haben vor dem letzten Spieltag der Bundesliga je 59 Punkte. Wir sind auf Platz 4, weil wir das um 4 Tore bessere Torverhältnis haben. Und Platz 4 ist das Ziel, es berechtigt in der kommenden Saison in der Champions-League zu starten. Was nicht nur sportlich, sondern auch finanziell sehr attraktiv ist. Wir haben ein Heimspiel gegen Werder Bremen, die Freiburger müssen nach Frankfurt fahren. Ein kleiner Vorteil für uns. Weil Frankfurt könnte noch Platz 7 schaffen. Allerdings müsste dann Wolfsburg keinen 3er gegen Hertha zu Hause holen. Eine irre Rechnerei. Für uns ist die Rechnung ganz einfach, wir müssen Bremen schlagen. Punkt. Ein Unentschieden gegen Bremen reicht nur, wenn Freiburg in Frankfurt verliert. Aber darauf sollten wir uns nicht einlassen. Das könnte schief gehen. Also volle Konzentration und Fokussierung auf diese 90 Minuten. Zusammen mit unserer Fan-Hölle sollte das gelingen.

Fauxpas (und Geschenke) wie die, die wir in Hoppenheim verteilten, müssen wir aber unterlassen. Bremen wird sich nicht ergeben. Die werden Fußball spielen. Schäfer wird verletzt fehlen und mit Sicherheit nicht spielen. Ob Fischer den Mut hat, Leite in die Startformation zu stellen, bleibt abzuwarten. Ansonsten wäre Baumgartl auch eine gute Lösung. Laidouni war in Hoppenheim der einzige Lichtblick aus unserer Sicht. Er sollte wegen seiner guten Leistung - neben Haberer auflaufen.

Das zweite "Luxus-Problem" ist die rechte Seite. Trimmel oder Juranovic. Eigentlich kann man einen so guten Spieler wie Juranovic kein zweites Mal aus der Startformation streichen. Aber was tun? Ihn auf links zu bringen ist auch keine Bomben-Idee, weil Roussillon gerade in Heimspielen, immer eine Bank ist. Auf seine Freistösse möchte ich ungern verzichten. Wenn das Spiel nicht so enorm wichtig wäre, hätte ich es gut gefunden, Juranovic mal auf die offensivere Halbposition im Mittelfeld aufzustellen. Aber nein, in diesem Spiel wird es keine Experimente geben.

Zusammengefasst: Im Tor ist Rönnow gesetzt, in der Abwehr Doekhi und Knoche ebenfalls. Der 3. Verteidiger wird aus dem Trio Leite/Baumgartl/Jaeckel ermittelt. Sollte Jaeckel reinkommen, so spielt Doekhi den linken Part. Natürlich ist Khedira auf der 6 auch gesetzt. Auf den Außenbahnen heißt es 2 aus 3 (Trimmel/Roussillon/Juranovic).

Haberer (der Ex-Freiburger) wird eine Stelle im offensiven Mittelfeld besetzen. Bei der zweiten Stelle für das offensive Mittelfeld tippe ich mal auf Laidouni. Die defensivere Variante würde Thorsby heißen. Da Schäfer verletzt ist und Experimente (Juranovic) in diesem wichtigen Spiel verboten sind, wären das genau die Alternativen. Und ganz vorn, sind natürlich Becker und Behrens für die Startformation unantastbar. Auf ein erfolgreiches Spiel - mit Union in der kommenden Saison in der Meister-Klasse. Die Fußball-Welt würde sich die Augen reiben. Und das ist gut so! Eisern!

21. Mai: Schnell vergessen, Werder schlagen!

Unions Morten Thorsby (r.) erlebte mit den Eisernen in Sinsheim einen Rückschlag.
Unions Morten Thorsby (r.) erlebte mit den Eisernen in Sinsheim einen Rückschlag.  © Uwe Anspach/dpa

Unionfux: Eins konnte man in den vergangenen fünf Jahren relativ leicht lernen über Urs Fischer: gewechselt wird frühestens nach einer Stunde. Wechsel zur Pause? Dann muss sich jemand verletzt haben. Ansonsten nicht.

Aber es gibt natürlich Ausnahmen, dann ist er richtig sauer, so wie bei der sang- und klanglosen Pokalniederlage in Frankfurt, wo gleich drei Leute in der Kabine bleiben durften. Oder wie gestern, als Thorsby und Diogo Leite klargemacht wird, dass der Trainer nicht so recht glücklich ist. Besonders der Portugiese ist der Unglücksrabe der ersten Hälfte: fataler Stellungsfehler vor dem ersten Gegentreffer, ungeschickt vor dem Elfmeter, wobei man den nicht hätte unbedingt geben müssen.

Es gibt eigentlich nur eine ordentliche Szene vor der Pause - Doekhis unwiderstehlicher Kopfball unter die Latte nach Trimmelecke. Nach der Pause sind wir bemüht, versuchen Druck aufzubauen, aber die ganz großen Chancen bleiben aus. Stattdessen kassieren wir kurz vor Schluss das dritte Tor, können darauf durch Laidouni tatsächlich noch antworten, nur um darauf wirklich und tatsächlich den vierten Treffer zu naschen. Gott, ich hasse Fussball…

Keine Frage, Hoffenheim ist eigentlich besser als ihr Tabellenplatz, aber es ist schon erschütternd, wie gern wir die Räuberleiter für Abstiegskandidaten abgeben. Das frustriert schon ein wenig - und es zeigt auch, dass nicht alles Gold ist, was glänzt und obendrein, dass Robin Knoche momentan kaum zu ersetzen ist. Platz drei hat sich leider erledigt, weil nicht mal auf die Bayern Verlass ist, aber die Champions League ist locker noch drin, wenn wir am kommenden Samstag zu Hause Werder Bremen schlagen. Wird nicht einfach, aber machen wir.

Denn auch die abermalige Qualifikation zur Europa League wäre ein Riesenerfolg - aber ganz ehrlich, wenn man die gesamte Saison nie schlechter als Platz fünf war (und auch der war eher selten), dann ist Platz fünf doch eine kleine Enttäuschung, das liegt nun mal in der Natur der Sache. Aber darüber brauchen wir gar nicht zu philosophieren: alles wird gut, dank unserer Heimstärke und der bereits geretteten Werderaner.

Was sonst noch passierte? Die Bayern schmeißen unter Trainerwunderkind Tuchel höchstwahrscheinlich auch den dritten Wettbewerb weg und die Hertha hat endlich das eingetütet, was sich seit längerer Zeit HSV-artig angedeutet hatte - sie sind abgestiegen. Der Begriff „tragisch“ verbietet sich bei 26 Punkten nach 33 Spieltagen und angesichts 374 grandios verdummter Windhorst-Millionen. Aber das ist momentan gar nicht ihr größtes Problem, sondern der Erhalt der Profifussball-Lizenz. Es bleibt spannend…

Titelfoto: Tom Weller/dpa

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