"Zu theatralisch", aber erfolgreich: Davie Selke ist Kölns Derby-Held!

Leverkusen - Diesmal war Robert Andrich (28) entnervt. Angesprochen auf seine ständigen Diskussionen mit Kölns Stürmer Davie Selke (28), bemühte sich der Mittelfeld-Motor von Bayer Leverkusen gar nicht erst um beschwichtigende Worte.

Bayer-Verteidiger Robert Andrich war nach der 1:2 Derby-Pleite genervt. Sein Unmut bezog sich vor allem auf die Spielweise von FC-Stürmer Davie Selke (beide 28).
Bayer-Verteidiger Robert Andrich war nach der 1:2 Derby-Pleite genervt. Sein Unmut bezog sich vor allem auf die Spielweise von FC-Stürmer Davie Selke (beide 28).  © Marius Becker/dpa

Sein Ärger habe "vielleicht mit der Art zu tun, wie er spielt", sagte Andrich nach der 1:2-Derbyniederlage der Leverkusener über den doppelten Torschützen des FC: "Das ist mir in vielen Situationen ein bisschen zu theatralisch. Und das habe ich eben öfter mal kundgetan."

Selke ist eben ein Spieler mit Ecken und Kanten. Einer, der provoziert, Zeichen setzt und mit allem an der Grenze des Erlaubten arbeitet - und manchmal auch kurz darüber.

Als ihn der Augsburger Jeffrey Gouweleeuw (31) - kurioserweise wie Andrich eigentlich selbst so etwas wie der aggressive Leader seines Teams - vor vier Wochen der "Schauspielerei" bezichtigt hatte, war Trainer Steffen Baumgart (50) für ihn in die Bresche gesprungen.

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"Hermann Gerland (68) hat in seinem Buch geschrieben: Wenn du etwas gewinnen willst, brauchst du Banditen", hatte der frühere Stürmer Baumgart damals gesagt.

Und auf die Frage, ob Selke ein "Bandit" sei, geantwortet: "Auf dem Feld auf jeden Fall. Und da erinnert er mich an einen, der am Rand steht und ab und zu laut ist. Denn ich war auch einer."

Der 28-jährige Ex-Herthaner war mit zwei Treffern der Matchwinner für die Kölner in der Partie gegen den Europa-League-Halbfinalisten.
Der 28-jährige Ex-Herthaner war mit zwei Treffern der Matchwinner für die Kölner in der Partie gegen den Europa-League-Halbfinalisten.  © Marius Becker/dpa

Davie Selke genießt Rangeleien und Rudelbildungen auf dem Platz

Effzeh-Trainer Steffen Baumgart (50, r.) hat - allen kritischen Stimmen zum Trotz - großes Vertrauen in Selkes Fähigkeiten auf dem Platz.
Effzeh-Trainer Steffen Baumgart (50, r.) hat - allen kritischen Stimmen zum Trotz - großes Vertrauen in Selkes Fähigkeiten auf dem Platz.  © David Inderlied/dpa

Am Freitag war es selbst dem Trainer ein wenig zu viel. Auf die Frage, ob er Selke angestachelt habe, erklärte der Coach: "Im Gegenteil. Ich habe gesagt, dass wir ruhig bleiben müssen. Und ich bin alleine in der ersten Halbzeit zwei-, dreimal mit Davie ins Gespräch gegangen, weil ich nicht wollte, dass er durchs Provozieren Gelb sieht."

Doch wenn man sich fragt, ob Selke trotzdem zum Matchwinner wurde, lautet die Antwort eher: genau deswegen. Auf die Rangeleien und Rudelbildungen angesprochen, sagte der 28-Jährige lächelnd: "Ich genieße das im Allgemeinen immer. Ich haue alles für meine Jungs raus. Es war ein Derby und da gehört ein Extra an Emotionalität auch dazu. Danach gibt man sich die Hand und dann ist gut."

So hat er sich wohl auf Betriebstemperatur gebracht. So fiel er in Leverkusen dann auch mit mehr auf als seinem oft bewundernswerten und manchmal fragwürdigen Einsatz.

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Und wurde mit seinem ersten Doppelpack seit fünf Jahren - mit dem letzten im Trikot von Hertha BSC besiegelte er 2018 quasi den bis heute letzten FC-Abstieg - zum Derby-Helden.

Steffen Baumgart über Selke-Kritik: "Bin froh, dass ich der Trainer bin!"

Baumgart kann mit Fug und Recht behaupten, dass er immer an den anfangs sehr unglücklich agierenden Winter-Zugang geglaubt hat.

"Ich höre ja öfter von außen, was einer kann und was nicht", sagte der Trainer: "Deshalb bin ich froh, dass ich der Trainer bin und mit der ein oder anderen Einschätzung richtig liege."

Titelfoto: Marius Becker/dpa

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