Tennisball-Würfe als Protest, Selke Hochkaräter des Abends: 1. FC Köln sichert entscheidende Punkte
Leverkusen/Köln – Was war das für ein Theater im Vorfeld: Dem 1. FC Köln hatte es nicht gefallen, dass Bayer 04 Leverkusen das Derby ohne große Rücksprache verlegen ließ. Doch der FC jubelte am Ende trotzdem.
Dann siegten sie eben zwei Tage früher: Unbeirrt von den Diskussionen um die Spielverlegung hat der 1. FC Köln dem rheinischen Rivalen Bayer Leverkusen zum Start in den heißen Mai kräftig die Stimmung verdorben.
Durch das 2:1 (2:1) rund 15 Kilometer nordöstlich von der eigenen Arena stoppte der FC am Freitagabend die eindrucksvolle Serie der Leverkusener nach 14 Pflichtspielen ohne Niederlage, verpasste der Werkself einen herben Dämpfer vor dem Halbfinal-Hinspiel in der Europa League am Donnerstag bei der AS Rom und befreite sich selbst auch von den letzten Abstiegssorgen.
Im brisanten, aber stimmungsvollen und nach ersten Erkenntnissen weitgehend friedlichen Derby wurde FC-Stürmer Davie Selke mit seinem ersten Doppelpack seit mehr als fünf Jahren (14./36. Minute) zum Derby-Helden und sorgte nebenbei auch für den ersten Kölner Sieg an einem Freitagabend nach zuvor sechs Niederlagen.
Für Bayer hatte Amine Adli zwischenzeitlich ausgeglichen (28.). Leverkusens Trainer Xabi Alonso hatte im Vorfeld den Wunsch geäußert, "dass wir uns für immer an diesen Mai erinnern". Die erste Erinnerung wird negativ sein.
FC Köln gegen Bayer Leverkusen: Tennisball-Aktion überschattet Beginn der zweiten Halbzeit
Bei der Anreise war es entgegen den Befürchtungen weitgehend ruhig geblieben. Doch auf den Rängen gaben beide Fan-Gruppierungen alles und schaukelten sich in Bezug auf die Lautstärke regelrecht hoch.
Auf dem seifigen Rasen nach stundenlangen Regenfällen entwickelte sich derweil vom Anpfiff weg ein munteres Spiel. Die Kölner hatten bereits in der fünften Minute Glück, als Timo Hübers Mitchel Bakker foulte, aber rund einen halben Meter vor dem Strafraum.
Die Leverkusener waren zunächst klar am Drücker, doch die Kölner nutzen eiskalt ihre erste Torchance, als Selke bei einer Flanke von Florian Kainz im Rücken von Jonathan Tah in dessen 300. Pflichtspiel für Bayer entwischte und unhaltbar für Lukas Hradecky einköpfte. Die Kölner feierten die Führung mit einigen Pyros, dicke Wolken zogen danach für eine Weile durch die Arena.
Die Leverkusener brauchten eine ganze Weile, um den Schock des Rückstands zu verdauen, doch dann gelang ihnen auf eindrucksvolle Weise der Ausgleich. Doch das war nicht die Wende, denn wieder war es der seit seinem Winter-Wechsel oft unglückliche Selke, der am Ball war und vollendete.
Nach dem Wechsel warfen Kölner Fans Tennisbälle auf den Platz - und zwar so einige. Das Aufsammeln sorgte für eine kurze Unterbrechung und war als Seitenhieb auf die verschobene Partie zu verstehen.
Die Statistik zum Bundesligaspiel Bayer 04 Leverkusen - 1. FC Köln 1:2 (1:2)
Aufstellungen:
Leverkusen: Hradecky - Tapsoba, Tah (81. Azmoun), Hincapie - Andrich - Frimpong, Bakker (57. Palacios) - Amiri (57. Hlozek) - Diaby, Adli (89. Bellarabi), Wirtz. - Trainer: Alonso
Köln: Schwäbe - Schmitz, Hübers, Chabot, Hector - Skhiri, Ljubicic (85. Huseinbasic) - Thielmann (65. Olesen), Kainz (65. Schindler), Maina (86. Adamyan) - Selke (71. Tigges). - Trainer: Baumgart
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Tore: 0:1 Selke (14.), 1:1 Adli (28.), 1:2 Selke (36.)
Zuschauer: 30.210 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Adli (2) - Thielmann (4), Olesen, Selke (3), Chabot (3), Maina, Schmitz (5)
Titelfoto: Montage: Marius Becker/dpa