Nach blutigen Fan-Kämpfen: Kölner Polizei will Schläger schnell aus dem Verkehr ziehen

Köln - Nicht nur französische Behörden nehmen sich der brutalen Ausschreitungen zwischen Chaoten des 1. FC Köln und des OGC Nizza an. Auch die Kölner Polizei reagiert nun auf die blutigen Kämpfe in Südfrankreich!

Vor dem Anpfiff flogen zahlreiche Fäuste. 32 Personen wurden bei den Angriffen verletzt.
Vor dem Anpfiff flogen zahlreiche Fäuste. 32 Personen wurden bei den Angriffen verletzt.  © NICOLAS TUCAT / AFP

Nachdem sich schon die französischen Behörden mit der Aufarbeitung der Fan-Ausschreitungen beim Conference-League-Spiel zwischen dem OGC Nizza und 1. FC Köln beschäftigen, ist die Welle der Aufklärung nun auch in der Domstadt angekommen.

Schon am Donnerstagabend kündigte FC-Geschäftsführer Christian Keller (43) am RTL-Mikrofon an, man wolle "diese Chaoten ausfindig machen und sie mit aller Härte und ohne Kompromisse bestrafen."

Jetzt schaltet sich auch die Polizei Köln ein! "Es wird einmal mehr deutlich, dass wir Gewalttäter von den Stadien fernhalten müssen", fasste Polizeipräsident Frank Schnabel zusammen.

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Zahlreiche zum Teil vermummte "Fans" des Effzeh lieferten sich vor dem Anpfiff gegen Nizza (18.45 Uhr) brutale Schlägereien und blutige Kämpfe.

Die UEFA entschied sich kurzerhand für einen verspäteten Anpfiff (19.40 Uhr). Wie der Stadionsprecher der Allianz Riviera vor dem Spiel jedoch verriet, wäre die Partie bei einer weiteren Auseinandersetzung sofort abgebrochen worden.

Geschäftsführer Christian Keller hat eine eindeutige Meinung zu den Vorfällen beim Spiel gegen OGC Nizza

Polizei richtet Hinweisportal ein

Ohne Sinn und Verstand prügelten die zum Teil vermummten "Fans" aufeinander ein.
Ohne Sinn und Verstand prügelten die zum Teil vermummten "Fans" aufeinander ein.  © NICOLAS TUCAT / AFP

32 Personen verletzten sich bei den Ausschreitungen. Einer der Chaoten fiel bei dem Versuch, ein bengalisches Feuer zurück in den Block der Gastgeber zu schmeißen, aus dem mittleren Rang rund fünf Meter in die Tiefe und verletzte sich schwer. Ein weiterer soll mit einem Messer attackiert worden sein.

"Die Videoaufzeichnung, auf der der Sturz eines Zuschauers von der Tribüne geradezu bejubelt wird, macht mich fassungslos", sagte Schnabel.

Gemeinsam mit dem 1. FC Köln will die Polizei Köln nun eine lückenlose Aufarbeitung sicherstellen und jeden Einzelnen der Unruhestifter zur Verantwortung ziehen.

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Außerdem bittet er Fans, die im Rahmen der brutalen Szenen Fotos oder Videos gemacht haben, diese Dateien im extra neu eingerichteten Hinweisportal hochzuladen.

"Ich bitte alle, die Aufnahmen von Gewalttaten gemacht haben, diese der Polizei Köln zur Verfügung zu stellen. Sie helfen uns damit, Gewalttäter zu identifizieren und friedliche Zuschauer, insbesondere beim Rückspiel, zu schützen. Wir werden alles daran setzen, dass sich die Szenen von Nizza in unserer Stadt nicht wiederholen", heißt es dazu.

Friedliche Fans wollten Störer demaskieren

"Wir müssen uns fragen, ob wir das Spiel in die Hand einiger Chaoten legen oder der friedlichen Masse folgen"

Auch FC-Trainer Steffen Baumgart (50, 2.v.r.) musste die blutigen Bilder mit eigenen Augen ansehen.
Auch FC-Trainer Steffen Baumgart (50, 2.v.r.) musste die blutigen Bilder mit eigenen Augen ansehen.  © Friso Gentsch/dpa

Schon im Stadion hatten einige friedliche FC-Fans versucht, den vermummten Chaoten die Masken vom Kopf zu reißen.

"Diesen Akt der Zivilcourage finden wir bemerkenswert, wir können uns nur bei allen bedanken, die sich gegen diese Störer stellten", lobte Geschäftsführer Keller.

Aggressive Unterstützung erhielten die Ultras des 1. FC Köln von Schlägertruppen aus Paris. Aufgrund einer Fan-Freundschaft zwischen den FC-Anhängern und denen des französischen Serienmeisters bündelten einige der Aggressoren ihre Kräfte und gingen gemeinsam gegen Fans der Gastgeber aus Nizza vor.

Dem Effzeh droht nun eine saftige Strafe."Wir müssen uns fragen, ob wir das Spiel in die Hand einiger Chaoten legen oder der friedlichen Masse folgen", hatte Keller am Donnerstagabend noch gesagt.

Am Sonntag rechnen die Geißböcke gegen den 1. FC Union Berlin (15.30 Uhr) im RheinEnergieSTADION wieder mit 50.000 Zuschauern. Hoffentlich zeigt ein Großteil der Fans eine deutliche Reaktion auf die brutalen Bilder aus dem Ultra-Milieu!

UEFA leitet Ermittlungen ein

Auch die UEFA hat nicht einmal 24 Stunden nach den heftigen Szenen in Südfrankreich reagiert und ein Ermittlungsverfahren gegen den 1. FC Köln eingeleitet. Es wird wegen des "Werfens von Gegenständen", des "Abbrennens von Feuerwerkskörpern oder anderen Objekten" sowie weiteren "Störungen durch Zuschauer" gegen die Geißböcke ermittelt.

Neben dem Effzeh wird aber auch das Verhalten des OGC Nizza unter die Lupe genommen. Der Verein muss sich zudem unter anderem wegen Vorwürfen bezüglich des Sicherheitspersonals und der Organisation verantworten.

Originalmeldung 9. September 18.28 Uhr, aktualisiert um 18.53 Uhr

Titelfoto: NICOLAS TUCAT / AFP

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