Kölns Boss Keller blickt auf schwieriges Jahr zurück: "Hatten Angst vor dem Gewinnen!"
Köln - Der 1. FC Köln hat ein schwieriges Jahr 2024 hinter sich, mit der Herbstmeisterschaft in der 2. Bundesliga aber einen versöhnlichen Abschluss gefunden. Nun hat sich Geschäftsführer Christian Keller (46) zu den vergangenen zwölf Monaten geäußert und unter anderem verraten, wie er mit dem Hass gegenüber seiner Person umgeht.
Dass bei dem rheinischen Traditionsverein im vergangenen Jahr nicht alles glatt gelaufen ist, weiß auch der 46-Jährige. "Wir hatten viele Herausforderungen. Aber die Transfersperre in Kombination mit dem Abstieg war sicher eine Aufgabe, die so noch kein Klub zu bewältigen hatte", meint er in einem Interview auf "fc.de".
Dass sich nach dem bitteren Gang in die 2. Liga dennoch viele Leistungsträger zum FC bekannt hätten, sei ein elementarer Bestandteil gewesen, damit es im Unterhaus wieder besser für den Klub läuft, führt Keller aus.
Zumal der Sportchef einräumt, dass einige Spieler den Klub nach der vergangenen Saison hätten verlassen können - an Angeboten anderer Vereine habe es demnach nicht gemangelt: "Der eine oder andere Spieler hätte trotz einer schlechten vergangenen Saison sicher Optionen gehabt, den FC auch zu verlassen", räumt Keller ein.
Es kam bekanntlich anders. Bis auf Davie Selke (29) und Benno Schmitz (30) verließ kein Stammspieler die Domstädter, stattdessen konnten begehrte Profis wie Timo Hübers (28), Linton Maina (25) und Eric Martel (22) gehalten werden. So konnte der FC zwar mit einer eingespielten Truppe ins Aufstiegsrennen gehen, war aber durch die Negativerlebnisse der vorigen Monate durchaus auch vorbelastet.
Systemwechsel und Umstellung auf Dreierkette brachte sportlichen Erfolg
"Es hat sich schon in der Vorbereitung gezeigt, dass die Spieler nach dem Abstieg noch einen mentalen Rucksack mit sich rumschleppten. Es war fast eine Art Angst vor dem Gewinnen", meint der 46-Jährige dazu. Das zeigte sich dann auch auf dem Platz: Spielerisch war der FC oft das bessere Team, am Ende stimmten die Ergebnisse aber zu selten. Erst eine Systemumstellung und das Einführen einer Dreierkette brachte den dringend benötigten Turnaround.
"Dadurch sind wir wieder in das Gefühl des Siegens gekommen – auch wenn der Schwerpunkt nicht mehr auf Angriffsfußball ausgerichtet war, sondern in erster Linie auf Stabilität", so Keller. Zwar sei das Spiel des FC danach nicht mehr ganz so spektakulär gewesen, doch immerhin die Resultate stimmten zuletzt: die letzten neun Spiele sind die Kölner ungeschlagen, konnten acht davon gar gewinnen.
Und trotzdem gilt der Geschäftsführer für viele Anhängerinnen und Anhänger gewissermaßen als Feindbild und es prasselt viel Hass auf den 46-Jährigen ein - insbesondere in den sozialen Medien. "Aus der Fanperspektive zählt – natürlich nachvollziehbar – in erster Linie das, was sportlich auf dem Platz passiert", weiß Keller, der seine Strategie dennoch eisern durchziehen will: "Wenn man einen Klub finanzwirtschaftlich saniert und in zentralen organisatorisch-kulturellen Aspekten verändert, wird der sportliche Erfolg erst einmal hintenanstehen müssen und erst mit Zeitversatz wieder nachziehen."
Im neuen Jahr aber solle sich dieser Erfolg auf dem Platz dann allerdings wieder einstellen. Dafür wolle er noch konsequenter werden, meint Keller: "Konsequenz heißt nicht nur dazwischen zu gehen, wenn jemand etwas Blödes macht. Es geht auch darum, wenn etwas gut läuft, daran zu appellieren, das Niveau zu halten und den Finger in die Wunde zu legen, wenn zwar das Ergebnis, aber nicht die Leistung stimmt."
Titelfoto: Harry Langer/dpa