Baumgart kritisiert "sogenannte Experten" für Umgang mit DFB-Elf
Köln - In einem Jahr steht die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland an. Trotz des Negativlaufs sieht Steffen Baumgart (51), Trainer des 1. FC Köln, die DFB-Elf als Mitfavoriten an.
Dass der Coach der Geißböcke ein Mann der klaren Worte ist, dürfte bekannt sein. Nun hat der 51-Jährige gegen die "sogenannten Experten" ausgeteilt.
"Wir sorgen doch selbst für schlechte Stimmung. Wir werden immer eine Rolle spielen. Ich glaube auch, dass wir die EM gewinnen können. Aber der Umgang mit unseren Spielern muss sich ändern", sagte der Effzeh-Trainer gegenüber "Bild am Sonntag". Immer nur draufhauen würde nichts bringen und deshalb habe Baumgart ein Problem mit dem "sogenannten Experten".
Vor allem der Umgang mit erfahrenen Akteuren stört den früheren Fußball-Profi gewaltig.
"Ich sage es mal so: Wir hatten eine WM in Russland, die nicht so gut war. Danach haben wir einige unserer besten Spieler vergrault. Toni Kroos (33), Thomas Müller (33) – die waren plötzlich nicht mehr gut genug. Stattdessen haben wir uns eingeredet, dass wir auf junge Leute setzen müssen. Aber die jungen Kerle sind gar nicht in der Lage, von jetzt auf gleich die Verantwortung zu übernehmen", so Baumgart weiter.
Jamal Musiala (20) und Florian Wirtz (20) vom Rivalen Bayer 04 Leverkusen seien lediglich Talente, mehr aber noch nicht.
1. FC Köln: Trainer Steffen Baumgart verteidigt Thomas Müller und Toni Kroos
"Ja, Top-Talente, die ich auch gerne im Team hätte, aber sie leben aktuell noch von Spielern wie Müller und Kimmich. Jede andere Nation lässt ihre 36-jährigen Helden spielen, bis sie nicht mehr laufen können. Weil sie einfach die Besten sind", sagte er.
Aus diesem Grund würde er den Real-Star und die Bayer-Legende immer spielen lassen.
"Kroos und Müller gehören immer noch zu den Besten. Ich habe ein Problem damit, dass die Öffentlichkeit, allen voran die sogenannten Experten, die doch selbst alle mal gespielt haben, darüber entscheiden, wer gut genug ist. Die Kroaten würden einen Modric auf den Platz tragen, damit er mit 38 Jahren noch für sein Land spielt, weil er ein Held ist. Und wir? Wir zerlegen unsere Jungs jedes Mal", erklärte der Trainer der Domstädter.
Auch was das Thema Euphorie angeht, hat Baumgart eine klare Meinung: "Wir müssen erst mal erkennen, dass wir nicht mehr der Mittelpunkt der Welt sind. Der internationale Fußball ist zusammengerückt. Wir haben nicht eine WM – außer 1990 – gewonnen, wo wir den besten Fußball gespielt haben."
Man habe allerdings alle niedergerungen und sei als Team aufgetreten. Das wäre sowieso immer die große Stärke des DFB-Teams gewesen und nicht die Schönspielerei.
Titelfoto: Federico Gambarini/dpa