Das ist der Mann, der den 1. FC Heidenheim in die Bundesliga ballerte
Regensburg/Heidenheim - Tim Kleindienst (27) ballerte den kleinen 1. FC Heidenheim zum ersten Mal in die Bundesliga! Wer ist der 25-Tore-Mann?
Wer, wenn nicht Kleindienst sollte für Heidenheims entscheidendes Tor zur Bundesliga zuständig sein? Als der Torjäger vom Dienst in der neunten Minute der Nachspielzeit den Ball über die Linie drückte, gab es im Regensburger Jahnstadion kein Halten mehr!
Denn trotz der quälend langen Nachspielzeit von vier weiteren Minuten ließ sich das Team von Frank Schmidt (49) den 3:2-Sieg und somit auch Aufstieg nicht mehr nehmen - "Bundesliga, wir kommen!"
Und wieder einmal im Mittelpunkt: Kleindienst, der später am Sky-Mikrofon zunächst gar nicht so recht wusste, was er sagen sollte ("da gibt's keine Worte").
Schließlich outete er sich doch als Romantiker: "Darum lieben wir den Fußball, weil genauso solche Geschichten geschrieben werden."
Auch die Geschichte Kleindienst und Heidenheim ist eine besondere. Denn eigentlich hatte der Torjäger im Sommer 2020 die Württemberger nach der unfassbar unglücklichen Bundesliga-Relegation gegen Werder Bremen verlassen, um bei einem anderen Klub persönlich aufzusteigen.
Drei Jahre später schließt sich der Kreis und Kleindienst dürfte seine Rückkehr an die Brenz im Januar 2021 nicht bereut haben.
Tim Kleindienst wechselte 2020 nach Belgien - und kehrte sieben Monate später nach Heidenheim zurück
So stellte sich der Schritt zum belgischen Europa-League-Teilnehmer KAA Gent schnell als Missverständnis heraus.
Gegenüber dem rbb kommentierte Kleindienst kürzlich sehr reflektiert diesen Schritt: "Der Wechsel nach Gent war eher eine Negativerfahrung, aber selbst diese sind für Fußballer manchmal enorm wichtig, um weiter zu reifen."
Da Kleindienst mit Heidenheim in Kontakt blieb, kam es sieben Monate später zur Rückholaktion des Mittelstürmers. Auf den ersten Blick ein Rückschritt für den ambitionierten Torjäger im besten Fußballeralter, aber dieser meint: "Ich wusste, was ich an Heidenheim habe."
Und im familiären Heidenheimer Umfeld startete Kleindienst diese Spielzeit so richtig durch. Spätestens mit seinem Viererpack im Februar gegen Nürnberg ging die Post ab!
Phänomenale 16 Tore erzielte der 1,94-Mann im Jahr 2023. Er toppte damit nicht nur seine Bestmarke von 14 Liga-Treffern aus der kompletten Saison 2019/20, sondern krönte sich mit insgesamt 25 Buden zum Torschützenkönig der 2. Bundesliga.
Was macht einen Goalgetter denn aus? Salopp kommentierte Kleindienst bei Sky, beim entscheidenden Tor zum 3:2 habe er "den kühlen Kopf in der hitzigen Phase bewahrt".
Tim Kleindienst kommt aus Jüterbog in Brandenburg und wurde bei Energie Cottbus ausgebildet
Das mit dem kühlen Kopf war nicht immer so. Ein ehemaliger Jugendtrainer äußerte einst im rbb über ihn: "Wenn er auf dem Platz den Ball nicht gekriegt hat, hat es hinterher richtig Feuer gegeben innerhalb der Mannschaft."
Dieser Feuereifer brachte den gebürtigen Jüterboger (Brandenburger Kleinstadt südlich von Berlin) zur siebten Klasse auf die Lausitzer Sportschule nach Cottbus. Dort durchlief Kleindienst das NLZ und schaffte den Sprung zu den Profis.
In seiner zweiten Herrensaison und dem Abstieg von Energie Cottbus in die 3. Liga ging sein Stern auf: 13 Tore und vier Assists konnten sich sehen lassen. Und die Verbindung von sieben Jahren Cottbus ist nach wie vor existent: "Ich verfolge jedes Spiel von Energie."
Es folgte ein Wechsel gegen Ablöse nach Freiburg, wo er sich hinter Torjäger Nils Petersen (heute 34) nicht durchsetzen konnte, aber als Kaderspieler schon einmal in die Bundesliga (2015/16) aufstieg. Unzufrieden mit seiner Reservistenrolle zog es ihn erst leihweise, 2019 dann dauerhaft nach Heidenheim.
Womit wir wieder in der Gegenwart wären. "Das ist einfach geisteskrank", sprudelte es aus Kleindienst nach dem geschafften Aufstieg bei Sky heraus. Es ist wahrhaft ein Märchen, was Provinz-Klub Heidenheim im modernen Fußball geschrieben hat.
Was kann da noch die nächsten Tage folgen? Kleindienst siegestrunken: "Einfach Abriss, kompletter Abriss."
Titelfoto: Bildmontage: Tom Weller/dpa