Von Platz 4 der Regionalliga in die Kreisliga: Klub zieht sich freiwillig zurück!

Kaan-Marienborn - Paukenschlag in der Regionalliga: Ein Klub zieht die Konsequenzen aus verschärften Lizenzbedingungen und einer gescheiterten Fusion und will künftig in der Kreisliga C antreten.

Raus mit Applaus: Die Profis des 1. FC Kaan-Marienborn werden sich im Sommer alle einen neuen Klub suchen müssen.
Raus mit Applaus: Die Profis des 1. FC Kaan-Marienborn werden sich im Sommer alle einen neuen Klub suchen müssen.  © Marius Becker/dpa

Das gibt's auch nicht alle Tage: Der 1. FC Kaan-Marienborn zieht sein Profiteam aus der Regionalliga West zur kommenden Saison zurück. Und das trotz hervorragender Platzierung.

Aktuell liegt der Aufsteiger auf Platz 4 - ein klasse Zwischenergebnis für den Regionalliga-Neuling. Denn für den 2007 gegründeten Verein, Kaan-Marienborn ist ein Stadtteil von Siegen, ist es die erst zweite Spielzeit in der 4. Liga überhaupt.

Doch die Grenzen des Wachstums scheinen erreicht, was den Vorstand zu dieser ungewöhnlichen Maßnahme veranlasste. Der erste Vorsitzende. Florian Leipold, erklärt im Vereinsstatement:

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"Der Westdeutsche Fußballverband hat uns mit der extremen und sehr plötzlichen Verschärfung der Lizenzauflagen die Grundlage genommen, um weiterhin in der Herkules Arena in Kaan-Marienborn spielen zu dürfen. [...] Auch der Großteil unserer Zuschauer stammt von hier. Wir konnten unsere sportliche Heimat nicht aufgeben."

Dafür nimmt man den sportlichen Abstieg und Zerfall des mit erfahrenen Jungs - wie Ex-Düsseldorf-Profi Julian Schauerte (34, 118 Einsätze für die Fortuna) - aufgerüsteten Teams in Kauf. Die bisher zweite Mannschaft, die in der Kreisliga C startet, soll kommende Saison als erstes Team fungieren.

Der 1. FC Kaan-Marienborn und die benachbarten Sportfreunde Siegen wollten fusionieren

Allerdings gibt es auch kritisch Stimmen der Konkurrenz, die wie Oberhausen-Präsident Hajo Sommers (64) im Reviersport den Siegener vorwerfen: "Denen war das alles egal. Sowohl bei den Klos oder den Presseplätzen. Die spielen aber trotzdem in der Liga mit - und das auch gut, weil sie die ganze Kohle in den Kader stecken und nicht in die Infrastruktur."

Ein weiterer Grund für den Rückzug sollen laut des Magazins gescheiterte Fusionsgespräch mit den Sportfreunden Siegen sein, die aktuell auf einem Abstiegsplatz in der fünftklassigen Oberliga Westfalen stehen. Offenbar sind zwei große Klubs im Siegerland einer zu viel, Siegen spielte einst 2005/06 mal 2. Bundesliga.

Doch warum tritt Kaan-Marienborn dann nicht in der fünftklassigen Oberliga an, sondern geht den Weg direkt nach ganz unten?

Hauptsponsor Andreas Weber führt aus: "Mit welcher Motivation sollen wir da spielen? Wir können doch nicht in die Regionalliga aufsteigen. [...] Wir kümmern uns jetzt weiter um unsere 150 Kinder und Jugendliche und werden mit der 1. Mannschaft ganz unten anfangen."

Titelfoto: Marius Becker/dpa

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