Schon neun Neuzugänge: BFC Dynamo rüstet auf und bekennt sich zum Aufstieg
Berlin - Gut eine Woche nach dem letzten Spieltag der Regionalliga Nordost hat der BFC Dynamo sage und schreibe neun Neuzugänge verpflichtet. Und öffentlich den Aufstieg für die kommende Saison ausgerufen.
Noch ist das Starterfeld für die Regionalliga Nordost-Saison 2023/24 nicht endgültig. Denn erst am Sonntag entscheidet sich, ob Meister Energie Cottbus in die 3. Liga aufsteigt oder nicht.
Sollte den Lausitzern in den Aufstiegsspielen der Sprung in die nächsthöhere Spielklasse nicht gelingen, gäbe es einen heißen Aufstiegskontrahenten mehr für den BFC Dynamo.
Doch dieser guckt vor allem auf sich und rief vor wenigen Tagen gegenüber dem rbb selbstbewusst den Aufstieg als Ziel aus. Nächste Spielzeit soll es endlich hochgehen!
Wir erinnern uns: Im Sommer 2022 stand der BFC nach den verlorenen Aufstiegsspielen gegen den VfB Oldenburg mit leeren Händen da. Und wenig später ohne Trainer.
Denn man lastete dem langjährigen Erfolgscoach Christian Benbennek (50) den Formverfall im letzten Saisonabschnitt ebenso wie die ausbleibende spielerische Weiterentwicklung an. Die Konsequenz: Man setzte ihn vor die Tür!
Seit Juli 2022 steht Heiner Backhaus (41) an der Seitenlinie, im September installierte man mit Angelo Vier (51) eigens wieder einen ausgewiesenen Sportlichen Leiter. Dieser tönte jüngst: "Wir können die dritte Größe in Berlin sein und genau das ist auch das Ziel."
Erleichternd kommt hinzu: Es gibt 2023/24 einen direkten Aufstiegsplatz für den Nordosten!
Rufat Dadashov, Tugay Uzan und Steffen Eder sind Topspieler für die Regionalliga Nordost
Um dieses Unterfangen anzugehen, haben die Hohenschönhauser in diesem Transfersommer bisher geklotzt statt gekleckert. Neun Neuzugänge sind eine vorzeigbare Zwischenbilanz, wenn man bedenkt, dass Vier eigentlich vor zwei Wochen ankündigte: "Es werden am Ende sicher acht bis zehn."
Andererseits verlassen auch mindestens neun Akteure den Klub, darunter Stützen wie Kapitän Niklas Brandt (31), den es zum Greifswalder FC zieht, oder Torjäger Christian Beck (35), der mit seinem Wechsel zum FSV Schöningen mit dem Profifußball abschließt.
Doch die neuen Namen sind nicht weniger prominent für Regionalliga-Verhältnisse: Rufat Dadashov (31) hat in seiner Laufbahn 14-mal in der 3. Liga und 78-mal in den Regionalligen getroffen.
Tugay Uzan (29), den der BFC von Liga-Konkurrent Altglienicke nach Hohenschönhausen lotste, traf in Liga 3 und 4 auch schon 74-mal, Vasilios Dedidis (23) in dieser Spielzeit immerhin achtmal für Jena.
Und Steffen Eder (26) war immerhin Stammkraft bei Drittliga-Absteiger Bayreuth. Speziell der Manndecker ist für die Regionalliga ein absoluter Topspieler - ebenso wie ein Dadashov und Uzan.
Am Montag nahm man mit "Perspektivspieler" (BFC-Trainer Heiner Backhaus) Louis Malina (20) von Germania Halberstadt den neunten Neuen unter Vertrag. Er ist neben Dadashov, Uzan, Dedidis sowie den Bestandsspielern Amar Suljic (24) und Erlind Zogjani (18) der sechste Angreifer.
Schon 21 Spieler unter Vertrag, Kader deutlich verjüngt, aber noch unausgewogen
Doch aufgrund der extremen Verstärkung des Sturms - am Ende erzielte man nur acht Tore weniger als Krösus VSG Altglienicke (66 Ligatore) - kommen bisher andere Mannschaftsteile zu kurz. Im zentral-defensiven Mittelfeld hat man Stand heute keinen einzig dafür ausgebildeten Spieler unter Vertrag.
Neben Abräumer Brandt ließ man auf der Position auch Vorkämpfer Andreas Pollasch (30) und Stratege Marvin Kleihs (29) ziehen. Gut möglich, dass alleine auf der Position noch drei Akteure kommen, womit man schon bei zwölf Neuzugängen wäre.
Der angestrebte Umbruch könnte also deutlich großer ausfallen als geplant. Blickt man auf die Meister der vergangenen Jahre, deren größte Erfolgsfaktoren Kontinuität auf der Trainerposition und im Kaderstamm waren, ist das ein Wagnis.
Das zweite Ziel, den Kader deutlich zu verjüngen und Spieler mit Entwicklungspotenzial zu holen, kann man indes als erreicht einstufen. Insgesamt sieben Akteure gingen, die sich im oder über dem Zenit ihrer Karriere befanden. Sechs der Neuzugänge sind 25 Jahre alt und jünger, hinzu kommen zwei Eigengewächse aus der U19.
An der Qualität, der Altersstruktur und auch der Breite (aktuell 21 Akteure unter Vertrag) wird es den Ostberlinern nächste Saison nicht mangeln. Fragezeichen stehen hinter der Ausgewogenheit des Kaders und wie schnell das neue Team zusammenwächst.
Titelfoto: Bildmontage: Picture Point / Roger Petzsche