Regionalliga-Wahnsinn: Spieler verwandelt drei direkte Freistöße im Spitzenspiel!

Wuppertal - Dieses Spiel dürfte bei Fans Erinnerungen an bessere Zeiten geweckt haben! Das Duell der beiden Traditionsvereine Wuppertaler SV und Alemannia Aachen (3:4) übertraf alle Erwartungen und dürfte sich einen festen Platz in den Geschichtsbüchern der Regionalliga West gesichert haben.

Das Wuppertaler Stadion am Zoo hat einst Bundesliga-Zeiten gesehen und wurde am Samstagnachmittag Schauplatz eines wilden Regionalliga-Spiels. (Archivbild)
Das Wuppertaler Stadion am Zoo hat einst Bundesliga-Zeiten gesehen und wurde am Samstagnachmittag Schauplatz eines wilden Regionalliga-Spiels. (Archivbild)  © Revierfoto/dpa

Das soll vierte Liga sein? Jeder, der sich am Samstagnachmittag bei winterlichem Wetter auf den Weg ins zugige Stadion am Zoo aufgemacht hatte, dürfte seinen Besuch lange in Erinnerung behalten.

Denn es war nicht nur das Aufeinandertreffen der zwei selbsternannten Aufstiegsfavoriten, sondern das dritte im umgebauten Wuppertaler Stadion. Knapp 3000 Aachen-Fans ließen sich bei Wind und Wetter diesen Leckerbissen nicht entgehen, sie sannen auf Revanche nach dem Hinspiel.

Aachen hatte damals höchst unglücklich in der Nachspielzeit vor rekordverdächtigen 27.300 Zuschauern im eigenen Tivoli verloren. Nach dem vierten Spieltag wurde Trainer Helge Hohl (32) entlassen, es folgte Heiner Backhaus (41).

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Und der Mann mit dem markanten Bart führte die eigentlich abgeschriebenen Alemannen aus dem Tabellenkeller zurück auf Aufstiegskurs. Seine vielleicht größte Leistung: Er brachte dem glücklosen Top-Neuzugang Anton Heinz (25) die verloren gegangene Freude am Fußball zurück.

Dieser war in den Vorwochen nicht nur einmal zum Matchwinner avanciert und sollte dieses Kunststück auf noch beeindruckendere Art in Wuppertal wiederholen.

Alemannia Aachen tritt unter Heiner Backhaus wieder wie ein Spitzenteam auf

Trainer Heiner Backhaus (41) wechselte Anfang September - begleitet von einigen Störgeräuschen - vom BFC Dynamo zu Alemannia Aachen.
Trainer Heiner Backhaus (41) wechselte Anfang September - begleitet von einigen Störgeräuschen - vom BFC Dynamo zu Alemannia Aachen.  © Picture Point / Gabor Krieg

Schon in der sechsten Minute zischte ein direkter Freistoß von Heinz nur knapp am Wuppertaler Gehäuse vorbei. Im Rückblick kann man diesen Schussversuch als Feinjustierung einordnen.

Denn nur drei Minuten später schweißte der Linksfuß einen Standard aus gut und gerne 30 Metern ein! Der Startschuss für ein verrücktes Fußballspiel, in dem Lukas Scepanik mit einem weiteren Distanz-Knaller auf 2:0 aus Aachener Sicht stellte (14').

Und es wurde noch besser: Heinz versenkte abermals einen Freistoß aus halbrechter Position (28') im Tor - Aachen wähnte sich nach einer halben Stunde wie der sichere Sieger.

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Doch Wuppertal bewies Moral und schlug in Minute 31 zum 1:3 zurück, ehe es wenig später wild wurde: Ulrich Bapoh holte einen WSV-Akteur im Strafraum von den Beinen und sah, vorverwarnt, Gelbrot (37').

Der Aachener schimpfte wie ein Rohrspatz und musste von den eigenen Mitspielern in die Mangel genommen werden, ehe er nach gut zwei Minuten widerwillig das Feld verließ. Der frühere Bundesliga-Stürmer Charlison Benschop verwandelte den fälligen Strafstoß zum 2:3.

Anton Heinz beweist abermals seine Extraklasse bei direkten Freistößen

Aachens Anton Heinz (Nr. 21) nimmt vor seinem dritten Geniestreich Position ein.
Aachens Anton Heinz (Nr. 21) nimmt vor seinem dritten Geniestreich Position ein.  © IMAGO / Funke Foto Services

Das Spiel nahm sich eine kleine Pause und sollte pünktlich zur Crunchtime die nächste Episode schreiben - der eingewechselte Hüseyin Bulut erzielte in der 80. Minute den umjubelten 3:3-Ausgleich.

Wuppertal und die numerisch unterlegenen Heimfans waren wieder da und dem ersehnten Sieg so nahe!

Doch dieses Spiel sollte eine letzte entscheidende Wendung parat haben: Aachen bekam einen weiteren Freistoß zugesprochen, und Anton Heinz legte sich abermals den Ball zurecht.

Die Zuschauer hielten zu Recht den Atem an, denn an diesem Tag war Heinz' Zauberfuß auch ein drittes Freistoßtor zuzutrauen.

Gesagt, getan! Mit einem weiteren Kunstschuss ließ er dem bemitleidenswerten Wuppertaler Keeper keine Abwehr-Chance und sorgte im Aachener Auswärtsblock für pure Ekstase!

Kurz darauf war Schluss, Aachen feierte den 4:3-Auswärtssieg wie den Drittliga-Aufstieg.

Alle Zuschauer waren sich einig: Drei direkte Freistoßtreffer von einem Schützen hatten sie in zig Jahren Fan-Dasein noch nie gesehen.

Titelfoto: IMAGO / Funke Foto Services

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