Regionalliga Nordost: Drei Teams setzen sich ab - was macht sie so stark?

Leipzig - Aus zehn mach drei! Knapp zehn Spieltage vor Saisonende haben sich in der Regionalliga Nordost drei Mannschaften von dem Rest der Masse abgesetzt, die die Meisterschaft und die folgenden Aufstiegsspiele mit voller Wucht in Angriff nehmen. TAG24 beleuchtet die Stärken der drei Spitzenteams.

Sieg im direkten Duell: Cottbus und 2:0-Torschütze Malcolm Badu (25, l.) schalteten durch das 2:0 im Topspiel bei Lok einen weiteren Kontrahenten im Aufstiegskampf aus.
Sieg im direkten Duell: Cottbus und 2:0-Torschütze Malcolm Badu (25, l.) schalteten durch das 2:0 im Topspiel bei Lok einen weiteren Kontrahenten im Aufstiegskampf aus.  © Picture Point / Roger Petzsche

Siege in den direkten Duellen: Der ein oder andere Sympathisant von Energie Cottbus dürfte am Sonntagabend tief durchgeatmet haben. Denn nach den beiden Last-Minute-Siegen der Konkurrenz am Freitag zogen die Lausitzer in Probstheida mit einem Dreier nach.

Durch die jüngsten Erfolge hat sich wie im Winter prognostiziert ein Top-Trio aus Rot-Weiß Erfurt, der VSG Altglienicke und eben Energie Cottbus herausgeschält.

Alle übrigen Konkurrenten wurden in den direkten Aufeinandertreffen abgeschüttelt. Dies bekamen vor allem der Chemnitzer FC, Lok Leipzig und Chemie Leipzig zu spüren, die in den Sechs-Punkte-Spielen stets den Kürzeren zogen.

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Einzig Carl Zeiss Jena geht noch auf Tuchfühlung zur Spitze (sieben Punkte Rückstand), ihnen hängt aber der hergeschenkte Sieg im Thüringenderby (2:2) nach, sonst wäre man bis auf vier Zähler dran.

Mentale Stärke: Bemerkenswert ist die Überzeugung und der Glaube an die eigenen Qualitäten. Mehrere Energie-Akteure sprachen im Nachgang der Sonntagspartie davon, dass der Schlüssel war, trotz 0:0 zur Pause geduldig zu bleiben.

Erfurt feierte zuletzt drei 1:0-Siege und die späte Aufholjagd im Thüringenderby. Und Altglienicke gewinnt seit Wochen jedes Spiel (sieben Siege in Folge), selbst wenn die Leistungen wie in Chemnitz oder Meuselwitz nur mäßig sind.

Passenderweise gehören die drei Klubs zu den Top vier, die in den letzten 15 Minuten die meisten Siege einfahren und in der Nachspielzeit die meisten Treffer erzielen.

Eine Mischung aus Qualität & Mentalität bei Rot-Weiß Erfurt, Energie Cottbus und der VSG Altglienicke

Geballte Offensivpower: Rot-Weiß Erfurt hat eine Vielzahl an torgefährlichen Offensivspielern.
Geballte Offensivpower: Rot-Weiß Erfurt hat eine Vielzahl an torgefährlichen Offensivspielern.  © Picture Point / Gabor Krieg

Angriffsqualität: Der Blick auf die Torausbeute genügt, um festzustellen, dass die drei Topteams auch die offensivstärksten sind. Auffällig ist dabei, dass es in der Liga nicht den einen Top-Torjäger wie Christian Beck vom BFC Dynamo (35, 23 Saisontreffer) wie in der Vorsaison gibt.

Das zeigt sich auch bei der Torverteilung der Top drei: In Erfurt hat Artur Mergel (25) zehn Tore, Kay Seidemann (23) neun Treffer und der aktuell verletzte Romario Hajrulla (24) acht Buden auf dem Konto.

Auf Altglienicker Seiten waren Tugay Uzan (29) zehn-, Tolcay Cigerci (28) neun- und Patrick Breitkreuz (31) siebenmal erfolgreich. Cottbus hat immerhin zwei Top-Torschützen in Nicolas Wähling (25) mit zehn und Eric Hottmann (23) mit neun Treffern.

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Defensivstabilität: Nur Jena hat weniger Gegentreffer (15) als das Spitzentrio kassiert. 2023 darf man vor allem die VSG Altglienicke mit bis dato ungewohnter Defensivstärke herausheben, seit sieben Spielen mussten die Berliner kein Gegentor mehr schlucken. Damit stellten sie einen neuen Allzeitrekord in allen 4. Ligen auf!

Auch Erfurt und Cottbus bekommen im Schnitt weniger als einen Gegentreffer pro Spiel.

Die Winterneuzugänge der Top drei haben gesessen! Der CFC, Lok und Chemie rüsteten nicht nach

Der Ex-Chemnitzer und Altglienicke-Zugang Philip Türpitz (31, l.) ist mit der VSG im Gegensatz zum CFC einer der Meisterkandidaten.
Der Ex-Chemnitzer und Altglienicke-Zugang Philip Türpitz (31, l.) ist mit der VSG im Gegensatz zum CFC einer der Meisterkandidaten.  © Picture Point / Gabor Krieg

Qualitätsdichte: Um diese Leistungen konstant abzurufen, zogen alle drei Spitzenklubs im Winter die richtigen Schlüsse und verstärkten ihre Teams in Kaderbreite und -tiefe. Beispiel Erfurt: Hier fehlen seit Wochen mit Samuel Biek (25) und Hajrulla zwei absolute Leistungsträger der bisherigen Saison, doch die Thüringer siegen unbeirrt weiter.

Im jüngsten Freitagabendspiel bei der Hertha U23 (1:0) waren es in Caniggia Elva (26) und Osayamen Osawe (29) zwei Neuzugänge, die für den Siegtreffer sorgten.

Altglienicke musste am Freitag in Chemnitz (1:0) auf seinen erkrankten Kapitän Philipp Zeiger verzichten. Er wurde durch Neuzugang Steffen Schäfer (28) souverän vertreten. Das goldene Tor erzielte mit Patrick Breitkreuz ein Joker kurz vor Schluss. Auch Top-Einkauf Philip Türpitz (31) hat sich einen Stammplatz erarbeitet.

In Cottbus konnten sich die Winter-Transfer Timmy Thiele (31) und Jan Shcherbakovski (21) nur teilweise durchsetzen, der höhere Konkurrenzkampf führte aber zu Leistungssteigerungen des Offensivdreizacks aus Malcolm Badu (25), Hottmann und Wähling. Sie entscheiden die letzte vier Partien zugunsten Energie.

Ganz anders bei den abgehängten sächsischen Vereinen: Der CFC, Lok und Chemie konnten oder wollten im Winter allesamt nicht nachrüsten. Das rächt sich jetzt.

TAG24 meint: In der Verfassung kann der Titelkampf nur über einen der drei genannten Klubs entschieden werden und wird bis zum letzten Spieltag spannend bleiben!

Titelfoto: Bildmontage: PICTURE POINT / Gabor Krieg, PICTURE POINT / Gabor Krieg, PICTURE POINT / Roger Petzsche

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